Vibius Valerius Victor
Marsus musste nachdenken, wenn der PU wirklich den Kaiser abschotten tut, musste was unternommen werden, nur war er sich nicht sicher ob der dem PP einen unzensierten Bericht übergeben sollte, der PP und der PU waren immerhin Freunde, vielleicht sollte er erst ein mal direkt vor Ort nach Informationen suchen und versuchen etwas in erfahrung zu bringen.
Er kannte einen Decurio der gerade die Landvilla bewachte, diesen würde er wohl fragen, er könnte vielleicht etwas wissen.
Meine Güte Ursus, du kannst nicht über finanziellen Mangel klagen, irgendein Praetorianer wird sich doch kaufen lassen. Und wenn nicht wird sicher einer finden der nachdem er diese Anschuldigungen hört sicherlich sein Ohr spitzen wird und sich umhören tut. Zumindest wenn es ein Kaisertreuer ist.
Marsus würde Ursus liebend gern sagen, dass dieser mit einem Praetorianer badet, doch seine Tarnung müsste in jedem Fall gewahrt werden.
Die Lagerthermen
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Ursus lachte und hielt dem Sklaven seinen Becher hin, damit er abermals gefüllt wurde. "Na, sicher, ich gehe zur Castra Praetoria oder noch besser zur Landvilla des Kaisers in Misenum, drücke den Jungs am Tor gut gefüllte Beutel in die Hand und schon bin ich beim Kaiser." Sicher, niemand, auch Ursus, würde Bestechungsversuche so dämlich einfädeln. Aber wenn auch sehr überspitzt, so traf es seine Situation recht gut. Um zu wissen, wen man schmieren konnte, mußte man die Männer kennen. Gerade die Praetorianer waren nicht gerade als bestechlich bekannt. "Hätte ich es mit jemandem aus der Kanzlei zu tun, würde ich kein Problem sehen. Aber die Praetorianer? Ich brauche einfach jemanden, der jemanden kennt, Du verstehst? Von hier aus ist das alles andere als einfach." Er redete sich um Kopf und Kragen und merkte es nicht einmal. Immerhin mußte er noch immer davon ausgehen, daß der Praefect jede Einzelheit des Gespräches brühwarm an den Marius und der widerum an den PU weiterleitete. Wobei auch noch damit zu rechnen war, daß alles weit schlimmer dargestellt wurde, als es wirklich war. Betrunken zu sein hatte eben auch seine Vorteile. Man machte sich schlicht keine Sorgen.
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Vibius Valerius Victor
Marsus dachte da an einen bestimmten Praetorianer der sehr Kaisertreu war, wenn dieser mitbekommen würde das man den Kaiser, mehr oder wenigen an sein Bett gefässelt hällt, würde dieser sicher einen Untersuchung der Begebenheiten zustimmen.
Nein Ursus, ein Bestechungsversuch bei den Praetorianern wäre Schwachsinn, man würde nur im Carcer landen. Aber wenn ein Kaisertreuer Praetorianer erfahren würde, dass man seinen Kaiser Handlungsunfähig in seinem Bett hällt, dann würde dieser das sicherlich prüfen, vor allem wenn er ganz nah am Kaiser sitzt.
Marsus überlegte ernsthaft ein Treffen zu organisieren, es müsste nur der richtige Praetorianer sein. -
"Kaisertreu." Ursus nickte bedächtig, wobei seine Umwelt irgendwie mitzunicken schien. Alles war so verschwommen und schwankte wie auf einem Schiff. Schiffe... Das war kein guter Gedanke. Schiffe hatten keine gute Wirkung auf ihn. Er drückte sich stärker mit dem Rücken an die Wand hinter ihm, vielleicht half das ja. "Ich kenne keinen einzigen von ihnen näher. Komisch eigentlich. Ich kenne so viele Leute. Nicht mal in der Factio haben wir einen von ihnen. Nicht, daß ich wüßte. Hm. Sie gelten als Kaisermörder und Kaisermacher. Aber im Moment kommen sie mir gar nicht revolutionär vor. Ich glaube also, sie sind kaisertreu. Trotzdem... Wie an einen von ihnen herankommen?" Er saß hier in Mantua. Die Innenstadt Roms konnte er nicht betreten. Natürlich lag die Castra Praetoria auch nicht innerhalb des Pomeriums, wäre also für ihn erreichbar. Aber was dann? Diesem Marius traute er nicht über den Weg. Aber mit wem sollte ein Legionskommandant sprechen, wenn nicht mit dem Praefectus Praetorio? Nein, das ging alles nicht.
