Officium | VVV

  • "Ja, ich weiss es," sagte sie, den Blick zu ihm gehoben. Diesmal versteckte sie sich nicht, und sie wollte es auch nicht. "Und ich weiss auch nicht, ob es jemals passieren wird. Ob wir das können, ob wir uns mit der bloßen Möglichkeit zufrieden geben oder eben mehr daraus wird. Ich kenne die Zukunft nicht, Vibius Valerius Victor, und ich will sie auch nicht kennen, bevor ich nicht meinen ersten Schritt dorthin getan habe. Ich weiss nicht, was sein wird." Langsam schob sie die Palla etwas beiseite, mehr von ihrem nun eher blass gewordenen Gesicht offenbarend - und auch einen runden, rötlichen Abdruck auf der Stirn, der fast wirkte, als sei sie dort verletzt worden - daran dachte sie gar nicht mehr im Moment, die Gedanken waren und blieben zu sehr auf ihn gerichtet. Es war fast wie der alte Spruch: Wenn Du wirklich Hunger leidest, iss langsam. Es waren schon manche Menschen daran gestorben, weil sie sich ihren Bauch zu schnell vollschlugen und der Körper all die Nahrung nicht mehr verkraften konnte. Er wäre eine ausgesprochen köstliche Speise, das wusste sie nur zu gut.


    "Wer würde mich denn unterrichten, wenn ich mich dem Cultus Deorum zuwenden würde?" wechselte sie plötzlich das Thema und atmete leise ein. Die drängenden Fragen des Moments konnte sie nicht beantworten - sie wusste nun, dass er wusste, wie wenig seine Gegenwart sie unberührt ließ und das war das Wichtigste. Aber es gab auch noch anderes Wichtiges ... ob es wichtiger war, wusste sie auch nicht. Eine seltsame Leere machte sich hinter ihrer Stirn breit und blieb dort zurück.

  • Mit einem Ruck schiebt Victor den Stuhl zurück und steht auf. Wenn es nicht unbedingt notwendig ist, hält er es nicht lange auf einem Stuhl sitzend aus. Er geht zu dem Regal mit der Marsstatuette und betrachtet das Abbild des Gottes nachdenklich. "Die Sacerdotes, welche Schüler unterrichten sind in Rom mal wieder sehr ausgedünnt. Nicht alle Sacerdotes bilden aus. Viele haben mehr als genug mit ihren eigentlichen Aufgaben zu tun." Er dreht sich um und lehnt sich an das Regal. "Am liebsten wäre mir die Sacerdos Didia Fausta, aber sie befindet sich auf einer Expedition zur Venusinsel. Decima Alessa wüsste ich noch, aber dafür müsstest du nach Hispania reisen." Nach einem freudlosen Lachen schüttelt er den Kopf. "Ansonsten sind ein Haufen Sacerdotes in Germania. Wenn du also Rom nicht verlassen willst, dann wird es mit einer Ausbildung bei den Sacerdotes Veneris recht schlecht aussehen." Die Flaminca Minervae kommt Vic in den Sinn, doch diese ist in Hispania und keiner weiß, wann sie wieder zurück kommt. "Vielleicht würd ich es selbst übernehmen." Wahrscheinlich keine gute Idee, aber eine bessere fällt ihm dann auch nicht ein.


    Er betrachtet Helena aufmerksam und überlegt sich, wie es wohl wäre, wenn er sie jeden Tag sehen würde, ganz ohne Hintergedanken. Dabei fällt ihm der Fleck auf ihrer Stirn auf. Er zieht die Augenbrauen zusammen und tritt zu ihr hin. Ohne groß darüber nachzudenken, legt er die Hand unter ihr Kinn und hebt ihren Kopf an, so dass sie ihn ansehen muss. Mit der anderen berührt er vorsichtig ihre Stirn. Es sieht aus, als hätte ihr jemand seine Rückhand über die Stirn gezogen. "Wer war das?"

