Cubiculum | Caius Flavius Aquilius

  • Als sie sich gesetzt hatte, atmete ich tief durch. "In einem Monat wird hier in Rom und überall im Reich ein besonderes Fest gefeiert, Bridhe, die saturnalia. Wahrscheinlich hast Du noch nicht davon gehört, es ist ein alter Brauch meines Volkes. An diesen Tagen ruht die Arbeit für jedermann, auch für die Sklaven, und es wird gefeiert - das Ende des Jahrs eingeläutet, und die Menschen sind einander gleich in Stand und Rang, für diese Tage. Und an jenen Tagen ist es auch üblich, denjenigen, die während des Jahrs schwere Arbeit verrichten und dienen, diesen Dienst zurückzugeben - durch Geschenke, und in so mancher Familie auch durch die Befolgung der Wünsche der Sklaven. Ich möchte, dass Du Dir überlegst, was Du für ein Geschenk zu den saturnalia möchtest, damit ich ein wenig Zeit habe, es auch herbeizuschaffen - Du musst es mir nicht jetzt sofort sagen, lass Dir ruhig Zeit bei der Überlegung." Damit ließ ich mich zurück auf das Bett gleiten, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und blickte zur Decke. "Solange es mich nicht ruiniert, kannst Du Dir auswählen, was Du willst ..Schmuck, Kleidung, Parfum ...was immer Dir beliebt." Dass es ein bestimmtes Gechenk nicht geben würde, stand außer Frage - die Freilassung wurde nicht zu den saturnalia verschenkt, aber soviel mochte sie sich wohl auch selbst zusammengereimt haben.
    "Mir ist nicht entgangen, dass Du Dich um mich gesorgt hast, Bridhe, und ich danke Dir dafür. Es gibt nur ... nicht vieles, was mir angemessen scheint, es auszudrücken."

  • Das war doch jetzt wirklich das Letzte! wollte er mich auf diese Art und Weise ruhig stellen? Mich mit seinem Geld und seinem Reichtum ködern? Wie schäbig!
    Innerlich schrie ich, doch äußerlich ließ ich nicht die geringste Regung zu.


    Ja, ich habe davon gehört,
    antwortete ich monoton.


    Doch das, was ich mir von Herzen wünsche, wirst du mir niemals erfüllen.


    Meine Antwort würde ihn sicher nicht besonders erfreuen, doch ich hatte es so satt! Ich war so am Boden zerstört. Da half es auch nichts, als er schließlich erwähnte, er hätte meine Sorge um ihn, bemerkt. Doch es würde mir in Zukunft eine Lehre sein. Niemals wieder würde ich mich darum kümmern, wie es ihm ging. Keine Gefühle mehr für ihn investieren. Am Ende war ich doch immer wieder die Dumme!

  • Ich blickte in ihren Nacken, die vereinzelt dort aus der ordentlichen Frisur heraushängenden Härchen, und doch schien sie mir in diesem Moment wie eine Fremde. Wieder einmal wie jemand, den ich wohl niemals verstehen würde, wie es auch mit so vielen anderen Menschen war. Ihr monotoner Tonfall, die abweisende Haltung ... ach ihr Götter, musste denn immer alles so unangenehm kompliziert sein? Nicht einmal die Aussicht auf einige lockere Tage voller Feste und freier Zeit, die sie verbringen mochte, wie sie wollte, schien sie zu locken.
    "Was ist los mit Dir, Bridhe? Und ich will jetzt keine Ausflüchte hören. Dass Dich etwas beschäftigt, ist Dir anzumerken." In einem Augenblick, in dem ich mich am liebsten waidwund in der Ecke zusammengerollt hätte, um die Welt zu vergessen, war es eigentlich fast logisch gewesen, dass irgend etwas in meinem Haushalt sonst noch schwären musste.

  • Warum glaubt ihr eigentlich alle, ihr könnt das Herz einer Frau durch Kleider, Schmuck und was weiß ich noch erringen? Ich brauch nichts und ich will nichts! Du kannst beruhigt sein, dein Geheimnis ist bei mir sicher. Deswegen mußt du mich nicht beschenken.
    Mich kann man nicht kaufen. Wenn du mich wirklich besitzen willst, mußt du dir eine andere Strategie zurecht legen!


    Mittlerweile war die Monotonie aus meiner Stimme gewichen. Stattdessen konnte man so etwas wie Enttäuschung oder gleichgültigkeit heraushören.
    Ich hatte ich mich zu ihm umgedreht, damit ich ihn sehen konnte. Wie er so da lag. War er blind? Nein, er kam won einer anderne Welt. Daher hatten wir zwangsläufig verschiedene Sichtweisen.