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Vibius Valerius Victor
Der Legat schien ziemlich betrunken zu schein, sein Blick war relativ ausdruckslos, und Marsus glaubte, das der Leagat versuchte aufrecht sitzen zu bleiben.
Wenn ich ein Treffen mit einem Praetorianer vereinbare, könntest du ihm deine Vermutungen schildern. -
"Hahaha! Guter Spaß! Wenn ich schon keinen kenne wie solltest Du dann einen kennen?" Ursus schlug dem Praefecten auf die Schulter und lachte weiter. Urkomisch war das. Zumindest für einen Betrunkenen. Ein Mann, der am Ende der Welt Dienst tat und sich für Rom nicht die Bohne interessierte, wollte jemanden auftreiben, der direkten Kontakt zum Kaiser hatte! Ja, sehr schöner Spaß!
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Vibius Valerius Victor
Marsus wurde ernst, und das Gesicht passte wieder voll und ganz zu der Rolle die er als Victor einnahm.
Sehe ich aus als ob ich einen Scherz mache? Wenn das was du mir erzählt hast wahr ist, dann müssen wir was unternehem. Der Kaiser darf nicht abgeschottet dahinvegitieren. Und jeder Praetorianer wird das verstehen. Sie sind dafür da um den Kaiser zu schützen vor jedwedem Feind. Ob von innen oder außen. Also was gedenkst du zu tun? Ein Treffen währe sicherlich machbar.
Marsus blieb ernst und machte einen bedrohlichen Eindruck. -
Der Ton und die Miene seines Gegenübers brachten Ursus trotz seiner Betrunkenheit wieder halbwegs in den Ernst der Sache zurück. Es war nicht leicht, vernünftig zu denken, wenn der Wein das Hirn völlig einnebelte. "Unternehmen, ja. Sollten wir. Wenn Du wirklich jemanden kennst, treffe ich mich gerne mit ihm. Jederzeit. Nur innerhalb Roms nicht, da ich da nicht hin darf als Kommandant. Aber das Problem kennst Du ja."
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Vibius Valerius Victor
Victror grinste, er wusste zwar das der Legat nicht nach Rom durfte, nur das Problem an sich kannte er nicht er spielte ja nur einen Kommandanten.
Nun gut, ich werde dann heute Abend früher abreisen, so schöpft keiner Verdacht in Rom und ich habe Zeit mich mit dem Praetorianer zu treffen um einen Treffpunkt und Zeitpunkt für ein treffen mit dir auszumachen. Ich Reise in der Nacht ab. Komm ich hier ungesehen heraus?
Victor stieg aus dem Wasser und flüsterte dem Bediensteten zu:
Für den Legaten gibt es nur noch Wasser.
Victor wartete noch die Antwort des Legaten ab. -
Ursus stand auch langsam auf. Gar nicht so einfach, wenn die ganze Welt wankt. Ein Bediensteter reichte ihm eine helfende Hand und hüllte ihn dann auch gleich in ein Tuch zum abtrocknen. "Ungesehen? Dies ist eine Castra, niemand kommt ungesehen hinein oder hinaus. Aber Du kannst einen Boten begleiten, den ich ganz dringend auf den Weg schicken muß. Du verstehst..." Zwei Soldaten auf dem Weg nach Rom, das war völlig unverdächtig. In einer normalen Soldatenrüstung würde der Praefect nicht auffallen.
