[Officium III] Scriba - Anmeldung erfolgt hier!

  • Zitat

    Der Petronier: "Salve, ich will mit dem Duumvir reden!"


    Die Tür öffnete sich und schon kam der nächste Karrierehengst hereinspaziert. Heute war offensichtlich Karrierewetter. Der Duumvir würde sich wundern. Diesmal war es der schnoddrige Typ vom Forum. Mit dem Entwurf für eine Marktordnung würde es heute wohl nichts mehr werden.


    "Ah, salve Petronius Crispus. Du willst zum Duumvir? Gerne. Mit welchem Anliegen?"

  • Eigentlich wusste Lucius nicht, was es den Scriba anging, was er von dem Duumvir wollte - allerdings hatte er von seinem Vater schmerzlich gelernt, dass man auch dumme Fragen lieber beantwortete, wenn sie von Amtsträgern oder Vätern kamen.


    "Es geht um meine Bestellung als Ankläger und - äh - um meine Aufnahme in den Ordo Decurionum."


    antwortete er deshalb knapp.

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  • Wenn hier im Officium immer ein solcher Publikumsverkehr ist, dann kann ich meine Sonderaufträge auf den Müll schmeißen, dachte sich Pacatus. Dann fiel ihm aber ein, dass da auch noch Boduus war, der jetzt zwar jede Menge liegen gebliebener Schriftstücke aufarbeitete, aber irgendwann musste der ja auch mal damit fertig werden. Jetzt erst mal den Petronier durchwinken.


    "Nimm bitte Platz. Es dauert nur einen Moment und ein kleines Weilchen. Ich sag dem Duumvir Bescheid".

  • Dass es gleich "ein kleines Weilchen" dauerte, ließ Lucius zwar missmutig dreinblicken, aber er verkniff sich einen Kommentar über die langsamen Mühlen der Verwaltung, sondern setzte sich einfach.

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  • Eilenden Schritts kam Pacatus in sein Officium zurück. Man sollte ja Besucher nicht unmäßig lange warten lassen, weil sich dann in deren Gehirnen der Gedanke von den langsam mahlenden Mühlen der Administration festzusetzen pflegt.


    "Der Duumvir hat gesagt, ich solle Dich mal fix reinschicken. Viel Erfolg, Petronius Crispus. Es ist gleich gegenüber, die Tür ist offen".

  • Wortlos stand Lucius auf und ging hinüber - er wusste natürlich, wo der Duumvir saß, aber es war wohl verschwendete Energie, dies zu äußern.

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  • Was, schon wieder einer? Nein, diesmal kam kein Besucher zur Tür herein, sondern der der Duumvir höchstselbst und schleppte den vorhin durchgewinkten Domitier mit sich. Der war aber Scriba geworden und nicht Agrimensor. Pacatus war damit durchaus zufrieden, hatte er doch jetzt noch einen Kollegen, der mithelfen konnte, hereinschleichende Besucher abzufangen und auszuquetschen.


    "Willkommen Domitius Clemens, hier im besucherfreundlichsten Officium von Mogontiacum und der umliegenden Civitates. Nimm nochmal Platz bitte, ich zeig Dir gleich Dein Schreibpult. Der dahinten in der Ecke ist Echnaton. Er ist Servus publicus und der schnellste Schreiber hier in der Curia. Mich kennst Du ja schon. Der Dritte von uns ist Boduus, der macht gerade einen Beschaffungsgang, um einen Eintopf zu erbeuten und kommt gleich zurück".

  • Die Kollegen schienen in Ordnung zu sein, zumindest Pacatus. Er wandte sich kurz an den Duumvir. "Vielen Dank für die Möglichkeit, hier zu Erfahrung zu sammeln, Duumvir. Ich werde dich nicht enttäuschen." Dann wandte er sich an Pacatus. "Vielen Dank für die nette Begrüßung. Lass mich nochmal kurz die Namen durchgehen... Echnaton, Boduus, und du bist... ähh... bedaure, ich habe mir deinen Namen in der Aufregung nicht gemerkt. Man ist ja doch ein wenig nervös, wenn man zu einem Vorstellungsgespräch geht. Vor allem, wenn das initiativ ist und man gar nicht weiß, welche Stellen überhaupt vorhanden sind." Er lächelte entschuldigend.

