Vollversammlung der Acta Diurna

  • Panik stieg in mir auf. Nicht doch...das würde sicher eeeewig dauern, bis der Kaiser alles aufgezählt hatte. Vom Bettdecke zurückschlagen, respektive zurückgeschlagen bekommen, Füße aus dem Bett schwingen, Zähne putzen, Huldigungen entgegen nehmen, bis zum ins Bett zurückkriechen hätte man sicher einen ganzen Roman schreiben können.
    Nachdenklich blickte ich auf die Wachstafel. Nein, die würde sicher nicht reichen. Also schnell noch eine neue geschnappt und auf die Antwort des Kaisers gewartet. 8)

  • Die leichte Unruhe unter den Redakteuern erweckte beim Kaiser die Vermutung, dass das Interview vielleicht doch recht spontan abgehalten wurde. Stören ließ er sich dadurch nicht.


    "Auch im Leben eines Kaisers hat der Tag nur zwölf Stunden, wobei ich zugeben muss, häufig auch die eine oder andere Stunde der Nacht noch zu nutzen.
    Ich stehe morgens zeitig auf und nehme das Frühstück zu mir. Häufig informieren mich meine Bediensteten schon währenddessen über die ersten Neuigkeiten und die Termine für den Tag. Wenn eine neue Ausgabe der Acta Diurna erschienen ist, dann bekomme ich sie auch morgens zu Gesicht.
    Danach folgen Audienzen wie diese hier, Besprechungen mit den Leitern verschiedener Officien oder mit meinen Beratern sowie Arbeit am Schreibtisch. Nachmittags setzt sich der Tag häufig mit Aufgaben außerhalb des Palastes fort. Zuweilen auch mit einer großen Cena aus verschiedenen Anlässen. Sollte dies nicht der Fall sein, genieße ich vielleicht ein wenig Freizeit oder nutze die Abendstunden für weitere Arbeiten am Schreibtisch."

  • Livia wundert sich ein wenig über Lucillas Frage. Beim Flüstern war sie ihr viel länger vorgekommen. Doch sie schiebt den Gedanken wieder beiseite und konzentriert sich auf das Interview.


    "Ihr spracht von Freizeit, mein Kaiser. Gibt es besondere Beschäftigungen, die Euch diesbezüglich besonders zusagen? Beschäftigt Ihr euch mit erlesenen Schriftrollen? Oder zieht Ihr es eher vor, einem guten Musiker zu lauschen? Wie steht es um Wagenrennen und Gladiatorenspiele? Auch wenn diese Anlässe wohl für Euch nicht immer freizeitlicher Natur sind - zieht Ihr eines dem anderen vor? Gibt es eine bestimmte Factio, welche Ihr favorisiert?"

  • Ich kniff die Augen zusammen.
    Oooooh, ich hasste sie. Alle zusammen. Verdammte Kameradenschweine. Anstatt mir das Ganze ein wenig leichter zu machen, redeten sie schneller und stellten auch noch lange Fragen.
    Wieder traf ein vorwurfsvoller Blick die Auctrix, die vermutlich so damit beschäftigt war, sich neue, lange, Fragen auszudenken, dass sie das gar nicht bemerkte.

  • "In der Tat lese ich gerne Historiker, soweit es meine Zeit erlaubt. Vielleicht ein wenig durch meine Aufgabe bedingt, denn als Regierender, der die Zukunft gestaltet, sollte ich natürlich die Vergangenheit kennen.
    Musik gehört für mich eher zu den kleinen angenehmen Bereicherungen einer Cena, ebenso wie der Vortrag von Gedichten oder ähnlichem aus diesen Anlässen.
    Wagenrennen interessieren mich ein wenig mehr als Gladiatorenspiele. In beiden Fällen bevorzuge ich, dass der Beste siegen möge, also weder eine bestimmte Factio noch ein bestimmter Kämpfertyp oder ein Gladiatore einer bestimmten Schule. Es ist der Wettkampf, der mich interessiert, als Gegenstück zum politischen Gegeneinander, das man täglich auszutragen hat."

  • Livia überlegt, ob der stets so diplomatisch seiende Kaiser nicht eigentlich auch ganz gerne mal ein wenig parteiisch wäre, schreitet anstatt einer Nachfrage jedoch zum nächsten Punkt.


    "In unserer vor einiger Zeit erfolgten großen Umfrage unter den Bürgern des Imperium Romanum zeigte sich von Seiten der Bürger eine starke Befürwortung von mehr öffentlichen Auftritten durch Euch. Gibt es schon einen Termin, zu welchem unsere Leser ihren Kaiser wieder bei einer solchen Veranstaltung zu Gesicht bekommen werden?"

  • "Ein solcher Termin liegt tatsächlich in sehr naher Zukunft vor uns. Allerdings werden die Bürger Roms weniger davon profitieren. Ich werde zu einem kurzen Besuch nach Germania reisen, um den in Augusta Treverorum abgehaltenen Spielen beizuwohnen. Auf dem Weg werde ich einen Tag in Mantua anlässlich der Ludi Florales Station machen."


    Sein Blick trifft die Lectrix.


    "Ich nehme an, Du reist bald wieder nach Germania zurück? Du könntest dich meinem Tross anschließen, wenn Du möchtest."

