Magistratische Mittagspause

  • Die warme Sonne tat gut, und seine Aufmerksamkeit ihr gegenüber noch sehr viel mehr. Auch wenn die Tatsache, dass sie sich sehr darüber bewusst war, neben einem Mann zu sitzen, nicht neben einem geschlechtslosen Etwas, etwas verwirrend war - sie hatte wieder genügend Ruhe gefunden, sich wieder etwas im Zaum zu halten. Wenigstens war es nicht dieses grenzenlose, hochlodernde Begehren gewesen, das sie in Victors Nähe so oft empfand. Das hätte sie jetzt auch nicht mehr ertragen können, ein Mann, der nur durch seine Anwesenheit einen flauen Magen und noch weichere Knie verursachte, reichte in ihrem Leben voll und ganz. Vielleicht hatte es auch so kommen müssen - nach so langer Zeit des innerlichen Schweigens kehrte das Leben mit aller Macht zurück und wollte sich nicht beherrschen lassen.


    "Ich bin auch die einzige magistrata von Ostia, da ist es nicht schwer, die Beste zu sein," parierte sie sein Kompliment mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen. "Wäre ich nicht auch noch gleichzeitig die Schlechteste, würde ich bei deinen freundlichen Worten sicher noch irgendwann rot werden, Tiberius Vitamalacus." Während Ajax am Strand wieder zum lockeren umherlaufen zurückgekehrt war, nahm sie eine Meeresfrucht aus dem Bündel und saugte leise das zarte Fleisch im Inneren heraus, bevor sie die leere Kruste beiseite legte. Für Krustentiere würde sie fast alles tun, das wusste sie nur zu genau, und nun kannte er auch ihren ganz persönlichen Schwachpunkt.
    "Vielleicht ist es leichter, sich über äußerliche Zustände zu streiten, um das Innerliche zu übersehen. Ich denke einfach, die Politik hat sich in den letzten Jahren nicht wesentlich gewandelt, noch immer will ein jeder die anderen übertreffen, nur nimmt man eben jetzt ein Thema, bei dem man sicher sein kann, breite Wellen zu schlagen. Man sollte sich eher auf die Taten denn die Worte verlassen ..."

  • Wann hatte er das letzte Mal so unbeschwert seine Zeit in so angenehmer Gesellschaft an einem so schönen Ort verbracht ? Er wusste es wirklich nicht mehr, es musste ewig her sein. Er spürte eine Leichtigkeit, die er schon lange verloren glaubte.


    "Gerade dann, " so ging er auf ihren Einwand ein, "darf ich wirkllich nicht dafür verantwortlich sein, das Ostias Verwaltung sich dem Rausch hin gibt." Mit diesen Worten nimmt er einen kleinen Schluck von dem verdünnten Wein. "Aber auch ich sollte mich nicht zu sehr mit dem Wein berauschen, sonst muss Ajax einen betrunkenen Quaestor nach Rom zurücktragen." Er legt den Schlauch beiseite und nimmt eine Olive aus einer Schale.


    "Worte statt Taten, da sprichst du wahre Worte denen ich mich nur ansxchliessen kann. Und ich habe auch den Eindruck, das das Amt des Quaestors überbewertet wird. Ein Quaestor ist doch stets nur ein Gehilfe und Sekretär, es ist der Einstieg in den Cursus Honorum, doch bei der Res Gestae des früheren Quaestor Principes, hatte ich zunächst den Eindruck, es war die Rede eine scheidenen Consuls."

  • "Ach, ich glaubem, Ajax bekommt das ganz gut hin. Zur Not übernachtest Du eben hier in Ostia, es gibt einige gute Gasthäuser in der Stadt, die sich sicher freuen würden, einen echten quaestor aufnehmen zu dürfen. Und damit wahrscheinlich an einem Abend die Preise ins Unermessliche steigern, weil sie sich rühmen können, von wichtigen Magistraten besucht zu werden," scherzte sie und stellte sich einen in eine Taverne schwankenden Vitamalacus vor - nein, das passte ganz und gar nicht. Sie konnte sich sehr vieles vorstellen, aber bei einem in der Öffentlichkeit betrunkenen Tribun streikte ihre Phantasie ganz und gar. Da hätte sie sich ihn eher nackt am Strand entlang springend vorstellen können als betrunken ... wo war denn dieser Gedanke wieder hergekommen? Langsam aber sicher kapitulierte sie vor ihrer eigenen Vorstellungskraft. Wenigstens schien seine Tunika nun langsam wieder einen trockenen Zustand anzunehmen und verbarg wieder, wie sie es sollte, die genauen Konturen seines Oberkörpers.


    "Nun, das gehört doch wohl zum Handwerk eines Rhetoren. 'Mache aus einer Maus einen Elefanten, dann werden Dich alle viel eindrucksvoller finden, selbst wenn Du tatsächlich nur ein Mausefänger bist.' Aber wenn man die Reden als unterhaltsame Beigabe der tatsächlich geleisteten Arbeit betrachtet, ist der Blick auf die Wirklichkeit wahrscheinlich genauer, denke ich. Du wirst lachen, aber ich habe vor einiger Zeit auch mit dem Gedanken gespielt, mich eines Tages zur Wahl zu stellen und den Namen der Iulier wieder zurück in das Gedächtnis der Stadt zu bringen ..." Abermals fiel ein Krustentier ihren Lippen zum Opfer, doch ihr Blick blieb nun auf ihm ruhen, schätzte seine Reaktion recht genau und interessiert ab.

