Cubiculum | Caius Flavius Aquilius

  • Sie klang enttäuscht, vielleicht sogar patzig, aber es war im Augenblick besser als dieses hungrige, kehlige Gurren, diesem furchtbaren und gleichzeitig allzu verlockenden Klang tief aus ihrer Kehle heraus, ein Laut, der mich bei Frauen im Allgemeinen sehr schnell zum Wahnsinn zu treiben imstande war. Ich konnte und durfte ihr jetzt nicht nachgeben, auch wenn ich ahnte, dass dieses Spiel längst nicht beendet war, es wäre wohl für uns beide besser, sie würde ihre Lust auf einen anderen richten, der sie auch befriedigen durfte, ohne sich auf ewig zu verdammen. Dass der Gedanke, irgendein anderer könnte sie anfassen, sie an den Stellen berühren, die ich mir nicht minder wünschte, kein angenehmer war, würde sie hoffentlich nie erfahren, nicht, solange ich noch irgendwo einen Funken Stolz im Leib besaß. Irgendwelche plebejischen Bewerber würden sicherlich mit vereinter flavischer gravitas zu verscheuchen sein und die meisten anderen Patrizier waren ohnehin zu blutleer, um sich ernsthaft zu bemühen ... dieser Schierlingsbecher würde uns hoffentlich noch lange erspart bleiben.


    Ich rührte mich wohlweislich nicht vom Fleck und blickte weiterhin hinaus, während ich ihr antwortete. "Du wünscht Dir etwas, das ich Dir nicht erfüllen darf, mein Täubchen, denn es brächte Schande nicht nur über mich, würde es entdeckt. Wissen die Götter, ich habe in meinem Leben schon vieles getan, worauf ich nicht unbedingt stolz bin, und jeden Tag kommt irgend etwas dazu, aber ich möchte Dein Leben nicht mit diesem Schatten versehen, wenn ich es nicht irgendwie verhindern kann. Denkst Du denn an die möglichen Folgen, Lieblingsnichte? Du könntest schwanger werden, wenn wir beieinander liegen, es könnte jemand entdecken, und wo es Sklaven gibt, wird immer mehr getratscht, als guttut - was wäre dann? Du wärst auf ewig entehrt und das, das wünsche ich Dir nicht. Bin es wirklich ich, den Du willst oder ist es nur das Sehnen deines zur Frau werdenden Leibes, das sich zufällig auf mich richtete, weil Du mich kennst, weil Du mir vertraust und hoffst, ich könnte Dir die Welt da draußen auf eine Weise zeigen, die Dich nicht verletzt?"


    Ich atmete tief ein, klangen die Worte doch nun heftiger, als ich sie hatte sagen wollen, ich hatte mich in Rage geredet, die rechte Hand an der Wand zur Faust geballt. Mühsam entspannte ich mich wieder, nun zu Bden blickend. "Ich würde lügen, würde ich leugnen, dass Du mir gefällst, Arrecina, und das wird wohl immer so sein. Aber zwischen dem, was man begehrt, und dem, was man sich dann wirklich nimmt, ist oft ein Unterschied ... das ist weder der richtige Ort, noch die richtige Zeit noch bin ich der richtige Mann dafür." Es musste höhnisch klingen, aber ich wusste es nicht anders zu sagen. Mein Körper schrie danach, sie auf mein Bett zu zerren und mir zu nehmen, was sie mir so bereitwillig anbot, aber sie musste verstehen, dass das alles nicht so leicht war, wie sie es sich vielleicht vorstellte.

  • Arrecina versuchte immer wieder ihn von der Seite her zu beobachten wie er so aus dem Fenster sah und sich nicht mehr traute sie anzuschauen. Und genau weil er es nicht tat war es so etwas wie eine Bestätigung für sie, dass da doch mehr war als er zugeben wollte und auch wenn er es nicht sagte so wusste sie es doch. Sie lehnte ihren Kopf seitlich an die Wand und wirkte nun wieder wie ein junges Kind und doch war der Schatten der jungen Frau über ihr. Ihr wallendes Haare, die ihr über die Schultern fielen und ihr Gesicht auf eine ganz gewisse Weise einrahmten. "Ich bin eine Flavierin liegt da nicht von Geburt an ein Schatten auf mir?" fragte sie ihn offen, aber wusste eigentlich auch nicht wie sie auf diese Idee gekommen war. Es kam ihr einfach in den Sinn und sie sprach es aus. Das Mädchen müsste nun wirklich gestehen, dass sie an diese Folgen nicht gedacht hatte und an eine Schwangerschaft wollte sie jetzt auch noch gar nicht denken. Ihr Vater würde ihr den Kopf abreißen und in Stückchen schneiden wenn sie mit einem Kind im Bauch ankäme und dann noch erklären müsste, dass es von ihrem Onkel war. "Du solltest doch auch wissen, dass es dagegen Mittel gibt damit man es schon von vornherein verhindert Caius. Ich weiß, dass es nicht gut ist und auch nicht wäre, aber soll ich deswegen diese Gefühle verbergen? Willst du das wirklich?" flüsterte sie ihm schon halbwegst entgegen, während sie ihn ansah immer noch an die Wand gelehnt.


    Gerne hätte sie ihn nun wieder angefasst aber sie konnte sich zusammennehmen und machte es nicht. "Du hast recht, ich vertraue dir, aber das alleine ist es nicht warum ich dich begehre. Kennst du nicht die Gefühle die man nicht so einfach beschreiben kann? Warum bist du es? Das ist eine gute Frage, es hätte auch Milo sein können, aber er ist es nicht, es hätte auch ein einfacher Sklave sein können,. aber auch so einer ist es nicht, nein keiner von ihnen würde je an dich kommen. Ich kann dir nicht sagen warum ich dich begehre es ist einfach so" flüsterte sie nun und beugte sich leicht nach vorne, aber berührte ihn nicht. Der Wunsch nach einem langen Kuss von ihm war unendlich groß, aber sie würde sich gedulden können. "Denke was du willst!" sagte sie noch und ging wieder in ihre Ausgangsposition zurück.


    Es kam wieder der Zeitpunkt an dem sie ihre Lippen aufeinanderpresste und dieses nicht aussprechbare Funkeln in ihre Augen trat. Seine Worte hatten eine gewisse Verletzlichkeit an sich und doch gab er das zu was sie wusste. "Gut wenn du meinst.....wenn es dein Ernst ist was du da sagst...bitte. Aber du solltest wissen Onkel, dass ich nicht auf ewig warten werde." Ob er es verstehen würde was sie meinte war die eine Sache, aber irgendwie wusste sie auch gleich, dass ihre Worte etwas dumm gewähöt waren, aber das war nicht mehr zu ändern.

