Meridius hatte seinen Cousin zu einem Gespräch in die Regia geladen und befand sich etwas früher am Ort des Geschehens, überflog ein paar Dokumente und lehnt sich dann in dem Korbsessel bequem zurück. Seine Gedanken verweilten in Tarraco und bei Iulia...
Gespräch mit Marcus Decimus Livianus
- Maximus Decimus Meridius
- Geschlossen
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Livianus betrat das Besprechungzimmer, zu dem er von einer der Wachen gebracht wurde.
"Salve Meridius!"
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Meridius blickte auf.
"Salve, Livianus.
Nimm doch bitte Platz."Er rollte die Schreiben zusammen und legte sie dann zur Seite.
"Wie war die Reise?"
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Livianus trat näher und setzte sich.
"Kurz und ziemlich anstrengend - aber danke der Nachfrage."
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Meridius nickte.
"Ich nehme an, Du hast Lucilla gesehen. Wie geht es ihr?
Und was macht sie? Wie geht es Tertia?"Er nahm zwei Becher und schenkte verdünnten Wein ein.
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„Ja das habe ich! Es geht ihr gut und sich machte einen überaus glücklichen Eindruck auf mich. Tertia konnte ich leider nicht treffen. Du weißt ja…. ein Feldherr darf das Pomerium nicht betreten und eine Vestalin darf es nicht verlassen. Somit konnte ich auch an der eigentlichen Sponsalia von Lucilla und Senator Avarus nicht Teil nehmen, aber ich denke, dass sie dennoch eine nette Feier hatten….. auch wenn ich von beiden Gentes der einzige Besucher aus Germanien war. Das sich nicht jeder Kommandant die Zeit nehmen kann um nach Rom zu reisen verstehe ich noch, aber von den niederen Rängen aus den Reihen der Germanica hätte ich es mir doch erwartet. Sofern sie überhaupt die Erlaubnis erhalten haben. “
Livianus hob eine Augenbraue.
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"Ich wurde von diesen angefragt, das ist richtig. Doch eine Sponsalia ist nur eine Sponsalia, zumal wir eh alle wussten, dass sie schon länger verlobt sind."
Meridius hielt inne.
"Wir hatten in Germanien einen harten Winter. Die Lage in Raetia ist nach wie vor angespannt und auf die Legionen kommt eine Menge Arbeit zu. Zudem hatte ich eine Stabsbesprechung geplant und die Ankunft des Kaisers steht bevor."
Wieder hielt er inne.
"Wegen einer Sponsalia gebe ich meinen Soldaten nicht frei. Bei einer Hochzeit können wir darüber reden. Jedenfalls bin ich ebenfalls hier geblieben, und nicht, weil ich nicht gehen wollte, sondern weil ich mich in meiner Position, nicht wegen einer Verlobungsfeier im Angesichte der anstehenden Aufgaben, davon stehlen konnte. Ich habe diesen Posten erst vor kurzem angetreten, genau so wie Du den Deinen."
Er räusperte sich.
"Ich habe Deine Abmeldung erhalten. In Zukunft muss ich jedoch darauf bestehen, dass Du Dein Kommando erst dann verlässt, wenn Du auch meine Rückmeldung abgewartet hast. Es nützt mir nichts, wenn sich alle Legaten in Germanien nur abmelden und dann einfach verschwinden. Fasse dies also als ernsthafte Rüge auf. Ein zweites mal möchte ich das nicht erleben."
Er sah seinen Cousin an.
"Zu guter letzt habe ich noch eine private Meinung zu dem Ganzen.
Willst Du diese auch noch hören?" -
Livianus seufzte und fasste sich mit der Hand an den Hinterkopf, während er sich etwas zurück lehnte.
„Meridius! Was hat den das Eintragen und Anerkennen einer Verlobung mit der Feier der Sponsalia zu tun?..... Das ist ja, als ob man eine Geburt nicht feiert, nur weil sie 9 Monate im Voraus schon feststeht oder als ob du die Saturnalia nicht feierst, nur weil das ganze Jahr schon feststeht, dass sie im Dezember stattfindet. Das ist meine Meinung dazu. Aber es ist natürlich deine Entscheidung wie du damit umgehst, oder ob du deinen Männern frei gibst oder nicht.“
Er nahm die Hand wieder herunter und beugte sich etwas nach vorne.
„Über die Lage in Retia wurde ich bisher nicht informiert. Eigentlich wurde ich von überhaupt nichts informiert, seit ich mein Kommando hier in Germanien angetreten habe. Aber du wirst nun sicher die Gelegenheit nutzen um mich zu unterrichten.“
Die nächste Sache wurde dann doch etwas unangenehm.
