• Hedda biss sich auf die Lippen und suchte einen anderen Punkt den sie ansehen konnte. Sie war den Tränen nahe, aus dem Grund da sie schon einmal eine Hand angenommen hatte und auf die ganzen Worte hörte die sie nun hier her getrieben hatten. Langsam spürte sie wie sich heiße Tränen in ihren Augen sammelten und verbissen versuchte sie diese zurückzudrängen und sie nicht hervorzulassen, aber es wollte ihr einfach nicht gelingen und so liefen sie über ihre Wangen und zogen eine feuchte Spur hinterher.
    Wie konnte er nach allem seine Worte denn noch ernst meinen? Das war ihr mehr als nur unverständlich und sie wusste einfach nicht ob sie ihm glauben sollte oder ob sie den Weg gehen sollte der ihren sicheren Tod bestimmte. Hedda sah auf seine Hand, eine ganze lange Weile und traute sich nicht diese zu fassen, stattdessen sah sie einfach weiter drauf und machte nichts.
    "Wie kannst du dir so sicher sein, dass man mich begnadigt nachdem was war?" Ihr fragender Blick traf ihn und immer noch hatte sie nicht seine Hand ergriffen.

  • Er ließ die Hand, wo sie war und gab ihr Zeit. Mit der anderen jedoch holte er ein sauberes Tuch aus seiner Hose und reichte es ihr, damit sie sich die Tränen fortwischen konnte, wenn sie wollte. Sanft sagte er: "Ich kann es nicht und ich bin es nicht. Ich weiss auch nicht, ob mich meine Familie nicht für wahnsinnig erklären wird, wahrscheinlich wird sie es, weil ich ein so, ja vielleicht unkalkulierbares Risiko eingehe. Aber ich bin der Meinung, dass Du eine Chance brauchst und derzeit keine hast. Aber ich möchte sie Dir geben. Denn vom ersten Moment an, an dem ich Dir über den Weg gelaufen bin, hab ich mehr in Dir gesehen. Sonst hätte ich Dir schon damals nicht die Hilfe wegen einer Arbeit angeboten." Er lächelte leicht. "Wenn Du es versuchen willst, wenn Du darum kämpfen willst zu leben, werde ich alles mir in meiner Macht stehende tun ebenfalls dafür zu kämpfen. Ich kann nicht garantieren, dass Du nicht eine Zeit in Haft wirst verbringen müssen, aber ich kann, sollte es schlimmstenfalls das sein, dafür sorgen, dass die Haft zumindest bedeutend angenehmer wird, als das, was Du bisher ertragen hast. Und sollte man Dich gänzlich begnadigen, kann ich dafür sorgen, dass Du eine Zukunft bekommst!" Er sah sie ernst, aber zugleich freundlich und offen an. "Das einzige, was ich dafür verlange ist, dass Du es auch wirklich willst und in Zukunft auf der sogenannten rechten Bahn bleibst."

  • Nur sehr zögerlich griff sie nach dem Tuch, aber anstatt sich die Tränen abzuwischen hielt sie es in ihrer Hand und drehte es hin und her. Nein sie konnte den Mann nicht verstehen und sich selbst auch nicht. Langsam und mit wackeligen Beinen stand sie auf und spürte die Schmerzen auf der Stelle wieder. Es fiel ihr schwer zu laufen aber sie musste sich bewegen sonst würde sie verrückt werden. Ihre Haare und sie selber sahen so ungepflegt aus, als hätte sie sich seit langem nicht mehr um sich kümmern können.
    "Ich möchte hier raus und würde gerne etwas anderes mit meinem Leben machen, aber ich habe keine Hoffnung, sie fehlt mir einfach" sagte sie schwach und ging zu dem kleinen Fenster rüber, an dem sie sich abstützen musste da sie das Gefühl hatte jeden Moment zusammenzubrechen.

  • Er blieb ruhig sitzen und sah ihr hinterher, wartete geduldig, zog aber die Hand erst einmal zurück, weil es doch etwas blöd aussah, sie einfach so in die Luft zu halten. Aber nach ihren Worten lächelte er leicht. "Das ist ein Anfang. Dein Wille ist da. Und auch wenn du meinst, Dir würde die Hoffnung fehlen, aber alleine der Wille birgt schon Hoffnung in sich." Er musterte eine Weile ihren Rücken. "Gib Dir selber eine Chance! Was hast Du zu verlieren?"

