Macer und Florus in den Thermen

Macer hatte gerade die letzten Kleidungsstücke in eines der Fächer gelegt und drehte sich um, als er hinter sich die Stimme des Volkstribunen vernahm.

"Ja, hier ist einer der wenigen Orte, wo man es aushalten kann. Das Kaltwasserbecken wird sicher gut besucht sein."

Gegen den gut beheizten Fußboden verzichtete er natürlich trotzdem nicht auf die Badesandalen mit der hölzernen Sohle, um sich nicht die Füße zu verbrennen.

"Aber gerne, ich habe Zeit. Wann, wenn nicht jetzt, wo ich ohne Pflichten bin, sollte ich mehr Muße haben?"

Lächelnd warf sich Macer das handtuch über die Schulter, griff nach seinen sonstigen Badeutensilien und ging mit klappernden Schritten langsam voraus.

"Was hast du denn mit mir zu besprechen?"

Fast hätte sich Macer denken können, dass es um solche Themen gehen sollte. Schon häufiger hatte er das Gefühl gehabt, dass Florus sehr besorgt um seine Karriere war und am liebsten jeden Schritt ausführlich besprechen wollte. Ob das eine gute oder schlechte Eigenschaft war, hatte er noch nicht herausgefunden.

"Was der Kaiser dir sagen wird, kann ich dir natürlich nicht erzählen. Aber wenn ich einmal die allgemeine Stimmung einschätze, dann bist du doch inzwischen in Rom ein durchaus beachteter Politiker geworden. Ich rechnete damit, dass du diesen Weg schon von dir aus weiter gehen wolltest."

Macer konnte sich ein freundliches Grinsen nicht verkneifen. "Das geht glaub' ich fast allen so. Wer nur rumsitzt, der hat wenig zu tun. Bestenfalls rennen sie noch einem Aedilen die Tür ein, wenn sie irgendeine Genehmigung brauchen. Wirklich erfüllt wird man von einer solchen Arbeit auch nicht."

Womit er nicht unbedingt sagen wollte, dass ihm seine Zeit als Aedil keine Freude bereitet hätte. Aber sie lag sicher nicht in der Büroarbeit.

"Was ich höre, ist auch nicht so viel mehr. Man sieht dich agieren, man hört dich reden. Und vor allem merkt man, dass du dein Amt mit Überzeugung ausübst."

"Ich denke nicht, dass diejenigen die sich beklagen die selben sind, die die Ämter nicht beanspruchen. Oder es ist ein allgemeiner Reflex, ein offenen Amt zu bejammern und gleichzeitig nicht aktiv zu werden, weil es angeblich sowieso nichts bringt."

Macer überlegte kurz, wohin er sich zunächst wenden sollte.

"Du nimmst eine Massage? Oder gehen wir gleich ins Tepidarium?

Gehört habe ich bezüglich neuer Kandidaten noch nichts, aber ich habe mich zuletzt auch etwas weniger als sonst in der Öffentlichkeit aufgehalten und wurde daher auch nicht auf dieses Thema angesprochen."

"Gut, hier vorne ist gerade frei."

Die Männer machten es sich auf zwei Massagebänken bequem und die Masseure erkundigten sich nach den Wünschen und legten los.

"Ja, ich erinnere mich an das Gespräch", nahm Macer mit gedämpfter Stimme die Unterhaltung wieder auf.

Macer wollte nicht ausschließen, dass Florus ihm tatsächlich schon von beiden Söhnen berichtet hatte, merkte aber einmal mehr, dass sich Familienangelegenheiten offenbar nur sehr schlecht in seinem Kopf festsetzten.

So beließ er die vermutlich ohnehin rhetorische Feststellung seines Vorwissens unbeantwortet und hörte weiter zu.

"Richtig, über Metellus sprachen wir, er war bei den Vigiles, nicht wahr? Was macht der anderen?"

"Bei der Legio II ist er noch nicht lange, nicht wahr? Sein Name ist mir zumindest aus meiner Zeit dort nicht geläufig. Warum ließ er sich aus Rom nach Germanien versetzen?"

Gedämpft durch die Massage sprach Macer langsam und ließ sich Zeit beim Antworten, aber was Florus ihm erzählte trug auch nicht unbedingt dazu bei, in großen Eifer zu verfallen.

"Dafür, dass du ihn für eine Erhebung empfehllen möchtest, weisst du wenig über ihn", sagte er dann auch ganz offen. "Sicherlich wird er besondere Qualitäten haben, wenn man ihn von einer Einheit zur anderen schickt und mit besonderen Aufgaben betraut, aber zweifellos trifft das auf viele Centurionen des Reiches zu."

"Das Consilium muss nur wissen, dass ich den Mann unterstütze", antwortete Macer selbstbewusst, aber mit einem fröhlichen Augenzwinkern.

"Nein, natürlich wären ein paar herausragende Leistungen in seiner Karriere schon sehr vorteilhaft. Erhielt er Auszeichnungen, wurde er von seinen Vorgesetzten für die Verwetzungen empfohlen oder geschahen sie auf eigenen Wunsch? Gab es abgelehnte Versetzungsgesuche? Sowas in dieser Art eben. Ich möchte ein umfassendes Bild von seiner Leistung haben, bevor ich ihn empfehle."

Ob er das Examen Primum der Militärakademie hatte fragte Macer nicht, das konnte er selber nachschauen. Aus höheren Kursen war er ihm nicht bekannt.