Corvinus und das Fest der Liberalia

  • Wir schreiben Rom im Jahr 103. Der 17. März nähert sich in großen Schritten und die Familie bereitet alles für das große Fest – das Anlegen der Männer-Toga für Corvinus vor. Die seit Generationen überlieferten Riten, bei denen er seine Kleider der Kindheit den Hausgöttern widmet, werden der Registratur im Tabularium und einer Zeremonie auf dem Forum vorausgehen. Eine Familienfeier wird den Tag abschließen und ich hatte die Organisation der Feierlichkeit übernommen.


    Es war meine erste Ausrichtung dieser Art, bisher hatten meine Mutter und mein Vater dafür gesorgt. Natürlich sollte alles reibungslos klappen und so suchte ich lange im Vorfeld Corvinus auf, um einige Dinge mit ihm durchzusprechen.


    „Corvinus? Wir müssen die Liste mit den Gästen besprechen. Die Einladungen müssen umgehend raus. Wo steckst du?“

  • "Hier", ertönte es sogleich, als ich meinen Kopf zur Tür hereinsteckte. Dann fiel mein Blick auf die vielen Pergamentbögen und das dicke Tintenfass. Die Liberalia. Das hätte ich beinahe vergessen, so seltsam das klingen mochte. Mir entfuhr ein undeutliches Gemurmel und ich ließ mich neben Deandra sinken.
    "Die Gästeliste?" fragte ich.

  • „Naja? Oder willst du etwa ohne Familienangehörige und ohne Freunde deine Toga virilis anlegen?“


    Ich blickte reichlich erstaunt, dann kam mir aber ein lustiger Gedanke und ich hob den Zeigefinger.


    „Am Ende möchtest du die Bürgerrechte gar nicht haben und auf ewig ein Knabe bleiben“, spekulierte ich lachend. „Also, willst du nun oder willst du nicht?“ Schreibbereit hielt ich den Griffel in der einen und die Wachstafel in der anderen Hand. Zum Sammeln der Namen war dies das passende Schreibutensil, die Einladungen auf Pergament würde ich dann nach einer Volage zum Abschreiben an unseren Verwalter geben.

  • Ich griff nach einer Olive und kaute nachdenklich auf ihr herum.
    "Hm, nein, natürlich nicht", sagte ich dann schließlich. Was die Bürgerrechte anging, sah ich Deandra erstaunt an.
    "Na, nicht doch", grinste ich dann.
    "Ist ja gut, du hast gewonnen. Wen läd man denn zu einem solchen Fest alles ein?" fragte ich skeptisch und nicht ohne ein Seufzen.

  • "Naja, die Verwandtschaft, ist ja klar."


    Kaum ausgesprochen verzog sich mein Mund, als hätte ich in eine Citronatzitrone gebissen. Aus dem Augenwinkel blickte ich meinen Bruder an.


    "Natürlich nicht alle", berichtigte ich mich dann auch schnell, blickte auf die noch leere Wachstafel und anschließend wieder zu ihm.


    "Fangen wir doch bei deinen Freunden an. Hast du denn noch Kontakte oder ist durch deinen Griechenlandaufenthalt alles verloren gegangen?"

  • Ich runzelte die Stirn und sah Deandra verstehend an.
    "Schon klar. Der germanische Zweig muss nicht unbedingt daran teilhaben", sagte ich, denn ich wusste, wie meine Familie zu bestimmten Zweigen unserer gens stand. Zwar hatte ich durch meine Ausbildung in Griechenland nicht viel selbst mitbekommen, doch was man mir erzählt hatte, reichte durchaus aus. Als Deandra auf Freunde und Bekannte zu sprechen kam, überlegte ich nicht lange.
    "Leute, die ich früher Freunde nannte, sind es nicht mehr. Eine flüchtige Bekanntschaft aus Griechenland ist Helvetius Gabor, doch ich bezweifle, dass er kommen würde. Die meisten anderen, mit denen ich mich gut verstand, weilen entweder noch in Achaia oder dienen dem Imperium in den Provinzen."
    Ich sollte nicht wissen, dass ich geraume Zeit nach dem Ablegen der bulla einen Flavier kennenlernen sollte, mit dem ich viel gemeinsam haben würde.

  • "Hm, das ist schade, Corvi. Ich hätte es mir für dich gewünscht. Tja, und jetzt weiß ich nicht, ob wir dafür Bekannte der Familie einladen sollten. Allerdings sind die alle älter als du ..."


    Ich schaute meinen Bruder zweifelnd an und wartete gespannt auf seine Reaktion.

    "Furianus, der Flavier fällt mir da zum Beispiel ein. Öhm ..."

    Meine Augen suchten an der Decke nach weiteren Namen, aber ergibig war mein Gedächtnis keineswegs. Nicht, weil ich mir Namen schlecht merken konnte, sondern weil die Auswahl an Kandidaten eine wenig komfortable war.


