Triclinium | Furianus, Milo

  • Nur eine Sekunde lang blitzte ein Funke der Verwunderung in Gracchus' Augen auf. Felix schien augenscheinlich doch fleißiger für Erben gesorgt zu haben, als es bisweilen den Anschein hatte. Bei Gelegenheit würde er ihn noch einmal darauf ansprechen, wie viele Kinder seiner doch recht kurzen Ehe entsprungen waren.
    "In diesem Fall ist es mir eine noch größe Freude, dich in diesem Haus zu sehen."
    Ein leichtes Lächeln kräuselte Gracchus' Lippen.
    "Die exakte Relation ist im übrigen diejenige, dass Felix mein Vetter ist. Was mich zu deinem Großcousin und dich zu meinem Vetter zweiten Grades macht. Um jedoch dem vorzubeugen, dass du mich mit Onkel betitelst, auch wenn die Genealogie es im zweiten Grad so zulassen würde, lasse ich mich der Einfachheit halber gerne als Vetter bezeichnen."
    Er bedachte Furianus mit einem Schmunzeln und blickte sodann auf den leeren Tisch.
    "Setzen wir uns doch. Bei gedecktem Tisch lässt es sich besser über Vergangenes sprechen, denn ich bin durchaus wissbegierig wo deine Vergangenheit liegt."
    Sein Blick wanderte zur Tür, wo Sciurus wie ein Schatten an der Wand stand.
    "Sciurus, geh und sorge dafür, dass sich die Sklaven in der Küche eilen! Nicht wir sollten auf das Mahl warten, sondern selbiges auf uns!"

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  • Furianus erblickte Gracchus und unterband noch rechtzeitig einen Seufzer. Schließlich sollte ihn Milo ohne jegliche Beeinflussung seitens des Bruders kennenlernen. So relativierte Furianus sein Mienenspiel auf das eines einfachen Lächelns und grüßte den Vetter, ehemaligen Onkel.


    "Salve Gracchus, geselle dich ruhig zu uns."


    Und ab jenem Zeitpunkt setzte sich Furianus das Ziel sich nicht viel zu konversieren, sondern stoisch dem Gespräch zu folgen.

  • Milo war etwas enttäuscht, als die erhoffte Reaktion ausblieb. Er ließ es sich aber nicht anmerken und begrüßte den neuen Vetter mit einer kurzen Umarmung.
    "Ich werde dich gerne meinen Vetter nennen, Gracchus."
    Er ließ von ihm ab und nahm lässig wieder auf seiner Kline Platz. Milo hatte den Eindruck, dass sein neuer Vetter ein etwas verschrobener Mensch sei. Bislang wirkte er jedoch angenehm im Umgang und mit seiner übertrieben hochgestochenen Sprache erinnerte er Milo an dessen vornehme Ziehmutter. Also führte er die Unterhaltung unbeirrt weiter.
    "Meine Vergangenheit beginnt am selben Ort wie die meines Bruders. Wir haben die selbe Mutter und es scheint als seien wir tatsächlich Zwillinge. Bei ihrem Tode wurden wir getrennt und von Pflegeeltern aufgezogen. So verbrachte ich nach 5 Jahren in Britannia die vergangenen 20 Jahre meines Lebens im schönen Baiae."
    Sich des Neides bewusst, den er mit dieser Erklärung auslösen würde, lächelte Milo überlegen.
    "Darüber hinaus trug sich das übliche zu. Unter der strengen Aufsicht meiner Lehrer schulte ich Geist und Körper und genoss das schöne Leben, so lange es mir vergönnt war. Doch jetzt ist die Zeit gekommen, meine Wurzeln zu ergründen. Also zog ich nach Rom, um meinen Vater zu finden. Doch dieser scheint nun leider verreist zu sein."
    Er zuckte hilflos mit den Schultern. In dieser Hinsicht schien das Schicksal gegen Milo zu arbeiten.
    "Das ist die Kurzfassung meiner Vergangenheit. Die längere Version erzähle ich dir nur in Ruhe und an einem schönen Sommerabend, mit einer Amphore guten Weines bei der Hand."
    Bei diesem Stichwort griff er wieder zu seinem Weinglas und trinkt es leer. Ohne große Umstände schenkte Milo nach und lehnte sich auf der Kline zurück.
    "Und was ist deine Berufung, Vetter? Frequentierst auch du die Rostra und übst dich in der Politik?"

