[Palatin] Curia Saliorum Palatinorum

  • Ursus nickte Avianus anerkennend zu. "Mein Vertrauen hast Du, Vetter." Dann wandte er sich an die ganze Runde. "Ich bin sicher, daß mein Vetter Avianus die Aufgabe verantwortungsvoll und zuverlässig ausfüllen wird." Es schien tatsächlich sonst niemand zu wollen. Das wunderte Ursus ein wenig, denn es war ein Amt, das mit großem Ansehen verbunden war. Und wäre er nicht so neu in der Runde, hätte er es sicherlich ohne zu Zögern angenommen. Es war gut und richtig, daß Avianus die Gelegenheit beim Schopfe packte. Hier konnte er sich beweisen.

  • Die Wahl eines neuen Magisters zog sich diesmalig überaus zäh, was im Grunde genommen nicht unbedingt war verwunderlich, denn schlussendlich brachte die Zugehörigkeit zur Bruderschaft der Salier bereits das öffentliche Ansehen mit sich, die Aufgabe des Magisters indes nur undankbare Verwaltungsarbeit - dennoch hätte Gracchus insbesondere in einer patrizischen Vereinigung ein wenig mehr Engagement vermutet, andererseits mochte das Zögern auch nur Bescheidenheit sein. Da sich sonstig niemand hatte freiwillig für das Amt zur Verfügung gestellt, war Gracchus gewillt, auf die explizite Zustimmung der übrigen Salier zu verzichten, darob erhob er sich noch einmal - in Vertretung seines Vetters, des vorigen Magisters, und als davor zuletzt gewählter Magister mit jedem kultischen Recht.
    "So also niemand no'h sein Wort erhebt und einen guten Grund vorbringt, welcheshalb dies sollte verhindert werden, bestimmen wir somit einstimmig und ohne Gegenstimmen Tiberius Aurelius Avianus zu unserem neuen Magister."
    Eine kurze Pause folgte, währendderer Gracchus seinen Blick über die anwesenden Männer ließ schweifen, um eventuelle Einwände zuzulassen, sodann fuhr er fort.
    "So sei es denn. Damit übergebe ich das Wort an dich, Tiberius Aurelius Avianus, und sei es nur, um die Sitzung offiziell zu beschließen."
    Ein feines Lächeln kräuselte Gracchus' Lippen als er Platz nahm.


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    Wir sollten dies zu einem Ende führen, so dass wir zur derzeitigen Zeitebene springen und uns aktuellen Angelegenheiten widmen können ...

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  • Avianus hätte erwartet, noch auf Gegenkandidaten unter den Saliern zu stoßen, welche es ebenso auf das Amt des Magisters abgesehen hatten. Doch merkwürdigerweise trat eben dieser Fall, dass protestiert wurde, nicht ein und die Mitglieder schwiegen als eine Form der Zustimmung und Fügung. Nun hatte Avianus ein Amt bei den Saliern inne, welches er bis vor fünfzehn Minuten nicht einmal geglaubt hätte, zu erhalten - war seine Entscheidung richtig? Wäre er dem wirklich gewachsen? Er war sich nicht sicher, doch für diese Vereinigung und um es sich selbst zu beweisen, würde der junge Aurelier sein Bestes geben.


    Gracchus stand auf und redete stellvertretend für die Vereinigung und auch Avianus erhob sich, nachdem sein Name fiel. Dankbar nickte er dem Flavier zu, als er ihn zum Magister ohne Gegenstimmen ernannte - das war überhaupt nur möglich, weil vielleicht die anderen geistig absent waren.
    "Ich danke dir, Flavius Gracchus", nickte Avianus, "Ich werde die mir anvertraute Position innerhalb unserer Vereinigung pflichtbewusst und mit Hingabe erfüllen - das gelobe ich." Und sein Wort war etwas wert!
    "Wie auch immer, meine Herren - als meine erste Aktivität, welche ich als Magister unserer elden Sitzung vollbringe, erkläre ich die Sitzung, so es denn keine Nachfragen gibt, für erfolgreich abgeschlossen."

