• Marcus Decimus Mattiacus ... den Namen kannte ich. War er nicht zur Quästur gewählt worden? Ich hatte ihn doch auf der Rostra reden gehört, oder irrte ich mich da? Wenn es denn so sein sollte, würde dann hatte sich meine Schwester ja jemanden großen geangelt.
    "Wieso sollte man das glauben? Geh doch einfach hin und erfrage sie." Es sollte nicht jeder gleich denken, dass sie ein Verhältnis hatten ... also einseitig war ich mir da schon sicher und vielleicht traute sie sich auch einfach nicht. "Oder wenn du willst, kann ich auch nachfragen ... ich ... ähm ... denke nicht, dass man da ein Verhältnis vermuten würde." setzte ich noch leise hinzu.


    "Du hast dich in einer Gasse verlaufen? In Rom? Alleine? Calvi, in Rom ist es alleine und vorallem für eine junge, hübsche Dame nicht sicher. Du solltest zumindest immer einen Sklaven bei dir haben, ich kann ja nicht immer in deiner Nähe sein." Ich war gerade zu erschüttert. Was hätte alles passieren können? Es hätten Schläger auftauchen können und dann hätte man sie vergewaltigen können ... eigentlich könnte man diesem Decimer ja dankbar sein.

  • Ihr Bruder wollte ihr einfach so helfen? Das würde er machen, sicher, wie konnte sie sich das nur fragen. Calvina lächelte ihn erfreut an und ergriff dann seine Hand. "Ich kann doch nicht einfach in die Casa gehen und fragen wo er sich genau aufhält, aber wenn du das machen würdest....ich wäre dir einen großen Gefallen schuldig. Es wäre superlieb von dir wenn du das tun könntest." Sie merkte wie ihr Herz einfach begann schneller zu pochen und konnte gar nicht sagen wie sie sich fühlte. "Aber was ist wenn ich ihm dann einen Brief schreibe und er mich eigentlich schon längst vergessen hat? Ich weiß nicht bist du sicher der Weg ist der richtige?" Sie war sich so unsicher, schließlich war es der erste Mann für dem sie Gefühle hatte. Ja sie hatte sich anscheinend verliebt, auch wenn sie das noch nicht so ganz genau wusste, wusste ihr Herz schon längst bescheid.


    "Ja Cato" seufzte sie schon fast, als nun doch die Standpauke ihres Bruders kam. "Ich weiß und ich werde auch nicht mehr alleine raus gehen. Es ist ja nicht wirklich etwas passiert." Calvina versuchte es zu vermeiden ihn anzusehen, aus Angst er könnte die kleine Lüge erkennen.

  • Ich musste bei ihren Worten lachen. Superlieb wäre das. Natürlich würde ich das für meine Schwester machen, schließlich war ich ihr Bruder und es gab so gut wie nichts, was ich nicht für sie tun würde. "Natürlich werde ich das machen. Von mir aus gleich nachher, bevor ich wieder zur Castra zurück muss."
    Danach würde ich wieder schnell hier vorbeikommen, meiner Schwester die Adresse geben und mich dann wieder auf den Weg zu den anderen Vigilen machen. Ich hatte schließlich Arbeit, die durfte ich nicht vernachlässigen. Ihre nächsten Worte beunruhigten mich allerdings wieder ein wenig. Wieso glaubte sie solche Sachen? Sie musste einfach das Beste erwarten, aber wie es aussah ... fühlte Calvi vielleicht ein klein wenig mehr, als sie zugeben wollte, denn wer sonst machte sich dann solche Gedanken um einen simplen Brief?
    "Er wird schon zurückschreiben. Wie sollte ein Mann denn dich vergessen?" erwiderte ich einige lieb gemeinte Worte und dabei waren sie sogar noch ehrlich. Wahrscheinlich würde sie niemand so schnell vergessen und das machte mich einerseits ein klein wenig Stolz, andererseits sorgte ich mich noch viel mehr um sie, denn das hieß, das auch übel Gesellen möglicherweise die Finger nicht von ihr lassen würden.