  • Viel konnte sie durch das kleine Fenster nicht erkennen, aber deswegen war sie auch nicht hier her gekommen. Sie sah auch nicht wirklich nach draussen, sondern hielt sich einfach nur an dem Rand fest. Ihre Beine zitterten und sie hatte keine Kraft mehr, aber das alles spürte sie erst, als es schon zu spät war uns sie sich auf den Boden sinken ließ, wie schon so oft zuvor. "Zu verlieren gibt es wohl nicht mehr viel, wenn man schon alles verloren hat"
    sagte sie kraftlos.

  • Als er sie zu Boden sinken sah, sprang er auf und war beinahe sofort neben ihr, konnte aber nicht verhindern, dass sie dort lag, dafür hob er sie sachte auf und wunderte sich, wie leicht sie eigentlich war, und bettete sie dann sanft auf das Bett. "Hol frisches Wasser," befahl er bestimmt der Wache, die zunächst zögerte, dann aber sich umdrehte und auf dem Flur jemanden ansprach diesbezüglich. Dann sprach er wieder auf germanisch zu Hedda, wie schon vorher die ganze Zeit. "Wenn Du alles verloren hast, kannst Du nur noch gewinnen," sagte er sanft. "Willst Du es versuchen?"

  • Sie schien völlig am Ende von allem zu sein und an erster Stelle stand das Ende ihrer Kräfte. Sie wusste nicht was sie machen sollte oder was der wirklich richtige Weg war. Ihr Kopf rutschte zur Seite und sie hatte Mühe ihn zu halten, als er sie auf seine Arme hob und wieder zurück zu ihrer Pritsche brachte. Ihr war fürchterlich heiß und die Wunde an ihrem Hinterkopf hatte ein stätiges Pochen welches sich immer weiter auszubreiten schien. Sie wollte hier weg und am liebsten so schnell wie möglich.
    Es fiel schwer die Augen offen zu halten, aber sie gab sich Mühe und versuchte ihn anzusehen. "Werde es versuchen" sagte sie noch als sie sich etwas wegen der Schmerzen wegdrehte.

  • Er lächelte und legte ihr seine Hand sachte auf den Kopf, nur so, dass sie spürte, dass da was war, er ihr aber hoffentlich nicht mehr weh tat. "Dann Hedda, sei Dir gewiss, dass ich alles in meiner Macht stehende versuchen werde um Dich hier heraus zu bekommen und vor Allem Dein Leben zu bewahren." Er wusste, dass seine Familie ihn für verrückt erklären würde, aber tief in ihm drin wusste er, dass er es einfach tun musste. Die Kerle waren ihm egal, die konnten seinetwegen am Kreuze schmoren und von den Krähen die Augen ausgehackt bekommen, aber irgendwas an dem Mädchen war, was ihm sagte, dass er ihr etwas schuldete, trotz Allem, was er ihr zu verdanken hatte. "Ich werde noch einmal einen Medicus zu Dir schicken. Oder möchtest Du lieber eine germanische Heilkundige? Es gibt in der Nähe meiner Casa eine ältere Frau, die hervorragende Kenntnis darin hat," sagte er sanft und nahm wenig später auch das Wasser entgegen, was der Soldat ihm reichte. Ein Krug frischem, sogar fast kühlem Wasser. Er schenkte etwas davon in den mitgebrachten Becher und reichte ihn ihr.

  • Hedda würde wohl nie wissen warum er ihr unbedingt helfen wollte, denn diesen Punkt verstand sie immer noch nicht. "Es ist egal wer kommt und nachschaut, das alles ändert doch nichts" flüsterte sie wieder kraftlos und schloss ihre Augen. Sie spürte immer noch seine Hand auf ihrem Kopf, direkt über ihren Verband aber es war auszuhalten. Mit einer langsamen bewegung nahm sie ihm den Becher ab und trank etwas Wasser. Warum das alles fragte sie sich immer wieder, denn sie glaubte einfach nicht daran, dass er ihr würde helfen können. Sie würde sicher am Kreuz landen und die meißten würde es freuen.

  • "Es ist nicht egal, Hedda," sagte er freundlich und sanft. "Nichts und niemand ist egal, weisst Du?! Auch Du nicht!" Sanft strich er ihr über ihre Haare und erhob sich. "Ich werde die Wache bitten nach der Heilerin zu schicken. Ich denke, jemand germanisches wird Dir wohl lieber sein als wer römisches, mhm?" Er drehte sich zur Wache um und winkte sie näher, dann bat er sie leise darum sich um die Heilerin zu bemühen. Der Wache passte es eigentlich gar nicht, aber Valentin versprach gegenüber dem Centurio die volle Verantwortung zu übernehmen und so begann das Spiel wie mit dem Wasser von Vorne. Er setzte sich derweil neben ihre Pritsche und wartete schweigend, wollte ihr die Zeit geben sich zu erholen, vielleicht zu schlafen oder aber zu reden, wenn ihr danach war.

