Leise klatschten die Sandalen der Amazone auf dem felsigen Strand, und der harsche Seewind zerrte an ihrer Tunika, als sie einen kleinen Klippenhügel hinauf lief, eine einsame Läuferin an einem frühen Morgen. Sie fühlte das Reißen der Muskeln, die sich endlich wieder frei bewegen konnten, und es würde spätestens einen Tag später schmerzen, wenn sie sich bewegte, aber das war ihr in diesem Augenblick ganz egal. Die Freiheit, wohin sie wollte gehen zu dürfen, hatte sie genutzt, das Haus von Helenas Familie noch vor dem Morgengrauen verlassen, um sich nach dem Weg zum Meer zu erkundigen. Es wurde Zeit, dass ihr Körper wieder ins Training kam, das sie lange hatte missen müssen, sie wollte sich in ihren Übungskämpfen nicht wegen mangelnder Ausdauer blamieren - und so lief sie, gleichförmige, ruhige Schritte, die ihre Kraft nicht überanstrengen würden.
Der Boden war zwar nicht ganz das, was sie gewöhnt war, aber der frische Wind vom Meer her, der Geruch nach Salz und die weite Sicht bis zum Horizont, hinter dem die Sonne gerade aufging, gaben ihr ein vages Gefühl von Freiheit, das sie lange vermisst hatte. Sie trug keine Ketten mehr an den Handgelenken, aber die inneren Ketten würden wohl bleiben - was für ein seltsames Volk die Römer doch waren, die sich zum Herren über das Schicksal anderer machten, über Freiheit und Unfreiheit bestimmten, als sei alles nur ein Spiel. Doch das war kein Spiel - keuchend hielt sie auf der Klippe inne, fühlte das Reissen des Windes an Haar und Tunika. Sie lächelte ein wenig, und verharrte, sich mit den Händen auf die Knie stützend. Es tat jetzt schon weh zu laufen, aber dieser Schmerz tat seltsam gut ... erst nach einer Weile blickte sie landeinwärts und konnte einen Schemen ausmachen, anscheinend war sie nicht die einzige Frühaufsteherin an diesem Morgen.
vielleicht mag ihr ja jemand begegnen?