Pasceolus Imperialis – Auflösung der steuerbefreiten Sparkonten

  • Es war ein heißer, stickiger Tag und Quarto lief der Schweiß von der Stirn, als er vor den versammelten Senat trat. In der einen Hand hielt er eine Wachstafel, mit ein paar Notizen. In der anderen Hand hatte er ein weißen Tüchlein, mit dem er nun Stirn und Nacken trocken tupfte, bevor er zu sprechen begann.


    “Verehrtes Kollegium!“, begann er. “Ich trete heute vor euch, um den Senat über einen Entschluss des Kaisers zu berichten.
    Doch erlaubt mir, zuvor etwas auszuholen.


    Wie ihr sicher wisst, gibt es seit geraumer Zeit für jeden Bürger Roms eine einfache Möglichkeit, die ihm vom Staat auferlegte Steuerschuld bequem und absolut legal zu mindern. Denn das Imperium selbst bietet dazu in Form einer Art Staatsanleihe die Möglichkeit. Im allgemeinen Sprachgebrauch hat sich dafür die Bezeichnung "Sparkonto" eingebürgert. Diese Gelder werden von der kaiserlichen Finanzverwaltung unter der Aufsicht von Comes Sacrarum Largitinorum Iunia Attica in einem gesonderten Staatsschatz, dem Pasceolus Imperialis, gesammelt und treuhändisch verwaltet. Auf diese Vermögen wird keine Vermögenssteuer erhoben.


    Das alles dürfte euch mehr oder minder bekannt sein und viele von euch werden, wie im Übrigen auch ich, ein derartiges Sparguthaben besitzen.


    Allerdings haben die Gelder, die auf diese Weise der Steuerpflicht und auch dem Wirtschaftsleben entzogen werden, inzwischen eine beträchtliche Größenordung erreicht. Wir reden hier immerhin über eine Gesamtsumme von annähernd einer Million Sesterzen!


    Dazu kommt, dass der Staat ein doch recht inkonsequentes Bild abgibt, wenn er einerseits und mit allem Recht Steuern erhebt, auf der anderen Seite jedoch nicht nur die Möglichkeit, sondern sogar den Mechanismus bereit hält, diese Steuern nicht zahlen zu müssen.


    Der Imperator Caesar Augustus hat darum beschlossen, dass diese Praxis beendet wird und das sämtliche Vermögen nach einer gewissen, noch zu bestimmenden Frist, an ihre Besitzer zurück zu führen sind.


    Den Senat fordert er gleichzeitig ausdrücklich auf, über die Folgen zu debattieren, die sich daraus ergeben werden und eventuell über Maßnahmen zu beraten, die dem Senat in dieser Hinsicht nötig erscheinen.“

  • Natürlich war auch ich anwesend und lauschte interessiert den Worten des Senators....
    Ein überaus interessantes und auch brisantes Thema.... also erhob ich meine Stimme...


    "Senator Quarto, wertes Collegium!


    Ich verstehe die Beweggründe des Kaisers, dennoch gebe ich zu bedenken, dass dieser Entschluss sicher für Aufruhr sorgen wird. Zumal die Steuerfreiheit für die Patrizier dann in einem ganz anderen Licht erscheinen wird.


    Tatsache ist, dass viele, angesehene Bürger grosse Familien haben, viele Klienten, die alle in die Tasche dessen greifen und unterstützt werden wollen. Dazu kommen kostspielige Behausungen, die ebenso finanziert werden wollen. Ohne eine Möglichkeit zu Sparen ist dies kaum möglich.


    Es liegt an uns Alternativen zu finden, Alternativen, die vielleicht nicht gerade den Zweck haben, die Steuern gänzlich zu umgehen, aber doch die Möglichkeit bieten, in normalem Rahem Anzusparen.


    Sponatn würde mir hier eine Senkung des Steuersatzes einfallen oder aber die Möglichkeit, Bänker einzusetzen, in einer limitierten Zahlt, die das Geld auf einem gering oder gar nicht versteuertem Konto verwalten!"

  • “Senator Germanicus Avarus, die Möglichkeit einer Obergrenze für Spareinlagen wurde tatsächlich erwogen. Aber der Kaiser hat sich gegen eine solche Variante entschieden. Schon in der bisherigen Form war der bürokratische Aufwand beträchtlich und die Einführung einer Höchstgrenze für Sparbeträge würde noch mehr Bürokratie zur Folge haben. Außerdem würde dies nicht den Widerspruch aufheben, dass der Staat Steuern erhebt und gleichzeitig Steuern vermeiden hilft.


