Ludi Plebei - zweiter Tag

  • Am zweiten Tag der von den Aedilen ausgerichteten plebeischen Spiele mussten die Zuschauer selber den Weg ins Amphitheater finden, da diesmal nicht wie am Vortag Prozessionen organisiert worden waren. Stattdessen hatten eifrige Helfer noch in der Nacht den trockenen Sandboden der Arena durch das Aufstellen zahlreicher großer und kleiner Pflanzkübel in eine bunte Landschaft verwandelt, in der sogar zwei kleine künstliche Teiche nicht fehlten. Als Faune und andere Naturgeister und -götter verkleidete Kinder sprangen zu munterem Flötenspiel umher und machten auch für jene, die das Programm der Veranstaltung noch nicht mitbekommen hatten deutlich, dass für den heutigen Vormittag eine Tierschau bevor stand. Purgitius Macer hatte diesen Teil des Programmes organisiert und erschien dementsprechend frühzeitig in der Loge das Ausrichters, um das Programm von Anfang an verfolgen zu können und für das Publikum präsent zu sein. Die Stimmen der Zuschauer verstummte kurzzeitig, als den Naturgöttern ein kleines Opfer gebracht wurde. Macer wusste, dass dies ein gewisses Risiko war, in einem voll besetzten Amphitheater eine Zeremonie zu vollziehen, zu der es still sein musste, aber die Flötenspieler spielten einfach etwas lauter als üblich und zumindest beim zelebrierenden Priester in der Mitte der Arena schienen keine störenden Laute von den Rängen anzukommen, so dass er das Opfer erfolgreich abschließen konnte.


    Dann fuhren vier Wagen in der Arena, auf deren Ladefläche große Käfige montiert waren. In diesen befanden sich außergewöhnliche Vögel, die man aus verschiedenen Provinzen für die Spiele eingeführt hatte. Sie wurden nun an den beiden Teichen abgesetzt, an denen sie sich zum Teil offenbar gleich sehr wohl fühlten. Ausrufer verkündeten dem Publikum die Namen und die Herkunft der Tiere, die gerade jeweils aus den Käfigen heraus geholt wurden. Besonders die auffällig gefärbten Flamingos und die fast vier Fuß großen Kraniche, die der Aedil beide aus Hispanien hatte beschaffen lassen, begeisterten offenbar auch die Ausrufer selbst. Einige große weiße Vögel mit gelbem Brustfleck und einem wie ein platt gedrückter Löffel geformten Schnabel wurdem dem Publikum als Ibisse vorgestellt und stammten aus Nordafrika. Verschiedene weitere Vögel mit langen Schnäbeln und Zehen, deren Gefieder die verschiedensten Farben von weiß über grau bis rotbraun trug, wurden als Reiher aus verschiedenen Provinzen erklärt. Alle diese Tiere lebten üblicherweise am Wasser und ernährten sich zum Teil von Fischen, womit auch klar war, warum sie sich an den künstlichen Teichen in der Arena durchaus wohl fühlten.


    Nicht auf einem Wagen, sondern auf den eigenen Beinen stolzierten danach einige Straußen in den Mittelpunkt des Blickfeldes. Von Helfern wurde die Tiere mal in diese und mal in jene Richtung gelockt, damit alle Zuschauer sie gut betrachten konnten. Als einer der Vögel jedoch plötzlich aufgeregt zu Rennen anfing, brachten sich die Helfer lieber erst einmal in Sicherheit, denn so ein großer Vogel konte ein gefährlicher Gegner sein, wenn er aggressiv war. Die Ausrufer konnten das Publikum jedoch wenig später wieder beruhigen und den Höhepunkt der Vogelschau ankündigen. Aus den asiatischen Provinzen hatte man mehrere Pfaue nach Rom gebracht hatte, die nun ebenfalls jeweils von einem Begleiter durch die Arena getrieben wurden. Mit Spannung in der Stimme erläuterte der Sprecher auch diese Vögel und stimmte das Publikum schon einmal darauf ein, dass eines der Tiere sicherlich mit seinem prächtigen Gefieder das berühmte Pfauenrad schlagen würde. Eine ganze Zeit lang zierten sich die Tiere allerdings, bevor dann tatsächlich einer der Vögel in der Mitte der Arena seine langen Schwanzflügel aufstellte und sich mit einem prächtigen Rad den Zuschauern präsentierte.

