Glabrio brachte diesen Brief persönlich zur Postannahme und bezahlte gleich dort.
An
Tiberius Duccius Lando
Mogontiacum
Germania
Mein lieber Freund!
Schon viel zu lange habe ich mich nicht bei dir gemeldet! Nun ist es höchste Zeit. Ich bin heile in Rom gelandet, die Reise mit meinem wundervollen Pferd war zwar anstrengend aber auch sehr schön. Im Augenblick steht es gegen Pfand im Stall eines Bekannten unter. Leider komme ich kaum dazu, es zu reiten oder zu besuchen.
Tatsächlich habe ich hier in Rom Brüder und Schwestern gefunden, in deren Haus ich auch lebe. Es gibt mehr von uns in Rom, als ich je gedacht hätte und im Gegensatz zu Germania ist das sehr schön, doch ich vermisse auch oft mein kleines Colonia oder den hohen wilden Norden. Und dich, mein Freund! Unter uns Brüdern herrscht eine grosse Freundlichkeit und Höflichkeit, doch ist sie nicht zu vergleichen mit der freien Vertrautheit unter guten Freunden. Oft kann ich nicht sagen, was ich denke. Mich stört vor allem, dass wir sehr versteckt leben müssen. Ich schlug vor kurzem vor, man könnte eine Audienz beim Kaiser oder den Konsuln beantragen und sich unter deren Schutz stellen, doch das stiess nur auf Ablehnung und man erklärte mich sogar für verrückt oder fieberkrank. Ich bin wieder versöhnt mit jenen und sicher wäre meine Aktion auch sehr riskant gewesen, doch so kommen wir nicht voran und gehen schon von Verfolgung und Ablehnung aus, bevor wir sie überhaupt erfahren haben. Sicher, auf der Strasse stossen wir oft auf Ablehnung, doch wer nicht für seine Rechte hier auf Erden kämpft, braucht sich nicht zu beschweren. Würde ich mich also gerne beschweren? Nein, doch den Kopf einziehen und alles beim Alten belassen halte ich auch nicht für gut.
Nun, ich habe einen neuen Scriba Personalis gefunden, bisher habe ich ihn wenig beschäftigt, doch wir werden demnächst gemeinsam an meinen Patron Flavius Furianus schreiben und um seinen Schutz bitten, ausserdem hoffe ich, dass wir doch noch einige wagemutigere Aktionen unternehmen werden. Sonst überlege ich tatsächlich, bald schon nach Judäa zu gehen und dort eine nach aussen hin aktivere Gemeinde zu finden.
Doch schreibe mir bitte hierhin nach Roma!
Wie geht es dir und Eila? Wie läuft eure Pferdezucht und wie steht es mit Germanien? Ist noch etwas wichtiges geschehen??
Erzähl mir alles, mein guter Loki!!
Vale bene,
Petronius Glabrio
P.S.: Falls in deiner Umgebung irgendwelche Petronier leben sollten, bitte grüsse sie herzlich von mir und rege an, sie mögen mir doch einmal einen Brief zukommen lassen. Nachdem ich aus Hispania fortgegangen bin, habe ich mit fast keinem Verwandten mehr zu tun gehabt!
Liebe Grüsse auch an Eila!