  • "Zwillinge? Meiner Treu!" entfuhr es Gracchus nun doch.
    Er blickte von Milo zu Furianus, zurück zu Milo und wieder zu Furianus. Eine Ähnlichkeit war nicht abzustreiten, doch nicht unbedingt mehr, als bei Brüder üblich war.
    "Welch verworrene Geschichte."
    Er erfreute sich bereits am Gedanken an den lauen Sommerabend. Zu gerne würde er dieses Angebot annehmen. Natürlich waren dies seine Vettern, doch an ihrem Anblick würde er sich laben können, soviel es ihm beliebte. Er bedauerte überaus, dass der ansehnliche Furianus ihm bisweilen aus dem Weg zu gehen schien. Vielleicht hätte er an jenem Abend in seinem Zimmer ihn nicht so harrsch zurechtweisen sollen, doch die Sorge um die Familie hatte ihn allzu sehr übermannt.
    Endlich wurden die Speisen aufgetragen. Eine dürre Sklavin trug eine Platte mit Austern herbei, ein weiterer Sklave brachte mit Eiercreme gefüllte Wachteln. Ein Knabe, der kaum dem Kindesalter entwachsen war, folgte mit einem Tablett voll Stücke verschiedener Fischteile. Sciurus überwachte dies alles mit Argusaugen und stellte zuletzt eine kleine Schale mit gelb-orangefarbener Tunke vor Gracchus. Dieser bedachte den Sklaven mit einem milden Lächeln und wandte sich dann wieder Milo zu.
    "Mitnichten die Politik, mein lieber Vetter, mitnichten. Sie interessiert mich durchaus, ich lausche den Reden, sofern mir etwas auf der Zunge liegt, spreche ich es auch aus. Doch ich bin nicht für die Politik geboren, dies überlasse ich jenen, die fähiger als ich in diesen Dingen sind, wie deinem Bruder. Ich selbst diene in den Reihen des Cultus Deorum. Zur Zeit noch im Cultus des Mars, doch mein Ziel ist der Cultus des Iuppiter. Ich legte ihm einst einen Schwur ab, den ich einzulösen gedenke."


    Sim-Off:

    WiSim.

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  • Milo stürzte sich erleichtert auf das Essen und nahm sich sogleich eine große Portion davon. Vor allem die Wachteln fanden sein Wohlgefallen und wanderten bevorzugt auf seinen Teller.
    "Für den Cultus Deorum bin wiederum ich gewiss nicht geboren. Meine Zukunft sehe ich eher auf dem Metier, auf welchem bereits mein Bruder brilliert. Doch bis dahin habe ich noch viel zu lernen."
    Nachdem der ärgste Hunger getilgt schien, und er noch etwas Wein getrunken hatte, erkundigte er sich weiter.
    "Um was für einen Schwur handelt es sich? Hast du etwas getan, für dass du sühnen musst?"
    Interessiert hob er die Augenbrauen und musterte seinen Vetter. Ein ausschweifendes Leben würde er diesem Mann eigentlich nicht zutrauen.

  • Furianus erfreute sich an dem Anblick dieser prächtigen, edlen Geschöpfe. Ach, sie mussten wohl von großem Dienst für ihn sein, so makellos gebaut sie waren. Und der Duft entlockte ihm das Entzücken eines jungen Mannes, der den Geruch seiner Liebsten am ersten Abend einsog.
    Furianus seufzte, war sein Bedürfniss doch so weit entfernt, dass er nicht vermochte danach zu greifen, es sich gewaltsam zu holen.
    So legte er sich lasziv nach hinten...


    "Sklave, bring mir die Austern."


    Und er erwartete sehnsuchtsvoll diese Geschöpfe der Natur nach denen er so lechzte. ;)


    Sim-Off:

    Danke, Gracchus.

