[Quirinal] Curia Saliorum Collinorum

  • Nach einer ganzen Weile kamen auch die meisten anderen. Flavius Lucullus führte sie quasi an, denn er war der erste, der eintraf. Ihm folgten in kurzen Abständen weitere fünf sodales, sodass wir schließlich beinahe komplett waren. Ich entschloss mich dazu, die Versanmmlung zu eröffnen.


    Ich räusperte mich. "Verehrte sodales, hiermit eröffne ich die Sitzung. Die heutige Tagesordnung umfasst grob gesehen drei Punkte: Zuerst möchte ich euch zwei Verwandte vorstellen, die unserem gremium gern angehören würden. Der zweite Punkt ist dann die Wahl des magister, und der letzte Punkt wird die Vorbereitung auf das Armilustrium an den KAL NOV DCCCLVII A.U.C. (19.10.2007/104 n.Chr.) sein. Kommen wir also zu Punkt eins: Ich möchte nun Cotta und Ursus bitten, sich kurz vorzustellen."

  • Meine eigene Anspannung wegen der neuen Pflicht und Herausforderung, die nun hier Ursus' und meiner harrte, wurde dadurch nicht gerade besänftigt, dass es noch eine gewisse Zeit dauerte, bis weitere sodales eintrafen und Marcus als magister der Collini von Neuem das Wort ergriff. Einer der nach uns Eintretenden konnte nach der Beschreibung, die ich von ihm gehört hatte, Flavius Lucullus sein; da ich auch ihn leider noch nicht persönlich kannte, war ich meiner Sache allerdings nicht sicher.


    Marcus hatte sich auch auf diese seine Pflicht wie immer hervorragend vorbereitet und führte in knappen und prägnanten Worten in die Sitzung ein. Ich musste ihn in diesem Augenblick, da ich ihm zuhörte, einmal mehr bewundern: Woher nur hatte er bei all seinen Pflichten die Zeit genommen, auch noch diese Sitzung vorzubereiten? Viel Zeit zur Bewunderung aber blieb mir nicht, denn schon forderte Corvinus Ursus und mich auf, uns den sodales vorzustellen. Ich blickte kurz zu Ursus hinüber, dann trat ich einen Schritt vor und begann zu reden:


    "Verehrte sodales, noch einmal begrüße ich euch herzlich! Mein Name ist Appius Aurelius Cotta, Sohn des Aurelius Galerianus und der Aquilia Sabina. Ich wurde in Mantua geboren und bin dort auch aufgewachsen, bis ich vor ungefähr dreieinhalb Jahren nach Athen zu meinen Studien aufbrach. Vor etwa einem halben Jahr kehrte ich zurück und lebe seitdem hier in Roma. Hier hatte ich schon die Gelegenheit, in einigen der Tempel zu opfern. Heute habe ich die Ehre, Euch um die Aufnahme in dieses gremium zu bitten."


    Mit einem Blick in die Runde der Versammelten und einem Nicken trat ich wieder einen Schritt zurück.


    Sim-Off:

    /edit: Die NPC-Mutter "Aquilia Sabina" ist Vergangenheit; meine Mutter ist "Aurelia Camilla".

  • Nach und nach trafen weitere Mitglieder der Sodalität ein und Ursus grüßte hier und da, wie es sich gehörte, gab sich aber ansonsten für ihn ungewohnt zurückhaltend. Er wußte eben, daß man von Neulingen in derartigen Gremien erwartete, daß sie sich eher im Hintergrund hielten und sich nicht in den Vordergrund drängten. So gab er die Rolle des stillen Beobachters. Noch wurden private Gespräche geführt, doch auch sie offenbarten die Eigenschaften einiger Leute. Wie in jeder Gemeinschaft gab es den Witzbold, der über seine eigenen Witze am lautesten lachte, den ewigen Nörgler, der an allem etwas auszusetzen hatte und den Angeber, bei dem alles schwerer, alles größer und heldenhafter war, als bei jedem anderen.


    Endlich ergriff Corvinus das Wort und eröffnete gewandt und gekonnt die Sitzung. Gut, er machte das vermutlich nicht zum ersten mal. Aber manchmal war es zum kotzen, wie alles von ihm scheinbar kinderleicht erledigt wurde und wie am Schnürchen klappte. Er setzte damit hohe Maßstäbe. Sehr hohe. Und doch war Ursus entschlossen, den Onkel eines Tages zu übertrumpfen!