  • "Es liegt derselbe Schatten auf uns allen, Arrecina, unser Blut bringt die Fähigkeit zu großem mit sich, aber auch dazu, von weit oben tief abzustürzen. Schau Dir unsere kaiserlichen Vorfahren an und Du weisst, was ich damit meine. Man muss seine Leidenschaften zu beherrschen lernen, oder sie beherrschen einen selbst," antwortete ich und blickte nach wie vor hinaus. Es war eine Wahrheit, die ich irgendwann über unsere Familie erkannt hatte. Keiner der Flavier war ein normaler Mensch, jeder trug irgendwo ein Stück Düsternis mit sich, die ihn vernichten konnte, wenn er ihr nachgab - und ich hatte meiner Dunkelheit oft nachgegeben, vielleicht zu oft. Vielleicht war es Zeit, wenigstens einmal mir selbst Einhalt zu gebieten, einmal nicht diesem ewigen Drang nachzugeben, zu nehmen und gleichzeitig das Feuer weiterzugeben, das in mir brannte und immer brennen würde, bis es mich aufzehren würde. Irgendwann würde es alle verbrennen, die mir nahe waren, zumindest fürchtete ich das bisweilen, wenn ich in einer stillen Stunde des Nachts wach lag.


    "Ich weiss das sehr wohl, aber ich weiss auch, dass diese Mittelchen bei einer jungen Frau dazu führen können, dass sie niemals Kinder bekommen kann. Willst Du dieses Risiko wirklich eingehen, Arrecina?" Wenngleich ich einen entscheidenden Gedanken dabei unterdrücken musste, gab es doch mehr als eine Möglichkeit, beim Liebesspiel zu verhindern, dass der Samen dort floss, wo man ihn nicht haben wollte - mein Körper allerdings hatte schon direkt geahnt, wohin meine Ideen driften würden, und reagierte entsprechend. Es gab Momente, da fühlte ich mich durch meine eigene Männlichkeit geradezu verraten und verkauft - meine Tunika bildete mal wieder ein ausgesprochen verräterisches Zelt und untergrub jegliche Argumentation auf weite Sicht erfolgreich.


    "Vielleicht wäre es fast besser, Du würdest nicht warten, mein Täubchen, sondern Deine Lust auf einen Mann richten, der sie Dir auch erfüllen kann. Rom ist voll von Männern, die einem einzigen Lächeln von Dir eine halbe Welt zu Füßen legen würden, und den größten Palast noch mit dazu," sagte ich leise, nun müde geworden, dauernd neue Ausflüchte finden zu müssen, die ich nur halbherzig vortrug. Es war der personifizierte Zwiespalt, in dem ich hier steckte, und ich hasste mich dafür, dass ich es überhaupt hatte so weit kommen lassen. Konnte sie nicht irgendeine nicht verwandte Frau sein, der ich beiwohnen durfte, ohne ewige Schande auf uns beide zu ziehen, sondern nur den Vorwurf des stuprum oder ähnliches? Doch gleichzeitig wusste ich auch, dass dann dieser prickelnde Atem der nahen Gefahr nicht existent wäre, der dies zu einem besonderen Moment machte. Welcher Mann hätte nicht so manches dafür gegeben, diese Worte von ihr zu hören? Sich begehrt zu wissen, so sehr begehrt, dass die Blutsbande nicht mehr wichtig waren? "Ich denke, unser Gespräch wird uns nicht weiterbringen, Arrecina, und ich möchte nun baden gehen."

  • Ja es musste den Fluch der Flavier geben, da war sie sich ganz sicher. Irgendwie hatte jeder Flavier etwas zu verbergen oder merkwürdige Gelüste, sogar ihre Großmutter war auch nicht besser gewesen und auch Aquilius hatte sicher so seine Geheimnisse wie auch ihr Vater. Es war ein Fluch der von Flavier zu Flavier weiter gegeben wurde und gegen den man nichts unternehmen konnte. Man konnte sich damit nur abfinden und versuchen das möglichst beste draus zu machen. "Oh ich werde nicht von meiner Leidenschaft behrrscht und habe sie unter Kontrolle. Aber ich frage mich warum du mir sowas sagst wenn man doch spüren kann, dass du deine Leidenschaft nur mit aller größer Mühe zusammenreißen kannst? Du bist nicht so stark wie du dich hier gibst lieber Onkel" sagte sie mit einer Spur Kälte in ihrer Stimme, auch wenn sie diese Worte nicht so hart gemeint hatt. Es war einfach eine Tatsache, denn seine Körperhaltung und diese Anspannung von ihm die man fast greifen konnte sprachen für sich. Sie blickte ihn direkt an und da wieder dieser kurz aufflammende Drang seine Lippen spüren zu dürfen, aber sie hatte sich unter Kontrolle.


    "Dann finden wir einen anderen Weg Caius. Ich weiß, dass dir da etwas einfallen wird" meinte sie mit einem leicht anzüglichen Lächeln und ihr Blick verirrte sich einen ganz kleinen Moment an eine Stelle was ihr noch ein größeres Lächeln auf die Lippen zauberte. Doch was danach kam ließ sie wirklich lachen. Das konnte nicht sein Ernst sein was er da sagte. "Das ist ein Scherz oder? Glaubst du vielleicht ich trete nach draussen, gehe durch die Gassen um rumzuhuren? Für was hälst du mich eigentlich?" Es war lange her, dass sie so aaufgebracht war, aber er hatte es wirklich geschafft und schon stand sie wieder grade da, nicht mehr wie eben an der Wand gelehnt und funkelte ihren Onkel an. "Du hast recht es bringt uns nicht weiter und ein kaltes Bad sollte deine Sinne wieder klären und dann solltest du dir mal Gedanken machen was du zu mir gesagt hast." Dass sie ihm eigentlich etwas mehr Respekt entgegen bringen sollte war ihr egal, schließlich hatte er sie, für ihre Verhältnisse, beleidigt.


    So sehr wie sie sich auch zu ihm hingezogen fühlte gab es auch einen Punkt wo das lodernde Feuer mit einem mal erlosch und dieser Punkt war grade. Zwar würde er nicht lange andauern und das Feuer würde schon bald wieder brennen, aber das dauerte eben noch etwas. Sie warf ihm einen strengen Blick zu und entfernte sich einige Schritte, aber langsam als hoffte sie er würde noch etwas sagen wollen.

  • Wie trotzig mein kleines Täubchen werden konnte, wenn sie sofort nicht erhielt, was sie begehrte. Zweifellos, bei ihrer Großmutter hatte sie es gut gehabt, wahrscheinlich war sie dort auch ein klein wenig zuviel verhätschelt worden, wenn ich mir nun ihre Worte richtig interpretierte. Und sie schien recht leicht beleidigt zu sein, wenn man ihr klar vor Augen führte, wie ihre Art auch wirken konnte. Der alte, flavische Stolz - wahrscheinlich würden wir irgendwann genau daran krepieren und an den Waffen jener verrecken, denen es nicht mehr gefiel, von einer Familie so behandelt zu werden, als seien alle anderen deutlich weniger wert als sie es tatsächlich waren. Schon immer hatte ich von meinem Vater gelernt und gehört, dass ein Flavier mehr wert war als alle anderen, und man schien diese Werte auch heute noch zu vermitteln. Vielleicht war es gerade dieses Eingeständnis derselben Fehler, derselben Macken, die uns so verband, über das Blut hinaus. Der Hauch der Dunkelheit berührte jeden und ließ ihn nicht mehr los.


