Triclinium Parvum | Cena familiaris

  • Lysandra war Gold wert, auch wenn es Flora wohl nur gegenüber ihrer Schwester zu gegeben hätte. Die Sklavin hatte sich schneller, wie ihre Herrin, sich im neuen Heim zu recht gefunden und ebenso schnell mit den Sklaven des Haushaltes angefreundet. Das machte es Flora leichter in die Rolle der Hausherrin zu schlüpfen. Auch hatte Lysandra dezent, aber eindringlich die beiden Sklavinnen, welche für die musikalische Untermalung der Hochzeitsnacht zuständig waren, darauf hingewiesen, dass sie gefälligst den Mund zu halten hatten. Das was zwischen dem Tiberius und seiner Braut im Ehegemach statt fand ging nur diese Beiden etwas an, und nicht die neugierige Sklavenschar.
    Das war Floras größte Sorge gewesen. Da sie einen funktionierenden Haushalt übernahm, brauchte sie keine Veränderungen einführen. Sie machte sich mit den Gegebenheiten vertraut und passte sich dann dem Rhythmus im Grunde an. Wobei Lysandra und Veleda dafür sorgten, dass man auch ihre Vorlieben kannte.


    Nicht zu früh und auch nicht zu spät erschien Flora zu der Cena im engsten Familienkreis. Zu ihrer Überraschung war Septima da. Das hob doch glatt ihre Stimmung. Die letzten Tage war sie nach Möglichkeit vor allem ihrem Gemahl ganz bewusst aus dem Weg gegangen. Wie gut das sie sich erst einmal in die Rolle der Hausherrin einfinden musste, da war es ganz einfach irgendeine fadenscheinige Ausrede zu finden. „Septima, schön dich zu sehen“, begrüßte sie die Freundin und angeheiratete Verwandte mit einem ehrlichen Lächeln. Irgendwie fehlten noch die übrigen Mitglieder des Hauses.

  • Durus musste sich noch etwas daran gewöhnen, dass Septima wieder in Rom lebte, aber eigentlich freute es ihn - je mehr Familiaren um ihn waren, desto glücklicher war er. Außerdem hatte seine Nichte einen Erstling geboren, der Durus' Cognomen führte - welch eine Ehre! Man konnte ihr durchaus noch ansehen, dass sie vor kurzer Zeit ein Kind geboren hatte, aber sie war bereits wieder auf dem Weg zu ihrer perfekten Figur, die sie seit jeher hatte (zumindest solange sich Durus erinnern konnte).


    "Septima, wie schön, dass du kommen konntest!"


    begrüßte er sie, als auch schon seine Gattin erschien - sie hatte alles wunderbar organisiert! Fehlte nur noch sein Sohn...

  • Und da kam er auch schon, oder besser gesagt endlich, der Sohn des Hauses und stellte erfreut fest, dass an der heutigen Cena auch eine wohlbekannte und -geschätzte aber in letzter Zeit leider viel zu selten angetroffene Verwandte teilnehmen würde.


    "Septima, wie schön, dass du uns mit deiner Anwesenheit beehrst." sagte Ahala aufrichtig strahlend, bevor er brav seinen Senior und dessen Gattin begrüßte. "Salvete, Vater.....Aurelia." Er hoffte aufrichtig, dass Durus nicht von ihm erwartete seine Stiefmutter mit "Mutter" anzusprechen, schließlich war Aurelia Flora noch einige Jahre jünger als er selbst und ihre unbestreitbar vorhandene Austrahlung war nicht unbedingt mütterlich zu nennen.


    "Entschuldigt bitte mein Zuspätkommen, ich hoffe, ihr habt nicht allzu lange auf mich warten müssen."

  • Die herzlichen Begrüssungen ihrer Familienmitglieder nahm Septima mit einem strahlenden Lächeln entgegen und lies es sich nehmen, jeden einzelnen zu umarmen. Durus erhielt eine respektvolle und kurze Umarmung, war er seit seinem Unfall in Misenum doch noch gebrechlicher geworden. Flora bekam eine freundschaftlich, warme Umarmung, die der Freundin zeigen sollte, dass sie nicht alleine war.
    „Ich freue mich auch sehr, hier sein zu können.“ erwiderte Septima aufrichtig erfreut. 'Nicht auszudenken, wie ich das so lange in Mantua aushalten konnte.' „Ich habe mich schon den ganzen Tag auf diese Cena gefreut. Endlich mal wieder nur die Familie.“ Dabei ging ihr Blick von Manius zu Flora und sie nickte der jungen Frau ihres Onkels ganz leicht zu. Ja, auch Flora gehörte nun doppelt zu ihrer Familie. Zum einen als Verwandte von Ursus, den Septima geheiratet hatte und somit zu einem Teil der Familia Aurelia angehörte und zum zweiten weil Flora Durus geheiratet und die Bande zwischen den beiden Gens noch mehr gefestigt hatte.
    Noch ehe sie sich alle wieder auf ihren Klinen niederlassen konnten, betrat Ahala das Triclinium. „Na sieh mal einer an, wenn das nicht mein lieber Cousin ist. Frisch dem Balneum entstiegen, nehme ich an.“ neckte sie den gut aussehenden Adoptivsohn ihres Onkels und zog Ahala ebenfalls in eine kurze, denn noch intensive Umarmung. Anschließend nahm sie wieder auf der Kline Platz.