    "Gut ..." Ich wollte die Sache eigentlich schon ruhen lassen, da meine Schwester ja alt genug war, solche Dinge dann von alleine zu begreifen, aber als sie dann immer wieder merkwürdig meinen Blicken auswich, machte ich mir doch so meine Gedanken. "... Schwesterherz ... es ist doch wirklich nichts passiert?!"

  • Calvinas Herz machte gleich nach seinen Worten einen großen Luftsprung und sie konnte es nicht abwarten bis er die Adresse ausfindig gemacht haben würde. "Du hast etwas gut bei mir Brüderchen" meinte sie glücklich lächelnd. Sie konnte jetzt nur noch hoffen, dass man sie nicht vergessen haben würde. Was er zu ihr sagte konnte sie auch nur hoffen, denn sie war sich nicht so sicher. Bestimmt konnte man sie ganz leicht vergessen, schließlich hatte er doch evrsprochen, dass er schreiben würde, aber er hatte sicher auch ganz viel zu tun.
    Nervös kaute sie sich auf ihrer Lippe rum, als ihr Bruder nun doch noch nachhakte. "Nein, mach dir keine Sorgen es ist nichts geschehen" sagte Calvina mit einer recht belegten Stimmt, wie sie diese immer hatte wenn sie nicht die Wahrheit sagte.

  • "Ich habe etwas gut bei dir? Mhhh ... was könnte ich denn da verlangen? Da fällt mir gewiss was Nettes ein ... " antwortete ich mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht und einigen Hintergedanken, die ich aber nicht verraten wollte. "Nein, du bist mir gar nichts schuldig. Wo kämen wir denn da hin? Du bist schließlich meine Schwester, da muss sowas selbstverständlich sein!" Das Ginsen verschwand langsam wieder und machte Platz für ein kleines glückliches Lächeln. Glücklich, weil meine Schwester glücklich war, das bedeutete mir fiel und trotz meiner Worte über Schuld und Selbstverständlichkeit unter Geschwistern, fühlte ich mich für meine langjährige Abwesenheit mit meinem Bruder doch irgendwie Schuldig. Natürlich hätte ich ihr den Gefallen mit der Adressenbeschaffung auch so getan, aber nun sah ich es fast schon als von mir selbst gezwungen an.


    Nein, da stimmte was nicht. So gut kannte ich sie dann doch noch, dass sie log, oder zumindest nicht die volle Wahrheit sagte. "Calviiii..." erwiderte ich, wobei ich den letzten Vokal besonders lang und bestimmend klingen ließ, um ihr auf eine doch recht sanfte Art klarzumachen, dass alles sagen sollte. Keine Lüge, keine Halbwahrheit!

  • Warum nur machte ihr Bruder es immer so schwer und konnte sich nicht einfach damit zufrieden geben was sie ihm sagte. Fast hätte sie verzweifelt die Hände in die Luft geworfen, aber sie wusste ja, dass sie ihm noch nie etwas hatte vormachen können. Er würde doch sicher einen Koller bekommen, wenn sie ihn die Geschichte erzählte. "Ach Cato,was soll das denn?" fragte sie ihn deswegen etwas genervt, auch wenn sie gar nicht so klingen wollte, kam es doch so rüber.
    "Wir waren in der einen Gasse, als uns zwei Männer auflauerten und uns überfallen wollten, aber er hatte sie in die Flucht geschlagen und es konnte nichts weiter passieren. Du siehst alles halb so schlimm" sagte sie ziemlich schnell und mit sich fast überschlagenden Worten. Davon, dass man sie in der Mangel gehabt hette etwas später sagte sie natürlich nichts, aber auch das wusste ihr Bruder sicher noch rauszufinden.