  • "Matinius Pacatus, einfach zu merken", antwortete Pacatus. "Hier ist Dein Schreibpult. Das Schreibzeug ist im Regal daneben. Ich arbeite für den Aedil, überprüfe den Verrottungsgrad der städtischen Gebäude und helfe ihm bei der Marktaufsicht. Ansonsten fange ich Besucher ab, das können wir uns dann aufteilen und Echnaton macht die eiligen Schreibarbeiten. Für Dich bleibt die Post des Duumvir und die Edikte der Decuriones. Da hilft Dir aber auch Boduus. Wahrscheinlich musst Du auch Botengänge machen und das Geld bei den Decuriones eintreiben. Da kannst Du die auch gleich kennenlernen".


    Pacatus ging zu einem Schränkchen und holte drei Becher und einen Krug. "Hier, etwas Met zur Begrüßung. Eigentlich gibt das das Stadtsäckel nicht her, aber man hilft sich. Echnaton, komm her und nimm auch einen Schluck. A propos Stadtsäckel: vielleicht kriegst Du auch Aufträge vom Quaestor".

  • Pacatus war schwer angesäuert. Sein Kollege Domitius Clemens war schon tagelang nicht zum Dienst gekommen, der Saftsack. Und Boduus hatte sich mit einer Erkältung abgemeldet, wobei es für Pacatus ziemlich klar war, dass es sich bei der verdammten Erkältung um eine Konditionsschwäche wegen ausgedehnter Bierabende handeln musste. Wie auch immer, jetzt war Pacatus im Officium III auf Geheiß des Duumvir festgenagelt, um Besucher abzufangen.


    Erst tigerte er mit finsterem Blick im Officium auf und ab, wobei sich seine Stimmung mit jeder Runde rasant verschlimmerte. Dann blickte er hinaus auf das Forum, aber das Gewusel dort unten regte ihn auch auf. Hatten die Leute nichts Besseres zu tun, als auf dem Markt herumzulaufen, sich abgestandenen Klatsch anzuhören und Zeug zu kaufen, das sie eigentlich nicht brauchten? Da hielt er inne. Er war mal wieder in einer Stimmung, bei der ihm Alles, und sei es auch das größte Glück, wie die beschissenste Sache der Welt vorkommen würde. Aus Erfahrung wusste er, dass dagegen nur Arbeit half.


    Er schaute sich um. Dort in der Ecke in dem Regal gammelte ein Haufen Tabulae vor sich hin. Die gammelten schon, als er zum ersten Mal dieses Officium betreten hatte. Er schnappte sich den Krempel, setzte sich an einen Tisch und begann, sie zu sortieren.


    Auf den Tabulae ging es um Händler, die verdorbenes Zeug verkauft hatten, ihren Stand an der falschen Stelle aufgebaut hatten oder Krach mit einem Kunden angefangen hatten. Ah, das war ersichtlich der Schrott vom Aedil, den er da vor sich hatte. Geduldig sortierte Pacatus den Kram auf drei, schließlich fünf Häufchen. Dann fiel ihm etwas in die Hände, das nichts mit dem Markt zu tun hatte.



    EXEMPLUM
    einer Notiz des Optio ad Spem T. Calvisius Fabullus:
    Junge Frau meldet Toten
    Namen der Frau: Alwina
    Wohnhaft: Mogo bei Haus mit bla ...
    bei einem Domitius Massula
    Toter bekannt und wohnhaft in Stadt
    Name des Toten: Caius Vinicius
    Todesart: erstochen
    S. Rabonius Cato
    ANTE DIEM XII KAL MAI DCCCLXII A.U.C.


    Er stutzte. Das war doch die komische Geschichte, die ihm dieser Artist mit der hohen Glatze neulich erzählt hatte. Xanthos hieß der doch.