    Allerdings gebe ich Senator Vinicius Lucianus vollkommen recht, wenn er sagt, dass Sparen unter der Last der augenblicklichen Vermögenssteuererhebung äußerst schwierig und verlustreich ist und natürlich ist auch absolut richtig, dass es für Viele ratsam, wenn nicht gar unabdingbar ist, Rücklagen zu bilden.


    Das ist auch dem Kaiser bewusst und wird von ihm befürwortet. Die Frage ist, inwieweit das ausgestaltet und reglementiert werden kann und soll. Wohlmöglich sind dazu ein Bündel von Maßnahmen und Regelungen vonnöten, aber eines ist klar: Die Bisherige Form der Steuervermeidung wird in absehbarer Zeit nicht mehr möglich sein.


    Mein Vorschlag wäre recht einfach. Ich plädiere dafür, dass die Steuerfreibeträge massiv angehoben werden. Es gibt sie schon heute, aber auf einem sehr niedrigen Niveau. Der Effekt wäre mit einem limitierten Steuersparkonto vergleichbar. Jedoch wäre eine solche Lösung in meinen Augen logischer, einfacher und mit deutlich weniger Verwaltungsaufwand verbunden.“

  • "Ist diese Auffassung römischer Steuerpolitik nicht kontraproduktiv? Dieser Vorschlag oder diese Änderung bewirkt im ausgedehnten Zustand doch nur eins, nämlich das die Steuerkraft extrem bis gänzlich schwindet. Eine Anhebung der Bemessungsgrenzen würde zur Folge haben, das nurnoch jene Steuern zahlen, die zuviel Reichtum angehäuft haben, es wäre also vielmehr eine Wandlung in eine Reichensteuer, als eine Reform der jetzigen Verfahrensweise. Nebenbei bemerkt könnte es zur Kapitalflucht kommen...


    Rom würde nicht nur an Steuerzahlern nämlich der bedrächtlichen Masse einbüßen, sondern auch an Kaufkraft.


    Wenn es der kaiserlichen Finanzkanzlei an fähigen Personal mangelt, die jene Konten verwalten können, warum läßt man dies nicht in privaten Händen organisieren. Mit einem geschätzen Gebührensystem würde sich sicher ein Römer gehobenen Standes finden, der denjenigen eine Anlagemöglichkeit bietet, die es möchten.


    So lägen nicht nur die Kosten der Verwaltung, sondern auch jene der Sicherungsverwahrung in privater Hand. Nichtmal eine staatliche Garantie ist bei einer ordentlich geführten Zahlmeisterei von Nöten."


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  • Quarto wischte sich erneut mit seinem Tüchlein den Schweiß von der Stirn und knüllte es dann zusammen.


    “Es mangelt der Kaiserlichen Finanzverwaltung nicht an fähigen Beamten und Iunia Attica führt die Staatskasse als Comes Sacrarum Largitinorum in vorbildlicher Weise.
    Aber es ist nicht Aufgabe des Palatins, die privaten Vermögen römischer Bürger zu verwalten und ihnen bei der Steuerersparnis behilflich zu sein.“

  • Es war wirklich sehr heiß. Es ließ ihn an die letzten Wochen in Africa Proconsularis denken. Doch war Senator Avarus in Rom, im Senat und die Debatte verlangte zu allem Übel auch noch seine Aufmerksamkeit. Was ihn ein wenig wunderte, war das er allein mit einem nur geringen Angesparten hier et Kontra formulierte. Waren es wieder diese Ja-Sager?


    So erhob er sich erneut mit einem Seufzer und führte den Blick zu Quarto gewandt fort:


    "Was man mit einem privaten Verwalter umgehen könnte. Natürlich sehe ich auch ein, das eben jene Staatskasse nicht nur von Almosen leben kann und es notwendig ist Steuern einzunehmen.


    Deswegen wäre es durchaus sinnvoll auch unter privater Hand eine Begrenzung einzuführen. Wenn man sich zum Beispiel auf 50 000 Sesterzen als höchstes Maß festlegte, wäre es ein jedem Möglich eine kleine Summe in Petto zu halten, um Standesgelder für den Ritter- und Senatorenstand, Gebühren für die Schola Atheniensis Phoebi Apollonis Divinis oder eine Ansparung zum privaten Vergnügen, lassen wir es ein neues Domus sein, vorzunehmen. "



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  • “Ich finde deinen Vorschlag durchaus interessant. Privatwirtschaftliche Geldverwalter zu lizenzieren und steuerlich zu privilegieren, damit sie anstelle der Kaiserlichen Finanzverwaltung das Vermögen wohlhabender Bürger steuerfrei verwalten können, dass ist zumindest eine denkbare Lösung.“


    Er überlegte kurz, wobei er sich erneut die Stirn tupfte.