  • Bei Mars, was war passiert? Sie wurde übefallen? Calvi? Meine kleine Schwester? Und ich wusste nichts davon? Dafür war da irgend so ein Schnösel, der den ganzen lieben langen Tag im Officium sitzt da, um sie zu retten? “Calvi! Du wurdest übefallen und ich weiß erst jetzt davon?“ erwiderter ich mit erzürnter und recht lauten Stimme. Was hätte alles passieren können? Wenn niemand da gewesen wäre, man hätte sie vergewaltigt und sie dann mit durchgeschnittener Kehle in der Tiber geworfen, wo man sie in zwei Jahren als verquollene Wasserleiche wieder rausgefischt worden wäre. Bei diesem Gedanke lief es mir eiskalt den Rücken runter. “Was ist noch passiert? Und lüg mich nicht an, ich will alles wissen! Du weißt, das du mich nicht anlügen kannst!“ Man merkte ihr sofort an, wenn sie versuchte zu lügen, oder etwas zu verheimlichen. Vielleicht lag es auch nur daran, dass ich ihr Bruder war und demnach wusste, wann sie so etwas versuchte, ich wusste es nicht und ich war auch mit etwas anderem beschäftigt, als darüber nachzudenken. Das seltsame Funkeln in den Augen hatte nochimmer nicht aufgehört und das war ein Teil der Seite, die ich ihr eigentlich nie zeigen wollte, aber sie zwang mich förmlich dazu.

  • So kannte sie ihren Bruder nicht und seine laute Stimme ließ sie fast kleiner werden. Die Arbeit schien ihn ganz schön verändert zu haben und das passte ihr eigentlich gar nicht und vor allem passte es ihr nicht, dass er versuchte sie so auszuquetschen. Er führte sich hier auf als wäre er ihr Vater und das machte sie auf ihre Art ein wenig sauer. "Weil es Vater auch nicht weiß?" fragte sie ihn halb auf seine erste Frage und eigentlich sollte es auch ein klitzekleines bisschen ironisch klingen. Ob es bei ihm gut ankam war eine Frage die sie sich jetzt nicht stellen wollte, denn das Funkeln aus seinen Augen was sie nun zu sehen bekam, gefiel ihr nicht und so lehnte sie sich mit der Hüfte gegen den Tisch neben sich.
    Calvina blickte von der einen Seite des Raumes auf die andere und ihn dann nur noch ganz kurz an. Sie ertrug dieses Funkeln einfach nicht. "Cato! Du hast hier keinen Verbrecher den du verhören musst, merke dir das einmal" versuchte sie es noch einmal um ihn ein wenig abzulenken, allerdings in einem ziemlichen trotzigen Ton. "Da war nichts anderes mehr" log sie ihn schon wieder an

  • Es war schon fast ein Reflex, eine Reaktion ihrer trotzigen Antwort, der Ironie in ihren Worten, die nun einfach fehl am Platz war und die Gewissheit, dass sie anscheinend ein weiteres Mal log. Es war ungewollt, aber in diesem Moment hatte ich jegliche Kontrolle über meinen Körper verloren gehabt, weshalb in meine Hand mit einem rasenden Tempo gegen ihre Wange fuhr und dieses unschöne Geräusch, gepaart mit der Erkenntnis, meiner geliebten Schwester Leid angetan zu haben, aber selbst das brachte mich nicht wirklich auf den Boden der Tatsache zurück.
    “Ich sagte LÜG MICH NICHT AN!“ brüllte ich sie weiter an, nochimmer den Zorn in Augen. Nein, es war nicht wirklich Zorn, es war eigentlich viel mehr verschleierte Sorge. Was hätte alles mit ihr passieren können? Ich mochte es mir garnicht denken. Und Vater wusste es auch nicht? Gut, er war ziemlich tolerant, aber wahrscheinlich hätte ihm das auch nicht gefallen ... sie würde nicht mehr ohne Begleitung aus dem Haus gehen, dafür würde ich sorgen!

