Triclinium | Furianus, Milo

  • Der Tisch war aufgedeckt und Sciurus hatte den Herrn Furianus bereits das Triclinium betreten gesehen. Daher führte er den Besucher, oder vielleicht auch Bewohner der Villa, dorthin. "Bitte wartet einen Augenblick."


    Er trat ein und neben Furianus Kline. "Herr, ein Herr, der angibt euer Bruder zu sein, wünscht Euch zu sprechen. Sein Name ist Titus Flavius Milo."

  • Zitat

    Original von Sciurus
    Er trat ein und neben Furianus Kline. "Herr, ein Herr, der angibt euer Bruder zu sein, wünscht Euch zu sprechen. Sein Name ist Titus Flavius Milo."


    Furianus, der gerade einen Schluck vinum nahm wunderte sich warum der Sklave so nah an ihn herantrat.
    Doch als er das Gesagte vernahm weiteten sich seine Augen und er schluckte runter, warf den mittlerweile leeren Becher fort.


    "Das kann nicht sein! Wehe du scherzt, Sklave. Bring ihn her."

  • Ohne sich anmerken zu lassen, wie seltsam das Verhalten des Furianus auf ihn wirkte, würde kein Sklave doch in solchen Belangen zu scherzen belieben, nickte Sciurus und entfernte sich mit einem leisen "Ja, Herr."


    Er trat zur Tür und wies in den Raum. "Herr, Flavius Furianus ist bereit Euch zu empfangen."

  • Milo wartete ungeduldig im Atrium. Als er endlich eintreten durfte, ging er mit schnellen Schritten in das Triclinium, wo er auch sofort seinen vermeintlichen Bruder erspähte. Er blieb stehen und starrte diesen an. "Bruder?"


    Milo schüttelte über seine regelrechte Sprachlosigkeit verärgert den Kopf und räusperte sich noch einmal. "Bist du der Sohn meines Vaters, Secundus Flavius Felix?"
    Während er auf die Antwort wartete, musterte er sein Gegenüber genau. Eine gewisse Ähnlichkeit mit sich selbst konnte er nicht leugnen, doch von nun an plötzlich einen neuen Bruder zu haben schien ihm unvorstellbar.

  • Furianus richtete sich auf, lag nicht mehr auf der Kline.
    Deutlich schaute er ihm in die Augen.


    "Ja, ich bin der Sohn des Senators Flavius Felix. Doch wer bist du?"


    Furianus stand nun auf.


    "Scherze nicht mit mir."

  • Milo verschränkte die Arme hinter seinem Rücken und sah Furianus ebenso direkt an. Seine Haltung war lässig, denn er war sich seiner Sache sicher.
    "Ich bin Titus Flavius Milo, ebenfalls Sohn des Senators Secundus Flavius Felix, und ich scherze nicht. Meine Mutter starb bei meiner Geburt in Britannia, so dass ich bei Zieheltern aufwuchs. Als ich das Alter von 5 Jahren erreicht hatte, zogen wir nach Baiae, hier in Italia, wo ich die meiste Zeit meines bisherigen Lebens verbrachte. Man erzählte mir von meinem leiblichen Vater. Doch man erzählte mir nichts von einem Bruder."
    Die Geschichte kam ihm merkwürdig vor, doch war es aufgrund des schwachen Kontakts nicht ausgeschlossen, dass seine Zieheltern nicht gründlich informiert waren. Er hoffte, dass sich nun alles aufklären würde.

  • Furianus traute seinen Ohren nicht. Die Überraschung war ihm wirklich anzusehen, denn seine Augen weiteten sich zusehens.
    "Bei den Göttern..."sagte er leise für sich während er Milo weiterhin in die Augen schaute.
    Doch er war noch unsicher, zu sehr zerrüttelt.
    Langsam kam er ihm näher, bis er direkt vor ihm stand, nur eine Handbreite trennte ihn vor dem Gesicht des Mannes.


    "Wer war deine Mutter?"

  • "Aemilia Claudia Ingens Animi" antwortete Milo. Er erwiderte den eindringlichen Blick ohne zu wanken. Tatsächlich erkannte er immer mehr Ähnlichkeiten und bekannte Züge bei seinem Gegenüber. Sie waren gleich groß und hatten die gleiche Haarfarbe, doch noch konnte all dies ebenso gut Zufall sein. Vielleicht war es auch ein Halbbruder, ein Sohn aus einer späteren Ehe.
    "Wie lautet der Name deiner Mutter?"

  • Ohne auf die Frage zu antworten starrte ihn Furianus noch einige Augenblicke an, bis er sich langsam näherte und Milo in die Arme Schloss.
    In der Umarmung antwortete er leise.


