[Capitolium] Die Vinalia rustica

  • "Das ist größter Wichtigkeit. Wenn Menschen und Götter nicht in Frieden zusammenleben und die Welt aus den Fugen gerät, ist nicht auszudenken was die Konsequenzen sind. Ist denn schon ein sacrementum oder anderes Versöhnungsopfer geplant?"

  • Zu seinem Ärger musste Gracchus feststellen, dass auf seiner Toga ein wenig Blut von dem Opfertier gelandet ist. Solchermaßen konnte er natürlich nicht zu der Vinalia-Feier der Artorier gehen, doch manchmal mussten auch Opfer anderer Art als tierischer sein, daher grämte er sich nicht lange, zog er sich in einen der Nebenräume des Tempels zurück und ließ sich von seinem Leibsklaven Sciurus eine neue Toga anlegen, wiederum in strahlendem Weiß, immerhin würde er auch bei dieser Gelegenheit als Sacerdos publicus das Opfer abhalten. Anschließend scheuchte er zwei Tempeldiener auf, um alles vorzubereiten, das Tier und die Ritualutensilien zu holen und sich an der Sänfte bereit zu halten. Als die Verteilung der Opfergaben an das Volk begann, ließ Gracchus die für ihn bei Seite gelegten Anteile von Sciurus abholen und begab sich schließlich selbst zu seiner Sänfte und nahm darin Platz. Gefolgt von Sciurus und den beiden Sklaven setzte sich die Sänfte in Bewegung um zur Casa Artoria zu gelangen.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Medeia neigte zustimmend ihren Kopf auf den Worten des ehemaligen Aedils hin. Ein Schmunzeln umspielte ihre Lippen. "Ich muss aber auch zugeben, daß mich gerade das Amt der Quaestrix mehr und mehr an die Sänfte gewöhnt hat. Aber in der Subura ist damit ja kein Vorankommen denkbar. Fußwege werde ich in Kauf nehmen dafür, so die Götter und die Wähler denn wollen!" fügte Medeia in der Pause als Antwort an. In jenem spannenden Moment der Eingeweideschau. Leise hatte Medeia geflüstert, um ja nicht die Zeremonie und somit den ganzen schönen Tag zu verderben. Als dann die Verkündigung eines gelungenen Opfers kam, seufzte Medeia auf. Also mussten sie den Gästen heute abend nicht absagen und Corvinus Weinernte konnte weiter gehen. Die Erleichterung zeigte sich auch auf Medeias Gesicht.


    Noch kurz verfolgte Medeia die Opferausgabe und wie Gracchus in den Tempel zurück ging. Lächelnd wandte sie sich an Macer. "Zumindest heute habe ich meine Sänfte zu Hause gelassen. Magst Du mich vielleicht ein Stück begleiten, Purgitius Macer?"

  • Nicht nur auf Macers Gesicht zeigte sich die Freude über das angenommene Opfer, sondern auch auf dem seiner Gesprächspartnerin und ließ damit ihre Blässe spürbar verschwinden.
    Macer überlegte kurz, ob es sich lohnen würde, auch für ein Stück des Opferfleisches anzustehen, entschied sich dann aber dagegen und wartete wie Artoria Medeia, bis sich der Strom der Menschen ein wenig verteilt hatte.


    "Gerne begleite ich dich noch ein Stück" antwortete er dann auf ihre Frage. "So brauche ich dann hoffentlich kein arg so schlechtes Gewissen mehr zu haben, deiner Einladung zur heutigen Feier abgesagt zu haben." Er lächelte entschuldigend und lenkte seine Schritte dann langsam in Richtung des Abgangs vom Tempelplatz.

  • Medeia schmunzelte als sie die Worte von Macer vernahm. "Oh, ich hörte von der Feier der Valerier. Soll es doch in der Casa der Valerier sehr verngülich sein bei solchen Festen...für Männer zumindest! Und auch zahlreiche andere Familien werden Dir mit Sicherheit dutzende von Einladungen geschickt haben." Somit deutete sie an, dass sie sehr wohl von den anderen Gerüchten gehört hatte, welche man sich über die Valeriergelage erzählte. Medeia schien sich jedoch nicht wirklich daran zu stören. Es war dann doch etwas mühsam, sich aus der Traube von Menschen zu befreien, die alle für ein winziges Stück des Opfertieres anstellten. Doch dann atmete Medeia befreit auf als sie die Menge hinter sich gelassen hatten.