  • Noch nie hatte sie ihn so ausser sich erlebt, aber die Jahre schienen ihn gezeichnet zu haben. Sie hatten sich einfach viel zu lange nicht mehr gesehen und somit kannte sie ihn nur wie er früher war und wenn sie eines wusste, dann kam es selten vor, dass er zuschlug. Als kleines Mädchen hatte sie hier und da mal eine Backpfeife bekommen weil sie nicht hören wollte, aber heute war das anders. Vater hatte es nie gewagt sie zu schlagen, doch ihr Bruder tat es jetzt in diesem Moment und das nicht auf die sanfte Art wie früher. Das Klatschen, als seine Hand auf ihr Gesicht traf, schien noch einige Zeit nachzuhallen, wurde dann aber von seinem Geschrei unterdrückt. Ihre Wange brannte ziemlich und es war etwas womit sie nicht gerechnet hatte.
    "Homo nihil. Das wagst du dich niemals wieder" flüsterte sie mit immer noch weggedrehtem Kopf. Calvinas Hand hatte sich nun auch auf die brennende Stelle gelegt, die sich ziemlich heißt anfühlte. So etwass wie Wut machte sich in ihr breit und wenn er glaubte sie würde ihm sagen was alles geschehen war dann irrte er sich. Wie hätte nur Vater reagiert, ob er sie auch geschlagen hätte? Sie war wirklich froh, dass er nicht immer Zeit hatte und gar nicht so oft zu Hause war. Und im Moment war sie noch beruhigter darüber, dass Cato so gut wie nie da war.
    Wie gut, dass man den Schnitt an ihrem Hals nicht mehr sehen konnte, dank der Salbe von Mattiacus war alles sehr gut verheilt und sie hatte kein Tuch mehr tragen müssen. Wie gerne sie doch jetzt bei ihm wäre.


    "Es war nichts mehr weiter. Ich habe die Kerle noch einmal gesehen, das war es."
    Schon wieder eine Lüge.

  • Und nun wagte sie mir noch zu drohen? Sie beleidigte mich, drohte mir und log mich ein weiteres Mal an? Für wen hielt sie sich und für wen hielt sie mich? Ich war ihr großer Bruder, von Sorge fast schon zerfressen. Ich sah jeden Tag, wie es in Rom zuging und ich wusste, dass für eine junge hübsche Dame die Welt dort draußen so ganz alleine gefährlich war. Das musste sie doch verstehen?!
    “Ohe, iam satis est“ brüllte ich durch den Raum und beachtete gar nicht weiter, wie sie sich ihre Hand an die Wange hielt, sondern schlug nun ein weiteres Mal zu ... allerdings auf die andere Wange. Mir war es egal, was Vater gemacht hätte, mir war es egal, was er gemacht hätte, wenn er das hier nun sehen würde, aber mir war es nicht egal, was mit meiner Schwester passierte. Welch Ironie, dass ich ihr Leid zufügte, um sie vor welchem zu verschonen, aber auch das war mir in diesen Momenten egal. “Ich sage es nicht ein weiteres mal, also was ist passiert?“ Mit größter Kraft versuchte ich, mich wenigstens ein bisschen zu beherrschen. Die Lautstärke war nicht mehr ganz so hoch, aber der Tonfall blieb unverändert, ebenso wie der Blick. Niemals mehr würde sie es wagen, mich anzulügen!

  • Warum war ihr anderer Bruder nicht hier, der hätte ihn mal zur Vernunft bringen können. Anscheinend hatte diese Sklavin in die er sich verguckt hatte völlig den Verstand benebelt. Sie hasste Cato nicht,aber sie konnte ihn auch nicht verstehen, zumindest nicht so ganz, vielleicht ein bisschen.
    Calvina presste ihre Hand noch etwas fester auf ihre schmerzende Wange als er noch lauter wurde und kniff dabei auch gleichzeitig ihre Augen zusammen, dass sie nichts sehen konnte und somit auch nicht sah, dass er schon wieder ausholte. Auch wenn sie es gesehen hätte, wäre keine Zeit mehr zu einer Reaktion gewesen, aber dafür spürte sie den erneuten Aufprall, allerdings auf der anderen Seite, um so deutlicher.
    Ein schmerzhaftes Stöhnen war die Folge und, dass ihre andere Hand sich nun auch noch auf diese Stelle drückte. Krampfhaft versuchte sie ihre Tränen zu unterdrücken, denn sie hatte nicht vor, vor ihm zu weinen, doch konnte sie den glitzernden Schimmer nicht verhindern, der sich in ihren Augen sammelte.
    Calvinas Lippen waren aufeinandergepresst und zeichneten sich als dünnen, weißen Strich ab, als sie ihn ansah und langsam ihre Hände von ihrem geröteten Gesicht nahm.
    Oh es lagen ihr so viele Schimpfwörter auf der Zunge, die sie ihm am liebsten alle an den Kopf geschmissen hätte. Einmal noch holte sie tief Luft.
    "Verlass mein Zimmer, bevor etwas passiert was du bereuen könntest" sagte sie in einem kalten Ton, aber leise.

