[Scriptorium] Schreibstube des Praetoriums

  • "Tja, da ist man verraten und verkauft", erwiderte Menecrates. "Ich wähle jetzt die bestmögliche Alternative. Antwortet mir der Aurelier, werde ich das zu schätzen wissen. Antwortet er nicht, weiß ich auch Bescheid, zumindest über ihn.
    Schreib also, Manuel. Die Adresse weißt du hoffentlich noch. Ich schreibe ihn dieses Mal nicht in seiner Funktion als Magister an, also bitte bei der Adresse beachten."


    Mehr oder minder flüssig diktierte Menecrates den Brief.




    "Salve Aurelius Avianus,


    ich möchte dich um einen Gefallen bitten, bei dem für dich nichts auf dem Spiel steht, du mir aber sehr behilflich wärst. Meine Informationsquellen in Germania sind begrenzt, auch konnte ich der Acta nicht die von mir benötigten Auskünfte entnehmen.


    Kurz vor meiner Berufung als Legat der II. Legion in Germania hatten wir im Senat eine Neuordnung der Provinzen beschlossen. Zeitgleich ging eine Empfehlung an den Kaiser, die Provincia Germania zu teilen. Ich habe das DECRETUM IMPERATORIS in der Acta gelesen, nach dem die Provinz in vier Regionen aufgeteilt wird: Belgica, Germania Inferior, Germania Superior und Reatia.


    Ich benötige nunmehr dringend eine verlässliche Auskunft darüber, ob der Senat, der Kaiser, meinetwegen auch Vescularius Salinator kürzlich eine Verschiebung des Limes ins Gespräch gebracht oder gar beschlossen haben.
    Es handelt sich speziell um das Gebiet südlich des Lagona, um ein Chattengebiet.


    Oder anders gefragt: Unterstützt der Senat eine Limitatio in diesem Gebiet? Wie ist die Stimmung aktuell in dieser Sache?


    Deine schnelle Antwort ist für mich, und nicht zuletzt für die Sicherheit des Imperiums, von höchster Wichtigkeit.



    Vale"




    Eine Pause entstand, die der Legat nutzte, um einmal tief durchzuatmen. Dann wandte er sich an Manuel.
    "Der Brief muss als Eilpost aufgegeben werden. Du bringst ihn nach der Unterschrift und dem Siegel umgehend zur Poststelle, dann erst setzen wir den nächsten auf. Die Eilpost zieht ein höheres Entgelt nach sich, was in dem Fall notwendig ist.
    Außerdem, Manuel. Dort liegt ein Stapel mit etlichen Ausgaben der Acta. Die letzte liegt Jahre zurück. Such mir, wenn der nächste Brief fertiggestellt ist, alles raus, was du dort über Annaeus Modestus findest."



  • Ad
    Magister
    Tiberius Aurelius Avianus
    Villa Aurelia, Roma
    Provincia Italia


    Salve Aurelius Avianus,


    ich möchte dich um einen Gefallen bitten, bei dem für dich nichts auf dem Spiel steht, du mir aber sehr behilflich wärst. Meine Informationsquellen in Germania sind begrenzt, auch konnte ich der Acta nicht die von mir benötigten Auskünfte entnehmen.


    Kurz vor meiner Berufung als Legat der II. Legion in Germania hatten wir im Senat eine Neuordnung der Provinzen beschlossen. Zeitgleich ging eine Empfehlung an den Kaiser, die Provincia Germania zu teilen. Ich habe das DECRETUM IMPERATORIS in der Acta gelesen, nach dem die Provinz in vier Regionen aufgeteilt wird: Belgica, Germania Inferior, Germania Superior und Reatia.


    Ich benötige nunmehr dringend eine verlässliche Auskunft darüber, ob der Senat, der Kaiser, meinetwegen auch Vescularius Salinator kürzlich eine Verschiebung des Limes ins Gespräch gebracht oder gar beschlossen haben.
    Es handelt sich speziell um das Gebiet südlich des Lagona, um ein Chattengebiet.


    Oder anders gefragt: Unterstützt der Senat eine Limitatio in diesem Gebiet? Wie ist die Stimmung aktuell in dieser Sache?


    Deine schnelle Antwort ist für mich, und nicht zuletzt für die Sicherheit des Imperiums, von höchster Wichtigkeit.



