Dass sie ein Amulett unter dem Bett versteckt gehabt hatte, überraschte mich dann doch - aber im Grunde durfte es mich nicht wundern, war das doch eine fast typisch weibliche Angewohnheit, überall und an jeder Ecke irgendeinen nutzlosen Tand auszustreuen. Auch meine Mutter hatte dieser Unsitte gefröhnt, und nicht nur einmal hatte ich als Junge den ganzen Kram unter meiner Matratze hervorgekramt und weggeworfen - um dann übel ausgeschimpft zu werden. So hatte ich eine gewisse Übung darin, nicht allzu unerfreut auszusehen, als sie mir das Ding überreichte - zumindest als Handarbeit war es hübsch anzusehen, offensichtlich hatte sie geschickte Finger. Vielleicht würde es sich lohnen, sie ein Handwerk lernen zu lassen - etwas, wofür man eine gute Fingerbeherrschung benötigte. Beispielsweise das Mischen von Düften oder etwas in der Art, solche Kenntnisse waren immer gefragt.
"Danke," sagte ich und betrachtete das 'Sonnenrad' eingehender. Nunja. Wenn es sie beruhigte, warum nicht. Frauen waren, was solche Dinge anging, ohnehin sonderbar. "Sei so gut und leg es auf den Tisch am Fenster, damit es hier nicht herunterfällt," meinte ich nach einer Weile und reichte es ihr zurück. Direkt neben dem Bett musste ich so etwas wirklich nicht haben, es würde sich noch ein Platz dafür finden lassen, damit es nicht im Weg war. Wie immer ein Kompromiss, wie ich ihn auch schon mit meiner Mutter letztendlich hatte eingehen müssen. Vielleicht sollte ich eine Mars-und-Venus-Statuette aufstellen lassen, beizeiten.
"Was Deine Kleidung angeht, bin ich nicht zufrieden, in den nächsten Tagen werden wir dem abhelfen und dich neu einkleiden, wie es diesem Haushalt angemessen ist."