  • Er lacht leicht auf, diese Lachen blitzt regelrecht in seinen Augen auf. Doch er hat keine Vorstellung davon, wann er das letzte Mal so viel getrunken hat, das er schwanken musste. Und als Soldat ist er es gewohnt, öfter doch nicht geringe Mengen Wein zu trinken, doch stets immer nur zu der Grenze, das seine Sinne noch klar genug sind, seinen Dienst zu erfüllen. Doch er geht, fröhlich scherzend, auf ihr Szenario ein.
    "Hmm,... vielleicht sollte ich zum Wohl der Geschäftsleute von Ostia mich tatsächlich so sehr berauschen... Wenn es da einen Wirt gibt, dem du so ein lohnendes Geschäft gönnst,.. und der es auch noch schafft, das mein Fehlverhalten nicht zum Thema auf der Rostra wird,... dann gerne." meint er lachend, und wie um seine Worte zu unterstreichen, nimmt er noch einen Schluck Wein. "Dieser Wein ist allerdings so stark gewässert, das es wohl kaum möglich ist, dieses Szenario in die Tat umzusetzen. Ich muss dem Cellarius mal erklären, wie er meinen Wein zu wässern hat: An einem Nebeligen Tag kurz aus dem Fenster halten."


    Als ihm Helena allerdings von ihren Gedabken berichtet, selbst in den Cursus Honorium einzusteigen, wird sein Blick ernst.
    "Du weisst was es bedeutet ? Eine zeternde Meute wird sich auf dich stürzen, egal was du sagst, sie werden dir nur lautstark vorwerfen, das du ein Fraue bist. Jede deiner Leistungen werden von ihnen und ihren rückratlosen Anhängern herab gewürdigt."
    Doch dann lächelt er wieder.
    "Wenn es dir allerdings ernst ist, habe ich keinen Zweifel daran, das du erfolgreich deinen Weg machst. Auf meine Unterstützung und die meiner Klienten kannst du ganz sicher zählen."

  • Sie begann die Hitze des Tages zu spüren, denn während der Seewind für einige Zeit abzuflauen schien, knallte die Sonne deutlich intensiver auf die Menschen auf dem Strand herunter, so auch die Magistrata und ihren Gesprächspartner. Selbst Ajax schien nicht ganz von der Sonne angetan, zog er doch mit seinem schwarzen Fell besonders viel Wärme an - kurzerhand trabte das Pferd wieder in das Wasser hinein und tobte dort weiter vor sich hin. Am liebsten hätte sie mit dem Pferd getauscht und sich einfach in das Wasser geworfen, um ein paar erfrischende Runden zu schwimmen. Sehnsüchtig blickte sie auf das Meer und seufzte sehr leise. Dieser Wunsch war unerfüllbar - zum einen saß halb Ostia am Strand und aß genau wie sie zu Mittag, zum anderen war da ja noch jemand anwesend, dessen Vorstellung von der Welt sicher in all ihren Grundfesten erschüttert gewesen wäre, hätte sie sich kurz vor ihm entblättert und wäre dann ins Meer gerannt.


    Seine Worte über den gemischten Wein lenkten sie glücklicherweise wieder ab und ließen sie leise auflachen. "Du trinkst ihn lieber pur, das habe ich schon gemerkt. Aber sei Deinem cellarius nicht zu gram, ich bin mir sicher, er hat es nur gut gemeint und wollte Dich nüchtern zurückkehren wissen." Zumindest war dieser Gedanke recht wahrscheinlich. Was er zum cursus honorum sagte, ließ sie dann auch etwas ernster werden. "Es ist mir bewusst, dass die entscheidenden Fragen des Wahlkampfs sich dann eher mit meinem Geschlecht befassen dürften denn mit meinen Leistungen, aber ich habe es auch nicht so eilig, dass ich im nächsten Jahr schon kandidieren wollte. Zuerst gibt es hier in Ostia einige Dinge zu regeln, und wenn es den Göttern gefällt, mir den Erfolg zu schenken, den ich mir wünsche, dann wird mein Name vielleicht auch mit meinen Taten verbunden werden und mir einen besseren Einstieg in die Politik erlauben." Dass er sie unterstützen wollte, ließ sie lächeln, recht erfreut sogar, denn es schmeichelte mehr als jedes Kompliment über ihr Aussehen hätte schmeicheln können.

  • Die hochstehende Mittagssonne tat ihre Wirkung und seine rote Militärtunika war mittlerweile getrocknet. Nach langen Jahren Dienst im hohen Norden ist für ihn es eine ganz neue Erfahrung, solch ein Wetter in so angenehmer Gesellschaft zu geniessen. Sein Blick schweift über das Meer, der nur sehr leichte Wind kräuselt die Oberfläche des Meeres ganz leicht. Nur dort wo Ajax durch das Wasser jagd, spritzt es in die Höhe und der Hengst hinterlässt ein breite Spur schäumenden Nasses.
    Sein Blick wandert wieder zu ihr zurück, er registriert ihr leichtes Seufzen und er würde gerne wissen, worum ihre Gedanken kreisen. Hätte er er erahnt, das sie über die Möglichkeit nachdenkt, einfach ein Bad im Meer zu nehmen, wäre er sicher etwas verwundert gewesen, doch auch so kommen ihm Erinnerungen an früher."Unweit der Casa Rustica meines Grossvaters in Gallien verlief ein kleiner Fluss, der über einen Wasserfall in einen See mündet. Im Sommer haben Cato, Lucius und ich sehr oft darin gebadet,.... Jedenfalls bis Lucius es interessanter fand sich mit den Sklavinen der Casa oder den jungen Schönheiten des nahegelegenen Dorfes dort zu amüsieren...."
    Als er ihr erfreutes Lächeln über seine Unterstützungszusage bemerkt, verstärkt sein Lächeln sich noch, dabei war es für ihn eigentlich sofort klar, als sie ihm ihre Pläne offenbart. "Ja, es ist nicht schlecht schon einen Namen zu haben, bevor man in in die Politik einsteigt. Aber ich zweifele nicht, das du deinen Weg gehen wirst."

