• Er hatte einen Händler gefunden, der so nett war sein Schreiben mit nach Rom zu nehmen und seinen Gehilfen mit diesem zum Domus der Acta Diurna zu senden. Da er sich nicht sicher war, wohin das sonst kommen sollte, hatte er es einfach einmal so formuliert. Der Gehilfe kam irgendwann sehr spät abends, ehe er zur Bettruhe gehen würde um am nächsten Morgen mit seinem Arbeitgeber weiter in den Süden zu reisen, und warf das Schreiben ein. Celer hatte - nicht gerade mit leichtem Herzen - einiges an Geld für das Papyrus und Schreibzeug ausgegeben, welches er eigentlich gar nicht besaß. Oder besser, wovon er eigentlich nicht genug besaß, aber seit er die Möglichkeit hatte die Acta endlich regelmäßiger zu lesen, oder zumindest regelmäßiger als in Rom - was irgendwie widersinnig und amüsant war - begann er sich auch für mehr als den nächsten Job, den nächsten Tag und das nächste Essen zu interessieren. So gelangte dieser Brief also schließlich nach Rom, während er selber in Mantua weilte und darüber nachsann, wie seine Zukunft wohl aussehen mochte.



    Ad
    Redaktion Acta Diurna
    Domus Acta Diurna
    Roma
    Italia


    Werte Redaktion der Acta Diurna,


    zu meiner Freude gelangt man in Mantua scheinbar eher - und an besser erhaltene - Exemplare der Acta Diurna, als dies in manch einem Stadtteil von Rom der Fall ist. Entsprechend habe ich das Lesen dieser genossen. Dabei fiel mir eine Kurznachricht über Germanien auf, die sogar mir, als Politikunwissender, arg verquer erschien. Ich gestehe, ganz freimütig, dass ich (noch) nicht viel Ahnung von Politik und deren Regeln habe. Bisher war es in meinem Leben nicht nötig mehr als das Wichtigste schlechthin zu wissen, dennoch erlaube ich mir zu behaupten einen recht gesunden Menschenverstand zu haben und ein gutes Maß an Logik zu besitzen.


    Nun ist die Berichterstattung nur Kurz und mir fehlen diverse Hintergründe, wie zum Beispiel, gab es vorher Gespräche mit der Stadtverwaltung von Confluentes? Hat man sich bemüht einen Konsens zu schaffen? Wurden der Comes und der Legatus Augusti mit in diesen Konsens oder Versuch dessen einbezogen? Wird das Handeln des Legaten als Amtanmaßung gewertet und als solches auch von Seiten der germanischen Verwaltung oder gar in höheren Reihen bestraft? Gibt es Präzedenzfälle, in denen bereits solch eine Aktion in der Vergangenheit stattfand? Weiß man, was die wirklichen Beweggründe des Legaten waren?


    Diese und viele weitere Fragen beschäftigen mich im Zusammenhang mit dieser Kurzmitteilung und als begeisterter Leser würde ich mich freuen, wenn es dazu noch eine detailliertere Berichterstattung, vielleicht gar mit Gesprächen mit den Beteiligten vor Ort geben würde. Denn zumindest meine Logik sagt mir, dass hier vieles wohl nicht mit rechten Dingen zuging und ich urteile ungern vorschnell. Vielen Dank für die Arbeit der Redakteure - sowohl in Vergangenheit, Gegenwart als auch Zukunft - und weiterhin viel Erfolg!


    Vale bene
    Marcus Artorius Celer



    c/o Domus Tribunus Angusticlavius Servius Artorius Reatinus
    Legio I Traianae Piae Fidelis
    Mantua
    Italia

  • Nach einer gewissen Weile des Aufenthaltes in Rom bekam man auch als Fremdling mit, dass es so etwas wie die Acta Diurna gab. Wenn man dann noch lesen konnte, wurde man durchaus auch zu einem Stammkunden dieser Informationsquelle - vielleicht sogar gerade weil man ein Fremdling in der Stadt war. Wenn dann das Eine mit dem Anderen Hand in Hand geht, dann kommt man unweigerlich zu weiteren Schritten und Schlüssen, die schließlich in diesem Fall dazu führten, das ihre Füße sie im Laufe der Zeit immer näher an dieses Gebäude geführt hatten und sie das Ansinnen dieser und ihres Unterbewusstseins heute endlich verstanden hatte und sich schließlich bis vor die Tür wagte. Weder Schüchternheit noch Ängstlichkeit hatten sie bisher davon abgehalten, sondern vielmehr die Tatsache, dass sie sich bis heute gar nicht darüber im Klaren war, weshalb sie das vielleicht tun sollte.


