Am zweiten Tag der von den Aedilen ausgerichteten plebeischen Spiele mussten die Zuschauer selber den Weg ins Amphitheater finden, da diesmal nicht wie am Vortag Prozessionen organisiert worden waren. Stattdessen hatten eifrige Helfer noch in der Nacht den trockenen Sandboden der Arena durch das Aufstellen zahlreicher großer und kleiner Pflanzkübel in eine bunte Landschaft verwandelt, in der sogar zwei kleine künstliche Teiche nicht fehlten. Als Faune und andere Naturgeister und -götter verkleidete Kinder sprangen zu munterem Flötenspiel umher und machten auch für jene, die das Programm der Veranstaltung noch nicht mitbekommen hatten deutlich, dass für den heutigen Vormittag eine Tierschau bevor stand. Purgitius Macer hatte diesen Teil des Programmes organisiert und erschien dementsprechend frühzeitig in der Loge das Ausrichters, um das Programm von Anfang an verfolgen zu können und für das Publikum präsent zu sein. Die Stimmen der Zuschauer verstummte kurzzeitig, als den Naturgöttern ein kleines Opfer gebracht wurde. Macer wusste, dass dies ein gewisses Risiko war, in einem voll besetzten Amphitheater eine Zeremonie zu vollziehen, zu der es still sein musste, aber die Flötenspieler spielten einfach etwas lauter als üblich und zumindest beim zelebrierenden Priester in der Mitte der Arena schienen keine störenden Laute von den Rängen anzukommen, so dass er das Opfer erfolgreich abschließen konnte.
Dann fuhren vier Wagen in der Arena, auf deren Ladefläche große Käfige montiert waren. In diesen befanden sich außergewöhnliche Vögel, die man aus verschiedenen Provinzen für die Spiele eingeführt hatte. Sie wurden nun an den beiden Teichen abgesetzt, an denen sie sich zum Teil offenbar gleich sehr wohl fühlten. Ausrufer verkündeten dem Publikum die Namen und die Herkunft der Tiere, die gerade jeweils aus den Käfigen heraus geholt wurden. Besonders die auffällig gefärbten Flamingos und die fast vier Fuß großen Kraniche, die der Aedil beide aus Hispanien hatte beschaffen lassen, begeisterten offenbar auch die Ausrufer selbst. Einige große weiße Vögel mit gelbem Brustfleck und einem wie ein platt gedrückter Löffel geformten Schnabel wurdem dem Publikum als Ibisse vorgestellt und stammten aus Nordafrika. Verschiedene weitere Vögel mit langen Schnäbeln und Zehen, deren Gefieder die verschiedensten Farben von weiß über grau bis rotbraun trug, wurden als Reiher aus verschiedenen Provinzen erklärt. Alle diese Tiere lebten üblicherweise am Wasser und ernährten sich zum Teil von Fischen, womit auch klar war, warum sie sich an den künstlichen Teichen in der Arena durchaus wohl fühlten.
Nicht auf einem Wagen, sondern auf den eigenen Beinen stolzierten danach einige Straußen in den Mittelpunkt des Blickfeldes. Von Helfern wurde die Tiere mal in diese und mal in jene Richtung gelockt, damit alle Zuschauer sie gut betrachten konnten. Als einer der Vögel jedoch plötzlich aufgeregt zu Rennen anfing, brachten sich die Helfer lieber erst einmal in Sicherheit, denn so ein großer Vogel konte ein gefährlicher Gegner sein, wenn er aggressiv war. Die Ausrufer konnten das Publikum jedoch wenig später wieder beruhigen und den Höhepunkt der Vogelschau ankündigen. Aus den asiatischen Provinzen hatte man mehrere Pfaue nach Rom gebracht hatte, die nun ebenfalls jeweils von einem Begleiter durch die Arena getrieben wurden. Mit Spannung in der Stimme erläuterte der Sprecher auch diese Vögel und stimmte das Publikum schon einmal darauf ein, dass eines der Tiere sicherlich mit seinem prächtigen Gefieder das berühmte Pfauenrad schlagen würde. Eine ganze Zeit lang zierten sich die Tiere allerdings, bevor dann tatsächlich einer der Vögel in der Mitte der Arena seine langen Schwanzflügel aufstellte und sich mit einem prächtigen Rad den Zuschauern präsentierte.