  • Nachdem sie ihre Pflicht getan hatten, wurden die Pfaue und die Straußen wieder aus der Arena hinaus gebracht. Die anderen Vögel wurden an ihren Plätzen belassen und durften als Kulisse für die weiteren Tiervorführungen dienen. Damit sie nicht vor Schreck oder aus Langeweile einfach davon flögen, hatte man ihnen ein paar der langen Federn am Schwanz oder an den Flügeln entfernt, so dass ihnen nun nichts anderes übrig blieb, als die ihnen zugewiesenen Plätze einzunehmen. Einige hatten sich inzwischen davon erholt, plötzlich umgeben von tausenden von Menschen in eine künstliche Landschaft gesetzt zu werden und gaben gelegentlich lautes Pfeifen oder Kreischen von sich.


    Die Aufmerksamkeit des Publikums zog aber zunächst einmal eine kleine Herde von Zebras auf sich, die nun in die Arena getrieben wurde und etwas verstört ihn einer geschlossenen Gruppe eine Runde drehte. Zusammen mit dem braunen Sandboden, den grünen Pflanzen und den bunten Vögeln gaben die schwarz-weiss gestreiften Tiere eine spannendes und farbenprächtiges Bild ab. Und in dieses Bild mischte sich schon bald der nächste aufregende Akzent, als eine weitere Tiergruppe in die Arena gelassen wurde: eine Herde Kamele. Im Gegensatz zu den Zebras trotteten sie geradezu gemütlich hinein, betrachteten mehr oder minder interessiert die anwesenden Vögel und suchten sich dann unter dem Gelächter des Publikums einen schattigen Platz, was angesichts des bereits hohen Sonnenstandes nicht so leicht fiel. Die Sonnensegel des Amphitheaters waren zwar ausgefahren worden, überdeckten aber nur die Sitzreihen mit Schatten und ließen in der Arena einen hellen, sonnenüberfluteten Fleck zurück.


    Rein von den Körpermaßen her betrat kurz nach den Kamelen eine der eindeutig größten Attraktionen der Tierschau den Innenraum des Amphitheaters: zwei Giraffen. Seit ihrer Ankunft in Italia hatten die beiden Tiere ihre Zeit in einem abgesperrten Bereich am Hafen in Ostia verbringen müssen und waren erst am heutigen Morgen nach Rom gebracht worden, da in den Katakomben des Amphitheaters für sie schlicht kein ausreichender Platz gewesen war. Nun durchschritten sie fast majestätisch und mit gestrecktem Hals den großen Bogen an einem Ende des Platzes und blickten von oben auf die anderen Tiere hinab. Dass sie so groß waren, hatte auch eine praktischen Nutzen, denn so konnte man sie recht bequem von der Brüstung der Zuschauerreihen aus mit etwas herabhängendem Grünzeug anlocken und eine Runde durch die Arena führen, so dass zumindest die weiter unten sitzenden Zuschauer die Möglichkeiten hatten, den Kopf der Tiere aus relativer Nähe zu betrachten.


    Während der Runde der Giraffen machten sich einige Helfer daran, die Zebras und auch die Kamele aus der Arena zu treiben, um dem nächsten Tier der Schau etwas mehr Platz zu verschaffen und ein Zusammentreffen zu verhindern. Auch die Giraffen mussten nach ihrer Runde den Innenraum räumen und nur die Vögel durften weiterhin auf ihren Plätzen bleiben. Schon kündigte ein dumpfes Röhren aus den Tiefen eines Ganges das nächste Tier an und wenig später stampfte ein Elch mit einem gewaltigen Geweih durch die Toröffnung und blinzelte etwas verstört angesichts der plötzlichen Helligkeit. Trotz einiger gut gemeinter Zurufe der Helfer liess er sich nicht zu einem längeren Aufenthalt vor den Augen des Publikums überreden und verschwand nach einem weiteren Röhren wieder in der Dunkelheit der Katakomben.

