Caius hatte die beeindruckende Villa durchquert und betrat nun das Officium. Er staunte auch hier ein wenig - es war größer als seine ganze Wohnung!
Er ging langsam auf den Mann hinter dem Schreibtisch zu und grüßte leise
"Salve, Domine!"
Caius hatte die beeindruckende Villa durchquert und betrat nun das Officium. Er staunte auch hier ein wenig - es war größer als seine ganze Wohnung!
Er ging langsam auf den Mann hinter dem Schreibtisch zu und grüßte leise
"Salve, Domine!"
Durus musterte den Burschen, der da hereintrat. Er wirkte äußerst schäbig und der Patrizier fragte sich, was er wollte.
"Salve,...wie heißt du noch gleich?"
Caius fühlte sich wieder unwohl. Er musste sich unterordnen - er hasste das!
"Caius Terentius Brutus, Herr. Ich däd gern dein Klient werdn, Herr."
Die Röte stieg ihm ins Gesicht.
Durus lehnte sich zurück. Dieser Mann würde ihm bestimmt nicht viel Nutzen bringen...nur eine Stimme mehr. Aber es war Wahlkampf! Da konnten ein paar Klienten mehr sicher nicht schaden...außerdem würde er vielleicht ein guter Spitzel in seinem Viertel sein...
"Gut. Ich werde dein Patron. Hast du Familie?"
Es lief! Das würde er feiern!
"Ja, Herr. 'Ne Frau und zwei Boum. Wir sin grade hergezogn."
antwortete er nicht ohne Stolz.
Durus nickte. Es erinnerte ihn daran, dass er selbst mal zusehen sollte, sich eine Familie anzulegen. Die richtige Frau hatte er ja schon gefunden...nur noch nicht so recht gefragt...
Dann sammelte er seine Gedanken wieder. Der Mann hatte einen fürchterlichen Dialekt!
"Wie du sicher weißt, ist zur Zeit Wahlkampf. Ich könnte dich also brauchen. Ich möchte, dass du mich ein wenig begleitest."
Das war ja einfach! Caius nickte stumm.
"Könntest du...also ich mein...könntest du mir vielleicht ein bissl Unterstützung gebn?"
fragte er noch vorsichtig.
Durus hatte diese Frage eigentlich nicht gleich beim ersten Besuch erwartet. Andererseits war der Bursche ja auch ein sehr abgerissener Typ...
"Natürlich. Lass dir von meinem Sklaven etwas geben.
Ich brauche dich dann morgen mittag. Also nach der Arbeit. Und zieh' dir dafür bitte etwas anständiges an!"
Wenn er mit solchen Klienten auftauchte, würden seine Wähler bestimmt nicht besonders entzückt sein...
Caius war froh, dass sein Patron ihn nun entließ. Die Anmerkung ließ ihn jedoch aufhorchen
"Ich habe nichts anderes, Herr!" erklärte er beschämt.
Durus seufzte. Der Typ war noch schlimmer, als er gedacht hatte. Er würde wohl doch nicht besonders viel Freude mit ihm haben...
"Dann...lass dir auch eine Tunika von meinem Sklaven geben. Vale!"
Jetzt musste man seinen Klienten schon die elementarsten Dinge geben...bevor der Mann weitere Wünsche äußerte, verabschiedete Durus sich.
Caius nickte wieder. Eine Tunika bekam er auch noch. Nicht schlecht....
"Danke! Also ich komm dann morgn mittag."
Dass er ohnehin keine Arbeit hatte, nach der er kommen konnte, verschwieg er vorerst dezent. Man musste den Herrn ja nicht gleich mit allem schocken!
Stattdessen ging er hinaus, wo angeblich ein Sklave wartete.
Nachdem er das neue Klientelverhältnis geschlossen hatte, überlegte Durus, was als nächstes zu tun sei. Noch etwas für die Wahl tun...
Also holte er seine Briefbögen hervor, wobei er sich erinnerte, dass er vor langer Zeit Neue bestellt hatte, aber keine bekommen hatte. So musste er noch immer die Bögen, die ihn als Advocatus auswiesen, benutzen...
Ad
Lucius Flavius Furianus, Architectus Provincialis
Curia Provincialis
Tarraco, Hispania Tarraconensis
Manius Tiberius Durus Lucio Flavio Furianio s.p.d.