    Nun war es an Cotta und ihm, sich vorzustellen, damit die Mitglieder anschließend entscheiden konnten, ob sie der Aufnahme wert waren. Cotta ergriff gleich das Wort. Das störte Ursus nicht weiter, sollte der Vetter sich ruhig zuerst vorstellen, das würde dem eigenen Ansehen keinen Schaden zufügen.


    Nachdem Cotta geendet hatte, wartete Ursus einen Moment, damit die anwesenden Herren, die nicht alle ganz jung waren, die Worte verdauen konnten. Dann trat auch er vor. "Salvete, verehrte Soldales", grüßte er zunächst höflich mit einer angedeuteten Verneigung. Er sprach deutlich und selbstbewußt, schaffte es aber dennoch, seinen Ton nicht zu forsch klingen zu lassen. "Mein Name ist Titus Aurelius Ursus, Sohn von Decimus Aurelius Maxentius und Claudia Tusca. Ich bin ein Kind Roms und habe auch meine gesamte Kindheit hier verbracht, bis ich vor einigen Jahren nach Athen ging, um dort meine Ausbildung fortzuführen. Erst vor wenigen Tagen kehrte ich in die Heimat zurück. Trotzdem ich noch dabei bin, mich wieder einzuleben, habe ich doch bereits das dringende Bedürfnis, mich im religiösen Leben stärker zu engagieren. Und zwar gerne hier in diesem Gremium, - wenn ihr mir die große Ehre erweisen wollt, mich aufzunehmen." Er nickte den Anwesenden noch einmal respektvoll zu und trat dann wieder zurück, an Cottas Seite.

  • Bei den Aureliern lernte man wohl besonders akribisch von den Griechen. Doch nicht das war es, was mich innerlich aufhorchen ließ, sondern der Fall das sie doch schon stämmig im Leben standen und trotzdem so wenig über sich selbst zu berichten wußten. Ansich war die Gens Aurelia seit vielen Generationen im Kreis der Salier vertreten und die Aufnahmeberatung nur Makulatur. Aber es zuckte mich trotzdem etwas zu fragen: "Salve, euer Weg führte euch in die Metropole Athen. Ihr habt beide von den Griechen studiert, wie steht es um eure römische Wissensarder und wollt ihr -oder einer von euch- Ehre erlangen, indem den Göttern gedient wird?"


    Ich meinte damit natürlich nicht die üblichen Gebete, die wir alle gern und wenn es ging täglich verrichteten, sondern in erster Linie eine Karriere im Cultus Deorum. Sicher hatten sie das auch so verstanden...

  • Nach meiner Vorstellung ließ natürlich auch Ursus nicht lange auf sich warten und brachte sich dem ehrwürdigen Gremium mit prägnanten Worten zu Gehör. Es war dies das erste Mal, dass ich ihn so bei einem offiziellen Anlass sprechen sah, und mich überzeugte sein Auftreten; ich war mir sicher, dass Titus seinen Weg machen würde.


    Nur kurze Zeit nachdem er geendet hatte und wieder neben mich getreten war, erhob derjenige der sodales die Stimme, den ich beim Eintreten für Quartus Flavius Lucullus gehalten hatte. Mir darüber Gedanken zu machen, ob er es tatsächlich sei, blieb mir allerdings keine Zeit, denn seine Frage war mit Bedacht gestellt und - jedenfalls, was mich anging - gar nicht so einfach zu beantworten. Ich war mir nämlich nicht sicher, ob seine Frage nicht nur die Einleitung zu einer kleinen Prüfung über die römischen Götter sein würde, und obwohl ich natürlich wie alle Patrizier von Kindheit an mit diesen Dingen Umgang gehabt hatte, hätte ich ad hoc bei einem echten Verhör durch einen sacerdos publicus wohl keine allzu gute Figur gemacht. Daher griff ich den zweiten Teil seiner Frage heraus, der auf eventuelle Zukunftspläne im cultus deorum zu zielen schien.


    "Die benevolentia der Götter gegenüber uns Menschen hat alles in Weisheit so geordnet, dass nirgendwo Mangel herrscht, solange wir ihnen ehrfürchtig dienen. Alles ist am rechten Platze und in rechtem Maß verteilt durch die gütige Hand unserer Götter. So verhält es sich meiner Ansicht nach auch mit den Begabungen. Dem Rat der maiores, aber auch der Stimme meines genius folgend, sehe ich meinen Platz nicht im direkten und vertrauten Umgang mit den Göttern im cultus deorum, sondern dort, wo ich in ihrem Sinne auf das Gemeinwesen einwirken kann."


