Ein unsicheres Unterfangen

  • Nadia wollte nicht mehr zurück in die Sklavenunterkünfte, aber sie wollte wenigstens ein paar ihrer persönlichen Sachen wieder haben und sie wollte Furianus nicht wegen jedem Bisschen um etwas bitten müssen, dass er es für sie tat. So schlich sie nun förmlich durch die Villa bedacht darauf, dass keiner sie bemerken würde. Sie hatte wirklich Angst, dass ihr wieder jemand über den Weg laufen könnte der ihr nicht wohl gesonnen war. Wieder gingen ihr so viele Gedanken durch den Kopf, der Kuss, die Kette, Strabo, alles wurde in ihrem Kopf durcheinander gewirbelt. Sie wusste nicht wie lange sie diesen Gedanenwirrwar noch aushalten würde, aber sie würde es irgendwie schon schaffen, irgendwie..........

  • *Tiruli-ta-ta* summte durch den Gang und schon bog mit flotten Schritt ein trainierte Mann um die Ecke, der eine einfache, aber keine billige, Tunika trug. Unter seinem Arm hatte er einige große Schriftrollen und an seinem Kinn einen kleinen Tintenklecks. Und dieser Mann lief Nadia über den Weg. Abrupt blieb er stehen. Verblüfft betrachtete erh Nadia und dann huschte ein verschmitztes Grinsen über sein Gesicht. Dabei hielt er die Schriftrollen fest, damit sie ihm nicht runterfielen.


    "Aiai..was haben wir denn da? Ist gar die schöne Galatea dem Meer entstiegen?" Seine Augen lächelten verschmitzt und an seinen Wangen erschienen Grübchen bei seinem Lächeln, die seinem ganzen Auftreten etwas fröhliches und gut gelauntes gaben. Er legte seinen Kopf leicht schief und musterte Nadia aufmerksam.

  • Zu spät hatte sie das Gesumme gehört, aber sofort war sie dann erstarrt, als plötzlich ein Mann um die Ecke kam und dann auch noch bei ihr stehen blieb. Sie hatte doch nur Sachen holen wollen nichts weiter sonst. Sie wich einen Schritt zurück und stand somit an der Wand. Es passte ihr gar nicht, dass man sie ansprach und sie kannte ihn auch nicht und wusste nicht wie sie ihn einschätzen sollte.
    Nur zögerlich hob sie ihren Kopf an uns sah ihm ins Gesicht. Er sah nicht böse aus, aber die anderen sahen auch nicht aus als würden sie, sie umbringen und doch kam es nahe dran was geschehen war. Nadia hatte an der Seite immer noch eine leicht geschwollene Lippe, war es doch noch nicht lange her, dass sie das nette Zusammentreffen im Garten hatte.
    Ohne etwas zu sagen, als wäre sie stumm, sah sie ihn einfach nur an und hoffte, dass ihr nicht wieder etwas passieren würde.

  • Hannibal fuhr sich nachdenklicher Miene mit der Zunge über die Lippe und betrachtete sie eingehender. Die Verletzungen hatte er beim ersten Hinsehen gar nicht gesehen, aber ihr Zurückweichen hatte Nadia nun in einen Lichtstrahl getaucht. Seine Stirn runzelte sich leicht und er lächelte nun etwas weniger fesch. Aber bösartig oder hinterlistig wirkte er in dem Moment immer noch nicht. "Du musst Nadia sein!" stellte er fest. "Marcus...", er unterbrach sich und fügte etwas respektvoller hinzu, "...mein Herr hat mir von Dir erzählt. Das im Garten meine ich!"


    Er lächelte sie aufmunternd und freundlich an. "Gestatte wenn ich mich Dir vorstelle? Hannibal ist mein Name. Ich bin die treue Seele des Marcus Flavius Aristides."

