[Ante Castellum] Mit Pfeil und Bogen...


  • Sim-Off:

    Diese Zeitebene hat nichts mit der Piraten-Zeitebene zu tun, sondern spielt zu einem anderen Zeitpunkt. Danke


    Die Pfeile waren mit kleinen, kräftigen Widerhaken besetzt, die furchtbarste Verwundungen zufügen konnten, wenn sie einmal ihr Ziel fanden. Doch genau da lag bei Avitus das eigentliche Problem... das Ziel ersteinmal überhaupt zu treffen. Er nahm den Bogen und legte einen Pfeil rein, spannte ihn und zielte auf einen der Bäume, während er versuchte, ruhig und gleichmäßig zu atmen. Allerdings gestaltete sich dies gar nicht so einfach. Die Hände zitterten und als er abfeuerte und dem dahinsausenden Pfeil hinterher sah, war dieser so weit seitlich vom Baum vorbei geflogen, wie es nur ging. Avitus lächelte und ließ sich nicht entmutigen. Einige weitere Pfeile folgten, die allesamt ihr Ziel verfehlten, wenngleich er sich zumindest damit trösten konnte, wenigstens einmal fast getroffen zu haben... fast.


    Die restlichen Pfeile gingen allesamt daneben und jetzt erst stieß der Artorier seinen langsam aufsteigenden Frust in einem Fluch raus.
    "Verdammt"
    sagte er. Aber bekanntlich konnte man nach ein paar Schuss nicht erwarten, meisterhaft zu werden. Dass er allerdings nicht einen Treffer landete, war doch etwas demotivierend. Er sammelte die Pfeile wieder auf und sah den Baum an... je mehr er traf, um so weniger Pfeile würde er aufsammeln müssen. Erneut legte er an und feuerte die Pfeile einen nach den anderem ab. Seltsamerweise war es gar nicht so einfach, das Zittern der Hände zu unterdrücken oder zumindest in dem Moment abzufeuern, wenn der Pfeil mal auf das Ziel ausgerichtet war. Wenigstens traf er dieses Mal mit einigen Pfeilen ins Ziel, obwohl der Großteil wieder daneben ging und nun wieder aufgesammelt werden musste.

    Sim-Off:

    Wenn jemand mitmachen will, nur zu

  • Sim-Off:

    Das werde ich bei Zeiten einmal, da ich mit Pfeil und Bogen simON so meine Vorgeschichte habe ;)


    Momentan bin ich simON aber noch rekonvaleszent und das heisst, ich bin erst aus Australien zurückgekommen und noch nicht eingelesen und schon gar nicht in der Lage viel Zeit für sims aufzuwenden, bis ich auf der Arbeit und der Uni wieder in Form gekommen bin ;)

  • Mittlerweile war etwas mehr als eine Stunde vergangen, seit Avitus mit seinen Übungen mit dem Bogen begonnen hatte. Die Sonne senkte sich bereits dem Horizont entgegen und die Schatten wurden immer länger. Avitus sammelte erneut einige Pfeile, die daneben gegangen waren und stelllte sich wieder in einer Entfernung von etwa 30 passus auf. Trotz der recht geringen Entfernung für einen Bogenschützen war seine Trefferquote in dieser Stunde nicht wirklich besser geworden. Immer wieder verzog er im letzten Moment nach rechts oben und immer wieder ging ihm dann ein Fluch über die Lippen. So manches Mal wurde dabei der Name so mancher Gottheit erwähnt, die in nicht gerade bestem Licht dargestellt wurde. Mittlerweile musste Avitus den Zorn vieler Götter auf sich geladen haben, aber trotz seiner Gläubigkeit - eher Abergläubigkeit, die vielen Legionären zueigen war - konnte er es nicht lassen.