    Nach einer kurzen Bedenkzeit fügte ich hinzu:


    "Umso dankbarer wäre ich für die zusätzliche Möglichkeit, meine pietas auch hier bei den Salii Collini einbringen zu können; eine Möglichkeit, die nicht jedem Amtsträger geschenkt ist."

  • Ursus lächelte leicht, als dann doch noch weitere Fragen kamen. Nicht weniger als das hatte er von den Mitgliedern der Sodalität erwartet. Denn würde er dort sitzen und über die Aufnahme neuer Mitglieder abzustimmen haben, würde er auch mehr wissen wollen. Trotzdem war das kein Grund für ihn, gleich mit seiner ganzen Lebensgeschichte herauszurücken. Er war zwar noch kein aktiver Politiker, doch eines war ihm bereits jetzt klar: Man sagte besser weniger als mehr, dann konnte man auf nichts festgelegt werden, was man später vielleicht bereuen mußte.


    Er wartete zunächst ab, was Cotta zu sagen hatte. Und ein weiteres Mal mußte er dem Vetter zugestehen, daß er ein außergewöhnliches Talent hatte, seine Gedanken in Worte zu kleiden. Elegant und höflich sagte er viel, ohne dabei viel von sich zu offenbaren. Denn im Grunde sagte er nichts anderes, als daß er lieber in die Politik wollte und keine Karriere im Cultus Deorum anstrebte. Etwas, was man ohne Probleme in einem kurzen Satz ausdrücken konnte. Wenn man das wollte.


    Wieder ließ er ein wenig Zeit verstreichen, damit Cottas Worte ihre Wirkung auch wirklich erzielen konnten. Sie waren hier ja keine Konkurrenten, sondern strebten einfach beide das gleiche Ziel an: In diese Sodalität aufgenommen zu werden.


    "Verehrte Sodales", begann Ursus noch einmal förmlich und mit ausgesuchter Höflichkeit. "Viele Jahre verbrachte ich in Athen und lernte von den Griechen in dieser Zeit vieles, was mir auf dem weiteren Lebensweg nützlich sein wird. Du willst wissen, wie es um meine römische Wissensader steht, Flavius Lucullus?", hoffentlich hatte er sich den Namen richtig gemerkt. Er war sich nicht sicher, ließ sich von dieser Unsicherheit aber nichts anmerken, "Wer könnte solch eine Frage zutreffend beantworten? Ich weiß vieles. Doch wer kann schon von sich behaupten, alles zu wissen? Oder wenigstens alles notwendige? Man sollte niemals aufhören zu lernen, weswegen ich auch hier in Rom meine Studien fortsetze."


    Er machte eine kurze Pause an dieser Stelle, da er nun gedachte auf den zweiten Teil der Frage einzugehen. "Wie mein Vetter sehe ich meine Zukunft nicht in einer Karriere im Cultus Deorum, sondern strebe den cursus honorum an. Allerdings glaube ich nicht, daß das eine das andere unbedingt ausschließen muß. Wie könnte das Leben funktionieren ohne das Wohlwollen der Götter? Ich sehe meine Pflichten ebenso im Dienst für die Götter, wie im Dienst für das Reich und das Volk. Beides gehört doch schließlich unweigerlich zusammen!" Warum nicht auch mal das eine oder andere religiöse Amt ausüben? Ganz abgesehen von der sicherlich kostbaren Erfahrung, brachte es nicht nur das Wohlwollen der Götter ein, sondern auch Ansehen.


    "Eine Mitgliedschaft bei den Salii Collini sehe ich als große Ehre an. Und als eine Möglichkeit für mich, die Götter durch persönlichen Einsatz zu ehren", schloß er schließlich seine Ansprache und fragte sich, ob er nicht schon zuviel gesagt, zuviel über sich offenbart hatte.