    Nun aber stand sie vor der Tür, gut und ordentlich gekleidet, aber eben als Nicht-Römerin erkennbar, ohne Begleitung und doch sehr selbstsicher wirkend. Ihre Hand hob sich, ballte sich im gleichem Zuge zur Faust und schlug dann kräftig gegen die Tür. Geduldig wartete sie, ob sich diese auftun würde.

  • Ion, der Türsklave der Acta, war es wieder einmal, der öffnete. Vorhin noch hatte er ein Schreiben für die Redaktion entgegen genommen und es hinein gebracht, wo sich einer der Subauctoren darum kümmern würde. Jetzt allerdings war es kein Bote, der vor der Tür stand, oder zumindest sah die Frau nicht danach aus, als ob sie eine Botin war. „Salve. Wie kann ich dir helfen?“

  • Sie musterte den Ianitor - wie ihr jemand erklärt hatte, das Türsklaven so hießen und diesen hier hielt sie nun einfach mal für einen - einen Moment lang und nickte dann ansatzweise aber nicht unfreundlich grüßend. "Salve, ich bin auf der Suche nach dem Leiter oder der Leiterin der Acta Diurna." Sie sprach auch hier klares und gutes Latein, welches durch ihren Akzent aber eindeutig auf eine Fremde hinwies. Einen Moment überlegte sie auch noch, wie weit sie dem Manne bereits sagen konnte oder musste, was sie eigentlich wollte und schließlich beschloss sie, dass es nicht schaden konnte. "Ich bin auf der Suche nach einer Möglichkeit der Zeitung behilflich zu sein und zugleich damit meinen Lebensunterhalt zu bestreiten." Zumindest in Teilen, dachte sie bei sich, denn die Aufgaben, die sie erwartete, würden wohl nicht viel einbringen, aber sie benötigte auch nicht viel.

  • Ion legte den Kopf leicht schief, während die Frau – offensichtlich eine Peregrina – sich erklärte, und nickte dann. „Du hast Glück, die Auctrix ist gerade da.“ Nun ja, eher kein Glück, war die Decima doch recht häufig hier anzutreffen. „Ich bring dich rein.“ Sprach's und führte die Frau ins Haus, durch einige Gänge hindurch, durch den großen Redaktionsraum hindurch, bis sie zum Officium der Auctrix kamen. Dort verschwand er nach einem kurzen Anklopfen, tauchte allerdings bald wieder auf und hielt ihr die Tür auf. „Bitte.“


    Seiana saß an ihrem Schreibtisch, erhob sich aber, als die Frau eintrat. „Salve. Ich bin Decima Seiana, die Auctrix der Acta Diurna.“ Mit einer Handbewegung bedeutete sie der Fremden, Platz zu nehmen. „Ion sagte mir, du suchst Arbeit?“

  • Sie wartete auf seine Reaktion und nickte schließlich leicht und dankbar, als er sie hinein bat. Während des Weges schaute sie sich mehr oder minder verstohlen um. Man konnte nicht gerade sagen, das sie nervös war, aber doch gespannt. Immerhin wäre es das erste Mal in ihrem Leben, dass sie nach Arbeit fragen würde. Ihr Großvater würde wahrscheinlich die Händer über dem Kopf zusammenschlagen, aber sie wollte es so. Irgendwie hatte sie eben doch einiges von dem Dickschädel ihrer Mutter geerbt.


    Geduldig wartete sie darauf, dass der Mann, nachdem er sie im Inneren warten ließ, wieder kehrte und folgte ihm schließlich in die weiteren Räumlichkeiten, wo sie augenscheinlich dem Leiter der Acta gegenüber trat, auch wenn sie erstaunt über die Tatsache war, dass es sich dabei um eine Frau handelte. Eine Überraschung, in jeglicher Hinsicht jedoch positiv. Da sie in den drei Jahren, die sie nun durch Italia reiste bemerkt hatte, dass viele Römer es befremdlich fanden, wenn man nur den Namen und Tochter oder Sohn von dazu nannte - was in ihrer Heimat normal war und in anderen Ländern noch mehr - hatte sie beschlossen hier - zu Ehren ihres Großvaters - dessen Namen mit anzunehmen bei der Nennung um keine Verwirrung zu stiften und gleichzeitig ihrem eigenen Anspruch etwas gerechter zu werden. "Ich bin Roxane Enkidu," das Enkelin des ersparte sie sich und der Auctrix. "Sei gegrüßt. Ion," sie sprach den Namen mit einem ganz leichten fragenden Unterton aus um sicher zu gehen, dass sie ihn richtig ausgesprochen hatte. "Hat Recht. Ich bin auf der Suche nach einer Tätigkeit und erhoffe mir diese hier zu finden."