  • Das Wetter war fast zu schön, um warm zu sein, aber die drückende Schwüle des Tages verriet auch Helena, dass es noch ein ganz anderes Ende nehmen konnte. Langsam kam es ihr vor, als müsste bald die Luft zum Schneiden geeignet sein, denn wann immer der Seewind abflachte, umhüllte die Hitze die am Strand sitzenden Menschen wie eine drückende Umarmung und raubte ihr fast den Atem. Am liebsten hätte sie auf die Stola verzichtet und eine einfache Tunika angezogen, aber so blieb ihr nichts anderes übrig, als unter dem nun viel zu dick gewordenen, eigentlich leichten Stoff ihres Kleides zu schwitzen. Ajax hatte es wirklich gut, stellte sie für sich fest und lachte dann leise auf, als er die Kapriolen seines Verwandten Lucius schilderte.


    "Jungen sind wahrscheinlich immer so, hm? Irgendwann entdeckt man die Verlockungen des anderen Geschlechts und alles ist ganz anders. Constantius war damals noch zu jung, als wir gemeinsam aufwuchsen, vielleicht ist das ganz gut gewesen - es hat uns aber auch nicht daran gehindert, an zu heißen Tagen in Tarraco in der Casa Iulia unserer Mutter zu entwischen und ins compluvium des Atriums zu springen, sehr zu ihrem Missvergnügen. Ich weiss gar nicht mehr, wie oft wir uns deswegen Prügel eingefangen haben, aber es war immer sehr erfrischend," gestand sie lachend und zwinkerte ihm dabei zu. Vielleicht war es in diesem Moment gar nicht so schwer, sich eine junge Helena vorzustellen, die mit ihrem Bruder durch die Gänge einer Casa jagte und sich am Ende im Wasserauffangbecken des Atriums wieder fand. "Ich wünschte, die Curia Ostia hätte irgendein Becken, in das man sich stürzen könnte - langsam habe ich das Gefühl, hier am Strand zu schmelzen..."

  • "Lucius war in dieser Beziehung etwas eifrigen als die meisten Anderen. Hätte ich eine Tochter statt eines Sohnes, würde ich ihr den Umgang mit Lucius verbieten." Er muss trotz der ganzen Streitereien mit Lucius plötzlich lächeln. "Obwohl, dieser Sohn einer Lupa und eines Batavers hat sich wohl in letzter Zeit geändert. Nicht nur, das er das Bürgerrecht bekommen hat und in eine Gens adoptiert wurde, er hat sich sogar mit einer Flavierin verlobt und ihr die Treue gelobt."


    Er spürte wie die Hitze zunahm und merkte, das er jeden kleinen Windhauch schätzte, der etwas Kühlung brachte. In dieser Sitauation war er schon dankbar, das er sein Dienst in der Legio bisher hauptsächlich in Germania absolviert hatte.


    Während er ihren Erzählung aus iihrer Vergangenheit lauscht, lässt er ihr Lachen nicht aus den Augen und er muss auch leise lachen. "Das wäre für uns nicht möglich gewesen. Dem alten Centurio, der meine Ausbildung überwachte, wäre das nicht entgangen und seine Strafe wäre hart gewesen. Wir hätten das kurze Vergnügen sehr bereut."


    Irgendwie beneidet er sie etwas für ihre wahrscheinlich leichtere Kindheit. So löst er seinen Blick etwas von ihr und lässt ihn wieder über den Strand wandern. Vielleicht 200 Schritt entfernt ziehen gerade einige Fischer ihr Boot an Land, anscheinend haben sie eine recht guten Fang gemacht, denn ein Schwarm Möven lässt sie nicht aus den Augen, ihr Geschrei dringt zu ihnen herüber. Mittlerweile haben sich einige wolken am Himmel gebildet, und versprechen zumindest bald etwas Schatten


    Er schenkt ihr ein freundliches, verschmitztes Lächeln.


    "Ich kann dir zwar kein kühles Becken bieten und auch wäre es wohl unangemessen, wenn wir uns jetzt in die Fluten stürzen würden. Doch was würdest du davon halten, wenn mir noch ein Stück den Strand entlang spazieren. Ich spüre das der Wind vielleicht etwas auffrischt und uns so, etwaws dichter am Wasser kühlung verspricht."

  • "Du kennst wirklich interessante Leute, Vitamalacus," meinte sie amüsiert und überlegte, wie ein Patrizier, selbst wenn er nur adoptiert war, wohl mit einem Kind aus so durchwachsenen Familienverhältnissen zusammen gekommen sein mochte. Aber die meisten Kinder achteten bei der Auswahl ihrer Spielgefährten kaum auf deren Herkunft, in sofern schien es ihm kaum geschadet zu haben, dachte sie und lächelte leicht vor sich hin, ohne gemerkt zu haben, dass sie zum ersten Mal, seit sie sich kannten, das nomen gentile nicht benutzt hatte, um ihn anzusprechen, sondern nur den cognomen. "Einen solchen Lebensweg hat sicher nur einer unter tausend aufzuweisen und es spricht für ihn, dass er das Interesse einer Frau aus einem sehr guten und alten Haus gewonnen zu haben scheint." Was die Familie sicher anders sah, die meisten Patrizier waren von unstandesgemäßen Ehen nicht begeistert, auch wenn letztendlich die Fluktuation der römischen Gesellschaft hoch genug war, um in die Patrizierfamilien immer genug plebeisches Blut zu bringen.