    Vale



    Der Brief war soweit fertig, was mir fehlte war die Angabe zum Datum.
    "Dominus welches Datum soll ich eintragen?" Nur zur Sicherheit stellte ich diese Frage.

  • "Das Datum von heute", antwoertete Menecrates.

    Sim-Off:

    Nimm den 25.04. Einen Tag nach den anderen Briefen. Eigentlich müsste es die erste Märzwoche sein, das Ausspielen hat sich so in die Länge gezogen, aber das wäre Blödsinn.


    Vor der Unterschrift überflog Menecrates den Brief. Er strich das Magister in der Anrede weg. Da hatte Manuel mal wieder nicht richtig zugehört.






    Ad
    Tiberius Aurelius Avianus
    Villa Aurelia, Roma
    Provincia Italia



    Salve Aurelius Avianus,


    ich möchte dich um einen Gefallen bitten, bei dem für dich nichts auf dem Spiel steht, du mir aber sehr behilflich wärst. Meine Informationsquellen in Germania sind begrenzt, auch konnte ich der Acta nicht die von mir benötigten Auskünfte entnehmen.


    Kurz vor meiner Berufung als Legat der II. Legion in Germania hatten wir im Senat eine Neuordnung der Provinzen beschlossen. Zeitgleich ging eine Empfehlung an den Kaiser, die Provincia Germania zu teilen. Ich habe das DECRETUM IMPERATORIS in der Acta gelesen, nach dem die Provinz in vier Regionen aufgeteilt wird: Belgica, Germania Inferior, Germania Superior und Reatia.


    Ich benötige nunmehr dringend eine verlässliche Auskunft darüber, ob der Senat, der Kaiser, meinetwegen auch Vescularius Salinator kürzlich eine Verschiebung des Limes ins Gespräch gebracht oder gar beschlossen haben.
    Es handelt sich speziell um das Gebiet südlich des Lagona, um ein Chattengebiet.


    Oder anders gefragt: Unterstützt der Senat eine Limitatio in diesem Gebiet? Wie ist die Stimmung aktuell in dieser Sache?


    Deine schnelle Antwort ist für mich, und nicht zuletzt für die Sicherheit des Imperiums, von höchster Wichtigkeit.



    Vale
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    H. Claudius Menecrates




    Nach dem Einfügen des Datums siegelte er. "Eilpost, Manuel. Nicht vergessen. Und geh sofort. Bei deiner Rückkehr fertigen wir den hoffentlich letzten Brief, dann beginnt dein Actastudium."



  • Ad
    Tiberius Aurelius Avianus
    Villa Aurelia, Roma
    Provincia Italia



    Salve Aurelius Avianus,


    ich möchte dich um einen Gefallen bitten, bei dem für dich nichts auf dem Spiel steht, du mir aber sehr behilflich wärst. Meine Informationsquellen in Germania sind begrenzt, auch konnte ich der Acta nicht die von mir benötigten Auskünfte entnehmen.


    Kurz vor meiner Berufung als Legat der II. Legion in Germania hatten wir im Senat eine Neuordnung der Provinzen beschlossen. Zeitgleich ging eine Empfehlung an den Kaiser, die Provincia Germania zu teilen. Ich habe das DECRETUM IMPERATORIS in der Acta gelesen, nach dem die Provinz in vier Regionen aufgeteilt wird: Belgica, Germania Inferior, Germania Superior und Reatia.


    Ich benötige nunmehr dringend eine verlässliche Auskunft darüber, ob der Senat, der Kaiser, meinetwegen auch Vescularius Salinator kürzlich eine Verschiebung des Limes ins Gespräch gebracht oder gar beschlossen haben.
    Es handelt sich speziell um das Gebiet südlich des Lagona, um ein Chattengebiet.


    Oder anders gefragt: Unterstützt der Senat eine Limitatio in diesem Gebiet? Wie ist die Stimmung aktuell in dieser Sache?


    Deine schnelle Antwort ist für mich, und nicht zuletzt für die Sicherheit des Imperiums, von höchster Wichtigkeit.



    Vale
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    H. Claudius Menecrates


    ANTE DIEM VIII KAL MAI DCCCLXI A.U.C. (25.4.2011/108 n.Chr.)