  • “Dein Zimmer verlassen? Calvi, ich bereue schon so vieles, da würde es auf eine Sache auch nicht mehr ankommen!“ erwiderte ich mit klarer, doch immer noch recht aggressiver Stimme. Ich würde dieses Zimmer nicht verlassen, bis ich zumindest wusste, was noch passiert war und danach würde es Vater erfahren. Ich müsste so bald wie möglich einen kräftigen Sklaven besorgen, der sie bei Schritt und Tritt begleitet, wenn sie nicht in der Casa ist, damit sie nicht ein weiteres Mal in eine solche Lage kam.
    Ihr ziemlich kalter Ton verwunderte mich für einen Moment, aber letztendlich war es nur noch ein Grund, aggressiver zurück zuschlagen, wenn auch diesmal nicht mit der flachen Hand. “Du wirst mir nun verraten, was noch passiert ist!“ Fast hätte ich dieses Glitzern in ihren Augen nicht bemerkt, so geblendet war ich in diesem Moment einfach, aber ich sah er schließlich doch. Ihr kamen die Tränen und ich als ihr Bruder, dessen Pflicht es ja war, sie davor zu bewahren, hatte es soweit gebracht. Wie konnte sie nur so respektlos sein und mich so provozieren. Sie hätte doch damit rechnen müssen, das so etwas geschieht, oder vielleicht auch nicht? War sie davon ausgegangen, ich würde soweit nicht gehen? Ha, da hatte sie sich geschnitten und den Preis dafür hatte sie schon gezahlt.

  • "Vielleicht auch deine Liebschaft mit dieser Sklavin? Sie scheintn deine Sinne total vernebelt zu haben" murmelte sie ihm entgegen und genau genommen, war es nicht für seine Ohren bestimmt, auch wenn er es hören musste. Starr sah sie ihn an und wartete drauf, dass er sie wieder schlug, den anscheinend war es das, was er gelernt hatte, alles durch schlagen lösen zu können. Ja das war nicht mehr der Bruder von früher, aber was hatte sie auch erwartet, denn sie war auch nicht mehr das kleine Mädchen von einst, sondern jetzt eine junge Frau, die in einen ziemlichen Schlamassel geraten war.
    Mit ihren heiß, brennenden Wangen und dem Glitzern in ihren Augen sah sie ihn an. Sie wollte ihm nichts erzählen, aber es war auch so schon schlimm genug, dass es nicht noch schlimmer kommen sollte. "Ich bin ihnen noch einmal begegnet und sie hatten versucht mich zu bestehlen und hatten ein Messer." Wieder nur Halbwahrheiten, aber wenn sie ihm erzählte, dass sie versuchten sie zu entführen um Geld zu erpressen, dann war ihr das Zimmer hier gewiss, als der Aufenthaltsort an dem sie nicht mehr weg kam.