„Versteh mich nicht falsch Meridius, aber als Senator und enger Vertrauter des Kaisers erwarte ich mir doch eine andere Behandlung als ein einfacher Legionär. Mir ist klar, dass du der Legatus Augusti und somit der Oberbefehlshaber in Germanien bist, aber dennoch widerstrebt mir der Gedanke bei dir, wie ein einfacher Legionarius, um Urlaub anzusuchen. Das musste ich nicht einmal als Praefectus Urbi…. und da unterstand ich direkt dem Kaiser. Ich denke, dass ich sehr wohl selbst Entscheidungsfähig bin, ob die momentane Lage eine kurze Reise zulässt oder nicht und eine Information an dich durchaus ausreichend ist.“
Livianus atmete durch.
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Meridius hörte Livianus aufmerksam zu.
"Ich muss Dir widersprechen. Auch ich bin enger Vetrauter des Kaisers, und jeder Kommandeur ist zwangsweise Senator. Und auch mir ist es nicht gestattet gewesen, zu meiner Zeit als Kommandeur der Legio IX Hispana, die Provinz einfach so zu verlassen."
Er sah Livianus an und erinnerte sich zu gut an die doppelte Klatsche, die er zum einen durch den Kaiser selbst, und dann durch Macer erhalten hatte...
"Ich behandele grundsätzlich alle Kommandeure gleich und mache dabei keinen Unterschied. Wer Heimaturlaub möchte, oder die Provinz verlässt, ohne dass er eine Ladung des Kaiserhofes vorzuweisen hat, hat dies VORHER bei mir zu äussern. Der Platz aller Kommandeure ist bei ihren Truppen. So Du bisher nicht unterwiesen wurdest, wie die Situation hier vor Ort aussieht, kann das durchaus auch daran liegen, dass es nicht die Möglichkeit gab Dich zu unterrichten, wie auch, wenn Du nicht da bist..."
Er hielt inne.
"Versteh mich nicht falsch. Ich weiß um Deinen Rang und um Deine Verdienste. Doch dies hier ist nicht Italia und auch nicht Rom. Germanien ist eine Grenzprovinz und Deine Aufgabe als Kommandeur einer Legion ist eine andere als die Aufgabe, welche Du vorher hattest."
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Livianus seufzte.
“Also gut! Es ist zwar merkwürdig diese Worte ausgerechnet von dem Mann zu hören, der als der meist verreiste Legat Germaniens in die Geschichte eingehen wird, aber wenn du darauf bestehst, dann werde ich es in Zukunft vorher melden….. was aber noch nicht heißt, dass ich es mir gegebenenfalls verbieten lasse.“
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Meridius schüttelte den Kopf.
"Was ist mit Dir los, Livianus? Ich erkenne Dich kaum wieder. Ich weiß, dass ich früher des öfteren verreiste, doch ich kann Dir versichern, dass dies nicht unkommentiert blieb. Ich bin jetzt Statthalter dieser Provinz und habe aus Fehlern gelernt. Wenn Du sie mir weiterhin vorhalten willst, dann tu das. Doch meine Anweisung war deutlich. Und ich gehe davon aus, dass Du als Soldat weißt, wie Du damit umzugehen hast."
Er hielt inne.
"Vielleicht noch ein privates Wort. Ich kann verstehen, dass Du gereist bist, doch ich kann es nicht begrüssen. Zum einen, weil Magnus und ich hier geblieben sind, zum anderen, weil ich schon genug Schwierigkeiten mit Lucilla hatte und habe. Wenn ich in Germanien bleibe, und dies in einem Schreiben begründe, macht es sich nicht gut, wenn Du dennoch reist. Der Bruder fehlt, aber der Cousin erscheint. Weiß der Geier, was sie jetzt von mir denkt."
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„Da du mein Vorgesetzter bist muss ich es akzeptieren, aber verstehen kann ich es nicht. Ich habe über 5000 Mann unter meinem Kommando und man traut mir nicht zu, selbst zu entscheiden, wann meine Anwesenheit im Castellum erforderlich ist und wann ich eine kurze Reise planen kann? Muss ich dich in Zukunft über all meine Schritte informieren und vorher um Erlaubnis fragen, wenn sie mich über die Grenzen der Regio bringen?“
Livianus seufzte.
