Der Aedil unterwegs

  • Nicht nur in seinem Officium und auf den Märkten ging Macer seinen Pflichten nach, sondern die Sorge um die Sicherheit und Versorgung der Stadt trieb ihn durch alle Bezirke. Heute war er in einem der durchschnittlichen Stadtviertel unterwegs, in dem ihn weder schmucke Stadtvillen noch der Dreck der Subura erwarteten. Sein Blick glitt immer wieder vom Boden die Hausfassaden entlang nach oben und wieder zurück. Unten kontrollierte er, ob der Bodenbelag in Ordnung war und der Wasserablauf der Straßen funktionierte. Oben schaute er auf allzu kühne Aufbauten der oberen Stockwerke, die möglicherweise einstürzen könnten oder bei Hausbränden besonders gefährdet sind. Doch in dieser Straße erschien im alles in Ordnung.


    An der nächsten Ecke blieb er stehen und warf einen Blick in die Regenwasserzisterne, die zur Frischwasserversorgung der Bevölkerung des Viertels beiträgt. An einem eisernen Ring am Rand war sorgfältig ein Seil festgeknotet, an dem ein Eimer hing. Macer ließ ihn ins Wasser hinab und schöpfte dann mit den hohlen Händen einen Schluck hinaus. Die Qualität erschien ihm zufriedenstellend, hier gab es für ihn nichts zu tun.

  • An einem anderen Tag bei einem anderen Kontrollgang erregte ein hölzerner Anbau im dritten Stockwerk eines großen Mietshauses seine Aufmerksamkeit. Das Holz schien etwas morsch zu sein und die nach außen überstehende Konstruktion nicht sehr fachmännisch ausgeführt. Bei einem Barbier in einem der Ladenlokale des Hauses erkundigte sich Macer nach dem Weg zum Treppenhaus.


    "Nächste Seitenstraße rein, am Ende des Hauses ist ein Durchgang zum Hof." Mit seiner Schere deutete der Mann um die nächste Ecke und ließ sich nicht weiter bei der Arbeit stören. Macer nahm den beschriebenen Weg und gelangte in den Innenhof. Von dort führten Treppen zu Galerien in jedem Stockwerk, über die man die in kleinen Wohnungen kam. Ein paar spielende Kinder im Hof schauten ihn erstaunt an, während er sich auf den Weg nach oben machte. Er musste ein wenig suchen, bis er die richtige Wohnung fand. Die Tür war nicht verschlossen, der Bewohner aber offenbar dennoch nicht zu Hause. Macer störte das nicht, er schaute sich die Konstruktion trotzdem an. Schwere Amphoren lagen dort und auch von innen saht der Anbau nicht stabiler aus als von unten.


    Macer beschloß, sich Adresse und Wohnung zu merken und die Vigiles vorbei zu schicken, um den Anbau zu entfernen.

  • Ein paar Tage später kam ein Trupp der Vigiles vorbei. Als sie den spektakulären Anbau aus der Nähe betrachteten, wussten sie nicht ob sie lachen oder weinen sollten. Aber wie auch immer, Fakt war, dass das "Ding" da heute Abend sicher nicht mehr hängen würde.


    Helios! Du als Seeman bist doch das klettern gewohnt. Mach mal, dass du da hoch kommst und dem Besitzer klar machst, dass das Ding da nicht mehr lang hängen wird. befahl der Centurio dem Neuen.

  • Helios wollte schon losrennen, doch sein Gehirn wollte was anders.


    "Centurio, entschuldigt, wäre es nicht sinnvoller die Treppe zu nehmen, als an der Fassade hochzuklettern?"


    Sagte er im vollen ernst und stramm stehend, jedoch ohne jegliche Gesichtszüge zu bewegen.

  • Jetzt schaute der Centurio doch etwas verwirrt drein:


    Äh, natürlich wäre es das und natürlich sollst du das auch so machen.


    Du trittst deinen Nebenmann doch auch nicht zusammen, wenn ich den Befehl zum wegtreten gebe, oder?
    Also auf jetzt! Stopp! Ähm, über die Treppe, ja? Weitermchen....