  • Diese Worte saßen tief. Ich war entsetzt, wirklich entsetzt über die Worte meiner Schwester. Diese Beleidigungen nahm ich noch hin und auch wenn ihre Lügen nicht sehr prickelnd waren, verkraftete ich das nun auch noch, aber das ... das war wirklich die Höhe. Dass sie soetwas zu sagen wagte, hätte ich mir im Traum niemals vorgestellt. Das war nicht mehr die Calvi, wie ich sie kannte, nicht mehr meine liebreizende Schwester, die stets ein Lächeln auf den Lippen hatte und deren Fröhlichkeit nur schwer zu überbieten war. Das hier war jemand ganz anderes und nur äußerlich war sie diejenige, die ich kannte. Nur mit Überwindung sprach ich normal und würde vor mir keine Frau stehen, würde diese Frau nicht auch mein eigen Fleisch und Blut sein und hätte ich ein Gladius dabei, so hätte ich für nichts garantieren können. Der Umstand, dass es nicht so war, ließ die Worte anstatt Taten sprechen: “Das bereue ich nicht, aber ich bereue, es dir erzählt zu haben, denn du hast anscheinend nichts besseres zu tun, als diese schlecht zu machen und in den Dreck zu ziehen! Sieh du zu, wie du deinem Kerl den Brief schickst, seine Casa werde ich niemals betreten und wage es nicht, in mir einmal unter meine Augen zu stellen!“ Der Gedanke, diesen Raum zu verlassen, diese Casa zu verlassen und so schnell auch nicht mehr wiederzukommen wuchs mehr und mehr, aber ihre nächsten Worte hielten mich doch und so verhinderte sie, dass ich ihre Tür mit größter Gewalt zuschlagen würde .... von außen. “So? Das war mit Sicherheit nicht alles!“ Zur Not könnte man immer noch bei der CU nachfragen. Sura war im Aktenanlegen ja äußerst begabt und so war irgendwo dieser Fall wohl auch aufgezeichnet.

  • In diesem Moment wo er mit ihr sprach und das sagte wusste sie nicht was besser gewesen wäre, dass er sie noch einmal geschlagen hätte oder das anhören zu müssen. Wie vom Donner gerührt sah sie ihn an und hasste sich dafür was sie zu ihm gesagt hatte. Früher hatten sie sich immer mal wieder gestritten, aber das war normal bei einer so viel jüngeren Schwester wie sie eine war. Es waren belanglose Streitereien gewesen, aber dies hier war so anders und viel ernster als alles was zuvor gewesen war. Ihre Hand wanderte auf den Tisch neben ihr, an dem sie lehnte und wo auch der angefangene, aber nicht vollendete Brief lag und hielt sich dann an der Tischkante fest. Sie brauchte etwas was ihr Halt gab, denn seine Worte schienen sie umhauen zu wollen. "Das wollte ich nicht sagen." Eine Entschuldigung, die ihren Weg wohl viel zu spät gefunden hatte. Sagte man einmal worte so waren sie eigentlich unwiederrufbar und das setzte ihr ziemlich zu und so konnte sie auch die Tränen nicht mehr aufhalten, die schillernd an ihren geröteten und brennenden Wangen entlangliefen. Wie eine Verbrecherin kam sie sich vor, die man nun vorgeführt hatte und reden musste. "Sie haben mich mit einem Dolch bedroht und wollten, dass ich mit ihnen komme. Sie hätten Vater nach Geld erpressen wollen, da sie von uns nichts bekommen hatten. Sie wollten sich dafür rächen, dass sie in die Flucht geschlagen wurden und deswegen bedrohten sie mich. Doch da kamen Männer der Urbanae und wollten sie kontrollieren. Ich konnte ihnen nichts sagen, weil der eine den Dolch in meinem Rücken hatte. Doch je mehr sie redeten umso schlimmer wurde die Situation bis ich den Dolch am Hals hatte." Nun zeigte Calvina auf die Stelle wo der Dolch in ihre Haut geschnitten hatte und man, nur wenn man genau hinsah eine feine Narbe erkannte. "Irgendwie wurden sie überwältigt und ich zu einem Medicus gebracht. Ich habe alles verheimlicht und denke nicht, das Vater etwas weiß. Calvina hielt es nicht für so wichtig zu erwähnen, dass dieser Medicus der Mann war, der ihr Herz schneller schlagen ließ.

  • “Das wolltest du nicht sagen? Worte sind unwiderruflich, ich würde darauf achten, was man sagt und zwar möglichst bevor man es tut!“ erwiderte ich noch immer voller Zorn. Das würde sie nicht noch einmal machen und ich freute mich schon richtig, wieder in der Castra Vigilum zu sein, denn nicht einmal unter Soldaten gab es diese Beleidigungen und wenn doch so gab es ordentliche Bestrafungen dafür. Bei ihren nächsten Worten schüttelte ich einfach nur noch den Kopf. Das durfte alles nicht wahr sein. Meine Schwester wurde auf offener Straße bedroht, überfallen, als Geißel genommen, um Lösegeld zu erpressen und sie sagte mir nichts? Ja sogar eine Narbe hatte sie deswegen ... nein, da konnte ich einfach nur mit dem Kopf schütteln.