  • Das ging dann ja überraschend schnell. Die Wahl des Vetters wurde bestätigt und schon kam er seiner ersten Amtspflicht nach, die Versammlung zu schließen. Ursus nahm die Gelegenheit wahr, Avianus gleich zu gratulieren. "Ein ehrenvolles Amt, Avianus. Du wirst es bestimmt gut ausfüllen! Ich gratuliere Dir! Solltest Du Unterstützung brauchen, dann weißt Du ja, wo Du sie findest." Er umarmte den Vetter kurz und herzlich. Dann machte er Platz für weitere Gratulanten und wartete etwas abseits, damit sie gemeinsam nach Hause gehen konnten.

  • Es kam selten vor, dass wirklich alle Mitglieder der Salii Palatini gemeinsam am selben Ort zum selben Zeitpunkt aufeinander trafen. Es war einer dieser Momente, den Avianus einberufen hatte, um über zukünftige Pläne der Salier zu sprechen, aber, was noch wichtiger war, über die Aufnahme seiner beiden Verwandten in die Vereinigung abstimmen zu lassen. Einer von ihnen, Publius Aurelius Imbrex, war sogar anwesend und Avianus hatte ihm vor der Sitzung noch einen Platz gezeigt, an dem er sich setzen konnte. Er selbst jedoch stand als Magister ganz vorne, um eine kurze Rede zu halten und die anderen Mitglieder darüber zu informieren, weshalb sie heute hier waren.


    Energisches, durcheinandergewürfeltes Gerede und Gelächter erschallte im Raum, bis Avianus vortrat und mit hoch erhobener Hand die Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Schnell wurde ihm gewünschte Aufmerksamkeit zuteil, der Raum wurde bald viel ruhiger!


    "Sodales", begann er diplomatisch mit lauter Stimme, "Heute haben wir zusammengefunden und werden als ersten Tagespunkt über die Aufnahme zweier meiner Verwandten in unsere edle Gruppe abstimmen. Einer von ihnen ist Appius Aurelius Cotta, welcher leider aufgrund einer Krankheit heute nicht bei uns sein kann - er wird sich jedoch vorstellen, wenn die Zeit reif ist."
    Avianus lenkte seinen Blick zu Imbrex, welchen er mit einer Handgeste nun nach vorne bat.
    "Der andere, Publius Aurelius Imbrex, wird heute für beide sprechen. Er ist ein ehrbarer, junger und aufstrebender Mann, der bald den Cursus Honorum beschreiten wird. Die Salii dürfen sich glücklich schätzen, das Interesse motivierter, junger Männer anzuregen, die fähig sind, etwas zu leisten. Wahrlich, wahrlich - ich behaupte von meinem Verwandten, dass er sehr fähig ist. In keiner anderen Vereinigung wäre er wohl besser aufgehoben, als in der Unseren. Er hätte sich seinen Platz bei uns ohne Zweifel verdient, dafür stehe ich als Magister! Publius - stelle dich vor!"

  • Natürlich war es Teil der Familienehre, dass Orestes heute zur Sitzung erschien. Dass ein kleines Bankett für nach der Sitzung angekündigt war, hatte ihn zusätzlich erfreut, andere schien es geradezu ermuntert zu haben zu kommen, denn die palatinischen Salier waren in guter Zahl zur heutigen Sitzung erschienen.


    Orestes schaute sich um, eine gute Anzahl Aurelier saß inzwischen hier, auch ein Zeichen für den erstarkenden Einfluss seiner Gens. Die Wahlen für den CH, die kurz bevorstanden würden das - hoffentlich unterstreichen. Auch Publius Imbrex stand dort zur Wahl, die Aufnahme in die Reihen der Salier war Teil seiner Kampagne. Also hörte Orest ihm zu.