  • Helios bewegte sich wie ein Gummiball hin und her, als sich der Centurio scheinbar nicht entscheiden konnte welche Befehle zu geben waren.
    Doch der letzte ward gesprochen und der Centurio verstummte.
    Zielgerichtet, mit festen Schritten, ging Helios in den Hof des Hauses, da an der Fassade ja keine Treppe war.


    Oben angekommen klopfte er kräftig.


    "Vigiles, aufmachen!"


    Als sich noch ein paar Sekunden nichts tat wiederholte er es.
    Und nach dem dritten Mal öffnete sich die Tür.


    "Ja? Was gibts?"


    Brummte ein alter, korpulenter, Mann.


    "Ihr...Anbau ist nicht vorschriftsmäßig und sicher gebaut. Es drohen Fassadenteile abzubrechen und Passanten zu verletzen. Es droht außerdem ein Einsturz aufgrun der Amphoren und Brandgefahr, da das Verkleidungsmaterial schlichtes Holz ist. Man ist gezwungen dies abzureisen. Für das Gemeinwohl."


    Der alte Mann stampfte auf.


    "Waaaaaaaaaaas! Du Elender! Möge dein Gewissen dich strafen einem alten Mann wie mir solch Angst einzujagen."


    "Keine Angst, sondern die Wahrheit, alter Mann."


    Sagte er gefühlskalt und ohne jegliche Mimik.


    "O welche Strafen werden dich ereilen, die Götter dich strafen, deine Seele verkommen und auf ewig im Tartaros schmoren! Du Unglücksseliger, mein Herz blutet, siehst du es nicht? Wo soll ich mit meinem Hab hin, was soll ich machen, es auf die Straße werfen? Du siehst, ich habe keinen Platz hier!"


    Der alte Mann schien sich zu vergessen, war in Gedanken versunken, gar apathisch.


    "Alter Mann, entweder du lässt uns unsere Arbeit machen oder du kommst in den Carcer. Entscheide weise, dein Alter sollte dir dabei eine große Hilfe sein."


    Antwortete Helios noch immer unbeeindruckt und ohne Reue.
    Doch der alte blickte weiterhin nach unten.


    "Hoffentlich wandere ich bald ins Totenreich, sehe meine Freunde, die dies alles ziemlich lachhaft gefunden hätten. Zu meiner Zeit hätte man dies einem alten Mann erspart! So bringe mich in eure angenhme Unterkunft, ich habe sowieso nicht mehr lange Zeit das irdische Dasein zu genießen."


    Helios nahm den alten Mann ohne zu zögern am Oberarm und führte ihn nach unten.
    Der Alte weinte, wehrte sich jedoch nicht.
    Beim Centurio angekommen stand Helios stramm.


    "Centurio, dieser Mann hat sich geweigert uns walten zu lassen, entschied sich für den Carcer der Vigiles, als ich ihn zur Wahl stellte in der Hoffnung er würde sich besinnen."


    Der Alte seufzte sogleich und wischte sich eine Träne von der glühenden Wange.

  • Die Zeit, die Helios brauchte bis er wiederkam, versüßsten sich die zurückgebliebenden Soldaten mit einigen Scherzen.


    Nö, er bleibt hier. Ich werde ihn deshalb sicher nicht in der Carcer bringen lassen.


    Er wandte sich an die übrigen Vigiles:


    Also erst einmal müssen wir den Anbau leer räumen. Also das ganze Gerümpel da raus holen und dann irgendwo in der Wohnung, zu der der Anbau gehört, abstellen. Danach werden wir uns dann ans abbauen machen.
    Auf gehts!


    Der Centurio ging als letzter hinterher in die Wohnung hinter, um die Arbeiten zu überwachen.
    Was der alte Mann machte, war ihm relativ egal. Hauptsache er würde ihm nicht auf die Nerven gehen.

  • Ein Blick auf den Mann folgte, er hatte ihm dies zu verdanken. Ach, wären sie auf einem Schiff, Helios hätte es genossen diesen zu verprügeln.