    Fertig und nun wieder zur Post rasen, toll das nenne ich Beschäftigungstherapie, maulte ich in Gedanken. Warum kann ich eigentlich kein Pferd nehmen? Damit ginge es doch viel schneller, es ist doch ein Eilbrief.
    "Ich bin zur Post Dominus"

  • Zurück von der Posststelle ging ich ehe ich das Scribtorium betrat
    zuerst in der Küche vorbei im meinen Durst zu löschen. Ich war gespannt ob ich noch ein zweites Mal zur Poststelle musste.
    "Dominus ich bin wieder da."

  • Menecrates rieb sich die Stirn, als Manuel wieder eintraf. Ein weiterer Brief lag vor ihm, der zwar nicht schwierig in der Beantwortung werden würde, aber aktuell glich das Gehirn des Legaten eher eine Luftblase als einem gut organisiertem Denkinstrument.


    "Wurde dir gesagt, wann der Brief in etwa zugestellt wird", fragte er zunächst. "Und ich brauche dringend beflügelnden Proviant, wenn ich heute noch einen Brief diktieren soll. Was haben wir denn in der Culina? Manuel, bring jetzt irgendetwas hierher, von dem du annimmst, dass es gedanklich beflügelt." Der Legat stützte das Kinn auf die Hand und drückte damit den Ellenbogen platt. Der Tag kostete jede Menge Kraft.


    "Vielleicht kannst du mir nachher noch aus der Acta vorlesen. Mal sehen, wie ich nach der Beköstigung drauf bin. Erst der Brief oder erst die Lesestunden."

  • Irgendwie blickte ich nicht mehr durch, Menecrates hatte sich in meinen Augen völlig verändert. Mir schienen seine Wünsche immer abstruser. Jetzt gerade sollte ich etwas Essbares für einen Gedankenflug besorgen. Woher sollte ich wissen welche Nahrungsmittel dies bei ihm auslösten. War es süßes, saueres, herzhaftes? Wenn ich an unsere Culina und die Vorräte dachte bekam ich das kalte grausen. Dennoch machte ich auf den Weg dorthin. In dem Chaos, welches dort herrschte fand ich einen Rest eingelegtes Obst, eingelegte Zwiebel,
    und noch ein paar Streifen Hühnerfleisch vom Vortag. Ich packte alles auf ein Tablett, dazu einen Krug mit frischem Wasser und einen Becher. Damit beladen kehrte ich zurück und setzte es auf einen Tisch ab. „Bitte sehr Dominus“, sagte ich mit einem etwas unguten Gefühl.
    „Lieber erst den Brief, bisher habe ich noch nichts Nennenswertes gefunden.“

  • Der kulinarische Gedankenanschub kam schneller als erwartet. Menecrates reckte den Hals und begutachtete das Menü. Kreativ, dachte er bei sich, denn die Zusammenstellung war gewöhnungsbedürftig. Entweder sie entsprangen einer bis jetzt nicht gekannten Kreativität oder der Gedankenlosigkeit seines Sekretärs. Vom Missstand bei den Vorräten ahnte Menecrates nicht und er wollte positiv denken.


    "Und wann wird nun der Brief zugestellt?", fragte er, weil die Antwort noch immer ausstand. Zwischen den Fingern befand sich eine eingelegte Zwiebel, die er argwöhnisch betrachtete, bevor er sie in den Mund schob. Vielleicht halfen ja aber ausgefallene Sachen, die er sonst niemals einzeln aß, bei der Beantwortung des nächsten Briefes. Menecrates kämpfte für sein Leben gern, er marschierte und agierte, aber Schreibtischarbeit verabscheute er. Und Briefe setzten allem Bürokram noch die Krone auf.


    "Nein, ich will erst die Lesestunde", entschied er sich. "Blättere so lange wie ich kaue, irgendetwas wird schon drin stehen. Dann fangen wir mit dem Brief an."