  • Langsam hatten ihre Hände die Wand gefunden und legten sich an der Seitevon sich darauf ab. Es gab ihr ein kleines Gefühl der Sicherheit wenn sie etwas neben sich oder hinter sich spüren konnte. Sein Herr? Der Mann aus dem Garten, falls er ihr den Namen genannt hatte, dann hatte sie diesen aber wieder vergessen. Aberr sie konnte sich noch gut an ihn erinnern, denn wenn er nicht gekommen wäre, dann.........
    Nadia versuchte den Gedanken erst gar nicht zu Ende zu denken und nickte.
    "Ja ich bin Nadia und dein Herr hatte mir geholfen, das ist auch richtig" sagte sie immer noch mit einem gewissen Misstrauen in ihrer Stimme und recht leise. "Wenn du ihn wieder siehst kannst du ihm bitte von mir danken?" Nachdem sie diese Frage ihm gestellt hatte drängte sie sich irgendwie wieder weiter an die Wand. Es war seltsam aber sie hatte einfach Angst, dass vielleicht noch jemand anderes auftauchen würde oder könnte und überhaupt.
    "Entschuldige....es freut mich dich kennen zu lernen" versuchte sie ihre Angste wett zu machen.

  • Hannibals linke Augenbraue zuckte kurz. Er musterte Nadia und das Schmunzeln auf seinem Gesicht war wieder da. Es hatte so etwas verschmitztes an sich, wie er Nadia anschaute. "Dafür, dass Du Dich freust, Nadia, scheinst Du aber große Angst zu haben." Er trat sicherheitshalber einen Schritt zurück, damit Nadia nicht noch mehr Angst vor ihm bekam. "Aber ich richte Marcus den Dank gerne aus. Eine schöne Frau läßt er niemals in einer Notlage!" Hannibal zwinkerte ihr zu. Dann sah er sie grüblerisch an. "Hm...warte mal, die anderen Sklaven haben mir von Dir erzählt. Es ist uns Sklaven eigentlich verboten mit Dir zu sprechen!"


    Eine der Schriftrollen rutschte etwas nach unten und Hannibal rückte sie zurecht, damit sie ihm nicht alle vom Arm fiel. "Aber wie es kommt, ist das mir ziemlich egal." Hannibal lachte leise. "Schleichst Du deswegen hier durch die Flure? Kann ich Dir vielleicht Geleitschutz anbieten, Nadia?"

  • Die versteckten Kommentare versuchte sie etwas zu überhören und ihr Blick sank einige Momente auf den Boden, aber recht schnell hob sie diese auch wieder an. "Was?" fragte sie auf einmal ungläubig und ihr stellten sich die Haare im Nacken auf. Verwirrt sah sie den Gang entlang und schaute ihn dann mehr als nur traurig an. Sica schien sein Werk wirklich zu verstehen. Mit ihren Händen wischte sie sich an den Seiten von ihrem Gesicht entlang und strich sich dann auch ihre Haare zurück. Das war alles einfach nur unglaublich und das nicht im positiven Sinne.
    Wieder etwas was sie tiefer in diesen Strudel riss, der sie drohte für immer zu verschlingen.
    Sie sah auf seine Schriftrollen und wollte ihm schon helfen, was sich dann aber doch erledigte, da er sie fassen konnte.
    "Ich kann das alles nicht verstehen" flüsterte sie. Wieder blickte sie ihm entgegen. "Ich sollte wohl gar nicht hier draussen rumlaufen, aber ich wollte meinen Herrn nicht immer um alles bitten müssen. Ich will ihm nicht zur Last fallen, denn er macht schon genügend für mich. Ich wollte nur ein paar Sachen von meinem Lager holen und hoffte zu dieser Zeit jetzt niemanden von den anderen anzutreffen." Nadia wusste ja nicht, dass sie kein Lager mehr besaß. "Würdest du denn dich mit mir sehen lassen wollen? Wenn Sica das raus bekommt ist dir eine Strafe gewiss." Sie senkte wieder ihren Kopf, denn das konnte sie von keinem verlangen wusste sie doch zu gut zu was der Mann fähig war.