Ich hatte noch gar keine Zeit, dir zu der Ernennung zum Architectus Provincialis zu gratulieren. Dies möchte ich auf diesem Wege tun. Hier in Rom geht alles drunter und drüber. Es gibt Gerüchte über ein Prodigium, außerdem tobt der Wahlkampf.
Damit wäre ich auch schon bei meinem Anliegen, das ich an dich hätte: Da ich zum Quaestor kandidiere, bitte ich dich um deine Unterstützung. Es gibt zahlreiche andere Kandidaten, die teils auf seltsame Weise versuchen, den Pöbel auf ihre Seite zu ziehen. Außerdem weißt du ja selbst, wie schwierig es ist, mit konservativen Werten in dieser schnelllebigen Gesellschaft zu einem Amt zu kommen.
Ich wäre dir sehr dankbar und wünsche dir eine schöne Zeit in Hispania
Noch einen weiteren Brief fertigte Durus für einen Bekannten.
Ad
Marcus Aurelius Corvinus
Villa Aurelia
Mantua, Italia
Manius Tiberius Durus Duumviro Marco Aurelio Corvino s.p.d.
Ich möchte dir mit diesem Brief noch einmal für deine Einladung zu den Liberalia danken, auch wenn ich nicht kommen konnte. Ich hoffe, sie sind gut verlaufen und du hast deinen Weg in die Welt der Bürger gut begonnen und deine Toga passt dir gut.
Da zur Zeit Wahlkampf in Rom ist und ich zum Quaestor Principis kandidiere, möchte ich dich als traditionsliebenden Patrizier bitten, mich bei der Wahl zu unterstützen. Ich wäre dir für diese Unterstützung sehr verbunden und würde mich zugunsten von dir und deiner Stadt beim Imperator einsetzen.
Ich wäre dir sehr dankbar und wünsche dir viel Erfolg bei der Verwaltung deiner Stadt
...marschierte Durus in sein Arbeitszimmer und setzte sich an den Tisch, zog einen Briefbogen hervor und schrieb
Ad
Helvetia Fabia
Casa Helvetia
Roma
Liebste Fabia,
wir haben uns lange nicht gesehen und ich sehne mich nach deiner Nähe. Ich habe dich besucht, aber niemand öffnete. Schreib mir doch, wann wir uns treffen können.
Vale cum centis basiis
http://home.arcor.de/fleisch14/IR/siegel-MTD.gif
Durus hatte von der Eröffnung des Verfahren gegen Tacitus erfahren und außerdem, dass er die Anklage führen würde. So nahm er sich Zeit, um seine Anklagerede vorzubereiten. Dazu hatte er sich in seinem Officium verbarrikadiert - nicht ohne Begeisterung, endlich wieder vor Gericht zu stehen. Zu lange hatte er die Basilica nicht mehr von innen gesehen. Jetzt war es endlich so weit!
So holte er die Codices, legte sich eine Tabula bereit und überlegte, wie er am dümmsten begann...
Endlich hatte er eine Idee und begann, sich Stichpunkte aufzuschreiben. Danach überlegte er sich ein paar schöne Sätze, die er unbedingt einbringen wollte und schließlich ging er alles noch einmal durch. Sollte er das Edikt ablesen oder auswendig vortragen? Naja, vorlesen wirkte irgendwie...seriöser...wortgetreuer auf jeden Fall...
Schließlich stand er auf und ließ sich einen Spiegel bringen - der Sklave brachte einen Handspiegel, den er wohl aus dem Cubiculum einer seiner Schwestern stibitzt hatte. Doch das war egal, denn nun scheuchte er den Sklaven wieder hinaus und trug die Rede dem Spiegel vor.
Immer wieder ging er sie durch, bis er sie auswendig, verbunden mit dem richtigen Mienenspiel und der richtigen Gestik vortragen konnte.
Durus war vom Conventus Quaestorum zurückgekommen und war dabei auf eine Idee gekommen, die ihm immer besser gefiel. Er könnte eine kleine Cena mit den neuen Amtsträgern des Cursus Honorum abhalten, um den Wahlsieg zu feiern und sie besser kennen zu lernen.
Da ihm diese Idee so gut gefiel, setzte er sie sofort um. Also rief er Jakobus und erklärte ihm
"Ich möchte eine Cena mit den neugewählten Magistraten des Cursus Honorum abhalten! Organisiere alles Notwendige! - Lade nur die Amtsträger ein...hmm...dann wäre das Triclinium fast etwas leer, fällt mir da ein...ich wollte schon immer mal ein Sigma habe! Ich werde ein solches modernes Möbelstück einkaufen, du kümmerst dich um einen guten Speiseplan, Einkäufe, Einladungen. Alles klar?"