  • Sie bekam das fast alles nicht mehr mit, denn so langsam wurde sie von ihrer Müdigkeit übermannt und schloss wieder ihre Augen. Die Schwärze war erholender als die Wirklichkeit, denn hier hatte sie wenigstens die Möglichkeit sich zu verstecken und dem zu entgehen was ihr bevorstand. Ob sie ihnen noch etwas hätte sagen sollen? Da gab es noch etwas, aber das hatte sie bis jetzt verschwiegen, etwas was vielleicht als Beweise dienen würde, etwas wo sie wusste wo es war, etwas schriftliches, galt so etwas nicht als Beweis? Sie schlief ein, wollte nichts mehr davon wissen, vielleicht würde sie dieses Geheimnis mit in ihr Grab nehmen müssen. Hedda merkte nicht, dass Valentin noch da blieb.

  • Nicht ganz eine Stunde später kam eine ältere Frau in die Zelle und nickte dem Duumvir, den sie schon lange kannte freundlich zu. Er rutschte zur Seite und stand auf, erklärte ihr leise, was los war und sie sah ihn einen Moment erstaunt an, machte sich dann aber an ihre Arbeit. Vorsichtig untersuchte sie Hedda und ging dabei so behutsam vor, dass sie nicht unbedingt dabei wach werden würde. Sie trug ein paar Pasten auf und verband ihren Kopf neu. Dann ließ sie ein paar Kräuter von Valentin in den Becher mit Wasser mischen. Wenn sie wieder wach ist, gib ihr davon. Und das soll sie immer, wenn der Schmerz zu schlimm wird, nehmen. Wird sie getötet werden? Er nickte bestätigend. "Ich werd mich darum kümmern, dass sie es erklärt bekommt." Sein Blick ging zu Hedda. "Ich weiss es nicht, aber ich hoffe nicht."
    Obwohl sie Dir und Deiner Familie all das antat?
    "Sie ist jung und ich glaube, sie ist nur an die Falschen gekommen, als es in ihrem Leben schlecht ging. Sie braucht eine Chance um aus ihrem Leben doch noch was Gutes zu machen und ich bin sicher, das würde sie, wenn man ihr die Möglichkeit gibt."
    Du bist ein komischer Kauz, Duumvir, meinte die ältere Frau lächelnd.
    "Nein, ich bin nur ein Wolf vom Stamm der Ampsivarier. Ein Mann, der weiss, was es heisst keine Chance mehr zu haben und sie doch noch einmal zu bekommen." Er dachte an den Überfall damals und daran, dass er dort das erste Mal alles verloren hatte, auch seinen Willen.
    Ist das der Grund?
    "Welcher? Ihr zu helfen?" Die Frau nickte und er schüttelte den Kopf. "Nein, nicht nur. Aber wohl der Wichtigste."
    Und was wird Deine Familie sagen?
    "Mich für verrückt erklären, denke ich," lächelte er matt.
    Herzensgut, beschied die Frau. Mögen die Asen und Wanen Dich schützen und dafür sorgen, dass Du es nicht eines Tages schlecht vergolten bekommst.
    "Ich danke Dir," lächelte er. "Die Nornen werden sich schon irgendwas dabei gedacht haben." Die Frau nickte und verabschiedete sich etwas später. Lass mich rufen, wenn es nicht besser wird. "Ich werde dafür sorgen."
    Sie hatten sich leise unterhalten und die Wache immer wieder die ohren gespitzt um was zu verstehen, wobei Valentin nicht sagen konnte, ob die Wache germanisch verstand. Nun jedoch setzte er sich wieder neben ihre Pritsche und lehnte sich an die Wand um darauf zu warten, dass sie sich regte und ihr zu sagen, was die Heilerin gesagt hatte, hatte sie es nicht schon längst mitbekommen.

  • Hedda wurde von wirren Gedanken heimgesucht und bekam nur manchmal wie von ganz weit weg mit, dass es hier Stimmen gab, aber sie hätten auch nur in ihrem Kopf existieren können, sie hätte den Unterschied nicht bemerkt.
    Immer wieder stöhnte sie leise auf und drehte ihren Kopf, aber ihre Augen blieben einfach geschlossen und öffneten sich auch die nächsten Stunden nicht. Es war der Schlaf der ihr schon seit Tagen vergönnt war, der sie nun einholte und fest umklammert hielt. Immer wieder nuschelte sie ein paar Wörter vor sich hin, Wörter wie Schriftrollen und andere undeutliche und nicht zusammenpassende Sachen. Immer wieder wälzte sie sich von einer auf die andere Seite.

