Lex Octavia Solidaritatis Patriciarum


  • Mit einem leichten, ironischen Lächeln und einem Kopfschütteln quittierte ich die Worte des Senators...


    "Ich merke schon, wenn man etwas nicht will, lassen sich tausend Ausreden finden!"


    Das musste reichen, um meine, momentane, Meinung über gewisse Senatoren wiederzuspiegeln.


    Dann wandte ich mich an Livia


    "Senatorin, ICH habe nie verlangt, dass der Volkstribun die kontrollierende Instanz ist! Meinetwegen kann es der Finanzverwalter des Kaisers oder eine andere, von ihm benannte Person oder aber auch er selbst sein! Ich verlange auch keine öffentliche Bekanntmachung. Ich plädiere nur für eine Kontrollinstanz"


    Dann warf ich einen kurzen Blick zu Macer


    "Auch wenn manche hier der Meinung sind, dass man ein Gesetz, welches dies nicht vorsieht, nicht kontrollieren muss!
    Meine Meinung dazu kennt ihr ja!"

  • Hungi liess sich Zeit mit dem Antworten. Daß noch keiner - oder hatte er es überhört? - der Senatoren auf die einfachste Idee gekommen ist, wunderte ihn doch ein wenig. Sollte er das ansprechen? Durfte er das überhaupt? Sollte er als Princeps Senatus sich für eine Partei entscheiden? Im Endeffekt wäre es das vermutlich. Auf der anderen Seite, wenn er das möglichst neutral formulieren würde... dann könnte es gehen.


    Eine unabhängige Kontrollinstanz. Ja, mir schwebt auch sowas vor, allerdings eine andere als du, mein Bruder.


    Eine künstlerische Pause, um die Dramatik ein wenig zu steigern? ;) Nein, Hungi atmete nur ein. :D


    Ein juristisches Gutachten darüber, ob der Inhalt des Plebiszits mit dem kaiserlichen Dekret kollidiert.

  • Ich hörte die Worte meines Bruders und lauschte aufmerksam, während ich mir meinen Bart kratzte....


    Nach ein paar Sekunden, während ich die Worte setzen liess, fing ich an zu Nicken...


    "Nun, auch das wäre eine Möglichkeit, dich mich, fürs Erste, zufriedenstellen würde. Es würde zumindest bedeuten, dass es dem Senat nicht vollkommen egal ist und er sich auch für die Sorgen und Anliegen des Volkes interessiert."


    Dann blickte ich in die Runde der Senatoren, vor Allem der patrizischen...


    "Und ich denke, dass dies eine Lösung ist, die für beide Seiten zufridenstellend ist."


    Natürlich war diese Lösung nicht die, welche das Volk vollends zufriedenstellen würde.... dieses würde sicher lieber sehen, dass die Patrizier ihre 'Spenden' zahlen, doch mir ging es, wie schon so oft erwähnt, um die Wahrheit und die Gerechtigkeit und diese Lösung war zumindest auch eine Form, eine Lösung zu finden, ohne dass irgendwelche Gesetze missachtet oder gar gebrochen wurden....

  • Wunderbar. Möchte jemand der anwesenden Senatoren was dazu sagen?


    Dann fiel Hungi ein, daß er ja gar nichts weiteres dazu gesagt hat.


    Ich könnte mir dabei Decimus Mattiacus als Gutachter vorstellen, den Quästor Sacrii Palati. Er hat sicher das juristische Wissen dazu und hoffentlich auch genügend Zeit für ein solches Gutachten. Oder gibt es andere Vorschläge?

  • Macer gefiel der Vorschlag des Princeps gut, so dass er nichts weiter dazu zu sagen hatte, als dass er ihm zustimmen konnte. Er hatte zwar selber keine bestimmte Erwartung, was wohl das Ergebnis der Prüfung sein sollte, aber sie erschien ihm dennoch sehr sinnvoll.

  • "Wie gesagt, ich finde den Vorschlag ansich sehr gut und deinem Vorschlag über den Prüfer kann ich ebenfalls nur zustimmen!"


    Dann sah ich durch die Runde


    "Was sagen die ehrenwerten patrizischen Senatoren zu diesem Vorschlag?"

  • Auch Livia wendet sich den anderen patrizischen Senatoren zu, um deren Meinung zu diesem Thema zu ergründen. Sie lässt den Blick über die Gesichter wandern und versucht Zustimmung oder Ablehnung in ihnen zu lesen. Vielleicht möchte auch jemand anderes noch etwas dazu sagen.


    ( :D )

  • Nachdem keiner der anderen patrizischen Senatoren zu einer Wortmeldung überwinden kann, ist es wohl wieder an Livia für ihren Stand zu sprechen. Sie ist sich zwar nicht ganz sicher, ob die Sache nicht doch irgendeinen Haken hat, kann ihn im Moment jedoch nicht entdecken. So stimmt sie schließlich etwas zögerlich zu.


    "Nun gut. Von mir aus möge man dieses Gutachten erstellen."