    Auch ihr Blick driftete zum Himmel, und sie war erfreut darüber, dass die Sonne zumindest ein wenig Konkurrenz zu bekommen schien. Es sah nach einem Gewitter aus, die zu dieser Jahreszeit nicht selten waren, aber nach der Schwüle des Tages würde ein ordentlicher Regen sicher allen guttun, auch den geplagten Beamten in der Curia Ostia. Wahrscheinlich würden sie noch gut Zeit haben, bis der Regen kam, noch mussten sich die Wolken redlich anstrengen, überhaupt eine Art Schatten auf den Strand zu werfen, sodass sie zu seinem Angebot nickte.
    "Sehr gerne, ich fühle mich inzwischen, als würde ich gleich am Sand festkleben, wenn wir noch länger hier bleiben. Ein bisschen frischer Wind wird uns sicher guttun, immerhin hat auch Ajax seinen Spaß am Wasser gehabt und sieht aus, als hätte er bisher damit recht viel Vergnügen." Und beim Laufen würde es ihr auch leichter fallen, wieder richtig zu denken, sich nicht durch sein Aussehen ablenken zu lassen. Ihre geheime Vorliebe für Männer mit soldatischem Aussehen und trainierten Körpern konnte endlich schweigen, da seine Tunika wieder tat, was sie sollte.

  • "Sein Vater war ein Soldat meines Vaters und irgendwie blieb er nach dessen Tot in unser Casa Rustica wohnen." Fast hätte er das Fehlen den nomen Gentile nicht bemerkt, aber als er es registriert, freut er sich innerlich, auch wenn er sein Cognomen nicht wirklich mag, es ist eine Erbe seines Grossvaters.
    Doch er spricht weiter über Lucius und bei seinen folgenden Worten muss er schmunzeln."Vielleicht sollte ich mal den Verlobten meiner Schwester fragen, was er davon hält, das ein kleiner Gauner seiner Gens eine Frau gestohlen hat. Doch meinen Segen hat Lucius und er weiss, was ich mit ihm machen würde, würde er einer Flavierin Schande machen."


    Als sie auf seinen Vorschlag einging, lächelte er erfreut und machte sich daran, die Reste des kleinen Mittagsmahls einzusammeln und wieder zu verstauen. Langsam erhebt er sich, und legt auch die Decke zusammen auf der er gesessen hat. Er reicht ihr seine Hand um ihr aufzuhelfen.


    "Darf ich dir aufhelfen, Helena ?" Ganz automatisch lässt er auch ihren Nomen gentile weg und ihm gefällt ihr Name, auch wenn er an andere Personen dieses Namens keine guten Erinnerungen hat. "Wir müssen gleich nur aufpassen, das uns Ajax nicht zu nahe kommt,... sonst sind wir gleich durchnässt."
    Im Stehen spürt er den Wind deutlich besser und dieser ist eine wirklich willkomene leichte Erfrischung.

  • "Ich glaube, ich kann mir so ungefähr vorstellen, wieso dieser Lucius seine Frau tunlichst sehr glücklich machen sollte," meinte sie vergnügt und überlegte sich, wie es wohl aussehen würde, wenn der Tribun mit einer Peitsche in der Hand hinter seinem Freund herlaufen würde, um ihm anständiges Benehmen beizubringen. Oder wahlweise mit dem gladius, natürlich. Wobei es mit einer Peitsche sicherlich eindrucksvoller aussehen würde, dachte Helena und schmunzelte vor sich hin. Aber anstatt diesem Gedanken allzu weit zu folgen, half sie ihm lieber, die Vorräte zusammen zu packen, schüttelte die Decke sorgsam aus, die sie mitgebracht hatte, und klemmte sich diese schließlich unter den Arm, nachdem die leere Breischale auch ihren Platz gefunden hatte. Mit einem Lächeln auf den Lippen ließ sie sich aufhelfen und blickte sich kurz um, ob sie etwas vergessen hatte, konnte aber nichts entdecken, dafür hatten beide gut genug aufgeräumt.


    Er wahrscheinlich aus der soldatischen Art heraus, seine Sachen überschaubar zu ordnen, sie aus dem Bewusstsein eines großen Haushalts heraus, in dem es immer irgend etwas aufzuräumen gegeben hatte. Dass er allerdings ihren cognomen benutzt hatte, ging ihr erst auf, als sie bereits stand - und auch, dass sie selbst sein nomen gentile vergessen hatte. Wo sind heute nur Deine Gedanken? überlegte sie und seufzte innerlich. Hoffentlich glaubte er jetzt nicht, sie wollte eine Vertraulichkeit zwischen ihnen herbeiführen, die es nicht geben durfte zwischen einer Witwe und einem Witwer. Dennoch, ihren Namen aus seinem Mund zu hören, gefiel ihr irgendwie. Es passte zu der Offenheit, die sich zwischen ihnen entwickelt hatte, wie zwischen guten Freunden. "Ich danke Dir," sagte sie lächelnd und blickte zu Ajax. "Kann ich meine Decke, bis wir zurück sind, bei Deinen Sachen lagern? Es sieht ein bisschen seltsam aus, wenn ich mir einer dicken Beule unter dem Arm an Deiner Seite umher laufe ..."


    Ausserdem wollte sie den Spaziergang genießen, und nicht dauernd diese dumme Decke mitschleppen müssen. Die Wolken hatten sich einen weiteren, kleinen Teil des Himmels erobert und beschatteten eine ferne Klippe. Hoffentlich kommen sie hier noch vorbei, dachte sie und spürte zufrieden das zarte Schmeicheln des Winds im Gesicht.

