• Axilla hatte mit vielem gerechnet. Natürlich hatte sie nicht gedacht, dass Seneca einfach so das alles hinnehmen würde – auch wenn sie es sehr stark gehofft hatte. Sie hatte erwartet, dass er sie zur Rede stellen würde. Auch wenn sie nach wie vor nicht wusste, was sie falsches getan haben sollte. Dass er toben, sie vielleicht sogar anschreien würde. All das.
    Aber das, was er dann schließlich sagte, war doch sehr viel erschreckender und schrecklicher als alles, was sie sich ausgemalt hatte. Er warf ihr vor, die Familie in Gefahr gebracht zu haben! Und das war etwas, was Axilla persönlich nahm und was sie verletzte. “Was hab ich denn getan?! Du redest von Verschwörung und von Gefahr! Aber was hab ich denn getan? Ich bin LECTRIX bei der Acta. Mir wäre neu, dass das eine verbotene Straftat ist, wegen der man bei irgendwem Betteln muss! Ich LESE TEXTE! Das kann doch die ganze Welt wissen?!“ Axilla verstand wirklich kein Wort von dem, was Seneca da sagte. Aber sie verstand das Gefühl, das sie bei seinen Worten hatte.


    Sie hatte Angst. Wie eine kalte Hand legte sie sich um Axillas Herz und drückte immer weiter und weiter zu, je länger Seneca redete. Jeder, der du liebst, geht weg oder stirbt. Jeder verlässt dich, hallte eine gehässige Stimme durch Axillas Geist. Und auch jetzt konnte sie sehen, wie Seneca es tat. Wie er sich von ihr abwandte, sie nicht ansah.
    Was sie dann aber zum ersten Mal wirklich traf, tief wie ein Speer in ihre Eingeweide, waren seine folgenden Worte. "Du hast mich belogen Axilla, du die mir von allen am meisten bedeutest, hast mich in eine Lage gebracht die mich in den Abgrund hätte reißen können. Ich habe auf Messersschneide balancieren müssen während du mich scheinbar als deinen Feind betrachtet hast."
    Sie stand an einer der Säulen, die die Decke hielten, und taumelte wie getroffan einen Schritt zurück dagegen. Wäre die Säule nicht dagestanden, vermutlich wäre sie gestürzt, als ihre Knie zu zittern anfingen und sie nicht mehr tragen wollten. “Ich hab dich nicht belogen“, kam es hilflos und leise über ihre Lippen, als sie sich immer mehr nach hinten an dem kalten Stein abstützen musste, um nicht zu fallen. Siehst du, er verlässt dich, meinte die Stimme besserwisserisch und trieb Axilla damit die Tränen in die Augen. Ihre Kehle schnürte sich zu, und einen Moment meinte sie, nicht mehr atmen zu können. Eine Hand legte sich um ihren Brustkorb, der mit einem Mal ganz schrecklich zu schmerzen begann. “Ich... du bist nicht mein Feind. Ich liebe dich doch... ich... Die Tränen tropften jetzt, rannen dick aus ihren Augen, und doch merkte Axilla es gar nicht so richtig. Sie verstand nicht, was sie falsch gemacht hatte. Sie hatte doch nichts getan! Sie hatte Seneca doch nie etwas getan, nicht ein Wort gegen ihn. Ihr wäre nie eingefallen, ihre Hand gegen ihn zu erheben.
    In ihrem Kopf drehte sich alles, und vor lauter Schwindelgefühl wurde ihr furchtbar schlecht. Am liebsten wollte sie sich übergeben. Und doch konnte sie jetzt nicht weg. Sie wollte nicht, dass Seneca ging. Sie verstand das hier nicht. “Bitte...“, bettelte sie, und wusste nicht einmal, worum sie bettelte. Sie wollte doch nur, dass alles gut war. Sie hatte doch nichts Falsches getan!