    Sie wirft ihrem Gatten einen ebenso kurzen wie undefinierbaren Blick zu.

  • Hungi schmunzelte. Anscheinend realisierte auch seine Frau, daß man im Senat schnell zu einem Wortführer werden kann... weil es kein anderer tut. :D Aber er unterdrückte sein Lächeln schnell, räusperte sich und stand dann auf.


    Schön, dann werde ich einen Brief an Decimus Mattiacus verfassen lassen.

  • Einige Tage später wurde der Senat wieder einberufen, und auch dieser Punkt stand auf der Tagesordnung.


    Senatorinnen und Senatoren. Ich freue mich, daß Decimus Mattiacus nicht nur meiner Bitte entsprochen hat, sondern auch in so schneller Zeit ein Gutachten über die fragliche Causa erstellen konnte. Dies hier schickte ein Bote zu mir.


    Er gab den Brief einem Scriba, der daraufhin den Wortlaut des Briefes vorlas.



    Salve Hungaricus,


    hier das von dir gewünschte Gutachten,


    Vale


    Mattiacus



    Gutachen zur Lex Octavia Solidaritatis Patriciarum


    Die Frage, welche dieses Gutachten klären soll, ist, ob die Lex Octavia Solidaritatis Patriciarum gegen Dekrete des Princeps verstößt, die Ordo Patricius Steuerfreiheit gewährt.
    Dazu sollte zunächst die Stellung der Patrizier im Imperium Romanum betrachtet werden. Sie ist in § 17 CodUni geregelt. Dort heisst es in Absatz 3 „Angehörige des Ordo Patricius haben neben einigen Bevorzugungen im Cursus Honorum und im Cultus Deorum keine Vorrechte im Imperium Romanum“ . So muss man zunächst festellen, dass Patrizier keine Steuerfreiheit haben.
    Jedoch befreit der Princeps im Dekret vom ANTE DIEM X KAL OCT DCCCLV A.U.C. (22.9.2005/102 n.Chr.)
    alle Patrizier von der Steuer. Daher waren bis zu den Comitien alles Patrizier steuerberfreit. Die Comitien fanden vom ANTE DIEM V ID NOV DCCCLV A.U.C. (9.11.2005/102 n.Chr.) bis zur Abstimmung am ID NOV DCCCLV A.U.C. (13.11.2005/102 n.Chr.) statt, wobei bei 88 wahlberechtigten Bürgern 30 Stimmen für den Plebiszit stimmten und 8 dagegen.
    Eine Mehrheit von über 60 % kamen zustande so dass nach § 7.1 CodUni der Plebiszit gültig war. Es kann davon ausgegangen werden dass eine genügende Anzahl der Plebejer anwesen waren, da eine Rekonstruktion der Stimmen, die für Enthaltung waren, nicht möglich ist. Ein Veto des Imperators liegt nicht vor, so dass der Plebiszit Gültigkeit erlangt.
    Fraglich ist nun wie das Verhältnis von Dekret und Plebiszit ist. Das Dekret hat nach § 6 CodUni nach Ratifizierung gesetzeskraft wie in § 2 CodUni geschrieben. Ebenso hat nach Beschluss der Plebiszit gesetzeskraft. So stehen sich beide in Gültigkeit gegenüber. Eine Lösung dieses Problems bringt nun der § 2 I CodUni. Dort heißt es in Satz 3 „Das Decretum Imperatoris ist allgemein höheres Recht als das Decretum Senatus und das Plebiszit.“.
    Das Dekret des Imperators ist zweifelsohne ein Dekret im Sinne von § 6 CodUni und hat daher Anwendungsvorang vor dem Plebiszit.
    Im Ergebnis muss daher festgestellt werden, dass die Lex Octavia Solidaritatis Patriciarum gegen das Dekret des Imperators zwar nicht verstößt, da es formell rechtmässig zustande gekommen ist, aber dennoch hinter ihm zurücksteht und nicht angewendet werden kann.


    Marcus Decimus Mattiacus, Quaestor Sacrii Palati


  • Ich hörte die Worte, welche nur bestätigten, was ich mir schon dachte. Allerdings fragte ich mich, warum dann damals keiner etwas dagegen gemacht hatte, oder dies damals schon niemanden aufgefallen ist.


    Naja, die Patrizier dachten anscheinend, dass so das Volk beruhigt sie und sie weiterhin Tun und Lassen könnten was sie wollten.


    Nun, das konnten sie nun auch, aber das Volk würde die Wahrheit erfahren....


    "Princeps, was wird nun weiter geschehen?"

  • Ein bisserl merkwürdig war es schon, daß zwei Gesetze, die inhaltlich vollkommen differierten, nebeneinander bestehen konnten, aber die Lösung des Mattiacus war so natürlich stichfest. Er nahm sich vor, in einer Mußestunde über den Inhalt des Plebiszites zu philosophieren, jetzt hatte er keine Zeit dazu.