  • Aemilius Plautus nickte beifällig, während Cloelius Quadratus eher desinteressiert aus der Wäsche sah. Menenius Mela unterhielt sich mit seinem Nachbarn, Flavius Milo fehlte immer noch und Flavius Lucullus quetschte meine Verwandten aus. Schmunzelnd verfolgte ich das Gespräch, hatte ich doch nicht allzu viel zu entgegnen, da ich die Einstellung Ursus' und Cottas bereits kannte. Die beiden schlugen sich gut. Doch nun, da scheinbar alle Fragen geklärt und keine neuen mehr aufgekommen waren, hob ich erneut die Stimme an. "Verehrte sodales, da ihr nun umfassend informiert worden seid, kommen wir doch zur Abstimmung. Falls jemand gegen die Aufnahme von Aurelius Cotta und Aurelius Ursus ist oder sich der Abstimmung enthalten möchte, so möge er dies kundtun", rief ich meine Mitsalier zum Handeln auf und schwieg selbst, denn natürlich war ich für eine Aufnahme der beiden in die gelicheteten Reihen der Salier. Cloelius Quadratus hob die Hand, sah sich dann irritiert um und ließ sie mit einem leicht rötlichen Gesicht wieder sinken. Er hatte gedacht, wer für eine Aufnahme sei, sollte die Hand heben. Ich sah mich weiter um....

  • Insgeheim begrüßte ich den Umstand, dass die Arvalbrüder meinen Vetter Sophus am Halse hatten. Ohne mit der Wimper zu zucken hätte er seinen wie meinen Neffen afgrund zu geringer Verdienste abgelehnt. Falls ich dereinst aus irgendeinem Grund einmal auf ihn stoßen sollte und er gleiches kundtun würde, so würde ich ihn darauf hinweisen, dass der Posten eines praefectus castrorum auch nicht gerade eine rühmliche Angelegenheit war, nahm ich mir vor.


    Doch nun zurück zur Abstimmung. Überraschenderweise hatte niemand etwas dagegen, anderen war die AUfnahme schlicht gleich. Ich wartete noch einen kurzen Moment, dann blickte ich zu Ursus und Cotta. "Hiermit seid ihr in den Reihen der collinischen Saliern aufgenommen. Meinen Glückwunsch", sagte ich und nickte den beiden nicht ganz ohne Stolz im Blick zu. Doch meine Funktion als magister gebot, mich nun des zweiten Punktes der Versammlung anzunehmen. "Kommen wir nun zur Wahl des magister. In der vergangenen Zeit habe ich, so muss ich gestehen, meine Aufgaben etwas vernachlässigt, was zu einem nicht geringen Anteil sich auch daran liegt, dass ich mein Tribunat in Germanien abgeleistet habe. Es liegt an euch, verehrte sodales, einen neuen magister zu ernennen oder mich in dieser Funktion zu bestätigen." Getuschel brach unverzüglich aus. Menenius Mela wäre insgeheim am liebsten selbst zum Führer geworden, machte daraus auch keinen Hehl. "Also ich bin ja dafür, dass mal ein neuer Wind hier reinkommt", sagte er. "Gern stelle ich mich zur Wahl." Aemilius Plautus maß seinen Nachbarn leicht abfällig. Leise gemurmelte Worte wie "..eitler Pfau...wähle ich eher einen Laib Brot zummagister" waren zu hören, woraufhin sich Mela entsetzt verschluckte und zu husten begann. Cloelius Quadratus indes stellte mir eine Frage. "Aurelius", begann er, bis ihm klar wurde, dass ihn eindeutig zu viele Augenpaare ansahen, weswegen er hinzufügte: "äh...Corvinus. Würdest du dich wiederwählen lassen?" "Falls es der Wunsch der Mehrheit ist, werde ich die Geschicke dieses gremium für eine weitere Amtszeit lenken, ja", erwiderte ich. Mich verwunderte, dass gerade Cloelius danach fragte, hatte ich ihm doch unzählige Einzelübungen aufgrund seines fehlenden Taktgefühls verordnet.

  • Nachdem ich meine Worte beendet hatte, trat ich wieder einen Schritt zurück. Ganz zufrieden war ich nicht mit dem gewesen, was ich dem Fragesteller geantwortet hatte; auf der anderen Seite befriedigte mich irgendwie das Gefühl, dass Ursus und ich auch nicht einfach nur aufgrund unseres Namens durchzugewinkt wurden, sondern man uns hier schon noch auf den Zahn fühlte, bevor man uns zu sodales machte. Daher blickte ich den Fragesteller noch einmal längere Zeit an.