  • Ich blätterte in den Acta herum und entdeckte einen, wie ich fand interessanten Artikel, zumal mir ein Gerede von Rom zu diesem Thema einfiel, über ein Geschehen vor meiner Zeit in Rom. Vor mich hin lächelnd meinte ich: „So etwas wie dies Dominus?“


    "Der Praefectus Urbi - im oder das Zentrum der Macht?
    ANTE DIEM V KAL FEB DCCCLXI A.U.C. (28.1.2011/108 n.Chr.)
    Rubriken: Gesellschaftliches, Politisches


    Es ist nun einige Jahre her, seit der Vater unseres geliebten Kaisers seinen Platz unter den Göttern Roms eingenommen hat, und fast ebenso lange, seit Gaius Ulpius Aelianus Valerianus den frei gewordenen Platz an der Stelle der Res Publica eingenommen hat. Kaum jemand hatte damals gedacht, dass der von übler Krankheit Befallene neun Jahre die Kraft fand, um den Staat zu erhalten. Eine Entwicklung, in der man nichts anderes als den Segen der Götter erkennen kann, die unserem Kaiser die Kraft gegeben haben sich gegen den Fluch zu stemmen, der ihm auferlegt schien.
    Doch was man bei Betrachtung der letzten Jahre leicht vergessen mag, ist, dass mit der Initiation unseres Kaisers auch sein bester Freund erneut in das Licht der römischen Öffentlichkeit trat. Natürlich ist von niemandem anderes die Rede als von Potitus Vescularius Salinator, ehemaliger Legat der siebten Legion und Statthalter in Illyrien. Der von seiner Krankheit geschwächte Kaiser installierte ihn in wohlweislicher Voraussicht und im freundschaftlichen Vertrauen auf die Loyalität des Vescularius kurz nach seiner Initiation als Praefectus Urbi, und damit begann das Kapitel, das die Bürger der Stadt Rom in Zukunft im Guten wie auch im Schlechten beschäftigen sollte.


    Während der Kaiser die Amtsgeschäfte aus Misenum leitet, um sich dort auf Anraten seiner Ärzte so gut als möglich von seiner Krankheit zu erholen und sich zu schonen, obliegt es dem Praefectus Urbi, die Geschäfte der Res Publica in Abwesenheit des Kaisers in dessen Sinne zu leiten, und damit den Erhalt des Staates und des Gemeinwesens sicher zu stellen. Was er mit eifriger Verve auf sich genommen hat; so müssen selbst Kritiker, die hier freilich nicht genannt werden wollen, zugestehen, dass die Amtsgeschäfte selten so reibungslos vonstatten gingen wie unter der Ägide des Vescularius Salinator. Mit einem an Zahlen starken Stab an Mitarbeitern hat er sich in die Arbeit geworfen, und damit der Ära des neuen Kaisers sicherlich eine Stabilität erhalten, die so mancher ihr beim Antritt des Valerianus gar nicht zugetraut hatte.
    Dabei griff der Praefectus Urbi in zunehmendem Maße auf Männer zurück, auf dessen Tatkraft und Kompetenz er sich verlassen konnte. So haben sich vor allem namhafte und weniger namhafte Vertreter der Gens Iulia als treue Verbündete des Vescularius erwiesen, allen voran Lucius Iulius Centho, der gleich zwei seiner Verwandten ein Patronat des PU vermittelt haben soll. Gleich darauf folgt die Gens Octavia, bei der sich mit Gaius Octavius Victor ein hochkarätiger Name im Klientel an den Vescularius gebunden hat, zudem wird auch Faustus Octavius Macer als Verbündeter des PU gehandelt.
    Mittlerweile müssen viele junge Männer auf dem Weg nach oben den Weg durch die Castra Cohortes Urbanes antreten, anstelle durch den kaiserlichen Palast, und so soll unter anderem Kaeso Modestus von den Annaern erstaunlich oft beim PU vorstellig gewesen sein. Während die Einzelheiten wie immer im Vagen liegen, ist zumindest definitiv nachvollziehbar, dass sich hochrangige Ritter wie Gaius Pompeius Imperiosus und Titus Decimus Verus an den mächtigsten Mann Roms gebunden haben. Was bei letzterem umso verwunderlicher ist, da man dem Vescularier und dem Oberhaupt der vom peregrinen Decimus abstammenden Familia des Marcus Decimus Livianus eine inoffizielle Fehde unterstellt. Zeichnet sich da ein Bruch zwischen den Familiae des Decimus und des Decimus Cato ab?
    Den mächtigsten Part im wohlsituierten Zirkel des Vescularius Salinator dürfte wohl Quintus Turbo von den Marii darstellen. Als Klient des Praefectus Urbi wurde er mittlerweile zum Praefectus Praetorio ernannt. Eine Entscheidung, die ganz im Sinne der weisen und vorausschauenden Personalpolitik des PU steht, der es vortrefflich zu verstehen wusste, sich beinahe gänzlich mit bekannten Namen zu umgeben.
    Wer hier eine Rangschau der bis dato wichtigsten Namen entdeckt haben will, liegt vielleicht gar nicht so falsch. Dass diese Namen im Namen des Vescularius, und dieser im Namen des Kaisers sehr viel Macht auf sich konzentrieren, erweckt freilich nicht nur Zustimmung. Die öffentliche Kritik am Handeln des Praefectus beschränkt sich bisher auf den Senat, und findet dort auch nur in kleinen, für den Praefectus unbedrohlichen Häppchen statt, die der gestandene Politiker mit seinen Verbündeten mit links kassiert. Was sich allerdings in den römischen Hinterzimmern abspielt, zu denen selbst die bestens unterrichteten Quellen der Acta keinen Zugriff haben, das wissen nur die Beteiligten selbst. Und natürlich der Praefectus Praetorio, der in der Geschichte immer wieder Möglichkeiten bewies, auch auf absurdeste Art und Weise an unöffentliche Informationen zu kommen.