    “Aber wenn man diesen Weg beschreitet, dann muss zudem dafür gesorgt werden, dass nicht jeder sein eigener Geldverwalter wird und überhaupt nicht jeder diesem Gewerbe nachgehen kann. Denn das Volk von Rom soll schließlich nicht zu einem Volk von Zahlmeistern verkommt.


    Daneben gäbe es bei einer solchen Lösung sicherlich noch weitere Dinge, die gesetzlich oder per Kaiserlichem Dekret geregelt werden müssten.
    Zum Beispiel fände ich es höchst unangemessen, wenn sich ein Senator Roms oder hoher Magistrat als Geldhändler betätigen würde. Außerdem würde ich dafür eintreten, dass ein solcher Verwalter privates und treuhändisch verwaltetes Vermögen voneinander trennen müsste. Auch würde ich dafür plädieren, dass die Gesamtsumme des Treuhandvermögens beschränkt werden sollte, nicht die Summe, die ein einzelner Kunde in seine Hände legt. Denn das ließe sich sehr viel einfacher und effektiver kontrollieren.“


    Er schaute in die Ränge zur Linken und zur Rechten.


    “Aber die wichtigste Frage ist natürlich, ob Senat und Kaiser überhaupt gewillt wären, ein derartiges Gewerbe grundsätzlich zu legalisieren.“

  • Von der Hitze gepeinigt stand ich dennoch auf und versuchte in meinem Kopf ein paar Worte zu ordnen...


    "Ich kann die Idee des Senator Avarus nur befürworten.
    Eine limitierte Zahl an Treuhändern, vielleicht aus dem Ritterstand, eine Obergrenze für die Treuhandvermögen, aber auch eine Obergrenze für die einzelnen Bürger, die Sparen.
    Sonst laufen wir Gefahr, dass der Eine weit mehr Anteil an dem Treuhandvermögen hat, als der Andere und ausserdem kann man so die Zahl der Kunden eines Treuhänders beschränken und kontrollieren!"

  • Senator Macer versuchte den Ausführungen des Kollegen Avarus zu folgen, kam aber offenbar nicht ganz mit dessen Gedanken mit.


    "Kollege Germanicus Avarus, ich habe eine Nachfrage. Sehe ich das richtig, dass du ermöglichen möchtest, dass jeder Bürger bei einem staatlichen lizensierten Treuhänder ein gewisses Vermögen deponieren darf, welches nicht mit Steuern belastet wird?


    Wäre es nicht einfacher, eben jenen Betrag direkt dem Bürger steuerfrei zu stellen und damit die nötige Bürokratie für die Überwachung der Treuhänder einzusparen?"

  • Oh Macer war auch noch da, Avarus stand erneut auf um dem Senator zu antworten:


    "Ja ich sagte, das dies steuerfrei sein soll, was nicht heißen soll, das es für jeden Bürger lohnenenswert wäre...


    ... Denn ein Treuhändler muß leben, bedeutet er würde eine wöchentliche Gebühr verlangen, um seine Taten bezahlt zu sehen."


    Ein Staat ohne Bürokratie, welch grässliche Vorstellung, dachte er...









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  • "Der Staat würde demnach weiterhin auf Steuereinnahmen verzichten, der sparende Bürger stattdessen Gebühren an den Treuhänder zahlen und dieser letztendlich davon profitieren", versuchte Macer eine Zusammenfassung.


    "Nehme ich jetzt einmal die Positon der drei Beteiligten ein, dann stelle ich fest: der Treuhänder freut sich, für den Staat ändert sich nichts und der Bürger zahlt nun für's Steuersparen Gebühren.


    Nein, mit diesem Vorschlag kann ich mich nicht anfreunden. Würde man den entsprechenden Betrag, den man den Treuhändern nach diesem Konzept überlassen darf, dem Bürger steuerfrei stellen oder mit einer Steuer belasten, die der Höhe von der dir angedachte Gebühr entspricht, dann hat dies für den Bürger den selben Effekt. Der Staat jedoch profitiert von den Einnahmen und spart sich obendrein noch den Aufwand für die Kontrolle der Treuhänder."

  • Die Anmerkungen von Macer klangen schlüssig und so gesehen waren diese Treuhandkonten sinnlos....


    Aber ein andere Frage quälte mich....


