Ich wunderte mich, wo mein Vetter Gracchus geblieben war. Vermutlich hatte er auf die Schnelle keine Oliven auftreiben können, wie ich ihn beauftragt hatte.
Just in dem Augenblick betrat jedoch ein Sklave den Raum, und kündigte Gracchus' Ankunft an.
Ich wunderte mich, wo mein Vetter Gracchus geblieben war. Vermutlich hatte er auf die Schnelle keine Oliven auftreiben können, wie ich ihn beauftragt hatte.
Just in dem Augenblick betrat jedoch ein Sklave den Raum, und kündigte Gracchus' Ankunft an.
Im Grunde war Gracchus ein sehr friedfertiger Mensch, auf Harmonie bedacht und selten mit bösartigen Gedanken unterwegs, doch als er den Raum des Conventus betrat und sein Blick seinen Vetter streifte, so wäre jener augenblicklich tot umgefallen, könnten Blick töten. Keine halbe Stunde zuvor war der Sacerdos noch in Erfüllung seiner Pflichten im Tempel des Iuppiter Capitolinus inbegriffen gewesen, als ihn Felix' Nachricht erreicht hatte, dass er sich zu jener Zusammenkunft zu bemühen und Oliven mitzubringen hätte. Natürlich war es Gracchus eine große Ehre, diesem Kreis beisitzen zu dürfen, doch ein wenig mehr Vorlaufzeit hätte ihm sein Vetter gönnen können.
"Salve, mein Kaiser! Verzeih die Verspätung, ich wurde sehr kurzfristig von diesem Termin unterrichtet."
Er biss die Kiefer aufeinander und nickte auch den übrigen Anwesenden grüßend zu.
"Salvete!"
Schließlich nahm er auf dem ihm durch einen Sklaven zugewiesenen Platz Platz. Die Schale mit Oliven trug ein ihm folgender Bedienster des Palastes und stellte sie nun auf den Tisch in der Mitte. Es waren mit die teuersten Oliven gewesen, welche in Rom wohl zu finden waren, nicht unbedingt, weil sie die allerbeste Qualität aufwiesen, sondern weil er sie auf dem Weg vom Kaptitol her direkt am Forum erstanden hatte.
Hungi hebte nur kurz die Augenbraue, als ein Sklave die Ankunft des Flaviers ankündigte. Leute, die zu spät kamen, mochte er gar nicht. Eher desinteressiert sah er, was der Flavier mitgebracht hatte.
Was war denn das? Oliven! Den Göttern sei Dank, er hatte Oliven mitgebracht! Der Conventus war gerettet. Ein kleiner Wink mit den Fingern, denn Hungi wollte sich eine Kostprobe nicht entgehen lassen.
Sag Victor... begann Hungi, während er auf die Oliven wartete, wie sehr seid ihr miteinander verwandt?
Der Kaiser nickt den zu spät eintreffenden Flaviern knapp zu. Etwas mehr Pünktlichkeit würde sicher auch einer alten Patrizier-Gens nicht schaden. Während sich nach der Ankunft kurzes privates Gemurmel ergibt, notiert der Kaiser die ersten Ergebnisse eigenhändig auf einer seiner Tafeln.
Erhebungen Ordo Equester:
Marcus Aelius Callidus
Tiberius Iulius Numerianus
Beobachten:
Marcus Annaeus Scipio
Lucius Artorius Avitus
"Titus Octavius Dio aus der Curia Italica? Wir haben doch Beisitzer dieses Gremiums in unserer Runde - wie ist die Einschätzung?"
Als ich Gracchus' Gesicht erblickte, als er mich grüßte, musste ich unverzüglich Grinsen. Irgendetwas daran erinnerte mich an den alten Konsular Lucidus...
"Ich kann derzeit keinen meiner Klienten für eine Erhebung in den Ritterstand vorschlagen. Gracchus, wie sieht es bei den übrigen Flavischen Klienten aus?"
Er brauchte nicht lange, um die in Frage kommenden Männer zu memorieren, doch keiner unter ihnen hatte sich bereits auffällig um das Imperium verdient gemacht. Daher schüttelte Gracchus leicht den Kopf.
