• Ich beobachtete die junge Prudentierin mit sichtlicher Überraschung. Das hatte ich nun wirklich nicht von der Verwandten eines Senators auf solch einem Gut erwartet. Aber die Überraschungen häuften sich ja anscheinend und so musste ich jede Sekunde auf eine neue gefasst sein. Zum Glück hatte Commodus die Situation gerettet, denn ich hätte es sicher nicht gutgeheißen, wenn sie sich meinetwegen Umstände hätte machen müssen. Doch das zeigte mir zumindest, dass ich es hier mit keiner abgehobenen Adelsgespielin zu tun hatte. Da auch Commodus in seinen Verhältnissen lebte, überraschte mich das nicht weiter.


    "Bleib doch ruhig, Aquilia. Deine Anwesenheit stört doch nicht. Ich hoffe du beehrst uns noch etwas länger mit deiner Person."


    An Commodus gerichtet sprach ich seufzend:


    "Das kann ich mir gut vorstellen. Jedoch höre ich nicht allzuviel gutes vom Senat. Als Militär bin ich schon naturgemäß dem Senat nicht wohlgesonnen. Abgesehen von manchem Senator natürlich...


    Nun, ich hätte vielleicht noch etwas...


    Wie bekommt dir die Anwesenheit der Classis in dieser Siedlung. Wir sind zwar nicht allzu präsent, aber ich würde schon gern wissen, welchen Eindruck die Flotte auf die Zivilbevölkerung hat. Es wäre traurig zu hören, dass wir unseren Dienst tun, ohne bemerkt zu werden."

  • "Nun, vielleicht sollte ich dem Senat einmal mitteilen, dass er in den Reihen des Militärs nicht allzu grosses Ansehen geniesst, denn bisher hörte ich davon nichts." sagte er mit ernster Miene.


    "Nun, da ich wie erwähnt selten in die Stadt komme, kann ich dir nicht sonderlich viel darüber sagen, inwiefern man dort die Anwesenheit der Classis registriert und wertet. Ich selbst halte die Anwesenheit der Classis schon seit meiner Ankunft hier als äusserst wichtig."

  • Eher spaßig als ernst verzog sie ihre Miene unwillig. Doch da es Commodus Wunsch war, dass sie eine Sklavin mit diesem Auftrag betraute, würde sie sich daran halten. Flugs sprang sie von ihrer Sitzgelegenheit wieder auf um nach einer Sklavin Ausschau zu halten, als sie allerdings der Worte Pictors gewahr wurde. Commodus hatte vermutlich schon bemerkt, dass die leichte Röte häufiger auf ihre Wangen schlich, wobei es für den Militär neu sein durfte. Für sie waren die Worte nämlich keine höfliche Floskel, sie nahm sie wie sie waren - und das eigentlich bei allem was gesprochen wurde.
    >Dann werde ich euch doch noch ein wenig Gesellschaft leisten.< beteuerte sie mit einem fröhlichen Schmunzeln und huschte dann, unruhig wie sie immer war, aus dem Raum hinaus.
    Während sie sich im Atrium befand spielte sie eine kurze Weile mit dem Gedanken, den Wein nun doch selber zu holen. Schließlich war die Küche nicht weit. Dann allerdings entschied sie sich doch, nach einer Sklavin zu rufen und winkte sie mit einem freundlichen Lächeln herbei um ihr aufzutragen, den römischen Herren doch etwas zu trinken zu holen.
    "Also nehme ich an, zwei Karaffen Wein und eine mit Wasser gefült? Drei Becher?" Aquilia zog kurz die Augenbrauen zusammen, ehe sie verstand: Vermutlich war Wein, also Rotwein, eher das Standardgetränk. Sie winkte die Sklavin ein Stück zu sich und sagte leise:
    >Könntest du mir einen Becher mit Honigwein füllen?< und quittierte das warme Nicken mit einem fröhlichen Zwinkern. Alsdann wandte sie sich wieder um und durchschritt das Atrium schon beinahe beschwingt um sich auf ihren Platz zu setzen, einmal in die Runde zu schauen und artig ihre Hände auf den Schoß zu legen.

  • Meine Aufmerksamkeit lag nun doch wieder beim Senator, der ansprach, was viele Soldaten insgeheim dachten.