    Als sie das Capitolium hinunter wanderten, genoß Medeia die warmen Sonnenstrahlen auf ihrem Gesicht und sie lächelte gelöst. Ein ereignisreicher Tag würde noch vor ihr liegen, doch freute sie sich auch auf die Feier. "Nun, ich sah Dich weder auf der Rostra kandidieren, noch hörte ich davon, daß Du wieder ein Kommando angenommen hast. Hast Du Dich gar den schönen Studien der Geschichte gewidmet oder den Künsten der Musen?" fragte Medeia mit einem vergnügten Gesichtsausdruck und einer gewissen Neugier.

  • Auch Minervina war bei der Opferung zugegen und beobachtete das Geschehen um sich herum sehr aufmerksam. Sie hatte ein Opfer woanders erstehen können. Ihr Geschenk an den großen Iuppiter war kostbarer Falerner. Als sie ihr Opfer dargebracht hatte, machte sie sich auf den Weg in die Villa Tiberia, um sich für das Fest fertig zu machen.

  • Zitat

    Original von Artoria Medeia
    "Nun, ich sah Dich weder auf der Rostra kandidieren, noch hörte ich davon, daß Du wieder ein Kommando angenommen hast. Hast Du Dich gar den schönen Studien der Geschichte gewidmet oder den Künsten der Musen?" fragte Medeia mit einem vergnügten Gesichtsausdruck und einer gewissen Neugier.


    Auf die vorhergehenden Äußerungen über die Feiern der Valerier antwortete Macer nicht, sondern grinste nur breit und für einen Senator vielleicht nicht ganz angemessen. Seine Entscheidung hatte er nach seinen Kriterien getroffen und die fußten nicht darauf, was man hörte.


    Immernoch mit einem vergnügten Gesichtsausdruck ging er erst ein paar Schitte, bevor er Artoria Medeia wieder anblickte und auf ihre zweite Frage einging. "Nein, ich bin keine Mann der Künsten und Musen. Nicht, dass ich etwas gegen einen Theaterbesuch oder Rezitationen und Gesang zum Gelage habe, aber ich vermisse auch nichts, wenn ich darauf verzichten muss. Meine malerischen Fähigkeiten reichen nicht für mehr als eine Bauskizze und seit mir als kleiner Junge ein Musiker einmal eine Schelle in die Hand gab und mir wenig später erklärte, dass ich sie falsch herum halten würde, weiß ich, dass ich unmusikalisch bin."

  • Zwei ältere Männer kamen schwatzend den Weg das Capitolium herunter. Einer der Männer nickte entweder Medeia oder Macer zu, so genau konnte man das nicht erkennen. Medeia sah den Männern nur verwirrt hinter her. Ein feines Pochen zuckte wieder durch ihre Schläfe. Eigentlich hatte sie die Kopfschmerzen überwunden geglaubt. Doch die Worte von Macer brachte Medeia dazu leise zu lachen und sie neigte zustimmend den Kopf. „Musikalisch bin ich leider auch in keinster Weise. Meine Mutter hat das immer als einen großen Makel empfunden. Aber wenn ich singe, klinge ich wie ein krächzendes Huhn und wenn ich ein Instrument spiele, dann laufen selbst die Ratten davon.“ Medeia wich einem Haufen von Pferdedung oder vielleicht doch eher ein Eselmisthaufen aus. Seufzend ließ Medeia noch mal ihren Blick darüber hinweg schweifen. „Das ist der Grund, warum ich in letzter Zeit lieber die Sänfte nehme. Überall dieser Dreck auf den Strassen.“ Doch noch einmal Seufzend ließ Medeia das Thema hinter sich wie dem Haufen, den sie ausgewichen war. „Dann gefällt Dir das zivile Leben, Purgitius?“ Neugier war nun mal das Laster der Frauen und auch Medeia litt wohl darunter.

  • Nicht zum ersten Mal bekam Macer den Eindruck, dass man ihn in der Öffentlichkeit offenbar vor allem als Militärangehöriger wahrnahm, obwohl er das doch nun schon länger nicht mehr war.