    “Ich werde mit Vater reden und wir werden dafür eine Lösung finden. Ohne Begleitung wirst du diese Casa vorerst nicht mehr verlassen! Sollte ich hören, dass du es doch tust ... ich weiß nicht, welche Sanktionen Vater so verteilt.“ Langsam packte ich mit meiner Rechten an die Schläfe und schloss kurz die Augen. Das musste man erst einmal verarbeiten, solche Dinge erfuhr man nicht jeden Tag. “Gibt es sonst noch etwas?“

  • Nachdem er erst an der falschen Casa Helvetia gewesen war, kam er nun endlich an der richtigen an, aber wer konnte denn auch wissen, dass es hier zwei von der Sorte gab? Man sollte Hausnummern erfinden :D
    Also gab der Bote hier den Brief ab und verschwand dann auch wieder.



    Marcus Decimus Mattiacus,
    Regia Legati Augusti
    Mogontiacum, Germania Superior


    An
    Helvetia Calvina
    Casa Helvetia
    Roma, Italia





    Salve Calvnia,


    ich schreibe dir aus dem kühlen Mogontiacum, denn es wird Herbst. Die Blätter ändern hier früher die Farbe als bei uns, auch weht der Wind schärfer und Helios verweilt nicht so lange am Himmel wie in Italia. Mein Posten als Quaestor hat mich durch die ganze Provinz geführt, immer den Rhenus entlang und ich habe eine Bunte Provinz erlebt. Römer leben zusammen mit Germanen und Kelten friedlich hinter den Palisaden des Limes, von dem ab und an ein paar Räuberbanden ihren Weg an einzelne Gutshöfe finden, aber häufig von den tapferen Auxiliaren aufgehalten werden.
    Mogontiacum ist ein kleines Rom mitten in Germanien. Hier gibt es Bäder, Theater und sogar Wein, den man trinken kann. Ich selbst war bei einem Erntedankfest der Germanen dabei und ihre Riten erscheinen zwar barbarisch, sind aber von der selben religiösen Aura wie die römischen Auspizien. Es war sehr faszinierend ihre fremden Gesänge zu hören und ihre Sitten zu erleben.
    Noch ein paar Monate muss ich hier ausharren, bevor ich wieder nach Rom zurückkehre. Aber dann werde ich dir noch mehr erzählen.


    Bis dahin verbleibe ich mit den besten Grüßen an dich,


    Mattiacus


  • So schlecht hatte sie sich noch nie im Leben gefühlt und so schlimm hatte im Leben auch noch nicht ihre Wange gebrannt. Man konnte es fast nicht glauben, aber ihre Wangen waren immer noch gerötet, wegen den zwei Schlägen die sie von ihm bekommen hatte. Ob sie ihm diese je verzeihen würde wusste sie nicht, denn es war das schmerzhafteste was er ihr hatte antun können, auch wenn sie nicht nett gewesen war, aber zuerst war die Backpfeife gewesen und dann ihre harten Worte. Alles nur weil sie etwas nicht erzählen wollte, schließlich war es doch alles schon geschehen und konnte nicht mehr rückgängig gemacht werden. Weitere Tränen hielt sie tapfer zurück und auch den Wunsch, dass sie ihn gerne, trotz allem, umarmt hätte. Der dicke Kloß in ihrem Hals, schien seinen Umfang auch nicht verringern zu wollen sondern wuchs immer weiter an.
    "Bitte Cato, du kannst nicht mit Vater reden, er würde sicher sauer werden, weil er von dieser Geschichte nichts weiß. Tu mir das nicht an. Biiiiiitteeee!" In ihren Augen stand diese Bitte nur noch viel stärker und sie hoffte wirklich, dass er nicht zu ihm gehen würde. Mit einem Sklaven an ihrer Seite konnte sie ja noch leben, aber Vater würde sie vielleicht wegschicken oder was er für Möglichkeiten hatte. Er wollte sie hier einsperren? Sie nicht mehr alleine rauslassen? Daran konnte sie sich nicht halten, schließlich ging sie auch die anderen Tage nach draussen, sogar in Begleitung von Sklaven, wenn auch keine wirklich kräftigen. Calvina wollte nicht wissen was er dann machen wollte wenn er sie dabei erwischen würde, aber neugierig war sie dennoch. "Was würdest du machen? Du kannst mich doch hier nicht einsperren? Ich war die letzten Tage auch draussen. Es gibt nicht mehr was ich dazu sagen könnte, du weißt nun alles."