    Titus seinerseits erwies sich nun einmal mehr als geborener Redner mit einem Talent für die Erzeugung dramatischer Spannung - etwas, das ihm in vielen Lagen sicherlich sehr zugute kommen würde (;)). Zunächst nämlich wartete er offensichtlich ganz bewusst einen Moment vor seinen eigenen Ausführungen, um die meinen ihrer Wirkung nicht zu berauben. Und dann lieferte er dem Fragesteller und allen anderen Anwesenden eine Antwort, die nicht nur ohne Falsch war, sondern auch spannungsreich aufgebaut und abwechslungsreich durch rhetorische Fragen und Ausrufe gestaltet.
    Wie allerdings die anderen sodales unsere Vorstellungen und Antworten aufnahmen, dies einzuschätzen, fiel mir schwer. Die besten Tänzer des imperiums ...


    Nachdem nun wieder Marcus das Wort ergriffen und unsere Aufnahme förmlich zur Wahl gestellt hatte, ging alles sehr schnell - und schon gehörten Titus Aurelius Ursus und ich zu dem erlauchten Kreis, dem meiner Meinung nach allerdings auch dringend neues Leben eingehaucht werden musste. Ich verneigte mich kurz in die Runde und blickte schnell zu Ursus hinüber, dann aber schritt Corvinus auf seiner agenda schon unaufhaltsam weiter und stellte sich selbst wieder zur Wahl als magister der Collini.


    Nun schaute ich umso gespannter auf Ursus: Würde er diese Gelegenheit ergreifen und sich als Gegenkandidat melden? Noch bevor er dies allerdings tun konnte, hob ich schon meine Hand für Corvinus, denn ich wollte Titus nicht im Unklaren über mein Abstimmungsverhalten lassen:


    Marcus Aurelius Corvinus :dafuer:

  • Ursus zweifelte nicht einen einzigen Augenblick daran, daß man sie aufnehmen würde. Aber er rechnete mit weiteren Fragen, die dann aber - zum Glück - ausblieben. Der Aufnahmeantrag wurde nach unseren kurzen Erläuterungen mit erstaunlicher Schnelligkeit angenommen, so daß ihm nichts weiter blieb, als sich dankend zu verneigen.


    Nun war er ein Mitglied dieser Sodalität. Und nicht wenig stolz darauf. Allerdings mußte er feststellen, daß viele der Anwesenden nicht viel Begeisterung für die hier anstehenden Aufgaben mitbrachten. Oder waren die etwas träge wirkenden Männer einfach müde?


    Sogleich ging es weiter mit der Tagesordnung. Die Wahl des Magisters. Natürlich juckte es Ursus in den Fingern, sich zu melden. Doch seine Vernunft siegte dann doch vor übertriebenem Ehrgeiz. Wie könnte er einem Gremium vorstehen, von dem er noch nicht so ganz genau wußte, was es eigentlich machte? Nein, Corvinus besaß da die nötige Erfahrung und offensichtlich auch das Vertrauen der Anwesenden. Ursus zögerte keinen Augenblick, für den Onkel zu stimmen :dafuer:. Man mußte schließlich nichts überstürzen. Besser war es, erst einmal zu beobachten und zu lernen.

  • Hatte ich zuvor noch angenommen, man sei ob meiner verminderten Aufmerksamkeit weniger davon angetan, dass sich an meine bisherige Zeit als magister eine weitere anknüpfte, so wurde ich hier nun eines besseren belehrt. Während sich einige wenige noch uneins mit sich selbst zu sein schienen, sagte niemand etwas, was ich als Zustimmung wertete. Ich selbst enthielt mich meiner Stimme.


    Kurze Zeit später hatten wir diesen Punkt auch abgehakt - nach einer kurzen Danksagung meinerseits - und konnten zum letzten fortschreiten: Die Vorbereitung zum Armilustrium. "Meine Herren, ich habe mir die Freiheit herausgenommen, eine neue Aufstellung aufzusetzen. In der ersten Reihe wird mittig Menenius Mela stehen, rechts neben ihm Cornelius Castus und Aquilius Fulmens, zur seiner Linken finden sich Horatius Crassipes und Aemilius Plautus. Die mittleren drei der zweiten Reihe bilden Aurelius Pegasus, Aurelius Cotta und Aurelius Ursus, damit sie sich an den vor ihnen Tanzenden orientieren können. Rechts findet sich bitte Claudius Novus ein und links Flavius Fluctus. Den Abschluss bilden Flavius Lucullus in der Mitte, zu seiner Linken Ulpius Subrex und Claudius Stilo, zur Rechten Cloelius Quadratus und Menenius Frugi." Ich ließ die Tafel sinken und sah in die Runde. "Darf ich bitten?" fragte ich und deutete auf den freien Platz, wo einige Eifrige bereits an ihren neuen Plätzen Aufstellung genommen hatten. Zu Cotta und Ursus sagte ich im Vorübergehen: "Wir gehen jetzt die Schritte einige Male durch, richtig geübt wird dann daheim." Cloelius Quadratus indes auf Ursus zuging und ihn leicht verplant fragte: "Entschuldige, du hast nicht zufällig mitbekommen, wo ich...äh....?"