  • Es dauerte wirklich nicht lange, bis alles verstaut war und beide im Sand des Strandes standen. Sie hatte den Wunsch, ihr Bündel bei ihm noch kaum geäussert, da hatte er schon seinen Arm ausgestreckt und es ihr abgenommen.


    "Ajax wird sie für uns tragen, " meinte er kanpp und drehte sich kurz um und gab Ajax ein Zeichen, auf das der schwarze Hengst langsam heran getrabt kam und bereitwillig sich die beiden Pakete auf dem Rücken befestigen liess. Dann klopfte Quintus Tiberius Vitamalacus ihm auf den Hals und flüsterte ein paar Worte in das Ohr des Hengstes, worauf dieser scheinbar bejahend den Kopf bewegte.
    Kurz blickte Tiberius Vitamalacus gen Himmel, er spürt, es liegt etwas in der Luft, doch sollten die Wolken den Himmel auch hier verdunkeln, wäre es wirklich ein willkomener schatten. Kurz blickt er auch über den Strand, es ist der Blick eines Soldaten, der das Terrain genau erkundet um für alle Fälle gerüstet zu sein.
    "Was hälst du von dieser Richtung ?" Er deutet etwas nach vorne, weg von der Stadt. Dort schiebt sich eine Felszunge in Richtung des Meeres, trennt so diese Bucht von der nächsten. In der anderen Richtung haben die Fischer mittlerweile den Strand verlassen. Nur ihr Boot, das weit den Strand hinauf gezogen ist und die Seevögel, die immer noch nach überresten des Fanges suchen.
    Er streckt den Arm aus und deutet auf ein Fischerboot, das in die nächste Bucht gerudert wird. "Vielleicht erreichen wir sie und können uns noch ihren Fang ansehen."
    Routiniert rückt er sein Gladius und Pugo zurecht und nimmt den Umhang vom Stein auf, auf dem dieser getrocknet ist, legt sich ihn locker über den linken Arm und bietet ihr seinen Rechten zum Geleit an.

  • "Ich sollte mir auch ein Pferd anschaffen," meinte sie amüsiert und tätschelte sachte den Hals des riesigen schwarzen Rappen. "Allerdings dürfte es schwer werden, es in der Curia unterzubringen, ohne dass meine Beamten vor Empörung Sturm laufen." Das Bild von einigen vor einem hungrigen Pferd flüchtenden Scribae ließ sie dann doch auflachen, aber sie winkte schnell ab, bevor er dazu eine Frage stellen konnte. Er musste schließlich nicht jede ihrer lästerlichen Phantasien kennen und deswegen einen schlechten Eindruck von ihr gewinnen, nein, da konnte sie sich schon deutlich angenehmeres denken.


    Mit einem Nicken blickte sie in die von ihm bedeutete Richtung, und da sie nicht besonders große Lust hatte, wieder an den Handwerkern und mittagessenden Bürgern vorbei zu laufen, stimmte sie ihm zu. "Sehr gerne. Ich war überhaupt noch nicht sehr oft hier, es wird wohl Zeit, dass ich mir die Umgebung meiner Stadt ein wenig ansehe, um zu wissen, welche Orte gemeint sind, wenn sie angesprochen werden." Dann, mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen, fügte sie hinzu: "Wenngleich dieser Teil des Strands abends von Liebespaaren sehr belebt scheint, wie man mir verriet. Das solltest Du bedenken, wenn Du mir schon Dein Geleit dorthin anträgst."
    Dass sie ihn damit nur neckte, war hoffentlich offensichtlich, denn dass sie beide nicht gerade einem Liebespaar nahe kamen, lag zumindest für Helena nahe. Die rosa Wolken fehlten und auch diese absolute Unsicherheit, wenn man beim anderen war.


    Igrendwo weit in der Ferne, kaum hörbar, grollte der Donner am Horizont, aber noch schienen die Wolken keineswegs stark genug zu sein, um in ein baldiges Gewitter zu münden, so schritt sie an seiner Seite leichtfüßig über den Sand und legte schließlich die schlanke Hand auf seinen Unterarm, wie sie es schon auf dem Rückweg vom Ianusbogen getan hatte. "Willst Du Fische kaufen? Oder interessieren Dich die Boote mehr?" fragte sie und blickte in die Richtung des sich nähernden Fischerboots, das sich recht schnell dem Strand näherte. "Wenn sie so schnell bleiben, fliegen die Fische von selbst auf den Strand."

  • Er schmunzelt leicht bei ihrern Worten und hätte beide sich über ihren Gedanken bei ihren Worten ausgetauscht, hätte sie beide wohl laut aufgelacht, denn sie ähnelten sich doch sehr, dachte doch der beurlaubte Tribun an die Reaktion der Stallknechte im Castellum auf Ajax und übertrug sich nicht gerade schmeichelhaft auf Civilisten. Kaum jemand schien Ajax so dicht an sich zu lassen, wie Helena.