  • Calvina war ganz aus dem Häusschen als einer der Sklaven ihr einen Brief überbrachte und dieser auch noch wirklich von Mattiacus war. Alles was war, war auf einmal vergessen und eiligst rollte sie das Pergament auf und las ihn durch. Ein Lächeln war auf ihren Lippen und sie versuchte sich vorzustellen wie es in Germanien war. Es musste wirklich viel zu sehen geben und viel lieber wäre sie dort bei ihm, als alleine zu Hause. Wenigstens brauchte sie nun nicht mehr die Hilfe ihres Bruder um einen Brief zu verschicken, denn nun hatte sie die Adresse von ihm. Ein Stein fiel von ihrem Herzen. Sogleich setzte sie sich an das kleine Tischchen und begann einen Brief an Mattiacus zu verfassen. Einzig alleine musste sie noch überlegen wie sie den Brief aus der Casa rausbekommen konnte. Sie dachte sogar schon daran einfach die Casa zu verlassen und auf eigene Faus nach Germanien zu reisen, sicher würde sie das irgendwie schaffen.





    Helvetia Calvina
    Casa Helvetia
    Roma, Italia


    An


    Marcus Decimus Mattiacus,
    Regia Legati Augusti
    Mogontiacum, Germania Superior





    Salve Mattiacus,


    ich habe mich sehr gefreut von Dir einen Brief zu erhalten. Ich habe sogar die ganze Zeit gehofft, dass Du mir bald schreiben würdest und nun war es endlich so weit.
    Hier beginnt es auch ganz langsam kühler zu werden, aber die Blätter wollen noch nicht so recht fallen, aber die Nächte sind schon kühl und ein wenig unanagnehm.
    Es hört sich interessant an, da wo Du jetzt bist. Wenn ich ganz ehrlich bin, wünschte ich mir jetzt in dem fernen Germanien zu sein, denn hier läuft nicht alles so wie es sollte.
    Wenn ich die Möglichkeiten hätte würde ich einfach gehen, aber das darf ich nicht. Mein Bruder hat von den Tagen erfahren und von den Männern die erst uns gemeinsam aufgelauert hatten
    und mich dann später alleine erwischten. Ich habe meinen Bruder noch nie so ausser sich erlebt und weil ich ihm nicht gleich alles erzählen wollte hat er mich geschlagen.
    Ich sehe das alles immer noch vor mir und spüre seine Hand im Gesicht. Ich weiß nicht einmal wie ich Dir am besten diesen brief zukommen lasse, denn er lässt mich alleine nicht mehr aus der Casa und er will zu Vater gehen und dann weiß ich nicht was geschieht. Vielleicht hat er auch schon mit ihm gesprchen oder erhat ihn noch nicht gesehen, was mich dann aber ehrlich gesagt nicht weiter stören würde in dieser Situation.


    Am besten ich suche mir eine Sklavin aus unserer Casa und lasse die den Brief zum Cursus Publicus bringen, damit er Dich so bald wie möglich erreicht.
    Zum Trost denke ich immer wieder an unseren Abschied hier in der Casa. Gerne würde ich wieder ein Treffen mit Dir haben, wenn Du wieder in Roma bist. Sehr hoffe ich, dass die Zeit bis dahin schnell umgehen wird.
    Ich freue mich auf Deine Erzählungen die Du dann zu berichten hast und in mir wirst Du ganz bestimmt einen großen Zuhörer finden.


    Ich wünsche Dir auch weiterhin alles Gute in Germanien und vor allem sehr viel Gesundheit.


    Calvina

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!