Agricola bekam nochmal ein etwas mütterlicheres Lächeln, als er sie so herzlich begrüßte, ehe Axilla der Vorstellung zu folgen versuchte. Gut, Name Tiberius Pollio, Sohn von Corona – hier wollten ihre Gedanken schon das erste Mal fragend einhaken – und hier, um etwas über den Verbleib von Corona zu erfahren – hier fand das zweite, leise Melden der fragenden Gedanken statt.
Bis gerade eben hatte Axilla noch nicht einmal gewusst, dass Corona einen Sohn hatte, geschweige denn, dass Corona auch vermisst wurde und man nach ihm suchen sollte. War der nicht tot? Axilla versuchte, sich zu erinnern, kam aber nicht wirklich dazu. Es war ja auch wirklich lange her, mindestens zehn Jahre, wenn nicht noch länger. Und Pollio wollte sich jetzt ja auch vorstellen.
Höflich war der junge Mann ja. Stand artig auf, begrüßte sie anständig, betitelte sie sogar mit der ehrenvollen Anrede Domina. Dagegen wirkte Agricola fast schlampig, wie er sich zufrieden zurücknahm und die Arme hinter dem Rücken verschränkte. Aber er war ja auch ein gutes Stück jünger als Pollio, und wenn Axilla da an ihre beiden Jungs dachte und wie diese teilweise krumm und schief in der Gegend herumstanden und Löcher in die Luft guckten, dann war Agricola geradezu ein Musterbeispiel an römischer Geradlinigkeit und Gastfreundschaft. Kurzum: Die wurden alle einmal erwachsen, genau wie sie selbst.
Axilla lächelte familiär und winkte leicht ab. “Für Verwandte bin ich Axilla, oder falls du dich nicht traust: Iunia Axilla. Die Ehrentitel sparen wir uns lieber auf für hohe Festtage oder kaiserlichen Besuch.“
Ohne groß Worte darüber zu verlieren, setzte sie sich zu den beiden jüngeren Iunii dazu und erwartete, dass diese sich schon auch wieder setzen würden. “Aber jetzt muss ich doch erst einmal nochmal einen Schritt zurückgehen“, stieg Axilla auch gleich ohne Umschweife ins Gespräch ein. “Du bist also Coronas Sohn? Und du suchst nach ihm? Wo warst du denn bis jetzt und wann hast du ihn aus den Augen verloren?“