    Womit wir dann auch zur Öffentlichkeit kommen: Potitus Vescularius Salinator gilt als Mann der Gesellschaft. Auf zahlreichen wichtigen Ereignissen glänzt der zur Zeit mächtigste Mann Roms mit Anwesenheit. Seien es von Freunden und Feinden veranstaltete Spiele, seien es pompöse Hochzeiten, seien es große Opfer oder sonstige Veranstaltungen. Nicht immer weiß der Mann es da mit stadtrömischen Gepflogenheiten zu überzeugen, dies wird allerdings von manchen auf seine lange Zeit im Illyricum geschoben, andere sagen: 'Naja, er kann's einfach.'


    Über die Ambitionen des Mannes kann man sich natürlich uneins sein: liegt dem Vescularier wirklich nur das Wohl der Res Publica am Herzen? Darüber könnte man streiten. Oder aber auch nicht: immerhin wird der Kaiser in Misenum sicherlich vom stadtrömischen Geschehen von der Kanzlei auf dem Laufenden gehalten.
    Bei all den Unklarheiten, die über das Wirken der illustresten Persönlichkeiten der römischen Politik herrschen, kann man ein Factum jedoch nicht verhehlen: die Res Publica bleibt stabil. Die Geschichte unseres Staates zeigt deutlich, dass das nicht jede Dekade von sich behaupten kann. Allerdings fragen nicht nur die Graffiti an den Wänden der Stadt: ist das nun besser, oder schlechter?"

  • Eine letzte Zwiebel wanderte in Menecrates' Mund, als Manuel die Vorlesung beendete. Mit der Zunge räumte Menecrates die Zahnzwischenräume aus, danach fühlte er sich erfrischt und gestärkt.


    "Eigentlich wollte ich ja etwas über Annaeus Mosdestus hören, aber so verkehrt war dieser Artikel auch nicht. Schreib mir mal auf einer Wachstafel sämtliche Klienten des Salinator auf und leg sie mir auf den Schreibtisch. Gleich nach unserem Briefprojekt wirst du dich dann an die Arbeit begeben und alle Informationen über Modestus aus der Acta raussuchen, deren du habhaft wirst.
    Und wenn du den Brief zur Poststelle bringst, möchte ich, dass du deine Ohren und Augen aufmachst. Lass dir dort ruhig etwas Zeit. Ich bin für jeden noch kleinen Hinweis auf die Aktionen, mögliche Aussagen; Besucher oder Ausflüge von Modestus offen. ABER, diskret und möglichst verdeckt arbeiten! Ich weiß, du bist dafür der rechte Mann."


    Sicherlich besaß Manuel viele Macken, aber als Detektiv war er unschlagbar. Diese Tätigkeit entsprach seinem Naturell, und das schätzte der Claudier.


    "So nun zum Brief. Adresse:
    Titus Aurelius Ursus
    Legio I Traiana
    Mantua
    Italia"



    Menecrates beobachtete, wie Manuel schrieb. Er fühlte sich gestärkt und glaubte, die Briefantwort würde mit Leichtigkeit gehen.