  • Hannibal lachte leise auf und schüttelte dabei den Kopf. "Ehrlich gesagt, kümmert mich das wenig!" meinte er schließlich. "Ich, meine Eltern und meine Großeltern und deren Eltern dienen schon den Flaviern von Geburt an. Was Abgründe, Verrücktheiten und Grausamkeiten angeht, kann man mich nicht mehr schockieren. Und was Sica angeht. Er hat hier zwar das Kommando, aber man muss nur lernen, mit ihm umzugehen. Außerdem braucht mich mein Herr dringend." Lächelnd deutete er auf den Gang. "Dann gehen wir doch gemeinsam zu der Absteige für uns Sklaven. Suchen wir Deine Sachen zusammen und verschwinden sofort ehe Sica und seine Handlanger auftauchen können!"


    Hannibal trat an ihre Seite und berührte sie ganz kurz und sehr sachte an der Schulter. "Und unterwegs kannst Du mir ja etwas von Dir erzählen. Bist Du eine geborene Flaviersklavin? Der junge Furianus ist Dein Herr, nicht wahr?" Ungebrochen fröhlichen Gesichtsausdruck sah Hannibal Nadia an und lächelte dabei.

  • MIt solch einer Aussage wurde sie wieder bestätigt, dass es grausam bei den Flaviern war. Sie hatte schon so viele Geschichten gehört über das was hier geschehen war und etwas schon, hatte sie am eigenen Leib erfahren müssen. "Und ich wollte mit ihm gar nichts zu tun haben. Er war einfach da und somit meine Probleme auch." Wieder sah sie zu Boden und hatte die Bilder von der Culina vor Augen, wie sie keine Luft mehr bekommen hatte, dann wieder der Garten.
    "Ja schnell sollte es gehen und danke, dass du mit mir kommst, auch wenn ich dich nicht kenne und ich nicht einmal weiß, was die anderen über mich erzählen, aber vielleicht ist es auch besser so es nicht zu wissen. Es erspart einem die Schmerzen."
    Seine berührung ließ eine Spannung in ihrem Körper aufkommen, denn zur Zeit reagierte sie auf alle Berührungen von Menschen die sie nicht kannte ziemlich schreckhaft. Sie seufzte.
    Langsam setzten sie sich in Bewegung und Nadia musste sich erst einmal umsehen ob dort auch keiner war.
    "Ich bin mein ganzes Leben bei Lucius Flavius Furianus. Ich war mit ihm zusammen in Britannia wo wir aufgewachsen sind" sagte sie wieder mit dieser Stimme woran man erkannte, dass sie diese Zeit mochte. "Dann aber ist er hier her gekommen weil er seine richtige Familie sehen wollte und ich blieb zurück, bis zu dem Tag an dem der Überfall auf das Dorf war. Ich bin ihm dann bis hier her gefolgt."

  • Hannibal schritt an Nadias Seite entlang und hielt liebevoll seine Schriftrollen im Arm, die ihm wohl einiges zu bedeuten schienen. Lächelnd musterte er sie von der Seite her und hörte ihr zu. "Britannia?" Ein Schmunzeln huschte über Hannibals Gesicht. "Ja, von der grünen Insel habe ich schon viel gelesen. Insbesondere von Caesar habe ich einige Schriften gelesen. Die Insel soll wunderschön sein." Ein Ausdruck von Fernweh huschte über Hannibals Gesicht und er lächelte wehmütig.


    "Mir scheint, dass Du mit den anderen Sklaven hier einen schlechten Stand hast." Nachdenklich sah er zu Nadia. "Wenn ich Dir einen Rat geben darf in dieser Hinsicht? Ich frage, da ein ungefragter Rat schließlich meist sehr unliebsam ist." Hannibal bog mit Nadia um eine Gangecke, von wo schon der Eingang zu den Sklavenunterkünften zu sehen war. Ohne zu zögern schritt Hannibal darauf zu.

  • "Britannia ist wunderschön. Und ich wäre gerne wieder da, aber dort gibt es nichts mehr was auf mich warten würde. Alles was ich habe ist hier" sagte sie leise und mit leichter Trauer in ihrer Stimme. Sie seufzte etwas und sah ihn von der Seite an. "Ich habe mit den Sklaven hier nie etwas zu tun gehabt. Ich habe ihnen nie etwas getan, deswegen weiß ich auch nicht warum das alles nun so ist wie es ist. Ich verstehe es nicht. Gut ich war weggelaufen, aber es liegt nicht an ihnen mich dafür zu strafen sondern nur an Furianus, und seine Strafe wäre diese gewesen, dass ich nicht mehr seine Leibsklavin wäre, aber dann kamen diese Zwischenfälle und all das" sie hörte auf zu erzäheln und sah ihn nun neugierig an. "Bitte ja, du darfst gerne" sagte sie.

