Conventus

  • Mit gemessenem Schritt betrat ich die würdigen Hallen und ließ mir den Weg weisen. Es war das erste mal für mich, hier zugegen zu sein. Als ich den Ort der Versammlung betrat und bereits einen Teilnehmer sah, grüßte ich ihn. Ich war mir sicher, ihn bislang noch nicht kennengelernt zu haben, doch meine Hand dafür ins Feuer zu legen, das würde ich dann doch nicht wagen.


    "Ich grüße Dich, ich bin Titus Aurelius Cicero. Magistratus aus Mantua.

  • Darauf vertrauend, dass diesmal ein Anderer ein ausreichend Maß an Oliven mitbringen würde, betrat ich die Räumlichkeiten des Conventus.


    "Salvete. Habt ihr Oliven dabei?"

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  • Meine Augenbraue rutschte dezent nach oben. Auch dieser Mann war mir nicht bekannt, aber die Sorge um sein leibliches Wohl erregte eine gewisse Heiterkeit bei mir. Ich musste darauf reagieren und antwortete leicht lächelnd, aber mit einer betont sachlichen Nuance in der Stimme:


    "Mein Sklave vertritt sich vor dem Palast die Beine. Falls unser Conventus gefährdet sein sollte, durch den Mangel an Oliven, so würde er sicherlich welche vom Markt holen können."

  • Oh, ein unbekannt Gesicht. Natürlich, er kannte die Gepflogenheiten des Consiliums noch nicht; das erklärte vermutlich den erstaunten Gesichtsausdruck. Und so antwortete ich ohne irgendwelche Ironie.


    "Ein Conventus ohne Oliven - das wäre eine Katastrophe."


    Alle würden aneinandergeraten, wenn wir nicht zur Entspannung Olivenkerne zerbeissen könnten. Oder, wenn es ruhig zuging, einschlafen.


    "Ein solches Unterfangen mittels deines Sklaven wäre im Notfall löblich... Aurelius Cicero?"


    Ich reichte meine Hand.


    "Secundus Flavius Felix mein Name. Willkommen beim Conventus."

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  • Der Name war mir durchaus geläufig, nicht aber sein Gesicht. Gerne ergriff ich die Hand und schüttelte sie kräftig. Allerdings wurde mir etwas flau im Magen, wenn ich an den Gedanken dachte, hier in Kürze eine Runde von Männern um mich zu haben, die freudvoll auf Olivenkernen bissen, auf das sie zwischen den Kiefern zerknacken mögen. Der Gedanke an dieses Geräusch ließ mir eine Gänsehaut auf dem Rücken entstehen.


    "Korrekt, Aurelius Cicero aus Mantua. Es freut mich, Dich von Aug' zu Auge kennenzulernen. Habe ich doch schon derweil einen stark gewachsenen Zweig der Freundschaft zu Deinem Hause. Flavius Furianus ist es, mit dem mich ein Band der Freundschaft bindet. Und ich mag hoffen, das es nun bald derer zwei sein mögen."

  • Der Kaiser betritt den Raum, blickt sich kurz um und nimmt Platz.


    "Wie ich sehe, sind wir noch nicht vollzählig. Trotzdem heiße ich die Anwesenden schon einmal herzlich willkommen."


    Freundlich nickt er jedem zu, insbesondere dem Gast der Versammlung, Aurelius Cicero.

  • "Ja, ja, mein Sohn hat viele Freunde, sagt man."


    Mein Gesichtsausdruck ließ - trotz des Lächelns - nicht erkennen, was genau ich damit sagen wollte. Und gerade als ich weiterreden wollte, trat schon der Kaiser ein. Ich grüßte angemessen, und flüsterte dann dem Prätorianerpräfekt meine Hoffnungen zu...


    "Macer hat sicher daran gedacht. Ich denke auch dass er diesmal dran ist welche mitzubringen."

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  • Das Nicken des Kaisers erwiederte ich freundlich. Diese Einladung kam zum rechten Augenblick, immerhin hoffte ich so, mir den langwierigen Weg einer Audienz ersparen zu können. Eine Frage hatte ich an den Kaiser. Nur eine. Doch die konnte noch warten.


    Die freundlichen Worte des Flaviers erhielten ebenfalls ein freundliches Nicken. Doch erinnerte ich mich in diesem Augenblick zufälligerweise an die Worte meines alten Gelehrten, der mir einst mahnend die Frage stellte, ob nicht auch Brutus freundlich lächelte, bevor der den Caesar verriet. merkwürdig, wieso ich ausgerechnet jetzt daran denken musste.

  • Hungi nickte dem Imperator, der gerade angekommen war, zu und setzte sich ebenfalls hin. Die Aussicht auf ein paar Oliven, die Macer diesmal mitnehmen sollte, stimmte ihn auf jeden Fall gnädig. Aber er hoffte inständig, daß diesmal nicht nur öde Standeserhebungen diskutiert werden. Jedes Mal ging Hungi dann als Buhmann aus der Sitzung, das war fad mit der Zeit.

  • Der Kaiser nahm einige Schriftrollen in Augenschein, welche ihm von einem Scriba gereicht wurden. Zufrieden nickte er dem Schreiber zu und ließ die Schriftstücke reihum verteilen.


    "Beginnen wir mit der Diskussion über mögliche Erhebungen. Die Schriftrollen, welche euch vorgelegt wurden, beinhalten die Empfehlungen des Quaestor Principis. Studiert sie und teilt mir eure Meinung mit."


