Begleitet von einigen der Scribae der Curia Ostia begab sich die Magistrata auf das Forum, um zum einen den Bürgern nahe zu sein, zum anderen aber auch ihre Wahlrede zu halten - es war zwar recht wahrscheinlich, dass sie in das Amt des Duumvir gewählt werden würde, mangels eines Gegenkandidaten, aber ihr gefiel der Gedanke nicht, dass sie ohne eine wirkliche Anstrengung in ein Amt gelangen würde, das höher war als jenes, welches ihr Vater bekleidete. Es gab so einige Bürger, die auf sie zutraten und ihre Fragen stellten, und soweit sie es vermochte, antwortete sie auch direkt auf die Anliegen der Menschen. Diese Praxis würde sie versuchen beizubehalten, damit auch in Zukunft die Nöte derjenigen nicht verloren gingen, die vielleicht nicht die Zeit fanden, die Curia aufzusuchen.
Doch als sich keine neuen Fragen fanden und einige Menschen schon recht erwartungsvoll zu ihr blickten, trat sie auf die kleine rostra des Forums, die getreu dem Vorbild der rostra des forum romanum schon vor langer Zeit errichtet worden war, damit die Amtsträger und würdige Mitbürger der schnell gewachsenen Hafenstadt sich an die Menschen wenden konnten. So trat sie vor die wartenden Menschen, hob ihre rechte Hand zum Zeichen, dass sie das Wort an sie richten wollte, und wartete ab, bis ein wenig Ruhe unter den Wartenden eingekehrt war, um ihre Rede mit klarer, lauter Stimme zu beginnen.
"Ihr Bürger des schönen Ostia, des wichtigsten Hafens im Reich, der florierenden Stadt des Handels und des Warentauschs, hört mich an, Iulia Helena, die Tochter des Marcus Iulius Lepidus, Magistrat von Mogontiacium, Nachfahrin des vergöttlichten Caius Iulius Caesar und des göttlichen Augustus, die ich Euch und dieser Stadt diene, seit ich als Scriba in den Dienst des Imperiums trat!
Einst war diese Stadt gut verwaltet, und wurde von ruhiger und verständiger Hand geführt, doch verließ der Duumvir Ostia, ohne zu verraten, wohin ihn seine Wege führen sollten, und ließ Euch und Eure Sorgen ohne Führung und Hilfe zurück. Es folgte eine Zeit des Schweigens, ohne richtungsweisende Führung, ohne die Hilfe und den Beistand eines klugen, kundigen Kopfes, der sich eurer Nöte hätte annehmen können. Dieser Zustand soll nun für lange Zeit vorüber sein! Es ist Schluss mit dem Schweigen, Schluss mit der Unsicherheit, Ostias Stimme soll wieder laut und kraftvoll erklingen, damit die regio Italia sie vernehmen kann und weiss, dass hier fleißige Menschen leben und arbeiten!
So ihr mir Euer Vertrauen aussprecht und mich sowohl in die curia provincialis als auch in das Amt des Duumvirn wählt, verspreche ich Euch, dass der Tempel des Merkur, welcher nur noch als Trümmerhaufen vor sich hin vegetiert, aufgebaut werden wird - auf dass der Segen des Merkur auch weiterhin Euren Geschäften dienlich sein wird und wir unsere Frömmigkeit in einem neuen, schönen Gebäude des Gottes zeigen können. Ostias Name soll in ganz Italia genannt werden, wenn das geplante Hafenfest Händler und Besucher gleichermaßen anzieht, auf dass die Menschen anderer Städte sehen, dass diese Stadt mehr zu bieten hat als allein den Hafen! Ich will meine Kraft in Euren Dienst stellen, Ihr Bürger von Ostia, und der erste Schritt in diese Richtung ist durch eine gute und angemessene Besetzung der Curia Ostia bereits getan. Gebt mir die Möglichkeit, für Euch diesen Weg weiter zu beschreiten, und ich werde mein Möglichstes tun, Euch und der Stadt zu dienen, so gut ich es vermag!"