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Vibius Valerius Victor
Das war eine gute Idee, Marsus machte sich auf zu seiner Unterkunft.
Ursus ich packe mein Zeug, kannst du mir eine der euren Uniformen bringen lassen? Oder vielleich selber bringen? Um so weniger Bescheid wissen um so besser.
Marsus verließ die Thermen in Richtung seiner Unterkunft. -
Eigentlich eigenartig, so abzureisen. Doch noch war Ursus' Hirn zu vernebelt, um es so eigenartig zu finden, wie es war. So nickte er. "Das läßt sich einrichten." Er brauchte etwas länger, um die Thermen verlassen zu können, ohne als volltrunken aufzufallen. Daß er das überhaupt hinbekam, war nur dem aufmerksamen Bediensteten zu verdanken, der ihm reichlich Wasser zu trinken gab und ihm ein weiteres kurzes Bad im Kaltwasserbecken empfahl. Später, als sein Verstand wieder etwas besser funktionierte, schalt er sich dafür, daß er so unvernünftig getrunken hatte. Wie gut, daß der Praefect doch nicht so ein Arschloch war, wie im ersten Moment gedacht.
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Müde, schmutzig und stinkend erreichten die fünf Männer des Strafdienstes die Lagerthermen. Die Stimmung war auf dem Tiefpunkt, gerade einmal der erste Tag der Bestrafung war vorbei, weitere würden folgen.
"Was meinst du wohl, was der Alte macht, wenn wir wirklich etwas anstellen?" überlegte Mella laut. "Ich habe noch nie so viel Dreck auf einmal weggemacht, die halbe legio scheint sich total überfressen zu haben, solche Eier, wie die gelegt haben...." Die Anderen mumelten beifällig. Wenn einfaches zu spät kommen schon solche Auswirkungen hatte, was würde erst passieren, wenn einer von ihnen sonstige Pflichten vernachlässigte? Daran mochte man garnicht denken.Im apodyterium streiften sie die schmutzigen Sachen vom Körper und legten sie in verschiedene Nischen, zusammen mit ihren cingula. Es würde ganz schön dauern, die Flecken aus den Tuniken zu waschen, dachte Priscus bei sich und trottete vor den Kameraden her. "Hey, Graeculus, netter kleiner Hintern," frotzelte Macer. "Und seht mal Leute, der hat da was, das sieht aus wie ein Phallus... nur kleiner," sagte er und begann röhrend zu lachen. Mella rollte nur die Augen, während Musa antwortete: "Ich wusste garnicht, dass du auf Hintern stehst, Macer... Die der Huren scheinen dir nicht haarig genug zu sein, wie?"
Macer zuckte die Schultern und überlegte, was er antworten könnte.
Als sie im caldarium in die heißen Becken stiegen, seufzten die Männer wohlig. Die Muskeln, vom täglichen Training längst hart und verspannt, fühlten sich mit einem Mal etwas lockerer an.Macer schien den Streit in den Latrinen längst ad acta gelegt zu haben, seine Laune stieg mit jedem braunen Flecken, den er von seinem Körper rieb. "Wisst ihr," sagte er, "ich kann mich garnicht mehr daran erinnern, wie sich eine Frau da unten rum anfühlt. Ich war vor meiner Einschreibung noch zweimal im lupanar, weil ich dachte, wir haben die nächste Zeit keine Gelegenheit mehr dazu. Aber dass wir eine so lange Zeit ohne auskommen müssen.... Mein Speer könnte ein scutum durchbohren, habe ich langsam das Gefühl." Die anderen nickten zustimmend, mit Frauen sah es nicht gut aus. Strabo begann zu überlegten. "Kommt deine Zuneigung zu Priscus' Hintern da her?" fragte er Macer grinsend? "Je voller der Speer desto hübscher der Kamerad?"