    "Zu Befehl, Centurio."


    Sagte Helios knapp und lockerte erstmal seinen Griff am alten Mann, ließ ihn dann ganz los.
    Zusammen mit den anderen Vigiles, machte er sich in die Wohnung auf, um die Fäßer, Amphoren und sonstiges Zeug wegzuschaffen.
    Mit zwei Mann nahm man sich den Gefäßen an, das andere Zeug wurde auch weggeschafft, zu Freude des Centurios.

  • So, sieht ja schon recht gut aus. Helios, du gibst hier oben die Befehle und organisierst den Abbau. Ich werde mit 4Leuten unten dafür sorgen, dass niemand in die Nähe des Anbaus kommt, so könnt ihr die Teile einfach runter schmeißen.


    Der Centurio nahm sich 4 Männer und ging dann hinunter, um einen kleinen Sicherheitsbereich abzugrenzen.

  • Helios salutierte.


    Die Männer konnten nun die immer mitgeführten Hakenstangen und Äxte der Vigiles nutzen. Sicherheit war hier nicht gegeben, man versuchte aus sicherer Entfernung den Anbau zu zerstören, indem man mit den Hakenstangen zustach. Einige Männer trauten sich sogar auf den Anbau und schlugen mit den Äxten ein.


    Nach ein paar Stunden ward die Arbeit verrichtet und die Männer gingen nach unten, abwartend was es für Befehle gab. Der Schutt musste schließlich entfernt werden.

  • Der Centurio hatte sich zwischenzeitlich um einige Karren gekümmert, die nun den Schutt wegbringen sollten.


    So, gut gemacht, Männer. Ladet jetzt noch das Holz auf die Karren, dann bringen wir das in die Castra. Dort dürfen sich dann Probati im Löschen üben - Holz zum verbrennen haben wir ja jetzt.
    An die Arbeit.


    sprach der Centurio und ließ sich wieder auf seine Bank in der Nähe nieder und sah bei den Aufräumarbeiten zu.

  • Die Truppe schrie noch einmal.


    "Zu Befehl!"


    Und machte sich daran den Schutt auf die Karren zu laden. In der glühenden Sonne und dieser kaum luftdurchlässigen Uniform war die Arbeit doppelt so schwer.
    Helios schwitzte, denn auf dem Schiff hatte er die leichte Marineuniform, die leicht war, um den Soldaten nicht das Ertrinken zu bereiten.
    Doch nach etwa einer halben hora ward alles erledigt und die Männer standen wieder in Formation. Abwartend blickte man nach vorne.

  • Also gut, dann haben wir hier unsere Arbeit erledigt. Dann begeben wir die Karren und uns wieder zurück in die Castra. Dort werd ich mir dann was lustiges für euch einfallen lassen, weil warm seid ihr ja jetzt.


    Und der Trupp setzte sich in Bewegung.

  • Ein paar Stöhnreaktionen wichen vom Trupp. Jaja, warm waren sie schon, doch zogen sie es vor zuerst abzukühlen, als sich weiter zu erhitzen.
    So setzte sich der Trupp in Bewegung und im Gleichschritt ging es Richtung Castra.


    Helios hatte ein wenig Mühe mit den Männern mitzuhalten, musste er und noch weitere zwei seiner Kameraden doch die Karren schleppen.
    Nun kam er sich wie ein Esel vor, doch die Tatsache, dass es die Muskulatur trainierte, stellte ihn zufrieden.

  • Auf seinem Weg durch die Stadt kam Macer regelmäßig an einem Säulengang vorbei, in dem sich ein Leher mit seinen Schülern niedergelassen hatte. Solche öffentlichen Schulen waren weit verbreitet in Rom und meistens nahm kaum jemand Notiz von ihnen. Auch die Schüler waren daran gewohnt, dass um sie herum Leute liefen, besprechungen führten oder Geschäfte tätigten. Macer ging auch meistens achtlos vorbei und blieb nur stehen, wenn er gerade viel Zeit hatte oder gerade etwas interessantes zu passieren schien. Heute versuchte der Lehrer wohl, die Fähigkeiten seiner Schützlingen im Bruchrechnen zu prüfen.


