Kaum hatte der junge Aurelier seine Spatha gezogen, schon fand er sich inmitten eines Kampfes wieder. Laute Schreie echoten durch den Wald und schienen sogar die Bäume erzittern zu lassen. Die Pfeile wurden nicht mehr abgeschossen. Alles, was hier und jetzt anwesend war, ging in den blutigen Nahkampf über. Avianus wurde kreidebleich, doch er war tapfer. Sein Vater würde sich im Grabe herumdrehen, würde er Avianus verängstigt sehen, einen Feigling, der ist nicht wagte, dem Feind ins Antlitz zu sehen. Er war umgeben von zwei Barbaren, welche um ihn kreisten. Und Avianus sah ihnen in die Augen, und er sah mehr Dummheit als Können. Sie lachten ihn aus und spotteten durch ihre Bärte in unverständlichen Lauten, gehüllt in fremder Sprache. Zu überlegen, was dies für Leute waren und ob sie lebensmüde waren, dazu hatte Avianus keine Zeit. Der Erste setzte zum Angriff an und das Adrenalin in seinem Körper half dem Aurelier, blitzartig abzuwehren. Der Zweite griff an, als Avianus mit der Pharma abwehrte... Avianus parierte mit der Spatha. Sich hier abwechselnd angreifen zu lassen, würde ihn auslaugen und wäre sein Ende. Avianus hatte beim Decurio gelernt, was zu tun war: Er brach durch und löste die Umzingelung, sein Herz raste und er müsste jetzt zum Gegenschlag ansetzen. Aiolos blieb so ruhig, wie ein Legionspferd unter solchen Umständen bleiben konnte. Für das Umfeld blieb nicht viel Zeit - es war genauso blutig und dass so viele Räuber, Barbaren und sonstiger Abschaum zueinander gefunden hatten, musste an ein großes Unheil grenzen.
Wenn Avianus Wut brauchte, dachte er an den Anblick seines toten Vaters und dass er die Mörder vor sich hätte. Das tat er jetzt und ein Mal mehr half es. Er wandte Aiolos und stürmte im Gallopp auf die Räuber zu. Es waren Sekundenbruchteile und Avianus´ gesamter Zorn schien sich in Form dieses einen Hiebes mit der Spatha über einen der Räuber zu entladen. Das improvisierte Schild des Hühnen zerbarst unter der Wucht des Hiebes und der Mann wurde einige Meter zurückgeworfen. Avianus verlor unter der Erschütterung des Schlages beinahe seinen eigenen Halt. "Bastard", schrie Avianus für einen Patrizier unschickliche Worte. Der Kamerad sah eine große Chance auf ihn zukommen, holte mit großer Wucht aus, um seine barbarische Axt in Avianus´ Seite zu schlagen, doch dieser vergaß ihn nicht und regierte ebenso auf die Attacke. Mit großer Wucht schlug die Axt in Avianus´ Pharma ein und er selbst schien die Erschütterung zu spüren. Nun musste der Aurelier um sein Schild kämpfen, doch da die Axt feststeckte, war es nur so lange wertvoll, wie er die Chance hatte, den Barbaren zu entwaffnen. Sie zogen beide ächzend nach ihrer Seite. Die Axt hatte sich im Schild verkeilt. Und Avianus wusste, dass er das Duell nicht alleine gewinnen würde, doch hatte Avianus die Kraft von Mensch und Pferd, diese war einem einzelnen Menschen überlegen. Er zog kräftig an dem Schild, im selben Moment, als er Aiolos den Befehl gab, nach Vorne zu ziehen. Der Plan ging auf und der Barbar verlor seinen Halt, stand ohne Waffe da. Avianus ließ Aiolos wenden. Ein Hieb. Der Feind blockte mit dem Schild. Ein zweiter Hieb. Auch das Schild zersplitterte und hinterließ bei dem Mann eine blutige, rot gefärbte Hand. Der dritte Hieb, aufgeladen mit Avianus´ Rage. Die Spatha steckte im Nacken des Mannes, welcher schmerzvoll aufstöhnte, etwas erkannte, und das umso korrekter: Es war für ihn vorbei. Avianus zog die Spatha mit starkem Druck hinaus. Blut rannte aus der Wunde, als hätte man den Mann ausgepresst. Ein Knacksen unterstrich die Schrecklichkeit der Verletzung. Ein Streich gegen die Gurgel beendete das Leid. Der leblose Körper sackte zusammen. Avianus´ Gesicht wurde mit Blutzspritzern durchzogen und der andere Barbar schien das Weite gesucht zu haben.