    "Oh ja, sicher doch", antwortete er daher nach einer kurzen Pause. "Ich bin ja nicht in Caligae geboren worden und fühle mich auch ohne Schwert an der Seite ganz wohl. So groß sind die Unterschiede manchmal auch gar nicht. Als Kommandeur empfing ich zum Beispiel morgens die Centurionen und gab Tagesbefehle aus, jetzt empfange ich morgens meine Klienten."


    Immer wieder achtete Macer darauf, nicht zu schnell zu gehen und machte langsamere Schritte.


    "Aber natürlich gibt es auch angenehme Unterschiede - nette Gespräche im Anschluß an ein Opfer zum Beispiel."

  • "Ich hab ganz genau gesehen, wie Du sie angegafft hast! Du elender kleiner..." Eine Frau schrie lauthals einen etwas kleineren Mann an. Hochrot hatte sich das Gesicht der Frau verfärbt und sie schwang drohend ihre Faust. Der Mann sah seine Frau ganz entgeistert an. "Öhm...ich...!" stotterte der Mann nur verdattert und wich einen Schritt von seiner Frau zurück. "Ich habs gesehen, die rothaarige Lupa da drüben!" Dreist deutete die Frau direkt auf Medeia und ballte wieder drohend die Faust. Einige Passanten blieben stehen und sahen neugierig auf den Ehestreit. Statt sich zu zügeln, gab die Aufmerksamkeit der Frau noch mehr Auftrieb. "Hast Du das nicht auch gesehen?" fragte sie einen der Umstehenden. Einige der Umstehenden lachte leise auf und nickte. Er wollte wohl das kleine Spektakel weiter verfolgen.


    Medeia schritt langsam neben Macer weiter die Straße entlang. Sie war froh darüber, dass Macer nicht allzuschnell lief. Lange Läufe brachten sie immer noch, selbst ein Jahr später, schnell aus dem Atem. "Ja, hier in Rom pulsiert auch das Leben ständig. Da findet sich selten Langeweile...!" Doch just wurde sie von dem Geschrei abgelenkt und in ihrer Rede unterbrochen. Erstaunt sah Medeia zu dem streitenden Paar als auch die Frau auf sie zeigte. Soviel Unverschämtheit war Medeia in letzter Zeit selten begegnet, drum sah sie die schreiende Frau nur sprachlos an.

  • Macer hatte dem Geschehen um ihn und Medeia herum bisher nur begrenzt Aufmerksamkeit geschenkt, aber das Gezeter und die Reaktionen darauf waren nun wirklich nicht zu übersehen. Einen Augenblick zögerte er, ob er die drohenden Gesten der Ehefrau oder Medeias sprachlosen Gesichtsausdruck amüsanter finden sollte. Dann beschloss er, sich mal kurz einzumischen und schritt auf das Ehepaar und die Schaulustigen zu. So sehr ihm die dicke Senatorentoga im Normalfall eher lästig war, so sehr gestattete sie ihm hier immerhin, relativ zügig voran zu kommen, da der eine oder andere Bürger zur Seite trat.


    Macer ging nicht davon aus, dass ihm die zeternde Frau irgendwelche Beachtung schenken würde und hatte auch gar nicht vor, sich stimmlich mit ihr zu messen. Stattdessen fragte er bewusst nebensächlich und ruhig in die Runde: "Verzeichung, auf wen zeigte die Frau?"
    Einem pflichtschuldig gehobenen und zweifellos auf Medeia gerichteten Arm folgte er umständlich mit dem Blick, bevor er dann in einem Moment, in dem das allgemeine Gemurmel etwas verebbt war, laut und deutlich ausrief: "Quaestrix Artoria Medeia, könntest du bitte einen Schritt zur Seite gehen? Ich kann nicht erkennen, auf welche Lupa der Herr hier zeigen möchte."