  • Auch am zweiten Tag war Tribun Tiberius Vitamalacus bei den Ludi erschienen, es war der angenehme Teil des Wahlkampfes, Präsenz in der Öffentlichkeit zu zeigen und dabei noch unterhalten zu werden.
    So hat er es sich einen Platz gesucht, der ihn nicht zu sehr in den Mittelpunkt stellt, der allerdings aber auch erlaubt, das man ihn gut sehen kann.
    Die Tierschau ist interessant, von den meisten Tieren hat er schon mal gehört, aber gesehen hat er die Wenigsten schon einmal. Doch ist ihm das eitle Gehabe der Pfaue unsympatisch. In all ihrer Farbenpracht sind sie dennoch nur eitle Tiere, leichte Beute für erfahrene Räuber.
    Er fragt sich innerlich, ob nicht auch andere, interessantere Tiere, seihen es Tiger, Löwen, Wölffe oder auch Bären, gezeigt würden.

  • Interessiert nahm Milo die Eindrücke des zweiten Tags in sich auf. Viele der Tiere hatte er schon bei anderen Vorstellungen gesehen. Doch die Erläuterungen durch die Ausrufer waren ihm größtenteils neu, so dass er aufmerksam zuhörte. Wohlwollend musterte er das prächtige Rad des Pfaus und überlegte, ob der Aedil den Vogel anschließend auch dem Volk bei einem Festmahl noch näher bringen würde. Er hatte schon viel von dem köstlichen Geschmack seines Fleisches gehört. Als der Elch sich den Blicken des Publikums verweigern wollte, erhob sich Milo von seinem Platz und blickte in die entsprechende Richtung. Im falschen Moment abgelenkt hatte er nichts von dem Tier gesehen und hoffte, dass es noch einmal erscheinen möge.

  • Der Kurzauftritt des Elches enttäuschte zwar einen Teil der Zuschauer, ließ aber immerhin mehr Raum für die folgenden Tiere. Aufmerksame Zuschauer mit guten Ohren hatten es schon seit einiger Zeit hören können, aber jetzt wurde es für alle sichtbar, dass der nächste Auftritt zwei großen Elefanten gehörte. Um ihre weißen Stoßzähne waren bunte Bänder gewickelt worden und über ihren Rücken lagen jeweils farbige Decken, auf denen der Reiter platzgenommen hatte. Im Gegensatz zu dem verstörten Elch schien es sich bei diesen beiden Tieren um Profis für Tierschauen zu handeln, die sich von den johlenden Menschenmassen nicht beirren ließen und gelegentlich trompetend ihre Rüssel in die Luft warfen. Sehr zum Ärger der beiden Reiter warfen sie in der Zwischenzeit die Rüssel auch in die Luft, um sich etwas Sand vom Boden über den Rücken zu streuen, von dem dann ein großer Teil auf dem Kopf der Männer landete. Schließlich entdeckte einer der beiden Elefanten einen der Teiche und strebte fröhlich darauf zu. Der Reiter ahnte wohl, was nun passieren würde, konnte den Elefanten aber nicht mehr von seinem Tun abbringen. Wenig später sorgte eine kleine Wasserfontäne aus dem Rüssel des Elefanten für etwas Erfrischung, während das Erscheinen des großen grauen Tieres in ihrer Nähe die meisten der Vögel dazu veranlasst hatte, ihre bequemen Plätze aufzugeben und sich über die gesamte Arena zu verteilen.