  • Als sein Vetter sich so dermaßen lasziv präsentierte, spürte Gracchus augenblicklich, wie sein Herzschlag sich beschleunigte und zwischen seinen Beinen sich etwas regte. Er wollte seinen Blick abwenden um nicht in Bedrängnis zu geraten, doch es fiel ihm spürbar schwer. Milos Worte hörte er nur noch mit halbem Ohr, bei den Göttern, er wusste ja gar nicht, wie sehr sein Bruder brillierte.
    Endlich gelang es Gracchus sich dem Essen zuzuwenden, auch wenn alles in ihm drängte seine Aufmerksamkeit auf den dargebotenen makellosen Körper zu legen. Die Fragen des Milo sollten schließlich seine Rettung sein. Augenblicklich fiel jegliches Bedürfnis von ihm ab. Instinktiv blickte Gracchus zu seinem Sklaven Sciurus, in der Erwartung einen anderen Mann an seiner Stelle vorzufinden, doch die Gegenwart blieb bestehen.
    "Keine Sühnung."
    Gracchus Stimme klang hohl.
    "Ich war lange Zeit in Achaia. Die Unbekümmertheit der Jugend ließ mich glauben, dass ich des Studiums überdrüssig sei und ich investierte in einige Güter. Natürlich hätte ich es besser wissen müssen, die Wirtschaft ist nichts für einen unseres Standes. Ich habe es auf die harte Art und Weise gelernt."
    Nachdenklich strich er sich mit dem Zeigefinger über die Augenbraue.
    "In diesem Sinne vielleicht doch eine Sühnung. Ohne es zu merken war ich tief in einen Zwist hineingerutscht. Als ich es merkte, war es längst zu spät."
    Und sein Sklave Sciurus, sein Mentor und Geliebter, tot.
    "Als meine einzige Hoffnung waren mir die Götter geblieben und ich wandte mich an Iuppiter Optimus Maximus. Ich schwor ihm, sollte er mich heil zurück zum Haus meiner Familie geleiten, so würde ich ihm künftig in seinem Haus dienen."
    Gracchus rang sich ein Lächeln ab und griff nach einem Stück Fisch, welches er in die Tunke tunkte.
    "Doch dies ist vergangen und die Zukunft liegt vor mir. Der Weg durch den Cultus Deorum scheint zwar manches mal fast ebenso verworren, doch ich bin guter Hoffnung, dass ich eines Tages mein Gelübde einlösen kann."

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  • Zitat

    Original von Lucius Flavius Furianus
    "Sklave, bring mir die Austern."


    Sciurus packte die dürre Sklavin, welche bereits auf dem Weg aus dem Triclinium war, beim Oberarm und deutete mit einem Nicken zu Furianus. Sein Blick funkelte sie böse an, denn sie hätte selbst auf die Worte des Herrn reagieren müssen.


    Das dürre Ding drehte sich um, ging neben der Kline des Herrn in die Knie und nahm seinen Teller auf. Anschließend umrundete sie den Tisch und schöpfte einige Austern auf eben jenen. Sie kehrte zu Furianus zurück, beugte sich leicht nach unten bot dem Herrn die Speise an.

  • Furianus beobachtete sie sehr genau, wich sein Blick doch nicht von den Austern. In der Hoffnung, dass die Sklavin die Besten auf den Teller packen würde beugte er sich ein wenig nach vorne, um genau zu beobachten welche sie nahm.
    Eine scheinbar gute Sklavin, nahm sie doch noch die von ihm im Geiste geforderten Austern. So näherte sie sich ihm und sein Verlangen nach diesen salzigen Delikatessen stieg je näher das Tablett zu ihm kam. Das beste Stück anvesiert griff er sogleich zu, als es in Reichweite war und schlürfte das edle Meerestier genussvoll aus. Doch er vermochte nicht sogleich das nächste Opfer auszuwählen, nein, er strich sich mit der Zunge langsam über die Oberlippe und biss sachte auf die untere.
    Danach nahm er auch schon die nächste Auster und bedeutete der Sklavin durch eine Augenbewegung zu verschwinden, die Speise der Begierde bei ihm zu lassen, so dass er sich voll und ganz dem Genuss zuwenden konnte.
    Er hatte Übung darin, was ihm auch zur Dezimierung des Geräuschepegels verhalf, den er durch das Ausschlürfen verursachte.

  • Milo war voll und ganz mit den köstlichen Wachteln beschäftigt, so dass er die sich aufbauende förmlich knisternde Spannung nicht bemerkte. Fünf deliziöse Vögel später sah er wieder von seinem Teller auf. Ein erster skeptischer Blick galt seinem Bruder, welcher sich so begeistert den Austern widmete. Milo hatte nichts gegen Austern, keineswegs. Doch sie waren ihm einfach schlichtweg zu klein und würden die ersehnte Sättigung zu lange hinauszögern. Dann sah er wieder zu Gracchus hinüber, welcher sich dem Fisch zu widmen schien.
    "Das ist wahrlich eine interessante Geschichte. Achaia... Ich war noch nie in Achaia, habe aber schon viel darüber gehört und gelesen. Ist diese Provinz so faszinierend, wie sie scheint?"