  • Mein Erstaunen mochte mir anzusehen sein - glaubte sie denn wirklich, ich wollte sie an mich binden? Letztendlich war sie mein Besitz, und mehr als ein wohlgefälliges Verhalten hatte ich von ihr nie gefordert. Aber dass sie es anscheinend anders zu sehen schien, war mir nun auch klar. Frauen dachten wirklich anders, in diesem Punkt zumindest hatten sich die Dichter nie getäuscht - wenngleich sie es unterlassen hatten, eindeutige Hilfen auszugeben.
    "Ach Bridhe ...." ich sprach leise, und versuchte mein Seufzen zu unterdrücken. "Glaubst Du denn wirklich, ich wollte Dich kaufen? Dein Herz mit irgendwelchem Zeug beglücken, damit Du mich netter findest? Das liegt doch nicht in meiner Hand allein. Die Geschenke zu den saturnalia sind eine Tradition, und ich möchte Dir einfach eine Freude machen - genau wie ich Severus etwas schenken werde, oder Straton. In einer Familie macht man sich Geschenke, wenn man es möchte, und ich möchte es - es soll etwas sein, das Dir gefällt, und deswegen frage ich Dich nach deinen Wünschen. Mehr nicht."


    Den Kopf wieder zurücksacken lassend, konnte ich da Seufzen nun nicht mehr bezähmen, das mir leise über die Lippen glitt. Es war wahrhaftig ein rabenschwarzer Tag. "Ich wünsche mir nichts als ein wenig Licht und ein wenig Frieden in meinem Haus," murmelte ich leise, mit einem bitteren, trostlosen Klang der Stimme und kniff die Augen zusammen, den Impuls unterdrückend, der schon den ganzen Tag immer wieder zurückgekehrt war. "Es ist so lange her, dass es ein bisschen Frieden gab." Aprupt setzte ich mich auf, das Gesicht abwendend, damit sie nicht sehen konnte, wie die Fassade zu bröckeln begann, die ich mich aufrecht zu erhalten mühte. "Aber ich sehe, es war zuviel erwartet. Geh ruhig, ich zwinge Dich nicht, hier zu bleiben, wenn Du wahrhaftig glaubst, alles, was mich an Dir festhalten ließe, sei der Wunsch zu besitzen." Meine Wangenknochen mahlten, und die restlichen Worte behielt ich für mich. Es war besser so, denn zuviel Bitterkeit hatte schon in den vorherigen gelegen.

  • Mit einem mal war diese Ablehnung, die ich gegen ihn empfunden hatte, verschwunden. Stattdessen plagte mich jetzt eine Art schlechtes Gewissen. Oder war es doch mehr? Er wollte nur ein wenig Licht und Frieden. Wollte ich das nicht auch?
    Nein, ich würde jetzt nicht gehen! Meinen Vorsatz, nie wieder Gefühle zu investieren, hatte ich gleich wieder über Bord geworfen!


    Er hatte sein Gesicht abgewandt. Doch ich spürte, wie es an ihm nagte.
    Langsam führte ich meine Arme um seinen Nacken und ich schmiegte mich an ihn. Diese Nähe tat gut. Ich hatte eine Grenze überschritten und wußte nicht, was mich auf der anderen Seite erwarten würde.

    Es tut mir leid, ich wollte dich nicht beleidigen. Bitte vergib mir.
    sagte ich leise und verharrte so eine Weile.


    Ich weiß nicht warum, aber ich mag dich. Das ist wahrscheinlich mein größter Fehler. Aber es ist einfach so.

  • "Es ist gut," murmelte ich und fühlte ihre Wärme. Es war nicht Manius' Körper, den ich hier hielt, der mich hielt, und wahrscheinlich würde sich dieser Wunsch niemals erfüllen. Aber sie war jemand, der mir nicht egal war, und anscheinend war ich es ihr auch nicht - und das genügte vollkommen für diesen Moment inmitten eines trostlosen, von Schmerz erfüllten Tages. Manchmal waren Worte nicht so entscheidend wie Taten, und sie hatte gehandelt, mich eines Besseren belehrt ob meines ewigen Zauderns und Zweifelns.
    Meine Hand erhob ich, strich ihr langsam über ihr Haar, und atmete ihren Geruch ein, als sei es das Letzte, was mich an diese Welt zu binden imstande war. Seit ich Gracchus und Corvins auf den Stufen des Vestatempels gesehen hatte, seit meinem sinnlosen, aber ungleich schmerzvolleren Verdacht drifteten die Dinge in meiner Welt auseinander, ohne dass ich sie halten konnte und wollte.