  • "Au!" sagte sie leise und zuckte zusammen, als seine Finger die Beule an der Stirn berührten, doch um sich keine Blöße zu geben, versuchte sie es mit einem Lächeln zu kaschieren. "Eigene Dummheit und zuviele Gedanken," sagte sie schließlich und wurde etwas leiser. "Ich bin mit jemandem zusammengestoßen, der genauso viel zu sehr in Gedanken war, um mich zu bemerken, und leider hatte mein Gegenüber einen genauso großen Dickschädel wie ich ... nunja. Es klingt wahrscheinlich mindestens so peinlich wie es war," sie flüchtete sich in ein verlegenes Lachen, schließlich rannte man nicht jeden Tag auf der Straße einfach so jemanden um. Vor allem nicht einen Mann in diesem Rang - solche dämlichen Sachen passierten immer nur ihr, Iulia Helena. Manchmal glaubte sie, dass sie ein geheimes Talent dafür hatte, von einer peinlichen Situation in die nächste zu taumeln - immerhin war da auch der Senator auf dem Markt gewesen, mit dem sie fast zusammengestoßen wäre.


    "Das wird schon wieder abheilen, ich erinnere mich da an Dein Gesicht, nachdem Du mit deinem Bruder diese kleine Diskussion hattest - ich habe wenigstens die Palla, die solche peinlichen Hinterlassenschaften verbergen kann," fügte sie noch, fast trotzig an, um dann zu bemerken, dass es seine Hand war, die unter ihrem Kinn lag, dass er ihren Kopf zu sich angehoben hatte - und war der Klang seiner Stimme nicht von einem seltsamen Beiklang erfüllt gewesen? Einem fast sorgenvollen Ton? Sie blinzelte und blickte nun stumm zu ihm auf.

  • Ein erleichtertes Grinsen zieht sich über Vics Gesicht. "Ich habe die mir angeborene Würde, die ich immer mit mir herumtrage, da fällt so eine Beule gar nicht auf." Im Inneren hatte er befürchtet, dass ihr Bruder Constantius etwas mit ihrer Beule zu tun hat, denn immerhin konnten sie sich nicht sicher sein, dass er von seiner Zuschauerposition im Circus Maximus tatsächlich nichts gesehen hatte. Vic würde ihn zwar nicht so einschätzen, dass er seine Schwester schlägt, doch er weiß selbst, was in einer hitzigen Diskussion alles geschehen kann und Helenas Dickschädel macht es sicher nicht einfach, mit ihr zu diskutieren. Seine Miene wandelt sich zu einem abwesenden Ausdruck und sein Blick bleibt an Helenas blauen Augen hängen, zwei kleine Ozeane, unendlich tief und geheimnisvoll. Seine Finger gleiten sanft von ihrer Stirn über die Schläfe und über ihre Wange, bevor sie die Berührung aufgeben. Die andere Hand noch immer unter ihrem Kinn, beugt sich Vics Gesicht langsam zu ihr herunter.


    Wäre sie eine andere, in einer anderen Zeit, würde ihn nichts mehr aufhalten. Doch sie ist, wer sie ist, und der Tag ist genau der heutige. Victor hält in der Bewegung inne und auf seinem Gesicht spiegelt sich die Qual, die in seinem Inneren tobt. Er wendet sich ab und schüttelt langsam den Kopf. "Nein, es wäre keine gute Idee, die Ausbildung selbst zu übernehmen." murmelt er vor sich hin und bleibt einen Augenblick mit dem Rücken zu ihr stehen. Diese Frau bringt ihn um den Verstand und wenn er sich jetzt, hier in seinem Officium schon so vergisst, was sollte das erst später werden? Vic zwingt sich dazu, den Schreibtisch zu umrunden, weg von ihr, und sich hinzusetzen. Mit seinem Hinterteil auf dem Stuhl bleibt ihm keine andere Wahl, als sich zu beherrschen. Er trommelt mit den Fingern auf dem Tisch herum. "Wo waren wir?" Sein Blick gleitet zu seinem Weinbecher, dann zurück zu Helena. "Die Ausbildung, ja... ich werde schon jemanden finden, der dich ausbildet... wenn du das möchtest."