  • Gracchus schwebte im Wechselbad der Gefühle. Die Erinnerung an Achaia ließ ihn seufzen, doch das Gebaren des Furianus brachte ihn gar vollkommen aus der Ruhe. War sich dieser denn nicht darüber bewusst, welche Wirkung er verursachte? Oder, bei den Göttern, mochte es gar so sein, dass er sich dessen nur allzu bewusst war?
    "Faszinierend und betörend zugleich."
    Sein Blick schien auf einen Punkt an der Wand und innerlich in die Ferne gerichtet, doch aus dem Augenwinkel beobachtete er jede Bewegung, verschlang mit Blicken seinen Vetter wie dieser die Austern.
    "Die große Zeit dieses Landes mag vorbei sein, doch die Gegenwart lässt einem noch immer die Sinne schwinden. Umgeben von den Zeugen der Vergangenheit erwächst das Verlangen, diese zu erforschen. Wer dort nicht erkennt, was sich vor ihm darbietet, der geht mit verschlossenen Augen durch die Welt. Die schöne Achaia inspiriert und man möchte sie am liebsten mit Haut und Haaren verschlingen."
    Er schluckte und beugte sich vor. Das beste Stück des Furianus anvisiert griff er jedoch nach seinem Glas, um die Trockenheit in seiner Kehle mit dem köstlichen Tropfen hinabzuspülen. Schon lange hatte ihn keine derartige Hitze mehr ergriffen.

  • Furianus aß weiter und hielt die Illusion aufrecht, dass er nicht zuhörte, doch dem war sicherlich nicht so.
    Jeder, der ihn kannte, wüsste um seinen Hunger, der sich sicherlich nicht auf ein paar Meerestiere beschränken würde, doch es galt den neuen Bruder zu erforschen.
    Er schien Interesse an entfernten Ländern zu zeigen. Gut, Furianus sollte sich demnach vornehmen dem Bruder keine größeren Geldbeträge zu leihen, würde dieser sie doch sofort jenseits Roms oder gar Italiens, verprassen.
    Kurz schnippte er und wies mit seinem Zeigefinger kurz auf den Becher, welchen es zu füllen galt, denn die salzigen Köstlichkeiten waren ja erwiesene Durstanreger.
    Kurz zog sich seine Aufmerksamkeit im Augenblick des Wartens auf Gracchus und Milo, die noch immer im Gespräch vertieft schienen.
    So seufzte er, ließ seine Zunge ein weiteres Mal über die salzigen Lippen wandern und wartete auf den Falerner.

  • Milo trank von seinem Wein und hörte Gracchus dabei zu. Eine weitere Wachtel fand den Weg auf seinen Teller und er begann sie mit den Fingerspitzen fein säuberlich in kleine Bissen zu zerlegen. Währenddessen antwortete er seinem Vetter.
    "Du verstehst es wahrlich die Faszination einer so einzigartigen Provinz zu beschreiben. Ich kann es nicht leugnen, dass du in mir den sehnsüchtigen Wunsch erweckst, diese mir noch fremden Gegenden zu erkunden. Ich hoffe sehr, dass mir eines Tages die nötige Zeit und Muße vergönnt sein wird, eine solche Gelegenheit zu nutzen."
    Nachdem die Wachtel in handliche Stücke zerteilt war, wusch Milo sich die Hände in einer bereitstehenden Wasserschale und trocknete sie an einem daneben liegenden Tuch ab. Dann griff er wieder zu seinem Glas und trank etwas Wein.
    "In Baiae war vor allem die Göttin Venus sehr beliebt. Ich persönlich fühle mich jedoch vor allem mit Apollo und Mars verbunden, so verschieden sie voneinander auch sein mögen. Doch gerade diese Gegensätze sind für mich das Interessante daran. Daher gilt auch Ianus meine große Verehrung."
    Milo nahm sich eines der Wachtelfleischstücke von seinem Teller und kümmerte sich voll Genuss um die Verzehrung.