    Er legte an und schoss. Zu seiner eigenen Überraschung traf der erste Pfeil gleich in den Baum... Avitus lächelte, als er das Geräusch des Auftreffens der mit Widerhaken besetzten Eisenspitze des Pfeils auf dem Holz hörte. Offenbar hatten die Götter genung davon, sich von ihm beleidigen zu lassen und gewährten ihm gleich zu Beginn einen Treffer, um ihn ruhig zu stimmen. So gleich überkam Avitus ein schlechtes Gewissen für das, was er die ganze Zeit abgelassen hatte und er nahm sich vor, während er bereits mit dem nächsten Pfeil anlegte, nicht mehr den Namen der Unsterblichen in den Dreck zu ziehen.


    Er schoss. Und traf schon wieder. Etwas ungläubig starrte er auf den Baum, in dem der Pfeil steckte. Er wusste nicht so recht, ob er gleich zwei Mal Glück gehabt hatte oder tatsächlich den Dreh raus hatte, ohne es gemerkt zu haben. Ein neuer Schuss... der gründlich daneben ging und Avitus setzte bereits zum Fluch an, erinnerte sich aber an seinen Vorsatz, den er eben gefasst hatte und hielt sich zurück, einen kurzen reumütigen Blick gen Himmel gerichtet. Wieder lud er nach und feuerte....


    Die restichen Pfeile gingen allesamt daneben, bis auf den letzten. Etwas enttäuscht ließ Avitus die Schultern sinken und machte sich auf, die Pfeile aufzusammeln... er musste noch eine Menge üben, bis er von so etwas wie Treffsicherheit überhaupt träumen konnte. Doch im nächsten Moment drängte er die Enttäuschung bereoits weg aus seinen Gedanken und machte Platz für Mut und Optimismus. Es wäre lächerlich gewesen, zu erwarten, nach gerade einmal einer Stunde gut zu treffen. Er biss die Zähne zusammen und - nachdem er alle Pfeile aufgesammlt hatte - legte wieder an. Im nächsten Moment sauste der Pfeil weg, die Luft schneidend...

  • Ich war auf dem Weg von Mogontiacum zurück zur Classis Germanica in der Colonia, als ich kurz vor dem Castellum der Legio IX einen Soldaten sah, welcher mit Pfeil und Bogen übte.


    Da ich mich zu meiner Erholung nach meinem schweren Anfall ziemlich viel in der freien Wildbahn bewegt hatte und auch endlich wieder einmal zum Jagen gekommen war, waren meine automatischen Bewegungen am Bogen wieder so gut wie zu den besten Zeiten in der Ala vor, ..., ja vor wievielen Jahren denn, egal es war schon lange her.


    Zeitweilig hatte ich den Bogen, immer gut verstaut in seiner Ledertasche an der Seite des Sattels, gar nicht mehr wirklich bemerkt, doch durch den Anfall und die viele Übung seither war ich wieder sehr stolz auf das, was ich als kleiner Junge gelernt hatte und was mir in der Ala II Numidia zu beginn meiner Karriere so gute Dienste geleistet hatte.


    Daher blickte ich aufmerksam dem Schützen zu. Schon bald erkannte ich einige Fehler in seinen Bewegungen, doch ich wollte mich nicht einfach einmischen und blieb auf dem Pferd sitzend am Waldrand stehen, ziemlich genau im rechten Winkel zum Schützen auf dessen rechter Seite.

  • Aus den Augenwinkeln sah Avitus den Reiter näherkommen, der bereits durch das Hufgetrappel seines Pferdes deutlich angekündigt wurde. Er versuchte, sich dadurch nicht aus der Fassung zu bringen und ersteinmal ordentlich zu schießen... doch der Schuss ging wiedereinmal gründlich daneben, wieder einmal nach rechts oben verzogen. Avitus schloss kurz die Augen und stieß einen leisen Fluch aus. Er fragte sich, ob es die Ablenkung durch den Ankömmling war oder einfach nur seine Unfähigkeit, mit dem verdammten Bogen umzugehen. Auch die nächsten paar Schuss gingen ins Leere und der Artorier lief zeitweilig etwas rot an. Zum Glück war ein Optio äußerlich nicht von einem Legionär zu unterscheiden und so musste er sich nicht der Schande aussetzen, von den Beobachtern als solcher erkannt zu werden. Ein Unteroffizier, der mit der verdammten Waffe nicht umzugehen vermochte... das würde die Legio nicht gerade ins rechte Licht rücken.