Jakobus war natürlich sofort herbeigeeilt, als sein Herr ihn gerufen hatte und verfolgte nun überrascht die Anweisungen. Sein Herr hatte nie etwas erwähnt bis jetzt!
"In Ordnung. Und wann möchtest du das Convivium abhalten?"
fragte er dann noch - diese Frage würde stark entscheiden, wie viel Stress der getreue Sklave haben würde!
Durus wollte gerade antworten, als ihm die Hochzeitseinladung des flavischen Quaestors in die Augen fiel.
"Oh, wir treffen uns ja ohnehin in naher Zukunft, fällt mir gerade ein! Naja, plane alles, aber kaufe noch nicht ein - wir verschieben das ganze ein wenig."
Dann lehnte er sich wieder zurück und ärgerte sich, dass er ständig irgendwelche Dinge vergaß...
Durus beschloss, wieder einmal einen Brief nach Hispania zu schicken - er hatte dem guten Furianus schon lange nicht mehr geschrieben. Jetzt war es wieder Zeit.
Ad
Lucius Flavius Furianus, Architectus Provincialis
Curia Provincialis
Tarraco, Hispania Tarraconensis
Manius Tiberius Durus Lucio Flavio Furianio s.p.d.
wieder einmal schreibe ich dir. Lange haben wir uns nicht geschrieben und endlich möchte ich dir für deine Unterstützung bei der Wahl danken. Sie bescherte mir immerhin die zweitmeiste Stimmenzahl unter den Kandidaten um die Quaestur. Wie du sicher erfahren hast, wurde ich trotzdem nicht zum Quaestor Principis, aber immerhin machte man mich zum Sekretär der Konsuln. Die Zusammenarbeit mit deinem Verwandten Gracchus funktioniert gut.
Offensichtlich kann man von einer neuen Blüte des Patriziats sprechen, denn es wurden gleich drei Söhne patrizischer Geschlechter zu Quaestoren gewählt. Das stimmt mich auch im Hinblick auf die Zukunft unseres Standes optimistisch. Außerdem verspricht es natürlich einen interessanten Wahlkampf zum Postend es Aedilis Curulis.
Aber ich möchte dich nicht mit Politik langweilen. Viel mehr interessiert mich dein Befinden. Außerdem habe ich festgestellt, dass ich noch immer nicht dein Domizil kenne. Besitzt die Gens Flavia einen Wohnsitz in Tarraco?
Neuigkeiten aus Rom weiß ich kaum zu berichten. Ich verhandle in naher Zukunft den Fall des Helvetius Tacitus. Sein Edikt ist dem Imperator sauer aufgestoßen. Als Subauctor wirst du sonst ohnehin über die Acta informiert sein.
Falls du wieder einmal in Rom bist, kannst du dich ja melden - ich würde mich freuen, dich in meinem Heim bewirten zu dürfen!
Lass es dir gut gehen
http://home.arcor.de/fleisch14/IR/siegel-MTD.gif
ANTE DIEM XIV KAL OCT DCCCLVI A.U.C. (18.9.2006/103 n.Chr.)
Noch einmal ärgerte sich der Tiberier, dass er noch immer kein neues Briefpapier hatte. Er würde sich einen neuen Lieferanten suchen - der alte hatte ihn wohl hängenlassen! Und das jetzt, wo er anständiges Briefpapier brauchte - als Quaestor!
ZitatOriginal von Manius Tiberius Durus
Durus wollte gerade antworten, als ihm die Hochzeitseinladung des flavischen Quaestors in die Augen fiel.
"Oh, wir treffen uns ja ohnehin in naher Zukunft, fällt mir gerade ein! Naja, plane alles, aber kaufe noch nicht ein - wir verschieben das ganze ein wenig."
Dann lehnte er sich wieder zurück und ärgerte sich, dass er ständig irgendwelche Dinge vergaß...
Jakobus wunderte sich wieder einmal über die Vergesslichkeit seines Herrn. Wie war dieser Mann nur so weit gekommen? Naja, egal...
"Jawohl, Herr - ich werde mich sofort darum kümmern. Vale!"
Damit verneigte er sich und ging hinaus.
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