    "Manches kann man nicht erklären, es ist einfach so. Da hast Du wohl Recht. Die Liebe ist manchmal erfüllt, und manchmal nicht. Manchmal mag man einen Menschen, manchmal verabscheut man jemanden im ersten Augenblick schon ..." Ich folgte einer ihrer Haarsträhnen mit der Fingerkuppe, um dann tief einzuatmen. "Bridhe, Du bedeutest mir etwas. Aber ich werde es nicht oft sagen können. Nur zeigen. Wir Flavier ...sind keine großen Gefühlsaussprecher, egal wie die Gefühle liegen."

  • Sei doch einfach nur still!
    sagte ich leise zu ihm, während ich zu ihm aufsah und ihm dann tief in die Augen blickte.
    Daß er ein Problem damit hatte, seine Gefühle offen zu legen, hatte ich ja heute wieder erlebt.
    Doch auch mir fiel es die ganze Zeit schwer, meine Gefühle, die ich für ihn empfand, zu zeigen oder überhaupt auch einzugestehen. Aber sie waren da und jetzt in diesem Moment wurde mir wirklich bewuß, was ich für ihn empfand. Wer wußte, ob ich morgen wieder den Mut dazu hatte, diese Gefühle offen zu zeigen.
    Langsam näherte sich mein Mund dem seinen. Meine Finger fanden schließlich ihren Weg in sein Haar, wo sie sich schließlich verhakten.


    Ob er auch so empfad? Ich war mir nicht ganz sicher. Doch er akzeptierte es, daß ich mich ihm überhaupt so genähert hatte. So ließ ich mich einfach treiben.

  • Ich lächelte unwillkürlich. Bridhe, die Widerspenstige. Die ihre Meinung meist dann kundtat, wenn es nicht ganz so passend war - aber vielleicht war es auch das, was ich an ihr schätzte. Dieser kurze Augenblick, in dem die emotio schneller war als die ratio. Es war lebendig, und in diesem Moment vielleicht genau das richtige, um mich aus meiner dumpfen Lethargie zu reißen. Aus dieser Müdigkeit der Seele, die sich in den immer gleichen Fragen erschöpfte, ohne jemals einen Ausweg zu finden. Ja, mein Herz lag noch immer ganz in Manius' Händen, soviel wusste ich. Aber dieser Augenblick konnte es mir leichter machen, und so neigte ich den Kopf herab zu ihr, betrachtete sie dabei, wie sie sich mir näherte, aus freiem Willen, ohne Zwang, wie ich es irgendwann gehofft hatte. Es war ihre Entscheidung, und genau wie ich akzeptiert hatte, dass sie mich einst nicht näher haben wollte, so akzeptierte ich heute das Gegenteil. Weich waren ihre Lippen, und ich glaubte fast, ihre Frische und Jugend schmecken zu können, wenigstens für einen Moment, in dem ich mich diesem Genuss hingab, die Sinne dem öffnete und die Nähe bewusst zuließ.


    Ihre Finger fühlte ich auf meiner Kopfhaut, ließ das vage Nachprickeln damit einhergehen, und genoss still, den Augenblick verlängernd, ohne zu fordern oder zu fragen. Es war ihr Geschenk an mich, dieser Kuss, und er konnte wohl mit nichts aufgewogen werden. So hielt ich sie, wie sie mich hielt, und wir küssten uns, der Welt vergessen, verloren, und treibend in diesem leichten Aufeinandertreffen der Lippen, und als ich die Augen schloss, zog ich sie an mich, sie haltend, ohne sie vorerst los lassen zu wollen. Es hätte ein Geschenk der Ewigkeit sein können, und doch, ich wusste auch, wie endlich es war - Atem schöpfend, nur leise, vorsichtig, betrachtete ich sie wieder, den zarten, rosigen Schimmer ihrer Haut, und lächelte, froh und unendlich traurig zugleich.

