Morgendlicher Lauf

  • Leise klatschten die Sandalen der Amazone auf dem felsigen Strand, und der harsche Seewind zerrte an ihrer Tunika, als sie einen kleinen Klippenhügel hinauf lief, eine einsame Läuferin an einem frühen Morgen. Sie fühlte das Reißen der Muskeln, die sich endlich wieder frei bewegen konnten, und es würde spätestens einen Tag später schmerzen, wenn sie sich bewegte, aber das war ihr in diesem Augenblick ganz egal. Die Freiheit, wohin sie wollte gehen zu dürfen, hatte sie genutzt, das Haus von Helenas Familie noch vor dem Morgengrauen verlassen, um sich nach dem Weg zum Meer zu erkundigen. Es wurde Zeit, dass ihr Körper wieder ins Training kam, das sie lange hatte missen müssen, sie wollte sich in ihren Übungskämpfen nicht wegen mangelnder Ausdauer blamieren - und so lief sie, gleichförmige, ruhige Schritte, die ihre Kraft nicht überanstrengen würden.


    Der Boden war zwar nicht ganz das, was sie gewöhnt war, aber der frische Wind vom Meer her, der Geruch nach Salz und die weite Sicht bis zum Horizont, hinter dem die Sonne gerade aufging, gaben ihr ein vages Gefühl von Freiheit, das sie lange vermisst hatte. Sie trug keine Ketten mehr an den Handgelenken, aber die inneren Ketten würden wohl bleiben - was für ein seltsames Volk die Römer doch waren, die sich zum Herren über das Schicksal anderer machten, über Freiheit und Unfreiheit bestimmten, als sei alles nur ein Spiel. Doch das war kein Spiel - keuchend hielt sie auf der Klippe inne, fühlte das Reissen des Windes an Haar und Tunika. Sie lächelte ein wenig, und verharrte, sich mit den Händen auf die Knie stützend. Es tat jetzt schon weh zu laufen, aber dieser Schmerz tat seltsam gut ... erst nach einer Weile blickte sie landeinwärts und konnte einen Schemen ausmachen, anscheinend war sie nicht die einzige Frühaufsteherin an diesem Morgen.


    Sim-Off:

    vielleicht mag ihr ja jemand begegnen? :)

  • Sim-Off:

    Gern! :dafuer:


    Valens war ja alles andere als ein Frühaufsteher, allerdings hatte er in dieser nacht keinen Schlaf gefunden und war deshalb in der Früh aus dem Haus gegangen, um einen kleinen Spaziergang am Meer zu machen. Es war zu spät, um noch einmal schlafen zu können, aber zu früh, um schon ins Officium zu gehen. Also wandelte er am Meer ein bisschen traumverloren vor sich hin, als er einen Menschen - wohl eine Frau - sah, die sich in seine Richtung mit einem recht schnellen Tempo zu bewegte. Valens dachte sich: Da hat es ja eine eilig schon so früh am Morgen! Er allerdings ließ sich davon nicht beirren und schlenderte langsam zu den Felsen und der Läuferin hin. Als sie in ausreichende Sichtweite gekommen war, winkte er ihr zum Gruße zu.

  • In der Fremde galt die erste Überlegung der Amazone einer naheliegenden Frage: Freund oder Feind? Potentiell konnte ihr jeder Bürger der Stadt, von der sie zumindest nun wusste, dass sie Tarraco hieß, gefährlich werden und Probleme bereiten, denn Einwohner hatten den Vorteil, Land und Gegebenheiten zu kennen, worauf sie noch verzichten musste. Aber dass die Person, den Umrissen nach wohl ein Mann, grüßend winkte, ließ ihn aus der 'potentieller Feind' Kategorie in die 'möglicherweise nicht gefährlich' Spalte rutschen. Noch immer pumpte ihr Körper frischen Atem in den Leib, und das vage Seitenstechen ebbte ab, ein deutliches Zeichen dafür, dass sie mehr würde trainieren müssen in den nächsten Tagen und Wochen - einmal mehr verfluchte sie den Sklavenhändler für seine Dummheit, einen Krieger gefangen zu halten und sich nicht bewegen zu lassen.