  • Erbost in ihrem Streit gestört zu werden, drehte sich die geifernde Frau wütend um. Ihre Fäuste hatte sie in ihre Taille gestemmt und sah sich suchend nach dem Störenfried um. Schon wollte sie loszetern. Ihr Mann, der jedoch wohl etwas geistesgegenwärtiger war, erblasste bei dem Blick des Purpurstreifens an Macers Toga. „Bitte, was sa...?“ Der gescholtene Ehemann zupfte schnell an dem Gewand seiner Gattin, die irritiert in seine Richtung sah. In einer kläglich dezenten Gestik deutete der Mann auf Macers Toga. Einige weitere Römer versammelten sich und gafften.


    Medeia lächelte über Macers Reaktion, neigte leicht den Kopf und trat zur Seite. Der Ehemann reagierte schließlich wieder etwas geistesgegenwärtiger als seine Frau, die verwirrt von Macer zu Medeia sah. „Meine Frau hat jemand anders gemeint. Verzeih bitte, werter Senator...ähm...Vale!“ Verlegen nickend sah er kurz zu Medeia und packte seine Frau an der Hand. Völlig den Boden ihrer Streitlust verlierend, ließ sich die Frau mitziehen. Ein älterer Römer lachte. „Siehste? Du schuldest mir 20!“ Ein anderer Römer schüttelte energisch den Kopf. „Nein, wirklich gesiegt hat der Mann nicht. Eher der Senator und auf den hat keiner von uns gewettet!“ Ein Dritter mischte sich ein. „Passt lieber auf, Glücksspiel ist doch seit neustem verboten!“ Der Erstere lachte. „Nicht in Rom, Amicus. Aber lasst uns zu den Thermen gehen. Hier ist wohl alles vorbei! Vale Senator!“ verabschiedete sich auch jener Mann und die Schaulustigen zerstreuten sich ein wenig.


    Medeia sah dem sich wieder leise streitenden Ehepaar hinter her und trat dann auf Macer zu. „Das war sehr freundlich von Dir, werter Purgitius. Ich glaube, die Frau hätte wohl alles zum Anlass genommen, einen Streit mit ihrem Mann, was er wohl ist, anzufangen. Nun, wer so etwas nötig hat!“ Medeia schmunzelte, da sie von solchen Menschen nicht viel hielt. „Gehen wir doch weiter!“ Nachdenklich runzelte Medeia kurz die Stirn. „Wir wurden leider unterbrochen. Die Frau hat meinen Gedankenfaden auch vollends zerrissen. Wo waren wir stehen geblieben?“

  • Mit leichtem Kopfschütteln sah Macer dem davon ziehenden Ehepaar nach und begab sich zurück zu Medeia. "Wie kann man an einem so schönen Tag nur Streit anfangen wollen..." sinnierte er einen Augenblick und befand im übrigen, dass der arme Ehemann ja nun wirklich nichts überraschendes getan hätte, wenn er Medeia hinterher geguckt hätte.


    "Du sprachst über das pulsierende Leben Roms, bei dem es nie langweilig wird", beantwortete er dann ihre Frage und kam ihrer Aufforderung zum Weitergehen gerne nach, indem er sich wieder in Bewegung setzte.

  • „Richtig!“ Medeia dachte kurz darüber und schüttelte lächelnd den Kopf. „Nein, der Faden ist mir trotzdem entglitten. Aber vielleicht war es auch ein Zeichen.“ Den Weg weiter fortsetzend war der Abstieg schon schnell geschafft und sie kamen zwischen einige flache Häuser Roms. An einem der Häuser tropfte von einer verstopften Rinne Wasser herunter, bildete einen kleinen Wasserlauf und vermischte sich mit dem Staub der Straße zu einem matschigen Brei. „Wie hast Du Deine Zeit als Aedil im Gedächtnis behalten, wenn ich das fragen darf, Senator? Was war wohl das Schwierigste, was Dir begegnet ist?“


    Medeia umrundete den matschigen Teil der Strasse und wich einem dicken, schnaubenden Mann, der mit einem großen Sack Getreide durch die Strassen stapfte, aus. Ohne den Matsch zu beachten, lief er einfach hindurch und verschwand in einer Nebengasse. Einige Kinder liefen mit etwas schmutzigen kurzen Tuniken durch die Strasse und versuchten sich gegenseitig einen ledernen Ball abzujagen. Dabei nahmen sie auf die Passanten nicht sonderlich viel Rücksicht. Ein kleiner Junge stieß wuchtig gegen Macer und sah zu ihm hoch, schnell nuckelte er an seinem Daumen, glotzte kurz und lief weiter.