    "Salve Ursus,


    ich nutze einmal die Gelegenheit und das Recht des älteren, eine persönlichere Anrede zu benutzen und bitte dich, selbiges zu tun. Über deine Post habe ich mich sehr gefreut, vielen Dank.
    Dir und deiner Gattin noch nachträglich herzliche Glückwünsche zum Erstgeborenen. Die Verpflichtung als Offizier - du wirst das bestätigen - beschneidet viel von der Zeit, die Väter für ihre Familien aufwenden sollten, und so ist es wohl erklärbar, wenn auch nicht wünschenswert, dass vor allem die weitläufigeren Verwandtschaftsbeziehungen darunter leiden. Gern bin ich aber bereit, die Kontakte wieder aufleben zu lassen, auch wenn sie im Augenblick nur aus Korrespondenz bestehen können.
    Einem späteren persönlichen Treffen mit dem Urenkel meines alten Lieblingsonkels sehe ich gerne entgegen.


    Der Götter Launen sind mitunter überraschend, kann doch ich auf große Einblicke in die von dir kommandierte Einheit verweisen wie du in die meine. Ein fachlicher Austausch bietet sich bei dieser Konstellation förmlich an.
    Im Augenblick stoße ich in Germania auf fragwürdige Vorhaben, die Kartographie betreffend. Ich erlebe es von Nachteil, nicht mehr selbst im Senat zu sitzen, sondern auf Auskünfte angewiesen zu sein. Ich habe eine Anfrage an deinen Verwandten Avianus gerichtet, und hoffe, die Antwort trifft bald ein.
    Aber auch aus deinem Umfeld habe ich erstaunliche Neuigkeiten gelesen. Die Listen der Mantuaopfer wollen kein Ende nehmen. Der Standort Mantua liegt mir verständlicherweise noch sehr am Herzen, warum jedoch eine solche Seuche aufkommen konnte, habe ich nicht genau verstanden, vermutlich nicht genau genug verfolgt. Weiß man um den Herd?


    Auch ich freue mich, wieder von dir zu hören!


    Die Götter mögen dich und deine Familie stets wohlwollend begleiten."

    Sim-Off:

    Das Datum lassen wir einfach mal weg.


    Als Manuel den letzten Punkt setzte, kontrollierte Menecrates noch einmal den Brief. Siegel und Unterschrift fehlten noch.

  • So nun zum Brief. Adresse:
    Titus Aurelius Ursus
    Legio I Traiana
    Mantua
    Italia



    Salve Ursus,


    ich nutze einmal die Gelegenheit und das Recht des älteren, eine persönlichere Anrede zu benutzen und bitte dich, selbiges zu tun. Über deine Post habe ich mich sehr gefreut, vielen Dank.
    Dir und deiner Gattin noch nachträglich herzliche Glückwünsche zum Erstgeborenen. Die Verpflichtung als Offizier - du wirst das bestätigen - beschneidet viel von der Zeit, die Väter für ihre Familien aufwenden sollten, und so ist es wohl erklärbar, wenn auch nicht wünschenswert, dass vor allem die weitläufigeren Verwandtschaftsbeziehungen darunter leiden. Gern bin ich aber bereit, die Kontakte wieder aufleben zu lassen, auch wenn sie im Augenblick nur aus Korrespondenz bestehen können.
    Einem späteren persönlichen Treffen mit dem Urenkel meines alten Lieblingsonkels sehe ich gerne entgegen.


    Der Götter Launen sind mitunter überraschend, kann doch ich auf große Einblicke in die von dir kommandierte Einheit verweisen wie du in die meine. Ein fachlicher Austausch bietet sich bei dieser Konstellation förmlich an.
    Im Augenblick stoße ich in Germania auf fragwürdige Vorhaben, die Kartographie betreffend. Ich erlebe es von Nachteil, nicht mehr selbst im Senat zu sitzen, sondern auf Auskünfte angewiesen zu sein. Ich habe eine Anfrage an deinen Verwandten Avianus gerichtet, und hoffe, die Antwort trifft bald ein.
    Aber auch aus deinem Umfeld habe ich erstaunliche Neuigkeiten gelesen. Die Listen der Mantuaopfer wollen kein Ende nehmen. Der Standort Mantua liegt mir verständlicherweise noch sehr am Herzen, warum jedoch eine solche Seuche aufkommen konnte, habe ich nicht genau verstanden, vermutlich nicht genau genug verfolgt. Weiß man um den Herd?