    "Die Gleiche, Bruder."


    Und ein paar Tränen liefen ihm dabei die Wange herunter.
    Der Schmerz seine Mutter nie kennengelernt zu haben saß tief und nur selten wurde er dem erinnert, doch heute so unerwartet wie plötzlich.

  • Wie versteinert blieb Milo stehen und konnte es zunächst kaum fassen. Zögerlich erwiderte er die Umarmung. Nach einiger Zeit löste er sich wieder, um seinen neuen Bruder anzusehen.
    "Ist es wirklich wahr? Doch wie kann das sein? Weshalb weiß ich nichts von dir? Wo... Wo hast du all die Jahre gelebt?"
    Seine Fassung allmählich wieder findend schüttelte er grinsend den Kopf.
    "...Bruder." Bei diesem Wort wurde ihm das Absurde an dieser Situation bewusst und er konnte nicht anders als einfach nur breit zu grinsen.

  • Emotionen überrannten ihn und Furianus wische sich lächelnd ein paar Tränen aus den Augen.


    "Das Selbe könnte ich dich auch fragen. Na was glaubst du denn wo ich war? In Britannia natürlich."


    Er legte seinem Bruder die Hand auf die Schulter und schüttelte den Kopf.


    "Ich kann es kaum fassen. Doch eines verstehe ich nicht. Mutter war nur ein einziges Mal schwanger und ist nach meiner Geburt gestorben. Wie, wie kannst du dann existieren?"


    Der Gedanke an einen Zwillingsbruder war ihm doch sehr fremd, hatte er doch nur Zwillinge gesehen, die das völlige Abbild des Anderen waren. Aber hier war es ganz und gar nicht ein Abbild.

  • Milo legte ihm brüderlich den Arm um die Schultern. Doch das Grinsen war nicht mehr loszuwerden. Er wusste nicht genau warum, aber in diesem Moment freute er sich einfach nur.
    "Das sind wahrhaft erstaunliche Entwicklungen. Doch lass uns Platz nehmen und es in Ruhe besprechen. Ich habe einen langen Ritt hinter mir und langsam machen sich meine Beine bemerkbar."
    Er ließ ab von Furianus und ließ sich auf eine der Klinen fallen.
    "Eine merkwürdige Geschichte, wohl wahr. Die Geschichte, welche man dir erzählte, scheint der meinigen bis aufs Detail zu gleichen. Sind wir etwa Zwillinge?"
    Milo kratzte sich nachdenklich am Kinn. Er hatte von dieser Möglichkeit gehört, kannte persönlich aber keinen solchen Fall.

  • Furianus, noch immer überwältigt, nickte nur und setzte sich auf eine Kline neben Milo.
    Seinen Kopf vergrub er in seinen Händen und schien nachzudenken.


    "Es ist keine Geschichte, Milo. Ich würde alles geben nur um unsere Mutter zu sehen, es ist so leer in meiner Brust ohne sie, mir fehlt etwas."


    Doch vielleicht war der Platz ja noch zu füllen. Vater und Claudia herrschten in seinem Herzen, doch es war noch immer leer.
    Doch er erhob das Haupt.


    "Recht einzigartig und doch möglich, Milo."


    Und das Lächeln kehrte wieder.


    "Doch sag, wie ist es dir ergangen, was hast du gemacht?"

