Livia lächelt erfreut ob des Angebots der Decima und sie nickt bejahend.
"Sehr gerne. Das wäre wirklich wunderbar, wenn du uns da helfen könntest. Auch im Baugeschäft geht heute ja nichts mehr ohne gute Beziehungen. Noch dazu fehlt mir persönlich einfach die nötige Fachkenntnis und die Erfahrung, um die Qualität von Marmor wirklich einschätzen zu können. Misenum ist vielleicht nicht groß, aber es hat sich in den letzten Jahren wirklich sehr gut entwickelt. Davon handelte auch unser Artikel, wenn ich mich nicht irre. Mit der Hilfe und Unterstützung der Provinzverwaltung soll die Stadt zu einem Ort für die gehobenen Schichten werden. Es gibt ein kleines Projekt, in dessen Rahmen man dort ein Grundstück am Meer mit zugehöriger Villa erwerben kann. Letztere wird in genauer Abstimmung mit den Käufern neu errichtet, so dass sich besondere Wünsche noch problemlos verwirklichen lassen. Es ist wirklich eine sehr schöne Sache. Allein ein passender Name fehlt uns noch für unser Anwesen. Du hast nicht zufällig eine gute Idee?"
Sie schmunzelt leicht, als Lucilla den Namen des Medicus nennt, der die Acta so zuverlässig mit medizinischen Ratschlägen für ihre Leser versorgt.
"Apollonius kümmert sich bereits um den Bau unserer Villa in Misenum. Er scheint mir für sämtliche dortigen Baustellen zuständig zu sein. Insofern denke ich auch, dass er momentan ziemlich ausgelastet bin. Eine weitere Baustelle in Rom wäre sicherlich etwas zu viel des Guten. Aber wenn du meinst, dass Avarus noch ein wenig Zeit übrig hat, wäre es sicherlich ein guter Gedanke ihn einmal zu fragen. Ich werde mit Hungaricus darüber sprechen."
Die Schilderungen bezüglich des von Lucilla genannten Vereins verfolgt Livia aufmerksam und mit wachsendem Interesse. Allein an einer Stelle verzieht sie kurz das Gesicht, hört jedoch weiter geduldig zu und antwortet erst, als die Erläuterungen abgeschlossen sind.
"So, so" beginnt Livia mit ernster Miene. "Dann bin ich als Senatorin, sowie gewesene Quaestrix, Aedilis und Praetrix nach Meinung der Öffentlichkeit also unschicklich? Siehst du das ebenfalls so?" Sie fühlt sich an die ewig gleichen Vorwürfe der meist aurelischen Sprecher auf der Rostra erinnert und sie lässt einige Momente der strengen Stille verstreichen, bevor ihr Gesichtsausdruck wieder weicher wird und sie ein Lächeln andeutet. "Doch diese Vereinigung klingt nach einer sehr interessanten Angelegenheit. Es würde mir sehr gefallen, mich endlich einmal wieder in so gelöster Atmosphäre unterhalten zu können. Aber ich hoffe doch sehr, dass es nicht nur um politische Dinge geht. Die Diskussionen im Senat reichen mir diesbezüglich vollkommen. Häufig ist es einfach nur noch ermüdend. Hast du denn die Möglichkeit, uns zu einer solchen Gruppe Zugang zu verschaffen?"
Sie betachtet die Auctrix PPA aufmerksam und mit Anerkennung im Blick. Es überrascht Livia durchaus ein wenig, dass Lucilla bereits so umfassende Verbindungen zur Gesellschaft Roms geknüpft hat. Doch ihr fällt schnell ein, dass diese sich als Praefecta Vehiculorum schon lange in der ewigen Stadt aufhält und die Zeit wohl kaum hat ungenutzt verstreichen lassen. Wahrscheinlich kann diese ein großes Netz von persönlichen Freundinnen und mehr oder minder guten Bekannten ihr eigen nennen. Angesichts deren Reaktion auf die Erwähnung des Banketts wölbt Livia verwundert die Augenbrauen.
"Du hast keine Einladung bekommen? Das ist sehr befremdlich. Der Palast hat die Organisation übernommen. Aber vielleicht steht auch nur der Versand dieser Schreiben noch aus. Ich werde mich bei Gelegenheit noch einmal erkundigen. Ich hoffe doch sehr, dass wir uns zu jener Gelegenheit sehen."
Das völlig unerwartete Herumdrucksen und Stottern Lucillas steigert nun noch den Ausdruck des echten Erstaunens, der in Livias Miene zu sehen ist. Ein solches Verhalten ist sie von der sonst so selbstbewussten jungen Frau überhaupt nicht gewohnt und sie fragt sich insgeheim, ob etwas besonderes dahinter steckt. Vielleicht weiß Lucilla etwas über Hungaricus, dass sie selbst nicht weiß, aber durchaus besser wissen sollte.
"Wie es ist?" echot Livia zunächst und überlegt ein wenig. "Nun, es ist sehr angenehm. Ich kann nicht klagen. Privat ist er weitaus umgänglicher, als dies von außen manchmal scheinen mag. Weshalb fragst du?"