    Auch ich freue mich, wieder von dir zu hören!


    Die Götter mögen dich und deine Familie stets wohlwollend begleiten.







    "Dominus soll ich zuerst den Brief wegbringen oder die Wachstafel anfertigen und die Acta weiter durchforsten?"
    Nur zur eigenen Sicherheit, stellte ich diese Frage.

  • 'Alter Schussel', dachte Menecrates, als er den Brief Probe las und strich die oberste Zeile weg. Dann unterschrieb er und siegelte den Brief.




    Titus Aurelius Ursus
    Legio I Traiana
    Mantua
    Italia


    Salve Ursus,


    ich nutze einmal die Gelegenheit und das Recht des älteren, eine persönlichere Anrede zu benutzen und bitte dich, selbiges zu tun. Über deine Post habe ich mich sehr gefreut, vielen Dank.


    Dir und deiner Gattin noch nachträglich herzliche Glückwünsche zum Erstgeborenen. Die Verpflichtung als Offizier - du wirst das bestätigen - beschneidet viel von der Zeit, die Väter für ihre Familien aufwenden sollten, und so ist es wohl erklärbar, wenn auch nicht wünschenswert, dass vor allem die weitläufigeren Verwandtschaftsbeziehungen darunter leiden. Gern bin ich aber bereit, die Kontakte wieder aufleben zu lassen, auch wenn sie im Augenblick nur aus Korrespondenz bestehen können.
    Einem späteren persönlichen Treffen mit dem Urenkel meines alten Lieblingsonkels sehe ich gerne entgegen.


    Der Götter Launen sind mitunter überraschend, kann doch ich auf große Einblicke in die von dir kommandierte Einheit verweisen wie du in die meine. Ein fachlicher Austausch bietet sich bei dieser Konstellation förmlich an.
    Im Augenblick stoße ich in Germania auf fragwürdige Vorhaben, die Kartographie betreffend. Ich erlebe es von Nachteil, nicht mehr selbst im Senat zu sitzen, sondern auf Auskünfte angewiesen zu sein. Ich habe eine Anfrage an deinen Verwandten Avianus gerichtet, und hoffe, die Antwort trifft bald ein.
    Aber auch aus deinem Umfeld habe ich erstaunliche Neuigkeiten gelesen. Die Listen der Mantuaopfer wollen kein Ende nehmen. Der Standort Mantua liegt mir verständlicherweise noch sehr am Herzen, warum jedoch eine solche Seuche aufkommen konnte, habe ich nicht genau verstanden, vermutlich nicht genau genug verfolgt. Weiß man um den Herd?


    Auch ich freue mich, wieder von dir zu hören!


    Die Götter mögen dich und deine Familie stets wohlwollend begleiten.



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    H. Claudius Menecrates





    "Um eine deine Frage zurückzukommen... Am liebsten wäre mir wegen der Dringlichkeit alles auf einmel, aber gehen wir einfach der reihe nach vor. Zuerst den Brief wegbringen, dieses Mal darf es die normale Postschnelligkeit sein. Außerdem hörst du dich in Mogontiacum und insbesondere der Regia um. Wenn du - hoffentlich mit Neuigkeiten - zurück bist, folgt das Notieren der Klienten und natürlich an mich der Bericht. Erst danach die Actalektüre. Ich brauche alles, was du über Annaeus herausbekommen kannst."

  • Bevor ich mir den Brief nahm, kramte ich in meinen Gedächtnis rum und schrieb schnell zwei Namen auf eine Wachstafel, welche ich dann auf den Schreibtisch von Memecrates ablegte.


    Namen der Klienten:


    Faustus Domitius Massula
    Paullus Atius Scarpus


    "Dominus ich bin weg", sprach es und verschwand mit dem Brief.

  • Immer dann, wenn Manuel fix sein sollte, kam er nicht aus dem Quark. Und wenn man noch ein Wort an ihn richten wollte, war er bereits weg. Menevcrates seufzte, denn als er die Wachstafel sah, wusste er, ohne auch nur einen Blick auf die Actaausgabe zu werfen, dass die Aufstellung unvollständig war.


    Er rief nach einem X-beliebigen Sklaven und trug ihm auf, Manuel nach der Rückkehr sofort wieder in die Schreibstube zu lotsen.