  • Er wusste es. Wieder mal öde Standeserhebungen. Schnarchprogramm per excellentissimus. Lustlos nahm er die Schriftrollen an sich und las sie durch.


    Detritus... von mir aus. Annaeus Sophus... hmm. Annaeus Metellus... hmm. Wofür? Sollen sich die Patrone um ihre Schützlinge kümmern.


    'Hm? Er?' dachte Hungi zuerst erstaunt, dann fiel er in schallendes Gelächter aus und kriegte sich kurz nicht ein.

  • Aufmerksam studierte ich das Schriftstück. Eigentlich ging ich ja davon aus, wir würden hier über wichtige Themen diskutieren. Doch wie sollte ich hierüber diskutieren können? Durch meine jahrelange Abwesenheit kannte ich kaum einen. Nun gut, Detritus kannte ich. Und Annaeus Metellus ist unser Klient. Doch traf ich ihn nur einmal flüchtig. Deshalb hatte diese Thematik eigentlich keinen sonderlichen Reiz für mich, und ich hielt mich zurück. Nur äußerte ich dezent.


    "Erstaunlich viele Annaear auf der Liste."

  • Aufmerksam las ich die Liste. Hatte die mein Sohn selbst niedergeschrieben, oder einen Scriba damit beauftragt? Sie war jedenfalls sehr leserlich geschrieben...


    "Octavius Detritus, dafür."
    Er war zwar nicht mein Klient, aber ich selbst hatte ihn in der Regio-Verwaltung installiert, und verfolgte somit seine Karriere mit Interesse.


    Annaeus Sophus, Annaeus Metellus, Helvetius Tacitus, Agricolus Tarquinius, Scribonius Skjeld, Matinius Metellus... Iulius Lepidus? Lauter Namen, die ich nie vernommen hatte.
    Aennaeus Scipio klang irgendwie bekannt


    "Als ehemaliger Rector der Schola Atheniensis verfolge ich ein wenig die Geschicke der dort aktiven Mitrömer. In letzter Zeit wurde besonders oft der Name Decima Valeria in zusammenhang mit Lob ob ihren Fleisses genannt. Auch im Cultus Deorum soll sie recht fruchtbringend tätig sein."


    Da Meridius nicht aus Germanien angereist war, würde vermutlich niemand sonst eine Decima vorschlagen. Und ich überlegte, ob und welche Zuwendung ich von den Decimern dafür verlangen könnte.

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  • Zustimmend nickte ich.


    "Ja, Detritus ist ein rechter Römer, der sich engagiert für das Imperium."


    Bezüglich der Annaear wollte ich noch etwas hinzufügen. Mir fiel ein, das meine Nichte vom Augur Annaeus Sophus berichtete.



    "Wenn so viele Annaear gelistet sind, so scheinen sie würdig zu sein. Der Annaeus Metellus selbst ist der Klient der Aurelia. Schon deshalb könnte ich ihn hier empfehlen. Doch ist er noch jung. ich möchte stattdessen vielmehr den Annaues Sophus vorschlagen. Er ist alt und weise, und diese Ehre wäre sicherlich eine Freude für sein altes Herz."

  • Während die Anwesenden bereits die ersten Kommantare zu den Dokumenten abgeben, blickt der Kaiser etwas unruhig umher. Noch immer sind einige Plätze unbesetzt, was er sich nicht erklären kann. Auch die Senatoren Felix und Hungaricus schienen deshalb etwas unruhig zu sein. Sicher würden sie bald wieder anfangen, nervös einige Oliven zu verspeisen, dachte sich der Kaiser. Dann stellte er fest, dass gar keine Oliven auf dem Tisch standen und wandte sich wieder den Standeserhebungen zu.


    "Dann scheinen wir uns bei Detritus ja bereits einig zu sein, soweit es die Anwesenden hier betrifft."


    Der Kaiser lässt sich die entsprechende Rolle reichen und macht einen Vermerk.


    "Senator Felix, was kannst Du uns genaueres über Decima Valeria berichten?"

  • Dezent nickte ich, als der Name des Detritus fiel. Da eine gewisse Pause eintrat, in der wohl die gewichtigen Personen nachzudenken pflegten, da war ich durchaus froh, am Tische keine Oliven vorzufinden, die hätten geknackt werden können. Welch grauenhaftes Geräusch. ;)


    Gespannt hörte ich der Stille zu und fragte mich, wer denn wohl Decima Valeria sein möge.

  • Mit einiger Verspätung aufgrund der kurzfristigen Einladung erreichte Macer den Versammlungsraum und betrat ihn vorsichtig, um die laufende Sitzung nicht plötzlich zu stören.


    "Mein Kaiser, bitte entschuldige mein verspätetes Erscheinen. Die Einladung erreichte mich erst vor nicht einmal zwei Stunden."


    Er nahm Platz und legte seine Schreibutensilien auf dem Tisch, auf dem bereits einige Dokumente ausgebreitet waren. Suchend blickte er sich um, winkte dann einen Diener herbei und murmelte ihm etwas zu. Dieser nickte, verschwand und kam wenig später mit einer kleinen Schale zurück. Macer nickte ihm dankbar zu, holte einen Leinenbeutel hervor und schüttete die darin befindlichen Oliven in die Schale, die er schließend mit einem freundlichen Lächeln auf dem Tisch platzierte.

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