  • Einfach treiben lassen, wie das Blatt eines Baumes auf dem Fluß, der irgendwann das Meer erreicht.
    Ich genoss es, wie sich unsere Lippen endlich trafen. Meine Augen waren nun geschlossen und alles um uns herum war in diesem Moment vergessen, wer wir waren und was wir waren. Nur dieser eine Moment, der so vollkommen schien, war wichtig, doch leider war er nicht unendlich.
    Als ich wieder meine Augen öffnete, erblickte ich gleich sein Lächeln, welches in keinster Weise, mit dem zu vergleichen war, wie er mich sonst immer angelächelt hatte. Darin lag weder Überheblichkeit noch Häme. Vielmehr war es ein liebevolles Lächeln, so wie ich es bei ihm bisher nur ganz selten gesehen hatte.
    Meine Hand strich sanft über seine Wange und forschend sah ich in seine Augen. Ich wollte herausfinden, was er wohl dachte und wie weit er gehen wollte. Wie weit, war ich bereit zu gehen? Doch ich ließ mich in diesem Augenblick von meinen Gefühlen leiten und war bereit alles zu geben.
    Ich gehöre dir!
    flüsterte ich leise in sein Ohr.

  • Es tat auf seltsame Weise weh, ihre Worte zu hören, auch wenn ich nicht hätte sagen können, wieso. Vielleicht war dies alles einfach zuviel gewesen, der Ansturm der Gefühle der letzten Tage, der ständige Zwiespalt zwischen meinem wahren Ich und der Maske, die ich nach außen zu tragen hatte - wie sehr hatte sich doch alles mit der Zeit verändert. Vielleicht wäre es schön gewesen, das Spiel zwischen Mann und Frau mit ihr zu spielen, vielleicht hätte es mir sogar noch Freude bereitet. Aber eines wusste ich - dass ich heute mit meinem Herzen wohl nicht bei der Sache sein würde, und alles andere wäre wohl kaum gerecht ihr gegenüber. So löste ich mich langsam und behutsam von ihr, noch immer lächelnd, um dann zu sagen:
    "Ich danke Dir, Bridhe ... für diesen Augenblick, für ... Du weisst schon." Ich wandte mich in Richtung des Fensters, wieder hinausblickend, in jenen Garten, in dem sich so vieles ereignet hatte an diesem Tag. In dem sich auch so manches entschieden hatte, ohne dass ich die wahre Qualität der Entscheidung hätte eindeutig greifen können. Eine Hand an den Fensterrahmen legend, legte ich die Stirn an den Handrücken und atmete tief aus. "Ich ... bin überrascht. Wirklich überrascht ..."

  • Verwundert sah ich ihm nach, als er sich plötzlich erhob und zum Fenster ging. War es nicht das, was er die ganze Zeit wollte?


    Andererseits wurde mir auch bewußt, was ich beinahe getan hätte. Schließlich empfand ich ja immer noch etwas für Severus. So hatte er mich doch vor etwas bewahrt, was mir vielleicht später noch leid getan hätte.
    Ja, Severus! Sein Geschenk trug ich immer noch verborgen unter meiner Tunika, direkt auf der Haut. Plötzlich schien es mir, der Halsreif wolle sich in meine Haut brennen. Es war, als würde er immer schwerer werden. Erst jetzt wurde mir richtig bewußt, welcher Gefahr ich mich ausgesetzt hatte!
    Doch auch ihm mußte mein Sinneswandel wohl eher sonderbar vorgekommen sein, was seine Bemerkung erklärte.


    Weswegen bist du überrascht?
    fragte ich, während ich immer noch auf dem Bett saß und ihn anschaute.

  • "Nun ..." hob ich an, um dann leicht die Schultern sacken zu lassen. "Das alles. Die letzten Tage. Und jetzt ... Deine Nähe. Du liebst einen anderen Mann und doch ... manchmal bin auch ich überrascht, auch wenn es nicht mehr viel gibt, womit mich andere Menschen überraschen können." Ich blickte zu ihr zurück, wie sie da auf meinem Bett saß, still, schön, wie eine fleischgewordene Versuchung, eine köstliche Frucht, die sich anscheinend von ihrme Baum pflücken lassen wollte, und stellte fest, dass ich es nicht konnte. Nicht mit dem Wissen, dass sie Severus liebte, und dass alles, was ich hier mit ihr tat, allenfalls eine Ablenkung war, aus einer Sympathie heraus geboren, vielleicht auch aus dem Wunsch ihrerseits heraus, mir zu helfen in meiner seelischen Not.
    "Verstehe mich nicht falsch, Bridhe, ich schätze Dich wirklich. Aber ich denke, wir sollten uns nicht zu nahe kommen. Es gibt einen anderen Menschen, der dies für Dich bedeutet, und der bin nicht ich. Liebe ist ein seltenes Geschenk, und seltener noch ist es, sie leben zu dürfen. Ich werde dies nicht antasten, in keinster Weise."