    Das liegt nun ganz in deiner Hand, Lucianus. Ich möchte dich aber darum bitten, wenn du das Volk jetzt davon unterrichtest, wähle gemäßigte Worte. Eine neuerliche Unruhe will ich nicht schon wieder erleben.

  • Ich nickte


    "Natürlich werde ich versuchen, das Volk in Ruhe zu halten, aber du weisst selbst, wie schnell es erregbar ist!


    Allerdings frage ich mich, worüber ich berichten soll? Es wurde festgestellt, dass das Plebiszit und ausdurchführbar ist. Wird es nun abgeschafft?


    Und was das betrifft, was in angeblich in meiner Hand liegt.... Nichts liegt in meiner Hand. Denn jedes neuerliche Gesetz, welches ich in diese Richtung anstreben würde, würde wieder genauso im Gegensatz zu dem Dekret des Kaisers stehen, wie das jetzige Plebiszit. Somit wäre es unsinnig in diese Richtung weiterzuarbeiten.


    Allerdings war dies ja auch nicht meine Absicht, sondern nur, die Wahrheit herauszufinden um das jetzige Plebiszit und dessen Durchführung und dies ist ja nun geschehen!"

  • Macer begann sicher erst langsam und dann heftig am Kopf zu kratzen. Da sagte der Volkstribun doch selber, dass seine Absicht erfüllt worden war und wusste dann nicht mehr weiter?


    "Tribunus Plebis, bei allem Respekt, aber wieso stellst Du uns die Frage, worüber Du berichten sollst und ob das Gesetz abgeschafft wird? Hast Du dich denn nicht auf diesen möglichen Ausgang der Debatte vorbereitet? Mir ist immernoch nicht klar, ob Du diese Debatte begonnen hast, um zu reden, oder um dann auch zu handeln."

  • "Werter Senator Macer!
    Vielleicht habe ich ich falsch ausgedrückt....


    Natürlich wusste ich, dass es so enden könnte, doch weiss ich nicht, was nun weiter passiert!
    Wird das Gesetz abgeschafft? Bleibt es bestehen, ohne jedoch Beachtung zu finden?
    Wie wird weiter verfahren?
    Da ich vorher noch nie dem Senat beiwohnen durfte, kenne ich mich auch mit den Vorgänge nicht so aus, verzeih mir!"


    Einmal Luft holen


    "Und was ich dem Volk berichte, an Sich, weiss ich schon, nur seit ihr, werte Senatoren, euch auch bewusst, egal wie ich es formulieren werde, was daraus resultieren kann?"


    Die letzte Bemerkung des Senator liess ich jedoch unkommentiert..... auf Anschuldigungen oder Streitgespräche hatte ich momentan weniger Lust.

  • Macer war sich nicht sicher, ob der Volkstribun ihn nicht verstehen konnte oder wollte und kratzte sich vorsorglich noch einmal verwundert am Kopf.


    "Aber die Antwort auf deine Fragen ist doch genau das, was in deinen Aufgabenbereich fällt! Wir sprechen über ein Plebiszit, einen Beschluß der Volksversammlung. Du bist der Tribunus Plebis, der amtierende Leiter dieser Versammlung, wenn sie denn einberufen wird. Wer, wenn nicht du, kann uns sagen, ob sie das Plebiszit aufhebt?"

  • Achso war das..... jetzt wollte man mir das wieder zuschieben...


    "Du bist also der Meinung die Volksversammlung sollte das Gesetz aufheben?
    Wozu?
    Wenn es denn sowieso als ungültig angesehen wird, wozu soll ich dann eine Volksversammlung einberufen und diese bemühen?


    Warum wird es nicht einfach vom Senat oder vom Kaiser für ungültig erklärt!
    Schliesslich hätte man es schon damals als Solches erkennen müssen!


    Es wird schon schwer genung dem Volk diese Entscheidung kundzutun und Unruhen zu vermeiden, aber wie schwer, meint ihr, wird es, wenn man noch eine Volksversammlung einberuft und von den Plebejern verlangt ein Gesetz abzuschaffen, welches zuvor von ihnen erschaffen wurde und noch dazu über ein solch heikles Thema handelt?"

  • Macers Hand bewegte sich schon wieder unwillkürlich in Richtung Kopf, als er sie wieder sinken ließ. Sonst würde heftiges Kopfkratzen noch sein Markenzeichen werden und das wollte er nun doch nicht.


    "Ich werde das Gefühl nicht los, dass unser Volkstribun ein wenig Angst vor dem Volk hat", wandte sich Macer an die gesamte Versammlung, um sie in die Diskussion mit einzubeziehen. "Erst spricht er das Thema an und dann sind ihm die Konsequenzen zu schwer."


    Dann wandte er sich wieder direkt an den Tribunus Plebis. "Du hast das Thema auf die Tagesordnung gebracht und die Debatte angestoßen und die Absicht kundgetan, dem Volk die Wahrheit zu sagen. Du forderst den Senat nun auf, das Gesetz für ungültig zu erklären. Nun gut, ich fordere dich ebenfalls zu etwas auf: bring' zu Ende, was Du begonnen hast!"

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