  • Furianus fuhr unbeirrt mit seiner Gestik fort und Gracchus spürte obdessen bereits erneut heftige Empfindungen in sich aufsteigen, welche dem Anlass jedoch unangemessen waren. Die Worte seines Vetters kamen ihm in den Sinn über ausschweifende Gelage und möglicherweise auch Orgien innerhalb der Villa Flavia. Womöglich war es falsch gewesen, dies so vehement abzulehnen, doch hatte Gracchus nicht ahnen können, welche Absichten sich hinter Furianus Worten verborgen hatten.
    Dennoch, der Zeitpunkt erwies sich als denkbar ungünstig und so winkte Gracchus seinen Sklaven heran und flüsterte ihm eine Bestellung zu. Sciurus entfernte sich aus dem Raum, während Gracchus seinem weiteren Vetter lauschte. Dessen Worte waren nicht im mindesten weniger dazu geeignet, Gracchus Empfindungen weiter zu verstärken, sprach er doch von Sehnsüchten und Erkundungen. Als er zudem Baiae erwähnte, fiel es Gracchus wie Schuppen von den Augen. Wer in der Herberge des Lasters und der Freude zu solch einem stattlichen Mann erwachsen war... womöglich lag doch mehr in der Gens begründet, als Gracchus bisher angenommen hatte.
    "Apollo genießt seit jeher die besondere Verehrung unserer Familie. Als Gott der Venunft, des Verstandes und des reinen Geistes, der Wahrheit, Schönheit und Jungend und ebenso der schönen Künste und Musen ist er geradezu prädestiniert für unser Geschlecht."
    Zu Mars wollte sich Gracchus indes nicht weiter äußern. Obwohl er zur Zeit in dessen Tempel seinen Dienst verrichtete, so konnte er mit den agressiven Aspekten des Kampfes und Krieges nur wenig anfangen.
    Sciurus betrat den Raum erneut und reichte Gracchus ein Glas mit Essigwasser. Die säuerliche Frische dieses profanen Getränkes vertrieb die Hitze aus Gracchus Körper und er wandte sich nun offen zu Furianus.
    "Welches sind die dir liebsten Götter, Furianus?"

  • Furianus, der gerade einmal wieder seine Lippen von des Bechers Genüssen nicht fernhalten konnte, blickte überrascht in Richtung seines Vetters.
    Lange musste er nicht überlegen und lächelte ein wenig.


    "Keine."


    Sogleich darauf stellte er den Becher hin und sah sich den Inhalt an.


    "Ich sehe die Götter als Ganzes, da jeder von ihnen seine Aspekte inne hat. Diese Aspekte, alle, sind uns jeden Tag nützlich. Es wäre meiner Meinung nach töricht sich immer nur an einen bestimmten Gott zu wenden, da sicherlich auch viele andere unser Schicksal spinnen und leiten, nicht nur der eine bevorzugte Gott. Doch als im politischen Leben agierende Person bin ich doch sehr auf die Gunst des mercurius facundus bedacht. Doch die Präferenz erfährt er nicht."


    Er nahm den Becher und lächelte ob seiner Worte, drehte diesen in der Hand.


    "Vielleicht liegt es auch daran, dass ich auf der Rostra nicht exzelliere."

  • Belustigt lachte Gracchus auf, schüttelte den Kopf und stellte das Glas auf dem Tisch ab.
    "Verzeih, doch diese Ansicht scheint mir dermaßen merkwürdig. Die Götter als Ganzes, das klingt, verzeih noch einmal, Furianus, doch es klingt nach dem Gedankengut derer, die sich Christen schimpfen."
    Ein äußerst heikles Thema, lehnten die Christen doch die römischen Götter kategorisch ab, anstatt sie zu respektieren, wie die Römer dies mit anderen Göttern taten. Es schmerzte Gracchus zu wissen, dass sich sein Bruder nicht nur diesem Glauben verschrieben hatte, sondern sich zum Pontifex Maximus der Christenheit Roms erhoben hatte oder erhoben wurde. Ein Schandfleck, welchen die Familie nie wieder überwinden wurde. Gracchus Stimme wurde ernst.
    "Sei nicht so töricht zu glauben, die Götter warten nur auf dich. Wenn du deiner Verlobten Tiberia eine Mitteilung machen möchtest, dann stellst du dich auch nicht auf die Rostra und sprichst diese Mitteilung in die Menge, in der Hoffnung, Tiberia wird schon irgendwo dort stehen und sie vernehmen. Ebenso ist es mit den Göttern, Furianus. Nur durch zweckgerichtete, zielgerichtete Kommunikation wirst du erreichen, wen du zu erreichen gedenkst. Danke Mercurius für deine flinke, listige Zunge, danke dem Fontus für das klare Wasser vor deiner Tür und danke Fama für deinen Ruhm. Indem du sie alle ansprichst, wirst du im besten Falle keinen einzigen von ihnen erreichen, im schlimmsten Falle sie alle beleidigen. Ich bin sicher, Mercurius Facundus wird dir seine Gunst nicht verwehren, wenn du ihn denn darum bittest. Doch diese Aufgabe wirst du schon tun müssen, die des Erbittens und die des Dankes."