  • Die Fremde wirkte überrascht, als sie Seiana sah, aber das war etwas, was die Decima durchaus gewohnt war – und was sie inzwischen nicht mehr in Verlegenheit oder vermeintliche Erklärungsnöte brachte. Sie hatte nach wie vor Momente, in denen sie damit haderte, dass sie nicht dem Ideal einer römischen Frau entsprach, aber sie begann sich damit abzufinden, und so wurden diese Momente – die sie ohnehin sehr gut zu verbergen wusste – seltener. Seiana setzte ein höfliches Lächeln auf. „Roxane Enkidu“, wiederholte sie, immer noch im grüßenden Tonfall. Hätte ihre Erscheinung nicht schon ein wenig darauf hingedeutet, machte der Name nun klar, dass die Frau eine Peregrina war. Seiana war ein wenig unschlüssig, welcher Namen nun der war, bei dem sie sie nennen musste, um höflich zu sein, beschloss aber, dass es für den Moment nicht wichtig war, das zu wissen. „Es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen – und noch mehr, dass du für die Acta tätig werden willst.“ Sie musterte ihr Gegenüber einen Moment lang mit undurchdringlicher Miene, lediglich dieses vage Lächeln zeigend, das ihre Augen nicht wirklich erreichte. „Grundsätzlich freuen wir uns immer über neue Mitarbeiter. Allerdings wirst du verstehen, dass wir nicht einfach jeden als Subauctor einstellen. Hast du bereits einen Text oder mehrere, die du mir als Referenz zeigen kannst?“

  • Sie neigte leicht ihren Kopf um die Nennung ihres Namens zu bestätigen und zugleich respektvoll zurück zu grüßen. "Auch mir ist es eine Freude Dich kennen zu lernen, Decima Seiana," erwiderte sie freundlich und mit dem nötigen Anteil an Respekt. Sie hatte eine gute Erziehung genossen und nicht vor dahingehend - trotz allem Schalk und mancher Dickköpfigkeit - ein schlechtes Bild auf sich und somit ihrem Volk zu bringen. Ihr war, besonders in Italia aufgefallen, wie sehr sie doch als Vertreterin ihres Volkes, vor Allem als freie Vertreterin dessen, einen guten Eindruck nicht nur von sich, sondern dadurch auch von ihrem Volk machen konnte, welches letztlich ja immer noch der größte Feind der Römer war, wie diese dessen. Wobei sie selber durchaus ihre eigene Meinung zu dieser Feindschaft hatte, sie aber nicht ohne Grund stets für sich behielt.


    Als die Frau ihr gegenüber davon sprach, dass sie nicht jeden als Subauctor einzustellen bereits sei, runzelte sie kurz die Stirn. Nicht aus Missfallen, sondern weil sie sich einen Moment darüber im Klaren werden musste, was das Wort bedeutete. Dann aber lächelte sie leicht entschuldigend. "Verzeih, ich fürchte, Du setzt zu hohe Erwartungen in meinen Wünschen. Ich fühle mich zwar durchaus geehrt und geschmeichelt, dass Du in Erwägung ziehst mich als einen Subauctor anzustellen, so ich die nötigen Voraussetzungen erbringe, doch dies war nicht meine Intention. Ich befürchte, dafür bin ich schon alleine auf Grund der Tatsache, dass ich nicht aus Rom stamme und erst seit drei Jahren überhaupt in Italia herumreise, nicht unbedingt geeignet. Ich kenne mich noch immer viel zu wenig mit vielen der Gepflogenheiten hier aus. Ich hatte mehr an die Aufgaben einer Scriba oder ähnliches gedacht." Sie sah einen Moment nachdenklich vor sich hin und strich sich eine Strähne hinter das Ohr. "Ich denke, ich kann durchaus von mir behaupten nicht nur eine saubere Schrift zu besitzen und neben dem Lateinischen das Griechische und das Parthische wohl durchaus fehlerfrei zu beherrschen, doch habe ich wenig Erfahrung darin, freie Texte zu schaffen, welche von den Gegebenheiten des Lebens, des Alltags, der Religion, der Kultur und der Politik erzählen. Ich weiß auch nicht, wie es manch einer in Rom oder dem Imperium auffassen würde, wenn eine Frau aus Edessa plötzlich für die Acta schreiben würde." Sie hob leicht entschuldigend die Schultern. "Auch wenn mich der Gedanke durchaus reizen würde, aus verschiedenen Gründen." Sie schwieg einen Augenblick, ehe sie anfügte: "Ich bedauere, sollte ich einen falschen Eindruck vermittelt haben."


