Officium | Manius Tiberius Durus

  • Durus warf ein


    "Meinen Glückwunsch!"


    ein und nahm dann den Brief. Zuerst fiel ihm der Absender auf - er hatte nicht gewusst, dass der Brief an Claudia gegangen war. Das war ein Serienschreiben gewesen. Aber was war daran zu erklären? Es stand doch alles drauf! Er sah sie etwas verwirrt an und begann dann


    "Was gibt es zu erklären? Die Societas Veneris ist doch ein Kultverein. Nach der neuen Lex Communitatis darf sie deshalb kein Eigentum besitzen."

  • "Ich möchte mir nicht anmassen dieses ominöse neue Gesetz wirklich auswendig zu kennen, aber meinen Informationen nach, geht es in dem Abschnitt, der in diesem Brief genannt wird, um Vereine und nicht um Kultvereine." sagte sie.


    "Kultvereine und allgemeine Vereine sind doch wohl zwei grundverschiedene Dinge. Ich gehe nicht davon aus, dass die Fratres Arvales oder die Salii oder die Augustales einen solchen Brief bekommen haben, oder?"

  • Durus war noch immer ein wenig verwundert. Eine derartige Theorie war ihm völlig fremd.


    "Die Arvales Fratres haben kein Vereinsvermögen. Die Salier meines Wissens auch nicht und die Augustales...auch nicht. Die Opfer et cetera werden aus Privatschatullen bezahlt.
    Aber wir können ja noch einmal nachsehen."


    Er erhob sich und ging zu der Nische, in der er die Codices und Leges aufbewahrte. Nach kurzem Suchen holte er eine recht neu wirkende Rolle hervor, deren angehängter Zettel sie als Lex Communitatis auszeichnete. Kurz las er nach und reichte sie dann an Claudia weiter.


    "Ich sehe nicht, warum ein Kultverein kein Verein sein sollte. Aber du könntest beim Imperator eine Sonderregelung erwirken - könnte ich mir zumindest vorstellen..."


    sagte er noch, um einen Lichtblick zu bieten.

  • Durus zuckte mit den Schultern.


    "Warum nicht? Haben wir nicht einen neuen Wachhund? Oder dieser Klotz...ähm... - Titus heißt er glaube ich - könnte darauf aufpassen.
    Oder ihr teilt es auf."


    Er schwieg kurz und fügte dann hinzu


    "Ich habe diese Anweisung ja nicht aus einer Laune heraus gegeben. Aber dem Gesetz muss genüge getan werden."


    Er machte ein entschuldigendes Gesicht.

  • "Ich nehme an, du bist dir über die Beträge, um die es hier geht, bewusst. Das sind Beträge, die ich guten Gewissens hier nicht lagern würde. Die würde ich nicht einmal in der Curia Iulia lagern." sagte sie.


    "Gibt es von Seiten des Aedils keine Möglichkeit für eine Ausnahmeregelung?" Sie hatte nicht wirklich viel Lust zum Imperator zu gehen, hatte er sie doch zuletzt nicht sonderlich respektvoll behandelt.

  • Warum hatte die Societas so viel Vermögen? Sehr seltsam...


    "Ich könnte einfach untätig bleiben, aber dem nächsten Aedil wird es zweifelsohne auffallen. Und meine Amtszeit läuft aus."


    Ihm widerstrebte es zwar ein wenig, Gesetze zu umgehen, aber für die Familie tat er es gern. Außerdem wusste er ohnehin nicht den Sinn der Lex.


    "Ihr solltet auf jeden Fall zeitnah eine Lösung für das Problem finden. Vielleicht solltet ihr es doch aufteilen. Letztendlich werdet ihr es ohnehin in den Kult investieren - nur eben offiziell aus der Privattasche."


    Gesetze waren eben doch nur Richtlinien, die es auszulegen galt ;)

  • "Es wäre uns zumindest geholfen, wenn sich das alles noch einige Tage oder Wochen aufschieben liesse. Über eine Lösung werden wir uns bis dahin Gedanken machen und hoffentlich zu einem akzeptablem Ergebnis kommen." sagte sie.

  • "Kein Problem. Ich werde nichts unternehmen. Allerdings könnte es sein, dass die kaiserliche Finanzabteilung informiert ist. Möglicherweise wird sie tätig."


    bemerkte er nach kurzem Überlegen. Damit war seine Ermunterung auch schon wieder hinfällig. Er überlegte noch einen kurzen Moment und wechselte das Thema.


