Als Folge der letzten Geschehnisse stand ich nun also auf den Stufen zur Rostra, gekleidet lediglich in meinen staubigen Reisekleidern. Doch die Tradition in welcher ich aufgezogen worden war und welche mir immer als die römische Tradition vermittelt worden war verlangte von mir gerade in diesem Moment eine Entscheidung. Ich versuchte daher krampfhaft, mir vorzustellen, dass all diese Leute meine Soldaten wären und mir wohlgesonnen seien, doch irgendwo wusste ich, dass dies nicht so war, nie so sein würde.
Ich blickte an mir herunter und nahm einen tiefen Atemzug. Dann deutete ich den Männern welche mich noch immer lautstark anfeuerten an, ich würde nun die Rostra betreten. In der Zwischenzeit waren natürlich schon viele weitere Bürger hinzugekommen.
So nahm ich dann die letzten 2 kleinen Stufen und stand auf dem Podest:
Bürger Roms, ich bitte um etwas Ruhe!!
Mein Name ist Lucius Annaeus Florus und ich wurde von den Leuten hier auf dem Forum durch Akklamation zur Wahl als Tribunus Plebis vorgeschlagen. Es gibt also hier in Rom scheinbar Leute, welche in mir eine Chance sehen. Eine Chance? Wozu? Warum? Ich weiss es nicht, bin ich doch erst vor ganz kurzer Zeit aus Germania kommend in Ostia gelandet.
Mein Ziel war es, meine Verlobte und mich hier offiziell ins Eheregister eintragen zu lassen und unsere Ehe vorzubereiten. Nun muss dieses Ziel für heute in den Hintergrund treten, da das Volk etwas anderes von mir wünscht.
Männer, Bürger Roms, ich kann euch hier nicht irgendwelche Dinge versprechen welche mit Politik zu tun haben. Ich bin ein junger Mann der seine Karriere im Militär gemacht hat. Meine Quaestur verbrachte ich in Germania, der Provinz in welcher ich auch beinahe meine ganze Militärzeit verbracht habe. Ich war Praefectus Castrorum zweier Legionen und diente zuletzt als Praefectus Classis in Germania. Meine politische Erfahrung ist daher äusserst beschränkt, aber dennoch sehen das die Leute welche meinen Namen gerufen haben als Vorteil.
Ist es einer? Ich kann es nicht sagen. Doch wo einige Leute zusammenkommen und Hoffnungen auf einen Mann setzen, da ist es die Pflicht eines Römers, alles zu versuchen, diese Hoffnungen zu erfüllen. Aus diesem Grund erkläre ich hiermit, dass ich mich als Tribunus Plebis zur Verfügung stelle.
Was kann ich euch versprechen, Bürger? Nicht viel. Lediglich, dass ich immer und überall in der Stadt meine Ohren offen halten werde, um eure Hoffnungen und Wünsche zu hören. Ich werde, wie es Tradition ist, hier in Roma einen Wohnsitz haben und die Stadt nicht verlassen. Die Tore und Türen meines Wohnsitzes sollen immer offen sein für die Plebejer der Stadt, ganz egal, ob sie nur ein Brot wünschen um ihren Hunger zu stillen, oder über grosse politische Dinge diskutieren wollen.
Dies kann ich euch versprechen. Mehr nicht, Bürger Roms, denn ich habe noch nie einen Fuss in die Curia des Senates gesetzt und ich will nicht irgendwelche grossen Dinge versprechen, die ich vielleicht nicht halten kann, doch ich werde euch zuhören!
Mehr konnte ich momentan wirklich nicht sagen, doch das Volk sollte die Chance haben zu reagieren, daher blieb ich stehen.