    Er nahm den nächsten Pfeil und legte in in den Bogen, wobei er einen kurzen Blick auf den Reiter warf. Der Mann trug einen Mantel, so dass Avitus ihn nicht direkt einordnen konnte. Seine sichere Haltung auf dem Pferd entging dem jungen Optio allerdings nicht, ebenso der Köcher an der Seite des Pferdes und eine Lederhülle, deren Form verriet, dass die einen Bogen beinhaltete.


    Avitus senkte den Bogen und nahm den Pfeil weg, damit dieser nicht plötzlich abgefeuert wurde und hob kurz die Hand zum Gruß
    "Salve"
    grüßte er und deutete mit einer knappen Kopfbewegung auf die Lederhülle und den Köcher.
    "Ein Freund der Schießkunst, nehme ich an"
    sagte er und sah den Reiter fragend an. Jemand, der Die Waffe stets bei sich hatte, hatte sie entweder als Trophäe oder er verstand sich tatsächlich auf den Umgang mit ihr. Avitus glaubte bei seinem Glück jedoch nicht daran, dass das Letztere zutreffen würde...

  • Als der Soldat seinen Bogen absetzte und den Pfeil entfernte, da bemerkte ich, dass er scheinbar nicht ein einfacher Probatus war, der sich etwas mehr Training antat, um beim Centurio einen guten Eindruck zu hinterlassen. Immerhin hatte er daran gedacht den Pfeil ganz wegzunehmen. Jeder einfache Probatus hätte einfach den Bogen entspannt und sich dann mit noch immer eingelegtem Pfeil mir zugewandt.


    Salve, sic est, so ist es. grüsste ich daher freundlich zurück.


    Und du scheinst noch einen kleinen Kampf mit deinem Gerät auszutragen. Sehe ich das richtig?

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  • Avitus lächelte
    "So kann man es nennen. Auch wenn ich fürchte, dass ich im Moment hoffnungslos unterlegen bin"
    sagte er und in diesem moment wurde ihm bewusst, dass dieser Satz nach Selbstmitleid klang, also streckte er sich etwas und fügte mit Optimismus in der Stimme hinzu
    "aber das letzte Wort ist noch nicht gesprochen und früher oder später werde ich über dieses Ungetüm triumphieren, wenn du verstehst."


    Er legte wieder an, spannte den Bogen und fixierte sein Ziel, welches er im mittleren Baum der kleinen Baumgruppe, die eher so etwas wie eine Reihe bildeten, aisgemacht hatte. Er versuchte gleichmäßig zu atmen und - als er dachte, der richtige Moment sei da, feuerte den Pfeil ab, der mit einem Pfiff davon jagte ... und sein Ziel knapp verfehlte.
    "Doch ich fürchte, bis es so weit ist, wird es ein verdammt steiniger Weg"
    sagte er leicht kopfschüttelnd, doch mit einem selbstironischem Lächeln.

  • Du sprichst weise, dem kann auf jeden Fall so sein. Doch das muss nicht zwingend der Fall sein.


    Ich hatte beschlossen, mich erst einmal noch nicht als Offizier zu zeigen. Mit einer Hand öffnete ich noch immer im Sattel sitzend die Lederhülle meines Bogens und entnahm ihn. Wie immer auf Reisen war er schon gespannt.


    Dann nahm ich aus dem Köcher geschwind einen Pfeil, spannte und schoss. Mein Pfeil landete sicher im Baum, auf welchen mein Gesprächspartner scheinbar gezielt hatte.