    "Wir könnten höchstens auf gut Glück Einladungen versenden. Natürlich nur in die noblen Familien, was die Tiberia, nach den letzten Auftritten auf der Rostra ganz klar ausschließt. Vater war wenig begeistert, als er weitere Vertreter dieser Gens kennen lernte."


    Ich zuckte gleichzeitig mit der Schulter und dem Mundwinkel.


    "Oder was meinst du?"

  • Ich nickte und machte eine fortwischende Geste.
    "Gern. Das gibt mir zugleich die Möglichkeit, bedeutende Leute kennenzulernen. Denn in einem Punkt sind alle gleich: Wenn es umsonst etwas zu essen und zu feiern gibt, sagt kaum jemand nein."
    Ich grinste breit, wurde dann jedoch wieder ernst.
    "Nein wirklich, ich vertraue dir in dieser Hinsicht. Wenn du meinst, ein bestimmter jemand sollte eingeladen werden, dann wird das seine Richtigkeit haben. Du bist länger in Rom als ich. Und du bist älter. Beides Faktoren, aufgrund denen du die Verhältnisse zwischen unserer Familie und anderen besser kennst. Obwohl... Da fällt mir nich jemand ein: Tiberius Durus. Ich lernte ihn bei einem Gang über das Forum kennen. Er kommt mir nett und kompetent vor. Ihn würde ich gern einladen, und von mir aus auch diesen Flavius Furianus. Er war mal Aedil, oder?"

  • „Ja, er war Aedil. Ihn zum Beispiel kenne ich relativ gut, andere Flavier weniger. Das ist schade, aber zu manchen entsteht einfach kein Kontakt, weil sich die Wege niemals kreuzen.
    Hm, Tiberius Durus, irgendwie kommt mir den Name bekannt vor. Lass mich überlegen …“


    Im Geist ging ich alle möglichen Treffen der Vergangenheit durch, bis ich schließlich bei Eugenius hängen blieb.


    „Ich bin mir nicht sicher, aber Eugenius hatte mehrfach von einem Tiberier gesprochen, mit dem er informative Gespräche geführt und dessen Meinungen er schätzen gelernt hatte. Möglich, dass es Durus war. Er ist nicht mehr so ganz jung und das bringt mich auf einen Gedanken. Wären dir auch Gäste älteren Semesters recht? Also ganz alte so zu sagen?“


    Ich hoffte mal, Corvinus wertete meine Formulierung jetzt nicht als mangelnden Respekt.

  • Ich grinste breit.
    "Wenn es der Sache dienlich ist, soll es mir recht sein. Was Onkel Eugenius angeht: Er kam hinzu, als Durus und ich uns getroffen haben. Er muss etwa Anfang dreißig sein, schätze ich. Mir kam es vor, als kannten sich die beiden schon."


    Ich griff nach einer Traube und ließ sie im Mund verschwinden.
    "Ich hoffe, dass er kommen kann. Also: Alle Familienmitglieder bis auf zwei werden geladen. Dann der Flavier, Durus...und wen hast du noch im Auge?"

  • Ich nickte und kritzelte sogleich die Namen auf die Wachstafel. Anschließend führte ich den Griffel an die Lippen. Es hatte sich als nützlich erwiesen, wenn ich beim Nachdenken immer wieder an die Lippen tippte. Irgendwie funktionierte dann das Gedächtnis besser, ich wusste auch nicht wieso.


    „Hm, kein einziger Tiberier mehr, aber da gibt es noch einen Flavier, den ich gar nicht so übel finde. Er hatte mich in einer Erbschaftsangelegenheit besucht. Wie war doch gleich sein Name? Weißt du wen ich meine? Er ist – wenn ich jetzt nicht irre – der Bruder des Furianus. Ein Zweisilbiger Name … Ach, blöd. Er fällt mir jetzt nicht ein. Da müssen wir wohl die Meldelisten bemühen. Auf jeden Fall meine ich nicht den Gracchus.“


    Ich hielt kurz inne, um zu überdenken, ob Letzterer in Frage käme, wanderte dann aber auch schon zur nächsten Familie.


    „Bei den Claudiern fallen mir der Pater Vitulus, dessen Bruder Vesuvianus und ein Onkel ein, die ehrenwerte Gäste wären. Leider, leider ist Claudius Arbiter fortgezogen. Er war ein ganz hervorragender Freund und ich bedaure sehr, dass du ihn nicht mehr kennen gelernt hast.“


    Für Momente überkam mich Traurigkeit, denn Arbiter war in vielem eine Stütze gewesen. Er vertrat öffentlich eine vorbildlich konservative Meinung und er stand an meiner Seite, als Commodus vor Monaten seine Mitglieder, denen er nun - den Göttern sei Dank - nicht mehr vorstand in einen Plebejerverein geführt hatte. ‚Arbiter - Rom war deutlich ärmer ohne dich.’
    Ich seufzte vernehmlich.