„Und dass mit Lucilla musst du mit ihr selbst klären Maximus! Ich habe mich vor meiner Abreise nicht über eure Zu- oder Absagen erkundigt - dazu war auch keine Zeit mehr, da ich ihr zuerst selbst abgesagt hatte. Als ich merkte, dass sich eine kurze Reise doch zeitlich ausging, habe ich mich kurzfristig umentschieden und bin so schnell es ging nach Rom gereist. Wenn du deinen Pflichten als Bruder nicht nachkommen kannst oder willst, dann solltest du nicht auch noch andere mit hineinziehen…. Und rede dich jetzt ja nicht auf deinen Posten aus… du hättest ihr zumindest schreiben können.“
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"Es geht nicht darum, ob Du im Castellum bist, oder ausserhalb des Castellums. Rom hat ein Recht darauf zu wissen, wo seine Legaten sind. Und ich als Statthalter muss dies ebenfalls wissen."
Er hielt inne. Macht es Sinn mit ihm zu diskutieren?
Aus irgendeinem Grund wollte er ihn nicht verstehen."Ich will mich nicht mit Dir streiten, Livianus."
Er hielt inne.
"Und was Lucilla betrifft, hatte ich ihr geschrieben.
Sag mir also nichts von Bruderpflichten!!!"Er sah ihn direkt an.
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"Also als ich in Roma war, hatte sie noch keinen Brief von dir erhalten?! Ausserdem hast du mit diesem Thema angefangen! Aber was solls! Warum hast du mich zu dir kommen lassen?"
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"Zum einen natürlich, um Dir mitzuteilen, dass ich in Zukunft vorab informiert werden möchte, wenn Du die Provinz verlässt. Zum anderen um mich über den Stand der Dinge bei Deiner Legion zu erkundigen."
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Livianus nickte. Das erste Thema war für ihn abgehackt.
„Die Legion hat sich in der Zwischenzeit recht gut auf den Kommandowechsel eingestellt. Ich habe Seneca zum Praefectus Castrorum ernannt und er ist mir eine überaus große Hilfe bei der Führung der IXten. Ich denke es war gut diesen Posten mit einem Mann zu besetzen, der mich noch von früher kennt. Ich habe versucht nahtlos an deine Projekte anzuknüpfen und die vorhandenen und aufgebauten Ressourcen nun zum Einsatz zu bringen. Zum einen habe ich Germanica Aelia meine Hilfe angeboten, sofern es in der Regio irgendwelche Bauarbeiten gibt und zum anderen wird die enge Zusammenarbeit mit der Classis auch weiterhin gefördert.“
Er machte eine Pause und wartete ab, ob Meridius bis hier her einmal Fragen hatte.
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Meridius hatte keine Fragen.
"Das klingt gut. Du solltest vor allem darauf achten, dass die Heeresstraßen in tadellosem Zustand gehalten werden. Und die Grenzposten in Deinem Gebiet sollten ebenfalls dem höchsten Leistungsstand entsprechen. Sollten wir von den Germanen herausgefordert werden, möchte ich, dass alle in Germanien stationierten Legionen in einem Maximum an Beweglichkeit und Schnelligkeit konzentriert werden können. Egal wo es der Germane versucht über den Limes oder den Rhenus zu kommen, egal welche Stadt er versucht anzugreifen, unser Straßen- und Kontrollnetz muss so eng sein, dass wir ihn in kürzester Zeit vernichtet haben."
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„Natürlich Maximus! Des Weiteren hat die Classis um Unterstützung der Legio im Kampf gegen einige britannische Piraten gebeten. Ich habe Iulius Seneca mit dem Kommando über unsere Abordnung beauftragt und er hat sich vor wenigen Tagen mit einigen Kohorten auf den Weg gemacht.“
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Meridius hörte interessiert zu.
"Wie weit wird das Operationsgebiet reichen? Für Aktionen auf britannischem Boden dürfte uns die Legitimität fehlen. Den Männern sollte klar sein, dass sie nur auf dem Boden unserer Provinz und in den Gewässern davor operieren dürfen. Ich möchte keinen Ärger mit Rom bekommen. Sollten die Priaten nach Britannien zurückflüchten, sind sie eine Angelegenheit der dortigen Truppen."
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„Ich denke das ist den Offizieren bewusst. Praefectus Annaeus Florus ist ein fähiger Mann der bestimmt weiß was er tut. Soweit ich den Plan verstanden habe, soll die Flotte die Piratenschiffe an die germanische Küste drängen, wo die Truppenteile der Legio warten um sie in Empfang zu nehmen. Sollte der Plan aufgehen, werden meine Soldaten nicht einmal ein Schiff betreten müssen.“
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