    Nun war sie gespannt, denn sie hatte soeben auch offenbart, woher sie stammte und was sie somit in der Theorie für die Frau war. Wenn sie sich ein wenig in der Geographie und der Geschichte ihrer Heimat auskannte, dann wusste sie, aus welcher Region sie stammte und was dies in manchen Augen bedeutete. Bis vor wenigen Augenblicken hatte sie tatsächlich nicht einmal im Ansatz daran gedacht für die Acta selber Artikel schreiben zu können, aber tatsächlich war es doch etwas, was sie irgendwie tief in ihr zu reizen begann. Allerdings war sie sich nicht sicher, ob sie diesem entsprechen können würde.

  • Seiana lehnte sich ein wenig zurück und musterte die Frau nachdenklich. „Dann war ich wohl zu vorschnell“, erwiderte sie zunächst mit einem knappen Lächeln. Sie wollte also nicht Subauctrix werden, sondern Scriba. Natürlich hatte die Acta auch den ein oder anderen Scriba, allerdings war es nicht sie, die sich mit der Einstellung von diesen befasste. Hätte Ion genauer nachgefragt, hätte er Roxane auch nicht zu ihr gebracht. „Nun, Scribae haben wir hier durchaus. Allerdings derzeit genug.“ Sie sparte sich ein leider oder fürchte ich – beides wären nur Umschreibungen von es tut mir leid gewesen, und dem war nicht so. Allerdings sah Seiana auch noch keinen Grund, die Peregrina einfach fortzuschicken. Was sie über sich und ihr Können erzählte, klang nicht übel, und sie verstand es sich gut auszudrücken, womit die Behauptung über ihr Latein schon einmal bewiesen wäre. „Wer allerdings für die Acta schreibt oder nicht, entscheide immer noch ich. Wenn es dich also tatsächlich reizt, kannst du gerne versuchsweise einen Text verfassen. Wenn der Autor es nicht ausdrücklich wünscht, bleibt es intern, wer welche Artikel liefert. Ich bin verantwortlich, insofern brauchst du dir keine Gedanken machen, was irgendjemand denken könnte.“ Erneut ein schmales Lächeln. „Deine Entscheidung, ob du es versuchen möchtest. Wenn du auf einer Anstellung als Scriba beharrst: gute Leute können wir natürlich brauchen, auch wenn es vielleicht etwas dauern kann, bis eine Stelle frei wird für dich.“

  • Nachdenklich lauschte sie den Worten der Frau ihr Gegenüber und runzelte ein wenig die Stirn, mehr aus Bedauern denn aus Missfallen. Gut, sie konnte nicht erwarten gleich beim ersten Versuch Glück zu haben - und zu diesem Zeitpunkt wusste sie noch nichts von dem Angebot von Aculeo - aber dennoch war es schade. Andererseits waren die nachfolgenden Worte durchaus interessant. Einen Moment schwieg sie, während sie über das Gesagte nachsann. "Es wäre durchaus eine Herausforderung nicht nur einen Geschäftsbericht zu schreiben, wie ich die Gnade hatte es lernen zu dürfen, sondern etwas für die Acta frei zu schaffen, anhand der Fakten und Gegebenheiten dessen, was berichtet gehört." Sie schob sich eine der widerspenstigen Strähnen aus dem Gesicht hinter das Ohr und nickte schließlich. "Ein solches Angebot sollte man niemals ausschlagen, was auch immer dabei heraus kommen mag. Ich würde es gerne wenigstens versuchen!"

  • Seiana ließ der Fremden die Zeit, über ihre Worte nachzudenken, und nutzte die Gelegenheit, sie zu mustern und zu versuchen, sie einzuschätzen. Aus Edessa stammte sie, hatte sie gesagt. Seiana konnte ihre Zweifel verstehen, was ihre Herkunft und die Reaktion mancher Römer darauf betraf. Vielleicht hatte sie auch schon schlechte Erfahrungen gemacht – aber wie die Decima gesagt hatte: wer welchen Artikel schrieb, wurde nicht bekannt gemacht. Und sie selbst schätzte Vielfalt. Als Roxane dann antwortete, zuckten Seianas Mundwinkel kurz in einem angedeuteten Lächeln. „Gut. Dann würde ich vorschlagen, du versuchst dich einmal an einem Artikel. Die Wahl des Inhalts steht dir zunächst frei – schreib einfach über etwas, das dich interessiert. Wenn du fertig bist, reichst du ihn ein, am besten hier bei der Acta.* Dann sehen wir weiter.“ Seiana machte eine kurze Pause und musterte Roxane erneut, bevor sie fortfuhr: „Eine Entlohnung erhältst du, wenn der Artikel veröffentlicht wird. Hast du noch Fragen?“