    "Wie stark ich bin, mein Täubchen, ist denke ich nicht Teil unserer Unterhaltung. Du weisst selbst sehr gut, wie unmöglich Dein Wunsch zu erfüllen ist, und was uns drohen würde, würde ich Dir diesen Wunsch erfüllen. Egal, wieviel es mich kostet, standhaft zu bleiben," entgegnete ich ihr und wandte den Kopf langsam in ihre Richtung um, betrachtete sie für einige Momente lang schweigend. Kein Zweifel, sie wäre eine süße Frucht, die zu kosten mich nicht nur meine Ehre, sondern auch meine Seele kosten konnte. Genauso, wie ich gleichzeitig wusste, dass ich sie niemals ganz besitzen würde, egal wie ich mich zu handeln entschied.


    "Ich habe Dir in keinem Wort unterstellt, in die Stadt hinauszugehen, um Dich einem jeden anzubieten, Arrecina, und wenn Du meinen Worten genau zugehört hättest, dann hättest Du diesen Vorwurf darin auch nicht vernommen. Ist es nicht so, dass Du mit Deinem eigenen Handeln vielleicht noch nicht im Reinen bist, dass Du diesen Vorwurf so schnell hinter einer simplen Feststellung vermutest? Die Tochter des Flavius Aristides wäre eine gute, eine begehrte Partie, vor allem, wenn sie leidenschaftlich, heißblütig und schön ist. Mach Dir nichts vor, es wird bald viele Bewerber geben, wenn sie erst erkannt haben, was für eine schöne Tochter mein Vetter hat." Nun schmunzelte ich, Arrecina als verletzte Unschuld zu sehen hatte irgendwie etwas Niedliches an sich. Dass eine junge Frau gleichzeitig so lose in ihren Sitten sein konnte und doch noch unschuldig, war eigentlich kaum zu glauben.


    "Nun geh schon, ich will mir das Wasser nicht hierher tragen lassen müssen," fügte ich schließlich noch in einem etwas versöhnlicheren Ton an und registrierte beruhigt, dass sich sämtliche Gedanken an irgendeine Form von Beischlaf irgendwo verloren hatten. Jetzt waren wir wieder Onkel und Nichte und ich hatte zumindest für mich wieder einen gewissen Abstand zwischen uns beide gebracht. "Wir werden dieses Gespräch an anderer Stelle fortführen, aber glaube nicht, dass sich mein Standpunkt wesentlich ändern wird."

  • Ein verächtliches Schnauben kam von ihrer Richtung als sie schon fast die Tür erreicht hatte. Sie hasste es wenn sie nicht das bekam was sie eigentlich wollte und dieser Mann machte sie einfach wahnsinnig auf seine Weise und das wusste er wahrscheinlich nicht einmal. Schon als sie ihn nach ihrer Ankunft gesehen hatte, hattenn seine Augen sie gefangen genommen und sie hatte gewusst was sie wollte wie sie es doch immer wusste. "Mein Wunsch mag unmöglich sein, aber sicher nicht unmöglich zu erfüllen. Spring über den dunklen Abgrund und gib deinem Innern nach. Nur einmal, nicht jetzt aber vielleicht demnächst" hauchte sie ihm entgegen und drehte sich langsam an der Tür um. Verführerische sah sie ihn wieder an, aber sie hatte haushochverloren und so schnell würde sie das nicht vergessen aber das Feuer würde bald wieder brennen, vielleicht sogar heißer als zuvor.


    Warum musste er auch diese Art an sich haben? Sicher verlangten Mann und Frau nach ihm. Alleine sein durchtrainierter Körper zeugte von seiner Männlichkeit und er sah bei weitem nicht so aus wie die Römer die sich immer gehen ließen. Nein er war so verdammt anders und das war es was sie so anzog. Das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht. "Keine Sorge ich werde dich schon nicht von deinem Bad abhalten damit du den Schweiß deiner Liebschaft abweaschen kannst. Ahh ich vergas sicher wird sie dir dabei noch behilflich sein." Arrecinas Stimme hatte sich gehoben und ein wenig in der Tonlage gesteigert und zugleich wollte sie wissen wer das war, die ihn beglückte. Sicher eine Sklavin und diese würde sie sich einmal vornehmen. Sie biss sich fest auf die Zähne und griff nach der Tür um sie zu öffnen. "Sicher werden wir das" fauchte sie und knallte die Tür wieder hinter sich zu als sie draussen war und wüten davon ging. Sie musste sich ablenken.

  • Ihr Ausbruch bewies, dass sie noch mehr Kind war als Frau, aber irgendwie beruhigte mich diese Erkenntnis. Die verführerischen Sinne einer Frau im Körper eines Kindes hätten einen Kaiser zu Fall bringen können, und dass sie doch noch etwas Mädchenhaftes in sich trug, ließ hoffen, dass sie der Dunkelheit der Flavier noch nicht vollkommen anheim gefallen war.
    "Ich werde selbst entscheiden, wann und auf welche Weise ich meine Abgründe überwinde, mein Täubchen," erwiederte ich und blickte ihr nach, als sie wütend mein cubiculum verließ. Wer mich vorhin zu meiner Erlösung geführt hatte, würde ich ihr nicht verraten, wozu auch? Irgendwann würde sie selbst herausfinden, wer in meinem Bett schlief, und wer meine Nächte erhellte und mir die Dämonen meiner Erinnerungen vom Leib hielt. Es war beruhigend, den warmen Körper meiner kleinen Ägypterin nahe zu fühlen, auch wenn nicht alles meiner in ihrer Nähe erwachsenden Begierde auch von ihr ausgelöst wurde.


    Der Knall der Türe hinter ihr schmeckte nach einer gewissen Endgültigkeit, und ich hielt sie weder auf, noch blickte ich mich danach um, sondern richtete meinen Blick wieder auf den Hof hinaus, auf dem irgendein Sklave gerade dabei war, Blätter von den Mosaikböden zu fegen. Eine seltsam normale Szenerie, die zu dem, was ich eben erlebt hatte, einen sehr starken, eigenartigen Kontrast bildete. Es schmeckte ausgesprochen verboten, überhaupt daran zu denken, wie man eine Affäre mit seiner Nichte überhaupt bewerkstelligen könnte, ohne dass der Rest der Familie aufmerksam wurde, und ich umschlich diesen Gedanken geistig noch mit einem so weiten Abstand, dass ich mich schließlich gänzlich davon abwandte, mich zurück auf mein Bett fallen ließ und die Decke betrachtete, wie ich es oft tat, wenn ich nachdenken musste. Es war still in meinem Schlafraum, aber in mir tosten die Gedanken in orchestraler Gewalt und zwängten sich in meinem Kopf umher.