"Es gibt keinen darunter, dem eine solche Ehre bereits angemessen wäre."
Sodann schwieg er wieder, war er sich seiner Position als Gast durchaus bewusst, und beobachtete interessiert. Ein wenig förmlicher hatte er sich diesen Conventus immer vorgestellt, saßen doch die wichtigsten Männer des Reiches beieinander, doch womöglich lag genau in jener Tatsache der Kern des Irrtums.
"Nun gut, keine Kommentare zu Octavius Dio und keine sonstigen Meldungen. Dann setzen wir den mann auf die Warteliste und schließen das Thema ab."
Noch einmal wirt der Kaiser einen abschließenden Blick auf seine Liste, notiert noch einen Namen, der ihm gerade wieder einfällt und legt das Schriftstück dann zur Seite.
Erhebungen Ordo Equester:
Marcus Aelius Callidus
Tiberius Iulius Numerianus
Beobachten:
Marcus Annaeus Scipio
Lucius Artorius Avitus
Titus Octavius Dio
Marcus Iulius Lepidus
Dann greift er zu den anderen Akten, die schon vorher die Neugier des ehemaligen Praefectus Praetorio geweckt hatten.
"Erhebungen in den Senatorenstand."
Er blickt kurz in die Runde, legt die zugehörige Tafel dann gleich wieder weg.
"Nein, später. Da gibt es ohnehin nicht viel zu bereden. Auszeichnungen für Magistrate machen wir auch später.
Bürgerrechte. Verdankt irgendeiner der Anwesenden einem mutigen Peregrinus sein Leben, sein Vermögen oder seinen letzten Wahlerfolg und möchte ihm dafür das Bürgerrecht verleihen lassen?"
Livianus schüttelte den Kopf. Da er hauptsächlich unter Legionären weilte, die ohnehin das Bürgerrecht haben musste, um ihren Dienst in der Legio zu versehen, hatte er kaum Kontakt zur Perigrini.
Auch Hungi schüttelte den Kopf. Es trat nie jemand an ihn heran, der irgendwas wollte, also gab es auch keinen Grund für ihn, sich für irgendjemanden einzusetzen. Seine Schäfchen waren im trockenen, die anderen interessierten ihn nicht.
Gracchus schloss sich den Kopfschüttlern an, mit Peregrini hatte er selten zu tun.
Auch Macer konnte sich dem allgemeinen Kopfschütteln nur anschließen und keine Kandidaten für das Bürgerrecht beisteuern.
"Keine Vorschläge also. Kommen wir zum nächsten Punkt."
Der Kaiser legt erneut ein Dokument beiseite und greift zum nächsten. Ein Lächeln huscht über sein Gesicht.
"Nun, als nächstes ein Punkt, in dem es nicht viel zu besprechen gibt. Eher eine Mitteilung. Und zwar beabsichtige ich, einige verdiente Mitglieder des Consiliums mit etwas Land zu beschenken, als Gegenleistung für vergangene Dienste.
Es erhalten für ihre Statthalterschaft die Herren Secundus Flavius Felix und Spurius Purgitius Macer je zwei Grundstücke, ferner Marcus Vinicius Hungaricus für seine Dienste als Praefectus Praetorio ebenfalls zwei Grundstücke."
Auf seinen Wink hin händigt ein Diener entsprechende Urkunden aus.
Wie... nur zwei?
"Ich danke dir, mein Kaiser!"
Ich nahm das Dokument entgegen und studierte es.
Überrascht nahm Macer die Schenkung zur Kenntnis und die gereichten Besitzurkunden entgegen.
"Vielen Dank, mein Kaiser."
Neugierig schaute er nach, wo die Ländereien lagen. Angeblich sollte sich Caesar einst einmal den Scherz erlaubt haben, einem Soldaten zur Entlassung keine Landparzelle zu schenken, sondern das einzige gallische Dorf, was sich erfolgreich der Besatzung widersetzte. Auf den beiden ihm zugeteilten Urkunden konnte er aber nichts derartiges erkennen.