    "Du kannst das dem Senat gern mitteilen. Nur fürchte ich, dass dies nicht viel bewirken wird. Die Classis ist schon viel zu lange aus dem Blickfeld der großen Väter Roms gerückt. Ich traue dem Kaiser unendlich mehr. Das soll nicht beleidigend sein, doch aus dem Senat kam für die Armee und speziell für mich noch nie etwas gutes. Ich finde es also doch ratsam, dass ein Senator wie du, mit einigem Wortgewicht ausgestattet, dem Senat ins Gedächtnis ruft, wer mit verantwortlich für seinen Wohlstand ist.


    Nun, aber ich will mich mäßigen, denn schließlich sehe ich vor mir und auch in deiner Verwandten die Sprossen dessen, was Rom eigentlich ausmachen sollte. Wir müssen unser Vertrauen in den Kaiser setzen. Er allein hat anscheinend die Kompetenz, die Lage ausreichend zu erfassen."


    In meiner aufgestachelten Aufregung vergaß ich ganz, dass eine Frau anwesend war. Beschwichtigend lächelte ich und nickte Aquilia freundlich zu.


    "Nun, Aquilia, darf ich fragen, seit wann du auf diesem Gut wohnst? Dein Gesicht ist mir in dieser Gegend nicht bekannt...", fragte ich galant und hoffte, dass ich nicht aufdringlich war.

  • "Ich werde es mir auf die Liste mit den Dingen schreiben, die ich tun muss, wenn ich das nächste Mal in Rom bin." sagte er.



    Die Sklavin, die Aquilia beauftragt hatte, betrat das Tablinum mit einem Tablett. Sie reichte Commodus und Pictor je einen leeren Becher und gab Aquilia jenen, den sie zuvor mit Honigwein gefüllt hatte. Dann füllte sie die Becher der beiden Herren jeweils zur Hälfte mit Wein und füllte dann mit Wasser auf.

  • Achtsam darauf bedacht, auch wirklich jedes Wort mitzuverfolgen, hing sie an des sprechenden Mannes Lippen - und nun war dies vornehmlich Terentius. Ein leichtes Schmunzeln lag auf ihren Lippen, als er sie und Commodus als Vorbild für römische Familien bezeichnete. Commodus mochte dies sein, doch würde man sie für eine solche Funktion nehmen, wäre Rom nicht mehr länger das Rom was es ist und solange war. Ihre größte Tugend war es vermutlich, dass sie geduldiges Schweigen gelernt hatte, was viele römische Männer auch schon schätzten. Sie selbst war noch nicht sehr sonnig zum römischen Kaiser eingestellt, war dieser doch auch für die Morde in Germanien verantwortlich. Und ja, hier sprach sie von Mord und Verantwortung, denn das sinnlose Töten und auch Versklaven der Urbevölkerung dieser Landen war für sie ein kleines Sakrileg. Doch ebenso sicher wie sie ihren Namen bestätigen konnte, wusste sie auch, dass sie mit dieser Meinung vermutlich fast allein stand. So kam es, dass sie ihr Ziel des aufmerksamen Zuhörens etwas vernachlässigt hatte und etwas Zeit brauchte um auf Terentius' Frage zu reagieren.
    >Ahm... Ja. Nein, natürlich nicht. Ich bin erst seit zwei Tagen hier. Davor lebte ich für einige Monate in Mogontiacum.< beantwortete sie seine Frage ohne jedoch auf ihren vorherigen Wohnort einzugehen. Diesen gab sie recht selten preis, warum, wusste sie auch nicht recht zu sagen. Nach ihren Worten lächelte sie nachträglich und wandte sich kurz der Sklavin zu, die ihr das köstliche Getränk reichte. Vermutlich ein Sakrileg für die Römer: Met statt Rebensaft bei Besuch zu trinken - und das in ihrem zarten Alter und als Frau. Doch ihr Vater hatte nie ein größeres Drama daraus gemacht und hier tat sie es nun mehr oder weniger wie selbstverständlich. Auch wenn sie aus der Selbstverständlichkeit so gut es ging ein Geheimnis machte.
    >Und du bist Soldat?< versuchte sie sich für seine Geschichte zu erwärmen und zugleich - natürlich völlig uneigennützig - von ihrer Vergangenheit abzulenken.
    >Warst du auch an den Kriegen gegenüber dem hiesigen Volk beteiligt?< fragte sie mit einer Miene, die eigentlich nicht interessiert sondern eher ablehnend wirkte, womit sie ihr eigentliches Ziel wieder verfehlte. Eigentlich hatte sie nämlich zu einem sorglosen Gespräch übergehen wollen, doch die missbilligenden und ihrer selbst nicht geachteten Falten auf der Stirn sprachen für sich.

