Das Gästezimmer

  • Nach ein paar Stunden morgentoilette war ich wieder einigermassen hergestellt und begab mich nach unten

  • Er hatte der Besucherin das Haus ein wenig gezeigt, damit sie sich frei darin bewegen konnte und sie schließlich in das Gästezimmer geführt. Als sie dort ankamen, sah er sich um und beobachtete dann die Besucherin mit fragender Miene.


    "Darf ich fragen, woher du kommst und weshalb du hier in Tarraco bist?"

  • Ich war bis vor ein paar Wochen in Judaea, in der Nähe von Syria und habe dort gelebt. Dort vernahm ich das Gerücht, dass doch noch jemand aus meiner Gens am Leben sei und hier in Hispania wäre. Da ich lange dachte, die einzige Überlebende gewesen zu sein, brach ich sofort auf um herauszufinden, ob es nur eine Trugbild oder Wahrheit war. Und laut dem Magister Scrinorium ist es wohl Wahrheit, auch wenn er auf einem Feldzug zu sein scheint.


    Bei den letzten Worten war ein leichter Schatten der Trauer auf ihrem Gesicht zu sehen.


    Doch hoffe ich, dass dieser Feldzug mein Glauben der letzten Jahre nicht noch zur Wahrheit macht.

  • Angelehnt an einen Stuhl hörte Maximian den Ausführungen Viola Annaeas zu und sah schließlich leicht betreten drein, als er hörte, dass sie befürchten musste tatsächlich die letzte ihrer Gens zu sein.


    "Nun, mein Vater ist ebenfalls auf dem Feldzug und ebenso wie du kenne ich ihn noch nicht. Zwar habe ich anscheinend eine große Familie, aber ich teile die Sorge um einen Angehörigen und das Hoffen mit dir. "


    Ein vorsichtiges Lächeln schob sich auf Maximians Mund, womit er hoffte, die Besucherin etwas aufzuheitern und ablenken zu können.


    "Wie es aussieht, haben wir viel gemeinsam, Viola Annaea, und ich freue mich darauf, die Zeit bis zum Ende des Feldzugs mit dir zu teilen."

  • Ich lächelte sanft und lachte sogar leise und hell auf, als er meinte, er freue sich.

    Auch ich freue mich, Lucius Decimus Maximian. Wenn Dein Vater genauso charmant ist, wie sein Sohn, dann weiss ich, woher der Sohn das hat.


    Ich lächelte ihn freundlich und offen an.

    Und ich danke Dir, dass Du versuchst mich abzulenken.


    Natürlich hatte ich diese Absicht durchschaut.


    Lass uns gemeinsam hoffen und zu den Göttern beten.

  • Anstatt zu erröten oder dergleichen, badete sich Maximian in dem Kompliment seines Gegebübers. Er war kein Neuling mehr auf dem Gebiet der Anziehungskraft zwischen Frau und Mann. Also lächelte er und hob leicht die Augenbrauen.


    "Ich vertrete eher die These, dass man sich so zeigt, wie man sein Gegenüber wahrnimmt. Denn wie sollte ich von einem Vater gelernt haben, dem ich noch nie begegnet bin? Nein, an meinem Verhalten bist ganz allein du Schuld."


    Kaum hatte er das gesagt, schrillten die Alarmglocken in seinem Kopf. War das jetzt unhöflich gewesen? Immerhin war er noch sehr jung und... Zuhause hatte er so mit den Mädchen reden können. Immer noch lächelnd und vielleicht auch eine kleine Spur unsicher musterte er Viola Annaea weiter.


    "Das werden wir. Wirst du die Zeit über in diesem Hause wohnen?"

  • Ein Grinsen ersetzte nun das Lächeln auf Maximians Gesicht. Wie es schien, hatte er schon die erste Freundin in der Fremde gefunden. Das konnte sicherlich nicht schaden und würde ihm das Eingewöhnen erleichtern, also zeigte er seine Freude.