    Nachdem die Elefanten die Arena schließlich wieder verlassen hatten, kehrte auch unter dem Federvieh wieder etwas Ruhe ein. Diese währte aber nicht lange, denn nun hatten einige der Raubtiere, die bei den Tierkämpfen an den nächsten Tagen zum Einsatz kommen sollten, ihren ersten Auftritt. Um unerwarteten Zwischenfällen vorzubeugen, wurden Tiger und Löwen nur in Käfigwagen hineingebracht und in mehreren Runden dem Publikum präsentiert. Einige von ihnen lagen eher schläfrig auf dem Boden der Käfige und blickten gelangweilt nach draußen, während andere nervös hinter den Gitterstäben hin und her liefen und zuweilen ein leises gereiztes Fauchen von sich gaben. Die Tiere frei in die Arena zu lassen hätte erfordert, sie durch mit Wein versetzte Nahrung schläfrig zu machen, damit sie nicht zu agressiv wurden. Wenn man Pech hatte, konnten sie sich dann aber auch wieder einfach auf dem Sand schlafen legen und würden dann nicht mehr zum Verlassen ihres Platzes zu bewegen sein. Um nicht das Schauspiel zu präsentieren, wie zahlreiche Männer versuchen, einen müden Tiger aus der Arena zu schleppen, hatte Macer sich für diese etwas weniger spektakuläre, aber insgesamt sicherere Version mit den Käfigwagen entschieden.


    Die Freunde freilaufender Raubtiere kamen aber doch noch auf ihre Kosten, als nach den Raubkatzen ein Bär in den Innenraum gelassen wurde. Es handelte sich um ein dressiertes Exemplar, das wohl nicht für die Tierkämpfe am nächsten Tag vorgesehen war, aber mit seiner wuchtigen Erscheinung trotzdem einen grandiosen Anblick bot. Zwei Dompteure begleiteten den Bären und brachten ihn sogar dazu, sich auf Kommando aufzurichten und nur auf den Hinterbeinen zu stehen.

  • Enttäuscht setzte Milo sich wieder und grübelte, was für ein Tier er da wohl verpasst hatte. Doch schon wurde seine Aufmerksamkeit wieder von den nächsten Attraktionen beansprucht. Mit einem leichten Lächeln verfolgte er die Eskapaden der Elefanten. Auch die Raubtiere fanden sein Interesse, wenngleich er sie in den nächsten Tagen noch einmal wieder zu sehen hoffte. Daher blieb Milo nun wieder ruhig und gelassen auf seinem Platz sitzen. Dem Auftritt des Bären spendete er sogar anerkennenden Beifall. Nebenbei ließ er seinen Blick auch kurz durch die Menschenmenge wandern, ob neben seinem Bruder und seinem Arbeitgeber noch weitere ihm bekannte Persönlichkeiten anwesend waren.

  • Da Antoninus selbst das Amt des Aedils anstrebte, ließ er sich nicht nehmen, die derzeitigen Ludi zu besuchen. Auf jeden Fall wollte er nicht dasselbe Programm bringen, denn das Volk Roms liebte nicht nur Nervenkitzel sondern auch Abwechslung. Er suchte sich einem Platz mit guter Sicht und folgte den Darbietungen.
    Köstlich amüsierte er sich über den Auftritt der Elefanten. Die Reiter bekamen zu spüren, dass nicht alles vorhersehbar war. So lange die Zuschauer trocken blieben, war alles in Ordnung.


    Die Vorführung der Raubtiere folgte und sie begeisterte Antoninus. Er hätte es allerdings lieber gesehen, wenn die Tiere sich frei bewegen könnten. Da musste er eben auf die nächsten Tage warten. Das erhöhte die Vorfreude. Der Bär in seiner imposanten Größe entschädigte dann aber für die vergitterten Raubkatzen. Wildheit war zwar nicht zu erkennen, aber die er erreichte aufgerichtet eine stattliche Höhe, die gepaart mit Wildheit sicherlich sehr gefährlich war.