  • Das ist wirklich sehr nobel von dir!
    sagte ich nachdenklich. Severus, ja, ich mußte unbedingt mit ihm sprechen! Sobald als möglich und dann mußte ich dieses Ding loswerden!
    Der Gedanke daran, er würde das Schmuckstück bei mir entdecken, machte mich nervös. An den letzten Abenden konnte ich dieses Problem immer damit lösen, da ich immer vor ihm im Zimmer war. So hatte ich genügend Zeit, es zu verstecken. Doch jetzt hatte ich es immer noch an meinem Körper.
    Jetzt nur kein falsches Wort!


    Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Es ist alles so verwirrend! Meine Gefühle... ich ähm...Ach nichts. Es tut mir leid!


    Naja, ob dieses Gestammel wirklich so überzeugend war? Ich fühlte mich auf einmal in die Enge gedrängt. Eigentlich wollte ich nur noch weg. Hilfesuchend schaute ich mich nach einem Schlupfloch um.

  • "Es hat Zeit, Bridhe, was immer ist," sagte ich langsam und trat dann zu jener Truhe, in der meine Kleidung für den Herbst verwahrt wurde. Kurzerhand wühlte ich nach einem dunkelblauen Umhang, den ich mir umlegte, und ging dann in Richtung Tür. "Ich gehe noch einmal aus, warte heute nicht auf mich, Bridhe." Und, nach einigen Momenten Pause, als ich ausgeatmet hatte, noch immer ihren Geschmack auf meinen Lippen tragend, fügte ich dem hinzu: "Wenn Du möchtest, kannst Du heute nacht meinem Bett fern bleiben." Damit lächelte ich ihr noch einmal zu, wandte mich um und schritt durch die Tür hinaus auf den Korridor, innerlich ein Streitgespräch führend, ob ich die Gelegenheit hätte ergreifen sollen oder eben nicht ... vielleicht würde mir Rom wenigstens in dieser Nacht gnädig sein und mir eine Abwechslung schenken, sei sie nun angenehm oder erschreckend.

  • Erleichtert über seine Worte, erhob ich mich vom Bett und trat die Flucht an.
    Es durfte keinen Aufschub mehr geben und diese Nacht war die Gelegenheit! Wenn nicht heute, dann nie! Ich mußte unbedingt mit ihm reden, heute Nacht! Dann würde sich alles entscheiden!
    Mit jedem Tag, den ich verstreichen ließ, ging es mir schlechter und die Gefahr größer, entdeckt zu werden!
    Ich nickte ihm nur leicht zu und lief eiligen Schrittes aus dem Zimmer.
    Draußen auf dem Korridor blieb ich schließlich stehen und atmete tief durch! Meine Hand fuhr über die Stelle meines Körpers, an dem sich der Halsreif befand.
    Ich würde warten, bis es dukelte. Unten im Hof würde ich ihn abpassen und würde ihn bitten, mit mir zu reden.

  • Ohne auf ein Herein zu warten, betrat ich das Zimmer.
    Er saß bereits in seinem Bett, hatte das Laken um sich geschlungen und laß. Der Raum wirkte durch den flackernden Schein der Lampe warm und gemütlich. Doch das beeinflußte mich nicht im Geringsten.
    Erst blieb ich im Raum stehen, sah zu ihm hinüber und wartete bis er aufblickte. Noch bevor er irgendetwas sagen konnte, begann ich, mein Vorhaben umzusetzen.
    Wortlos, ohne meine Augen von den seinen zu wenden, begann ich mich auszuziehen.
    Ich hatte es ein für alle mal satt! Jetzt würde ich mir das zurückholen was man mir geraubt hatte. Meinen eigenen Willen!

  • Die Tür schwang kurz nach einem Klopfen auf und ich blickte überrascht dorthin - zum einen, weil ich es gar nicht schätzte, wenn jemand unaufgefordert in meinen privaten Raum eintrat, zum anderen, weil ich nicht wirklich noch mit Besuch gerechnet hatte. Aber es war kein Besuch, es war Bridhe, und das mit einem Gesichtsausdruck, der wenig mit der vorherigen Furcht gemein zu haben schien. Letztendlich war mir zumindest eines wieder einmal klar vor Augen geführt worden: Dass Frauen, im speziellen Bridhe, absolut seltsame Wesen waren. Und dass ich Frauen, im speziellen Bridhe, wahrscheinlich nie verstehen würde. Langsam ließ ich die Schriftrolle mit meiner Lektüre sinken - vale, o Catullus! - und blickte ihr konsterniert entgegen, eine Braue leicht dabei erhoben.