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  • Anerkennend stieß Avitus einen leisen Pfiff aus und nickte mehrmals leicht, während er den Kopf langsam zum Reiter drehte
    "Nicht schlecht. Wirklich nicht schlecht"
    sagte er leise. Der Mann hatte vom Pferd aus geschossen und gleich getroffen. Und die Zeit für's Zielen stellte nur einen Bruchteil dessen dar, was Avitus beim jeden Schuss brauchte, bevor er schoss.


    Er lud nach und feuerte seinerseits erneut, doch erneut ging der Pfeil daneben.
    "Ja gibt's denn das?"
    sagte er fluchend und sah zum Reiter.
    "Also irgendwas muss ich falsch machen, denn anders weiß ich mir wirklich nicht zu helfen..."
    er hielt inne, denn ihm wurde bewusst, dass er sich gar nicht vorgestellt hatte.
    "Ich bin übrigens Artorius Avitus, Optio bei der IX."

  • Da hatte ich also nicht einmal so Unrecht gehabt in meiner Einschätzung. Ein Optio also, und erst noch von meiner ehemaligen Einheit, der IXten. Wahrscheinlich musste er in den nächsten Tagen mit irgendwelchen Probati das Bogenschiessen üben und wollte sich keine Blösse geben. Eigentlich eine löbliche Einstellung, doch zeigte sich hier auch wieder einmal die Überheblichkeit der Römer dem Bogen gegenüber.


    Ich stieg also vom Pferd und trat zu ihm hin.
    Es freut mich, dich kennen zu lernen, Artorius Avitus. Ich bin Annaeus Florus, ehemaliger Praefectus Castrorum der Legio IX und jetzt Praefectus Classis der Classis Germanica.
    Während ich diese Worte sprach legte ich den Reisemantel ab und nahm den Bogen sowie den Köcher wieder an mich.


    Wenn du nichts dagegen hast, dann gebe ich dir gerne einige Tipps.
    Dabei nahm ich eine Handvoll Pfeile und steckte sie in loser Folge vor mir in die Erde.

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  • Avitus Augen weiteten sich sichtlich, als er sah, wen er vor sich hatte. Er Legte den Bogen ab und salutierte vor dem Offizier, während er sotternd so etwas wie eine Rechtfertigung auszuplappern versuchte
    "Salve, P-Praefectus. Ich... ich hatte gar nicht gesehen... ich meine... der Mantel verdeckte... ich meine die Uniform"
    dann wurde ihm die Ungehörigkeit seiner Worte bewusst udn er verstummte. Das Angebot des Praefecten, der ihm höchstpersönlich einige Tipps geben wollte, hatte er in der plötzlichen Hitze, die ihm in den Kopf schoss, fast überhört. Er sammelte sich erneut und sprach
    "Danke, Praefectus. Ich hoffe, ich halte dich nicht von Wichtigerem fern."

  • Nur ruhig Blut Optio! Ich würde das Angebot nicht machen, hätte ich nicht die Zeit dazu!


    Ich bin auf dem Weg von Mogontiacum zurück zum Stützpunkt der Classis Germanica und habe bewusst den Landweg gewählt, damit ich etwas länger unterwegs bin und mir Zeit lassen kann. Ich habe nämlich noch vom Medicus verordnete Ruhe nötig. :D


    Das Stottern und die Rechtfertigungen des scheinbar noch recht unerfahrenen Optio liess ich einfach unbeachtet, wusste ich doch selbst, dass er unter dem Reisemantel keine Chance gehabt hatte, meinen Rang zu erkennen und als ich damals noch in der IXten war, da war er noch nicht mit dabei, also kannte er mich auch nicht persönlich.


    Gut, dann lass uns beginnen. Bitte schiess doch nochmals einen Pfeil ab.

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  • Avitus nickte. Er fragte sich, was wohl der Grund dafür gewesen sein mochte, dass ein Medicus dem Praefectus Ruhe verschrieben hatte. Allerdings schwieg er sich zu dieser Frage besser aus. Er legte an und nahm das Ziel ins Visier. Einige Momente lang verharrte er, den passenden Augenblick abwartend und den Stamm des Baumes direkt vor der Spitze des Peils wähnend... doch dies erwies sich, wie schon oft an diesem Tag, als Trugschluss, den er verzog mal wieder und der Pfeil jagte an dem Baum vorbei... Ein Pfeil mehr zum Aufsammeln.