    So süurte Tiberius Vitamalacus wie sich ihre Hand auf seinen Unterarm legte und wie schon neulich beim Ianusbogen genoss er diese leichte Berührung ihrer Hand. "Mein Grosvater hat mir stets gesagt, ich solle meine Umgebung kennen, denn nur so könne man richtig reagieren. Und ich denke, dies trifft auch auf eine Magistrata zu,... " Er blickte zu ihr, schmunzelte leicht. "So solltest du auch diesen Strandteil selbst kennen und so biete ich dir meine Hilfe dabei an ihn zu erkunden." Der Gedanke daran, das man sie und ihn als Liebepaar bezeichnen könnte, lag ihm wirklich fern, so fern ihm das Gefühl der Liebe schon seit langem war.
    Langsam Schritten sie durch den Sand, der Wind frischte merklich auf und sorgte für eine leichte Erfrischung. Das Donner grollen drang an sein Ohr, aber er schenkte ihm noch keine grosse Bedeutung, lieber wandte er sich ihr zu.
    "Boote sind nicht wirklich mein Fall, allerdings schätze ich doch einen frischen Fisch. Früher haben wir immer mal Fische gefangen und dann selbst auf dem offenen Feuer zubereitet. Mara hat uns verraten, das man verschiedene Holzsorten braucht, um den Fisch am schmackhaftesten zuzubereiten." Diese Offenheit, wie einfach er über seine Jugend mit ihr Sprach, dieses Gefühl des Vertrauens, zeichnete sein Verhältnis zu ihr aus.
    Mittlerweile hatten sie fast schon die Landzunge erreicht, die die Buchten von einandertrennten.
    "Ich hoffe, dich schockiert es nicht, das ein Patrizier in der Lage ist, sein Essen auch selbnst zuzubereiten ?" fragte er, während er lächelnd in ihr Gesicht blickte. Seine Worte wurde von einen recht Lauten, aber noch entfernten Grollen des Donners begleitet.

  • Die willkommene Kühle des Windes tat ihr nach der doch recht langen Zeit der Schwüle gut und sie war froh darüber, sich für den Spaziergang entschieden zu haben, da ihr das wirklich Linderung verschaffte. Für einige Momente lang verirrten sich ihre Gedanken in die Vergangenheit, in die Zeit, in der sie solche Gägne noch mit Titus unternommen hatte. Sie waren selten gewesen, denn seine Zeit hatte ihm viel Freizeit mit seiner Gemahlin zu verbringen nicht erlaubt, und wenn, waren sie meist auch zuerst durch das castellum gelaufen und hatten mehr mit den Soldaten gesprochen als miteinander. Es hatte kaum einen wirklich privaten Charakter besessen, doch hatte sie das damals nicht gestört, auch wenn es hieß, dass sie von ihrem Gemahl ausser in den Abend- und Nachtstunden nie viel gehabt hatte, meist nicht einmal dann, wenn irgendwelche Akten noch zu bearbeiten waren.
    Wie stolz war sie damals gewesen, an der Seite ihres stattlichen Mannes durch das Lager zu schreiten, verfolgt von den Blicken der Soldaten, bei denen sie sich oft genug hatte denken können, dass sie sich auch eine Frau auf ihrem Lager wünschten. Nicht nur einmal hatten sie sich danach ungleich leidenschaftlicher geliebt - und nun lag ihre Hand auf dem Arm eines anderen, mit dem sie nichts verband ausser Sympathie und einem Anflug des Wissens, dass auch er ein Mann war, der Titus vielleicht nicht minder gefallen hätte.


    "Dein Großvater hat sicherlich recht, auch wenn für mich die Landkenntnis bei weitem nicht so entscheidend sein dürfte wie für einen Feldherrn. Aber letztendlich ist die Verwaltung einer Stadt von der eines Soldatenlagers gar nicht so verschieden - ausser dass man die Leute schlecht auspeitschen lassen kann, wenn sie nicht gehorchen. Es wäre dem Handel wohl doch etwas abträglich, würde ich zu solchen Methoden greifen," meinte sie amüsiert und zuckte dann heftig zusammen, das zweite Donnergrollen war dann doch sehr unerwartet gekommen, auch wenn es sehr fern geklungen hatte. Erstaunlich, wie laut es doch werden konnte, wenn man es nicht erwartete.
    "Ich habe nichts dagegen, warum sollte ich? Auch ein Patrizier muss essen, und man kann schlecht dauernd einen Koch bei sich haben, der einem die Spezereien bereitet, auf die man Lust hat. Constantius hat auch gelernt, sich Speisen zu bereiten, in Vorbereitung auf das soldatische Lagerleben - dass er nun bei den cohortes ist, kommt ja auch in etwa auf das soldatische hin. Ich finde das für einen Mann überhaupt ein bewundernswertes Können. Es zeigt, dass man sich nicht darauf verlässt, dass einem alles durch Frauen- oder Sklavenarbeit zufliegt." Das Grollen am Himmel war verstummt, aber nicht für sehr lange, und sie war nicht unfroh darüber, dass sie sich der Klippe näherten. Im Zweifelsfall würde sie etwas Schutz bieten können.

  • Vielleicht hätte der Fischer, der gerade noch mal zu dem Boot, das weit hinter ihnen auf dem Strand gezogen lag, eilte, den hochgewachsenen Soldaten und die kleinere Magistrata für eines jene Paare gehalten, die sich gerne in die nächste Bucht zurück zogen. Doch der Fischer sah die beiden nicht einmal, er war damit beschäfftigt schnell einige Netze zusammen zu raffen. Der Blick auf das Meer verriet nichts gutes, das Gewitter würde schnell heran ziehen, das verriet ihm die lange Erfahrung mit dem Wetter an der Küste.