  • Ursus war vorerst ganz zufrieden damit, in der Mitte eingesetzt zu sein. Dort lernte es sich gewiß am leichtesten und Fehler fielen nicht so auf. Aber er achtete auch darauf, wer nickte, als Corvinus ihn aufrief, um sich die Namen und Gesichter einzuprägen. Ein paar kannte er ja auch schon vom Sehen, auch wenn er noch keinen näheren Kontakt mit ihnen gehabt hatte.


    Er wollte gerade den ihm zugewiesenen Platz einnehmen und nickte schon zu Corvinus' Worten, als ihn jemand ansprach. Wer war das noch gleich? Hoffentlich verwechselte er ihn jetzt nicht noch mit jemand anderem, das wäre höchst peinlich. "Ähm. Du bist Cloelius Quadratus, oder? - Dann stehst Du zwischen Claudius Stilo und Menenius Frugi in der hinteren Reihe, glaube ich", erklärte er hilfsbereit. Schien ein wenig konfus zu sein, der Mann. Schließlich war sein Name einer der letzten gewesen, die genannt worden waren, er hatte sich also gar nicht viel merken müssen.


    Mit einem gekonnt freundlichen Lächeln nickte er dem Mann zu und nahm dann seinen Platz zwischen Cotta und Flavius Fluctus ein.

  • Natürlich hatte ich nicht einen Moment daran gezweifelt, dass Marcus als magister der Collini bestätigt werden würde, zumal sich Titus, der nach allem, was ich hier bisher mitbekommen hatte, mit Ausnahme vielleicht des Fragestellers von eben - Flavius Lucullus? - der einzige ernstzunehmende Gegenkandidat gewesen wäre, darauf verzichtete, sich hier zur Wahl zu stellen, zumindest für heute. Was mich allerdings nachdenklich machte, war eben die Tatsache, dass es hier doch an Leuten zu mangeln schien, die überhaupt das Zeug dazu gehabt hätten, die Collini zu führen.


    Dieser mein Eindruck bestätigte sich noch, als der wiedergewählte magister uns nun unsere Aufstellung erklärte und wir diese einnahmen. Cloelius Quadratus beispielsweise musste von Ursus regelrecht an der Hand genommen werden, um zu seinem Platz in der hinteren Reihe zu finden, und ich fragte mich, ob es nicht auch für einige andere besser wäre, während des Tanzes quasi an der Hand geführt zu werden.


    Allerdings stand ja auch noch völlig offen, wie wir neuen Aurelia-sodales uns wohl schlagen würden. Corvinus hatte uns extra der mittleren Reihe zugeordnet, damit wir an den uns vorangehenden Tänzern Orientierung finden würden. Ich hoffte sehr, dass diese dazu in der Lage waren. Denn das Marcus mich ausgerechnet zwischen die beiden anderen neuen Aurelia-sodales gesteckt hatte, schien mir doch ein Ausweis seines Misstrauens gegenüber meinen Tanzkünsten zu sein - und ich selber war mir ganz und gar nicht klar darüber, ob ich nicht Grund hatte, dieses Misstrauen zu teilen.

  • "Danke. Ja! Ja, der bin ich. Und du warst Cotta, nicht? Entschuldige, aber ich kann mir Namen nicht so gut merken", brabbelte Cloelius Quadratus sogleich weiter. Im Stillen fügte ich hinzu, dass es sich mit Zahlen, Plätzen und Tanzschritten genauso verhielt. Manchmal fragte ich mich, wie Cloelius Quadratus es nur schaffte, sich ans Atmen zu erinnern, aber diesen Gedanken laut zu äußern, war nicht meine Art, und so schwieg ich, amüsiert grinsend. "Also gut. Claudius Frugi und Menenius Stilo", murmelte Cloelius Quadratus zerstreut, nickte Ursus nochmals dankend zu und stellte sich auf die falsche Seite. Seine Kollegen lotsten ihn an den rechten Platz und ich warf Cotta einen vielsagenden Blick zu, hatte ich ihn doch schon bei unserem Thermenbesuch von Quadratus berichtet.