Abwinkend rieb sich Macer den Arm. "Ach was, ich mache nur Spaß. Weißt du Priscus, du bist ganz in Ordnung, hast dich tapfer geschlagen auf dem campus, hätte nicht gedacht, dass du überhaupt was drauf hast, bei deiner Statur." Priscus hatte die Augen geschlossen gehabt, jetzt öffnete er sie und fixierte den Sprecher. Wenn Sarkasmus mit im Spiel war, hatte er ihn nicht gehört. "Und du scheinst ja doch mehr im Kopf zu haben als Stroh," entgegnete er mit einem Zucken des Mundwinkels. "Wo kommst du her?" fragte er seinen Kameraden."Aus Arretium, weiter nördlich von Rom. Mein Vater ist Händler. Sklaven, Wein, Öl, alles was du willst. Aber ich bin einer von fünf Söhnen, du kannst dir vorstellen, was das heißt," meinte er grinsend und rieb sich die Fäuste. "Mich haben Listen, Amphoren und Feilschen nie wirklich interessiert, ich bin eher der praktische Typ."Die Kameraden mussten grinsen, war der drahtige Vibier doch unermüdlich und nie verlegen, wenn es um eine Rauferei ging. Während Macer noch weiter erzählte, schweiften die Gedanken von Priscus ab.
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Aus einer Laune heraus war Licinus in die thermae gegangen. Er hatte seine Sachen in einer der Nischen verstaut und so konnte man zwar sehen, dass sich ein ranghoher centurio im Bad befand, aber wer ihn nicht schon kannte würde ihn auch nicht als primus pilus erkennen.
Ihm saß der Schalk im Nacken, als er ein Becken ansteuerte in dem eine Gruppe junger Männer saß, die zumindest ihm kein Begriff waren. Wenn er Glück hatte, dann kannten sie ihn auch noch nicht und er konnte sich mal wieder umhören ohne gesiebtes vorgesetzt zu bekommen.
Mit leichtem Schwung landete er im Wasser und ließ ein schnelles:
"Moin Kameraden!" von sich hören, bevor er erstmal das Becken ein paar Mal durchquerte.
Dann hing er sich am Beckenrand in der Nähe der Gruppe ein und ließ die Füße baumeln. Und die Seele gleich mit. -
"Moin Kamerad" , "Moin" , "Salve" , grüßten die tirones den Mann, der zu ihnen ins Becken kam, um sich zu entspannen. Der Gruß holte Priscus wieder aus seinen Gedanken heraus, die hierhin und dorthin geschweift waren und zuletzt am Grabmal seiner Schwester verweilt hatten. "Ja, sei gegrüßt", kam er hinterher.
"Wisst ihr, ich finde, dass alle tirones Freigang haben sollten, um sich den Frust von der Seele zu stoßen," sinnierte Macer gerade. "Nur ein Soldat, bei dem die Säfte im Gleichgewicht sind, kann auch gute Leistungen bringen!!!". Mella nickte bei seinen Ausführungen, aber Strabo schüttelte den Kopf. "Das stimmt nicht, die ganzen lupae machen deine Beine weich und du weißt, was passiert, wenn unser Schreihals merkt, dass einer schwächelt? Dann kannst du sicher sein, dass er uns über den campus hetzt, bis wir keuchen, aber bestimmt nicht vor Lust."