  • Hannibal blieb vor der Tür stehen und wandte sich zu Nadia um. Er hörte ihr aufmerksam zu und schien für eine Weile über das Gesagte nachzudenken. Langsam nickt er schließlich. "Nun, es ist ein wenig schwierig auszudrücken. Aber es ist nun mal so, dass Menschen über andere Menschen stehen möchten. Nichts liegt mehr in der Natur unserer Gattung als die Lust an der Macht und die Lust andere zu Unterwerfen." Seine Hand wanderte zu der Türklinke.


    "Du hast ihnen genug Fläche für einen Angriff gegen Dich geboten. So hat mir eine Sklavin erzählt, dass Du vor kurzem aus dieser Villa geflohen bist? Das hat Sica bestimmt nicht gefallen, der doch auch für Dich verantwortlich ist. Die anderen Sklaven huschen vor ihm aus Angst. Dabei kommt ihnen jedoch auch die Gier, sich an dem Unglück einer Wehrlosen zu laben, zu Hilfe. All das hat dazu geführt, dass sie Dich quälen und in Dir, wie die Hebräer sagen würden, den Sündenbock zu sehen!" Hannibal öffnete die Tür und trat in die Sklavenunterkunft hinein. Er spähte in den Raum und drehte sich leicht lächelnd um. "Die Luft ist rein. Kein Sica und sonst auch niemand. Bis auf die alte Lucia, aber die ist immer noch krank." Er öffnete die Tür vor Nadia, um sie reinzulassen.


    "Es gibt für Dich also mehrere Möglichkeiten mit dieser Situation umzugehen. Entweder Du beugst Dich der Autorität von Sica und schließt eine Art Frieden mit ihm, einen Waffenstillstand, sozusagen. Dafür müsstetst Du Dich jedoch sehr demütig ihm gegen über zeigen und ihn vielleicht auch bestechen. Ist Sica besänftigt, gehorcht der Rest!" Nachdenklich fuhr sich Hannibal übers Gesicht. "Möglichkeit Nummer Zwei erscheint mir, dass Du Dich vor der Meute versteckst. Somit würdest Du Dich ihren Angriffen nicht aussetzen müssen. Aber ob Dein Herr das mitmacht?" Hannibal sah sie fragend an, fuhr jedoch gleich weiter.


    "Und das Letzte, was mir spontan einfällt ist, dass Du Dich wehrst. Du musst Stärke ausstrahlen. Lerne Dich zu wehren und zeige nicht, was für ein leichtes Opfer Du bist!" Er sah sie entschuldigend lächelnd an. "Ich meine es nicht böse, Nadia, aber Du strahlst eine gewisse Hilfslosigkeit aus. Wie eine Maus, die vorsichtig aus dem Loch sich stiehlt, damit die Katze sie nicht sieht." Er seuftze leise. "Wenn Du den Weg des Kämpfens nehmen würdest, könnte ich Dir eventuell helfen. Auch bei der ersten Möglichkeit!" Hannibal sah sich in der Unterkunft um. "Was sind Deine Sachen?"

  • Auch Nadia kam vor den Unterkünften zum Stehen und sah Hanniball an. Anscheind brauchte sie wirklich keine Angst vor ihm zu haben, aber sie blieb vorsichtig und zurückhaltend, zu oft hatte man sie nun doch enttäuscht. Das hatte sie dann wohl schon alles am eigenen Leib erfahren, dass man sie unterdrücken wollte nur damit wer anderes über ihr stehen konnte. Das waren aber Punkte die sie nie verstehen würde, denn wo sie her kam, zumindest bei den Menschen wo sie war, dort war alles eine Familie gewesen und nicht wie hier, dass jeder gegen jeden arbeitete und anderen gezwungen wurde zu Dingen, zu Taten und all dem zusammen.