  • "Mir wird mein Aedilat wohl immer als sehr spannede Zeit in Erinnerung bleiben. Ich hatte mich vorher auf die vielen neuen Aufgaben gefreut und der Alltag hat mich diesbezüglich wirklich nicht enttäuscht." Deutlich spürbare Begeisterung schwang in Macers Stimme mit, als er von seiner Amtszeit erzählte. "Täglich gab es etwas interessantes zu erleben. Ob nun bei Betriebskontrollen, auf den Märkten, bei der Büroarbeit, irgendwo auf der Straße, einfach überall. Mal arbeitet man mit nüchternen Zahlen, Maßen und Gewichten, dann wieder mit Menschen verschiedenster Art."


    Er stockte einen Augenblick, als ihn der Junge mit dem Ball fast umrannte und blickte ihm kurz nach. Er erinnerte ihn an die Gruppe von Kindern, die einmal voller Begeisterung in seinem Auftrag in eine Zisterne gesprungen waren, um diese von diversem Abfall zu säubern.


    "Von Kindern, die einem auf der Straße hinterher laufen, wenn man in der Toga durch die Suburba geht, bis hin zu Greisen, die schon seit Jahren in ihrer Wohnung wohnen und nicht einsehen wollen, dass diese wegen Brandgefahr geräumt werden muss, ist alles dabei."


    Er blickt Medeia an und versucht zu erkennen, wie sie auf diese Beschreibung des Amtes reagiert. Ob es sie interessiert oder ob ihr solche Begegnungen eher weniger Freude machen würden.


    "Was das Schwierigste war, ist ganz schwer zu sagen. Manch eine Betriebskontrolle war schwierig. Manchmal war es schwierig, Regeln durchzusetzen, die man selber nicht mag. Und auch Spiele zu organisieren ist schwierig. Aber eine Sache, die besonders schwierig war, nein, eine solche gab es nicht."

  • Sim-Off:

    *hust* *verschämtguckend*


    Einer der größeren Strassen wieder erreichend, wechselte Medeia auf den erhöhten Gehstreifen am Rande der gut ausgebauten Straße. So war die Gefahr in den Kuhdung zu laufen, der von den morgendlichen Karren übrig geblieben war, viel geringer. Während sie beide, ehemaliger Aedil und Aedilanwärterin, weiter liefen und Macer sprach, lauschte Medeia aufmerksam seinen Worten. Wobei man bei ihr eigentlich die meiste Zeit das Gefühl hatte, sie würde ihren Gesprächspartnern gut zu hören. Vielleicht ein Erbe, was sie noch aus ihrer Athener Zeit mitgebracht hatte? Doch obwohl sie sehr interessiert wirkte, war es schwer an ihr abzulesen, was sie empfand. Zwar lächelte sie bei den Worten mit den verschiedenen Begegnungen etwas mehr oder ihre Augenbraue zuckte leicht bei den Worten über die Betriebskontrolle, doch veränderte sich das leichte und freundliche Lächeln bei ihr kaum.


    Einige Männer standen auf der Gehseite vor einem Handwerksgeschäft und schienen sich über einen Handel gerade einig zu werden. Sie gestikulierten heftig und so manch ein derbes Wort wurde da gesprochen. Medeia wandte sich nach rechts und balancierte über drei Wegsteine, die aus der Straße herausragten und auf die andere Seite. Kurz war der Blick in eine Seitengasse frei, die große Bottiche enthielt und den Geruch von Färbemitteln zu ihnen hinüber trug. Frauen und Männer waren dort beschäftigt große Bahnen von Stoff in die Bottiche mit Holzstäben zu tauchen. „Das klingt alles sehr aufbauend, Senator. Dann hoffe ich, dass ich diese Zeit, sollten die Götter mir gewogen sein, auch in so guter Erinnerung behalte.“ An einer größeren Abzweigung blieb Medeia stehen und wandte sich um. Die Sonne strahlte warm herunter und Medeia lächelte leicht. Ihre Wangen waren schon etwas rosiger wieder als noch bei dem Opfer. „Das wird bestimmt ein schöner Festtag heute noch. Nun, die Strasse hinunter geht es zu meiner Casa. Liegt das auch noch auf Deinem Weg? Ich möchte Dich nicht aufhalten...“

  • "Wenn, dann wäre ich es wohl, der dich aufhält", entgegnete Macer lächelnd. "Immerhin hast du heute noch eine Feier vorzubereiten und daher sicher noch einiges zu tun."


