Natürlich erfreuten die Worte des Claudiers Vitamalacus keineswegs. Flüsternd und dabei wild gestikulierend wandte er sich an seinen Sitznachbarn, die Wogen der gefühlten Schmach zu glätten versuchend.
Scato indes konnte sich ein kühles Grinsen, welches nur einen Hauch einer Sekunde über die Lippen huschte kaum verkneifen..
"Ich danke dir für deine weisen Worte." versicherte er dem Claudier und wandte sich dann wieder an seine Brüder des Kultes..
"Brüder, es geht nicht darum wer recht oder unrecht hat. Es geht darum was das beste für uns ist. Ermutigt eure Söhne. Ermutigt eure Klienten und aufstrebende Patrizier in eurem Umfeld. Auf dass wir wieder in altem Glanz erstrahlen können." erklärte Scato und ging dabei bewusst mit offenen Armen auf Vitamalacus zu..
"Mein teurer Freund, nichts lag mir ferner als dich zu verärgern." sagte er etwas leiser zu ihm, und setzte sich dann wieder still und schweigend, um das gesagte sacken zu lassen, auf seinen Platz um abzuwarten was Felix' zum Abschluss der Sitzung noch zu sagen hatte.
[Quirinal] Curia Saliorum Collinorum
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Mit Mühe musste der Claudier ein Grinsen unterdrücken als sein flavischer Freund auf Felix Worten aufbaute und dann zu allem Überfluss auch noch zu Vitamalacus hinüber ging, der noch bis dahin noch immer mit seinem Nachbarn Mursius am Tuscheln war. Für einen Moment hatte Quintus geglaubt Scato würde ihn umarmen, das geschah jedoch nicht. Es wäre aller Voraussicht nach auch zu viel des Guten für Vitamalacus gewesen.
"Ein wie ich finde sehr vernünftiger Vorschlag, Flavius Scato." sagte der Magister noch während der Flavier sich wieder auf seinem Schemel niederließ. Auch die meisten anderen Sodales nickten zustimmend, dass sich etwas ändern musste hatte die große Mehrheit von ihnen offenbar eingesehen.
"Lasst uns also zum Ende der heutigen Sitzung festhalten, dass es, zumindest in gewissem Maße, dem Wohle der Sodalität dient von uns aus auf das ein oder andere potentielle Mitglied zuzugehen. Ich kann und will keinen von euch, meine Brüder, dazu zwingen derartiges zu tun, möchte es euch allen aber trotzdem zum Wohle des Cultus ans Herz legen." Er schaute zu Vitamalacus..."Wer sich geschickt anstellt kann es ohnehin so vermitteln, dass der Gesprächspartner gar nicht merkt, dass er soeben indirekt angeworben wird. Es reicht ja im Prinzip schon das Interesse für unseren Dienste zu Ehren von Quirinus zu wecken, alles andere ergibt sich dann, so die Götter es wollen, von selbst. Damit ist die heutige Sitzung geschlossen."
Ohne lange zu zögern erhob sich der Claudier von seinem Stuhl und ging unvermittelt auf Vitamalacus zu. Irgendwie fühlte sich Felix als Magister dazu verpflichtet. Er redete dem älteren Herrn ein wenig gut zu, ließ aber dann auch relativ schnell wieder von ihm ab und steuerte auf Scato zu."Ich denke, mit dieser Entscheidung haben wir einen Schritt in die richtige Richtung gemacht." setzte er zu sprechen an als er neben dem Flavier zum Stehen gekommen war.
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Scato selbst war äußerst zufrieden mit dem Verlauf der Sitzung. Auf Quintus war verlass, und nicht nur das, seine Entscheidung war auch die weise und richtige gewesen, auch wenn es dem ehrgeizigen Flavier natürlich vor allem darum ging dass es seine Variante war, welche bevorzugt wurde..
"Ich denke auch dass es eine gute Entscheidung war, sofern wir sie entsprechend wirkungsvoll umsetzen." entgegnete der Patrizier seinem Freund und Kultbruder und fuhr dann fort, "Quintus, wo wir gerade bei dem Thema sind, mein jüngerer Bruder, sowie mein noch jüngerer Onkel, sind noch immer in keiner Sodalität. Wie sie mir mitteilten bevorzugen sie die Palatini, doch seit unserem Gespräch vor einiger Zeit hat sich nichts getan. Warum beehrst du uns nicht bei der Cena heute Abend? Deine Familie ist natürlich ebenfalls sehr gerne im Hause Flavia gesehen." merkte Scato an, und hoffte seinen kleinen Bruder doch noch für die Collini begeistern zu können. -
"Ein ausgezeichneter Vorschlag, Caius!" entgegnete der Claudier sichtlich erfreut und klatschte dem Flavier freundschaftlich auf die Schulter.
"Ich schaue mal, ob ich meinen Großvater davon überzeugen kann sich mir anzuschließen. Dem geht es in letzter Zeit nämlich nicht sonderlich gut, er ist schon seit Tagen nicht mehr außer Haus gegangen." sagte er wahrheitsgemäß und fügte direkt noch an "Soweit ich das beurteilen kann handelt es sich aber um nichts Ernstes. Außerdem weilt mein Bruder momentan nicht in Rom, ihn muss ich also von vornherein entschuldigen" dass er seit Wochen nichts von Centho gehört hatte ließ Quintus an dieser Stelle unbemerkt, erst die Sklavin von Domitilla würde ihm später in der Villa Claudia bewusst werden lassen, was dieses nun schon wochenlange Ausbleiben von Briefen wohl zu bedeuten hatte. Für den Augenblick sprach er den Satz aber dennoch eher mit der gewohnten Routine, schließlich geschah es öfters, dass er irgendjemanden aus der Familie bei Feiern entschuldigen musste..Ein paar Worte wurden noch von ihnen gewechselt, die Curia hatte sich bis auf die beiden Patrizier auch schon vollständig geleert, sie waren also mal wieder die Letzten, dann gingen auch sie nach Hause...