  • Nach großen Giraffen, schweren Elefanten und gefährlichen Raubtieren blieb nicht mehr viel spektakuläres übrig, was man dem Publikum im Sand der Arena präsentieren konnte, und so hatte sich Macer für den Abschluß der Tierschau etwas anderes einfallen lassen. Nachdem der Bär den Innenraum verlassen hatte, kamen mehrere Männer mit Körben hinein aus denen sie verschieden große Schlangen hervor holten. Diese waren entweder nicht gefährlich oder die Männer konnten gut mit ihnen umgehen, jedenfalls ließen sie diese ohne jede Furcht an ihrem Körper entlang schlängeln. Mal trugen sie sie wie einen Schal um den Hals, mal hingen sie wie bunte Bänder von ihren Armen herab und ein paar wickelten sich auf wie eine Kopfbedeckung um das Haupt ihrer Träger. Schließlich ließen die Männer einige kleinere Schlagen im Sand zurück und packten die anderen zurück in die Körbe, bevor sie wieder in den Katakomben verschwanden. An ihrer Stelle traten nun andere Männer auf, die auf ihrer Hand sitzend verschiedene dressierte Raubvögel trugen. Majestätisch blickten sich diese um und ließen sich weder vom Publikum noch von den anwesenden exotischen Vögeln beunruhigen. Ganz offensichtlich waren es Tiere, die für die Jagd abgerichtet waren und die nun auf ihren Einsatz warteten. Nacheinander wurden sie von ihren Trägern in die Luft geschickt, erhoben sich hoch über den Boden der Arena und zogen dort ihre Kreise. Manche verschwanden auch eine ganze Weile aus dem Blickfeld der Zuschauer und kehrten dann aus einer anderen Richtung kommend wieder auf die Hand ihres Trägers zurück. Ein kleinerer Raubvogel machte es sich kurz nach dem Start auf einem der Spannseile der Sonnensegel über dem Zuschauerraum bequem und betrachtete das Treiber unter ihm ungestört von oben.


    Haupteinsatz der Vögel war es jedoch, die zurückgelassenen Schlangen zu jagen und in ihren Krallen in die Lüfte zu heben. Ein großer Adler lieferte dabei das beste Bild ab, während ein anderer Vogel sich weniger geschickt anstellte. Seine Beute entglitt ihm aus den Krallen und verschwand mit einem lauten Platschen in einem der beiden Teiche. Nachdem alle Vögel wieder zu ihren Trägern zurück gekehrt waren und auch der Ausflügler seinen Posten auf dem Sonnensegel geräumt hatte, war auch der Auftritt der Raubvögel beendet. Wieder fuhren Wagen in den Innenraum und zahlreiche Helfer machten sich daran, die verbliebenen exotischen Vögel an den Teichen wieder in die Käfige zu verladen oder so aus der Arena zu treiben. Schon während des letzten Teils der Schau hatten sich überall an der Brüstung Helfer mit geschlossenen Körben postiert, die nun ihr Zeichen zum Einsatz bekamen. Anders, als man vielleicht erwarten konnte, ließen sie jedoch keine bunten Blumen in die Arena hinab regnen, sondern öffneten ihre Körbe, um hunderte von bunten Vögeln in den Himmel steigen zu lassen.


    Während das Publikum ihnen mit den Blicken folgte, begannen unten auf dem Boden die weiteren Aufräumarbeiten. Bevor die ersten Gladiatorenkämpfe des Nachmittagprogramms starten konnten, mussten dann noch die Pflanzkübel entfernt werden und die Teiche abgelassen. Macer betrachtete die beginnenden Umbauerbeiten für einen kurzen Augenblick und verließ dann seinen Platz, um sich unter die anwesenden Senatoren zu mischen und seinem Kollegen, der für die Gestaltung des Nachmittagsprogrammes verantwortlich war, das Feld zu überlassen.

  • Furianus stand nun von seinem Ehrenplatz auf, welcher ihm aufgrund seines Satus als Mitausrichter zugewiesen wurde, bedeutete dem Ausrufer mit einem kurzen Nicken, dass er nun fortfahren könne.
    Dieser wiederum nickte zu den Trompetern, welche die Aufmerksamkeit der Zuschauer durch die durchschneidenden Klänge ihrer Trompeten, an sich zogen.



    Ruhe kehrte ein, so dass der Ausrufer seine Hände gen Himmel erhob.