  • Milo sah grüblerisch an die Decke und ging die Enthüllungen der letzten Minuten noch einmal neu durch. Unfassbar, dass sich soetwas tatsächlich zutragen konnte. Er nahm sich fest vor, mit seinem Vater noch einmal darüber zu reden, um die Details zu ermitteln wie die einzelnen Teile des Geschehens zusammenpassten. Die Geschichte schien ihm beinahe zu fantastisch, als dass sie wahr sein könnte. Dennoch war sie es. Er besann sich wieder auf das Gespräch und blickte zu Furianus hinüber.
    "Mir ist meine Ziehmutter eine wahre Mutter gewesen. Weitaus schwieriger scheint es mir, für diesen mir noch fremden Vater einen Platz in meinem Leben zu finden. Auch an meinen neuen Bruder muss ich mich wohl erst noch gewöhnen. Doch wo befindet sich unser Vater? Der Sklave berichtete mir, er sei auf einem Landsitz außerhalb Roms. Du verstehst sicher, dass ich darauf brenne ihn endlich kennen zu lernen."
    Er musterte Furianus und ließ diese neuen Tatsachen auf sich wirken.
    "Doch mir ist es gut ergangen. In Baiae lässt es sich wahrlich leben und meine Zieheltern haben es mir an nichts fehlen lassen. Im Alter von 5 Jahren wurde ich der edlen Dame Agrippina in Baiae anvertraut, welche in gutem Kontakt zu uns Flaviern steht. Sie hatte einen weiteren Sohn, so dass ich mit diesem gemeinsam aufgezogen werden sollte. Sowohl in den geistigen, als auch in körperlichen Disziplinen waren wir einem anspruchsvollen Lehrplan unterworfen und meine Ziehmutter überwachte unseren Fleiß mit Strenge. In den letzten Jahren lernte ich dann auch das Nachtleben von Baiae kennen."
    Er lächelte geheimnisvoll und erinnerte sich an die Abenteuer, welche er dort schon erlebt hatte. Gerade die letzten Tage vor seiner Abreise nach Rom wusste Milo natürlich wohl zu nutzen.
    "Doch meine Ziehmutter begann allmählich ungeduldig zu werden, ich solle etwas aus mir machen. Widerwillig musste ich ihr nach langen Diskussionen schließlich zustimmen und aus diesem Grunde bin ich nun hier. Rom kenne ich bislang nur aus kurzen Besuchen anlässlich einiger großer Feste und so weiter, doch jetzt wird es mich wohl kennenlernen. Aber was ist mit dir? Seit wann bist du hierher zurückgekehrt? Hast du dir bereits einen Namen gemacht, auf dass ich mich in eine Aufholjagd stürzen muss?"
    Milo zwinkterte ihm versöhnlich zu und sah sich dann nach einem Glas Wein um. Er fand auch eine Karaffe und schenkte sich sogleich voll ein, um den Ausführungen seines Bruders nicht durstig lauschen zu müssen.

  • Furianus lächelte, als er sah, dass sein Bruder sich selbst einschenkte und fragte sich in diesem Augenblick wozu sie so viele Sklaven haben, die doch nie da sind.


    "Mir erging es...naja. Ich wuchs weiterhin in Britannia auf und in bescheidenen Verhältnissen, doch reichen für die hiesige Bevölkerung. Nun ja, ich wusste nichts, man erzählte mir Jahre lang meine Eltern seien beide verstorben. Aber plötzlich, an meinem achtzehnten Geburtstag, offenbarte man mir die Wahrheit und den Namen meines Vaters.
    Lange kämpfte ich damit Britannia zu verlassen und mich in die Ungewissheit zu stürzen oder mein Leben dort zu verbringen. Wie du siehst entschied ich mich für letzteres und tauchte hier auf. Zum Glück nahm mich Vater mit offenen Armen auf, denn andernfalls wäre ich gegangen."


    Er nahm auch einen Schluck.


    "Vielleicht kennst du unseren Vater nicht so gut wie ich es tue, obwohl ich selbst daran zweifel. Er ist ein verdienter Mann, er war Preafectus der Classis Misenensis, lange Zeit Legatus Augusti pro Praetore in einer anderen Provinz und vor einigen Jahren noch in dieser. Er ist einer der Mächtigsten und Milo, das sage ich dir in vollem Ernst, hole nicht mich auf, strebe danach so wie Vater zu werden. Dies ist nämlich auch mein Ziel. Vater hat sich nun aber zur Ruhe gesetzt und lebt nun auf unserem Gut in Sardinia, doch kommt er ab und zu nach Rom. Vermutlich um mich zu kontrollieren und sehen, dass die Villa noch steht."
    Sagte er grinsend.
    "Aber nun zu mir. Wie es nunmal als Patrizier meine Pflicht war bin ich sogleich zur Legion gegangen, der Ruhmreichsten, der Legio Prima Pia Fidelis. Dort diente ich zwei Jahre, aber die Sehnsucht nach Rom trieb mich von dort weg, zu den Vigiles, wo ich meine Karriere als Optio beendet hatte, um in die Politik zu gehen. Ich war Quaestor Principis, der persönliche Sekretär des Kaisers und nun, nun bin ich Aedilis Curulis und hoffe mich nach meiner Amtsperiode im Senat wieder zu finden."


    Noch ein Schluck folgte.


    "Weißt du schon welchen Weg du gehen willst? Meine Unterstützung, sowie auch die der ganzen Familie, wirst du immer bekommen, egal wohin es dich verschlägt."