    Als er sich näherte, richtete sich die Amazone etwas auf, und als sie erkennen konnte, dass er einen sauber gestutzten Bart und nicht gerade schäbige Kleidung zu tragen schien, entspannte sich ihre Haltung ein wenig. Ein Römer der besseren Gesellschaftsschicht, der sich vermutlich zweimal überlegen würde, ob er sie angreifen sollte - denn durch die kurze Tunika und die Sandalen waren die alten Narben auf den kräftigen Armen und Beinen deutlich zu sehen, Hinweis auf ein vergangenes Leben mit vielen Verwundungen, auch ihre Haltung implizierte eher die eines wachsamen Menschen denn die eines unschuldigen. "Salve!" grüßte sie mit etwas rauher, kratziger Stimme, aber noch blieb sie stehen und taxierte den Fremden eingehend.

  • "Salve!" grüßte Valens freundlich zurück, als die Frau ihn grüßte, als sie schon in jene Hörweite gekommen waren, wo man nicht mehr brüllen musste. Valens musterte sie kurz. Sie trug seltsam anmutende Kleidung - eine Männertunika für eine Frau? Ihre Arme und beine trugen Verwundungen. Eventuell eine Liberta, die man während ihrer sklavenzeit zu sehr geschunden hat, oder eine Sklavin von Rediviva Helena, die ihre Sklaven ja immer frei herumrennen ließ. In diesem Fall müsste sie sich aber ihre Narben schon vor ihrer Versklavung geholt haben, denn Helena schindete keinen Sklaven. Eine griechische oder skythische Amazonin? Eine römische Bürgerin einmal würde nie so herumlaufen.
    Mittlerweile war er ihr schon näher gekommen. Valens sagte, ohne auf ihre Kleidung oder Narben einzugehen, denn das wäre seiner Meinung nach sehr unhöflich gewesen: "Wünsche einen guten Morgen! Was treibt dich so früh am Tag schon nach draußen zum Strand, gute Frau?"

  • Eine ihrer Brauen wanderte auf ihrer Stirn empor, als der Römer sie mit 'gute Frau' ansprach - meinte er das ernst? Es kam selten genug vor, dass die Römer überhaupt höflich zu einer Sklavin waren, sie hatte lange genug eine Existenz geführt, bei der man sie nicht besser behandelt hatte als das Vieh im Stall - wenngleich das mehr Nahrung erhielt als sie bekommen hatte - und so wirkte sie über seine Freundlichkeit etwas überrascht. "Der frühe Morgen ist die beste Zeit, um seine Kräfte zu stärken und zu trainieren - und es ist kaum jemand unterwegs, sodass man niemanden stört und auch eher selten gestört wird."


    Dass das auf ihrer beider Begegnung ganz und gar nicht zutraf, schien sie eher zu amüsieren, das ungebändigte Haar flatterte im harschen, von der See herein driftenden Wind und umrahmte das ansonsten eher ernste Gesicht der Amazone mit einem lebendigen Wirbel. "Und was treibt einen Römer um diese Zeit an die Küste? Wie ein Fischer siehst Du nicht aus."

  • "Würde ich auch nicht sagen!", grinste Valens. Die "gute Frau" war ziemlich schlagfertig. Er blieb stehen. "Ich bin einfach nur ein Schlafloser, ein notorischer Spätaufsteher, der nach einer unruhigen Nacht nichts besseres wusste, als am Strand spazieren zu gehen. Weil ich das Meer mag." Er schaute kurz hinaus - so friedlich lag es da, aber wie es jetzt schön aussah, war es auch tödlich. Wenn er da an seine 2 Jahre zurückliegende Überfahrt von Arboretum nach Isca ins Gedächtnis lief - eine kleine Fähre nur, aber so überladen, das sie gekentert war. War nicht lustig gewesen.
    "Ach ja, es ist unhöflich, sich nicht vorzustellen. Ich bin Quintus Matinius Valens, und du,...gute Frau?" grinste er.

  • Tatsaächlich, ein Römer. Er trug drei Namen, also war er ein Bürger des Reiches - solche Unterscheidungen hatte sie früh gelernt, denn es bedeutete auch, dass man im Zweifelsfall Ärger vermied, wenn man wusste, mit wem man höflich sein musste und mit wem nicht. Ruhig blickte sie ihn an, die dunklen Augen glommen gleichzeitig wachsam wie aufmerksam. "Mein Name ist Eretha," sagte sie und nötigte sich selbst dazu, das Lächeln zumindest halbgar zu erwiedern. Viel Freundlichkeit hegte sie für die Römer nicht, schon gar nicht für römische Männer, aber sie hatte auch gelernt, dass es im Zweifelsfall gesünder war, Ärger mit einem Lächeln zu vermeiden als mit den Fäusten.