    Pacatus legte sogleich ein sechstes Häufchen an. Vielleicht kam da noch mehr von dem Zeug. Seine Laune hatte sich deutlich verbessert.

  • Er starrte die Häufchen eine Weile an, dann beschloss er, sie fein säuberlich in Stapel aufzuschichten. Zum Schluss nahm er noch kleine Holztäfelchen, schrieb die Nummern I bis VI darauf und legte sie oben auf die Stapel. Während die Stapel I bis V recht hoch aufgewachsen waren, sah Stapel VI ausgesprochen kümmerlich aus. Der Aedil hatte sich also hauptsächlich mit den miesepetrigen Marktstreitereien herumschlagen müssen und konnte sich nur an einem einzigen Mordfall erfreuen. Eine irgendwie ungerechte Asymmetrie, dachte sich Pacatus und verfrachtete das Zeug in ein Regal.


    Die Ärmlichkeit des Stapels Nummer VI wurmte ihn aber dann doch und so strich er ein Weilchen die Regale entlang, um noch irgendwelche vereinsamte Tabulae aufzuspüren, aber irgendjemand schien hier leider schon mal Ordnung gemacht zu haben. Etwas frustriert verlegte er seine Suche auf die Papyrusrollen und las die davor gehängten Etiketten. Es war das Übliche: Anträge auf Bauvorhaben, Eingaben zu Nachbarschaftsstreitereien, ein Bericht über Brunnenuntersuchungen, Beschwerden über Hochwasserschäden im Vicus Navaliorum, eine Eingabe von Töpfern betreffend die Marktzulassung von auswärtigen Händlern ... halt, sagte sich Pacatus, das ist ja ein Stoff zu der Marktordnung.


    Er schnappte sich die Rolle und begann zu Lesen.

  • Der Papyrus enthielt das Protokoll einer Sitzung der Decuriones zu einem Antrag von L. Petronius Crispus, damals Magister Vici, in dem eine Einschränkung des Marktzugangs für die Händler aus den Nachbarvici gefordert wurde. Der Scriba, der das Protokoll führte, hatte seine liebe Not gehabt, der Debatte, die recht hitzig gewesen sein musste, zu folgen. Er hatte immer geschrieben: 'Crispus sagt ..., Marsus sagt ...' und so weiter, hatte dann das Gesprochene protokolliert bis der nächste Redner das Wort ergriff. Dann hatte er einfach mit dem Protokollieren aufgehört und mit 'Massula sagt ...' oder so ähnlich weitergeschrieben. Unvollständig, aber lustig, dachte sich Pacatus.


    Die Debatte spitzte sich, soweit dies das löchrige Protokoll hergab, auf ein Gefecht zwischen Crispus und und Massula zu. Crispus hatte sich in sein Anliegen regelrecht und zutiefst verbohrt. Pacatus erinnerte sich an den Hermipus-Prozess, wo Crispus genauso seltsam agiert hatte. Er schien sich oder seinen Mitmenschen immer irgendetwas beweisen zu wollen. Durchsetzungswille? Kann sein, dachte sich Pacatus. Für seinen Gegner war das ein gefundenes Fressen, stellte Pacatus beim Lesen vergnügt fest. Der, Decurio Massula, schüttete den Crispus wortreich, wenn auch nicht immer ganz schlüssig, regelrecht zu. Die Decuriones, letzen Endes des Geplänkels müde, lehnten dann Crispus' Antrag ab.


    So doof war der Antrag von Crispus eigentlich nicht, stellte Pacatus schließlich fest. Man kann sich aber auch das honorigste Anliegen versaubeuteln, wenn man es falsch anfängt. Aber insgesamt gab diese schlampig protokollierte Debatte eine ganze Menge Stoff für Pacatus' Auftrag ab, eine Marktordnung zu entwerfen.


    Er griff sich eine Tabula und notierte: Markttage, Nundinae, Forum Civitatis, Händler/Produzenten, Sonderregelungen, verderbliche Ware, Standplätze.


    Er lehnte sich zurück und konstatierte erschrocken, dass er bloß aus lauter Langeweile ziemlich heftig gearbeitet hatte. So eine Kuhscheiße aber auch!