  • Es war still in meinem Raum, so still, dass ich das Vergehen der Zeit zu spüren glaubte. Ab und an blitzte eine Unterbrechung dieser Stille in der Form eines Rufes oder eines entfernten Geräusches auf, das davon kündete, dass irgendein Sklave gerade arbeitete oder irgendein Familienmitglied einen Sklaven gerufen hatte. Aber dennoch, das Gefühl von Leere war allgegenwärtig und ich konnte es weder durch meine Gedanken noch durch irgend etwas anderes füllen. Nicht einmal die Klassiker, die ich sonst so gerne gelesen hatte, um mir Stunden der Muße zu vertreiben, konnte ich heute in die Hand nehmen, ohne mir zu wünschen, ich hätte sie nicht angefasst. Cicero, Caesar, all die herausragenden Denker und Schriftsteller vergangenen Zeiten, sie vermochten mir keinen Trost zu spenden, nicht einmal Ovids nicht enden wollender Sermon über unglückliche Liebe hatte etwas Hilfreiches für mich zu bieten.


    Warum hatte er das getan? Warum? Diese Frage konnte er mir nicht beantworten, denn ich konnte sie ihm nicht stellen, wir hatten uns seitdem auch nicht gesehen, weil ich es tunlichst vermieden hatte, mich in den Räumen der Familie zu zeigen, ich war früh gegangen und spät zurückgekehrt, glücklich darüber, niemandem Rede und Antwort stehen zu müssen. Irgendwie war es voran gegangen, im Inneren war ich so taub gewesen, dass ich meinen Tempeldienst weitgehend schweigend verrichtet hatte, und man hatte mich auch nicht angesprochen. Mehr hatte ich nicht gewollt, denn es war schon schwer genug gewesen, das alles irgendwie zu ertragen. Selbst Nefertiri musste in diesen Tagen bei den Sklaven schlafen, ich ertrug ihre Nähe nicht, ich wollte sie nicht sehen, wollte niemanden mehr sehen, weil mich alles an ihn erinnerte, ihn, meine Sonne, meine Sterne.


    Die Sonne, die Sterne tragen Kunde von dir
    Jeder Lufthauch erzählt mir von dir
    Jeder Atemzug, jeder Schritt
    Trägt deinen Namen weit mit sich mit*


    So blieb mein Blick im Kerzenschein an die Decke gerichtet, folgte den Vertiefungen und Schattierungen, die erst durch diese Form warmen Lichtes überhaupt an der Decke sichtbar wurden, ohne sie wirklich wahrzunehmen. Wie sollte ich nur mit ihm umgehen, wenn ich ihn denn wiedersehen würde? Wie sollte ich den Schmerz verhehlen, den sein Anblick in mir auslöste, wohl wissend, wie seine Lippen gebebt hatten und er mich doch zurückgewiesen hatte? War unsere Jugend, unser Erwachen, die gemeinsame Zeit so unwichtig, so unbedeutend gewesen, dass er selbst des Göttervaters Namen nutzen musste, um uns zu trennen? Oder war das Gefühl in ihm so stark, dass er sich nicht mehr anders zu helfen gewusst hatte? Ich wusste es nicht, und ich wusste gleichzeitig, dass ich ihn nicht fragen würde, nicht einmal fragen konnte.


    Ich war so hilflos wie nie zuvor in meinem Leben. Langsam erhob ich mich, blickte mich in diesem Zimmer um, in dessen Mauern die Seufzer Nefertiris hingen wie eine Anklage, in dessen Stoffen der Gestank unserer gegenseitigen Befeuchtung klebte wie eine stetige Mahnung, dieser Raum atmete die Leidenschaft, die ich genossen hatte, ohne zu lieben, ohne lieben zu dürfen, ohne berühren zu dürfen, was ich berühren wollte, und es ließ in mir einen Zorn erwachen, den ich nie zuvor gekannt hatte. Schnell war ich auf den Beinen, griff nach dem Beistelltisch neben meinem Bett, die darauf liegenden Dinge krachten zu Boden, dann donnerte ich den Tisch gegen meinen Schreibtischstuhl, wütete gegen den Schreibtisch, den erst ein kräftiger Tritt umstürzen ließ, alle Dokumente und Schreibgeräte mit sich reißend. Einem tobenden Stier gleich hieb ich mit dem Tisch auf mein Bett ein, dieses falsche Bett, die Stoffe der Vorhänge rissen unter meinem Wüten, hingen nur mehr in Fetzen herunter, die dünnen Federn im Kissen stoben auf und wirbelten durch die Luft, als ich es an einem der zersplitterten Tischbeine aufriss und durch den Raum warf, selbst mein Tuschfass landete an der Wand und zerborst dort in einem hellen Klirren, verschmierte die Wandfarbe und das Schwarz lief die Wand wie Blut herab, so dunkel, wie ich mich fühlte.


    Heftig atmend blieb ich in meinem Werk der Zerstörung stehen, blickte mich darin um, schwer atmend, keuchend, das Blut raste durch meine Adern, dann ein letzter Hieb, der meine Lagerstatt durchbrechen ließ und ebenso zerstört zurückließ wie das restliche Mobiliar - es war alles so kaputt, wie ich mich fühlte, so verloren, unbrauchbar, wie mich diese Liebe gemacht hatte, zu einem Stück Mensch, das niemand mehr wollte und lieben würde. Ich warf den Tisch an die Wand, wo er mit einem donnernden Poltern letztendlich zerbrach und ging hinaus, die Arme von Holzsplittern gezeichnet, die Tunika verschwitzt und halb zerrissen, und es war mir egal, wer mich sah und wohin ich ging. Irgendwohin. Ich war fertig mit allem, fertig mit mir, mit meinem Leben, mit dieser Familie, mit der Welt an sich - und so führten mich meine Schritte aus der Villa hinaus und nichts nahm ich mit mir, nicht einmal meine Nefertiri oder Kleidung, nicht einmal Geld.


    Sim-Off:

    *Zitat aus: "Dein Anblick" - Schandmaul

  • Der Raum war nach den Stunden der Verzweiflung und nach meiner längeren Abwesenheit zwar gesäubert und gerichtet worden, aber meinem Schlafzimmer ging eine gewisse Wohnlichkeit vollkommen ab. Das Bett war neu, ebenso die Wandfarbe, der Schreibtisch jedoch war leer, die Vorhänge von schlicht weißer Farbe, sodass man genausogut hätte meinen können, es sei nur ein Gästezimmer, nichts sonst. Ein karger Raum für einen Patrizier seines Standes, und doch vielleicht aussagekräftiger als vieles andere, als opulente Farben und Verzierungen.
    Ich mochte diesen Raum so, wie er war, er zeigte deutlich die Veränderung, die mich bewegt hatte, die mich zu einem anderen Mann gemacht hatte, vielleicht würde ich hier auch nie wieder wirklich wohnen. Das würzige Klima nahe am Meer war eine so brennende, lebendige Erinnerung, dass ich hier zu ersticken glaubte, wenn ich zu lange bleiben musste.