    "Aber wo ich dich gerade treffe: Du warst doch im Cultus Deorum tätig. Ich hätte diesbezüglich eine Frage: Für das Collegium der Auguren benötigt man beide cursi rerum sacrarum, nicht wahr? Und diese kosten je 500 Sesterzen?"

  • "Um die kaiserliche Finanzabteilung werden wir uns dann kümmern, wenn es notwendig ist. Ich danke dir schon mal, dass du nichts unternehmen wirst."


    Seine Frage traf sie etwas überrascht und sie musste zuerst in ihren Erinnerungen kramen.


    "Ja, um in die Collegien zu kommen sind beide Probatios Pflicht. Und sofern du nicht zuvor Mitglied des Cultus Deorum wirst, musst du für jede Probatio 500 Sesterzen an den Cultus bezahlen." sagte sie.


    "Beabsichtigst du Augur zu werden?"

  • Durus sog tief Luft ein. Die Idee war ein wenig unausgegoren und er hatte auch mit niemandem darüber geredet. Aber Informieren kostete ja nichts.


    "Ich spiele mit dem Gedanken. Als Senator gibt es ja wenige ehrenvolle Beschäftigungen..."


    Soweit er wusste, war auch der ein oder andere Augur schon etwas älter...

  • Claudia nickte. "Dann liegt so etwas natürlich nahe. Für den Fall, dass du in dieser Angelegenheit beim Imperator vorstellig werden willst, so solltest du meinen Namen nicht erwähnen. Er ist nicht wirklich gut auf mich zu sprechen." sagte sie mit Rat-gebender Stimme.

  • "Nun ja, du erinnerst dich sicherlich, dass ich einst dem Collegium Pontificum angehörte. Und sicherlich erinnerst du dich auch daran, dass ich aufgrund einer schweren Krankheit, freiwillig aus diesem ausschied. Dies sollte lediglich vorübergehend sein und eigentlich sollte ich nach meiner Genesung wieder in meiner alten Funktion dienen." begann sie.


    "Als ich dann, nachdem ich wieder gesundet war, bei ihm vorstellig wurde um mit ihm über meine Zukunft im Cultus zu sprechen. Das Angebot, dass er mir machte, war bestenfalls als respektlos zu bezeichnen. Er forderte von mir, dass ich zuerst wieder als Sacerdos dienen und mir eine Wiederaufnahme durch diese ominösen Probationes und dem Dienst als Sacerdos verdienen sollte."

  • "Aber das dürfte für dich doch kein Problem darstellen - zumindest die Prüfungen..."


    fragte er verwirrt. Die erneute Bewährung als Sacerdos kam ihm allerdings auch etwas seltsam vor. Dabei kam ihm die Frage, ob er derartige Probationes absolvieren konnte...

  • "Es wäre sicherlich kein Problem gewesen diese Anforderungen zu erfüllen, doch war es eine gezielte Demütigung meiner Person." sagte sie.


    "Ich trat zur ersten Prüfung in der Schola an und als Prüfer schickte mir unser respektloser Pontifex Maximus niemand anderen als einen meiner ehemaligen Schüler. Es war demütigend dort zu sitzen, unter den Augen eines Mannes, den ich einst ausbildete, und mich vor eben diesem zu beweisen."

  • Durus Augenbraue hob sich. So etwas war zweifelsohne kein feiner Zug des Kaisers gewesen. Eine Priesterin von solch einer Vergangenheit von einem Schüler zu prüfen! Er fragte sich überhaupt, was diese Prüfungen sollten - jeder gute Römer lernte von Kindesbeinen an alle wichtigen Riten und Gebräuche im eigenen Hause - zumindest glaubte Durus das!


    "Verstehe. Und nun ziehst du dich ins private Leben zurück?"


    fragte er weiter.

  • "Jedenfalls liegt das in meiner Absicht. Natürlich könnte ich auch das tun, was diese 'modernen' Plebejerinnen tun und mir irgendeinen Verwaltungsposten suchen, doch wäre dies sicherlich nicht unbedingt im Sinne der Familie." sagte sie.

  • Durus nickte.


    "Da hast du Recht. Aber du wirst ja bald einen Mann haben, der für dich sorgt. Wie läuft es nun eigentlich mit Furianus? Wie weit sind die Hochzeitspläne gediehen?"

  • "Das ist eine wirklich gute Frage. Wir waren schon so weit einen Termin festzusetzen, doch dieser verlief aufgrund irgendwelcher Verpflichtungen und Umstände im Sande. Im Prinzip warte ich darauf, dass wir einen neuen Termin festlegen können, denn Zeit wird es langsam."


    Sie wollte nicht darüber nachdenken, wie lange sie nun schon verlobt war, denn es war definitiv zu lang.

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