    "Ich bin die Sklavin und Leibwächterin der Herrin Rediviva Helena." Ebenso gehörte es dazu, dass sie sagte, was sie war. Es klärte die Fronten. Entweder würde er nun bleiben und die Unterhaltung trotz ihres Standes fortführen, dann war wohl doch ein gewisses Interesse vorhanden, oder er wandte sich - ganz römisch - von einer Frau ab, die weit unter seinem Stand lebte. Auch so lernte man Menschen einzuschätzen ...

  • "Ah, von Rediviva Helena. Dies ist die einzige Person in Tarraco, die ihre Sklaven frei herumrennen lässt. Sei froh, dass du es so gut erwischt hast - ich kenne welche, die prügeln ihre Sklaven nur so zum Spaß zu Tode. Und so was nennt sich dann auch noch Patrizier." Er verzog bei der Nennung dieser Standesbezeichnung die Wundwinkel verächtlich schief. Dann wechselte er das Thema. "Sag mir, bist du Griechin?" Sie war auf keinen Fall Römerin, das wusste er. Ihr Name klang griechisch, aber es konnte theoretisch auch etwas anderes sein. Britin war sie wohl nicht, dass erkannte er auf den ersten Blick - oder vielleicht doch nicht? Ach, er war halt ein miserabler Menschenkenner.

  • "Ich hatte Herren, die so waren, wie Du es erzählt hast," sagte die Amazone ruhig und bedachte ihn mit einem nachdenklichen Blick. Es kam selten genug vor, dass ein Römer einen anderen wegen seiner Sklavenhaltung kritisierte - was er damit wohl bezweckte? So blieb ihr Gesicht nahezu unbewegt, und sie war froh darum, das Thema wechseln zu können - manche Erinnerungen musste man einfach hinter sich lassen, um nicht ewig von ihnen verfolgt zu werden und sich zu grämen. Es war besser, ohne sie zu leben ...


    "Ich bin Amazone," erklärte sie und nun lächelte sie das erste Mal mit einem gewissen Stolz und Selbstbewusstsein. Auch die Jahre in der Gefangenschaft hatten ihr nicht nehmen können, was sie war, wie sie aufgewachsen war und wie sie dachte. Noch immer fühlte sie sich wie eine Frau der Stämme, wie eine der Reiterinnen in der endlosen Steppe. "Falls Du unser Volk kennst ... wir leben weit im Osten des Reiches Deines Volkes ... nahe Kolchis."

  • "Wirklich? Nach Kolchis und Armenien wollte ich immer schon einmal, aber ich bin noch nie dort hin gekommen. Es heißt sogar, es gäbe dort eine Gegend, die auch Iberien heißt...und nördlich davon liegt ja der Kaukasus! Wenn ich richtig überlege, müsstest du Skythin, Alanin oder Sarmatin sein, liege ich richtig? Wie ist es dort? Gibt es dort wirklich Wiesen, die sich über 100 Meilen baumlos erstrecken? Und gibt es dort wirklich so viele Pferde? Und habe ich mit dem ganzen überhaupt recht? Und...gibt es die sagenhafte Amazonenstadt Themiskyra wirklich?"
    Valens mochte Sklaverei in seinem Innersten eigentlich nicht so - er war eher dafür, dass man bessere Maschinen einsetzt, die auch mehr Leistung erbringen als Menschen. In Gallien soll es ja schon Gebäude mit einer Art Flügeln geben, die sie Mühle nennen und offensichtlich mehr Korn mahlen als 1000 Sklaven zusammen...aber nun wartete er die Antwort von Eretha ab.

  • Man hätte fast meinen können, der Römer hätte sich seit Jahren mit den Gedanken an Amazonen beschäftigt und nun, da er die Gelegenheit hatte, mit einer zu sprechen, quollen alle möglichen Fragen aus seinem Innersten hervor, eine schneller als die andere. Fast belustigt hob sie eine Braue an und legte den Kopf ein wenig schief, ihn betrachtend. Seltsam, so viel Interesse bei einem vollkommen Fremden zu erleben.
    "Ich weiss nicht, wie Dein Volk meine Heimat nennt, doch haben wir eigene Namen für wichtige Orte, und die Namen, die Du ihnen gibst, sind mir nicht bekannt. Wir sind auch keine Skythen ..Alanen oder Sarmaten, wir sind Amazonen. Frauen, die frei leben wollen, kommen zu uns, und es ist egal, wo sie geboren sind, denn wenn sie wie eine Amazone leben, sind sie eine Amazone. Wir fragen nicht nach den Eltern oder den Ahnen, es zählt, was eine Frau im Hier und Jetzt zu leisten fähig ist. Ist sie für die Gemeinschaft ein Gewinn, wird sie hoch geachtet, egal, wie niedrig ihre Stellung in ihrer Heimat vielleicht war."