Priscus und Musa murmelten "Stimmt", während sie sich ausmalten, wie der Trebellier nebenher lief und die Nachzügler, die nicht mehr wollten, mit der vitis motivierte. "Wenn ich den nur mal im Dunkeln erwischen würde", murmelte Macer. Keiner der tirones mochte seinen centurio besonders, auch in Priscus stritten widersprüchliche Gefühle."Mein Vater hat mir immer gesagt, dass die centuriones das Rückgrat der legiones seien, oft hätten sie großen Anteil am Gelingen der Schlachten und Feldzüge gehabt...", gab er zu bedenken. "Das sagst du ja nur, weil dein Vater auch einer ist," maulte Macer. "Aber wir kämpfen und die befehlen..." Priscus zuckte mit den Schultern. Sein Vater hatte nie viel über den Krieg erzählt, schon garnicht, um seine Lieben nicht zu verängstigen. Er hatte immer wieder angedeutet, dass er in der ersten Reihe stand, unter dem Adler und dass nur ein diszipliniertes Heer Aussicht auf Erfolg haben konnte. Die ganzen Schindereien waren ja hoffentlich irgendwann vorbei. Er blickte den Soldaten an, der in der Nähe der Gruppe am Beckenrand hing und weil er seinem Alter nach schon Erfahrung zu haben schien, fragte er ihn: "Kamerad, sag mal, sind die Vorgesetzten immer so hart oder nur am Anfang während des tirocinium? Du scheinst schon einer der Älteren zu sein," meinte er freundlich. Alle Augen richteten sich auf den Iulier
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Wann immer seine Ohren Wasserfrei genug waren hörte Licinus die Gesprächsfetzen der jungen Männer. Es waren die üblichen Themen, die Ausbilder zu hart und die Weiber zu weit weg. Licinus gab sich Mühe nicht zu schmunzeln oder gar zu lachen. Was so schwer auch nicht war, schließlich hätte er prompt den Mund voll Wasser gehabt.
Nach einer kurzen Weile ausruhen wurde er dann um seine Meinung bezüglich der Ausbilder gebeten. Aber zuerst sagte er was zu seinem Alter:
"Jepp, da habt ihr recht. Ich bin jetzt schon über 16 Jahre dabei. War schon während des Krieges in Parthia Soldat. Aber an den werdet ihr euch kaum erinnern können," stellte er fest. Wenn sie wirklich zum frühesten Zeitpunkt eingetreten waren, dann waren sie vermutlich während des Feldzuges oder kurz davor geboren, vermutete er.
"Hart sind die Offiziere alle. Das wird nicht anders. Aber man selbst wird auch härter. Dann is das nimmer das Problem. Wichtiger wird ob sie gerecht sind. Is doch scheiße, wenn zwei für dasselbe unterschiedliche Strafen bekommen, nur weil der eine der Liebling ist. Wer is denn euer Ausbilder?
Meiner war damals Saufeius Simplex. Na, is lang her. Nen Arschloch ohne gleichen, müsst ihr wissen. Beim Laufen immer am Rand gestanden und am Schluss die geprügelt, die zu langsam waren. Dem hätten wir damals auch gern ne Abreibung verpasst. Is aber nicht, hab keine Lust gesteinigt zu werden."
Klar übertrieb Licinus hier ein bisschen, zum Schluss hob er noch die Achseln um einen gewissen Fatalismus zu zeigen.
"Beste is, wenn man immunes wird. Nen Freund von mir is Schmied, da kannste ne ganz schöne Summe nebenbei machen, wenn die Offiziere Sonderanfertigungen haben wollen. Ich selbst bin in der Schreinei bei den Ballisten. Nicht ganz so viel Geld zu machen, aber auch ganz schön."
Licinus flunktere das blaue vom Himmel herunter ohne Rot zu werden. -
Die Männer bekamen große Augen und spitzten die Ohren, die Huren und die Ausbildung waren für einen Moment vergessen. Sie hatten also einen echten Veteran vor sich, wenn er Schreiner war, dann hatte er die Waffen, die er baute, bestimmt auch schon abgeschossen. Scheu und Bewunderung machte sich bei den tirones breit, die außer dem staubigen campus noch nicht viel vom Soldatentum gesehen hatten.
Nun konnte er ihnen alles erzählen, sie würden ihm glauben. "Unser centurio ist Trebellius Vetulio... Auch ein harter Knochen, aber ich muss sagen, er ist gerecht. Er schlägt nicht grundlos und behandelt uns alle gleich," überlegte Priscus laut. Selbst Macer musste nicken und beschloss, den centurio nicht zu vermöbeln, weil er auch nicht gesteinigt werden wollte. Stirnrunzelnd fragte er :"Kann ich als einfacher Soldat auch etwas bei den fabricae bestellen? Ich bräuchte vielleicht eine Lederbandage für meinen Unterarm, damit ich mir nicht immer alles aufscheuere beim Kampftraining." Auch Priscus hob die Augenbraue, konnte er Zusatzausrüstung doch auch gut gebrauchen, wenn sie nicht zu teuer war.