    "So. Stehen alle bereit? Aemilius Plautus, würdest du beginnen? Aber langsam, wir alle brauchen vermutlich wieder etwas Zeit, um einzusteigen", bat ich den Mitsalier. Plautus nickte und trat einen Schritt vor. Das rhythmische Klopfen der Schwerter auf die Schilde fehlte uns, doch ohne Ausstattung übte es sich leichter, und da ein Sklave mit zwei Klanghölzern regelmäßige Takttöne erzeugte, hinderte und das fehlende Schild ebensowenig wie das Schwert. Ich selbst hatte mich neben den sodales eingereiht und übte selbstverständlich mit.

  • "Ursus", versuchte Ursus noch, den Mann zu verbessern, beschloß dann aber, daß jedes weitere Wort an ihm verschwendet war, da er zielsicher zur falschen Seite ging. Ursus warf einen verwirrt-fragenden Blick auf Corvinus und sah dessen amüsiertes Grinsen. Aha, war er also an den Deppen der Vereinigung geraten. Na, den mußte es irgendwie immer geben und es war am besten, wenn man es nicht selbst war.


    Ohne Quadratus weiter zu beachten nahm Ursus seine Position ein und beobachtete konzentriert die anderen, um ihre Bewegungen so bald wie möglich nachahmen zu können. Natürlich war er immer einen Augenblick zu spät dran, bis er die Abfolge begriff und etwas sicherer und im Takt passend weitermachte. Na, ging ja gar nicht so schwer. Noch nicht zumindest...

  • Cotta? - Ich zuckte zusammen, als ich aus dem Munde des Cloelius Quadratus meinen Namen vernahm; wollte er etwa nun auch noch von mir Hilfe? Wie in der Schule, wenn der Lehrer eine Frage stellt, die man nicht beantworten kann und daher auch gar nicht erst zu beantworten versuchen möchte, zog ich meine Schultern hoch, drehte mich nicht um und versuchte irgendwie, durch meine ganze Körperhaltung möglichst unbeteiligt zu wirken. Da aber stellte sich auch schon heraus, dass Cloelius Quadratus meinen Vetter Ursus fälschlicherweise mit meinem Namen angesprochen hatte. Erleichtert atmete ich auf, drehte mich nun doch ein wenig herum und bekam daher aus den Augenwinkeln heraus mit, dass man Cloelius Quadratus nun mit vereinten Kräften glücklich an seinen Platz komplimentierte. Den vielsagenden Blick Corvinus' erwiderte ich ironisch mit einer bitterernsten Miene, die aber schon bald einem Grinsen weichen musste; ein ähnlicher Blickwechsel fand zwischen Marcus und Titus statt.


    Dann aber gab unser magister das Zeichen, und es gab kein Halten mehr. Ja, auch ich hob meine staksigen Beine immer mal wieder vom Boden und setzte sie dann wieder dort auf, allerdings hatte ich dabei so meinen eigenen Rhythmus. Ach, es war aber auch schwer, gleichzeitig auf den Takt zu hören und auf die Schrittfolgen zu schauen, die die erfahrenen sodales tanzten - wobei, im normalen Leben hörte und sah man doch auch zugleich, warum fiel mir das denn ausgerechnet jetzt so schwer? Ah ja, weil ich im normalen Leben eben auch nur gleichzeitig hören und sehen musste; körperliche Bewegung kam bei mir ja äußerst selten vor. ( 8))


    "Ursus, zu Hause zeigst du mir das aber noch mal, ja?"


    raunte ich meinem Vetter zu.

  • Während der Takt rhythmisch kam und Aemilius Plautus die Schrittfolge mehrmals hintereinander vormachte, und wir anderen sie gemeinsam durchexerzierten, hörte man aus der hinteren Reihe manchmal ein "Au" oder "Autsch" oder so manch anderen gemurmelten Fluch, als Cloelius Quadratus entweder über seine eigenen Füße stolperte, sich nach rechts statt nach links wandte oder seinen Nachbarn in irgendeiner Weise behinderte.