  • Auch Ursus war rechtzeitig erschienen, um an der Sitzung teilzunehmen. Er nahm in den Reihen der Sodales Platz und hörte sich an, was Avianus zu sagen hatte. Imbrex und Cotta wollten also auch den Palatini beitreten. Sehr gut! Es war auch noch Platz in den Reihen der Salier. Hoffentlich stieß es niemandem übel auf, daß die Aurelier noch stärker in dieser Sodalität vertreten waren, wenn die beiden nun auch noch dazu kamen. Aber erst einmal abwarten, was Imbrex sagte. Und wie darauf reagiert wurde.

  • Ich ging davon aus, dass unsere Anzahl den Auftritt der beiden Anwärter sicherstellen würde, und dennoch war ich gespannt, wie Imbrex die übrigen sodales von sich überzeugen wollte. Dass Cotta wieder kränkelte, gefiel mir - um seinetwillien - gar nicht, und ich hoffte, er möge sich schnell erholen. Ich legte mich bequemer auf der Liege zurecht und wartete.

  • An der Seite von Avianus hatte Imbrex die Sitzung betreten und sich auf einem der Sitzplätze positioniert, um die Einführungsrede seines Verwandten abzuwarten. Am ersten Tagesordnungspunkt stand also die Abstimmung über die Aufnahme seiner Person und seines Bruders, der unglücklicherweise verhindert war. Selbstbewusst trat Imbrex ans Rednerpult und erhob seine Stimme, um sich und seinen Bruder zu erklären. "Sodales, es ist mir eine Ehre heute vor euch treten zu dürfen, um meine Aufnahme, und die meines Bruders, in diese ehrbare Vereingung zu erbeten. Ich möchte zunächst für meinen Bruder sprechen, der heute unglücklicherweise nicht erscheinen kann. Nicht geringer ist allerdings seine Bestrebung, den palatinischen Saliern zukünftig als Sodales anzugehören. Mein Bruder Aurelius Cotta darf, genauso wie ich, Aurelius Galerianus als Vater angeben, sowie den verstorbenen Senator Aurelius Crassus als Großvater nennen. Wir verbrachten einen Großteil unserer Jugend auf Sardinien, wo uns stets die Frömmigkeit und die Religiosität nahegelegt wurden. Er brach bereits früher als ich nach Rom auf, um sich weiteren Studien der Religion zu widmen und die Götter zu ehren. Wie meine Verwandten im Raum sicherlich bezeugen können, zeichneten ihn stets Zielstrebigkeit, Verantwortungsbewusstsein, und besonderes Engagement aus, was seine Aufgaben und Pflichten angeht. So war es ein Leichtes für ihn in die Reihen der Salii Collini aufgenommen zu werden und der Vereinigung als pflichtbewusster Sodales zu dienen. Da es um die collinischen Salier ruhig geworden ist, beabsichtigt er nun die Societas zu wechseln, um wieder aktiv am religiösen Leben teilnehmen zu können. All dies spricht für ihn, sowie für seine Person und ich hoffe dieser Wunsch wird ihm gewährt." Es folgte eine kurze Pause, die zu seiner eigenen Rede überleiten sollte.


    "Später als mein Bruder brach ich nach Rom auf, um mich meinen Pflichten als Senatorenabkömmling zu widmen. Anders wie mein Bruder begann ich damit, mich zunächst mit dem politischen Leben in Rom zu beschäftigen. Ich ließ mich als Candidatus für die kommenden Wahlen des Cursus Honorum aufstellen und machte mich mit verschiedenen Senatoren und Würdeträger Roms bekannt. Ich denke nicht, dass ich übermäßiges Selbstlob ausübe, wenn ich behaupte, dass ich meinen Aufgaben ebenso engagiert, pflichtbewusst und zielstrebig nachgehe. Ich widme mich seit meiner Jugend der Religion und schreibe Pietät, sowie Götterehrung groß. Außerdem beabsichtige ich, mich in geraumer Zeit um eine Stelle bei einem der städtischen Kollegien zu bemühen, um auch im Cultus Deorum eine offizielle Stellung einzunehmen." Abermals pausierte Imbrex, dieses mal allerdings um Luft zu holen. "Ich hoffe all dies stimmt euch positiv, ehrenwerte Sodales, und ihr seid ebenso überzeugt, dass wir den Salii Palatini engagierte Sodales wären." Publius nickte Tiberius kurz zu, um ihm wieder das Wort zu übergeben.

