Die warme Sonne tat gut, und seine Aufmerksamkeit ihr gegenüber noch sehr viel mehr. Auch wenn die Tatsache, dass sie sich sehr darüber bewusst war, neben einem Mann zu sitzen, nicht neben einem geschlechtslosen Etwas, etwas verwirrend war - sie hatte wieder genügend Ruhe gefunden, sich wieder etwas im Zaum zu halten. Wenigstens war es nicht dieses grenzenlose, hochlodernde Begehren gewesen, das sie in Victors Nähe so oft empfand. Das hätte sie jetzt auch nicht mehr ertragen können, ein Mann, der nur durch seine Anwesenheit einen flauen Magen und noch weichere Knie verursachte, reichte in ihrem Leben voll und ganz. Vielleicht hatte es auch so kommen müssen - nach so langer Zeit des innerlichen Schweigens kehrte das Leben mit aller Macht zurück und wollte sich nicht beherrschen lassen.
"Ich bin auch die einzige magistrata von Ostia, da ist es nicht schwer, die Beste zu sein," parierte sie sein Kompliment mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen. "Wäre ich nicht auch noch gleichzeitig die Schlechteste, würde ich bei deinen freundlichen Worten sicher noch irgendwann rot werden, Tiberius Vitamalacus." Während Ajax am Strand wieder zum lockeren umherlaufen zurückgekehrt war, nahm sie eine Meeresfrucht aus dem Bündel und saugte leise das zarte Fleisch im Inneren heraus, bevor sie die leere Kruste beiseite legte. Für Krustentiere würde sie fast alles tun, das wusste sie nur zu genau, und nun kannte er auch ihren ganz persönlichen Schwachpunkt.
"Vielleicht ist es leichter, sich über äußerliche Zustände zu streiten, um das Innerliche zu übersehen. Ich denke einfach, die Politik hat sich in den letzten Jahren nicht wesentlich gewandelt, noch immer will ein jeder die anderen übertreffen, nur nimmt man eben jetzt ein Thema, bei dem man sicher sein kann, breite Wellen zu schlagen. Man sollte sich eher auf die Taten denn die Worte verlassen ..."