    Wütend klatschte das Meer weiter unten an die Felsen, und eine große Welle schickte schäumende Gischt über die Kante der Klippe herauf, sodass sie für einen Moment beide feuchte Wassertropfen ins Gesicht bekamen. "Und ja ... es gibt so weites Grasland, und so viele Pferde. Meine Heimat wäre ohne Pferde nichts, und die Pferde nichts ohne das Gras ... wir sind Reiterinnen, und sterben auch als solche. Aber Du darfst nicht glauben, dass jeder Stamm gleich lebt. Manche ziehen umher, manche siedeln in der Stadt und verteidigen sie - und so wird auch kein Mann jemals erfahren, wo Themiskyra liegt."

  • "Es gibt Themiskyra also wirklich. Und es ist kein alanisches oder sarmatisches Zeltdorf, sondern eine wahre Stadt!" Er schniefte auf. "Na ja, entschuldige für meine Fragen, aber so schnell bekommt kein Mann eine Amazone zu sehen." Er spielte mit, obwohl er eigentlich davon überzeugt war, dass er es hier mit einer Schwindlerin zu tun hatte, so einem Mädel, dass aufschnitt und sich profilierte, wo nur möglich...aber sie erzählte lustige Geschichten.
    "Und wie kam es dann, dass du in Gefangenschaft gerietest?" fragte er und dachte sich dabei, dass sie unbedingt auf die Schauspielschule gehörte.

  • "Mein Stamm wurde überfallen ... während einer Zeit, an der die Kräfte gebunden waren, denn eine Schwester bekam ihr viertes Kind. Es war keine leichte Geburt und unsere Gegner hatten auf einen solchen Moment gelauert. Sie kamen in Übermacht und viele starben .. die Überlebenden wurden gefangen und verkauft. Eine langweilige Geschichte im Grunde. Warum interessiert Dich das? Die wenigsten Römer nehmen Sklaven überhaupt als jemanden wahr, der eine Geschichte haben könnte. Wir sind ein guter Einrichtungsgegenstand, eine kostenlose Lupa oder ein Prestigeobjekt, das man sammelt wie Glasgefäße ..." sagte die Amazone ruhig und ließ ihr Gegenüber nicht aus dem Blick. Er war sicher ein sehr seltsamer Römer, zumindest war ihr bisher noch kein römischer Mann begegnet, der nicht entweder versucht hatte, sie sich untertan zu machen und ihren Leib zu besitzen oder der nicht offen Abscheu vor ihrer Gestalt offenbart hätte.

  • "Nun, du erzählst ja lustige Geschichten!", platzte Valens heraus. "Wirklich amüsant! Weißt du, ich hätte es dir ohne Zögern abgenommen, dass du Skythin oder Sarmatin bist, aber Themiskyra? Bevor Themiskyra existiert, bin ich ein Kamel!", lachte Valens. Dann wurde er ernst. "Wenn du mir wirklich weis machen willst, dass du eine Amazone bist, musst du es mir beweisen!"
    Obwohl Valens sie auch verstehen konnte. Eine brutale Sklavenschaft, das hatte er vom alten Kappadokier, einen Libertus, seinen alten Freund, erfahren, zehrte an der Seele und irgendwann fangen manche zu fantasieren an. Wahnvorstellungen, Gelüste nach Omnipotenz...Valens war nun sehr interessiert, was man an diesem Opfer jener Halluzinationen feststellen konnte. Obwohl die Unwahrscheinlichkeit, dass es wirklich Amazonen gab und dazu auch noch die Stadt Themiskyra und sie auch dazu gehörte, nicht gleich null waren. Aber nun wartete er ihre Antwort ab.