  • Ihre Wange prickelte, und die Berührung seiner Finger hinterließ eine Spur, die sich anfühlte, als hätte er ein Feuer auf ihrer Haut hinterlassen, welches getreulich den Weg der Finger nachzeichnete. Alles in ihr schrie nach einer Berührung seiner Lippen, dass er so nah kam, zum greifen nahe, versetzte nicht nur ihren Körper in einen kribbelnden Ausnahmezustand, auch der Verstand schien für die kurzen Momente eines möglichen Kusses entschieden zu haben, den Instinkten den Vortritt zu lassen - Instinkte, die, hätten sie es können, am liebsten den Schopf des Iberers gepackt hätten, um ihn näher zu sich heranzuziehen. Aber der Moment verflog, er löste die Finger von ihrer Haut, sein Gesicht entfernte sich und schon gab es eine neue Mauer zwischen ihnen, den ungeliebten Schreibtisch mitsamt der darauf wartenden Arbeit. Kein Kuss, kein Lufthauch, nicht einmal die Andeutung einer Berührung ... ihn hinter diesem Schreibtisch sitzen zu sehen, der eigene Körper schmerzend vor einem unerfüllten, aber umso heisser brennenden Verlangen, das sie sich nicht erklären konnte, aber auch nicht mehr erklären wollte, ließ sie sachte zittern. Jetzt aufstehen, den Schreibtisch umrunden, und ... ja, was, und? Sie wusste nicht einmal das, schloss eilig die Augen und atmete tief ein. Anstatt eines Gesprächs über ihren beunruhigenden Traum wären sie fast ...


    "Ich glaube, ich weiss gerade gar nicht, was ich noch möchte und was nicht," sagte sie leise und bemühte sich, ihn dabei nicht anzublicken, um sich wieder etwas Luft zu verschaffen. "Ich bin mir in so vielem nicht sicher, zu viele Möglichkeiten, zu viele ... Richtungen, verstehst Du?" Sie schluckte etwas und verhakte die Finger ineinander. "In Ostia gibt es einiges zu erledigen und das möchte ich in jedem Fall beendet wissen, bevor ich mich auf etwas Neues stürze ... diese Pflicht habe ich noch zu erfüllen, und vielleicht weiss ich es dann endlich besser ... wohin ich gehen soll und was ich will. Es ist einfach alles so ... durcheinander." Dass er es ist, der einen nicht geringen Anteil an ihrer derzeitigen Verwirrung hatte, musste er ja nicht unbedingt sofort wissen, aber sie war sich ohnehin fast sicher, dass er das selbst sehr genau wusste. "Es ... es tut mir leid, dass ich Dich wegen einem Traum von Deinen Pflichten abgehalten habe .. und ... ich möchte Dich nicht weiter ... stören."

  • Victor nickt. Und nickt nochmal. Er kann sie voll und ganz verstehen, denn er weiß im Moment auch nicht, was er möchte. Zum einen will er sie. Jetzt. Hier. Auf diesem Schreibtisch, der für einen Schreibtisch sowieso viel zu leer ist. Andererseits würde er sie am liebsten weit weg wissen. Dann würde er sie vielleicht weniger wollen. So wie Violentilla. Manchmal träumt er von seiner Frau, doch in anderen Nächten träumt er eben von anderen Frauen. Liebt er sie noch? Diese Frage beschäftigt ihn manchmal, wenn er zu viel Wein getrunken hat. Doch eine Antwort findet er nie und im Grunde war es auch nie nötig eine zu finden. Ist es jetzt nötig? Würde es etwas ändern? Würde er etwas ändern wollen? Er weiß auch das nicht.


    "Es muss dir nicht leid tun." Seine Stimme klingt schwermütig. Die Ereignisse, oder besser die Gefühle, überschlagen sich zu schnell, als dass er noch einen klaren Kopf hätte. "Lass dir Zeit bei deiner Entscheidung, etwas zu Überstürzen bringt nur Unglück." Was Vic sagt, gilt nicht nur für die Entscheidung, ob sie aus der Verwaltung zum Cultus Deorum wechseln soll. Doch das muss er nicht erwähnen, sie würde das wissen. "Wenn du wieder eine Frage hast... du kannst jederzeit hierher kommen." Es klingt zu deutlich in seinen Ohren. "Wenn ich hier bin, hab ich meist sowieso nur langweiliges Schreibzeugs zu tun." Er zieht einen Mundwinkel hoch und hofft, dass sie ihm wenigstens das abkaufen würde.