  • Ich lehnte mich zu Ursus hin. "Unruhig! Welch nette Umschreibung für die Machenschaften des Fabius Antistes!" flüsterte ich ihm zu und schürzte ein wenig die Lippen. Imbrex konnte ja nicht ahnen, welche Ungeheuerlichkeit dieser Mann sich geleistet hatte. Und irgendwie hatte der es sogar geschafft, sich nicht nur aus den Anschuldigungen zu winden, sondern auch, magister der collinischen Salier zu werden. Cotta war seit Monaten nicht mehr bei einer ihrer Sitzungen erschienen, auch wenn er nicht darüber gesprochen hatte. Vermutlich hatte Antistes ihn gleichsam behandelt, so dass dieser Schritt nun allzu verständlich war.


    Imbrex machte seine Sache gut, wie auch im Senat schon. Ich nickte ihm anerkennend zu. Der Stimmen seiner Familie konnte er sich ohnehin sicher sein, und die übrigen sodales hatte er hoffentlich auch von sich und seinem Bruder überzeugt. Ich wartete darauf, dass Avianus die Abstimmung einleiten würde.

  • "Nett? Eher ein wenig übertrieben diplomatisch, würde ich sagen." Es war eine Schande, wie Fabius die Collini zugrunde gerichtet hatte und schon der Gedanke daran trieb Ursus die Zornesröte ins Gesicht. Aber das gehörte im Augenblick nicht hierher. Er fand, daß Imbrex seine Sache ziemlich gut machte und nickte, als dieser in seiner Rede die Zustimmung seiner Verwandten ankündigte, um diese Worte zu unterstützen. Wirklich schade, daß Cotta nicht hier sein konnte, um seine Aufnahme selbst zu beantragen. Doch Ursus zweifelte kaum daran, daß beide Aurelier in die Reihen der Palatini aufgenommen würden.

  • Obgleich die Überwindung, zur Curia der Salii Palatini aufzubrechen, für Gracchus nicht gar so groß war wie jene, vor welcher er stets sich sah vor dem Aufbruch zur Curia Iulia, so war sie dennoch vorhanden, wie bei jeder Gelegenheit, bei welcher es galt, das flavische Anwesen zu verlassen. Indes war er nicht sonderlich verfrüht angekommen, so dass belanglose Gespräche vor Beginn der Sitzung ihm waren erspart geblieben, wiewohl die Eröffnungszeremonie mehr an ihm vorbei rauschte, als dass er sie wirklich wahrnahm. Erst der anschließende Tagesordnungspunkt der Neukooptation entlockte Gracchus das Heben seiner Braue. Der Bund der Salier war kein Instrumentarium politischer, nicht einmal kultischer Macht, war mehr ein Relikt aus alten Tagen, welches seinen Mitgliedern nicht mehr als ein Feld der Aktivität und ein wenig Ansehen bot - und doch konnte der Gedanke sich einschleichen, die Aurelier versuchten, die Herrschaft über die Salii palatini an sich zu reißen.
    "Wie genau verhält sich die verwandschaftli'he Beziehung der beiden zur Neukooptation Vorgeschlagenen zu den Mitgliedern der aurelischen Familie, welche bereits Teil dieser Sodalität sind?"
    , fragte er darob, an keinen bestimmten Aurelier denn alle zusammen adressiert.

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  • Kurze Augenblicke lang hatte es gedauert, bis Imbrex nach vorne trat und seine kurze Vorstellungsrede eröffnete. Avianus war sichtlich neugierig, wie sich der angehende Kandidat zum Cursus Honorum wohl in der Politik schlagen mochte und lauschte den Worten seines Verwandten schweigend, ebenso wie die anderen Mitglieder der Salier. Imbrex fing damit an, seinen Bruder Cotta zu vertreten und begann mit einem Lebenslauf, wie man ihn präziser nicht schildern konnte. Erst, als er auf die Collini zu sprechen kam, musste der Magister die Zähne knirschen... sicher kannte nicht jeder die Beziehung zwischen dem Magister dieser Gruppe und den Aureliern. Doch Avianus, der dies tat, war auf Fabius Antistes alles andere als gut zu sprechen - so wenig Rechtschaffenheit hatte er nur von korrumpierten Politikern gesehen!