    Diese Efahrung fehlte Quintus Tiberius Vitamalacus, der neben Helena entlang schritt und in das gemeinsame Gespräch ertieft war. Für ihn, als Mann der meist weit entfernt von der Küste gelebt hatte, war die Möglichkeit eines allzu raschen Wetterumschwungs ungewöhnlich. So genoss er der Gespräch mit Helena und dieses Gefühl der Vertrautheit, das sich zwischen ihnen entwickelt hatte. "Mein Grossvater war zwar ein Legatus Legionis, und als solcher hat man sicher mehr Möglichkeiten die Disziplin durchzusetzten, als im civilen Leben. Doch er warnte immer davor, zu Häufig zu solchen Massnahmen zugreifen. Den wahre Authorität kommt ohne Peitsche aus." Genau diesen Worte wurden von einem erneuten, leisen Donnergrollen begleitet und hätte er sich um gedreht, hätte er die Regenwand gesehen, die sich langsam auf den Strand den Strand zwischen ihnen und Ostia zu schob. Doch sein Blick galt der Klippe, der sie sich nährten. Auch er er noch nicht mit Regen rechnete, der vorrausschauende Offizier hatte schon eine STelle im Blick, welchen ihnen zur Not Schutz bieten könnte. Dann blickte er wieder zu ihr, lächelte freundlich, dieses Lächeln, das er erst so kürzlich wiederentdeckt hatte.
    "Ein Mann in der Legion muss sich stets selbst versorgen können. Und da ist der Stand egal, ob nun Plebejer oder Patrizier. Was heisst es schon Patrizier zu sein ? Die Ahnen meines Grossvaters gehen zurück zu den Königen, stets von Adel, vielleicht nie von grossem politischen Einfluss, doch stets in der ersten Reihe in der Schlacht. Der Stand ist für nicht ein Privileg, sondern eine Verpflichtung. Mein Grossvater sagte mir stets, verlange nie von jemanden etwas zu tun, was du nicht selbst zu tuen bereit bist."
    Bei diesen Worten blickte er zwar zu ihr, doch seine GEdanken waren bei seinem Grossvater, bei den nächtlichen Unterhaltungen, die sie so oft in dessen Tablinium geführt hatten. Und fast wörtlich zitierte er einen Satz seine Grossvaters. "Wenn dir eine Aufgabe zu unangenhm und deinem Stand nicht angemessen erscheint, bedenke, das deine ahnen es waren, die mit am Bau der Cloaka Maxima gebaut haben."

  • Während der Fischer recht eilig mit seiner Arbeit zugange war, blieb die Aufmerksamkeit der Magistrata hingegen auf ihren Begleiter gerichtet - hätte sie etwas mehr auf ihre Umgebung geachtet, wäre ihr sicherlich auch aufgefallen, warum sich der Fischer so sehr beeilte. Die klimatischen Eigenheiten Italiens waren ihr jedoch nicht vertraut genug, um das nahende Unwetter vorauszuahnen, und so befand sie sich in einer gewissen, gelösten Hochstimmung ob der bisher so angenehm verlaufenen Unterhaltung. Wahrlich, es war eine sehr gute Idee gewesen, heute an den Strand zu gehen, der Hitze zu Trotz, denn die Möglichkeit, sich mit Tiberius Vitamalacus entspannt zu unterhalten, wog doch so manchen vergossenen Schweißtropfen bei weitem auf.


    "Dein Großvater scheint mir ein Realist und Pragmatiker gewesen zu sein, wenn er einen so großen Wert darauf gelegt hat, Dich an das Leben ohne Hilfe zu gewöhnen - aber ich denke, er hat damit ein sehr gutes Werk getan. Es gibt zu viele Offiziere, die zu glauben scheinen, man müsste ihnen alles nachtragen, nur weil sie von höherer Geburt sind als andere, und das ist wohl kaum die richtige Einstellung, um von den eigenen Männern akzeptiert zu werden. Mein Ahn, der göttliche Caesar, teilte die Leiden und den Schmerz seiner Männer, und wurde dafür von ihnen geliebt, sodass sie seine Taten und Wege unterstützten," sagte sie sinnierend und schritt an seiner Seite auf die sich nähernde Klippe zu.
    Der Teil über die cloaca maxima hatte sie kurz breit lächeln lassen, und fast fühlte sie sich versucht, das zu kommentieren, aber über derlei sprach eine römische Frau nun wirklich nicht. Es gab so einige Themen, die für Frauen nicht in Frage kamen, und der Abwasserkanal gehörte ganz eindeutig dazu - nicht zuletzt, weil sich eine Menge unguter Gerüchte darum rankten, beispielsweise, dass Frauen ihre ungewollten Kinder dort aussetzten, um sich vor der Schande eines Bastards zu bewahren.


    "Der Strand hier ist wirklich schön," sagte sie, und wollte den Satz gerade fortsetzen, als ein gewaltiges Krachen am Himmel ertönte und sie entsetzt zusammenfahren ließ, während bereits ein guter Teil der Wolken das helle Blau verdeckt hatte und Blitze in der Ferne auf den Boden hinab zuckten. Das Gewitter schien unwahrscheinlich schnell herangenaht zu sein und war bereit, sich mit aller Macht zu entladen.

  • Manchmal wünscht sich Quintus Tiberius Vitamalacus es sich, noch einmal mit seinem Grossvater sprechen zu können. So verbittert er er auch über dessen Order für seine Heirat gewesen war, hat er ihm doch so viel mit auf den Weg gegeben. Auch viele Geschichten, jenes Hörensagen, welches oft nur mündlich weitergeben wird.


    "Dein Ahne war ein grosser Mann, mit einem Feldherren wie ihm sind römische Legionen kaum schlagbar. Und er war auch ein weiser Mann. Es war mein Ur,...," kurz muss er überlegen, " Urgrossvater, glaube ich, der im Stab deines Ahnen war. Er hat uns ein Ausspruch übermittelt, in dem dein Ahne darauf reagierte, das er König von Rom werden wollte : `Der erste König mag brilliant sein, sein Sohn nur noch mittelmass und der Enkel kann ein Idiot sein.` Ist es nicht wirklich so, bei aller Achtung für die Ahnen, das eben ein Mann sich durch seine Taten beweisen sollte und nich nur auf der Leistung seiner Ahnen ausruhen sollte ?"


