Morgends, halb zehn auf dem Mare Internum. Während anderswo schon lange in Steinbrüchen oder Officien geschuftet wird, gibt es mitten auf dem Meer für die Passagiere eines Segelschiffes keinen guten Grund, früh aus der Koje zu fallen.
Genau aus diesem Grund fällt Lucilla erst recht spät aus der ihrigen. In der Nach war sie mehrmals aufgewacht, weil in der Kabine nebenan fleißig Bäume gefällt wurden, doch gegen Morgen war es dann endlich ruhig geworden. Etwas verschlafen macht sie sich auf die, recht kurze, Suche nach Ambrosius, den sie schließlich in dem beengten Raum unter Deck zwischen einigen Kisten findet. Ganz erschrocken darüber, wie zerknautscht er aussieht, ordnet sie ersteinmal eine gründliche Morgentoilette an. Es kostet sie einiges an Überzeugungskunst, dem Kapitän mehr Frischwasser abzuschwazten, als in eine Waschschüssel passt, doch letztendlich ist sie mit dem Hinweise auf ihren zukünftigen Gatten erfolgreich.
Da Ambrosius und Lucilla nicht zum ersten mal auf einem Schiff reisen, schaffen sie es recht gut, den Platz in der kleinen Kabine bestens für das Rundum-Frische-Programm auszunutzen und so können sich die beiden kurz vor Mittag dann doch wieder strahlend an Deck sehen lassen. Natürlich nicht, ohne dass sich Lucilla endlose Litaneien über Ambrosius und ihren Teint anhören musste, doch dessen war sie sich ja schon vor Antritt der Reise bewusst gewesen und sie vertröstet ihn wieder und wieder auf eine Schlammpackung aus dem Toten Meer.
Ambrosius ist jedoch keine Ruhe vergönnt, denn kaum ist Lucilla im Freien, lehnt sie sich schon über die Reeling und schaut hinab ins tiefer Meer. "Wäre das nicht fantastisch, wenn man dort hinunter laufen könnte? Ob es in Neptuns Reich wohl Häuser und Tempel gibt?" Sie schaut sich zu dem Sklaven um. "Wo ist überhaupt Avarus? So groß ist das Schiff doch nicht..."