Triclinium | Furianus, Milo

  • "Welch faszinierende Begebenheit."
    Gracchus fixierte Furianus in Erwartung dessen, dass er die Trauben in seinen Mund schieben würde.
    "Wie unterschiedlicher könnte unsere Vergangenheit sein, wie unterschiedlicher das, was um uns lag? Dennoch führte unser aller Erbe uns hier zusammen. Auch um deiner Zukunft Willen bleibt zu hoffen, dass es dieses ist, was dich leitet."
    Ein amüsiertes Lächeln kräuselte Gracchus' Lippen.
    "Du überschätz Rom, mein Lieber, und doch verkennst du es. Rom ist eine billige Dirne für eine Nacht und zugleich die strahlendste Königin der Welt. Und dennoch ist es nicht der Mensch, der sich anpasst. Rom ist es, das sich unter Biegen und Brechen seinen Einwohnern unterordnet. Nicht Rom gebiert den Verfall der Sitten, er wird hineingetragen und vergiftet die Wurzeln des Daseins. Die Dignitas schreiben sich die Menschen dann auf die Fahne, gleich neben der Pietas, doch die Honestas, die Humanitas und Veritas vergessen sie in ihren billigen Reden. Die Anderen werden zu Feinden Roms abgestempelt, anstatt sich selbst an die eigene Nase zu fassen, werden Prozesse geführt um der Schlechtheit des Anderen genüge zu tun. Doch ich frage dich, Furianus, wer ist Rom, wenn nicht ich?"

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  • Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus
    "Welch faszinierende Begebenheit."
    Gracchus fixierte Furianus in Erwartung dessen, dass er die Trauben in seinen Mund schieben würde.
    "Wie unterschiedlicher könnte unsere Vergangenheit sein, wie unterschiedlicher das, was um uns lag? Dennoch führte unser aller Erbe uns hier zusammen. Auch um deiner Zukunft Willen bleibt zu hoffen, dass es dieses ist, was dich leitet."


    "So hoffe ich auch um dich, Gracchus."


    Und er nahm noch den letzten Schluck, bevor er den Becher abstellte.


    Zitat

    Ein amüsiertes Lächeln kräuselte Gracchus' Lippen.
    "Du überschätz Rom, mein Lieber, und doch verkennst du es. Rom ist eine billige Dirne für eine Nacht und zugleich die strahlendste Königin der Welt. Und dennoch ist es nicht der Mensch, der sich anpasst. Rom ist es, das sich unter Biegen und Brechen seinen Einwohnern unterordnet. Nicht Rom gebiert den Verfall der Sitten, er wird hineingetragen und vergiftet die Wurzeln des Daseins. Die Dignitas schreiben sich die Menschen dann auf die Fahne, gleich neben der Pietas, doch die Honestas, die Humanitas und Veritas vergessen sie in ihren billigen Reden. Die Anderen werden zu Feinden Roms abgestempelt, anstatt sich selbst an die eigene Nase zu fassen, werden Prozesse geführt um der Schlechtheit des Anderen genüge zu tun. Doch ich frage dich, Furianus, wer ist Rom, wenn nicht ich?"


    "Die Kaiser, Gracchus."


    Antwortete Furianus und lehnte sich zurück.

  • "Die Kaiser genau wie jeder einzelne. Ohne den Augustus wäre Rom nichts, doch ohne den einzelnen wäre auch der Kaiser nur ein einfacher Mann auf einem Thron mitten im Sumpf und die einzigen, welche zu ihm aufblickten wären ein paar quakende Kröten. Nein, Furianus, du bist Rom, wie ich es bin, wie jeder einzelne. Agieren wir nicht danach, reißen wir ein Imperium mit uns ins Verderben. Das ist es, was unsere Ahnen uns lehrten, nur indem wir uns selbst in Perfektion verdingen und uns gleichzeitig als Teil des Ganzen sehen, können wir Großes schaffen. Der wahre Römer sieht Rom in sich und nicht, was das einzelne Leben betrifft, nein, was Rom zum Vorteil gereicht, dies muss in uns an vorderster Stelle stehen. Wie könnte es sonst sein, dass wir der unbedingten Treue zum Imperium, zu unserer Gens folgen, jeglichen Gefühlen entgegen?"
    Er griff nach seinem Glas und spülte seine Gefühle die Kehle hinab.

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  • Hörte sich Gracchus gar seine Rede auf der Rostra an? Furianus vermutete dies und lächelte.


    "Worte, die aus meinem Munde sein könnten. Wahrlich, diese Werte, diese Einstellung und Idealogie sollte niemals verkommen. Wo wären wir ohne diese Tugend, diesen Aufopferungswillen, ja, wir wären noch immer auf die Grenzen Italias beschränkt. Wären nur ein Volk unter vielen. Durch diese Ansicht, Gracchus, exzellieren wir in allen Gebieten."