    "Domine, die domina Arrecina ist hier," hörte ich die Stimme der Sklavin in meinem Rücken, während ich am Fenster stand und hinaus blickte, und erst, als sie meine Nichte hineingeführt hatte und uns alleine ließ, wandte ich mich um, nach einer Erinnerung forschend, nach dem forschend, was noch geblieben war von dem alten Aquilius. Sie war schön, schöner geworden, als hätte die Zeit sie reifen und delikater werden lassen, und das vertraute, alte Brennen in meinen Lenden bei ihrem Anblick war mit einem Augenblick zurückgekehrt. Vielleicht hatte ich mich doch weniger verändert, als ich es geglaubt hatte, vielleicht war der Fischer in mir doch noch ein Patrizier, ein Mann mit vielen Begierden.


    "Arrecina," sagte ich und merkte, dass es mir schwer fiel, irgend etwas anderes zu sagen. Sie lebte, und es erleichterte mich, dies nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen. Einige Schritte führten mich in ihre Nähe, doch war ich mir zum ersten Mal unsicher, ob ich sie berühren durfte oder nicht. So wartete ich ab, wie sie reagieren würde ... und ob sie überhaupt reagierte auf diesen sicher fremd gewordenen Mann mit dem hellen, ausgebleichten Haar, der sonnenverbrannten Haut, den frischen Narben auf dem Unterarm, die von einem Kampf zeugten, diesem hart gewordenen Patrizier, der mehr als ein halbes Jahr die harte Arbeit auf einem Fischerboot geleistet hatte wie einer unter ihnen.

  • .....Langsam trat sie hinter der Sklavin in den Raum ein und sah einen Mann da stehen der ihr den Rücken zukehrte. Das war nicht grade die feine Art, aber etwas daran kam ihr vertraut vor auch wenn sie nicht sagen konnte was es genau war. Nachdem die Sklavin gegangen war und sie das Schließen der Tür gehört hatte begann ihr Herz nur noch schneller zu schlagen. Das war ein Herzschlag wie es immer nur in der Nähe von Rutger war und da fiel ihr etwas ein was sie die ganze Zeit immer wieder gehört hatte, denn dieser Mann hier war Rutgers Herr. Er hatte das Leben von ihm in der Hand und vielleicht konnte sie ihn davon überzeugen, dass Rutger kein schlechter Mensch war und ihm nichts geschehen durfte.


    Als er sich dann rumdrehte meinte sie ihn zu erkennen und dann doch wieder nicht, sie war sich nicht sicher, aber das Gesicht hatte was vertrautes wie alles hier und das machte sie wahnsinnig. Ihre Augen musterten ihn von oben bis unten auch als er etwas näher kam und sie den Stoff der Tunika hörte wie er raschelte. Das alles waren Geräusche die sie mit einem mal viel deutlicher und lauter wahr nahm als sie eigentlich waren. Es schien als wären ihre Sinne ums tausendfache geschärft. Gedankenverloren fuhr sie sich mit der Zungenspitze über ihre Lippen und bedachte dabei nicht was sie damit vielleicht bei ihm auslösen könnte.


    "Aquilius?" fragte sie ihn flüsternd und versuchte eine Erinnerung in ihren Gedanken zu finden, wenigstens etwas ganz kleines und da war auch etwas aber das wollte sich nicht so ganz definieren lassen. Sie fühlte die unterschiedlichsten Gefühle ihm gegenüber und das machte sie vollkommen durcheinander. "Ich.....ich erinner mich nicht wirklich an dich," gab sie dann schließlich zu, da sie nicht wusste inwieweit er über sie bescheid wusste. "Du bist mein Onkel? Aber ich spüre noch etwas anderes," fügte sie noch viel leiser an. Ihre Augen versuchten sich schon fast in seine zu bohren, als würde sie versuchen seine Seele zu ergründen. Nun traute sie sich noch einen Schritt auf ihn zu, so dass sie nun nur noch etwa zwei bis drei Schritte voneinander trennten.

  • Eine Erinnerung vibrierte in meinem Hinterkopf, sie wollte mir etwas sagen, aber ich verstand ihre Worte nicht, konnte nur den Klang dieser Stimme vernehmen und fühlen, dass mehr gewesen sein musste als die normale, sittsame Beziehung zwischen einem Onkel und seiner Nichte. Mein Körper schrie es überdeutlich heraus, klopfte an das Gefängnis meines Geistes und verlangte nach einem Recht, das ich mir und Orestilla versagt hatte, seit ich die Wahrheit erkannt hatte - schwer genug gefallen war es mir. Was war es gewesen, hatten wir nur gespielt, hatten wir Ernst gemacht? Alles verschwamm in meiner Erinnerung in eine unerkennbare Masse, die sich nicht greifen lassen wollte, ausser jenem überdeutlichen Motiv der stillen, prickelnden Erregung in ihrer Nähe. Ihre Stimme vibrierte wie mein Innerstes, und sie kam mir näher, ein so vertrauter Anblick, aber woher? Wieso konnte ich mich an diese Details nicht genau erinnern?


    Ich konnte sie fast riechen, als sie vor mir verharrte, allerhöchstens drei Schritte entfernt, und da sie sich nicht abgewandt hatte, wagte ich es, trat ihr näher und nahm sie vorsichtig in die Arme, wie es ein Onkel tun sollte, der einst versucht hatte, seine Nichte zu retten, aus den Armen eines Sklaven ... aber was geschah, konnte ich nicht voraussehen, diesen heftigen Schlag, der durch meinen Körper peitschte, mich mit aller Macht daran erinnerte, dass ich ein Mann war, ein Mann, der die Frauen liebte und zu genießen wusste. Orestilla hatte immer so leise geseufzt, wenn ... ich verbannte diese Erinnerung in meinen Kopf und löste mich schneller von meiner Nichte, als ich es geplant hatte. Sie sollte nichts verräterisches fühlen, nichts dabei denken ...


    "Wir standen uns wohl nahe, denke ich," rettete ich mich ins Ungenaue und erwiederte ihren Blick so offen ich eben konnte, ohne lüstern auszusehen, mich zu sehr zu verraten. "Ich war ..fieberkrank, Arrecina, und erinnere mich nicht mehr an alles, was vor diesem Fieber war. An Dich erinnerte ich mich, an Dein Lachen, mein Täubchen, aber es gibt auch vieles, was im Dunklen liegt. Ich hatte gehofft, du könntest mir helfen, es zu entdecken." Es musste anders klingen, als ich es gemeint hatte, aber ich hoffte einfach das Beste. Ich hoffte, sie würde es verstehen, aber ich verstand selbst nicht genug in meinem neuen alten Leben voller Fragen und Ungewissheiten.