  • Nach meinem Bad in den Thermen betrat ich so erfrischt einige Zeit später das Scriporium und schlich mich leise auf meinen Platz. Vielleicht hatte Menecrates mein so spätes erscheinen ja noch nicht bemerkt.


    Außerdem hatte ich mir fest vorgenommen Menecrates vor Arbeitsbeginn einige Fragen zu stellen.

  • Leider blieb Manuels Eintreffen nicht unbemerkt :D, denn es gab immer Untergebene und Bedienstete, die sich durch Übereifer eine bessere Position verschaffen wollten. Jemand steckte Menecrates, dass der Platz in der Schreibstube sich in Kürze besetzt sein würde, und erschien der Legat in der Tür zwischen Officium und der vorgelagerten Schreibstube, kaum dass Manuel das Holz unter dem Hintern spürte.


    "Auf, auf. Es gibt einiges zu tun, bevor ich rüber in die Principia muss." Er drehte sich auf der Türschwelle um und erwartete, dass Manuel folgte. Vor seinem Schreibtisch blieb er stehen. Er nahm die gestrige Wachstafel zur Hand und rückte eine leere samt Schreibzeug griffbereit zurecht, bevor er sich umdrehte.


    "Ich muss noch einmal auf die Klientenaufstellung zurückkommen, danach möchte ich mit dir zusammen diverse Erkundigungsmöglichkeiten erörtern und letztlich planen. Zunächst: Bietet die Regia bei der Postabgabe die Möglichkeit, möglichst ungestört sich zu bewegen?" Menecrates wollte nicht Gefahr laufen, dass sein Sekretär einmal verhaftet werden würde.

  • Schon wieder lief es anders als von mir geplant. Hatte ich mir doch so vorgenommen Menecrates darum zu bitten, mit Macro den Markt besuchen zu dürfen, schließlich hatte ich es diesem doch versprochen.
    Seufzend erhob ich mich und folgte meinem Herrn. „Ja Dominus“, murmelte ich vor mir her. Als dieser meine Wachstafel durch eine leere ersetzte war mir klar, er war nicht zufrieden.
    Zu seinen weiteren Erklärungen nickte ich. Ich wollte ein aber einwerfen, weil fand da wäre es bestimmt nicht so interessant wie in den Straßen von Mogontiacum, ließ es dann aber doch sein.

  • Manuel zeigte sich auffällig wortkarg, sodass ihn Menecrates zunächst musterte, bevor er nachfragte.


    "Ja Dominus, ich bin bereit? Oder ja Dominus, man kann sich in der Regia ungestört bewegen?"


    Es machte wohl wenig Sinn, mehrere Punkte zum Zweck der Beschleunigung gleichzeitig anzugehen, wenn Manuel derart verschlossen wirkte, also ging Menecrates eins nach dem anderen an.

  • Jetzt war ich verwirrt, was in drei Teufelsnamen war denn nun schon wieder nicht in Ordnung? Dem einen laberte ich zu viel, der wollte es mir abgewöhnen, dem anderen redete ich zu wenig. Wie man es auch machte, immer war es falsch.
    Mit einer Spur von Misstrauen platzte ich ich dann doch heraus. "Ist etwas nicht in Ordnung oder habe ich mich unkorrekt Verhalten Dominus?"

  • Menecrates schüttelte kurz den Kopf, so als wolle er wirre Gedanken loswerden.


    "Wir sprechen doch in diesem Landstrich noch immer dieselbe Sprache wie in Rom, oder?", vergewisserte er sich. "Ich wollte wissen, worauf sich deine Bemerkung bezog - auf die Bereitschaft zum Schreiben oder auf die Regia." Wieder schüttelte Menecrates den Kopf.
    "Krank bist du aber nicht, oder? Oder kann es ein, dass dir das Klima auf das Gemüt schlägt? Manuel, ich brauche dich voll einsatzfähig. Als erstes mit einer brauchbaren Antwort zu den Verhältnissen in der Regia, als zweites zu den Klienten des Praefectus Urbi und als drittes... Ach, eins nach dem anderen. Also, wie sieht es aus?"


    Selten blickte er seinen Sekretär eindringlich und mit ungeteilter Aufmerksamkeit an. Heute morgen war dies der Fall.

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