Mella hörte den anderen garnicht zu sondern fragte gleich: "Hast du welche von den Parthern erwischt? Mit der ballista oder dem Schwert?", fragte er mit funkelnden Augen.
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Ah der Kollege Trebellius, Licinus kannte natürlich jeden einzelnen der centurionen, erklärte wenig und setzte drauf, dass die tirones sich selbst zurechtfänden, fiel ihm zu dem Mann ein. Nicht unbedingt Licinus Methode, hatte aber auch ihren Sinn. Außerdem einer von denen, die ohne Frau auskamen und dafür in jedem Lupanar einen anderen Liebling hatten. In Sitzungen der centurionen gerne mal laut. So lautete der Steckbrief, den er im Kopf hatte, aber das alles konnte ein kleiner immunes natürlich nicht wissen, also blieb es bei einem kurzen:
"Nee Jungs, da kann ich euch nichts sagen. Von dem Trebellier hab ich zwar schon gehört, aber selbst noch nix mit ihm zu tun gehabt.
Aber euren optio kenn ich glaub ich. Tallius Priscus, nicht? Der hat auch ganz schön Ahnung von ballisten und dem restlichen Kriegsgerät.", klärte Licinus auf. Ja, die Zeit, als der Tallier sein optio war lag auch schon ein wenig hinter ihnen. Der war auch schon ewig bei der legio, er wusste aber nicht, ob schon in der Verlängerung.
"Klar, jeder kann was bestellen, aber für das meiste habt ihr probati einfach net genug in der Tasche. An was denkst du denn?" War doch die Frage, die man an dieser Stelle stellte, oder? Die letzten wirklich lockeren Gespräche mit Mannschaften waren jetzt doch schon eine Weile her, wie Licinus immer mehr auffiel.Und dann kam sie wieder, die obligatorische Nachfrage nach Parthia. Er hatte es ja selbst provoziert. Und prompt war er wieder da. In der Schlacht, am Feuer, in der Kloake und im letzten Lager. Alles zugleich sah er. Langsam kam die Antwort:
"Vor Edessa, ich war an die Artillerie abkommandiert. Sicher haben wir welche erwischt, gesehen hab ich das nicht mehr. Aber sie auch, so viele Pfeile könnt ihr euch nicht vorstellen. Und weit, viel weiter, als unsere Bögen."
Licinus brach ab. Es war schwer, darüber zu erzählen, wenn man nicht die volle Wahrheit sagen wollte. Noch schwerer als sonst. -
Die Kameraden zuckten nur die Schultern. Priscus sah sich um, ob sie auch alle ungestört waren, dann raunte er dem Veteranen zu: "Zum Tallier müssen wir nachher noch... Es gab einen kleinen Zwischenfall beim Latrinenreinigen und er war nicht gerade bester Laune," meinte er ein wenig zerknirscht.
Derweil überlegte Macer, was er mit seinem doch recht mickrigen Sold an Zusatzausrüstung kaufen konnte. "Ich hatte wie gesagt erst mal an einen Unterarmschutz gedacht... Noch nie in meinem Leben hab ich mir den Arm so oft aufgerissen wie die letzten Tage beim Kampftraining," entgegnete er dem Iulier. Strabo überlegte. "Du könntest die Kanten deines scutums doch polstern... Mit weichen Stoffen und vielleicht ein paar Blumen darauf malen.... Der centurio wäre bestimmt begeistert von der Idee, sagt er doch immer, wir sollen uns selber Lösungen überlegen, wie wir am besten mit der Ausrüstung klarkommen," frotzelte er den Vibier.