  • "Ich werde Dich zu finden wissen, da bin ich mir sicher - ob es hier ist oder irgendwo sonst," sagte sie leise, den Blick direkt auf ihn gerichtet, denn die Doppeldeutigkeit seiner Worte war ihr nicht entgangen. Wie hätte sie diese auch überhören können? Die Sinne gereizt bis zum höchsten, schien fast jede Handbewegung, jeder Atemzug bedeutungsschwanger, jede Geste etwas Besonderes auszudrücken. Wie gerne wäre sie geblieben, hätte am liebsten den Schreibtisch umrundet und sich in seine Arme gestürzt, ihn berührt, und diesmal den Kuss erlebt, der sich angedeutet hatte, aber nicht geschehen war. Und dann ... die Iulierin schluckte langsam und atmete tief ein, bevor sie die Palla so vor ihr Gesicht zog, dass sie die Haut fast gänzlich verdeckte.
    "Ich danke Dir für Deine Zeit und Geduld ... und wünsche Dir einen Tag ohne Sorgen, Valerius Victor," fügte sie schnell an und trat zur Türe, öffnete sie eilig und trat dann hindurch, bevor sie es sich noch anders überlegen konnte.


    Bloss weg hier, und doch schrie eine nicht zu überhörende Stimme in ihrem Inneren, was sie doch für eine dumme Gans war. Einerseits, weil sie die günstigste aller Gelegenheiten verstreichen ließ, andererseits, weil sie es überhaupt wagte, die Tugend eines verheirateten Mannes in Versuchung zu führen.
    Was willst Du eigentlich, Iulia Helena? dachte sie und schritt eilig den Korridor entlang, sich von dem Officium des Septemvir so schnell wie möglich entfernend. Wenn sie darauf nur eine Antwort gewusst hätte! Ein zufällig vorbeikommender Scriba blickte ihr kurz irritiert hinterher, als sie ihn fast umgerannt hätte, um dann deutlich langsamer um die nächste Ecke zu biegen. Es kam schließlich nicht allzu oft vor, dass es jemand in diesem Gebäude wirklich eilig hatte ...

  • "Mögen die Götter dich leiten, Iulia Helena." flüster Vic ihr nach als sich die Tür schließt, dann lässt er seinen Kopf auf die Tischplatte sinken, schließt die Augen und lässt die Stille eine Weile auf sich wirken. "Mann, Mann, Mann, wat tu ich hier?" Er zieht scharf die Luft ein und richtet sich wieder auf. Sein Blick geht zu Mars hin. "Mars und Venus, ja? Aber doch die Götter, nich die Priester, verdammt! Dabei bin ich nichmal mehr Sacerdos Martialis!"


    Er steht ruckartig auf und klappt die noch immer offen rumliegende Wachstafel zu. "Ich muss hier raus. Schluss für heute. Ich brauch was zum in die Birne ziehen. Ein Krautopfer. Ein großes Krautopfer." Er verlässt fluchtartig sein Büro um so schnell wie möglich aus der Regia zu kommen. Beinahe rennt er einen Scriba um, der ziemlich irritiert schaut. "Wat glotzt du so, Junge, hast du nix zu tun?" Der Scriba duckt sich instinktiv und macht, dass er weiterkommt. Victor grummelt vor sich hin und geht gezwungenermaßen langsamer um die nächste Ecke. Es kommt schließlich nicht allzu oft vor, dass ein Septemvir durch das Gebäude eilt, und das liegt nicht nur am durchschnittlich hohen Alter der Septemviri. 8)

  • "Verflucht!" Victor greift hastig nach vorne, um den Stapel Wachstafeln, der sich nahe der Kante seines Tisches auftürmt, festzuhalten. Doch es ist zu spät. Der Turm kippt und mit einem lauten Krachen landen die Tafeln auf dem Fußboden. Auf dem Schreibtisch sieht es aus, als wäre ein wildgewordener Opferstier drübergelaufen und nun breitet sich das Chaos auch über den Boden aus. "Mann, Mann, Mann, wie soll man denn da arbeiten?!" Vic umrundet den Tisch und kniet sich hin um die Tafeln vom Boden aufzulesen.