Hungi selber war nicht ganz so überrascht, er hatte schon bei der Parade erfahren, daß er noch ein paar Ländereien bekommen sollte. Er nahm die Urkunde entgegen und überflog die paar Zeilen.
Jö schau, Sizilien! Mah, da wird sich meine Frau aber freuen... entkam es ihm etwas lauter als gewollt..
Der Kaiser gibt den Beschenkten etwas Zeit, sich angemessen zu freuen, bevor er fortfährt.
"Kommen wir zu weiteren Personalempfehlungen abseits der Standeserhebungen. Der Praefectus Urbi sucht derzeit Tribune - gibt es Besetzungsvorschläge mit geeigneten Männern? Oder andersherum fähige Leute aus eurem Umfeld, die einen angemessenen Arbeitsplatz benötigen?"
"Am ehesten wird es noch möglich sein, Männer von anderen Einheiten zu versetzen", antwortete Macer auf die erste Frage. "Zahlreiche Kandidaten mit dem Examen Secundum der Academia kämen in Frage, doch von ihnen stehen die meisten bereits im Dienst anderer Einheiten."
Namen von Personen, denen er gerne einen Posten verschaffen würde konnte er nicht beisteuern.
In tribunischen Belangen kannte sich Gracchus in etwa so gut aus, wie in den Kanälen der Cloaca Maxima, weshalb auch das nächste Thema für ihn kaum die Gelegenheit zu einer Wortmeldung bot. Obwohl er das Gesagte mit vollster Aufmerksamkeit in sich aufnahm, begann diese bald doch ein wenig vom Geschehen abzudriften und blieb schließlich auf den anwesenden Männern ruhen. Er erinnerte sich an die spottenden Bezeichnungen des Conventus, 'Die Versammlung der greisen Weisen' und ähnliche, welche im Mund des Plebs ihre Runden zogen. Doch obwohl die mächtigsten Männer Roms hier versammelt waren, war keiner auch nur ansatzweise in der Nähe des Greisenalters. Allesamt mochten sie in ihren besten Jahren sein, abgesehen von Gracchus' Vetter Felix, der bisweilen schon ein wenig darüber hinaus war. Als der Senator Purgitius zu Sprechen anhob, konzentrierte sich Gracchus wieder auf das Geschehen. Es war nie verkehrt zu wissen, wer als Tribun wohin versetzt wurde.
Crassus, der bisher der ganzen Sitzung eher stumm gefolgt war, blieb nicht viel mehr übrig, als weiterhin ihr stumm zu folgen. Denn weder konnte er viel zu Octavius Dio sagen - auch wenn sich die Familien recht gut kannten, so kannten sich Dio und Crassus kaum selber und auch in der Curia hatte er sich kaum ein Bild von ihm machen können -, noch konnte er etwas zu irgendwelchen Peregrini hinzufügen oder gar jemanden vorschlagen, noch kannte er irgendeinen arbeitslosen Tribunen. Er wollte ja erst Lucianus vorschlagen, dann fiel ihm aber ein, dass er ja Prätor werden wollte und wenn Lucianus trotzdem an dem Amt Interesse gehabt hätte, dann hätte sein Bruder ihn sicherlich vorgeschlagen. Dass er aber Interesse daran hatte war ja ausgeschlossen, sonst hätte er wohl kaum seinen Posten bei der CU aufgegeben.
Kurz, Crassus schweig weiterhin und nahm sich eine von deen Trauben. Hmm, ob wohl bei jedem Convent diese herrlichen Trauben dabei waren?
Enttäuscht sah sich der Praefectus Urbi in der Runde um, er hatte wenigstens auf ein möglicherweise gehofft. Niedergeschlagen die Schultern hängen zu lassen war aber jetzt auch nicht seine Sache und so blickte Victor jedem der zwei anwesenden Kommandeure in die Augen.
"Da sich die Anzahl der Vorschläge ja leider in engen Grenzen hält, ich ja auch weiß, dass man einen fähigen Offizier nicht gerne verliert, möchte ich euch aber wenigstens bitten, doch jemanden an die Cohortes Urbanae auszuleihen, bis der Mangel im Stab der Stadtkohorten auf normalem Weg behoben werden kann."
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