  • Deandra beim Schreiben musternd, versuchte ich herauszufinden, wen sie meinen könnte. Aber mir wollten noch weniger Namen einfallen als ihr selbst. So sah ich sie schließlich nur hilflos an und zuckte mit den Schultern. Auch kannte ich die anderen Namen, die sie aufzählte, nur vom Hörensagen. So sah ich sie leicht bedauernd an und entgegnete:


    "Du, Deandra, ich glaube kaum, dass ich dir da eine große Hilfe bin. Ich kenne kaum jemanden. Und wenn, dann nur vom Hörensagen."

  • Ich blcikte auf und zuckte einmal mit den Schultern.


    "Du, das ist kein Problem. Ich kann mich gern um die jeweilig infrage Kommenden kümmern, wenn du mir inzwischen eine Vorlage für die Einladung machen könntest ..."


    Ein fragender Blick traf Corvinus. Auf seine Briefgestaltung war ich durchaus gespannt.

  • Ich sah Deandra mit einer Mischung aus Quälerei und Resignation an.
    "Ist gut. Bis wann muss es denn fertig sein?" fragte ich sie. Dass sie die Liste übernehmen würde, war nicht nur sinnvoller, sondern auch bequemer. Da konnte ich ihr ruhig die Briefgestaltung abnehmen, denn sie würde den Löwenanteil erledigen.

  • "Hm-hm", machte ich und nickte.
    "Ach, weißt du was? Ich mach das am besten gleich. Hier und jetzt, während du die Liste versollständigst. Hast du einen Bogen Pergament für mich?"
    Ich wartete, bis sie mir etwas zu schreiben gegeben hatte, dann begann ich den Entwurf. Ich kritzelte hier und dort, strich da etwas weg und fügte an anderer Stelle etwas hinzu. Eine halbe Stunde und vier Bögen Pergament später nickte ich und legte die Feder beiseite. Schweigend reichte ich Deandra den Entwurf und wartete gespannt ab, was sie sagen würde.





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    Einladung


    Sei/d gegrüßt, nomen!
    Hiermit möchten wir dich/euch recht herzlich einladen zur liberalia des M' Aurelius Corvinus.
    Die Feier wird am datum in der villa Aurelia zu Rom stattfinden. Für Speis und Trank ist ausreichend gesorgt.


    Bitte gib/gebt bekannt, ob du/ihr an diesem Fest teilnehmen möchtet.


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    "Oder meinst du, ich sollte nicht so allgemein schreiben und die Leute in meinem Namen einladen? Also 'hiermit möchte ich dich...und so weiter?"

  • „Oh, Corvi. Du hast ja gestalterisches Talent!“


    Anerkennend nickte ich bei der Betrachtung des Entwurfes. Dabei schaute ich mir die Verzierungen genau an.


    „Na, ob das der Scriba, der die Abschriften macht, auch so gut hinbekommt? Ich gebe ihm dann die Namen.“


    Sim-Off:

    Hm, ich weiß jetzt nicht, wie ich SimOn erklären soll, dass wir im Juli oder August (wann überhaupt?) einladen, aber im März simulieren.

  • Ich schmunzelte und zuckte mit den Schultern.
    "Nicht alle Vorlesungen waren so interessant, dass ich sie mitgeschrieben habe. Stattdessen haben Unmengen von Strichmännchen und anderen Dingen die Pergamente geziert..."


    Sim-Off:

    Tja öööh... Ich habe keine Ahnung, wann. Mir ist es egal. :)
    Man könnte vielleicht einen SimOff Kommentar auf die Einladung schreiben?

  • „Soso“, erwiderte ich schmunzelnd. Ich hatte nie zu solchen Kritzeleien geneigt, aber die von Corvi brachten nette Ergebnisse zutage.


    „Gut, dann gebe ich mal den Auftrag für die Vervielfältigung der Einladungen an den Scriba.“


    Sim-Off:

    21.Juli?


    "Hilfst du mir dann noch, rechtzeitig die Räumlichkeiten zu schmücken?"


    Ich schaute bittend, denn obwohl die Sklaven die Ausführenden waren, brachten verschiedene Köpfe verschiedene Ideen dafür hervor.

  • Ich grinste nur und nickte.
    "Gern, Schwesterchen. Auch wenn ich glaube, dass du als Frau wohl eindeutig das bessere Händchen hierfür haben wirst. Hast du denn schon etwas im Auge, was die Dekoration angeht?"


    Sim-Off:

    Von mir aus gern. Ich werde versuchen, schon Nachmittags mal reinzuschauen, aber da ich auf Arbeit bin.... ;) Am frühen Abend gehts dann, gegen acht bin ich dann auf dem Weg ins Kino. :D

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