    "Römer, hört mich an! Römer, wir alle achten unsere Gesetze, denn diese sind uns heilig. Unsere Vorfahren wiesen sie uns, so leben wir nach ihnen. Römer, die Tugenden beherrschen unseren Alltag, Abweichungen oder gar arglistige Verfehlungen werden bestraft. Und dies, Römer, seit je her und zu recht! Der tugendhafte Römer bedarf der Strafen, der Gesetze nicht, doch gibt es immer wieder Einige, welche der Strafe nur allzu sehr bedürfen. Diesen unter Euch, soll die weitere Vorführung als Mahnmal dienen, den guten Römern, als Unterhaltung. Achtet die Gesetze, denn diese taten es nicht!"


    Ein weiteres Mal durchschnitten die Klänge der Trompeten die Stille und eines der Haupttore zur Arena wurde geöffnet.
    Schüchterne Augen blickten aus der Dunkelheit auf die Menschenmassen, es waren magere Menschen. Sklaven, sowie auch Verbrecher.
    Diese wurden durch Sklaven, bewaffnet mit Gladii, in die Arena getrieben.
    Unter diesen Verfehlungen der römischen Gesellschaft waren nicht nur Sklaven und Verbrecher, auch Frauen und Kinder, die das harte Urteil des Gesetzes strafte.


    Die Trompeten ertönten sogleich, nachdem das große Tor wieder geschlossen wurde. Kleinere Tore, diese, die zu den Käfigen der Raubtiere führten, wurden langsam geöffnet...

  • Scheinbar noch rechtzeitig erreichte Zissou mit seiner Schwester Attica das blutige Schauspiel. Ein Sitzplatz war schnell gefunden und beide nahmen Platz. Schön das du doch noch gekommen bist... sagte ihr Bruder leicht hämisch und winkte einen Verkäufer heran. Wir hätten gerne zwei Becher Wein und eine große Familienpackung Lerchenzungen. Der Verkäufer nickte und drückte Zissou die kleinen Appetitanreger in die Hand. Attica, Schwesterherz... könntest du den Mann bezahlen, ich habe gerade beide Hände voll und komme schlecht an mein Geldbeutel... :]

  • ...es waren Katzen, Raubkatzen, welche elegant aus der Dunkelheit in die Arena traten. Sie waren schwarz, hellbeige mit einer Mähne und gestreift, verschiedene Exemplare und sehr stämmige Tiere.


    Frauengeschrei war zu hören, da sie selbst dem Ende ins Auge schauten. Es gab kein Entrinnen, die Tiere strotzten nur von Kraft und Hunger, die Schaulustigen erfreuten sich des Spektakels ungemein.


    Die Tiere, noch etwas unsicher und verschreckt, visierten nun ihre Beute an und umkreisten diese, immer enger. Nach einigen Sekunden wagte auch schon ein stämmiger Tiger den ersten Angriff, welcher eine Frau an der Hüfte traf und mit seinen Zähnen aus der Menschenmasse herausriss. Sie wehrte sich nicht, wimmerte leicht, als sich die weiteren Tiere an ihr vergriffen. Leiden musste sie nicht lange, dem Hunger sei Dank.
    Der Arenasand tat seinen Dienst, so dass die Blutlache nicht allzu groß wurde, die Arena selbst war durchfüllt von jubelnden Stimmen und lautem Wimmern und Panik der Opfer. Weitere Tiere, ein Löwe und Puma, rissen einige Menschen zu Boden, spielten anscheinend mit diesen, als sie ihre Opfer mit den Pranken umher schlugen.
    Im Kummer und Leid, bewegt von der Hoffnung, lief eine Mutter mit ihrem Kind von der Gruppe, wollte sich ihrem Schicksal nicht ergeben, das Kind retten. Zu ihrem Leid war dies von den Raubkatzen, nun fünf an der Zahl, nicht unbemerkt von statten gegangen. Ein mächtiger Löwe wurde indes auf sie aufmerksam, drängte sie gegen die Mauer, welche ihr erbarmungslos jeglichen Fluchtweg abschnitt.
    Das Kind schrie, sowie auch die Mutter, welche das Neugeborene schützend vor ihrer Brust hielt, während der Löwe zu einem Schlag ausholte.