  • Wie ein Blitz durchfuhr es sie, als er sie in seine Arme nahm und sanft an sich zog. Den Duft den sie roch, die Wärme die sie spürte und seine Arme die um sie rum lagen, das alles war so vertraut, dass sie spüren konnte wie es in ihrem Herzen begann zu reissen und sie einfach hätte schreien können.Ihr Herz pochte wild in ihrer Brust und sie war fast versucht sich aus dieser Umarmung zu lösen aber machte es dann doch nicht. Schlug sein Herz nicht auch schneller, genauso schnell wie ihres? Ein wenig zurückhaltend legte sie ihre Hände auf seinen Rücken und strich in einer leichten Bewegung über diesen.Arrecina konnte den Stoff fühlen über den sie strich und die warme Haut die unter diesem verborgen war konnte sie auch spüren. Zu schnell war diese Verbindung wieder gelöst und sie ertappte sich dabei, dass sie ihre Luft angehalten hatte. Erst als er sie von sich drückte holte sie wieder Luft und sah ihn an, versuchte etwas in seinen Augen zu lesen.


    "Das mussten wir gewesen sein, aber wie nahe wirklich? Täubchen?" flüsterte sie und erinnerte sich an dieses Wort. Ja sie erinnerte sich daran, dass sie immer so genannt wurde von einem Mann, der hinter einer Nebelwand verborgen war. "Du hast mich immer so genannt. Ich war dein Täubchen und.......ich erinner mich.........." Wie ein Wasserfall von einem Berg rauschte, rauschten nun die verschiedensten Bilder durch ihren Kopf. Der verschwommene Mann hinter dem Nebel nahm langsam die Gestalt von Aquilius an und sie wusste,dass er es war. Dann kam eine Erkenntnis die sie ja schon vorher gewusst hatte als sie her gekommen war, aber erst jetzt wurde es ihr richtig bewusst. "Rutger ist dein Sklave, richtig? Du bist sein Herr und du bist mein Onkel und du bist noch mehr für mich, ich spüre es und ich weiß, dass du es auch weißt. Was verbindet uns zusammen? Wenn du etwas weißt dann sage es mir bitte. Ich erinner mich auf einmal an einige Bilder. Ich war hier in diesem Zimmer schon einmal. Es liegt hinter einer Nebelwand aber manches sehe ich. Du lagst auf dem Bett und ich war bei dir,neben dir oder auf dir?"


    Wieder hielt sie die Luft an und sah ihm dierekt in die Augen als würde sie dort nach Antworten suchen. "Was hatten wir für eine Verbindung?" Mit großen Augen sah sie ihn an, spürte Verlangen, Angst und noch so vieles mehr und dann die Sehnsucht nach Rutger die von Tag zu Tag schlimmer wurde wenn sie ihn nicht sehen konnte. Hier an der Stelle hielt sie es nicht aus deswegen überwand sie die kleine Distanz zwischen ihnen schnell und griff nach seinen beiden Händen damit er nicht wieder Abstand gewinnen konnte. Ein wenig schwer atmend sah sie ihn weiter an und wartete.

  • Ihr Geruch weckte etwas Verborgenes, etwas, das ich seit langer Zeit irgendwo versteckt gehalten hatte, um es niemals wieder sehen zu müssen, nicht mehr fühlen zu müssen - aber wie es mit Gefühlen und Empfindungen ist, sie waren stets dort, wo man sie nicht vermutete, und meistens wacher und lebendiger, als es einem recht war. Dass sie von mir etwas zu wissen verlangte, was ich ihr nur bruchstückhaft, wenn überhaupt würde geben können, machte die ganze Sache hier nicht einfacher. Sie roch so gut nach etwas, das verboten war, das ich nicht würde haben dürfen, und doch ... seit jeher hatte mich der Duft der Frauen und Männer gleichermaßen gelockt und würde es wohl immer tun, egal, ob ich zwischendrin vergaß, wer ich gewesen war, wer ich sein würde. Du bist nichts weiter als ein lüsterner Patrizier, und alles, was am Meer geschah, war eine Lüge, sagte ich mir und konnte ein leises Seufzen nicht ganz unterdrücken. Wie nahe hatten wir uns wirklich gestanden? fragte ich mich und ich kannte die Antwort schon, als dieses Ziehen in meinen Lenden sich zum Prickeln hinzugesellte. Zu nahe.


    Ihre Finger umfassten die meinen, machten jeden Wunsch nach Distanz zunichte, und wieder einmal fand ich mich in einem Moment gefangen, in dem mir der Verstand das eine sagte und der Körper etwas anderes wollte. "Rutger ..." murmelte ich, und irgendwo in meinem Hinterkopf formte sich auch das Bild zum Namen. "Ja, er gehört mir. Er hat Dich entführt, Arrecina, und ... ich ging verloren, als wir euch suchten. Aber Aristides fand euch, sonst wärst Du nicht hier, Mars sei Dank. Was verbindet uns, Arrecina ... es gibt vieles, an das ich mich verschwommen erinnere, aber ..." Ich hielt inne und beäugte sie genauer, ihre Finger mit den meinen sanft drückend. Woran erinnerte ich mich wirklich genau, konnte mit Sicherheit sagen, dass ich es ohne den immer wiederkehrenden Zweifel noch wusste?


    Sie roch so gut, zu gut, zu vertraut, nach etwas Verbotenem, das ich irgendwann nur zu gern gekostet hätte. Hatte ich? Hatte ich nicht? Nicht einmal sie schien es zu wissen. "Wir..." setzte ich neu an und hielt wieder inne. "Es muss etwas gewesen sein, das einem Onkel und seiner Nichte verboten ist," führte ich den Gedanken langsam fort. "Etwas, das ... ich mir wünschte zu tun, aber ich weiss nicht mehr, ob es geschehen ist, oder nicht. Wenngleich ich ... hoffe ... dass es nicht geschehen ist. Du hast etwas anderes verdient als einen ... Mann, den Du nie haben kannst." Ich wusste, wie sich das anfühlte, wie sehr es brannte, zu was es einen treiben konnte. "Eine nie endende Hoffnung und doch gleichzeitige Gewissheit." So war es mit ihm gewesen, und das Bild des tarpeischen Felsen war zurückgekehrt, hart und schroff in meiner Erinnerung.

  • Er war der Schlüssel zu einem Teil den sie in ihrem Leben haben wollte. Er war der Herr von Rutger und hatte sein Leben in der Hand. Ideen blitzen in ihrem Kopf auf zwischen den ganzen anderen Bildern die sich wie ein Puzzle zusammenfügen wollten. Sie war sich nicht sicher ob sie das zulassen wollte oder nicht, hatte Angst ein Puzzleteil könnte schlimme Dinge aus dem Verborgenen zu Tage bringen was sie nicht sehen wollte, doch es musste geschehen, wenn sie auch wusste, dass es Zeit in Anspruch nehmen würde und nicht von heute auf morgen geschehen würde.
    Immer noch strichen ihre Finger wie von selber über seine Hände als hätte sie nie etwas anderes getan. Es war diese anziehung die sie eigentlich willenlos ihm gegenüber machte und wieder versank sie in seinen Augen und vergas dabei fast was sie eigentlich sagen wollte.


    "Ja Vater hat uns gefunden und uns nach einer längeren Reise wieder hier her gebracht, nach Hause wie er es nannte. Ich weiß nicht ob ich mich hier zu Hause fühlen soll oder nicht. Manchmal kommt es mir wie ein Gefängnis vor, aber das scheint auch mein Körper oft genug zu sein. Ich weiß zwar nicht alles aber es ist schon, dass du wieder hier bist. Es lässt mein Herz wärmer werden," flüsterte sie.