  • Seneca sah Axilla an, er sah ihre Verzweiflung, er sah wie sie weinte und es war wie ein Schlag in die Magengrube. Natürlich tat es ihm leid seine Cousine so zu sehen, aber dennoch konnte er nicht einknicken, nicht dieses Mal, nicht wo er doch wusste, oder zumindest einen ziemlich verfestigten Verdacht hatte was seine Cousine getan hatte..
    "Ich kenne dich, du hast dich seltsam Verhalten als du mich sahst, es mag an der Situation gelegen haben aber dennoch.", Seneca's Stimme klang kühl, doch es war nur die Maskerade die er benutzte um sein eigenes Mitgefühl für seine geliebte Cousine zu verbergen..
    "Der Sklave der Decima hatte eine Aussage gemacht, es hat einfach alles nicht zusammengepasst.", Seneca stockte kurz, "Axilla, ich will nicht wissen was du getan hast, ich denke falls du etwas getan hast wäre die Bürde für mich zu groß, ich hoffe nur du weißt was du tust.", Seneca wandte sich erneut von seiner Cousine ab, "Ich will dich nur beschützen, uns beschützen...", sagte Seneca spürbar ruhiger, während er für den nächsten Satz nach Worten suchte, "...Fall mir nicht in den Rücken, du weißt welchem Codex ich folge zu leisten habe und auch folge, also halte dich besser von solchen Angelegenheiten fern.", die Wortwahl war wohl ziemlich daneben, aber Seneca fiel auf die schnelle nichts anderes ein, auch wenn es wohl die Situation nicht gerade zum positiven ändern würde..
    Er konnte Axilla nicht in die Augen, er ertrug ihre Tränen nicht, aber er konnte es auch nicht einfach wieder abtun und sie in den Arm nehmen, das würde ein falsches Signal senden, denn die Lage war ernst.

  • Er sah sie nicht an, entzog ihr weiter seine Liebe und sein Vertrauen. Jedes seiner Worte war wie ein Dolchstoß in ihren Leib, und langsam, aber stetig, rutschte Axilla an der Säule hinab, weil ihre Beine sie nicht länger tragen mochten. Und sie weinte, erst noch leise und leidend, doch bald schon fing ihr Körper an zu zucken, ihre Atmung zu stocken und sich in Schluchzen zu verwandeln. Was hatte sie getan? Was hatte sie nur getan?
    Seianas Sklave hatte etwas gesagt? Wieso war der überhaupt noch da? Und was hatte er gesagt? Axilla hatte doch nicht gewusst, was da nun vor sich ging, hatte nur gewusst, dass sie einige Dokumente wegschaffen sollte. Aber selbst das verstand sie nicht so ganz, warum diese weggeschafft werden mussten. Ja, da standen Dinge über den Kaiser, die nicht alle nett waren, und auch über den PU, aber... es war die Acta. Natürlich hatte man auch solche Unterlagen.
    Axilla saß da und weinte barg ihren Kopf an ihren Knien und weinte nur immer mehr und lauter. Ihr war egal, was mit der Acta wurde. Oder auch mit ihr selber. Seneca vertraute ihr nicht mehr, und das war schlimmer als jede Strafe, die sie sonst erhalten hätte können. In diesem Moment hätte sie alles, wirklich alles getan, um es wieder gut zu machen. Sie hätte Dinge gestanden, die sie gar nicht getan hatte, wenn sie nur gewusst hätte, was Seneca hören wollte, damit er sie wieder lieb hatte.


    Ihr Vater war gegangen und gestorben, ohne dass sie ihm noch einmal hätte sagen können, wie viel er ihr bedeutete. Silanus war gegangen, drei mal. Zweimal nach Rom und dann nach Hispania aufs Land, ohne dass sie sich mit ihm hatte aussprechen können. Selbst Duccius Rufus, mit dem sie nur befreundet gewesen war, war schließlich gegangen und hatte sich nie mehr gemeldet. Archias hatte Selbstmord begangen. Und Vala... Vala war nach Alexandria abgereist, war nicht einmal bis zum nächsten Morgen geblieben. Auch ihm hatte sie nicht sagen können, was in ihrem Herzen war.
    Und jetzt ging Seneca. Auch wenn er noch hier im Atrium war, dennoch entfernte er sich von ihr. Noch ein Verlust. Noch ein wichtiger Mann in ihrem Leben, der sie allein zurückließ. Und das war schlimmer als jede andere Strafe.


