[campus] Factio Albata

  • Es war kurz vor der Mittagszeit, als Caesoninus am Campus der Factio Albata auftauchte. Sein nächster Schritt zum Senator war, dass er sich einer Factio anschließen wollte und die Factio Albata erschien ihm dafür ideal. Viele junge Leute sollten dort aktiv sein hatte er gehört. Nicht so wie im traditionellen Rennstall der Iulier, der Factio Veneta. So kam es nun, dass er sich suchend nach jemandem umsah, den er nach dem Weg zum dominus factionis der Albata fragen konnte.

  • Wie jeden Tag seit meiner Aufnahme in die Factio, war auch ich einmal auf dem Campus anzutreffen. Die täglichen Arbeiten, die Fortschritte oder Probleme der Fahrer interessierten mich dabei genau gleich, wie die Menschen, welche sich für die Factio zu interessieren schienen. Manchmal waren es wohl auch "Spione" der anderen Factiones, aber die Gespräche waren eigentlich immer interessant, denn jeder der sich hier aufhielt interessierte sich schlussendlich auch für Wagenrennen, Pferdezucht oder Pferdetraining.

  • Caesoninus befand sich gerade neben den Stallungen der Rennpferde, als sein Blick plötzlich an einem besonders schönen Rappen hängen blieb. Stolz stand das stramme Tier in seiner Box und musterte den Iulier aus klugen Augen. "Hallo, wer bist denn du?" fragte er und kam mit ehrfürchtigem Blick näher an den Hengst heran. Dieser schnaubte, hob etwas den Kopf und kratzte mit seinem linken Vorderhuf am Boden. Von Pferdezucht verstanden die Leute von der Albata auf jeden Fall etwas, so ein schönes Pferd hatte Caesoninus schon lange nicht mehr gesehen. Wie es wohl hieß? Ganz gebannt stand er da und beobachtete das stolze Tier.

  • Der Besucher, der mir heute aufgefallen war, schien sich mit Pferden auszukennen, denn er blieb bei einem der besten Tiere unserer Factio stehen, als er den Stallungen entlang geschritten war.


    Gespannt näherte ich mich ihm und dem Tier und wartete darauf, ob er mich bemerken würde und wie seine Reaktion ausfallen würde.

  • Caesoninus bewunderte die klaren, intelligenten Augen des Hengstes. Die feuchten, interessiert schnuppernden Nüstern, sowie das kurze, glänzende Fell. Offenbar war es gerade eben erst gebürstet worden. Auch die Fesselbeine sahen gut aus. Das Tier hatte also keine Entzündungen. Die Muskelpartien saßen fest an Ort und Stelle, dennoch waren sie andererseits auch wiederum nicht ZU ausgeprägt. Das hätte der Aerodynamik beim Laufen geschadet und beim Wagenrennen ging es ja immerhin um Geschwindigkeit, nicht um möglichst dicke Muskeln. Alles in allem ein wirklich bewundernswertes Tier.


    Im Seitenblickwinkel bemerkte er (endlich), dass er beobachtet wurde. Caesoninus wandte den Kopf und bemerkte, dass ein offenbar gleichalter Genosse sich in unmittelbarer Entfernung aufgebaut hatte und offensichtlich auf etwas wartete. Die Art wie er Caesoninus ansah mochte ihn als Mitglied der Factio ausweisen. Ein anderer zufälliger Besucher hätte wohl nicht so abwartend dagestanden. Caesoninus grinste jetzt und winkte den anderen Jungen zu sich heran. "Komm einmal her Kollege und verrate mir den Namen dieses Lieblings der Götter" scherzte er. Dass er eigentlich aus einem anderen Grund den Campus der Factio Albata aufgesucht hatte, hatte Caesoninus für den Moment vollkommen vergessen.

  • Aha, also doch! Der junge Mann schien trotz der offensichtlichen Bewunderung für das Pferd dennoch auch ein halbes Auge für seine Umwelt zu haben, denn er bemerkte mich doch noch. Ob das nun ein gutes Zeichen war, oder ob er sich damit bereits als Spion einer anderen Factio verraten hatte, das konnte ich noch nicht beurteilen. Seine Eingangsfrage war auf jeden Fall noch unverfänglich.


    Dieses gute Tier heisst Ares. Es soll eines der schnellsten im Imperium sein, so habe ich mir sagen lassen. Salve! Ich bin Lucius Annaeus Florus Minor. Wer bist du und wie kann ich dir sonst noch behilflich sein?


    Ich hatte in der letzten Zeit die Erfahrung gemacht, dass es durchaus erfolgsversprechend war, wenn man die Leute direkt auf ein Anliegen ansprach. Daher stellte ich meine Fragen auch entsprechend.