    Binnen weniger Sekunden sackte die Frau mit dem Kind zusammen gen Boden. Es ward vorbei.
    Ein Mann riss ebenfalls aus, wurde jedoch von einigen Tieren im Laufen erlegt. Die Verzweiflung, welche den Menschen auf wahnwitzige Ideen brachte, kam hier deutlich zum Vorschein. Emotionen packten drei Männer, die sich anmaßten sich gegen einen Puma behaupten zu können. Am Anfang schien alles nach Plan zu verlaufen, doch als der Puma sich bedrängt sah und keinen Ausweg zur Flucht sehen konnte, griff er skrupellos an. Zwei Männer wurden sofort niedergestreckt, der eine, welcher weglaufen wollte, erfasste das Tier im Sprung.
    Dieses Gemetzel ward nicht lange, denn binnen einiger Minuten wurde auch die letzte Frau niedergestreckt.
    Körperteile lagen verstreut herum, die Tiere schlangen alles hastig herunter, denn sie wussten wie lange man sie hungern lassen würde, denn die nächsten Spiele würden bald kommen.
    Man bemerkte nun, dass dem Publikum nichts an dem unterhaltenden Verzehr gefiel und die bewaffneten Sklaven scheuchten die Tiere sogleich mit Müh und Not wieder zurück in ihre Käfige. Weitere Sklaven übernahmen die leidige Arbeit des Wegräumens, doch es war alle Mal besser, als durch die Cloaca Maxima zu stampfen.
    Der Tag war nun um und die Menschenmassen begaben sich so langsam gen Ausgang, gespannt darüber, was der nächste Tag zu bieten hätte.

  • Zitat

    Original von Lucius Iunius Zissou
    Scheinbar noch rechtzeitig erreichte Zissou mit seiner Schwester Attica das blutige Schauspiel. Ein Sitzplatz war schnell gefunden und beide nahmen Platz. Schön das du doch noch gekommen bist... sagte ihr Bruder leicht hämisch und winkte einen Verkäufer heran. Wir hätten gerne zwei Becher Wein und eine große Familienpackung Lerchenzungen. Der Verkäufer nickte und drückte Zissou die kleinen Appetitanreger in die Hand. Attica, Schwesterherz... könntest du den Mann bezahlen, ich habe gerade beide Hände voll und komme schlecht an mein Geldbeutel... :]


    So langsam hatte sie das Gefühl, als wäre sie nur das für ihren Bruder, ein wandelnder Geldbeutel, aber da der Verkäufer inzwischen schon leicht genervt aus sah holte sie doch ihren Geldbeutel hervor und zahlte. Irgendwann würde er ihr auch mal etwas ausgeben müssen. Um sich von ihrem Ärger abzulenken, wandte sie ihre Aufmerksamkeit dem Geschehen in der Arena zu und schaute gleich darauf wieder weg. Sollten nicht Verbrecher bestraft werden? Aber was hatte ein Säugling schon verbrochen?


    "Komm lass uns gehen, ich will mir das nicht ansehen." Sagte sie schokiert zu ihrem Bruder.

  • Zissou naschte von seinen Lerchenzungen und blickte aufs Feld. Als er die Schlachtlämmer erspähte blieb ihn fast sein Essen im Halse stecken. Säuglinge und Frauen? Sprach er leise zu sich selbst und konnte nicht glauben was er dort sah. Was sollte das werden? Wer würde sich daran ergötzen? FEIGES MORDGESINDEL... rief Zissou in Richtung der Tribüne, wo die Veranstalter ihren Platz hatten. Er stand auf und schmiss mit voller Wucht seine Lerchenzungen in Richtung Tribüne. Ja, Attica. Du hast recht, lass uns gehen... leider haben sie keine Steine hier... sagte er wutentbrannt.

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