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  • Hätte Gracchus nicht so laut aufgelacht, hätte sich nicht der Witz seiner Worte offenbart, wäre Furianus bestürzt und verärgert aufgesprungen.


    "Nicht doch, nicht doch, lieber Vetter."


    Spielte Furianus mit einem lächeln mit.


    "Natürlich wende ich mich gezielt an die Götter, welche ich um Hilfe bitte oder denen ich danke. Ich opferte dem Mercurius facundus noch vor meiner Rede, bat die Ahnen um Unterstützung. Natürlich opfere ich einzelnen Göttern, doch es scheint für mich nicht genug. Wir haben so viele Götter, Gracchus, es mag naiv und belustigend klingen, doch fürchte ich einigen von diesen nicht wie erwartet zu huldigen. Du opferst doch wohl nicht Ceres, weil du kein Bauer bist, doch fürchte ich gerade um den Zorn dieser Götter, dieser Götter, denen man keine Beachtung schenkt. Und darum, lieber Vetter, opfere ich ab und an mit einem Opfer allen Göttern, richte meinen Dank an sie alle, befürchte ich doch den Zorn einiger. Du sprichst Wahres, Gracchus, du bist ein Mitglied des Cultus Deorum, sicherlich bewanderter in diesen Sachen, als ich einfacher Römer. Doch könnten sich meine Befürchtungen für wahr erweisen, was denkst du?

  • Ein mildes Lächeln kräuselte Gracchus Lippen. Er sah seinem Vetter die etwas merkwürdigen Ansichten nach, immerhin war dieser in Britannia aufgewachsen, fern des römischen Zentrums und nach Gracchus Ansicht auch fern der Hochkultur.
    "Aber Furianus, du kannst dir nicht die Verantwortung der Welt auf deine Schultern lasten. Diese Absicht ist sehr ehrenhaft und nobel von dir, doch es wird dir nicht gelingen, daran kannst du nur zerbrechen. Natürlich opfere ich als einzelner Ceres nicht, wie es ihr gebührt. Doch sehe ich mich nicht als einzelnen, ich bin ein Teil unseres Staates, unseres Gemeinwesens. Tausende von Bauern sorgen sich um das Wohl der Göttin. Und letztenendes, wofür gibt es eine Flaminca Cerealis, wenn nicht um die Gunst der Göttin zu erbitten und ihr Dank zu sprechen? Wofür gibt es den Staat, wofür dessen Cultus Deorum, wenn nicht, dass er sich um das Wohl der Götter bemüht, dass er für die Besänftigung ihres Zornes sorgt. Der einzelne ist dazu angehalten für sein eigenes Wohl zu sorgen und durch Partizipation am gemeinsamen Kult das staatliche Wohl aufrecht zu erhalten. Doch versuche nicht, allein den Staat zu retten, Furianus, bleibe in deinem Metier. Als Aedil versuchst du auch nicht, die Aufgaben der Praetrix zu übernehmen, denn du weißt darum, dass dieses Amt mit einer fähigen Person besetzt ist. So sorge dich nicht um Götter, welchen du nicht nahe stehst, konzentriere deine Kraft auf weniges und darauf, wo du sicher sein kannst, etwas zu bewirken. Doch darauf um so mehr."
    Sorgsam tunkte Gracchus ein Stück Fisch in das Schälchen vor ihm, hielt jedoch inne, bevor er abbiss.
    "Wie läuft es überhaupt in deinem Amt? Ist der Aedilis Plebii ebenso fähig wie du, oder bleibt der Großteil der Arbeit wieder einmal am Aedilis Curulis hängen, wie es anscheinend in der letzten Zeit des öfteren der Fall ist? Ohne meine Worte revidieren zu wollen, der Staat kann ebenfall nur funktionnieren, wenn jeder den ihm zugewiesenen Teil beiträgt."
    Er biss den Fisch ab und erfreute sich am süßlichen Geschmack der Tunke, welche das fischige Fleisch umrundete.