  • "Ares also, hm" machte Caesoninus. Ein wirklich bewundernswertes Tier. "Der gute Ares muss neu sein, ich habe ihn bei noch keinen Rennen gesehen. Kann das sein?" fragte er. So ein schöner Rappe wär ihm gewiss aufgefallen.


    Als dann Florus Minor nach seinem Begehr fragte fiel ihm -endlich- wieder ein, weshalb er überhaupt hier war. "Oh!" lachte er "Ganz vergessen, wo bleiben nur meine Manieren!" Er streckte Florus Minor seine Hand entgegen und sagte: "Mein Name ist Gaius Iulius Caesoninus. Ich möchte Mitglied der Factio werden. Spreche ich da mit dem richtigen?"
    Spätestens als er Ares gesehen hatte, war sich Caesoninus sicher, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte, als er zur Albata wollte und nicht zur Veneta, wie vor ihm Dives und Centho. Er fühlte, dass dieser Rennstall eine große Zukunft hatte und falls doch nicht würde er schon dafür sorgen!

  • Iulius Caesoninus? Ein Iulier also, wie Licinius, den ich einige Tage vorher kennengelernt hatte, und wie meine Mutter vor ihrer Manus-Ehe.


    Doch zuerst wieder zum Gespräch, mahnte ich mich und versuchte trotz meiner leichten Abgelenktheit durch eine mögliche Verwandtschaft möglichst direkt anzuknüpfen.


    Ja, soweit ich weiss ist Ares bisher noch nie gelaufen. Es ist zwar ein wunderschönes und auch schnelles Tier, aber in einem Gespann zählt leider nicht nur das. Ares muss sich noch etwas an die Zusammenarbeit gewöhnen, bevor er Rennen laufen kann. Doch wenn er dies schafft, dann werden die anderen Factiones in Zukunft hoffentlich etwas mehr zu kämpfen haben. Ares könnte durchaus ein sehr gutes Leittier werden.


    Dann war es Zeit auf die Person einzugehen. Iulius Caesoninus, es freut mich dich getroffen zu haben. Leider bin ich selbst auch erst vor einigen Tagen als Sodalis der Factio aufgenommen worden. Ich bin also nicht der Richtige, um mit dir über eine Aufnahme zu reden. Aber ich weiss natürlich, wer unser Dominus ist. Das ist im Moment Titus Pompeius Atticus.


    Ein kurzer Blick ringsum zeigte mir, dass ich den Betroffenen gerade noch nicht sehen konnte.


    Er kommt meist auch täglich her, aber im Moment kann ich ihn noch nicht sehen.


    Nach einem kurzen Zögern entschloss ich mich dann, doch noch die andere Frage auch zu stellen.


    Kennst du Marcus Iulius Licinus? Ich war erst vor einigen Tagen bei ihm zu Besuch.


    Mehr wollte ich noch nicht sagen, da es ja auch sein konnte, dass mein Gesprächspartner aus einem anderen Zweig der Gens kam, der mit Licinus nichts zu tun hatte.

  • Caesoninus zuckte mit den Schultern. "Nun gut. Wenn der Chef der Factio nicht da ist warte ich hier eben. Wenn ich erst einmal aufgenommen bin kann ich ja versuchen mit Ares zu arbeiten. Ich gebe zu ich habe ein Händchen für Pferde" grinste er schelmisch. Mit Pferden hatte Caesoninus immer schon gern seine Zeit verbracht. Sie waren stolze Tiere und er bewunderte sie für ihre Kraft und Eleganz. Als Florus Minor auf Iulius Licinus zu sprechen kam musste er wieder grinsen. "Licinus, ja er ist bei uns in der Domus Iulia zurzeit so etwas wie der Hausherr, wo die beiden ehrenwerten iulischen Senatoren ja außerhalb der Stadt weilen." Eigenartig, er hatte ihn noch nie zuhause gesehen gehabt. Vermutlich war er an jenem Tag unterwegs gewesen oder bei einer Frau.

  • Nun hatte mich der Iulier aber neugierig gemacht. Ein Händchen für Pferde? Wie kommt denn das? Besitzen die Iulier ein eigenes Gestüt auf dem Lande?


    Alles Weitere war wie vergessen. Falls Titus Pompeius Atticus jedoch zu uns stossen würde, würde ich das sehr schnell wieder in Erinnerung haben.