  • Er verharrte immer noch an Ort und Stelle, als sie aber immer unruhiger wurde, sah er sie besorgt an. Die Wache hingegen fragte sich langsam, wann der Duumvir endlich abhauen würde, er hatte keine Lust mehr sich die Beine in den Bauch zu stehen. Ausserdem würd das Miststück garantiert bald am Kreuze hängen.
    Valentin hingegen stand nach einer Weile auf und rüttelte Hedda sachte an der Schulter. "Hedda?!"

  • Die Gedanken wurden immer schlimmer und die Bilder nahmen in ihrem Kopf immer mehr Formen an, als sie etwas an der Schulter fasste und sie zusammenschreckte. Da waren sie wieder die Kopfschmerzen und das Pochen von eben diesem. Im ersten Moment wusste sie nicht wo sie war, doch als sie in das Gesicht von Valentin sah kam alles wieder über sie und das Bild des Carcers kam zusammen.
    "Ja? Was ist?"

  • Er musterte sie besorgt. "Du hast schlecht geträumt. Ich wollte vermeiden, dass Du Dich dabei aus Versehen weiter verletzt. Die Heilerin war da und hat Dir etwas für Deine Schmerzen da gelassen." Er reichte ihr den gemischten Becher mit Wasser und Kräutern. "Ich kann nicht garantieren, dass das Zeug schmeckt. Das, was sie mir vor ein paar Monaten aufgedrückt hatte, war zum Erbrechen, aber es hat geholfen," schmunzelte er. Dann deutete er neben sie. "Dort in dem Säckchen ist noch mehr, für später."

  • Noch etwas benommen sah sie den Duumvir an und setzte sich auf. Was hatte sie nur geträumt und was hatte sie geredet? Sie rieb sich über ihr Gesicht was sie aber auch nicht wacher machte und auch die Schmerzen nicht vergingen. Hedda zögerte als er ihr den Becher reichte, nahm ihn dann aber doch ohne davon zu trinken. Es schien als würde sie denken, dass er sie vergiften wollte. Wer wusste das schon vielleicht hatte er das ja wirklich vor, denn vertrauen konnte sie niemanden- "Danke" sagte sie und schaute zu dem kleinen Säckchen. Heilkräuter was sollte sie damit? Irgendwann würde sie diese Heilkräuter nicht mehr brauchen, denn am Kreuz waren diese Dinge wohl überflüssig.

  • Er verstand, dass sie nicht gleich trank. "Wenn Du willst, trinke ich zunächst daraus," bot er ihr an um zu zeigen, dass er sie nicht vergiften wollte. "Ich werde Dich auch gleich alleine lassen, wollte Dir nur noch einmal sagen, dass Du nicht aufgeben sollst, noch nicht. Ich werde sehen, was ich tun kann und Du kannst, wenn Du wirklich noch einmal versuchen willst die Chance auf ein Leben zu nutzen, überlegen, ob Du auch noch irgendwas weisst. Ich werde nachher mit dem Centurio reden und ihm erklären, dass ich mich dafür einsetze, dass Du hier herauskommst und noch einmal eine Chance bekommst."

  • Imme noch sah sie den Becher in ihrer Hand an und sie konnte sehr gut darauf verzichten, dass er zuerst aus diesem Trank. Sie kippte ihn einfach aus und schüttelte den Kopf. "Ich werde nichts davon nehmen. Ich glaube wenn ich noch etwas wüsste dann würde ich es nicht mehr sagen, denn es bringt nichts ausser noch mehr Schwierigkeiten."
    Sie legte den Becher nun ab, da er ja leer war und sah auf den Boden wo sich die Pfütze ausbreitete. Sie wusste noch etwas, aber warum sollte sie das sagen, sie dachte gar nicht dran. Dann schloss sie ihre Augen und versuchte die Schmerzen einfach so zu bekämpfen ohne, dass sie etwas annehmen musste.

  • Er sah sie einen Moment eigenartig an und seufzte. "In Ordnung, ich kann Dich nicht zu zwingen. Wenn Du doch meinst etwas zu brauchen, dann liegt dort das Säckchen mit den Kräutern und dort steht Wasser." Er erhob sich endgültig. "Ich werde dann sehen, was sich für Dich machen lässt. Wenn Du irgendwas brauchst, wo ich helfen kann, lass es mich wissen, ich werde dann sehen, was sich machen lässt." Er sah sie noch einen Moment an und nickte dann, ehe er sich zur Tür wandte und der Wache zunickte um klar zu machen, dass er soweit war. An der Tür drehte er sich noch einmal kurz um. "Ich wünsche Dir alles Gute, Hedda!"

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