    Es klopft an der Tür, ein Scriba steckt seinen Kopf herein und fragt, ob alles in Ordnung ist. "Jo, alles klar," winkt Victor ab. "Ich mach das schon. Is für morgen nun alles bereit? Haste dich um den Ochsen gekümmert? Im Apollotempel haben sie heut schon Kekse gebacken hab ich gehört, also is da auch alles klar, ja? Puh, hoffentlich wird dat morgen was." Der Scriba nickt zu allem bestätigend und verzieht sich dann wieder. Mit einer energischen Handbewegung schiebt Vic einen Stapel Papyrus auf dem Tisch ein Stück weiter in die Mitte und schafft so neuen Platz für die heruntergefallenen Tafeln. Als alles auf den Tisch geräumt ist, steht er auf und schaut auf die Ergebnisse seiner Arbeit: ein einziges Durcheinander. Nachdem die Septemviri beauftragt worden waren, sich um die probatio rerum sarcrarum zu kümmern ist das natürlich alles an ihm hängen geblieben. Schlimm wär das normal nicht, wenn nicht noch die Vorbereitungen für die ludi Apollinares laufen würden. Zum Glück hatte er einen Teil davon auf fähige Sacerdotes übertragen können, so dass für die Septemviri, also genau genommen für ihn, nur noch die Organisation des eigentlichen lectisterniums übrig geblieben ist. Über zu wenig Arbeit kann er sich trotzdem nicht beklagen.


    "Irgendwo da unten ist diese Liste." Vic schaut nachdenklich über den Schreibtisch, räumt dann ein paar Schriftrollen auf die andere Seite und greift nach einer darunter auftauchenden Tafel. "Wusst ichs doch." Mit der Wachstafel macht er sich auf den Weg aus dem Officium. Bevor er die Tür schließt wirft er noch einen letzten Blick auf den Schreibtisch, zuckt dann aber mit den Schultern wendet sich ab. Solang er noch alles findet, kann es nicht zu schlimm sein.

  • Direkt vom Tempel kommend machte sich das Collegium der Priester auf in die Regia. Sie eilten durch die Hallen, ließen die Anmeldung, einige Gänge und Räume hinter sich, bis sie zielstrebig die Räumlichkeiten der Septemviri erreichten. Dort klopften sie an einem Officium an und drei der Priester traten ein.

  • Dass überhaupt jemand in sein Officium kommt ist selten. Dass andere Priester ihn aufsuchen ist noch seltener. Dass aber gleich drei auf einmal inn sein Officium treten, das ist Vic noch nie passiert. Auf ihren Gesichtern lässt sich Aufregung und Anspannung ablesen und alles, was Vic durch den Kopf schießt ist: 'Ououou, was hab ich nu angestellt?'


    Dass auf seinem Schreibtisch das absolute Chaos herrscht lässt sich sowieso nicht mehr verbergen, daher versucht Victor gar nicht erst, noch einen Anschein von Ordnung hinein zu bringen. "Salvete, Collegae. Was ist passiert?"

  • Die drei stellten sich vor Victors Schreibtisch und einer begann zu sprechen.
    Septemvir, sicherlich hast du von den Gerüchten um den Tod von Jungtieren gehört und von jenem Ereignis, das sich am Tempel der Iuno Sospitas ergeben hat. Unsere Prüfungen und Befragungen am Tempel haben Schreckliches ergeben! Wir sind uns sicher, dass es sich um ein ungünstiges Vorzeichen der Iuno handelt, die Rom zürnt.
    Mit der Aussprache dieser Worte stieg die Nervosität der Männer noch weiter an und sie starrten auf Victor.

  • Victor hebt eine Augenbraue. Nachdem die Herren sich nicht vorstellen, bietet er ihnen auch keinen Platz an, mal davon abgesehen, dass er sowieso nicht genug Sitzgelegenheiten für drei Leute hätte. "Ich habe in der Acta Diurna davon gelesen, bin aber noch nicht dazu gekommen, mich näher damit zu beschäftigen." Er legt eine kurze, nachdenkliche Pause ein. "Ihr meint also, es könnte sich um ein... Prodigium handeln?" Wundern würde es Vic wirklich nicht und er drückt dies durch ein Nicken aus. "Erzählt mir, was ihr wisst. Ich werde den Princeps Senatus Vinicius Hungaricus aufsuchen, auf dass er die Angelegenheit dem Senat zur Prüfung vorlegt."