    "Eine Quincunx weniger eine Uncia - wieviel hast Du dann, Marcus?"
    "Eine Triens."
    "Eine Quincunx plus eine Uncia - wieviel hast Du dann?"
    "Eine Semis."
    "Gut, Marcus, so wirst Du dein Geld zusammen halten können."


    "Eine Triens und ein Quadrans - was macht das zusammen, Lucius?"
    "Eine Septunx."
    "Und das verdoppelt?"
    "Ein As und ein Sextans."


    "Auch Du wirst immer gute Geschäfte machen", rief Macer dem Schüler lobend zu, erfreute sich an dessen Verwunderung über das überraschende Lob und setzte seinen Weg fort.

  • Heute war Macer in den südwestlichen Stadtbezirken unterwegs, wo sich entlang des Tiber die Lagerschuppen aufreihten. Die meisten gehörten privaten Flußschiffern, die den Warentransport von und nach Ostia übernehmen. Einige waren auch von Händlern oder Großfabrikanten in Rom gemietet worden, um dort ihre Exportware unterzubringen. Die restlichen gehörten zur staatlichen Getreidevorsorgung und dienten der Einlagerung von Nahrungsmitteln. Zu Macers Aufgaben gehörte die Kontrolle jener Lager, der er sich auch um die Versorgung der Stadt zu kümmern hatte.


    "Salve, ich komme zu einer kurzen Kontrolle" meldete er sich beim Lagerleiter an, der in einer kleinen Stube am Eingang saß. "Wie sind die Bestände?" Der Mann holte eine Liste hervor und nannte einige Zahlen. "Die Lieferungen kommen planmäßig an?" Der Verwalter konnte dies bestätigen und nannte einige vergangene und kommende Liefertermine. Macer war mit den Daten zufrieden und wollte noch einen Kontrollgang durch die Hallen machen.


    In einer Halle, die nur teilweise belegt war, fiel ihm in der hinteren Ecke ein etwas abseits liegender Haufen Getreide auf. "Was hat es damit auf sich?" erkundigte er sich. "Das ist feucht geworden und eigentlich nicht mehr zu gebrauchen", erklärte der Verwalter. "Dann werft er sofort raus, bevor es anfängt zu schimmeln und ihr dafür die ganze Halle sauber machen müsst." Der Verwalter nickte und versprach, die Anweisung rasch umzusetzen. Insgeheim ärgerte ihn die Kontrolle schon, denn leicht schadhaftes Getreide wurde in den Listen einfach als Verlust eingetragen, aber es fand sich immer ein Müller, der es nicht so genau nahm und an den man es verkaufen konnte, um seine eigene Kasse etwas aufzubessern.

  • Für die Kontrolle der großen Thermenanlagen, die über das Stadtgebiet Roms verstreut waren, hatte sich Macer eigene Tage eingeplant, aber kleinere Anlagen band er in seine üblichen Rundgänge mit ein. Diesmal stand er im hübschen Innenhof einer privat betriebenen Therme und warf zunächst einmal einen Blick auf die Fassade und die Säulengänge um den Platz, die aber keine Spuren von Baufälligkeit aufwiesen. Der Bademeister kam diensteifrig auf den Aedil zu und fragte nach seinen Wünschen. Da Macer die Therme noch nicht kannte, erkundigte er sich zunächst einmal nach dem Eigentümer, dem Alter der Anlage, den Öffnungszeiten und aus welchem Aquädukt sie mit Wasser versorgt wurde.