Bei den Erzählungen zu Parthia wurden die Männer ganz still... Doch von heroischen Geschichten, wie sie sie erwartet hatten, erzählte der miles nichts. Nur von den Pfeilen. Den vielen Pfeilen. Priscus war komisch zumute, er hatte das Gefühl, dass der Kampf bei diesem Mann Spuren hinterlassen hatte. Um die Situation aufzulockern, räusperte er sich und meinte mit aufgesetztem Grinsen: "Aber ihr habt es ihnen ordentlich gezeigt, nicht wahr? In Nicopolis habe ich gehört, dass die Parther schreiend davon liefen, als unsere milites sie zum Kampf stellten und dass die Städte sich fast kampflos ergaben. Ihr habt wahre Heldentaten vollbracht, nicht?" Vielleicht war sein Gegenüber auch ein Mann, der er gerne mochte, wenn man nachfragte und seine Taten nur preisgab, wenn er sich ganz sicher war, dass er von allen Zuhörern auch die volle Aufmerksamkeit hatte.
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"Mal abgesehen davon, dass es sicherlich sehr amüsant aussehen würde, ich würde nichts am Schild festmachen. Das wird nur abreißen," antwortete Licinus, der nur allzu gern dabei sein würde, wenn ein Soldat mit Tüll am Schild vor seinen centurio trat. Anderersetis würde das so oder so das ganze Lager mitbekommen, auf die eine oder andere Weise.
"Das sollte auf jedenfall auch bei deinem Sold drin sein. Es braucht ja nicht viel. Frag einfach mal nach Stoffverschnitt von einer Offizierstunica. Der Stoff ist dünner und du kannst ihn dir wie eine Bandage um den Arm binden. Aber nicht zu fest sonst wird er taub. Aber wenn er zu locker ist löst er sich. Wirst du mit der Zeit aber lernen."Licinus schluckte noch mal tief, bevor er sich freiredete. So lange er von den Erfolgen sprach, ging es, den Chaboras musste er ausblenden.
"Schreined davon liefen? Na, das sicher nicht. Aber ja wir haben es ihnen gezeigt, als sie vor Edessa an unseren Adler heranwollten. Haben uns erst ganz schön in Bedrängnis gebracht, aber die erste cohors einer legio, es gibt keine Einheit, die dagegen ankommt. Die waren umstellt, müsst ihr wissen, und haben natürlich trotzdem den Adler nicht preisgeben. Während wir an den Geschützen geochst haben, so schnell wurden die noch nie bedient, das garantier ich euch. Keine Ahnung, wie viele Boltzen wir rausgejagt haben, aber es müssen hunderte gewesen sein. Und irgendwann wurde der Druck dann weniger und die Kameraden standen wieder frei. Der Feind war geflohen. Wir waren total hinüber, aber das Gefühl war überwältigend, sag ich euch. Aber das kann man nicht beschreiben."
Eigentlich erinnerte er sich da leicht anders, dass sie keine Zeit mehr gehabt hatten, zu triumphieren und stattdessen dem Feind hatten nachsetzen müssen. Bis heute hatte er nicht verstanden warum sie und nicht die Reserve.
"Und eine Stadt haben wir tatsächlich fast kampflos genommen. Ich kenne die Geschichte nur aus zweiter Hand, aber eine kleine Gruppe ist durch die Kanalisation eingedrungen, hat sich durch die Stadt geschlichen, die Torwachen überrumpelt und die Stadt geöffnet. So schnell wie die erste dann drin war konnten die Parther gar nicht reagieren.
Einer dieser Helden von Circesium ist noch heute bei uns. Der primus pilus."
Naja, das war jetzt wieder die Propagandaversion, ganz so glatt war es ja nicht gegangen, um ein Haar sogar gekippt, aber die Erzählungen sollten die Jungs ja motivieren.
Gespannt sah er in deren Gesichter um zu sehen, was seine Erzähungen bewirkt hatten.
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