    Ob die Casa von Artoria Medeia auf seinem Weg lag, konnte er schlecht sagen, denn so genau wusste er selber nicht, wohin sein Weg führte. Wenn er direkt nach Hause gehen wollte, dann hätte er geradeaus weiter gehen müssen. Da er aber noch einige Stunden Zeit hatte, bis er sich selber zu einer Feier begeben wollte, konnte er genauso gut noch ein wenig durch die Stadt laufen. Menschen beobachten, sich auf dem Forum umhören oder eben Artoria Medeia begleiten.


    "Wenn es dich nicht stört, begleite ich dich gerne noch weiter.


    Du hast mich viel gefragt, was ich aus meiner Amtszeit in Erinnerung habe. Was erwartest du dir denn von diesem Amt, sofern du es erringen wirst?"

  • „Dann ist es mir eine Freude, wenn Du mich noch ein Stück begleitest, Senator!“ Medeia lächelte freundlich, und auch ehrlich freundlich. Nicht dieses Lächeln, was eine gewisse Professionalität verriet, anderen vorzugaukeln man wäre doch ein sonniges Gemüt oder ein immer strahlender Mensch. So wandte sich Medeia dem Straßenzug zu, der in das Viertel führte, wo die Casa Artoria gebaut war. Lebhaftes Treiben war auf der Strasse zu sehen. Kein Wunder, es wollten doch viele den heutigen Tag feiern. Manche hatten sogar für den Tag frei bekommen oder genommen. Abgesehen von den vielen Sklaven, manchen Handwerkern, Ladenbesitzern und schwer arbeitenden Tagelöhner, die auch heute wieder ihrer Arbeit nachgingen und vielleicht später sich ein größeres Mahl leisten konnten. Mal abgesehen von den Sklaven, die Tag ein, Tag aus denselben Fraß oder Kost erhielten, bis auf zu den Saturnalien. Doch Medeia machte sich, wie viele andere Römer heute kaum Gedanken darum.


    Obwohl die Hitze wieder mal drückend war, die Gerüche der Stadt und die Miasmen der üblen Sümpfe um Rom die Säfte eher in Disharmonie brachte, ging Medeia recht gelöst den ‚Gehweg’ entlang und dachte sinnend über Macers Frage nach. „Was ich von dem Amt erwarte...?“ Sie lächelte leicht und betrachtete zwei ältere Frauen, die mit Waschkörben in einem Hinterhof verschwanden, wo ein Waschbrunnen stand. „Dem Imperium dienen und Rom zu einer besseren Stadt machen?“ Medeia schmunzelte und warf Macer einen amüsierten Blick zu. „Sicherlich ist das auch ein Grund. Aber da ich auch aus Griechenland komme, liegt es mir im Blute an dem öffentlichen Leben teilzunehmen. Aber Griechenland ist immer noch in den verbohrten Ansichten verstrickt. In Rom pulsiert nun mal das schlagende Herz der Welt. Und ich habe die Stadt sehr zu schätzen gelernt. Deswegen hoffe ich, mit meiner Arbeit und meinem Können zu zeigen, dass auch die neuen Wege der Stadt dienen können.“


    Sie strich sich eine Haarlocke zurück. „Das klingt jetzt wohl alles sehr pompös. Gut, ganz konkret? Ich hoffe zu erfahren, was die Menschen hier in Rom bewegt. Wie sie zufrieden zu stellen sind, zu lernen und zu wachsen. Ich erwarte, dass mich das Amt fordert und meine Fähigkeiten noch erweitert. So ist das immer, wenn ich mich einer neuen Aufgabe stelle.“ Die nächste Abbiegung und eine weitere Straße wurden gewählt. Einige Hühner wurden aufgescheucht als die beiden Römer, Macer und Medeia, dort entlang liefen.

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