  • Nickend pflichtete Gracchus ihm bei.
    "Exzellieren, wahrlich, wahrlich."
    Mit einem letzten Schluck leerte sich das Glas endgültig und Gracchus setzte sich auf.
    "Auch ich würde gerne vorankommen, doch scheint es mir, als prallen all meine Bemühungen an dem mich ausbildenden Sacerdos Valerius ab. Wäre ich nicht im falschen Tempel und dazu in dem des Mars, der mir so fern liegt, so wäre alles nur halb so schwer. Doch unter diesen Umständen ist mir die tägliche Arbeit eine regelrechte Quälerei."
    Er kam nicht umhin, die Bitterkeit, welche in seiner Stimme lag, gänzlich daraus zu vertreiben.
    "Bitte glaube nicht, dass ich mich der Arbeit im Tempel entziehen möchte. Doch mein Herz strebt dem Iuppiter entgegen, verzehrt sich tagtäglich danach ihm zu Diensten zu sein, wie es mein Gelöbnis vorsieht. Es war ein Versprechen an die Götter, Furianus, doch ich sehe mich außerstande, es einzulösen, und dies bedrückt mich außerordentlich und schlägt mir gar fürchterlich auf mein Gemüt."
    Er schüttelte mit müdem Blick den Kopf, rang sich jedoch schlussendlich ein feines Lächeln ab.
    "Patientia, dies ist es wohl, woran ich am lägsten arbeiten werden muss um in die Fußstapfen meiner Vorväter zu treten."

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  • Furianus Miene wurde ein wenig finster.
    Seinem Vetter wurde der Dienst verwehrt? Vermutlich war das einer dieser Plebejer, die damals Statuen des Titus Flavius Domitianus zerstörten.
    Furianus schüttelte den Kopf.


    "Tacitus sagte einst: „Große Reiche werden nicht durch Zagen groß.“
    Lasse dich nicht durch Neid oder Angst davon abhalten dein Versprechen einzulösen, kämpfe.
    Noch vor nicht einmal sieben Jahren stellten wir die Kaiser, Gracchus, wir. Man sollte wohl noch ein wenig Respekt und die ein oder anderen Privilegien verspüren können, nicht das Gegenteil."


    Furianus seufzte auf.


    "Weißt du, Gracchus, ich frage mich in letzter Zeit ständig warum wir so behandelt werden. Gut, der Anschlag dieser Flavia Messalina Oryxa hat uns wohl um die Gunst des Kaisers gebracht, doch was tat er vor dieser schändlichen Tat? Gracchus, warum residiert der Kaiser in dem Palast, welcher von unseren Ahnen erbaut wurde, warum vergnügt sich das Volk im größten Amphitheater Roms, dem Amphitheatrum Flavium, warum ist die Gens Flavia nicht so Prestigeträchtig wie es sein sollte? Nur durch Flavius Domitianus`Verdienst um das römische Militär hatte unser Imperator Caesar Augustus die Chance in dies omnipotente Amt eingesetzt zu werden, er sollte dies nicht vergessen. Ich hoffe er tut es nicht."

  • Mit gemischten Gefühlen musterte Gracchus seinen Vetter zweiten Grades und versuchte zu ergründen, ob diese Worte sich gegen den allmächtigen Imperator Caesar Augustus richteten, voll Neid und Gram. Doch er sah darüber hinweg, denn er wollte besser nicht genauer darüber nachdenken.
    "Nun denn, ergründen wir weshalb die Gens Flavia nicht so prestigeträchtig ist, wie sie es sein sollte. Weißt du es? Sie mich an. Dann blicke an deiner eigenen Nase herab und betrachte dich selbst. Und letztendlich lass deinen Blick in Gedanken deinem Bruder folgen. Was sind wir? Wir sind die Flavia und was wir darstellen, das kennzeichnet unsere Familie. Nicht gerade viel, selbst ein Aedilen-Amt scheint heute nichts mehr wert."
    Er setzte zu einem tiefen Seufzen an, erstickte es jedoch im Keim.
    "Rom ist längst nicht mehr, wie es einst war. Niemand kann sich noch auf den Taten seiner Vorväter ausruhen, seien dies Kaiser oder Bauern gewesen. Meine Eltern waren angesehene Senatoren, Furianus. Meine Mutter war Procuratorin und mein Vater Praefectus Urbi, der möglicherweise wichtigste Mann im Imperium nach dem Kaiser. Dein Vater war Legatus Augusti pro Praetore und sein Wort hat noch immer Gewicht an des Kaisers Ohr, so sagt man. Dennoch scheint es, als würden wir, ihre Kinder, dort anfangen, wo jeder beliebige Plebs anfängt. Unten. Und die Gefahr ist groß, dass dann ein Menschenleben nicht ausreicht, bis ganz oben zu gelangen, vor allem, wenn der Plebs einem Steine in den Weg legt, wo er nur dazu fähig ist."
    Ein freudloses Lachen bahnte sich den Weg aus Gracchus Kehle herauf.
    "Wenn man uns so betrachtet, so besteht wohl die dringende Notwendigkeit, einen patrizischen Volkstribun zu ernennen. Vielleicht sollten wir den Augustus darum bitten. Denn was nützt es, sich selbst auf die Rostra zu stellen, stehen doch nur noch Wortverdreher dort, die geifernd darauf warten, dass einer von uns sich für ihre Spottverse als Ziel aufstellt. Und wenn man sich so manch andere patrizische Familie besieht, so ist es beinahe kein Wunder, wenn wir zum Gespött Roms werden."