  • Der Mann, der Victor zuvor berichtete, erzählte nun weiter.
    Ja, Septemvir, es besteht kein Zweifel... es war ein Prodigium! Wir haben mit dem Griechen selbst gesprochen, dem das Schaf entlaufen war. Er bestätigte, dass es ein vollkommen gesundes und junges Tier war, das dort so plötzlich starb. Ein fliegender Händler, dem das Schaf begegnete, meldete sich zu Wort, als er uns sah. Er erzählte, dass das Tier stehenblieb und geradezu auf den Griechen wartete. Es gab sogar ein Blöken von sich; dann jedoch drehte es sich und rannte wie vom Futter angezogen direkt in Richtung des Tempels der Iuno. Ein Opferdiener, der zu diesem Zeitpunkt auf dem Weg zum Tempel war, sah das Tier ebenfalls, als es an ihm vorbei lief. Dieser Opferdiener konnte bestätigen, dass das Schaf schnell lief und nicht einmal hinkte. Es blökte vor dem Tempel und fiel erst dann aus heiterem Himmel um. Festzustellen war nur noch der Tod des Tieres.

  • "Hmm..." Victor überlegt nicht lange, soetwas in der Art hat er fast befürchtet als er den Artikel in der Zeitung gelesen hat. Genau das ist auch der Grund gewesen, warum er die Sache vorerst wieder vergessen und noch nicht weiter verfolgt hat. Er nimmt eine Wachstafel von seinem Tisch, radiert schnell den Text aus und macht sich ein paar Stichpunkte. "Ihr wisst, dass nur der Senat entscheiden wird, ob es als Prodigum anerkannt wird, oder nicht. Allerdings bin ich eurer Meinung und die Sache duldet keinen weiteren Aufschub. Ich werde den Princeps Senatus aufsuchen und ihm empfehlen, den Fall dem Senat vorzulegen." An den Princeps zu kommen wird für Vic nicht schwer sein, immerhin ist er sein Patron.

  • Schon am nächsten Tag, nachdem Vic seinen Patron und Princeps Senatus wegen der Prodigiums-Sache aufgesucht hatte, flattert ihm ein Schreiben direkt aus dem Senat auf den Tisch. Natürlich ist Victor vorbereitet. 8)


    Er hatte sich von den Priestern detaillierte Informationen zu den Gegebenheiten und Zeugen geben lassen, daher ist es nun nur noch wenig Aufwand, sich einen Scriba zu suchen und den auf den Weg zu schicken um den Besitzer des verstorbenen Lamms und eine Popa, welche zur fraglichen Zeit im Tempel der Iuno war und alles beobachtet hatte, aufzusuchen und zum Senat zu bringen.

  • Schlecht gelaunt sitzt Vic über der letzten Acta Diurna. Tempelraub im Tempel des Mars hier, Tempelraub im Tempel des Mars da und wer erfährt es als letztes? Das Collegium Pontificium! Und woher? Auch noch aus der Acta Diurna! Nicht nur, dass überhaupt keine Berichte aus den Provinzen kommen, nichtmal solche Meldungen werden nach Rom mitgeteilt. Und wer darf es wieder ausbaden? Die Septemviri natürlich, die den Auftrag bekommen haben sich darum zu kümmern, dass die Kommunikation klappt. Und welcher Septemvir wird natürlich von den Septemviri für sowas abgestellt? Ganz klar, Victor natürlich. Vic, der an Verwaltung, Schriftlichkeit und Schriftverkehr noch nie viel finden konnte, dessen Schrift die Scribae nicht entziffern können, weshalb er die Briefe immer halb malen muss, und der viel lieber in einem Tempel stehen und ein Opfer nach dem anderen abhalten würde, als in einem stickigen Officium zu sitzen und sich hochtrabende Formulierungen für Briefe auszudenken.