    Doch Imbrex tat seine Sache sehr gut und obwohl die Aurelier bei den Saliern ungewöhnlich zahlreich vertreten waren, war sich Avianus doch sicher, dass Imbrex die Aurelier auch bei den anderen Mitgliedern in ein gutes Licht rückte und von ihren Qualitäten überzeugte. So zumindest sollte es sein, hoffte Avianus. Imbrex machte jedoch eine gute Rede, wusste, wovon er sprach und war nur reif für eine politische Laufbahn. Avianus nahm das Nicken von Imbrex mit einem freundlichen Nicken entgegen, nun war er wieder am Zug. Und er konnte Imbrex´ Bild sicherlich noch ein wenig weiter verbessern.
    "Wie ihr sehen könnt, werte Sodales, wäre Imbrex mit seinen Stärken und Fähigkeiten eine große Bereicherung für uns alle - ich fände es unklug, einen guten Mann einfach gehen zu lassen", ergriff er wieder das Wort und sah auch Ursus und Corvinus in der Gruppe, welchen er kurz zunickte.


    Der Flavier Gracchhus, welcher indes mit einer kleinen, aber charmanten Verspätung aufzutauchen pflegte, ergriff anschließend das Wort, in dem Moment, als Avianus die Abstimmung eröffnen wollte. Avianus stand zwar vorne und realisierte, dass die Frage des Flaviers an die Aurelier allgemein gerichtet war, wollte jedoch als Magister und Vornestehender nicht zu sehr ins Rampenlicht rücken. Stattdessen wollte er zeigen, dass auch die anderen Aurelier gut reden konnten.

  • Dem Sodales, bei dem es sich ohne Zweifel um Senator Flavius Gracchus handelte, beabsichtigte Publius Rede und Antwort zu stehen. Er hatte ihn ja bereits in Folge seiner Wahlvorbereitung für den Cursus Honorum kennen gelernt. Merkwürdig erschien Imbrex die Fragestellung, hatte er diese Frage doch auch schon im Hause Flavia gestellt bekommen. "Ich stamme aus dem sardinischen Zweig der Familie, dem Zweig meines Großvaters Aurelius Crassus. Somit verbindet uns auf dem Papier eine entfernte Vetternschaft." Imbrex blickte dann wieder zu Avianus, der offensichtlich die Abstimmung eröffnen wollte, sollten keine weiteren Fragen aufkommen.

  • "Wir sind Vettern zweiten Grades", fügte ich, zu Gracchus gewandt, der Erklärung Imbrex' hinzu. Mehr gab es dazu eigentlich auch nicht zu sagen. Orest und Cotta und Imbrex waren meine Vettern zweiten Grades, Ursus mein Neffe und damit der Vetter dritten Grades der beiden Anwärter. Avianus war ebenfalls mein Neffe. Ob Gracchus wohl dachte, wir wollten die palatinischen Salier invadieren? Dasselbe könnte man in Kürze auch im Senat behaupten. Ursus und ich saßen dort bereits, Avianus würde in Bälde folgen, Orest nach seiner Quästur ebenfalls. Und Imbrex bewarb sich für ein Vigintivirat...