    "Erzähl mir doch ein bisschen über deine Heimat. Ich habe noch nicht viel gesehen von der Welt, lebte mit meiner Mutter und der Familie am Meer."


    Damit deutete Maximian an, dass sie sich doch setzen konnten und tat das dann, indem er sich auf den Stuhl setzte, gegen den er sich gelehnt hatte.

  • In meiner Kindheit wuchs ich in Alba Longa auf. Eine hübsche Gegend und meine Kindheit war eigentlich ereignislos und glücklich. Dann, ich war 10, sind wir durch die Provinzen gezogen. Als wir, mh, ich war 14, in Judaea ankamen, starb meine Mutter und mein Vater grämte sich sehr. Wir blieben dort, er wollte nicht von ihrem Grab weichen. Zwei Jahre später starb auch er.
    Ich blieb, weil ich niemanden mehr hatte wo ich hätte hingehen können. Meine Gens galt als ausgestorben.
    So lernte und lehrte ich vor Ort, was oft auf Irritation stiess, aber so konnte ich meinen Lebensunterhalt verdienen und etwas sparen und letztlich diese Reise machen.

    Ich lächelte sanft.
    Dort leben brave Menschen und ich hatte am Ende eine Menge Freunde. Vielleicht kehre ich, wenn ich sicher bin, dass es meinem Cousin gut geht, wieder dahin zurück, aber vielleicht auch nicht. Mal sehen.


    Und Du?

  • "Dann hast du ja schon viele schwere Zeiten durchlebt - so ganz allein auf dich gestellt. Du musst eine starke Persönlichkeit haben, andernfalls würdest du jetzt wohl nicht hier sein."


    Maximian hatte aufmerksam zugehört und musste erkennen, dass sein Gegenüber ein durchaus nicht sehr typisches Leben für eine junge Frau hinter sich hatte. Ja, jetzt wo er darüber nachdachte, merkte man es ihr auch an. Sie war... anders. Sie hatte eine gewisse Ausstrahlung, die verriet, dass sie nicht so schnell zuM Aufgeben bereit war, was der junge Mann auf dem Stuhl ihr hoch anrechnete.


    "Mein Leben war nicht halb so schwer wie deins. Es ist geradezu langweilig, gegen deins."


    Geradezu warnend sah Maximian drein, allerdings mit einem freundlichen und vergnügten Schein in seinen Augen.


    "Nun, ich bin in einem kleinen Dorf nahe Valtenia geboren und aufgewachsen. Unser Alltag war vom Müßiggang geprägt, denn viele Möglichkeiten hatten wir dort nicht. Allerdings lernte ich schon früh auf dem Rücken eines Pferdes zu sitzen, das ist aber auch schon alles, was spannend am Leben dort war. Zu meinem 16. Geburtstag dann erzählte meine Mutter mir aus heiterem Himmel, dass ich nicht der Sohn ihres Ehemannes bin, sondern einen Vater von weitaus besserer Abstammung habe und das weitab von Valentia. Ich entschloss mich, ihn zu finden, da er von mir nicht einmal wusste."


    Einen Moment lang schwieg er, während er den Blick und auch die Gedanken abschweifen ließ - nach Hause zu seiner Mutter.


    "Ich glaube kaum, dass ich dorthin zurückkehren werde."

  • Ich verstehe. Ich lächelte ihn an und musterte ihn.
    Mh, kannst Du mir das Reiten beibringen? Ich gestehe zu meiner Schande, ich saß noch nie auf einem Pferd.


    Ich wusste nicht genau, ob ich ihn auf seine Familie ansprechen sollte und beschloss es zunächst zu lassen.

  • Maximian nickte leicht, schob dann die Unterlippe ein Stück vor und blinzelte nachdenklich und abschätzend.