    Und so saß sie da, als zusammengesunkenes Häuflein Elend, und heulte, so sehr ihr Körper das erlaubte.

  • Seneca war innerlich aufgewühlt, er wusste nicht mehr wirklich wie er reagieren sollte. Er konnte es nicht ertragen Axilla weinen zu sehen, andererseits war das was sie getan zu haben schien, so dumm und gefährlich, dass er eigentlich hätte ein großes Machtwort sprechen sollen. Aber aus dem Machtwort, sollte ein Machtwörtchen werden. Seneca setzte sich neben Axilla auf den Boden, legte seinen Arm um sie, und sprach ihr leise zu..
    "Was machst du nur immer für Sachen Axilla?", er seufzte und und richtete seine Toga kurz, "Der einfache Weg ist nichts für dich oder?", fragte er ein wenig sarkastisch, schließlich war Axilla ja mehr der "Mit dem Kopf durch die Wand"-Mensch. Er küsste ihr die Stirn, wischte ihr eine Träne aus dem Gesicht..
    "Ich habe dafür gesorgt dass dir nichts geschieht.", sagte er völlig ausdruckslos, während er ins stille, leere Atrium blickte.

  • Ihr Körper zuckte zusammen, als sie fühlte, wie er sich neben ihr niederließ. Axilla wagte nicht, daraus Hoffnung zu ziehen, aus Angst, diese könnte umso grausamer enttäuscht werden. Selbst, als Seneca seinen Arm um sie lehnte, traute sie sich nicht einmal, aufzublicken. Ihr Körper zuckte weinend weiter, während ihr Kopf weiter an ihren Knien verborgen lag. Erst, als er ihren Kopf berührte und ihr eine Träne wegwischte, brach sich dieses kleine bisschen Zuversicht bahn. Wie ein Kind flüchtete sie sich in Senecas Arme, kletterte ihm mit linkischen Bewegungen ungefragt auf den Schoß, weinte heftig an seiner Schulter, und hielt sich einfach an ihm fest. Dass er für ihre Sicherheit gesorgt hatte, diesen Satz bekam sie so bewusst gar nicht mit. Alles, was sie davon mitbekam, war die Zusicherung von Geborgenheit, und von Gefühlen übermannt hielt sich Axilla einfach nur an ihrem Cousin fest, wollte ihm nah sein, näher sein. Sie wollte ihn nicht auch noch verlieren, sie hatte noch immer diese entsetzliche Angst in sich.
    Sie versuchte, etwas zu sagen, aber die Hälfte ihrer Worte ging im unartikulierten schluchzen einfach unter. “Ich wollte... nicht... nicht... böse sein... alles... nicht... tut mir so leid... ich... bitte....“ weinte sie unablässig in Senecas Armen. Sie wollte alles tun, wirklich ALLES, nur damit er ihr wieder verzieh. Er musste nur sagen, was er wollte. Sie wollte nicht, dass er ging. Sie würde alles tun, damit das nicht geschah. Sie wollte ihn nicht auch noch verlieren.
    Sich nur ungenügend beruhigend und noch immer wie Espenlaub zitternd tat sie also das einzige, was sie gelernt hatte, um einen Mann am Gehen zu hindern. Sie küsste ihn zitternd und lang einfach auf die Wange und hielt sich zitternd an ihm fest. Sie wollte nicht, dass er wegging. “Bitte verzeih mir“, flüsterte sie und unterdrückte weiteres Schluchzen, auch wenn ihre Stimme noch brüchig klang. “Sag mir, was ich machen soll, und ich mach's. Nur bitte, sei nicht mehr böse auf mich. Bitte.“