    Im Grunde genommen war ich zufrieden mit der Übung, als wir sie beendeten. "Am besten, jeder von euch geht die Schritte zu Hause nochmals durch. Wir treffen uns dann eine halbe Stunde vor Beginn des Zuges auf dem comitium an der rostra. Dort treffen wir auf die salii palatini. Anschließend werden wir gemeinsam durch das velabrum zum forum boarium und von dort aus auf den Aventin ziehen, wo auch die Feier stattfinden wird", gab ich bekannt. Noch ging ich davon aus, dass Flavius Gracchus der magister der palatini war, denn davon, dass deren Führer gewechselt hatte, hatte ich schließlich nichts mitbekommen. "Vergesst eure Schilde nicht. Ah, und ich sollte vielleicht noch erwähnen, dass die anschließende cena diesmal mit den palatini gemeinsam begangen wird. Wollen wir doch mal sehen, wer trinkfester ist", witzelte ich und grinste. Claudius Frugi lachte kehlig. "Mich säuft keiner unter die Liege", behauptete er.


    "Nun gut. Dann beende ich die heutige Sitzung hiermit. Möge Quirinus unsere Schritte lenken - in jeder Hinsicht", gab ich schlussendlich das Ende der Sitzung bekannt und wartete, bis die sodales nach und nach die curia verließen. Anschließend begab ich mich mit Cotta und Ursus ebenfalls auf den Heimweg.



    [SIZE=7]edit: Rechtschreibung...[/SIZE]

  • Eigentlich hatte Ursus das Gefühl, ganz gut zurechtzukommen. Aber hinten auf der anderen Seite gab es immer wieder ein Durcheinander und unterdrückte Schmerzenslaute. "Auf jeden Fall üben wir nochmal zuhause, Cotta. Ich will mich nicht blamieren beim ersten Auftritt in der Öffentlichkeit", raute er dem Vetter noch während der Übung zu. Er fand ja, daß Cotta sich auch nicht dumm anstellte. Von Pegasus hatte er nicht viel gesehen, da Cotta sich ja dazwischen befunden hatte. Aber er war sicher nicht schuld gewesen an dem Durcheinander.


    Anscheinend ging Corvinus davon aus, daß es schon klappen würde, wenn es soweit war. Doch Ursus bezweifelte das eigentlich, wenn er an Quadratus dachte. Der schien nicht nur Namen leicht zu vergessen, sondern auch, wie man einen Schritt vor den anderen setzte. Die armen Menschen, die mit ihm ständig zu tun hatten!


    Die Übung wurde für beendet erklärt und sie verabschiedeten sich von den anderen Sodales, um sich auf den Heimweg zu machen. Doch noch im Gehen wandte sich Ursus an Corvinus. "Schilde, Corvinus? Bis wann müssen wir die Ausstattung haben und wo bekommen wir sie?"

  • Puh! Abgekämpft und mit nassen Haaren stand ich da, als Marcus endlich das Zeichen dafür gab, dass es für heute genug sei. Besonders bei den Stampftänzen war ich ganz schön ins Schwitzen gekommen; wirklich, ich musste schon sagen, ich war gar nichts mehr gewöhnt. Und bei der tunica picta, das war mir nun auch aufgefallen, würde ich darauf achten müssen, dass sie bloß nicht zu eng sein würde, denn dann würde ich mich nicht bewegen können - also, noch weniger als jetzt.


    Insgesamt aber fand ich, dass alle Mitglieder unserer gens sich hier in der curia saliorum collinorum hatten sehen lassen können - der magister sowieso, aber auch wir anderen hatten uns doch sowohl rhetorisch als auch tänzerisch ganz gut geschlagen. Und auch menschlich wollte ich mir jetzt nichts nachsagen lassen und bedachte neben allen anderen Cloelius Quadratus mit einem besonders freundlichen Abschiedsgruß - immerhin konnte man ja auch nicht wissen, wie man selbst sich in einem solchen Alter schlagen würde. Mit diesem Gedanken blickte ich nun auch an Ursus und Pegasus herab, doch da schon verkündete Corvinus uns eine ganze Liste von Anweisungen für das bevorstehende Fest. Ich war froh, dass wir als seine gens-Mitglieder das Privileg hatten, ihn das eine oder andere dann noch einmal auf dem Weg in die heimische villa Aurelia und auch dortselbst fragen zu können. Und Ursus legte auch gleich schon damit los.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!