    Sim-Off:

    *Bzw. per PN :D

  • Eine interessante Option, die sich ihr da auftat und sie war wahrlich nicht unbegeistert, dennoch sich selbst gegenüber noch sehr skeptisch. Wäre das wirklich etwas für sich, konnte sie das? Nun, wer nicht wagte, der gewann nicht, wer nicht probierte, würde nie wissen, ob er es konnte oder es etwas für ihn wäre. Also nickte sie. "Nur eine letzte Frage: bis wann möchtest Du den Artiel vorgelegt haben?" Das war selbstverständlich keine unwichtige Frage, denn immerhin würde das sowohl über Zeitdruck als auch gegebenenfalls Thema entscheiden, denn ein großes Thema brauchte mehr Zeit als ein Kleines.

  • Wo sollst, wenn nicht bei der Acta Diurna, sollten die Informationen um das tatsächliche öffentliche Engagement gewisser Senatoren sprudeln? Wo sonst kochte die Gerüchteküche auf derart schamlose Weise, wo sonst wusste man (wenn der Preis stimmte) über fast alles Bescheid? In eine anständige Toga gekleidet, eine mittelgroße Wachstafel im Sinus verborgen, trat der schlanke Flavier erfüllt von großen Hoffnungen an die Porta der Domus der Acta Diurna. In seinem Antlitz spieglete sich Stolz, Bestimmtheit und ein unbeschreibliches Maß an Selbstsicherheit wider, handelte er doch sozusagen im Auftrage des Consuls. Er ballte seine schlanken Finger zur Faust und schlug kräftig gegen die Porta.

  • "Eine Schlagzeile!", schalt Caius einen neuen Subauctor, der keine Ahnung von Tuten und Blasen hatte, "SCHLAGZEILE! ESS HAH AH KAH-ZEILE! Das ist das dicke fette Ding was du über einen Text packst, und es möglichst reisserisch und umwerfend formulierst, damit die Leute den Text auch lesen. Oder vorlesen. Am besten beides. Achja, sie muss nur bedingt was mit dem Text zu tun haben... also zum Beispiel wäre meines Erachtens "WILDER KARPFEN ERDROSSELT RETIARIUS IN ARENA!!!" ein guter Aufmacher für den neuesten Vereinsbericht der hiesigen Bruderschaft vom goldenen Klo, wenn du verstehst was ich meine. Allerdings wird die Auctrix es eh.."
    Weiter kam er nicht, denn als er die Tür aufriss und seinen Weg unbeirrt fortsetzte rannte er rein zufällig jemanden über den Haufen der das große Glück hatte im Weg des legendären..
    "AUTSCH!", wurde die gedankliche Elegie des Schreibers unterbrochen, und aus dem schmerzhaften ersten Moment wurde ein ziemlich chaotischer zweiter, in dem man hektisch versuchte unter den Augen des jungen Subauctors richtige Körperteile von falschen zu trennen.


    "PASS DOCH AUF!!!", fuhr Caius den Mann an, "NIEMAND STEHT DEM GROSSEN CAIUS COLUMNUS IM WEG, DENN DER WEG DES GROSSEN... eh, ja. Weh getan??"