    "Ist die Anlage für Männer und Frauen geöffnet oder nur für ein Geschlecht", wollte er dann noch wissen. "Für beide", antwortete der Bademeister. "Habt ihr getrennte Baderäume oder ist dies über die Öffnungszeiten geregelt?" wollte Macer nun wissen, denn es war üblich, dass Männer und Frauen in öffentlichen Thermen nicht gemeinsam badeten. "Über die Öffnungszeiten. Wir öffnen erst zur sechsten Stunde des Tages und stehen dann zwei Stunden für die Damen zur Verfügung. Nach einer kurzen Pause ist das Bad dann für die Herren geöffnet, bis wir zum Beginn der zwölften Stunde wieder schließen." Macer nickte zu diesen Zeiten, sie waren nicht ungewöhnlich.
    Dann warf er noch einen Blick auf den Hof. "Und wo ist die Sonnenuhr, mit der ihr diese Öffnungszeiten überwacht?" Der Bademeister deutete auf einen Stein, der an der Südseite des Platzes stand. Macer schritt herüber und warf einen prüfenden Blick auf die Uhr, die sich als hübsch gearbeitete Hohkugelsonneuhr präsentierte. Er zog einen Zirkel aus der Tasche und griff damit einige Maße des Liniennetzes in der Kugel ab. Dann schüttelte er den Kopf. "Ein schönes Stück, aber sie geht falsch. Dein Herr hat sie von einer Reise in eine südlichere Provinz mitgebracht und dann hier aufgestellt, nicht wahr?" Der Bademeister, der zwar viel von Wasser, aber wenig von Zeitmessung verstand, zuckte nur mit den Schultern.
    "Es ist nicht weiter schlimm, dass die Uhr die falsche Zeit anzeigt, wenn ihr damit nur die Öffnungszeiten überwacht. Aber wenn eure Gäste nach dieser Uhr ihre Termine vereinbaren, dann wäre das nicht so günstig. Ich empfehle euch, sie durch eine Uhr zu ersetzen, die wirklich für Rom gefertigt wurde."

  • Nur einen Tag später führte Macer sein Gang an einem jener Büros vorbei, in denen ein Architekt seiner Arbeit nachging. Wie üblich bot er technische oder mathematische Dienstleistungen aller Art an und dazu gehörte auch die Konstruktion von Sonnenuhren. Wenn ein Steinmetz den Auftrag bekam, eine Sonnenuhr zu fertigen und selber nicht über die nötigen Kenntnisse verfügte, dann konnte er hier die Berechnungen durchführen lassen und sich die Vorlage mit in seine Werkstatt nehmen.
    Macer nahm sich etwas Zeit, den Laden zu betrachten - nicht als offizielle Kontrolle, sondern mehr deshalb, weil ihn das Thema interessierte. Eine Wand des Raumes war ganz frei von Möbeln und auf den glatten Putz war sorgfältig ein Analemma gezeichnet. Offensichtlich nutzte der Besitzer es als Berufsabzeichen und gleichzeitig dazu, um Schülern den Aufbau einer solchen Hilfszeichnung erläutern zu können. Macers Kenntnisse reichten noch aus, um anhand einiger Striche erkennen zu können, dass es sich um eine Zeichnung für Rom handelte. Der senkrecht gezeichnete Gnomon war in 9 Teile geteilt und die Mittagslinie für die Tag- und Nachtgleiche traf in der Waagerechten nach 8 Teilen auf den Boden, so wie es in den Tabellen der Experten verzeichnet war. Über die weiteren Linien hatte Macer auch einmal in einer Schriftrolle gelesen, die Details aber nicht mehr im Kopf.


    Er plauderte einige Zeit mit dem Architekten und schaute ihm dabei zu, wie er einige Zeichnungen der Erdkugel und der verschiedenen Sonnenbögen für Sommer und Winter kontrollierte, die seine Schüler gezeichnet hatten. Mit dem Versprechen, wieder hierher zu kommen, falls er für sein Casa mal wieder eine neue Sonnenuhr brauchte, verließ er das Büro wieder und setzte seinen Weg fort. Ein paar Wolken zogen auf, da hätte er eine Sonnenuhr gerade ohnehin nicht benutzen können.