  • Sehr skeptisch nun hob sie eine Braue an und schüttelte dann mit einem amüsierten Lachen den Kopf. "Du magst mich vielleicht für eine Lügnerin halten, aber für ganz dämlich solltest Du mich nicht halten, Matinius Valens. Die einzige Möglichkeit, Dir zu beweisen, was ich bin, wäre der Kampf - und Du weisst so gut wie ich, was mit einem Sklaven passiert, der einen Römer angreift. Du trägst drei Namen, also bist du ein Bürger. Gegen Dein Wort ist mein Wort soviel wert wie Dreck - gewinnst Du, was ich für unwahrscheinlich halte, hältst Du Dich an mir schadhaft, verlierst Du und ich zeige Dir, was ich bin, gehst Du zur nächsten Militärstation und zeigst mich an - und dann hat mir Dein Volk nicht nur die Freiheit genommen, sondern auch mein Leben. Du kannst Dir sicher sein, dass ich danach nicht unbedingt strebe ..."


    Sie hatte recht ruhig gesprochen, es klang eher amüsiert denn wie eine wirkliche Anklage. "Stolz auf sein Volk ist eine Sache, aber was ich bin, können mir Worte nicht nehmen. Entweder Du glaubst mir, oder Du glaubst mir nicht, es ist mir gleich ... denn es verändert nichts an dem, was ich bin. Meine Herrin glaubt mir, und das reicht mir vollkommen."

  • "Also, erstens möchte ich klar stellen, dass ich nicht auf einen Kampf aus bin. Ich weiß, dass ich ein elender Kämpfer bin. Ich war vor 10 oder 8 Jahren einmal kurzzeitig in einer Stadtmiliz an der südbritischen Küste, aber davon weiß ich nur noch, dass man eine Einhandwaffe einhändig und nicht zweihändig führen soll. Zweitens möchte ich sagen, dass ich nach einem verlorenen Kampf nicht zu irgendeinem Wachposten jappeln würde.
    Und drittens - Helena glaubt dir?", meinte Valens. "Ich denke schon, dass sie dich gut einschätzen konnte, und deine Herkunft war wohl auch gut dokumentiert. Aber nun ja, theoretisch könnte es ja sein, dass du mich die ganze Zeit angelogen hast, und da ich dir deinen Namen und deine Besitzerin abgenommen habe, möchte ich auch - nur mal rein hypothetisch - an deine Herkunft glauben. Außerdem verraten mir dein Körperbau und deine Bewegungen, dass du im Kampf wohl nicht unerfahren bist."
    Nach dieser langen Feststellung holte er einmal tief Luft, dann sagte er, vom Thema eigentlich kriminell scharf abweichend: "Und, wie findest du eigentlich Tarraco?"

  • Sie betrachtete den Römer mit leicht erhobenen Brauen und legte den Kopf schief, ihn diese Musterung auch durchaus spüren lassend. Sollte er doch denken, was er wollte - immerhin hatte sie ja auch nicht daran gezweifelt, dass er ein Römer war, wenngleich alles an seiner Haltung und Art diese Tatsache geradezu herauszuschreien schien. So zuckte sie nur leicht mit den Schultern und meinte recht trocken: "Solange ich meine Aufgaben erfülle und das der Herrin gefällt, wie ich es tue, könnte ich auch eine Sirene oder eine Harpye sein, glaube ich. Sie glaubt mir, und wenn Du mir nicht glaubst, kannst Du sie gerne fragen. Ich bin mir sicher, sie wird Dir gern erzählen, wie sie mich gekauft hat und vor allem, warum." Kurz rieben ihre Finger über die wunden Stellen am linken Handgelenk. Die Haut spannte dort, wo sie lange die schweren Kettenmanschetten getragen hatte, und noch immer schien es, als könnte sie diese Schwere fühlen.


    "Hm, Tarraco. Es ist warm hier, wärmer als Germanien, zum Glück, dort habe ich immer nur gefroren. Aber mehr habe ich von hier auch nicht gesehen bisher. Meine Herrin ist noch nicht viel ausgegangen, weil sie erkrankt ist und sich schonen muss, ich nehme an, in den nächsten Tagen, sobald es ihr besser geht, wird sie wieder viele Orte besuchen und mich mitnehmen, dann werde ich Dir auch sagen können, ob mir die Stadt gefällt oder nicht. Bisher gefällt mir das Meer. Es ist so lebendig ..." Sie blickte kurz auf das sich bewegende Wasser hinaus und meinte dann: "Wälder sind etwas seltsames, sie rauschen zwar, aber sie bleiben immer, wo sie sind. Das Wasser hier erinnert mich viel mehr an meine Heimat und das ewige Gras auf der Steppen. Wie gefällt Dir denn Tarraco?"