  • Dumpf drangen Worte durch die Tür, denen der junge Flavier davor jedoch nur in begrenztem Maße Sinn abgewinnen konnte. Plötzlich, unvermutet und mit einem jähen Ruck wurde allerdings die Tür aufgerissen und heraus stürmte ein scheinbar ziemlich aufgebrachter Mann, der den vor der Türe sich befindlichen Flavier, nun ja, schlichtweg über den Haufen rannte. "Uff!", blieb Flaccus für einen Moment die Luft weg, als der Kerl mit ungebremster Geschwindigkeit den Oberkörper des schlacksigen jungen Mannes rammte. Zu Boden gehend, folgte nun ein Moment höchst chaotischer Hektik, indem man versuchte irgendeine Ordnung in die komplexe Verwurschtelung an Gliedmaßen zu bringen, die der Zusammenstoß mit nachfolgendem Fall der beiden zur Folge gehabt hatte. Die, sich dabei gänzlich um die beiden Männer verstrickende weite Toga des Flaviers machte die hektischen Versuche, Ordnung zu schaffen, nicht unbedingt einfacher. Schließlich hatte der stürmische Kerl es scheinbar irgendwie geschafft, sich von Flaccus zu trennen, doch anstatt dem völlig verdattert - die Stoffbahnen der Toga wirr um sich ausgebreitet, beziehungsweise noch teilweise, lediglich von der Schulterspange gehalten, am Oberkörper herabhängend - am Boden Sitzenden hochzuhelfen und sich für den Zusammenstoß zu entschuldigen, begann der Kerl doch tatsächlich loszubrüllen. Lediglich eine einzige Falte des Zornes zog sich über die flavische Stirn, als Quintus Flavius Flaccus sich, reichlich unelegant erhob, die lose herabhängenden Bahnen der Toga notdürftig sich über die Schulter warf und Caius mit einem stechenden Blick musterte. Sein Antlitz blieb völlig ruhig.


    "Salve.", machte er nüchtern, und versuchte mit aller Gewalt die Contenance zu wahren, um diesem Kerl nicht sofort in heiligem flavischen Zorn ins Gesicht zu brüllen, was ihm denn überhaupt einfalle, ihn, einen Flavier, einfach so nieder zu rennen und danach sich noch nicht einmal demütigst zu entschuldigen, sondern, ganz im Gegenteil, ihn auch noch anzubrüllen. Anstatt also dieses oder ähnliches dem großen Caius Columnus an den Kopf zu werfen, versuchte Flaccus mit aller Kraft sich zu beherrschen, schließlich wollte er ja was von den Acta-Leuten. "Ah, der GROSSE Caius Columnus...", machte er also in einer Tonlage von wegen, wieso konnte ich den nur nicht gleich erkannt haben. "Wie sind mir die Götter heute wieder gewogen!", rief er in fast schon komisch anmutender theatralischer Weise, "Ausgerechnet den GROSSEN Caius Columnus zu treffen! Das ist ein Wink des Schicksals! Fortuna ist mir hold!", lediglich jemandem, der Flaccus gut kannte wäre wohl das schelmische Blitzen in seinen dunklen Augen aufgefallen, "Bist du es wirklich?", vergewisserte er sich in übertrieben fragender Tonlage, "Ich komme nämlich in wichtigem Auftrag, und möchte mit niemand geringerem als dem GROSSEN Caius Columnus darüber sprechen."


    "Es geht nämlich um politische Angelegenheiten...", flüsterte er ihm vertraut zu.

  • "Ah, ein Kenner...", lächelte Caius auf feinste Gutsherrenart, während er mit einer wegwerfenden Geste den neuen Subauctor von dannen schickte. "Ja, ja... der bin ich. Genau der. Eben jener. Hach, ja wirklich dieser. Allerdings eben DER Caius Columnus. Danke, danke, danke.", wie immer badete der berühmteste und beste Subauctor des ganzen Imperiums in seiner Selbstbewunderung, der natürlich nur und vollends ausschließlich aus dem Grunde überhaupt noch Subauctor und nicht Supra-Auctor war, weil er so viel freier arbeiten konnte. Die Decima war der Blitzableiter, den es selbstverständlich so noch nicht gab. Und Caius war... Caius Columnus. Ein Mann, ein Name, eine Legende.
    "Natürlich willst du da mit niemandem anderen drüber sprechen, Bürger..", lächelte Caius wieder sein hunterprozentiges Gewinnerlächeln, "..aber sei unbesorgt, bei mir bist du an der richtigen Stelle gelandet..."


    Mit einer einladenden, nicht allzu höflichen Geste führte Caius den Mann ins innere des Gebäudes, durch das Atrium, vorbei an den Officia der weniger nennenswerten Angestellten der Acta (Auctrix, Auctrix PPA und Lectrix selbstverständlich eingeschlossen), durch den Hinterhof mit den Stallungen, durch die Stallungen, durch den Hinterhof der Stallungen, durch den Hinterhof des Hinterhofs der Stallungen bis sie schließlich bei einer kleinen Baracke im Hinterhof des Hinterhofs des Hinterhofs des Hinterhofs der Stallungen im Hinterhof des Domus Actae Diurnae ankamen. Die Barracke war die Definition von klein und schäbig, und maß nicht einmal zwei Schritte im Durchmesser. Als Caius die Tür öffnete und den Flavier großmütig lächelnd hineinwinkte, offenbarte sich ein Raum dessen Mobiliar aus genau zwei Schemeln und einem Brett an der Wand bestand.