  • In meinem Kopf schwirrten die Buchstaben und Wörter nur so umher. Ich nahm mir vor, meinem Scriba in CCAA eine Gehaltserhöhung zu geben.
    Immer noch flitzte der Griffel über die Wachstafel. Mittlerweile ging das so automatisch, dass ich das Gehörte kaum noch bewusst verarbeitete. Doch beim letzten Satz wurde ich stutzig. Hm...die einzige, die nach Germania zurückreisen würde, war wohl ich. Also blickte ich auf...und direkt ins Gesicht des Kaisers.
    Schluck.
    Nun vollends neben der Spur, starrte ich noch wenige Sekunden so weiter, bis mir einfiel, dass der Imperator wohl eine Antwort darauf erwartete.
    "Ich...", begann ich also, eloquent wie selten jemand vor mir.
    "Es...es wäre mir eine Ehre, Imperator."
    Olympus, nach dieser Audienz musste ich dringend einen Arzt aufsuchen. Herzrasen konnte einfach nicht gesund sein.
    Jetzt bloß nicht so doof aussehen, wie ich mich fühlte. Schnell grub sich daher noch ein Lächeln in mein Gesicht (von dem ich hoffte, es würde vom Zittern der Hände ablenken 8) ).

  • Der Kaiser erwidert das selbstbewusste Lächeln der Lectrix und nickt.


    "Gut, dann werde ich dem Organisator des Trosses dies mitteilen.


    Aber zurück zum Interview, ich möchte euch nicht durch meine spontanen Ideen unterbrechen. Die nächste Frage bitte, sofern es noch welche gibt."


    Er wartet ab, wer diese nun vortragen wird.

  • Nachdem sie nach ihrer Frage noch immer am Leben ist, und nicht nur das, der Kaiser hat sogar darauf geantwortet, und nachdem Aelia mit dem Kaiser nun schon fast per du ist, regt sich in Lucilla der Instinkt einer Auctrix P.P.A. und sie vergisst für einen Moment ihre Nervosität und endlich fällt ihr doch noch ihre Frage wieder ein. Bevor sie sie noch einmal vergisst, räuspert sie sich schnell und stellt eilig die Frage.


    "Wie sehen Eure Pläne bezüglich des Imperium Romanum in diesem Jahr aus, Imperator? Werdet Ihr Euch eher auf die wirtschaftliche und innerpolitische Stabilität konzentrieren oder wird es vielleicht militärische Aktionen zur Ausweitung der Grenzen geben?"

  • "Möglich ist vieles, so die Götter uns ein gutes Zeichen senden. Ihr werdet verstehen, dass ich militärische Ideen erst dann mitteilen werde, wenn sie mit meinen militärischen Beratern abgesprochen sind. Zur Zeit gibt es keine derartigen Besprechungen. Die Lage an der germanischen Grenze erfordert noch immer viel Aufmerksamkeit und Truppenpräsenz.
    Die wirtschaftliche Stabilität liegt mir am Herzen, aber zuletzt blickte ich vor allem besorgt auf die geringe Beteiligung bei den Wahlen. Ich plane allerdings keine konkreten Maßnahmen, um sie bei den nächsten Wahlen quasi auf Befehl zu steigern."

  • Nachdenklich kaute ich am Griffel. Das würde mir doch keiner glauben...ich durfte mit dem Kaiser reisen...na gut, wahrscheinlich irgendwo ganz hinten bei den Tellerwäschern, aber wer konnte das schon von sich behaupten. :]
    Hm...ob ich den Imperator wohl noch fragen sollte, wann er eigentlich gedachte loszureisen? Na, besser nicht. Irgendein Palastsklave würde es schon wissen. :hmm:
    Wah, es ging ja schon wieder weiter. Hmpf, die hätten mich auch ruhig vorwarnen können.
    Schnell schrieb ich weiter. 8)

  • Erstaunt verfolgt Livia die plötzlich doch so selbstbewusste Initiative der Auctrix PPA. Sie lächelt ihr jedoch aufmunternd zu und wartet geduldig Frage und Antwort ab. Zum Schluss ergreift sie wieder das Wort.


    "Eine mögliche Maßnahme dazu können wir Euch vielleicht gleich jetzt anbieten, mit unserer letzten Frage. Zwar ist es Euch als Kaiser stets möglich, zum Volk zu sprechen und dabei seine volle Aufmerksamkeit zu genießen, doch der Weg über die Acta Diurna entbehrt vermutlich der sonst manches Mal sicher einschränkenden doch sehr offiziellen Natur Eurer Auftritte. Gibt es etwas, was Ihr unseren Lesern auf diesem Wege direkt mitteilen möchtet?"

  • Der Kaiser denkt einen Augenblick nach, bevor er antwortet. Er hat üblicherweise einen Anlass, wenn er sich an das Volk wendet. Ein Fest, ein Ereignis oder auch nur ein Edikt. Ein Interview ist ein eher seltener Anlass und er muss sich dazu kurz die passenden Worte zurecht legen.


    "Nur wenige haben die Möglichkeit, so wie ich jetzt mit diesem Interview in der Acta Diurna erwähnt zu werden und damit überall im Reich Beachtung zu finden. Doch trotzdem kann jeder stolz sein, ein Teil des römischen Reiches zu sein. Sucht im Ratschlag mit den Göttern euer Ziel und verfolgt es dann, auch wenn euch der Weg unbequem erscheint. Sucht euch einen starken Patron, wenn ihr die Beschwernisses des Alltags nicht alleine meistern könnt. Sucht den Weg hinaus auf die Foren der Städte, um teilzunehmen an der Politik.
    Vielleicht findet dann ein nettes Mitglied der Redaktion der Acta Diurna auch einmal den Weg zu euch zu einem Interview."

  • Furianus, der dem Interview still gefolgt war, verbeugte sich ebenfalls ein weiteres Mal und verabschiedete sich vom Kaiser.


    So schloss er sich den Redaktionsmitgliedern an und ging auch wieder aus der Aula Regia.

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