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Länger war die letzte Sitzung der Salier nun her, und Scato war immer noch ein wenig schockiert über das plötzliche Verschwinden seines Freundes Claudius Felix.. Die Salier hatten sich in den ehrwürdigen Gemäuern versammelt, um die weiteren Geschäfte der Salier zu regeln, immerhin war ihr Magister verschollen und für tot erklärt, sodass sie nun ohne einen dastanden.
Hortensius war wie immer einer der ersten die das Wort ergriffen, "Liebe Brüder, ich denke wir alle wissen warum wir hier sind, und unsere Herzen sind von tiefer trauer ob des plötzlichen Ablebens unsers Magisters Quintus Claudius Felix." er hielt einen Moment inne, zollte dem Claudier Respekt sowie es auch die anderen Salier taten, "Dennoch Brüder muss es weitergehen, und so liegt es heute an uns einen würdigen Nachfolger zu finden um auch in Zukunft unseren Dienst an Quirinus tun zu können. Ich bitte um Vorschläge."
Erwartungsvoll blickte der alte Mann in die Runde..
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Der ein oder andere Namen wurde in die Runde geworfen, und im Laufe der Vorschlagsrunde kam auch Scatos Name auf die Agenda. Ein jüngeres Mitglied der Salier hatte ihn vorgeschlagen, und wie auch die Anderen, fühlte er sich genötigt eine kleine Ansprache vor der versammelten Mannschaft zu halten, immer war der Posten des Magisters schon was feines..
Er stellte sich also in die Mitte des Saales, nachdem er langsam aufgestanden war und auf dem Weg nach unten noch die ein oder andere Hand geschüttelt hatte... Schließlich war es seinesgleichen, da konnte man das mal machen...
"Brüder!
Welche traurige Umstände führen uns heute zusammen, und welch trübes Gefühl erfüllt mich noch immer. Wie ihr alle wisst war Quintus einer meiner engsten Vertrauten, ein Freund, welchem ich vertraute, und welcher mir immer zur Seite stand wenn ich ein offenes Ohr benötigte. Es ehrt mich heute hier stehen zu dürfen, und es ehrt mich dass ich im Kreise derer bin die als würdig erachtet werden sein Erbe zu verwalten, und es weiterhin aufrecht zu halten auf das es blühen und gedeihen kann. Wir haben Quintus damals gewählt, und ich erinnere mich noch genau, weil wir frischen Wind in diesen Hallen wollten. Wir wollten unserer Bruderschaft eine neue, jugendliche Kraft verleihen, und wer wäre fähiger gewesen als der junge Claudius um eben jenes Ziel durchzusetzen?" fragte er rhetorisch und streckte die Arme zur Seite aus, sodass sie ein wenig erhaben aussahen, "Die Götter, in ihrer ewigen Weisheit haben beschlossen ihn zu sich zu nehmen, und ließen uns Sterbliche zurück mit einer Lücke in unserer Mitte, und mich ganz persönlich auch mit einer Lücke in meinem Herzen. Ich habe lange Gespräche mit Quintus geführt, und ich habe viel lernen dürfen von ihm der trotz seines Alters bereits sehr reif und voller Visionen war." er löste sich aus seiner Haltung und ging nun ein paar Schritte auf und ab und musterte die Reihen der Salier während das schummrige Licht schräg in das Gemäuer fiel, "Wählt ihr mich Brüder, so verspreche ich euch die Vision die wir einst mit Quintus Claudius Felix hatte in die Tat umzusetzen. Unsere Bräuche und unsere Gemeinschaft wird in einem neuen Licht erstrahlen und jeder wird begeistert sein von der Art in der wir Quirinus dienen!" rief Scato nun inbrünstig, "Ich werde stets ein offenes Ohr für euch haben meine Brüder sowie Quintus stets eins für mich hatte, und ich werde seine Werke konservieren und pflegen, sowie er es für jeden Einzelnen von uns getan hätte."Der Applaus fiel verhalten aus, so glaubte Scato jedenfalls, er war noch so in seiner Rede drin dass er dies gar nicht beachtete. Während er wieder zu seinem Platz ging traf ihn der ein oder andere Klopfer, hauptsächlich vom jüngeren Publikum, und er schwankte zwischen Zuversicht und Pessimismus...
--- Nach der Wahl ---
Der alte Hortensius machte sich langsam aber stetig auf den Weg zur Mitte des Saales, und musste sich kurz räuspern damit er die alte, etwas gebrechliche Stimme auf die passende Lautstärke bekam..
"Die Wahl ist entschieden." sagte er und blickte in die Runde während er seinen Mund bewegte, jedoch keine Worte herauskamen..
"Unser neuer Magister ist Caius Scato aus dem Haus der Flavier." fuhr er letztlich doch noch fort, und Scato, etwas abwesend in diesem Moment schreckte auf bevor die ersten Gratulanten zu ihm aufsahen. Er bedankte sich brav und wusste noch nicht so recht was er davon halten sollte, doch noch bevor er sich so wirklich darüber im klaren war, war die Sitzung bereits beendet..
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