  • Seneca mochte diese Szenen nicht. Er sah seine Cousine lieber als die störrische Kämpfernatur die sie war als das Häufchen Elend in welches sie sich von Zeit zu Zeit verwandelte. Liegen lassen würde er sie trotzdem nie weswegen er sie noch ein wenig fester an sich drückte während sie, inmitten von bequemen Sesseln und Klinen, einfach auf dem Boden saßen.
    "Du sollst nichts sagen, das beste ist wenn du nichts sagst. Wenn du mir erzählst was in der Acta geschah bevor wir kamen, bringt das nur Schwierigkeiten. Halt dich aus der Angelehenheit heraus ja?", fragte er ganz ruhig und ohne jegliche Art von Vorwurf oder ähnlichem in der Stimme. Es wäre sicherlich nicht so gut angekommen wenn Seneca plötzlich mit brandneuen Ermittlungsinformationen angetanzt wäre und keiner wüsste woher sie denn stammten..
    "Axilla ich werde dir immer verzeihen. Nur leg deinen Kopf nicht immer in die Schlinge, irgendwann könnte sie sich zuschnüren.", sagte er während er ihr über die Haare strich..
    "Ich will unserer Familie Ehre bereiten, bitte hilf mir ein bisschen dabei.", den Zusatz "indem du dich nicht andauernd mit meinen Vorgesetzten anlegst" ließ Seneca der Stimmung geschuldet weg..

  • Bis jetzt wusste Axilla noch immer nicht, was sie überhaupt getan hatte, was Seneca so wütend gemacht hatte. Und so genau konnte sie es sich auch nicht wirklich denken. Ja, gut, sie hatte dabei geholfen, ein paar Akten verschwinden zu lassen, aber selbst wenn diese gefunden worden wären – wen hätte das schon gestört? Die Acta hatte nicht einen einzigen kaiserkritischen Artikel veröffentlicht oder etwas gegen den Präfectus Urbi geschrieben, selbst nicht gegen den Prätorianerpräfekten. Im Grunde hatten die Prätorianer nicht das geringste gegen irgendjemanden in der Acta in der Hand, außer sie konstruierten etwas. Und dann half auch alles Beiseiteschaffen der Welt nichts.


    Aber es war ihr auch im Moment egal. Sie hatte zwar keine Ahnung, wie sie sich raushalten konnte aus der ganzen Sache, aber selbst das war ihr egal. Seneca verzieh ihr, und der Rest war nicht wichtig.
    Einen Moment lang konnte sie ihre Tränen wieder nicht zurückhalten, und erleichtert schluchzte sie einfach auf und fiel Seneca noch ein bisschen mehr um den Hals. Sie hielt sich einfach für den Moment an ihm fest und traute sich noch nicht ganz, wirklich zu hoffen, dass alles wieder gut wäre. Vermutlich war es das auch nicht. Aber selbst das war für den Moment gleichgültig.
    Wichtig war nur, dass er jetzt und hier bei ihr war und blieb. Und von Dankbarkeit darüber überwältigt küsste Axilla ihn noch einmal, auf Wange, auf Hals und sogar auf den Mund, ehe sie ihn einfach nur wieder umarmte.
    “Ich mach alles, was du willst. Ich versprech's“, flüsterte sie ihm zu und meinte es sogar ehrlich, ohne sich der Weitläufigkeit dieses Versprechens auch nur im Ansatz klar zu sein.

  • Seneca war etwas überrumpelt von Axillas Küssen, ließ es sich aber nicht weiter anmerken, und rang sich irgendwoher ein Lächeln ab. Er wusste irgendwie dass sie nicht zum letzten Mal aneinander geraten würden, eventuell auch wegen diesem Fall, hoffte allerdings dass es meistens nicht um solche bitterernsten Themen gehen würde sondern um etwas für seine Gens weniger bedrohliches...
    Er drückte seine Cousine kurz und rieb ihr über die Schulter, die Sklaven trauten sich mittlerweile auch wieder aus den Ecken hervor, nachdem sie wahrscheinlich die ganze Zeit nur in der Küche gestanden hatten und mit Gegenständen klapperten um beschäftigt zu wirkten, so jedenfalls stellte sich Seneca as Geschehen vor..


    "Du musst nichts machen, das beste ist wenn du einfach gar nichts machts in der Angelegenheit.", sagte Seneca leise, er hatte zwar den Verdacht dass sie schon viel zu viel getan hatte, aber das wollte er ihr nicht auf die Nase binden, zumal der Einsatz ja sowieso nur als ein "auf die Finger klopfen", gedacht war, und irgendwie ausuferte..