  • Ich nickte still und leise.


    Und nun bitte einmal ein Pfeil, den du mehr aus dem Gefühl heraus abschiesst, als genau zielen zu wollen.

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  • "Aus dem Gefühl heraus?"
    fragte Avitus leicht stirnrunzelnd nach. Er konnte sich nicht recht vorstellen, was genau der Praefectus damit meinte. Wenn er ein Geschütz abfeuerte, tat er dies mit höchstmöglicher Effizienz. Gefühllos. Wenn er ein Pilum schleuderte, dann um zu treffen. Gefühllos. Er hielt kurz inne. Selbst das Fechten der Legionäre verzichtete auf jedewede Gefühle und Theatralik. Einstudiertes, tödliches, effizientes und kaltblütiges Fechten, gegen das keine Armee der Welt bislang etwas ausrichten konnte... so fragte er sich, was am Bogenschießenanders sein konnte. Was es bedeutete, 'mit Gefühl' zu schießen.


    Er lud nach und fasste wieder das Ziel auf. Doch wieder konnte er nicht umhin, als sich vollends auf sein Ziel zu konzentrieren, das es zu treffen galt... und was er wieder mal nicht tat. Er presste vor aufsteigendem Zorn die Lippen zusammen und verdrehte den Kopf zur Seite, um - wenigstens gedanklich - einen Fluch auszustoßen...

  • Ganz ruhig Optio!


    Ich weiss schon, was ich von dir verlange. Ein Schuss, ohne sich auf das Ziel zu konzentrieren. Es geht nicht darum, den Baum zu treffen, sondern ein Gefühl für die Waffe zu erlangen.


    Von einem Probatus verlangt man ja auch nicht, dass er einem Gegner den Gladius in die Brust rammt, ohne zuerst mit einfachen Übungen ein Gefühl für die Waffe entwickelt zu haben. Der Probatus muss wissen, wie sich die Waffe in der Hand anfühlt wenn er die verschiedenen Bewegungen ausführt. Dasselbe gilt auch hier. Ja, vermehrt sogar, denn der Bogen ist kein Eisen, kein Stahl, sondern Holz und die Sehne ist aus lebendigem Material hergestellt. Kein Bogen ist gleich zum Schiessen.


    Also, ein Schuss, ohne zu zielen. Einfach den Pfeil einlegen, die Richtung prüfen, spannen und loslassen. Und achte darauf, diese Bewegungen nicht abgehackt, sondern fliessend zu machen.

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  • Avitus hörte genau zu und nickte wiederholt. Er nahm den nächsten Pfeil und legte ihn rein, spannte die Sehne und versuchte, nicht an den verdammten Baum zu denken und die Bewegungen fließend auszuführen. Nachdem er lediglich kurz die Richtung geprüft hatte, ließ er los... ein ganz anderes Gefühl als bei den bisherigen Schüssen. Obwohl er nicht getroffen hatte, sondern das Ziel um Haaresbreite verfehlte, glaubte der Optio, er beginne langsam zu verstehen, was der Offizer ihm zu erklären versuchte. Andererseitszweifelte er daran, dass er gleich nach einem Schuss Verständnis aufbringen konnte, also legte er noch eien Pfeil rein und schoss wieder, ohne sich auf das Ziel zu konzentrieren. Der Pfeil sauste weg und streifte den Baumstamm, wobei etwas von der Rinde 'abgesprengt' wurde und in alle Richtungen flog. Plötzlich fiel ihm auf, dass er bei den letzten beiden Schüssen nicht mehr im letzten Moment verzogen hatte, wie bei allen anderen davor...