    Es war nur ein kleiner Schritt den sie tat und dann war sie ihm so dicht wie seit langer Zeit nicht mehr. Sie merkte es gar nicht oder wollte es einfach nicht merken, aber fast berührten sich ihre Körper und wenn jemand hier gewesen wäre hätte er sicher die Spannung sehen können die zwischen den beiden herrschte. Seine Worte hatten einen schmerzlichen Ton in ihren Ohren, denn verzehrte sie sich nicht nach einem Mann den sie eigentlich nie haben konnte? Ruter.....Aquilius....Rutger.....Aquilius.....Ru...........


    "Habe ich etwas anderes verdient? Ich bin doch schon in einem nie endenen Kreislauf den ich nicht vertehe und aus dem ich nicht ausbrechen kann. Ich liebe einen Mann den ich nicht lieben darf, nach dem ich mich aber verzehre und was mich auffressen wird....irgendwann." Arrecina sagte nicht, dass es sich dabei eigentlich um Rutger handelte, aber gleichzeitig galt es ja auch für Aquilius. Auch nach ihm verzehrte sich ihr Körper und sehnte sich danach von ihm erobert, angefasst und besessen zu werden.

  • So jung, so unschuldig, so zerbrechlich war sie, dass es mich tief im Innersten schmerzte, schien sie doch in allem das hübsche Gesicht Orestillas zu tragen, das kaum so kultiviert wie das einer reichen Römerin werden würde, egal, was man tat oder veränderte. In diesem Augenblick fühlte ich mich alt, gefangen zwischen dem, was mein sich erinnernder Körper vorspiegelte, und einem unerklärlichen Sehnen, das auch Orestilla nicht hatte stillen können, die für viele Wochen meine Frau gewesen war. Arrecinas Finger schienen so zart wie teuerster Stoff aus dem Osten, hauchdünne Seide, deren Berührung auf dem Körper man kaum fühlen konnte.
    "Meine liebe Nichte, Dir kann nur geschehen, was Du auch zulässt, denn Du bist eine Flavierin. Was Du fühlst, ist Dein Eigentum, Dein Besitz, es gehört Dir ganz alleine, Arrecina. Und Du bist es auch, die zu entscheiden hat, ob das Gefühl sie bestimmt oder sie das Gefühl beherrscht. Ich sage Dir nicht, dass Du nicht lieben darfst, denn jeder Mensch muss lieben, um zu leben, um nicht eine sinnlose Existenz zu führen, in der es kein Licht und keine Freude gibt."


    Langsam zog ich sie an mich, legte einen Arm um ihren zarten, schlanken Leib, der sich so lebendig und warm anfühlte, als müsse ich mich an dieser Sonne bis ins Mark verbrennen. Mein Körper brannte mit einem Mal vor Sehnsucht, ihr näher zu sein, diese Hitze ihrer Haut überall spüren zu dürfen, um sie ganz zu der meinen zu machen, aber ich rührte mich nicht, fühlte nur, als könnte mir ihre Nähe allein schon in einer Umarmung die vergessenen Erinnerungen zurückbringen. Ich fühlte, dass ich zitterte, und sie musste es auch fühlen, aber dennoch konnte ich sie nicht loslassen, wollte es nicht.
    "Es wird Dich dann auffressen, wenn Du es zulässt. Nicht jede Liebe endet mit Heirat, einem ewigen Beisammensein, vielen Kindern und einem Glück, das nie endet. Eigentlich ist das ein Weg, den kaum eine Ehe nimmt, Arrecina. Irgendwann enden alle verliebten Gefühle einmal in der Gewohnheit des Alltags, und dann ... dann muss mehr da sein als Liebe, damit man sich nicht zu hassen beginnt." Dieses Wissen war schnell zurückgekehrt, hatte ich es nicht tausendmal erfahren? In wievielen Betten musste ich gelagert haben, um so wenig an die Liebe zu glauben? Und doch wusste ich, dass ich es jedes andere Mal wieder so gesagt hätte.

  • Seine Worte stießen in ihrem Kopf auf ihre Gedanken und es war als würde sie beginnen einen endlosen Kampf auszufechten. Er hatte ja Recht sie durfte lieben und es war egal wen sie liebte ob es ihr Onkel oder ein Sklave war den sie liebte, es zählte doch nur, dass es Liebe war. Einen Moment erschreckte sie der Gedanke,dass sie grade gedacht hatte, dass sie ihren Onkel liebte, aber so wie sie hier stand wie er sie berührte und wie ihre Haut zu bizzeln begann als seine Finger sich an sie legten, es war ein unglaubliches Gefühl. Früher wäre ihr das wohl alles egal gewesen aber sie musste an Rutger denken, denn diesen wollte sie irgendwie einfach nicht enttäuschen, sie hatte ihm doch ihre Liebe gestanden, aber was war mit Aquilius. Ihre Gefühle flogen nur so durch ihren Körper und Kopf und begannen sie langsam wirklich wahnsinnig zu machen.


    Sein Zittern schien langsam in sie überzugehen und sie wollte wissen was seine Gedanken waren, was er nun gerne machen wollte, was er fühlte, warum er fühlte......


    "Es kann doch nicht jede Liebe in Hass enden. Du zitterst, was ist los?" fragte sie ihn sanft und ließ ihre Finger in sandten streichenden Bewegungen über seinen Rücken streichen. Ihr war nicht bewusst was sie mit diesen Berührungen auslösen konnte doch sie tat es einfach. "Was denkst du in diesem Moment jetzt? Was fühlst du?" fragte sie erneut leise und lehnte ihren zarten Körper ein wenig mehr an den seinen.

  • Ihr warmer Körper, ihr süßer Duft und gleichzeitig diese leise, weiche Stimme waren fast zuviel für mich, die Begierde rannte bei mir offene Türen ein und ich spürte, dass es ab diesem Augenblick höchst verräterisch war, in ihrer Nähe zu stehen, sie überhaupt zu berühren, denn sie musste ebenso wie ich fühlen, dass sich mein Hunger manifestierte, auf die verräterischste und einfachste Weise, welche die Götter den Männern auferlegt haben. Ihr Götter, in ihrem Geruch allein lag so viel Verheißung und Süße, dass es mir schwer fiel, nicht am ganzen Leib wie Espenlaub zu beben, ich versuchte zumindest mein Bestes, um mich irgendwie zu kontrllieren, auch wenn sie es mir mehr als schwer machte. Dieses junge, unschuldige Wesen war meine nichte, Aristides' Tochter, und ich durfte nicht nachgeben, ich durfte einfach nicht!