  • Wie versprochen war Seneca in die Casa gekommen, um ein wenig nach Axilla und natürlich auch den Hochzeitsvorbereitungen zu sehen. Das rege treiben in der Casa war ein wenig ungewöhnlich, sonst war es ja immer ziemlich ruhig hier. Zufrieden blickte Seneca die Sklaven an, sie hatten recht gute Arbeit geleistet, auch wenn Seneca hier und da mal einen Gegenstand verschob, nur um ihn dann wieder gerade zurücken, irgendetwas musste man ja zu meckern haben, sonst ruhen sich die Sklaven noch auf ihren Lorbeeren aus...
    Seneca schlenderte ein wenig durch die Räumlichkeiten, irgendwo müsste sich doch auch Axilla rumtreiben..

  • “Herrin, dein Vetter ist soeben eingetroffen.“


    Als ein Sklave ihr die Neuigkeit verkündete, stand Axilla sofort auf und wollte losgehen. Erst ein fast panischer Aufschrei der Sklavin, die gerade versuchte, das Kleid festzustecken, damit sie es richtig vernähen konnte, ließ sie innehalten. Nervös wie ein junges Füllen stieg sie also von einem Fuß auf den anderen, bis das Kleid wenigstens soweit gesteckt und gesichert war, dass es ihr nicht in Einzelteilen vom Leib fallen würde.


    Und so kam Axilla ins Atrium, mit ihrem halbfertigen Hochzeitsgewand am Körper, um Seneca zu begrüßen. “Seneca“, begrüßte sie ihn mit offenem Lächeln. Noch immer – oder besser: schon wieder – beschlich sie dieses verwirrende Gefühl wie vor der Castra Praetoria. Es war eine Mischung aus der Angst, die sie noch immer begleitete, und diesem Gefühl der absoluten Sicherheit und Geborgenheit, und ja, auch Zuneigung. In seiner Rüstung sah er einfach Axillas Vater so ähnlich, wenngleich die beiden von Gestalt her nicht unbedingt als ähnlich gesehen werden könnten.
    Axilla schüttelte die Gedanken beiseite und redete einfach schnell weiter. Es half eigentlich immer, wenn ein Problem auftauchte, mit dem Axilla nicht umzugehen wusste.
    “Wir sind mit den Vorbereitungen fast fertig. Ich hoffe, du bist zufrieden, wie alles gemacht wird?“

  • Seneca hörte Axilla's Stimme und drehte sich gleich um, der Anblick von Axilla im Gewand, war, auch wenn das Gewand noch nicht ganz fertig war, wirklich beeindruckend..
    Ein breites Lächeln ging ihm über's Gesicht, "Axilla! Du siehst wunderschön aus, lass dich ansehen.", sagte er und musterte das Gewand. Als Axilla dann einfach weitersprach, blickte sich Seneca um und beobachtete nochmal das treiben in der Casa, es sah wirklich gut aus, Seneca war zufrieden..
    "Du hast gute Arbeit geleistet, und die Sklaven auch, ich bin vollends zufrieden. Eine Schande dass unsere Casa bald noch einsamer werden wird, aber ich schaue immer mal wieder vorbei, und wenn ich dann mal befördert werde kann ich ja auch wieder hier einziehen.", meinte er und freute sich schon ein wenig aus seinem Acht-Mann Schuppen herauszukommen, wenn er es denn soweit schaffen sollte..