  • "Tarraco. Dies ist die Stadt, in der ich geboren und aufgewachsen bin. Meine Heimat. Und für mich der schönste Platz der Welt. Ich war bis vor kurzem 10 Jahre lang in Britannien. 10 Jahre lang in diesem verregneten, nassen, schwülen Land. Nachher ist mir Tarraco noch schöner und besser vorgekommen als bisher...Und Steppen, sagst du. Ja, Steppen gibt es hier auch, sogar zu Hauf. Weiter ins Landesinnere muss man, nach Osca, dann kommt man in eine weitläufige Steppe, die sich von den Pyrenäen bis nach Corduba erstreckt. Das Innenland von Hispania. Und im Norden, hier, ausgerechnet in die Richtung, wo Britannien liegt, ist der einzige Platz der Welt, wo die Landschaft genau so schön ist wie Tarraco als Stadt. Dort ist eine wilde Küste, durchzogen von Felsen, Stränden, kleinen Dörfern. Und irgendwann kommt man dann nach Gallien. Aber das ist wieder etwas komplett anderes.
    Und, im übrigen glaube ich dir sofort, dass du keine Harpyie bist. Harpyien sollen nämlich abstoßend hässlich sein."


    Sim-Off:

    Du siehst, ich bin ein Costa-Brava-Fan...auch im RL ;)

  • "Wenn Du zehn Sommer in Britannien warst, dann weisst Du, wie es mir in Germanien erging. Furchtbares Wetter - selbst in den Sommern hat es geregnet, und im Winter lag dauernd Schnee. Dagegen ist wahrscheinlich jedes andere Land schön - aber ich bin ganz froh, dass das Wetter hier so mild ist. Die Hitze am höchsten Stand der Sonne verbringen die Menschen hier meist schlafend oder im Haus - aber wer beschwert sich schon über eine kleine Pause? Selbst die Sklaven dürfen sich zur Mittagshitze ein wenig ausruhen, das ist mir hier schon aufgefallen. Schläfst Du nachmittags auch?" Eretha betrachtete Matinius Valens sinnierend und überlegte, ob er ihr gerade ein Kompliment gemacht hatte - oder ob das einfach nur ein Scherz gewesen war. Sicherheitshalber entschied sie sich für zweiteres, immerhin kannte sie die Römer gut genug, um zu wissen, dass sie ihrem Geschmack nicht entsprach, das hatten ihre früheren Herren sie oft genug wissen lassen.


    "Aber wenn Du Dich hier so gut auskennst, kannst Du mir sicher auch sagen, was ich mir ansehen kann, wenn ich frei habe. Immerhin kann es nur nützen, wenn ich mich ein bisschen in Tarraco auskenne," fügte sie dann hinzu. "Na, manchmal wäre es schon praktisch, wie eine Harpye auszusehen, immerhin könnte ich meiner Herrin damit noch besser dienen. Was meinst Du, wieviele Männer würden sich noch wagen, eine Frau anzurühren, die von einer Harpye begleitet wird?" Sie lachte auf und schüttelte dann den Kopf, denn irgendwie wollte das Bild, die eher zarte Helena von einer Harpye begleitet zu sehen, nicht so recht funktionieren. Irgendwann würde sie ihr von dieser Idee einmal berichten müssen ...


    Sim-Off:

    hätt ich fast nicht bemerkt ;)

  • "Mittagsschlaf? Bis jetzt mache ich noch keinen Mittagsschlaf - ich denke, das kommt erst, wenn ich 40 werde. Aber ich muss sagen, dass Britannien längst nicht so kalt ist wie Germanien - und auch viel schöner. Wenigstens das. Aber ein paar Tage lang ist es auch auf dieser Insel warm - da ist es fast so wie in Hispania.
    Und eine Harpyie willst du sein? Ich weiß nicht...und ich denke auch nicht, dass sich Helena eine Harpyie anschaffen würde. Aber es gibt anderes, das sicher ein absoluter Ersatz wäre - weißt du, wie hässlich eine durchschnittliche Kaledonierin ist?", grinste er, während er sich diese abstoßenden Barbarinnen wieder ins Gedächtnis rief.

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