    "Frage mich nicht, Arrecina, denn was ich fühle, dürfte ich nicht empfinden, und was ich mir wünsche, ist nichts als verbotenes Land, in das wir beide nicht treten dürfen. War es denn schon immer so mit uns? Dieses quälende Verlangen, dieser Wunsch, der nicht wahr werden darf?" flüsterte ich rauh und hielt sie doch noch immer, ich konnte sie einfach nicht loslassen, konnte mich nicht bewegen oder irgend etwas tun, das den Moment in irgendeiner Form verändert hätte. Mein Rücken brannte dort, wo ihre Finger mich berührten, und doch wünschte ich, sie würde damit nicht aufhören, tat nichts, um sie daran zu hindern. Stattdessen streichelte ich sie selbst, mit einer Hand über ihr Haar, hielt sie einer Tochter gleich, und doch war sie viel mehr als das, sie war ein Geschenk, dessen Verpackung ich nicht einmal hätte berühren dürfen. "Liebes, ich wünschte, ich könnte für Dich etwas anderes sein als Dein Onkel, aber ich bin es nicht ..." ie sprach von Gefühlen, aber liebte ich sie denn mehr als ein Onkel seine Nichte? Dass ich sie begehrte, daran bestand kein Zweifel, aber Manius Antlitz' war noch immer das einzige, das in meinem Herzen auf diese Weise wohnte. Vielleicht war es uns Flaviern einfach nicht bestimmt, glücklich zu lieben.

  • "Ich wünschte ich könnte dir diese ganzen Fragen beantworten aber ich bin mir nicht sicher, dass es schon immer so mit uns war. ICh weiß es wirklich nicht, aber etwas in mir sagt, dass es schon länger so ist. Es macht mir Angst und doch ist es normal und es ist noch etwas anderes da, aber ich kann es nicht in Worte fassen."
    Bei den heiligen Göttern seine Finger, seine Hände, sein Duft und seine Wärme trieben sie fast in den Wahnsinn. "Ich stellte dir glaube ich schon einmal diese Frage, wer würde es erfahren? Wer? Sage mir wer würde es erfahren Caius? Gib doch deinem Verlagen ein klein wenig nach, gib ihm einen kleinen Tropfen.......tu es......jetzt," hauchte sie ihm verführerisch und süß entgegen. Ihre Augen glänzten im Schein des Lichtes, ihr Körper drängte sich dem seinigen immer mehr entgegen und ihre Hände suchten einen Weg um den lästigen Stoff seiner Tunika etwas nach oben zu ziehen um an seine warme und weiche Haut zu kommen.


    Bei jedem Atemzug bebte ihre Brust und ihr ganzer Körper. "Caius mein ganzes Leben scheint aus verbotenen Dingen zu bestehen da kommt es auf ein verbotenes mehr oder weniger nicht mehr an. Ich bitte dich erfülle mir diesen einen Wunsch. Küsse mich." Was tat sie da nur? Sie konnte einfach nicht ander, es schien das verbotene zu sein was sie anzog oder aber der Fluch dieser Familie, dass sie den verbotenen Männern verfiel. Sie konnte sich nicht dagegegn wehren aber sie wurde von ihrem Onkel angezogen und auch von dem germanischen Sklaven nur wusste sie, dass sie ihn liebte. Sie liebt Rutger, bei den Göttern ja das tat sie.

  • Warum war ich nicht längst gegangen, nein geflüchtet? Ich hätte wissen müssen, dass ich nicht stark genug war, um ihre Nähe zu ertragen, dass ich instinktiv handelte anstatt rational, und gleichzeitig schrie ein Teil in mir, dass ich einfach nehmen sollte, was sich mir hier anbot, sie wollte es, ich wollte es, und wir waren nicht nahe genug verwandt, als dass es irgendeine schreckliche Folge gehabt hätte. Eine andere Stimme in mir flüsterte leise, dass mich Aristides umbringen würde, würde er jemals davon erfahren, und auch, dass vielleicht die Welt es nicht wüsste, aber ich es immer wissen würde, was geschehen war, was geschehen würde. Doch auch diese Stimme verstummte, als ich den Kopf neigte, ihren Duft mit bebenden Nasenflügeln einsog, der mich so sehr erinnerte und der mir doch gleichzeitig neu war, als hätte ich sie niemals zuvor in meinen Armen gehalten. Ich antwortete ihr nicht, denn was hätte ich sagen sollen, ausser sie fortzuschicken, diesen süßen Anker meiner Selbst in einer Umgebung, die dem Fischer Aquilius fremd war und die dem Patrizier Aquilius eigentlich ein Heim hätte bieten sollen.


    Ihre Lippen bebten, als meine die ihren berührten, ein zaghaftes, vorsichtiges Tasten war es, mit dem ich ihren Mund erkundete, ohne ihn zu vereinnahmen, und ich fühlte, wie trocken meine eigenen Lippen sein mussten, spröde und rauh, der Mund eines Menschen, der viel an der Sonne gewesen war und die pflegenden Schönheitsmittel eines Reichen nicht benutzt hatte. Aber auch das war mir gleich, meine Arme zogen ihren Leib an den meinen, sodass ich ihre ganze Gestalt mit jedem Fingerbreit auf meiner Haut fühlen konnte, egal, ob nun Stoff dazwischen war oder auch nicht, sie schenkte mir eine Nähe, die ich nicht missen wollte, die so verlockend und angenehm war, dass diese erste Berührung ihrer Lippen für mich wirkte, als seien Stunden vergangen. Ich küsste sie, ich schmeckte sie, trank ihre Anwesenheit wie ein Verdurstender das Wasser, meine Finger pressten ihren Leib umso mehr an den meinen, ich wollte sie nicht loslassen, nicht mehr, wollte fühlen, wie ihre schlanken Finger meine Haut betasteten, und ihr Götter, wenn Mars Venus nicht widerstehen konnte, wieso musste ich es, der Sein Priester war, bei dieser Verkörperung allen Liebreizes, allen unschuldigen Verlangens schaffen?

  • Träume wurde wahr auch wenn sie nicht wusste ob sie diesen Traum nicht schon einmal geträumt hatte. Seine Hände brannten sich durch ihren Stoff bis hinein in ihr Fleisch und schienen sich dort verewigen zu wollen. Ein heiseres keuchen entrang sich ihr und sie schmiegte sich nur noch enger an seinen Körper und hätte sich am liebsten niedergelegt aber dies überlies sie lieber Aquilius. Endlich schaffte sie es seine Tunika nach oben zu ziehen, dass eine Hand einen Weg darunter fand und seine heiße Haut berühren konnte. Sanft fuhren ihre Finger seinen unteren Rücken entlang und strichen noch sanfter an den Wirbeln vorbei.
    Arrecina wollte keinen Gedanken daran verschwenden was ihr Vater machen würde wenn er das sah oder jemand anderes. Aber sie waren alleine, deswegen musste sich auch keiner von ihnen Sorgen machen. Sie gab sich seinen Berührungen einfach hin und genoß dieses Gefühl von ihm begehrt zu werden. Er gehörte einfach zu ihr und auch wenn sie Rutger ehrlich liebte so fand sie es dennoch schade, dass sie ihren Onkel nicht heiraten konnte.


    "Aquilius lass mich nicht los!!!"

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