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  • Sein Vetter erfasste die Situation äußerst gut, verstand was in Furianus vor sich ging.


    "Eine Herrscherdynastie und nun..."


    Fügte Furianus seufzend hinzu, lächelte aber sogleich.


    "Den Augustus bitten? Nach dem letzten Vorfall dürfte er diesen Vorschlag gleich im Keim ersticken."


    Messalina, diese Frau unbekanntem Ursprungs und Gedanken, hatte das Misstrauen des Kaisers gegenüber der Gens immens erhöht.


    "Doch die Idee eines patrizischen Volkstribuns scheint mir nicht so abwägig, schaut man sich unseren Stand an. Was bringt es dem Individuum von adligem Ursprungs zu sein? Vier Ämter im Cultus Deorum und sonst nichts. Das ist der Dank für den aufopfernden Dienst unserer Eltern und Vorväter. Die Worte des ehemaligen Konsuln taten ihr Übriges meine Ansicht diesbezüglich zu festigen. Die Zeiten ändern sich, Gracchus, ich wage es zu beaupten, dass es unseren Stand wohl in ein paar Menschenleben nicht mehr geben wird. Man wird uns von Weitem erkennen, das Papier wird die adlige Herkunft unterstreichen, doch der Mensch, er wird Plebejer sein."


    Dabei dachte er nicht nur an die sinkenden Unterschiede, denn für ihn war es das Gesetz, welches Mischehen zwischen Plebejern und Patriziern erlaubte, das für den Anfang der Dekadenz sorgte. Und nun, nun saßen Frauen im Senat und es war nur ein kleiner Trost, dass eine davon Patrizierin war. Dich so recht konnte, wollte, er sich eine Frau auf dem kurlischen Stuhl nicht vorstellen.


    Sim-Off:

    Entschuldige, habe den Thread vollkommen vergessen...

  • Gracchus kam nicht obhin zu bemerken, dass er bei diesem Geist äußerst penibel auf seine Wortwahl achten musste. Ein unbedachtes Wort konnte hier der Funke sein, welcher ein schwelendes Feuer zu einem lodernden Flammenmeer erheben würde.
    "Was nutzt es zu streben nach Dingen, die längst gegeben sind? Werde dir dessen bewusst, was du bist, lieber Vetter, und du wirst sein können, was du von anderen erhoffst, das sie aus dir machen. Es ist viel mehr, was du haben kannst, was du sein kannst, als einer von jenen vieren im Cultus Deorum, die im Übringen längst nicht alles sind, was uns allein des Standes wegen offen steht. Was schert dich ein ehemaliger Konsul, was scheren dich seine Worte, die nichteinmal die Luft wert sind, welche sie verdrängen? Du bist ein Flavius, Furianus. Nicht, weil man dich zu einem solchen macht, nicht, weil du einer sein möchtest, sondern weil du einer bist. Deine Wünsche, deine Träume und Hoffnungen mögen dein Eigentum sein, doch du hast keinerlei Anrecht auf ihre Erfüllung. Es ist deine Pflicht zu tun, was du tun musst und dies beinhaltet auch dafür zu sorgen, dass nicht geschieht, was du zu behaupten wagst. Solange wir sind, was wir sind, wird es uns immer geben und nichts und niemand wird uns davon abhalten können, wenn wir sind, was wir zu sein glauben. Wenn wir dies nicht sind, dann sind ohnehin jegliche Gedanken darüber verschwendet."
    Ein Blinzeln durchbrach Gracchus Gedankengang und er entschied darüber, dass seinen Worten damit nichts hinzuzufügen war. Aus jenem Grund fügte er nichts weiter hinzu.

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