    "Meine Herren, eine Frage die sich für mich aufwirft: Die Sparkonten werden abgeschafft, das Sparen aber dennoch möglich, aber nicht mehr in der Form, dass der Staat nicht davon profitiert, wie wird garantiert, dass nicht die Patrizier, mit ihrer Steuerfreiheit, sich als Treuhänder anbieten und so dem Staat dann die Einnahmen entziehen?"

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    "Der Staat würde demnach weiterhin auf Steuereinnahmen verzichten, der sparende Bürger stattdessen Gebühren an den Treuhänder zahlen und dieser letztendlich davon profitieren", versuchte Macer eine Zusammenfassung.


    "Nehme ich jetzt einmal die Positon der drei Beteiligten ein, dann stelle ich fest: der Treuhänder freut sich, für den Staat ändert sich nichts und der Bürger zahlt nun für's Steuersparen Gebühren.


    Nein, mit diesem Vorschlag kann ich mich nicht anfreunden. Würde man den entsprechenden Betrag, den man den Treuhändern nach diesem Konzept überlassen darf, dem Bürger steuerfrei stellen oder mit einer Steuer belasten, die der Höhe von der dir angedachte Gebühr entspricht, dann hat dies für den Bürger den selben Effekt. Der Staat jedoch profitiert von den Einnahmen und spart sich obendrein noch den Aufwand für die Kontrolle der Treuhänder."



    "Naja vielleicht habt ihr ja wahre Worte gsprochen Senator Macer, die einfachste Möglichkeit ist es sicher, doch ob es dann auch die Beste ist, möge sich zeigen."


    Setzt sich noch nicht wieder, sondern wendet sich Vinicius Lucianus zu.


    "Durchaus eine berechtigte Frage, doch glaube ich kaum, das sie ihren Status, nämlich der Steuerfreiheit so aufs Spiel setzen, um Plejbern ein sorgenfreieres Leben zu gewähren."


    http://www.imperium-romanum.info/images/sigs/ir-senator.png

  • Zitat

    Original von Medicus Germanicus Avarus


    Setzt sich noch nicht wieder, sondern wendet sich Vinicius Lucianus zu.


    "Durchaus eine berechtigte Frage, doch glaube ich kaum, das sie ihren Status, nämlich der Steuerfreiheit so aufs Spiel setzen, um Plejbern ein sorgenfreieres Leben zu gewähren."[/FONT]


    "Meinst du, Senator...... und ich sage dir Vorraus, dass es sicher Einige geben wird, die ihren Status ausnutzen und dafür verwenden!"


    Mein Vertrauen in den Stand der Patrizier war anscheinend weitaus kleiner, als das des Avarus....

  • Bisher hatte ich nur zugehört, litt ich doch noch immer unter den Folgen meiner Kopfschmerzen.


    Doch nun war es mir zuviel:


    Wenn ich das Wort kurz ergreiffen darf? Patrizier, welche sich als Vermögensverwalter, als Geldverleiher oder ähnliches betätigen? Ich bitte euch, Senatoren, sind wir denn im Zerfall der römischen Werte schon so weit vorgeschritten, dass diese niedrigen und unwürdigen Arbeiten von römischen Patriziern erledigt werden? Wenn JA, dann tut es mir Leid, dann müssen wir hier im Senat definitiv die Debatte über römische Werte wie sie auf der Rostra immer wieder geführt wird auch aufnehmen.


    Doch ich hoffe doch sehr, dass die Patrizier noch soviel von ihrer Herkunft und den Traditionen wissen, dass sie sich und ihren Namen nicht für diese niedrigen Geschäfte hergeben werden!


    Doch sonst bin ich sehr einverstanden mit euren Überlegungen. Die "Sparkonten" werden aufgehoben, dann muss es eine andere Möglichkeit für den Bürger geben, sein Standesgeld, oder etwas für eine neue Casa, zusammenzusparen.

  • Äußerst mißbilligend schaute Hungi zu, wie Senator Avarus im Senat sein Wasser trank. Eigentlich hatte er sowas gar nicht gerne.


    Ich fasse also zusammen: Die Sparkonten werden aufgelöst und bisher gab es die Vorschläge, die Steuern zu senken, Bankiers einzusetzen, die Steuerfreibeträge zu erhöhen. Habe ich etwas vergessen?


    Zum einen hätte ich mal gerne die aktuellen genauen Steuersätze, wer hat da Informationen darüber? Sonst hat es keinen Sinn, über eine Steuersenkung zu sprechen.


    Bankiers einsetzen: Wollen wir das? Was sollen die genau dürfen? Wie soll das reglementiert werden?


    Die Steuerfreibeträge erhöhen: Wie hoch sind diese momentan? Auf wieviel?


    Gibt es sonst noch Vorschläge?

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