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  • Milo verfolgte den Fortgang der Unterhaltung schweigend und widmete sich währenddessen seiner Mahlzeit. Nachdem Gracchus geendet hatte säuberte Milo seine Finger sorgfältig und trank aus seinem Glas Wein. Den Teller schob er beiseite und legte sich auf seiner Kline zum Gespräch zurecht.
    "Zwei interessante philosophische Standpunkte offenbaren sich mir. Während der eine überaus besorgt um das Gemeinwohl wirkt, scheint mir der andere aus einer eingehenden Kenntnis der Struktur unseres Cultus Deorum zu sprechen."
    Er nickte Gracchus anerkennend zu. Sein Vetter schien eine vorzügliche Ausbildung in diesen Dingen genossen zu haben. Milos Erziehung hatte zwar ebenfalls ein großes Spektrum der unterschiedlichen Künste und Wissenschaften abgedeckt, doch eine solche Tiefe in Bezug auf das Wissen um die römische Religion konnte er nicht vorweisen. Wie die meisten seiner Weggefährten in Baiae war er vornehmlich mit dem alltäglichen Dienst an den Göttern in Berührung gekommen. Das Übrige hatte man getrost den Priestern und Ihresgleichen überlassen. So hielt er sich auch mit seiner Meinung zurück und sprach stattdessen ein anderes Thema an, welches ihn in diesem Moment besonders interessierte. Sein Blick wanderte zwischen den beiden umher.
    "Doch entschuldigt, wenn ich nun noch auf etwas anderes zu sprechen komme. Da ich zum momentanen Zeitpunkt noch neu und unwissend in Bezug auf Rom und die aktuellen Ereignisse und Zustände bin, suche ich noch immer nach einer guten Gelegenheit mich sinnvoll weiterzubilden. Jetzt, da du die Ämter des Cursus Honorum ansprichst, lieber Vetter, kommt mir eine interessante Idee. Wäre es nicht vielleicht möglich, dass ich einen unserer ehrwürdigen Magistrate in seiner Arbeit unterstütze? Auf diese Weise könnte ich wertvolle erste Kontakte über die Familie hinaus knüpfen und arbeitete mich schneller in das komplizierte Gefüge der Politik ein. Glaubt ihr, die Praetrix oder aber auch der Aedilis Plebis könnte noch einen Scriba oder etwas in der Art gebrauchen? Die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten für diese Arbeit bin ich mir sicher zu besitzen."
    Er sah fragend von einem zum anderen und wandte sich dann noch einmal direkt an Furianus.
    "Nimm es mir nicht übel, lieber Bruder, doch so gerne ich auch mit dir zusammenarbeiten würde, ziehe ich es vor die ersten Schritte auf diesem Wege selbständig und auf eigenen Füßen zurückzulegen. Es wäre mir äußerst unangenehm, wenn man dereinst von mir behaupten würde ich verließe mich einzig auf die Macht meiner Familie."

  • Furianus hörte ihm geduldig zu. Über dies dachte er bisher noch nicht nach, Gracchus schien wirklich bewandert in diesen Dingen zu sein.
    Und doch war Furianus besorgt, fürchtete den Zorn der Götter.


    "Der Aedil ist ein Senator, ein ehrenvoller, und hat sich auch schon verdient gemacht. Die Arbeit haben wir uns auch aufgeteilt, so dass jeder den gleichen Teil bewältigen muss."


    Milos Worte fanden auch seine Beachtung, doch sein Bruder seinem plebejischen Kollegen als Scriba dienen? Mit dem Gedanken konnte sich Furianus nicht anfreunden, doch...


    "Nun, wenn du diesen Weg beschreiten willst, so sehe ich darin keine Probleme. Es ist ehrenvoller unter einem Senator zu arbeiten, als einfacher Scriba einer Stadt. Willst du nicht vorher die Vorzüge des militärischen Aufgabenzweiges erfahren? Es ist eine Bereicherung fürs Leben."


    Furianus hatte noch immer den Weg der Ahnen vor Augen. Ein Dienst an Rom in der Legio und dann in der Politik. So war es schon seit vielen Generationen, dies wollte Furianus nicht unterbinden, nein, es sollte bestand haben. Seine Kinder würde er sowieso ohne Widerrede zur Legio schicken.

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