  • So wirklich schön fand sich Axilla im Moment ja nicht. Das Kleid war eng und weiß und sah irgendwie schlicht aus, nicht wie die feine Seide, die sie sonst trug, in den vielen verschiedenen Variationen der Farbe grün. Dennoch drehte sie sich einmal langsam um und lächelte etwas verlegen. “Es ist noch nicht fertig, es muss noch vernäht werden, und... ich habs auch nicht selber genäht“ gestand sie etwas kleinlaut. Eine gute Matrone hätte es wohl selbst genäht. Axilla hatte nicht einmal den Stoff selber gewebt, auch wenn sie es versucht hatte. Doch schon sehr bald hatten die Sklavinnen Mitleid mit ihr – oder der Wolle – gehabt, und ihr diese Arbeit abgenommen. Vermutlich saßen deshalb nun die einzelnen Fäden akkurat und fest und wiesen keine faustgroßen Löcher auf.
    Als Seneca ansprach, wie leer dieses Haus sein würde, konnte Axilla aber ihr Lächeln nicht beibehalten. Sie sah sich wehmütig im Raum um. Es war eigentlich nicht ihr zuhause, aber es war doch ein wenig dazu geworden. Und gerade jetzt, als sie sich daran gewöhnt hatte, als sie Sicherheit hier gefunden hatte, sollte sie es wieder verlassen. “Ich würd am liebsten nicht hier weggehen“, sagte sie schwermütig und seufzte einmal. Erst nach einem Augenblick fand sie ihr Lächeln wieder, auch wenn es jetzt von Traurigkeit durchsetzt war. “Ich bin mir sicher, dass du bald befördert wirst. Die Prätorianer können sich doch keinen Besseren auch nur erträumen als dich.“

  • Seneca grinste schelmisch als Axilla sagte dass sie ihr Kleid nicht selbst genäht hatte. Irgendwie hatte er es ja erwartet, nicht weil er Axilla für eine miserable Hausfrau hielt, sondern weil es von vorneherein seine Annahme war...
    "Ich sagte ja auch nicht dass das Kleid gut aussieht, sondern du.", meinte er und grinste weiter. Als Axilla ernster wurde, blickte auch Seneca sich um, und klopfte mit seinen Füßen auf zweimal auf den Boden, als ob er dessen Beschaffenheit prüfen würde..
    "Du gehst ja nicht nach Britannien.", meinte er mit einem aufmunternden Lächeln, "Die Casa rennt ja nicht weg, und wenn du am Tag Zeit hast, kannst du ja immer wieder hier vorbeischauen.", fuhr er fort, irgendwie musste schließlich ab und an nach dem rechten sehen, und Seneca würde eventuell nicht immer Zeit dazu haben, "Ich hoffe du hast recht, so ein Optio-Stab würde sich bei mir ganz gut machen.", entgegnete er seiner Cousine scherzhaft, um sie ein wenig aufzumuntern..
    "Deine Schneiderinnen können das Kleid nicht zufällig hier fertigstellen? Dann können wir noch ein wenig plaudern, natürlich kannst du auch zurück zu ihnen und das Kleid fertigstellen lassen."

  • Jetzt wurde Axilla doch ein klein wenig rot. Komplimente waren schon immer ein sehr seltenes Gut für sie gewesen und sie dementsprechend leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen, wenn man ihr eines machte. Aber dass es gerade Seneca war, machte sie noch ein klein wenig verlegener als sonst.
    Allerdings hielt das nur so lange an, bis sie über ihren Auszug sprachen. Sie biss sich leicht auf die Unterlippe und sah beiseite. “Ich fühl mich aber, als ginge ich bis nach Britannia. Irgendwie hab ich mich gerade erst hier richtig eingelebt, und jetzt zieh ich schon wieder aus.“ Sie seufzte leicht und lächelte etwas traurig, als Seneca meinte, ihm würde ein Optio-Stab gut stehen. “Optio? Centurio, mindestens. Oder gleich der Ritterstand und Tribun.“ Ihr Lächeln wurde offener, und aus keinem bestimmten Grund umarmte sie Seneca einfach und hielt sich einen Moment lang an ihm fest. Er war kleiner, als ihr Vater es gewesen war – wobei sie ihre Erinnerung trügen konnte. Sie war viel jünger, als sie ihn das letzte Mal umarmt hatte. Sie hielt also Seneca einen Moment lang einfach fest, versuchte sich an ein ganz bestimmtes Gefühl zu erinnern und alle anderen einfach zu vergessen. Aber es gelang nicht ganz.
    Mit einem leise gemurmelten “'Tschuldige“ ließ sie wieder von ihm ab und trat einen schritt zurück. Jetzt einen Anschluss finden war schwer, also versuchte sie, sich an das letzte, was Seneca gesagt hatte, zu erinnern. Das Kleid. “Oh, äh, ja, das Kleid, es ist fast fertig, das können sie später fertig nähen. Geht hier nur um ein paar Nähte, das hält schon. Das musste nur jetzt richtig abgesteckt werden für die Maße.“ Verlegen strich sie sich eine Haarsträhne hinter das Ohr und setzte sich auf eine nahe Bank. Sie kam sich ein wenig albern vor und wusste nicht einmal so genau, warum. “Aber wie sieht es denn bei den Prätorianern aus. Der neue Präfekt... wie behandelt er dich?“