  • Milo zog seine Mundwinkel sichtlich beeindruckt nach unten und nickte anerkennend.
    "Aedilis Curulis! Dann habe ich ja noch einiges vor mir! Du hast es weit gebracht, Bruder. Ich bin mir nicht sicher, ob ich meine Karriere ebenso gut meistern werde. Von der Bedeutung unseres Vaters wusste ich, doch sein Lebenslauf erschien mir bislang zu fantastisch, als dass ich mich je mit ihm vergleichen könnte. Ich werde klein anfangen müssen und mich Schritt für Schritt nach oben arbeiten. Momentan zieht mich alles nach Rom. Ich möchte die Stadt erleben und genießen. Auf dem Forum möchte ich mich umhören, mir vielleicht ein paar Klienten zulegen. Kurzum, mich erst einmal einleben, informieren und auf den neuesten Stand bringen. Vielleicht erkundige ich mich später einmal bei einem der höheren Magistrate nach einer angemessenen Anstellung."
    Er blickte nachdenklich in sein Weinglas. Dann fiel ihm noch etwas auf und er sah Furianus fragend an.
    "Doch was zog dich zu den Vigiles? Weshalb gingst du nicht zu den Cohortes Urbanae? Die Vigiles sind doch eine Bande von Freigelassenen, wenn ich mich recht entsinne."

  • Furianus lächelte, er hatte sowas erwartet.


    "Freigelassene und Peregrini. Die, die vielleicht später einmal das römische Bürgerrecht bekommen. Und wo wäre ich nützlicher als vielleicht spätere Bürger formen zu können? Formen zu anständigen Römern mit unseren Tugenden. Das war mein Entschluss zu den Vigiles zu gehen."

  • Milo hörte zu und versuchte die Argumentation nachzuvollziehen.
    "Die Gründe für dein Handeln sind gut und löblich. Ich selbst wäre nicht dazu in der Lage, derart selbstlos zu handeln!"
    Er lehnte sich auf der Kline zurück und trank von seinem Wein. Es handelte sich um einen vorzüglichen Tropfen, der demjenigen aus Baiae in nichts nachstand. Milo merkte, wie sein Hunger trotzdem immer weiter zunahm.
    "Wo bleiben die Sklaven mit dem Essen? Komme ich zu früh für eine Mahlzeit?"
    Ungeduldig sah er in die Richtung, in welcher er die Küche vermutete.
    "Wenn es dir nichts ausmacht, werde ich im Anschluss an unser Mahl mein Zimmer beziehen und mich dann auf den Weg in die Thermen machen. Dort ergeben sich unter angenehmsten Bedingungen stets fabelhafte Möglichkeiten für interessante Gespräche, auf dass ich baldmöglichst über die aktuellsten Neuigkeiten der Stadt informiert sein werde. Gab es in der letzten Zeit besondere Ereignisse in Rom, von denen du mir berichten könntest?"

  • Es war der Zeitpunkt der Stunde, welcher Gracchus ins Triclinium zog. Denn nach der Ertüchtigung des Geistes brauchte der Körper neue Energien und eben jene erhoffte sich Gracchus in einiger leichter Kost. Er trat in das Speisezimmer und fand wie erwartet seinen Vetter zweiten Grades vor. Neben diesem jedoch hatte ein Gast auf der Kline Platz genommen, ein junger Mann der eingehender Betrachtung wert schien, vor allem, da er gerade von Thermen sprach. Nebeneinander boten er und Furianus einen gar prächtigen Anblick. Gracchus vermutete einen von Furianus Politikerfreunden in dem Fremden, daher galt es entsprechend höflich aufzutreten, um die Karriere seines Vetters nicht zu gefährden.
    "Salvete."
    Gracchus zog das Wort der Begrüßung in die Länge.
    "Du hast gar nicht erwähnt, dass wir einen Gast zum Essen erwarten, Vetter."
    Er blickte von Furianus zu dem Fremden.
    "Ich bin Manius Flavius Gracchus, es freut mich immer, wenn Furianus Gäste uns beehren. Seine Freunde sind Freunde des Hauses und damit auch meine Freunde."

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Verblüfft sah Milo auf und unterzog den Mann einer genauen Musterung. Da dieser seinen Bruder Furianus als Vetter bezeichnete, musste Milo ihn wohl auch als eben solchen erkennen. Er erhob sich von seiner Kline und trat mit einem verschmitzten Lächeln auf Gracchus zu. Es begann ihm Freude zu bereiten, seine neuen Verwandten mit den überraschenden Tatsachen zu konfrontieren.
    "Salve! Es ist mir eine Freude. Gestatte, dass ich mich dir vorstelle. Mein Name ist Titus Flavius Milo. Ich bin der Bruder des Furianus. Ich schätze, das macht uns zu Vettern."
    Gespannt wartete er Gracchus Reaktion ab.

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