    Er legte den letzten Pfeil rein undspannte die Sehne. Nachdem er die Richtung geprüft hatte, schloss er die Augen und überließ alles dem Gefühl. Er wollte den Bogen in seinen Händen spüren. Den Wind, der leicht seitlich kam. Die Spannung des Sehne und die Kraft, die sie dem Pfeil verleihen wollte. So stand er da einige Augenblicke lang, dann öffnete er wieder die Augen... und schoss.

  • Der erste Schuss war genau das, was ich erwartet hatte, nämlich viel besser! Und der Optio schien verstanden zu haben, um was es ging bei dieser Waffe, denn er legte gleich noch einen Pfeil ein und versuchte es erneut. Wie ich erwartet hatte, war dieser Schuss auch wieder besser.


    Beim dritten Schuss schloss er sogar kurz die Augen und kontrollierte nur ganz kurz vor dem Schuss noch die Richtung. Da er noch nicht so geübt war, war das leider noch ein Schritt zuviel und der Pfeil flog wieder etwas weiter vorbei als der Vorherige.


    Prima, Optio! Und wie fühlte sich das nun an? Ziemlich entspannt nehme ich einmal an, oder? Genau das war dein Problem! Du hast dich so auf das Ziel konzentriert, dass du dich komplett verspannt hast. Dein linker Arm, mit dem du den Bogen hältst war komplett versteifft, konnte weder agieren noch auf den Schlag der Sehne bei der Pfeilabgabe reagieren. Aus diesem Grund hast du immer im letzten Moment versucht, dies mit einer Bewegung nach oben zu korrigieren und damit dir da der Pfeil nicht wegrutscht, hast du noch etwas nach rechts gehalten. Somit hast du immer oben rechts vorbeigeschossen.


    Nun, da du mehr aus dem Gefühl heraus schiesst, ist dein Arm zwar noch gestreckt, aber nicht verspannt und damit musst du auch nicht mehr korrigieren.


    Komm, wir sammeln die Pfeile ein und dann versuchen wir noch eine Runde.

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  • Avitus kratzte sich am Nacken und sah den Praefectus an.
    "Ja, Praefecte. Die Bewegungen sind irgendwie... ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll..."
    er schwieg einen Moment
    "abgestimmter, wenn man das so ausdrücken kann"
    'Mehr auf einander abgestimmt' war eigentlich das, was er hatte sagen wollen, fand aber im Augenblick nicht das richtige Wort.


    Und als der Praefectus vorchlug, die Pfeile aufzusammeln und eine weitere Runde einzuschieben, nickte der junge Optio nur und machte sich auf. Er musste alle Pfeile finden, denn er hatte in der Rüstkammer den Empfang von einem Dutzend bestätigt und war nun für die Vollständigkeit des ihm ausgegebenen Materials verantwortlich.


    Die Sonne stand derweil nur knapp über dem Horizont und flutete den sonst azurblauen Himmel und die schneeweißen Wolken in ein verwaschenes Rot mit feuergoldenem Rand. Avitus sah kurz zum Offizier.
    "Darf ich dir eine Frage stellen, Praefecte. Wo hast du so gut mit dem Bogen schießen gelernt"
    fragte er mit Andeutung auf den Schuss vom Pferd von vorhin.

  • Ich half dem Optio beim Suchen der Pfeile und entfernte die 2 Treffer aus dem Baum indem ich mit meinem Pugio entlang der flachen Seite der Spitze in den Stamm bohrte und den Pfeil dann in der so grösser gemachten Öffnung nach oben und unten bewegte, bis er sich löste.


    Ja, so sollte es sein. Wenn man sich zusehr auf das Ziel konzentriert, dann versteifft man sich und das führt dazu, dass man weniger trifft.


    Und was deine Frage angeht, so erkläre ich das gerne. Mein Vater adoptierte einst einen Mann und dessen Sohn wurde mit mir zusammen aufgezogen. Dieser Mann stammte aus einem fernen Land und lehrte mich den Umgang mit dem Bogen, selbst von einem galopierenden Pferd herab.


    Das hat mir in meiner Anfangszeit in der Ala II Numidia auch schon mal das Leben gerettet.

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