  • Neugierig schaute sich Diademata im Inneren der Casa um und verglich das Atrium mit dem zuhause (ihr altes Zuhause in Baiae). Das Licht fiel zu dieser Tageszeit direkt auf das Wasser im Impluvium und ließ es glitzern. Sie nahm Platz und zupfte ein bisschen nervös an ihrem Kleid herum. Was, wenn diese Iunier alle bekloppt waren? Oder sie direkt wieder zurück nach Baiae schicken würden?
    Die haben bestimmt nicht gerade auf dich gewartet, fuhr es Diademata durch den Sinn. Allerdings war es für solche Überlegungen jetzt auch irgendwie zu spät. Sie würde einfach das Beste daraus machen, zur Not eben den erstbesten reichen, gutaussehenden, mächtigen Mann heiraten, der ihr über den Weg lief.


    Wie es seine Aufgabe war, hatte sich http://s7.directupload.net/images/120531/temp/kwrvdmeo.jpgTarik[/url] neben Diademata postiert. Sein Schatten fiel auf ihre Sandalen und ließ sie aufblicken.
    "Tarik! Stell dich irgendwo da hinten hin!" Sie wedelte mit der Hand in der Luft vor sich herum und verwies ihn auf seinen Platz. "Das sieht ja sonst aus als würde ich hier Piraten, Straßenräuber oder Strauchdiebe erwarten!"

  • Langsam kam Seneca ins Atrium geschritten, ihm wurde eine Iunia angekündigt, aber der Name war ihm unbekannt weswegen er vorsichtig sein wollte, in diesen Zeiten wusste man ja nie..
    "Salve, ich bin Iunius Seneca, mit wem habe ich die Ehre?", fragte Seneca distanziert, wer wusste ob sie nicht doch eine Bittstellerin war, außerdem kannte Seneca den iunischen Stammbaum selbst nicht so gut um alle im Imperium verstreuten Iunier zu kennen.

  • Ein Mann (gut-aussehend, groß gewachsen und mit einem markanten Gesicht) betrat das Atrium und Diademata erhob sich, vielleicht ein bisschen zu hastig um elegant zu wirken.
    "Salve!" grüßte sie dann auch noch viel zu hektisch. Reiß dich ein bisschen zusammen! Das hier ist kein Bewerbungsgespräch. Das ist deine Familie, die müssen dich nehmen, ob sie wollen oder nicht.


    "Ich bin Iunia Diademata, Tochter von Manius Iunius Laevinus." Da dieser Iunius Seneca kein Cousin oder Onkel von ihr war fügte sie der Vollständigkeit halber noch eine weitere Generation an. "Und mein Großvater war Titus Iunius Tonitrus."


    Hoffentlich würde das ausreichen. Diademata hatte keine Ahnung in welchem Verhältnis sie zu dem Iunius vor ihr stand. Zur Not würde sie ihre Abstammung aber noch bis zum Urgroßvater aufsagen können und Berenice hatte irgendwo eine Tabula, wo auch noch der Ur-Urgroßvater drauf stand.


    "Meine Mutter, Racilia Decula, lässt der iunischen Familie ihre Grüße ausrichten. Sie hofft, dass die Familie meines Vaters mir dabei helfen kann in Rom Fuß zu fassen." Weil Diademata so aufgeregt war platzte es dann doch noch aus ihr heraus. "Ich brauche nämlich einen Mann!"