  • "Meines Wissens nach besitzen die Iulier kein Gestüt, wenn Vetter Centho, der alte Pferdenarr, nicht doch wo eins versteckt hat" eröffnete Caesoninus seine Antwort wie immer mit einem lockeren Spruch auf den Lippen "Doch als mein Vater noch lebte, er war übrigens bei den Urbanern, da sind wir im Sommer immer hinunter in die Kampania gefahren. Dort gab es ganz in unserer Nähe ein kleines, nettes Gestüt eines wohlhabenden Italikers aus Capua, mit den schönsten braunen Stuten die du dir nur vorstellen kannst. Während dieser Sommeraufenthalte im Süden habe ich meine Zeit am liebsten immer genau auf diesem Gestüt verbracht, einfach eine herrliche Zeit. Mein Vater hatte in seiner freien Zeit sowieso lieber seine Ruhe, also ließ er mich machen was ich wollte. Es gab dabei Zeiten, wo ich mit diesen Pferden regelrecht gelebt habe. Ich zähmte sie, ritt auf ihnen, schlief neben ihnen unterm Sternenzelt, mistete ihre Ställe aus und war auch bei der einen oder anderen Geburt dabei." der Junge lächelte seelig bei diesen Erinnerungen. "Weißt du, einmal als Kind ward ziehmlich zu Beginn unseres Sommeraufenthalts dort ein kleines Fohlen geboren. Ein wirklich herzerweichendes kleines Ding. Ich war Tag und Nacht mit ihm zusammen, habe also auch bei ihm in seiner Box geschlafen und alles. Dann, als ich mit meinem Vater wieder schweren Herzens nach Rom zurückfuhr erreichte uns einige Tage später ein Brief des Italikers, in dem stand, dass seit unserer Abreise das Fohlen ständig jammere und unruhig wäre. Es wolle nicht mehr fressen und er wäre ganz verzweifelt was er tun solle. Ob mein Vater nicht noch einmal mit mir herkommen könnte, er wisse ja welche Verbindung ich zu dem kleinen Tier hätte. So fuhren wir wieder hin und... du kannst dir die Freude nicht vorstellen als das Fohlen mich wiedersah! Es hat Bocksprünge gemacht und mich abgeleckt und brav sofort aus meiner Hand gefressen." Caesoninus schüttelte schelmisch den Kopf. "Süßes, dummes kleines Fohlen! Es hatte nämlich gedacht ich wäre sein Brüderchen, weil ich seit seiner Geburt bei ihm gewesen war und deshalb ward ihm so das Herz gebrochen, als ich plötzlich nicht mehr da war. Kannst du dir das vorstellen?"

  • Die Geschichte erinnerte mich etwas an die vielen Stunden, welche ich in Mantua mit den Pferden der Factio verbracht hatte, als dort noch das Trainingsgelände in vollem Gebrauch war und auch der König von Tylus mit seinem Gespann oft dort verweilte.


    Ja, die Pferde und ihre Eigenheiten! Von Klein auf hatte ich auch viel mit ihnen zu tun, in Mantua, auf unserem Landsitz, oder besser gesagt in meinem Geburtshaus. Die Factio hatte damals dort ein grosszügiges Trainingsgelände. Leider wird dieses nun schon länger nicht mehr benutzt. Daher haben wir es zu einem Reit- und Bogenschiessgelände für meine Ausbildung umfunktioniert.

  • Seine Geschichte von dem kampanischen Gestüt hatte Caesoninus nostalgisch werden lassen. Er war schon so viele Jahre nicht mehr dort gewesen, ob es das Gestüt überhaupt noch gab? "Weißt du was, Lucius Annaeus? Gerade habe ich mich gefragt was wohl aus dem Gestüt meiner Kindheit passiert ist, immerhin war ich schon seit Jahren nicht mehr dort. Wie wärs, willst du mich einmal begleiten, wenn ich hinfahre um das herauszufinden?"

  • Das würde mich sehr freuen. Ich schlage aber vor, dass wir nicht fahren, sondern reiten. Was meinst du? Das sollte doch irgendwie machbar sein für 2 junge Männer wie uns, oder nicht?


    Die Aussicht auf einen etwas längeren Ausflug auf dem Rücken eines Pferdes machte auch mich sofort froh, denn noch hatte ich keine Pflichten, welche mich in Rom täglich in Beschlag nehmen würden.

  • Der Gedanke hatte etwas, er reizte Caesoninus durchaus. "Ja, eine wirklich gute Idee für ein kleines Abenteuer!" grinste er. "Ich weiß auch schon wann wir los können. Bis es an mir ist den Cursus Honorum zu beschreiten möchte ich ja Aedituus der Venus Genetrix werden. Ich habe durchaus Chancen auf den Posten, ich muss nur noch ein öffentliches Opfer vollziehen, um meine Eignung zu zeigen. Ich schlage also vor, dass wir in die Kampania aufbrechen, direkt nach dem Opfer und dem Entscheid der Pontificies, was sagst du?"