    "Setz dich.", befahl er nonchalant dem Mann, und zupfte eine Karaffe mit zwei Bechern vom Boden, "Wein? Natürlich willst du Wein... hier, bitte." Er reichte dem Mann einen Becher den er zuvor mit Wein gefüllt hatte, den er einen Tag zuvor aus dem Büro der Auctrix geklaut hatte (er hatte ja noch eine wichtige Tabula vergessen gehabt, er Armer!).


    "So... entschuldige die Zustände, aber als berühmtester Zeitungsmensch der bekannten Welt muss man gewisse Vorkehrungen treffen um die eigene Sicherheit nicht zu gefährden. Du wirst das nicht kennen, aber ich als... nun... Caius Columnus. Ich habe eine Verantwortung! Ich kläre die Menschen auf! Ich bin der kleine Finger des Kaisers im Ohr des Volks um den Schmalz rauszupröckeln, wenn du verstehst was ich meine. Das ist eine Aufgabe die einem viele Feinde macht...", wozu verschwiegenermaßen bisher auch so ziemlich jeder Auctor der Acta gehört hatte, "..aber nun zu dir, Bürger, was kann ich für dich tun?"

  • Zitat

    Original von Roxane
    Eine interessante Option, die sich ihr da auftat und sie war wahrlich nicht unbegeistert, dennoch sich selbst gegenüber noch sehr skeptisch. Wäre das wirklich etwas für sich, konnte sie das? Nun, wer nicht wagte, der gewann nicht, wer nicht probierte, würde nie wissen, ob er es konnte oder es etwas für ihn wäre. Also nickte sie. "Nur eine letzte Frage: bis wann möchtest Du den Artiel vorgelegt haben?" Das war selbstverständlich keine unwichtige Frage, denn immerhin würde das sowohl über Zeitdruck als auch gegebenenfalls Thema entscheiden, denn ein großes Thema brauchte mehr Zeit als ein Kleines.


    Seiana musterte Roxane weiterhin, und noch bevor diese tatsächlich zustimmte, es zu versuchen, bekam die Auctrix schon den Eindruck, dass sie eine positive Antwort bekommen würde. Ihr selbst war das nur Recht – die Acta konnte gute Schreiber immer brauchen, und wer wusste schon, ob die junge Frau vor ihr tatsächlich Talent hatte? Wenn dem so war, wäre es schade, es nicht zu nutzen, einfach nur weil sie sie nun unverrichteter Dinge wieder weggeschickt hätte. „Das möchte ich dir nicht vorschreiben. Wenn du tatsächlich Aufträge von der Acta bekommst, wirst du natürlich ein gewisses Zeitfenster gesetzt bekommen. Aber da das hier ein Artikel zur Probe sein wird, bei dem du das Thema selbst wählst, überlasse ich es dir, wie viel Zeit du dafür vonnöten hältst.“ Seiana lächelte und ließ unerwähnt, was dennoch in ihren Worten mitschwang: dass Roxane so oder so nicht allzu lange brauchen sollte, weil auch das ein Hinweis auf ihre Arbeitsweise sein würde.

  • Sie verstand die Schwingungen durchaus und nickte schließlich. "Gut," lächelte sie. "Ich werde mich noch in diesen Tagen um Alles kümmern. Da ich noch ein paar Verpflichtungen einzuhalten habe, schätze ich, dass Du mit einem Artikel bis kommende Woche rechnen kannst," meinte sie, nachdem sie kurz überschlagen hatte, was sie wusste, wo sie was erfahren konnte und ob sie denn überhaupt schon eine Idee hatte. Wenig erleuchtende Gedanken, aber dennoch war sie sich sicher zu einem Ziel zu kommen. "Ich nehme an, auch von der Größenordnung gibt es da keine Einschränkungen?" Sie hatte in ihrer Zeit in Italia schon kurze und lange Artikel gesehen und ging demnach nicht davon aus, dass es da Einschränkungen gab. "Dann Danke ich Dir für diese Bewährungsprobe. Solltest Du keine weiteren Anmerkungen oder Fragen zu mir mehr haben, würde ich mich nun auf den Weg machen um mich der Aufgabe zu stellen." Höflich wartete sie, ob Seiana noch etwas von ihr wollte oder das Thema erst einmal abgeschlossen war.