    Was sollte das denn werden? Nun, wahrscheinlich wollte sie ihrer Pflicht nachkommen, in meinem Bett zu liegen, wenn ich zuhause war, und so nahm ich es eben hin. Nach einem Gespräch war mir momentan ohnehin nicht, und ich wollte auch einfach nicht darüber nachdenken, was sie dazu bewogen haben könnte, jetzt doch bei mir zu nächtigen, auch wenn ich ihr erlaubt hatte, meinem Bett derzeit fern zu bleiben. Vielleicht hatte sie auch Streit mit Severus gehabt. Was mich angesichts ihres Charakters und seines Charakters nicht unbedingt erstaunte. Wie aufsässig mochten wohl Kinder der beiden werden? Auch das wollte ich mir eigentlich nicht vorstellen. So wandte ich den Blick wieder auf meinen Catull, in der Hoffnung, wenigstens eine Lektüre zur Entspannung meiner Sinne würde mir heute noch möglich sein. Wenn so das Eheleben war, dann musste ich mir das noch einmal gut überlegen!

  • Wortlos, doch mit einem recht überrascht wirkendem Gesichtsausdruck, sah er zu mir hoch. Doch sein Blick, den er mir zuwarf, war nur von kurzer Dauer. Sogleich wandte er sich wieder seiner Schriftrolle zu und begann, weiter zu lesen.
    Dieser Mann konnte einen wirklich in den Wahnsinn treiben! Dort war ich auch fast schon angekommen! War dies nicht mehr, als eine Verzweiflungstat?
    Seine Ignoranz, die er mal wieder ganz großartig an den Tag legte, bestärkte mich nur noch in meinem Tun.
    Hätte er mich angesehen, hätte er sicher meine vor Wut funkelnden Augen erspäht. Doch so, war ihm dies entgangen.
    Langsam, doch zielbewußt schritt ich auf ihn zu. Doch legte ich mich nicht neben ihn auf das Bett, so wie ich es sonst immer getan hatte. Nein, diesmal beugte ich mich über ihn, nahm ihm die störende Schriftrolle weg, ließ sie langsam zu Boden gleiten, damit sie keinen Schaden nahm, während ich mich mit vollem Körpereinsatz auf ihn stürzte. Mit der freien Hand versuchte ich ihn am Kopf zu packen, während meine Schenkel versuchten, seinen Leib einzuklammern. Meine Lippen drückte ich fest auf die seinen. Nachdem ich die Schriftrolle losgelassen hatte, nutzte ich auch diese Hand, um ihn am Rücken zu packen.

  • "Hrmpfl!" war mein wenig kreativer Beitrag zu der Tatsache, dass mir soeben meine Sklavin meine Lektüre aus der Hand genommen, mir ihre Lippen auf die meinen gelegt und mich ansonsten in einen Schwitzkasten genommen hatte, mit dem ich in keinster Weise gerechnet hatte. Nicht, dass ich etwas gegen aktive Frauen hatte. Sicher nicht, wurde das Spiel zwischen Mann und Frau dadurch erst wirklich interessant. Aber im Augenblick fühlte ich mich ein bisschen wie unter eine Sänfte gekommen. Mit großen Augen blickte ich sie an, spürte ihren nackten Leib auf dem meinen (meine tunica lag mal wieder in irgendeiner Ecke des Raums) und ihre erstaunlich kräftigen Schenkel, die mich hielten. Und nun?


    Allerdings konnte ich diese Frage erst einmal nicht laut stellen, denn dafür waren mir ihre Lippen im Weg. Zumindest hatte sie genug damit zu tun, meinen Körper zu umschlingen und meinen Kopf zu halten, sodass ich meine Hände nun frei hatte - und beide legte ich nun auf ihre Tallie, um sie ein bisschen von mir wegzuschieben, zumindest so weit, dass ich auch wieder meine eigenen Lippen benutzen konnte.
    "Bridhe!" brachte ich dann doch hervor, auch wenn ich befürchten musste, sie würde sich bei nächster Gelegenheit in meine Lippen verbeißen. "Ist es das, was ich denke, das es ist? Oder was wird das hier?" Von wegen keusche Geliebte des Severus. Momentan wirkte hier nur einer keusch und sittsam, und das war ich.

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