    "Ich war fortgelaufen ja, aber es war eine Kurzschlußreaktion, es war nicht geplant, es kam einfach. Ich konnte nicht anders, nicht nachdem was hier geschehen war. Das alles hatte schon viel früher begonnen, aber keiner hier glaubte mir, keiner, nicht einmal Furianus glaubte meinen Worten, zumindest hatte ich dieses Gefühl. Es war schrecklich so enttäuscht von einem Menschen zu werden, den man doch......Ich konnte da nicht anders handeln."


    Nadia trat langsam hinter ihn, als er die Tür öffnette und konnte nocht nicht zu viel der Unterkunft entdecken. Sie hörte weiter seinen Worten zu und so fielen ihr bestimmte Dinge nicht auf. Wie sollte sie kämpfen wenn ihre Kräfte schon längst aufgezerrt waren? Wie sollte sie den Menschen bestechen den sie am meißten hasste? Sie konnte sich nicht so weit herab lassen und bei ihm betteln und winseln, dass er sie zufrieden ließe, nein sie wollte sich noch ein klein wenig ihrer Würde bewahren.


    "Ich kann das alles nicht mehr. Ich konnte mal kämpfen aber ich kann es jetzt nicht mehr. Ich habe keine Kraft mehr dazu und ich werde nicht vor Sica im Staub kriechen auch das kann ich nicht. Und so lange ich hier bin weiß ich auch, dass ich micht nicht auf ewig verstecken kann, zumal Furianus nicht immer in meine Nähe ist."


    Nadia seufzte und trat nun ganz in die Unterkunft ein, was sie aber sehen musste ließ ihr das Blur in den Adern irgendwie gefrieren. Ihre Sachen...alles war weg. Sie stand einfach nur da und brachte kein Wort mehr raus. Sie hatte ja nicht fiel gehabr, aber auch das was sie hatte war einfach verschwunden. Nur die Kette, ja diese hatte sie noch um dem Hals liegen und würde sie auch nicht hergeben. Alleine für diese würde sie kämpfen, was anderes hatte sie nicht mehr zum verteidigen. "Es ist alles weg" flüsterte sie nur noch und starrte auf die leere Stelle.

  • Mit verschränkten Armen stand Hannibal in der Sklavenunterkunft. Er musterte die alte Sklavin, die auf einem hinteren Lage vor sich hin siechte. Seine Augen folgten Nadias Blick und er musterte die leere Stelle. "Weg? Du meinst Deine Sachen sind nicht mehr hier?" Hannibal seuftzte leise und rieb sich nachdenklich die Stirn. Er ließ seine Hand wieder sinken und sah Nadia lächelnd und aufmunternd an. "Vielleicht haben sie Deine Sachen in die Abstellkammer gebracht! Wir können ja mal suchen. War es viel?"


    Hannibal sah sich um und suchte oberflächlich den Raum ab. "Hmm...sie scheinen gründliche Arbeit geleistet zu haben." Mit einem Schritt war er an einem Lager am Fenster dran und legte die Schriftrollen neben seinem Bett auf einen kleinen Tisch, auf dem sich schon andere Papyri und Wachstafeln stapelten. Dann drehte er sich zu Nadia um und ging auf sie zu. "Komm! Ich glaube, Du findest hier nichts mehr. Gehen wir doch woanders hin." Er lächelte sie freundlich an. So schien es auf jeden Fall. Wieder erschienen kleine Grübchen an seiner Wange und seine Augen blitzten auf. "Mir scheint es, dass Du jemanden zum Reden gebrauchen kannst. Ich würde mich Dir anbieten, wenn Du magst!"

  • Sie wusste nicht was sie machen sollte, aber eigentlich konnte sie ja nichts mehr schocken. Es hatte so kommen müssen und sie würde es so hinnehmen. Es schien als würde sie immer mehr in sich zusammenfallen. Nadia schüttelte ihren Kopf und merkte dabei nicht wie ihr die Haarsträhnen ins Gesicht fielen. Es war vielleicht keine schlechte Sache nach Minsenum zu gehen, weg von hier und diesem Leben, vielleicht würde da ja wirklich alles besser werden, zumindest hoffte sie das.
    "Sie werden alles schön weg getan haben, damit ich es nicht mehr wieder bekomme, das passt zu ihnen. Und überhaupt, ach es ist egal, es war nicht viel."