  • Nachdem die Abreise nach Italia nun langsam in greifbare Nähe rückte, hatte der Alte seinem Sohn noch ein paar Dinge aufgetragen, um seine Erhebung in den Ritterstand zu unterstützen. Dazu zählten Empfehlungsschreiben aller Art, vor allem natürlich für sein Engagement in der Civitas. Also trottete der junge Petronier nun zur Curia, um die amtierenden Duumviri um einen Wisch zu bitten - ob das irgendwen in der großen Stadt interessieren würde, war ihm dabei allerdings schleierhaft.


    Da der Alte aber sowieso nicht nachgeben würde, meldete er sich beim Scriba.


    "Ich muss zu einem der Duumviri. Es geht um ein Empfehlungsschreiben."


    sagte er griesgrämig wie immer, wenn er mit Leuten zu tun haben musste, die er nicht als wert erachtete, mit ihnen zu kommunizieren.

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    Volusus Palfurius Bolanus, der Vorsteher der Schreiber, übernahm direkt diesen Gast, noch bevor einer der einfachen Schreiber etwas sagen konnte.


    "Salve", grüßte er den jungen Petronier höflich. Bolanus wusste, dass mit diesem Kerl nicht immer zu spaßen war, besonders wenn mit ihm direkt derat mieser Stimmung in den Raum hereinschwappte.


    "Du benötigst ein Empfehlungsschreiben", stellte Bolanus nochmal kurz für sich selbst fest und fragte daraufhin: "Ich werde dich anmelden, Augenblick bitte."


    Woraufhin Bolanus im Nebenraum verschwand und einer der einfachen Schreiber Lucius vorsichtig einen Sitzplatz anbot.



  • http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/e-roemer-maenner/29.jpg
    Volusus Palfurius Bolanus war nur kurz im Raum des Duumvirs. Als er zurückkehrte, setzte er einen bedauernden Gesichtsausdruck auf.


    "Du wirst dich einen Augenblick gedulden müssen", ließ er Lucius wissen. "Der Duumvir ist noch beschäftigt. Es wird aber nicht allzu lange dauern. Bitte nimm Platz..."


    Einige Zeit später dann meldete sich der Duumvir und ließ Lucius hereinbitten.


    "Der Duumvir empfängt dich jetzt", sagte Bolanus also letztlich und bedeutete dem Petronier, dass er eintreten dürfe.



  • Manchmal fragte Lucius sich, ob die Scribae in Mogontiacum ihn eigentlich immer mit Absicht warten ließen - da er aber wusste, dass dies nichts nützte, nahm er auf der langen Bank Platz und wartete. Die Zeit vertrieb er sich mit kleinen Kopfrechenaufgaben, bis man ihn schließlich zum Duumvir bat.

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  • Genau besehen hätte Pacatus als Magister Vici ja ein Officium im Vicus Navaliorum haben müssen. Ganz genau besehen hatte er das ja auch, denn er empfing die Vicani, die zu ihm kamen, um irgendwas einzufordern oder die sich über irgendwas beschweren wollten, im Tablinum der Casa Matinia. Das 'Tablinum' war ganz obergenau besehen eigentlich bloß der Raum, in dem der Vorbewohner der matinischen Hütte, ein Augenarzt, seine Geschäfte abgewickelt hatte. So besehen hätte Pacatus seine Vicani auch als Patienten betrachten können.


    Die unabweisliche Realität war aber, dass er ja immer noch seine Brötchen als Scriba zu verdienen hatte, weshalb er an diesem warmen Augusttag auch an seinem Schreibpult erschien. Bolanus war an diesem Morgen mit dem jungen Petronius Crispus beschäftigt gewesen, den er zum Duumvir durchgeschleust hatte.


    "Salve Bolanus, irgendwo bei Dir müsste noch ein Schreiben aus Argentorate herumliegen, in dem man uns die Überstellung eines Sklaven für heute oder morgen angekündigt hat. Ich soll den abfangen und dann dem Duumvir vorzeigen".

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