  • Da die Antwort für Gracchus nicht überraschend kam und nur der Einleitung seiner Bedenken diente, fuhr er mit seinen bereits in Gedanken gefassten Worten fort.
    "Über keinen Aurelius, der Sodalis dieser Gemeinschaft ist, vermag ich Negatives zu sagen, gegen..teilig schätze ich sie allesamt überaus, nicht nur als Menschen, sondern auch als pfli'htbewusste Diener des Staates, welche die ihnen anvertrauten Ämter und Pflichten überaus gewissenhaft ausfüllen, gleichwohl es keinerlei Grund für mich gibt, daran zu zweifeln, dass Aurelius Imbrex und Aurelius Cotta sich auf gleichsam untadelige Weise in dies Familiengefle'ht einfügen und darob unbezweifelt als Einzelpersonen ein Gewinn für diese Sodalität wären."
    Er legte eine kurze Pause ein, um das aber einzuleiten.
    "Dennoch möchte ich Bedenken anmerken, einem einzigen Familienver..bund sechs Plätze in einer salischen Sodalität - und damit die Hälfte aller Mitglieder - zu gewähren, müssen wir uns do'h stets auch unserer Wirkung nach Außen hin bewusst sein."
    Allfällig würde es in den Straßen Roms bald nicht mehr Salii palatini, sondern nurmehr Salii aurelii heißen. Andererseits indes mussten die vakanten Plätze gefüllt werden, schlussendlich war es nicht mehr allzu fern bis zu den nächsten Feiertagen, an welchen die Salierbünde mitwirkten, und bis dahin mussten neue Mitglieder die Tänze und Gesänge einstudieren - mehrfache familiäre Unterstützung und eigener Elan, welchen zumindest Aurelius Imbrex augenscheinlich mitbrachte, waren dabei nicht die schlechtesten Voraussetzungen.

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  • Daher lief der Hase. Ich hatte so etwas schon befürchtet. Gracchus bewies sich dennoch als geschickter Redner, der erst lobend und schmeichelnd, dann kritisch vorging. "Wir sind uns dieser Problematik durchaus bewusst. Allerdings möchte ich, auch wenn es kein Geheimnis ist, in diesem Zusammenhang noch einmal darauf hinweisen, dass meine Familie den collinischen Saliern seit den überaus dreisten Geschehnissen um Fabius Antistes nicht unbedingt positiv gegenüber steht. Und selbst wenn, so dürften wir kaum darauf hoffen, dort aufgenommen zu werden, da besagter Fabius dort mit von Münzen gestärktem Rücken magister ist." Ich war deutlich verärgert, als ich den Namen dieses verleumderischen, bestechlichen Ketzers in den Mund nahm. "Sicherlich gibt es noch die Möglichkeit, bei den Arvalbrüdern um Aufnahme zu bitten, was ich ebenfalls als sinnvoll und ehrenhaft erachtet hätte. Meine Verwandten haben ihre Wahl jedoch selbst getroffen und, wie ich finde, gut begründet." Vermutlich konnten sie auch nur besser tanzen als singen.

  • Es mochte daran liegen, dass Gracchus zuletzt sich nicht mehr gar so gut unter Kontrolle hatte wie früher einmal, oder aber daran, dass dies eine wahrhaft ungeheuerliche Tatsache war, doch entglitt ihm für einen kurzen Augenblick ebenfalls die Contenance, wiewohl seine Empörung deutlich in seiner Stimme war zu vernehmen.
    "Fabius Antis..tes ist noch immer ma..gister der Collini?"
    Wäre nicht Aurelius Corvinus' Miene ein wenig verkniffen gewesen, allfällig hätte Gracchus geglaubt, er hätte sich einen - zugegebenermaßen schlechten - Scherz erlaubt. Der Fabier musste wahrlich große Summen an mächtige Männer zahlen, wenn das Collegium Pontificium als Aufsichtsgremium über jedwede kultischen Belange dieser Impertinenz noch keinen Riegel hatte vorgeschoben. Zwar hatte Gracchus nicht mehr darüber nachgedacht, doch hätte er dies getan, so hätte er vermutet, dass der Fabier längstens aus der Sodalität wäre entlassen worden, wenn auch vordergründig nicht ob seines Vergehens, so doch auf drängende Empfehlung hin, auch von außen. Er atmete tief durch die Nase ein, um seine innere Harmonie wieder zu finden, ehedem er zu einer Antwort ansetzte - seine Bedenken galten noch immer, doch hatte er sie genannt, wiewohl die Causa Fabius sie ein wenig relativierte.
    "Nun, solange ein Mann wie Fabius Antistes bei den Collini nicht nur geduldet, sondern glei'hsam hofiert wird, müssen wir kaum uns wohl zum Vorwurfe machen lassen, dass wir tadellose Männer in unsere Reihen aufnehmen, gleich wel'hen Namen sie selbst und wie viele andere unter uns noch diesen Namen tragen."