  • Sein heutiger Kontrollgang führte Macer in ein Stadtviertel, in das er sich trotz militärischer Erfahrung bei Dunkelheit lieber nicht alleine gewagt hätte. Deshalb war er mittags unterwegs und schaute sich trotzdem etwas vorsichtiger um als sonst. Nicht nur zur Seite und nach hinten, sondern auch nach oben, denn in dieser Gegend Roms war es mehr als üblich, dass man seine Nachttöpfe einfach aus dem Fenster entleerte.
    Neugierig folgte ihm in einigem Abstand ein Schwarm Kinder, und als er an der Straßenecke anhielt um die dort befindliche Zisterne zu begutachten, umringten die Kinder das Becken sofort und schauten ebenfalls hinein. Für die war der Anblick darin vermutlich Gewohnheit, doch Macer fand ihn wenig erbaulich. Das Wasser hatte eine leicht trübe Färbung und auf dem Boden des Beckens lag allerlei Zeug, was da nicht hin gehörte. Und sonderlich voll war das Becken auch nicht.


    "Jungs, wollt ihr euch ein paar Asse verdienen?" fragte Macer in die Runde und erntete sofort Begeisterung. "Dann holt euch mal zwei oder drei Eimer." Ein paar Jungen flitzten los und kamen schon Augenblicke später mit drei Eimern zurück. Macer schaute sich derweil um, wer von den anderen die saubersten Füße hatte. "Hier, ihr zwei seht einigermaßen sauber aus. Kommt mal her." Macer schöpfte etwas Wasser aus dem Becken und hielt den beiden den Eimer hin. "Macht euch Füße und Beine mal ordentlich sauber." Die Jungen kippten sich das Wasser über die Beine und wischten ein wenig an ihnen herum. Dann blickten sie den Aedil wieder erwartungsvoll an.
    "Und jetzt ab ins Becken mit euch und holt den Dreck da vom Boden weg", kommandierte er und ging vorsorglich einige Schritte zurück, denn er ahnte, dass die beiden eher übermütig ins Wasser springen als vorsichtig ins Becken steigen würden. Genau so kam es und der aufgewirbelte Dreck machte ihnen die Arbeit nicht leichter. Schließlich holten sie aber dennoch einen ganzen Eimer voll Unrat aus der Zisterne und Macer erklärte die Reinigungsaktion danach für beendet. Er drückte jedem ein As in die Hand und setzte seine Runde dann mit einer leicht mit Wasser bespritzten Toga fort.

  • Die Mühe, in diesem Viertel einige Tabernen auf Reinheit und die Waren auf ihre Qualität zu prüfen, machte Macer sich ebenfalls nicht. Entweder wussten die Kunden, die hier ein und aus gingen genau, wem sie vertrauen konnten und wem nicht, oder sie hatten sowieso kein Geld, um bessere Qualität zu bezahlen. Hier war man für Brot und Spiele gleichermaßen empfänglich und vor allem deshalb wollte Macer diesen Teil der Stadt nicht unbesucht lassen. Außerdem waren in solchen Viertel Kontrollen von Sicherheit und Instandhaltung der Gebäude sowie der Brandschutz besonders wichtig. Letzteren überwachten zwar auch die Vigiles, aber zwei Augen mehr konnten nicht schaden, dachte sich Macer.


    Schon gleich in einem der ersten kontrollierten Läden fand er dann auch einen Ofen vor, der unter einem Holzverschlag im Hof angebracht war. Der Rauch konnte nicht richtig abziehen und eine einzige Stichflamme hätte rasch den ganzen Hof in Brand setzen können. Macer bestand daher darauf, dass das Feuer sofort zu löschen sei und erst wieder entfacht werden dürfte, wenn der Ofen nicht mehr von feuergefährlichen Baumaterialien umgeben wäre. Der Besitzer schimpfte aufgebracht über diese Entscheidung, hatte aber letztendlich keine andere Wahl, denn sonst würde ihm der Aedil womöglich die Vigiles vorbei schicken, die den ganzen Laden stilllegten. Macer betrachtete noch einen Augenblick den Rest des Ladens, der auch schon bessere Tage hinter sich hatte und setzte seinen Weg dann fort.

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