    Ja er hatte recht, denn was wollte sie hier noch? Hier konnten sie sie besser finden und ferig machen,also sollte sie hier schnell weg, einfach weg. Das Aufblitzen in seinen Augen hatte sie nicht gesehen, aber sein Lächeln hatte sie versucht wenigstens ein klein wenig zu erwidern, auch wenn es ihr ziemlich schwer fiel. "Ich glaube die letzten Tage habe ich gelernt, dass man mit reden nicht weiter kommt sondern sich nur noch mehr Probleme einfangen wird." Auch wenn sie es sagte ging sie mit ihm wieder zusammen aus der Unterkunft. Nadia hatte keine Ahnung was auf sie zukommen würde, ob er nur so tat oder wirklich so nett war. Vielleicht war es ihr mittlerweile auch einfach nur egal und sie suchte sogar etwas oder wen, der sie von all dem hier erlöste. Ihre Gedanken waren einfach nicht mehr zu ordnen.

  • Hannibals linke Augenbraue zuckte leicht, dann lachte er trocken und etwas dumpf, wenn auch sein Lachen sich nicht boshaft anhörte. So verließ er mit Nadia die Unterkunft. Hannibal schloss hinter sich die Tür und zuckte mit der Schulter. "Wie Du meinst! Es schien mir nur so, dass ich Dir vielleicht helfen könnte. Aber so zwischen Tür und Angel vergeben ich selten Ratschläge oder Hilfestellungen!" Hannibal wippte kurz auf seinen Fußballen auf und ab. Dabei betrachtete er Nadia und seutzte leise. Als einmal Schritte in der Nähe ertönten, wandte Hannibal den Blick dorthin. Doch beunruhigt schien er nicht zu sein und die Schritte verhallten auch wieder.


    "Du mißtraust mir, kann das sein?" Hannibal musterte sie und seine dunklen Augen waren sehr ernst bei den Worten. "Nun, ich kann es Dir nicht verdenken. Im Gegenteil! Und im Grunde genommen tust Du gut daran. Denn eines sollte man bei den Flaviern und allgemein unter Sklaven lernen. Trauen kannst Du nur Dir selber!" Um seinen rechten Mundwinkel zuckte es kurz und Hannibal senkte den Blick. In einer Gestik, die etwas traurig wirkte, strich er sich über seinen schmalen Bart. Langsam hob er wieder den Blick und lächelte schief. "Nun denn, kann ich Dich vielleicht noch wohin eskortieren?"

  • Es lag in der Natur von Nadia das nun alles zu sagen. "Nein, so war das alles nicht gemeint. Es ist nur ich habe hier schon einmal den Fehler gemacht einem Sklaven etwas von mir preis gegeben und im nächsten Moment hat er mich geschlagen. Ich wusste nicht einal warum er es getan hatte. Er war wie irre gewesen." Zu gut erinnerte sie sich daran wie Sciurus erst nett schien und im nächsten Moment sie schlug und packte. Eine Gänseheut breitete sich auf ihrem Rücken aus.
    Bei den Schritten die auch sie hörte funkelte die pure Panik in ihren Augen auf. Sie war schon kurz davor einfach wegzulaufen, aber sie verhallten auch so schnell wieder wie sie gekommen waren.


    "Ich kenne dich nicht, wie kann ich dir da trauen? Ich habe bis jetzt nur einem anderen Sklaven vertraut" Sie dachte an Ganymed und sie vermisste ihn. So lange war es her gewesen, dass er ihr geholfen hatte und bei der Festnahme wurden sie beide voneinander getrennt. "Aber ich weiß nicht wo er ist und wie es ihm geht" sagte sie traurig und sah auf den Boden. "Und was ist wenn ich mir nicht einmal mehr traue?" Nadia hob ihren Kopf an und sah in seine Augen. In ihren lag ein merkwürdiger und trauriger Ausdruck. "Wenn du immer noch Interesse hast können wir gerne wohin gehen und reden. Ich kann nicht den ganzen Tag in einem Zimmer sitzen und darauf warten, dass mir nichts passiert, aber ich kann auch nicht alleine durch die Villa laufen. Nicht nach dem Garten."