  • Das tönt gut. Da ich selbst auch den Cursus Honorum beginnen möchte, muss ich aber für die Einreichung meiner Kandidatur auf die nächste Wahlperiode wieder in Rom sein!


    Dass ich mit dem jungen Iulius zusammen vielleicht sogar noch mehr Chancen haben könnte als alleine, das dachte ich derweil noch nicht.

  • Caesoninus pfiff. "Wirklich? Na dann wünsche ich dir alles gute! Auf meine Unterstützung kannst du auf jeden Fall zählen!" gab er ehrlicherweise zu. Wer weiß vielleicht würde sich in Zukunft noch eine fruchtbare politische Freundschaft und Zusammenarbeit ergeben, Caesoninus würde dies auf jeden Fall sehr begrüßen.


    "Ich bin leider noch länger nicht soweit, da ich den Ordo Senatorius erst noch erlangen muss und von Grundstücken erst recht noch keine Rede sein kann." scherzte er.

  • Danke für deine Unterstützung. Wir werden ja sehen müssen, was sich ergibt, aber ich glaube, dass ich gute Chancen habe. Mein Vater war sehr bekannt in Rom und viele Menschen denken gut von ihm. Er hat mir also, trotz seines frühen Todes, ein leichtes Erbe hinterlassen.


    Dann machen wir das so? Meldest du dich in der Domus Annaea wenn der Termin deines Opfers bekannt wird, oder weisst du diesen schon?


    Venus ist übrigens eine meiner Schutzgöttinnen.

  • "Gerne" sagte er "Ich kenne den Termin noch nicht, aber wenn du zusehen möchtest schicke ich dir gerne eine Nachricht. Und falls nicht schicke ich dir trotzdem einen Boten mit dem Datum wann wir los können." Caesoninus war zuversichtlich, dass sie noch rechtzeitig vor Florus' Wahlantritt wieder in Rom wären, immerhin wären sie nur zu zweit und mit bloß zwei Pferden ziehmlich schnell und flexibel. Von Florus' Vater hatte er als geborener Stadtrömer gewiss schon einiges gehört, doch das war alles in Caesoninus Kindheit geschehen, weshalb er auch nichts davon wirklich bewusst mitbekommen habe, was er in dem Moment ihm auch erzählte.


    Dass Florus Minor Venus als seine Schutzgöttin bekanntgab freute Caesoninus besonders. Eine weitere Verbindung zwischen ihnen. "Oh, wirklich? Ja, das war auch einer meiner weiteren Gründe, weshalb ich Aedituus für Venus Genetrix werden will. Ich will sie eines Tages in einer öffentlichen Zeremonie von den toten patrizischen zu den lebenden plebejischen Iuliern als deren Schutzgöttin überführen, falls man dafür nicht Pontifex oder was höheres sein muss. Denn ich sehe meine Familie als Fortsetzung von Caesars Erbe in Rom. Immerhin tragen wir ja seinen Familiennamen, haben von ihm das Bürgerrecht bekommen und haben neben vielen militärischen auch schon erste politische Ehren erhalten." Caesoninus lachte kurz auf.
    "Entschuldige, ich rede schon wieder wie ein Wasserfall. Das kommt davon, wenn man mit Iulius Dives, dem Filibusterschreckensredner des Senats verwandt ist." Er grinste. "Komm, genug geredet. Lass uns nach diesem Pompeius suchen." Caesoninus wollte es jetzt endlich amtlich machen ein Mitglied der Albata zu werden. Er wollte diesen Rennstall mitgestalten und wer weiß, vielleicht würde seine Mithilfe ja auch einmal der Factio zu Gute kommen.

  • Das Gespräch nahm seinen weiteren Lauf und es wurde gerade über alles Mögliche gesprochen, vom Götterkult über die Familien, nur nicht mehr über die Factio.


    Tiptop, dann schicke mir doch bitte wirklich diese Nachricht, wenn du mehr weisst. Alle die anderen Dingen können wir ja dann auf unserer Reise ausgiebig diskutieren.


    Dann schaute ich mich nach Titus Pompeius Atticus, dem Dominus der Factio, um. Es hätte ja sein können, dass dieser in der Zwischenzeit irgendwo auf dem Gelände aufgetaucht war.


    Sim-Off:

    Ich hab' ihm ne PN geschrieben, dass wir ihn hier brauchen könnten.

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