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  • Die Erinnerung an die unerfreulichen Ereignisse führten dazu, daß auch Ursus' Miene sich verfinsterte. Es war einfach schändlich gewesen, wie die Sodales sich hatten kaufen - oder erpressen - lassen. Ungeheuerlich, wie dieser Fabius sich aufgeführt und noch ungeheuerlicher, daß er immer noch Magister war. Das Entsetzen in der Stimme des Flavius Gracchus tat allerdings gut. Wenigstens hier wurden die Geschehnisse richtig wahrgenommen.


    "Deine Bedenken sind überaus verständlich. Wir sind viele, wir könnten alles an uns reißen. Schon daß mein Vetter unser Magister ist, mag diesen Anschein erwecken. Doch meine Verwandten werden mir sicher zustimmen, wenn ich sage, daß wir auch jeden anderen aus dieser ehrenwerten Sodalität zum Magister wählen würden, wenn er denn diese ehrenvolle Aufgabe würde übernehmen wollen." Immerhin hatte sich damals, als Avianus gewählt wurde, kein anderer gemeldet, der Magister hatte sein wollen.

  • Scheinbar waren es also diese berechtigten Bedenken des Flaviers, welche Zweifel in die Aufnahme weiterer Aurelier einfließen ließen. Und Cracchus hatte es durch geschickte Formulierung durchaus gut geschafft, eine eher scharfe Frage nur halb so scharf wirken zu lassen, wie sie gemeint war. Zumindest konnte man ihm keine schlechten Rednerkünste vorwerfen. Auf die Frage nach der Verwandtschaft hatte Avianus erst Stellung genommen, als seine anderen Verwandten ausgesprochen hatten, erfreut darüber, dass sich nicht nur ein Teil der Aurelier vorne präsentieren musste. "Aurelius Imbrex und Aurelius Cotta sind entfernte Vettern meiner selbst", gab auch der Magister zur Auskunft.


    Anschließend nahm er Stellung zur "aurelischen Invasion der Palatini":


    "Nun, Flavius, deine Bedenken mögen berechtigt sein und wie du richtig angemerkt hast, gäbe es außer unserer zahlenmäßigen Stärke keinen Grund, die Aufnahme abzulehnen... dennoch frage ich mich - nicht nur als Magister, sondern auch als Angehöriger unserer Gemeinschaft, warum die Flavier nicht gewillt sind, das Verhältnis durch Eintritt der eigenen Familienmitglieder auszugleichen?
    Ich bin höchst überzeugt davon, dass es bei den Flaviern gleichsam wie bei uns Aureliern talentierte Männer gibt, die man aufnehmen könnte. Es würde nichts dagegen sprechen, einige Männer zur Aufnahme hier vorstellig werden zu lassen."

    Eine kurze Pause, bis er fortsetzte.
    "Bis es bei den Flaviern so weit ist, sehen wir uns als Familie angespornt, gute Männer aus den eigenen Reihen aufzunehmen, schieben jedoch keine Riegel für Aufnahme von Mitgliedern aus anderen Familien vor. Im Gegenteil. Die Flavier und andere patrizische Familien sind hier am Zug, um unser Bild nach außen durch die Kooperation der Familien zu fördern! Wenn die Unsicherheit diese Mitglieder davon abhält, anzutreten, so lasst euch gesagt sein: Gute Männer sind willkommen. Mein Wort darauf, als Magister und ich würde durch gebrochene Versprechen nie die Ehre unserer Familie besudeln." Zur Diskussion über Fabius Antistes enthielt sich Avianus, bevor der Politiker in ihm hochkam.

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