  • "Nun ja, zwischen Vertrauen und Mißtrauen liegen für mich Welten!" Hannibal schmunzelte, um den Worten einen weniger 'harschen' Ton zu verleihen. "In meinem Leben gab es auch schon viele Höhen und Tiefen, was die Familie Flavia angeht. Sie ist eine äußerst schwierige Familie, denke ich!" Hannibal zuckte mit der Schulter. Hannbial schwieg kurz und sah sie ernst an. "Das Leben ist ein Weg, der ständig mit Schwierigkeiten, Problemen und schlimmen Dingen gepflastert ist. Ab und an können wir Asyl in den Häusern des Glücks oder des Friedens finden. Doch das ist immer nur von kurzer Dauer. Auch treten auf dem Weg Dir vielleicht Männer entgegen, die Dich aufhalten wollen oder welche, die Dir helfen. Aber letztendlich bist und bleibst nur Du auf jenem Pfad. Wem also solltest Du mehr vertrauen als Dir?"


    Hannibals Augenbraue zuckte kurz und er grinste gleich drauf wieder. "Aber gut! Gehen wir woanders hin!" Er wandte sich auch gleich zum Gehen und ging den Gang einfach hinunter. Langsamen Schrittes lief er dort entlang und sah ab und an sich die Fresken des Hauses interessiert an. "Eine schöne Villa, aber für Dich wohl ein goldener Käfig. Sag, darfst Du die Villa verlassen?"

  • Bei Männern musste sie gleich an Strabo und an Furianus denken. Zwei Menschen für die sie unheimlich viel empfand. Und beides schien nicht unter guten Sternen zu stehen. Beide waren für sie eigentlich unerreichbar und fern wie die Sterne selber. "Ich vertraue mir schon lange nicht mehr" flüsterte sie und das war die Wahrheit. Seit dem Tag an, als man sie wieder her gebracht hatte, hatte sie das Vertrauen in sich selber verloren. Was war denn wenn sie wirklich an allem Schuld hatte was hier mit ihr geschah und sie es nur nicht merkte?


    Nadia folgte ihm immer weiter, hielt ein klein wenig Abstand und lauschte auf jedes Geräusch was in der Nähe zu hören war. Sie war immer bereit so schnell es ging das Weite zu suchen falls wer falsches hier entlang kommen würde. Ein wenig schloss sie zu ihm auf. "Ich denke schon, dass ich nach draussen darf, zumindest habe ich keine Verbote erhalten. Alles was war, ich kann in dem Cubiculum von Furianus bleiben, damit mir nichts passiert. Ich muss also nicht vor die Tür aber verboten wurde es mir nicht. Warum?"

  • "Wir könnten ein wenig nach draußen gehen. Außerhalb der Villa nimmt die Gefahr, dass uns Sica über den Weg läuft, proportional zur Wegstrecke ab! Außerdem habe ich Marcus, meinem Herren..." Hannibal zwinkerte ihr schelmisch zu. "...ein paar Münzen entlocken können ehe er abgereist ist!" Hannibal klopfte auf eine lederne Tasche, die an seinem Gürtel befestigt war. Darin klimperte es leise. "Außerdem war ich schon lange nicht mehr in Rom." Hannibals Augen glänzten bei der Vorstellung endlich sich in das Gewühl der Stadt begeben zu können.


    "Du kennst Dich doch sicherlich aus und wir könnten vielleicht eine nette Taberna finden oder einen netten Park, an einem nicht stinkenden Teil des Tibers!" Hannibal sah sie von der Seite an. Ein fragender Ausdruck stand in sein Gesicht geschrieben. "Na, was meinst Du dazu? Entflüchten wir dem Käfig für einige Stunden und breiten wir unsere Schwingen aus, die wir in unserem Sklavendasein sonst verstecken müssen?"

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