Wäre sie meine Schwester, hätte ich sie wohl spätestens jetzt ins balneum geschleppt und ihr den Mund mit Seife ausgewaschen - diese Sprache! Für eine Frau wirklich absolut unangemessen. Aber schätzungsweise würde sie eine Weile brauchen, bis sie sich auf Latein passend ausdrücken konnte, zumindest war es nicht erstaunlich, dass sie nicht wusste, wie man einigermaßen anständig sprach. Wo sie diese ganzen Ausrücke herhatte, wollte ich eigentlich gar nicht so genau wissen.
"Ich kenne Dich ebensowenig wie Du mich kanntest, Bridhe, hast Du vielleicht schon einmal daran gedacht? Es steht leider nicht auf der Stirn eines Menschen, ob er aus Not lügt oder weil er die Veranlagung dazu hat - auch wenn es praktisch wäre, hätten sicherlich eine Menge unserer Politiker von jetzt auf nachher keine Wähler mehr - und mir bleibt nur, herauszufinden, was es mit Dir auf sich hat. Ob Du lügst, weil es Dir gefällt, mir irgendwelche Geschichten zu erzählen, oder ob es geschieht, weil Du keinen anderen Ausweg zu erkennen glaubst." Und jetzt fing sie auch noch an zu weinen. Ich seufzte innerlich, nun einmal mehr davon überzeugt, dass Frauen im Grunde einfach das kompliziertere Geschlecht waren. Wann immer es in Diskussionen nicht weiterging, wurde gezickt oder geweint.
"Was auch immer Dir andere Sklaven erzählen mögen, ist doch vollkommen unerheblich. Ich entscheide, was mit Dir geschieht, nicht mein Vetter Flavius Felix, nicht Sciurus, niemand sonst. Lass Dir durch diese Geschichten nicht zuviel Angst einjagen, sie ist unbegründet," versuchte ich beruhigend zu klingen - wahrscheinlich war ich dann doch zu mitfühlend, um mich jetzt abzuwenden, schätzungsweise hätte es keiner meiner Verwandten wirklich verstanden - und legte einfach den Arm um sie, um sie zu halten, während sie mein Bettlaken nass weinte. Wieviel Angst musste ein neuer Sklave haben? Ich wurde mir darüber klar, dass ich darüber letztendlich nie wirklich nachgedacht hatte, warum auch? In meiner Absicht hatte es nie gelegen, andere Menschen zu quälen, nur weil sie verklsavt waren. Aber in diesem Haushalt war es wohl anders, was mir ihr Weinen bewies.
"An Deiner Sprache sollten wir bisweilen einmal arbeiten," bemerkte ich, provozierend, dass sie gleich die nächste Flut von Schimpfworten loswerden wollte.