  • Diese Namen waren Seneca bekannt, es war zwar nicht seine Linie, aber irgendwann war sie es mal, und deshalb gehörte auch sie zur Familie. Schlagartig wurde Senecas Gesicht etwas freundlicher, seine Haltung weniger angespannt, "Nun Diademata, ich freue mich dich in Rom begrüßen zu dürfen.", sagte Seneca fast schon als hätte sie eine Art Prüfung bestanden, "Setz dich doch bitte wieder, kann ich dir was zu trinken anbieten?", jetzt musste der Iunier doch noch seine Gastgeber-Qualitäten zeigen, immerhin gehörte sie zur Familie, "Ich hoffe deine Reise war angenehm, du musst meine Skepsis entschuldigen, es gibt nicht mehr allzu viele Iunier in Italia, umso erfreulicher ist es natürlich dass du hier bist."


    Dann musste Seneca doch ein wenig Grinsen, "Du suchst einen Mann? Ich denke da bist du in Rom richtig.", scherzte Seneca und gab einem Sklaven ein Zeichen dass er etwas Wein und Wasser holen sollte..

  • Auch Diademata entspannte sich nach der freundlichen Begrüßung merklich. Sie blickte kurz zurück auf die Sitzgelegenheit, dann wieder zu Seneca. "Danke! Ja, also ein Wasser wäre prima." Es war nicht so, dass das Herumliegen in der Sänfte sie sonderlich angestrengt hatte, aber die vielen neuen Eindrücke in Rom machten doch durstig.


    Sie setzte sich wieder und lächelte. "Die Reise war ein bisschen eintönig, aber zumindest ruhig. Ich bin von Baiae aus mit dem Schiff bis Ostia gefahren und von da aus mit einem Wagen bis nach Rom. Es ist zwar schon lange her, dass meine Mutter mit mir in die umgekehrte Richtung gefahren ist, aber irgendwie hatte ich das Reisen doch spannender in Erinnerung."


    Diadematas Lächeln wurde noch etwas breiter. "Auf jeden Fall bin ich froh, dass ich nun angekommen bin." Senecas Scherz traf genau den richtigen Nerv und Diadematas Augen wurden etwas größer. "Oh ja, das hoffe ich doch, dass ich hier richtig bin. Kennst du denn jemanden, der in Frage käme?" Gutaussehend, mächtig, reich, nett und intelligent sollte er sein, aber da Diademata das als Basis voraussetzte vergaß sie ganz es zu erwähnen.


    "Was machst du überhaupt? Bist du in der Politik?" Wie die Politiker, die Diademata aus Baiae und Misenum kannte, sah Seneca nicht gerade aus, denn das waren alles schlaffe, dürre Hänflinge oder schwammige, füllige Klötze. Allerdings waren die Politiker in Rom in ihrer Vorstellung auch ganz anders, nämlich genau so wie ihr Ehemann sein sollte. Ob natürlich Seneca genau so war, wusste sie nicht, aber die äußeren Voraussetzungen würde er durchaus erfüllen.

  • Seneca nickte, und da der Sklave praktischerweise schon im Atrium war versorgte er die Iunierin auch gleich mit Wasser, und Seneca mit einem Wein. Auch Seneca setzte sich zu seiner Verwandten und hörte ihr erstmal nur zu, bis sie ihm Fragen stellte, ob er Männer kennen würde, und was er tat, sie lag doch ziemlich daneben, weswegen Seneca ein leichtes Lächeln übers Gesicht huschte, auch wenn Diademata es natürlich nicht besser wissen konnte..
    "Ich kenne viele Männer, aber keinen gut genug der einer Iunia würdig wäre.", antwortete ihr Seneca und ging im Kopf einen nach dem anderen durch, nein, da war wirklich niemand der in Frage käme, "Und verzeih mein Grinsen, aber ich bin nicht in der Politik. Ich bin ein Optio der Prätorianer.", fuhr er fort und lehnte sich ein wenig entspannter zurück, "Es gibt noch ein paar Verwandte in Rom, beide weiblich, verheiratet, vielleicht können dir Serrana und Axilla helfen einen Mann zu finden, solange du noch ledig bist bin ich aber froh die Casa wieder etwas belebter zu wissen."

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