  • Sim-Off:

    Entschuldigt die lange Wartezeit :(


    "Rom also... auch mich zieht es dorthin. Lange genug habe ich auf dem Stützpunkt meinen Dienst getan...", sprach ich gelassen und doch mit einer Spur Missbilligung.


    Man konnte sagen, was man wollte. Die Flotte Germaniens war zu einem Transportdienst degradiert worden, der niemand mehr interessierte. Als Nauarchus war ich zwar Stabsoffizier, aber im Vergleich zur Legio doch ein kleines Licht. Verdrieslich trank ich den Wein.


    "Ich weiß nicht, wie deine Meinung dazu ist, aber die Classis hat ihren Zweck vielleicht in Britannien erfüllt, aber hier am Rhenus sind wir nichts besseres als der Zustelldienst für den Statthalter."


    Noch während ich dies sagte, stieg ein süßlicher Duft in meine Nase. Aber es war nicht der Wein, der hatte einen anderen Geruch. Suchend sah ich mich leicht um und erblickte den Becher, den Aquilia hielt. Konnte das wirklich Met sein? In einem römischen Haus...
    Das Getränk war süffig und äußerst geschmackvoll. Ich selbst trank es mit Wonne. Doch von einer Römerin hätte ich es nicht erwartet. Neugierig sah ich sie an und sah dann die Sorgenfalten in ihrem Gesicht, als sie von den Germanenkriegen sprach. Ich musste das Thema also behutsam behandeln.


    "Ja, ich bin Soldat. Ein Offizier der Flotte. An den Kriegen gegen die Germanen war ich glücklicherweise nicht beteiligt. Viele gute Männer auf beiden Seiten ließen ihr Leben. So etwas sollte sich nicht noch einmal wiederholen. Aber nun sind die Grenzen gesichert und es scheint so, dass zumindest derzeit Frieden herrscht. Aber dein Gesicht spricht für sich. Du missbilligst die Kriege. Ich kann das nachvollziehen. Aber nun leben wir weitestgehend in Frieden und sollten die Profite sehen, die beide Seiten daraus gewonnen haben."


    Profite... ein Volk mehr, das die dekadente Hand des Roms berührt und vereinnahmt hatte. Das freie Germanien lag weitab meines Wissens. Und das jetzige befriedete Germanien war nur eine billige Kopie römischen Vorbilds. Fette Senatoren und Verwalter, die Profite machten. Aber das wahre Gesicht Roms wollte ich hier nicht offenbaren, hatte ich es doch oft genug mit dem Schwert verteidigt und meine Hände mit Blut beschmutzt.

  • Zitat

    Original von Publius Terentius Pictor
    "Ich weiß nicht, wie deine Meinung dazu ist, aber die Classis hat ihren Zweck vielleicht in Britannien erfüllt, aber hier am Rhenus sind wir nichts besseres als der Zustelldienst für den Statthalter."[/I]


    "Nun, auch der Statthalter kann euch nicht einfach so in den Krieg schicken, da bedarf es noch immer der Zustimmung des Kaisers. Und bis dieser etwas entsprechendes anordnet habt ihr nun einmal hauptsächlich Transportaufgaben. Das war schon immer so."

  • Sim-Off:

    *HUST* *HUST*... Zeit zum Abschied, Pictor


    Commodus folgte der kleinen Disskussion zwischen Pictor und Aquilia noch eine Weile. Hin und wieder streute er ebenfalls seine Meinung ein, hielt sich jedoch weitestgehend zurück.


    Irgendwann trat eine Sklavin an ihn heran und flüsterte ihm leise etwas zu. Commodus nickte und nachdem die Sklavin sich wieder zurückgezogen hatte, erhob er sich.