  • Mit dankbarem Gesichtsausdruck folgte Flaccus also dem Columnus ins Innere der Domus, durch das Atrium hindurch, vorbei an den hübschen Officia der Angestellten, durch den immer noch ansehnlichen Hinterhof mit den Stallungen, durch die Stallungen hindurch, wobei dem Flavier, als er mit seinen halbondbestückten calcei durch den Dreck und die Pferdeexkre... lassen wir das. Jedenfalls kamen ihm beim Durchstapfen der Stallungen erstmals ernsthafte Bedenken, ob Caius Columnus tatsächlich der richtige Mann für diese Sache war. Mit gerunzelter Stirn folgte er ihm jedoch weiter durch den Hinterfhof der Stallungen, durch den Hinterhof des Hinterhofs der Stallungen, bis sie schließlich bei einer kleinen Baracke im tiefsten Hinterhof aller Hinterhöfe der Domus der Acta Diurna ankamen. Die Baracke selbst war lediglich eine bessere Hundehütte und, während sich die Bedenken des Flaviers beim Durchqueren der unzähligen Hinterhöfe stets verstärkt hatten, so stand nun endgültig fest: Caius Columnus war nicht der richtige Mann für die Sache. Doch jetzt war es vermutlich schon zu spät, denn alleine würde Flaccus den Weg durch die verwinkelten und schier endlosen Hinterhöfe zurück kaum mehr finden.


    Lustlos ließ er sich auf den Schemel sinken und nahm den angebotenen Becher mit Wein entgegen. In einem kurzen Moment, als Caius Columnus gerade wegsah, schnupperte er kurz daran, bevor er einen Schluck des Weines zu Boden schüttete. Die Erklärung für die, nun ja, mehr als sonderbaren Umstände, die Caius Columnus in Zusammenhang mit der Wahrung seiner persönlichen Sicherheit brachte, quittierte Flaccus mit einem nickenden: "Ich verstehe.", bevor er, vom Subauctor gefragt, erstmals sein eigenes Begehr vorbrachte: "Ich bin im Auftrag einer nicht unbedeutenden Persönlichkeit der Stadt hier.", machte er geheimnistuerisch, in der Hoffnung, eben jene Geheimniskrämerei würde den Columnus anbeißen lassen. „Es geht um unseren Senat.“, erklärte er sodann, „Ich soll mir ein Bild der verschiedenen Senatoren machen, in Bezug auf ihr öffentliches Engagement, wenn du verstehst, was ich meine?“ Natürlich würde er das, denn im Klartext ging es einfach darum, herauszufinden, welche Senatoren lediglich auf ihren Ämtern hockten und das Leben genossen und welche tatsächlich Einsatz in der Öffentlichkeit zeigten und zum Beispiel die Patronage für ganze Städte übernahmen.

  • "Du bist nicht blöd, junger Niemand, das sehe ich sofort...", reüssierte ein sichtlich von der kombinatorischen Intelligenz seines Gegenüber angetaner Caius und nippte noch sichtlicher vom Wein angetan an seinem Becher. Nein, er nippte nicht. Er stürzte den Wein in sich hinein.
    "Boah... das tut gut. Also, natürlich ist es da nur allzu recht, dass du dich im Auftrag einer nicht unbedeutenden Persönlichkeit der Stadt an eine ebenfalls nicht unbedeutende Persönlichkeit der Stadt wendest.", redete Caius im besten Plauderton weiter, "Natürlich ist es gute Sitte, dass die Senatoren sich um das Wohl der Bevölkerung und der Allgemeinheit kümmern, als Elite des Reichs... hast du jemand bestimmtes im Sinn? Oder sollen es gleich derer hunderte sein? Dann könnte es ein wenig länger dauern.." Was er natürlich vor allem in Hinblick auf den Weinvorrat meinte, den er dann stark rationieren würden müssen. Und wann bekam er schon mal wieder die Möglichkeit der Auctrix ihren Poserwein zu klauen? Das bedurfte großen Organisatorischen Geschicks... und natürlich der richtigen Portion Glück. Und seit der Geschichte mit dem Elefanten hatte Caius einen nicht allzu guten Stand bei den Auctores.. die offiziell natürlich nur seine journalistische Brillanz neideten. Aber er konnte es ihnen natürlich nicht übel nehmen.. so wie die Sonne es dem Mond nicht übel nahm, dass dieser eben nur die halbe Strahlkraft besaß. Ja, das war gut... das sollte er sich aufschreiben... wo hatte er den Griffel denn jetzt? Achja... im Officium der Auctrix.. dafür aber den Wein.
    Hmhm... guter Tausch.

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