    "Warum nicht. In meiner alten Heimat habe ich immer den Jüngeren beigebracht, wie sie richtig im Sattel zu sitzen haben, da sonst kein anderer die Zeit dazu hatte. Allerdings habe ich selten eine Frau zu Pferde gesehen. Wenn man mich lässt, werde ich es dir jedoch gerne zeigen."


    Jetzt lächelte er wieder. Er hatte immerhin eine Aufgabe und würde zudem Zeit mit Viola verbringen können. Wenn er auch nicht wusste, ob es sich schickte, so freute er sich auf die gemeinsamen Stunden.

  • Auch ich lächelte nun wieder stärker und sah auch, dass er die Gedanken von eben wohl weggewischt zu haben schien. Er war nett und irgendwie...
    Nun, es würde sicher angenehm sein mit ihm die Zeit zu verbringen.


    Das es sich vielleicht nicht schicken würde, kam mir gar nicht in den Sinn. ICh hatte die Jahre seit dem Tod meiner Mutter ohne großartige Konventionen gelebt und mich immer dem Leben angepasst. Es würde auch hier, in der Fremde und doch irgendwie Heimat funktionieren.


    Mh, sag, wäre es vermessen zu fragen, ob ich etwas zu Essen und zu Trinken haben dürfte? Ich habe zuletzt heute früh auf dem Schiff etwas zu mir genommen.


    Mich wunderte, dass er mein Magenknurren noch nicht gehört hatte.

  • "Oh, ich bin ein mieserabler Gastgeber!"


    Hatte er es doch tatsächlich versäumt zuerst für des Gastes Wohlbefinden zu sorgen, bevor er ihn in Gespräche verwickelte. Er stand gar nicht erst auf, sondern rief nach dem Sklaven, der ihm schon ein paar Mal seit seiner Ankunft geholfen hatte.


    "Gallus!"


    Während er wartete, dass Gallus, dessen Namen er nun auch endlich behalten hatte, erschien, musterte Maximian Viola interessiert. Wer weiß...? Bei dem Gedanken musste er schmunzeln, um das aber zu überspielen, meinte er einfach:


    "Er wird dir etwas zu essen bereiten."

  • Ich danke Dir, lächelte ich. Und auch Gastfreundschaft ist nur eine Frage der Übung.
    Ich konnte nicht anders, ich musste ihn schon wieder schelmisch zuzwinkern.
    Langsam schüttelte ich innerlich amüsiert meinen Kopf über mich.
    Das habe ich in Judaea gelernt. Und es ist gar nicht so schwierig. Wie eigentlich nichts schwierig ist, wenn man bereit ist sich darauf einzulassen.
    Wenig später kam der freundliche Sklave von vorhin.

  • Maximian nickte freundlich lachend und richtete sich dann langsam auf.


    "Dafür bin ich ja jetzt hier. Zuhause musste meine Mutter sich um andere Dingen kümmern, mein Ziehvater war wochenlang unterwegs und ehrlich gesagt haben wir in einem Dorf, das kaum mehr Familien umfasst als man an zwei Händen aufzählen kann, nie so wirklich auf Gastfreundschaft wert gelegt. Jeder kannte sich dort."


    Kurz sah er zu Gallus, der erschienen war und darauf wartete, dass man ihm Folge leisten würde und richtete sich dann, während er Viola Annaea regelrecht unterbewusst die Hand hinreichte, damit sie leichter aufstehen konnte, wieder an den Gast.


    "Magst du mir im Gegenzug für meinen Reitunterricht vielleicht Manieren beibringen, damit ich meinen Vater bei seiner Ankunft nicht enttäusche? Es... ich wäre ein guter Schüler, ich lerne schnell."


    Erwartungsvoll lächelte Maximian, während er Viola Annaea genau musterte und auf die Antwort wartete.

  • Nun, die Ansätze sehen doch schon gut aus, lächelte ich und nahm seine Hand um aufzustehen. Sofern ich denn Ahnung über das Phänomen Manieren besitze, werde ich es gerne tun.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!