    "Ou, Mars, was mach ich hier nur?" Noch bevor Vic ein einziges Wort auf die Wachstafel kritzelt, schaut er zu dem kleinen Altar im Regal, von wo aus die Statua des Mars den Raum im Blick behält. "Vielleicht sollt ich mir irgend ne Dummheit erlauben. Möglicherweise würd man mich dann wieder zum Sacerdos degradieren. Oder ich sollt um ne Versetzung bitten. Die Haruspicer sind auch nen angesehenes Collegium, nuja, mehr oder weniger, und die dürfen den ganzen Tag in Eingeweiden rumwühlen." Er steht auf und nimmt den Weinkrug von seinem Tisch. Daraus gießt er die Schüssel vor der Statue voll. "Warum musst ich auch versuchen, den Cultus Deorum aufzurütteln? Hätt ich ma meine Klappe gehalten, dann tät ich noch fröhlich in deinem Tempel opfern und vielleicht wär der dann nu auch schon renoviert. Nuja, nutzt alles nix."


    Er wendet sich wieder zum Schreibtisch und setzt sich hin, um endlich den Brief zu verfassen.


    An das Collegium Provincialis Hispania/Germania



    Salvete Pontifices,


    Das Collegium Pontificium Roms war ziemlich sauer sehr erstaunt, [strike]weil[/strike] als es aus der Acta Diurna erfahren musste, dass in [strike]den Mars-Tempeln[/strike] dem Tempel des Mars in Tarraco/Mogontiacum eingebrochen wurde.


    [strike]Ganz egal[/strike] Unabhängig davon, wie [strike]das passieren konnte[/strike] es überhaupt zu so einem Delikt kommen konnte, erwartet das Collegium [strike]dass man es[/strike] in Zukunft über solche Vorfälle informiert zu werden. [strike]Damit das auch passiert[/strike] Um das zu gewährleisten, sollen [strike]in Zukunft[/strike] zukünftig regelmäßig Berichte über [strike]das was passiert[/strike] die Aktivitäten des Cultus Deorum in Hispania/Germania an das Collegium in Rom gesendet werden.


    Im Auftrag des Collegium Pontificium,
    Vibius Valerius Victor
    (und hier noch das Siegel hin)


    Mit erhobener Augenbraue liest Vic den Text nochmal und fängt an, die nur schnell durchgestrichenen Formulierungen aus dem weichen Wachs auszuradieren. Der Scriba muss nicht wissen, was da vorher stand. Dann nimmt er die Wachstafel und macht sich auf die Suche nach einem Schreiber, der das ganze abschreiben und zum Postofficium tragen darf.

  • Es ist einer Laune der Fortuna zu verdanken, dass Victor gerade zu dieser Zeit in seinem Officum sitzt, dort, wo er so ungern ist und daher nicht ganz so viel Zeit verbringt, wie er vielleicht sollte. Er korrigiert gerade eine Probatio rerum sacrarum und hebt eine Augenbraue, weil die Schrift des Prüflings fast noch schlimmer als seine eigene ist und er nicht erkennen kann, ob das Wort Ceres oder Cerus heißen soll, wobei beide Götter in diesem Zusammenhang überhaupt keinen Sinn ergeben.


    Froh über die 'Störung' legt Vic die Tabula erstmal zur Seite und hofft, dass der Anklopfende kein Scriba ist, der noch mehr Tabulae bringt. "Ja?"

  • Ich betrat das Offcium. Der Septemvir war mir noch von der Versammlung des Cultus wohlbekannt. Er hatte sich bei der Gelegenheit mit seinen Fragen und Reformwünschen gross hervorgetan. Jetzt war er sicher auch in der Lage diese zu verwirklichen.


    Ich grüsste Ihn mit den Worten.


    "Salve Vibius Valerius Victor. Ich bin die Sacerdos Aurelia Antonia und komme aus der Provinz Germanien, in der ich bis vor Kurzem Dienst tat. Ich hatte der Pontifex Tiberia Claudia versprochen, eine Inspektion der Tempel in Germanien durchzuführen und Ihr zu berichten. Da die Pontifex nicht zu erreichen ist, wollte ich fragen, ob ich damit vielleicht Dich behelligen kann. Ausserdem habe ich eine persönliche Bitte."


    Sim-Off:

    Entschuldige bitte, dass ich die Begrüssung ein wenig übersprungen habe. 0ch bin grad im Urlaub und komme nicht jeden Tag ins Internet.

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