    Hätte er geglaubt, das er so offen und philosopisch mit einer Frau sprechehn könnte ? Noch vor kurzem hätte er diese Frage sicher verneint. Doch nun geht er neben ihr und ist so tief in das Gespräch involviert, das er kaum den Wetterwechsel wahr nimmt. Er legt sich gerade ein paar Worte zurecht, um auf ihre Ausführungen zum schönen Strand zu antworten, als ihr Satz durch das Donnern unterbrochen wird. Er dreht sich um und sieht das Gewitter, das unweigerlich näher rückt.
    "Wir sollten schnellst möglichst Unterschlupf suchen." Sein linker Arm deutete zu der Klippe, noch gut 200 Schritt entfernt. "Dort scheint mir ein Felsvorsprung zu sein, vielleicht sogar eine kleine Grotte...." Er weiss, der Regen kann jedem Moment losgehen und er hat kaum den letzten Satz gesprochen, da fallen auch die ersten Tropfen auf sie herab. Noch nicht viele, aber es sind schwere, dicke und warme Tropfen....

  • "Hatte er nicht Recht damit? Die meisten Herrscherdynastien erleben eine Zeit der Glorie, um dann umso tiefer abzustürzen - wenn man allein schon die römischen Kaiser betrachtet, so ist dies eine Entwicklung, die man auch dort wiederfinden kann. Oder die Herrscher der ägyptischen Dynastien, deren Geschichte ungleich weiter zurückreicht als die römische ... mein Ahn war ein kluger Mann, dies zu erkennen und sich nicht zu scheuen, es auch auszusprechen," meinte sie und blickte nun ebenfalls in den Himmel, als die ersten Tropfen herab zu fallen begannen. "Oh-oh," sagte sie leise und nickte eilig auf die Worte ihres Begleiters, in die Richtung der Klippe blickend. Er hatte wohl recht, und sie wollte auch nicht wirklich heute durchfeuchtet in der Curia ankommen müssen, das hätte sicherlich einige neugierige Fragen aufgeworfen. Die ersten Schritte konnten beide noch unbehelligt in die Richtung der Klippe tun, denn der Regen fiel nur sehr langsam, die dicken, warmen Tropfen schienen noch harmlos.


    Dann krachte es abermals heftig über ihnen, der Himmel war innerhalb von Augenblicken fast völlig dunkel geworden und schien von Wolken bedeckt, die auch den letzten Fleck Blau vereinnahmten. Dann öffnete der Himmel seine Schleusen und entließ einen mächtigen Platzregen, der wie eine hellgraue Wand aus Wasser auf die Erde hernieder klatschte, und damit auch auf den Fischer, der fluchend die Beine in die Hand nahm und in Richtung der Stadt eilte, und Vitamalacus und Helena. Die Iulierin handelte so pragmatisch wie fast immer - sie neigte sich herab, zog mit einer Hand ihre Stola bis zu den Knien empor, packte mit der anderen die Palla so fest wie möglich, damit der heftige Wind, der den Regen begleitete, sie nicht wegfegen konnte, und begann zu rennen, dicht gefolgt von dem Tribun, der die Notwendigkeit dessen mindestens ebenso schnell eingesehen hatte wie sie selbst.


    Sie rannen ausgesprochen unwürdig in Richtung der Klippe, doch es enthob sie nicht der Tatsache, dass der Regen sich die beste Mühe gab, sie bis auf die Haut zu durchnässen - irgendwo hinter ihnen schnaubte Ajax und begann ebenfalls zu traben, die Vorräte und Decken auf seinem Rücken, dann allerdings entschied sich der Hengst dann dafür, über den Strand eilig in Richtung eines etwas entfernt sich befindenden Wäldchen zu galoppieren und ließ sowohl seinen Herrn als auch Helena alleine, die mittlerweile sich der Klippe so weit genähert hatten, um zu erkennen, dass es dort keine Höhle, wohl aber einen Vorsprung gab, der nicht nass geregnet wurde.

  • Es gab keine Gelegenheit mehr für ihn, ihr auf ihre Gedanken zu antworten, auch wenn er es gerne getan hätte, doch der einsetzende Regen trieb ihn, genau wie Helena zur Eile. Allerdings, hielt er sich immer hinter ihr, auch wenn er natürlich jederzeit sie überholen hätte können. Doch dies Verbot sich ihm natürlich. Und wennn so mancher Mann hätte sich vielleicht daran anstoss genommen, das sie so pragmatisch und vielleicht unschicklich reagierte, aber als Soldat wusste er einfach um die Gefahr, in der sie sich befanden.


    Ein Blitz, gesandt vom Göttervater, war eine grosse Gefahr, da war eile geboten. NIcht der Regen, der seine Tunika mit jeden Schritt, mehr durchnässten, sondern der Blitz war geährlich. Würde Helena aus irgendeinem Grund straucheln, wäre er sofort da, ihr zu helfen. Doch das war nicht nötig.


    Sicheren Schritten näherten sie sich der Klippe und dem schützenden Vorsprung, auch wenn mit jedem Schritt immer mehr schwere Regentropfen, die sich zu wahren Wassermassen entwickelten. Quintus Tiberus Vitamalacus lief leicht gebückt, um noch den Umhang ,den er über den linken Arm gelegt hatte, vor dem Regen zu schützen.


    Ganz kurz darauf ereichten sich den Vorsprung und Quintus Tiberius Vitamalacus blickte in Richtung des Wäldchens in das Ajax verschwunden war. "Ich sollte mal ein ernstes Wort mit Ajax sprechen,... einfach so zu verschwinden."
    Er spürte wie durchnästs seine Tunika war, wie der Wind kalt vom Meer herüber wehte. Langsam drehte er sich zu Helena um...

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