    "Terentius Pictor, dein Besuch hier war sehr interessant und es freut mich zu sehen, dass die Classis auch einige Soldaten hat, die sich ihre eigenen Gedanken machen. Trotzdem muss ich dich nun leider bitten uns zu verlassen, denn es ist bereits spät und der Weg zurück in die Stadt kann nach Einbruch der Dunkelheit gefährlich sein. Du bist hier natürlich jederzeit willkommen und ich bin sicher, dass Aquilia ebenso wie ich, reges Interesse an weiteren Diskursen hat." Er schaute kurz zu Aquilia und lächelte sie an.




    Ein Sklave erschien in der Tür des Tablinums und führte Pictor, nach einigen weiteren Worten des Abschieds aus dem Haus hinaus und zum Tor des Gutes.

  • Sim-Off:

    Nicht doch, Terentius :) Ich muss mich entschuldigen.


    >Richtig, ich verachte die Kriege. Sie sind sinnlos.< gab sie nur eine knappte, Raum gebende Antwort um nicht zu sehr ihre Sympathien für 'die andere Seite' zu offenbaren. Immerhin stand hier ein Römer von ihnen und auch wenn sie nicht sehr gebildet sein mochte, so war sie doch intelligent und aufmerksam: Sie wollte ihrem Onkel nicht die Beziehungen verderben. Und doch lag diese Zornesfalte noch immer auf ihrer Stirn, auch wenn sie eher einer Art von Missbilligung entsprang. Profite. Die einzigen Profite, welche die Germanen geschlagen haben, lagen im Verkauf der Kleider, Waffen und Wertgegenstände der Toten beider Seiten. Aber artig versiegelte sie ihre Lippen um diese Worte nicht in den Raum gleiten lassen wollte und sollte. Bewusst wurde ihr allerdings, dass ihr gegenüber ein Mann saß, der weder dumm noch roh war. Ein 'Krieger' der besseren Art.

    ~~~


    Und so unterhielten sie sich noch eine Weile, wobei sich die Stirn Aquilias zunehmend glättete und auch ihre Lippen wieder von einem schmalen, aber munteren Lächeln gerahmt wurden. Möglich, dass dieses dem süßen Met entsprang, den sie soeben genoß. Doch genauso gut kann es auch ganz einfache Freude über das Gespräch dieser Runde sein. Wahrhaftig war beides die Ursache, wobei der Wein sich in dem leicht dämmrigen Blick wiederspiegelte. Natürlich trank sie ihn nicht verdünnt, es wäre ein Sakrileg gewesen, dies zu tun.

    ~~~


    Eine kurze Pause war eingetreten, als eine Sklavin ruhig den Raum betrat. Aquilias Lächeln fächerte sich zu einem leichten Grinsen, denn so bemüht die Sklavin auch war, sich geräuschlos zu nähern, war sie doch in der Stille kaum zu überhören. Als sie sich zu Commodus wandte, sah sie, wohlerzogen wie sie war, dezent weg und richtete ihre Aufmerksamkeit in Richtung des Milites. Ruhig beobachtete sie seine Augen, da er ihren Blick grade nicht zu erwidern schien - sonst hätte sie es sich kaum getraut ihn so anzusehen.
    >Oh, Schade.< ließ sie vernehmen, als sie die Worte des aufgerichteten Commodus hörte. Doch in ihrem Blick lag Verständnis und vielleicht auch ein kleiner Dank. Die Konversation hatte ihr tatsächlich zugesagt, doch sie hatte sich noch nie in lange Gespräche einfinden können und war nicht sehr gesellschaftstauglich. Aus diesem Grude empfand sie Erleichterung bei dem Gedanken, sich gleich wieder in Ruhe zu wissen.
    >Terentius, ich bin sicher wir sehen uns bald wieder.< verabschiedete sie sich mit einem verschmitzten Lächeln und einem leichten Senken des Kopfes. Diese Geste war weniger in die Richtung des 'Nickens' geleitet, als eine Ehrerbietung, die sie sich, gerade gegenüber Mänern, angewöhnte. Hernach wandte sie sich um und verschwand wieder rasch aus dem Zimmer. Ihr einstmaliges Vorhaben, ihre Onkel um eine Aufgabe zu bitten, war völlig in Vergessenheit geraten und sollte ihr erst zu einem späteren Zeitpunkt wieder einfallen.

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