    „Ich hoffe ihr habt euch gut von den Hochzeitsfeierlichkeiten erholt, Durus und Flora?“ begann Septima ein möglichst unverfängliches Gesprächsthema, ohne zu wissen, dass sie damit einen wunden Punkt treffen konnte. Bisher hatten die beiden Frauen keine Gelegenheit gehabt, miteinander zu sprechen.

  • Anscheinend hatte sie den richtigen Zeitpunkt gewählt um zu der geplanten Cena im engsten Kreis der Familie dazu zu kommen. Nachdem sie Septima herzlich begrüßt hatte, tauchte auch Ahala auf. So ganz hatte Flora noch nicht heraus bekommen, womit der Tiberius seinen Tag herum brachte. Bisher hatte er kein weiteres Amt inne und die Frage was er den ganzen lieben langen Tag machte drängte sich ihr ein wenig auf. Auch weil sie sich ab und an ein wenig langweilte und gern einmal eine andere Gesellschaft hätte, als die der Sklaven. „Du bist nicht zu spät“, versicherte sie Ahala. Flora war ganz froh, dass er sie nicht mit Mutter ansprach. Sie mochte vielleicht nun den Rang seiner Stiefmutter innehaben. Doch es war befremdlich, war er doch einige Jahre jünger und bräuchte sicherlich von ihr auch keinen mütterlichen Rat. Sie hätte ohnehin nicht gewusst, wie.
    Flora fühlte sich in dieser Runde sehr wohl, Septima hatte ihr deutlich gemacht, dass sie willkommen war und man sich freute, dass sie nun Teil der Familie war.


    „Die Hochzeit war wundervoll. Aber ich bin doch ein wenig froh, dass die ganze Aufregung nun vorbei ist“, Septima verstand sicherlich was sie meinte. Die ganze Aufregung um die eigene Person war durchaus nervenaufreibend. Besonders wenn einem die Mutter ständig in den Ohren lag. Von der desaströsen Hochzeitsnacht würde sie Septima irgendwann unter vier Augen erzählen. Vielleicht wusste sie Rat oder wenigstens spendete sie ein wenig Trost.

  • Flora wirkte tatsächlich schon wie die perfekte Hausherrin. Ihr Auftreten bei der Cena war absolut tadellos und sie lächelte fast in einem fort, so dass Septima den Eindruck gewann, dass die Hochzeit die junge Frau durchaus glücklich machte. Doch der äußere Eindruck konnte leicht täuschen und Septima war selbst eine Meisterin im verstellen, weshalb sie versuchte, einen Blick hinter die Fassade ihrer Freundin zu werfen, ohne direkt nach ihrem Befinden im Beisam der Männer zu fragen.
    „Oh ja, die Hochzeit war wirklich schön, wenn ich mit Erschrecken feststellen musste, wie anstrengend ein solcher Tag als Gastgeber sein kann. Doch das wirst du gewiss auch eines Tages heraus finden, liebe Flora, wenn du dein erstes Fest in der Villa Tiberia auszurichten hast, oder Onkel?“ Es hatte Septima wirklich viel Freude bereitet, die Hochzeit in ihrem Haus auszurichten, nur war der Tag im nu verflogen und die Sklaven hatten all die schönen Dekorationen am nächsten Tag wieder verschwinden lassen.


    Um während des Essens ein anderes Thema behandeln zu können, erkundigte sich Septima bei ihrem Cousin nach dessen politischen Ambitionen. „Wie läuft es bei dir mit dem Cursos honorum? Wie ich hörte, hast du während meines Aufenthaltes in Mantua das Amt des Decemviri litibus iucandis inne gehabt.“ Welche Erbschaftsfälle dabei alle auf Ahalas Tisch gelandet waren, wusste Septima nicht. In Mantua waren die Nachrichten über Verstorbene gerne etwas später eingetroffen und sehr zu ihrem eigenen Missfallen, hatte Septima den Tod von Floras Zwillingsschwester völlig vergessen.

  • Tatsächlich war der Tag der Hochzeit überaus anstrengend gewesen, wie Durus sich noch gut erinnerte - so anstrengend, dass die Hochzeitsnacht auch nicht geklappt hatte. Die Sache war ihm in Anwesenheit seiner versammelten Verwandtschaft überaus peinlich, aber er war sicher, dass auch Flora keinen Anlass hatte, dieses kleine Geheimnis mit Septima und den anderen zu teilen.


    Da auch die andere Frage nur sehr indirekt an ihn ging - Ahala war im Augenblick wohl eher derjenige, dem eine blühende Karriere bevorstand - kostete er unterdessen vom ersten Gang, den die Sklaven nun auftrugen.

  • "Nun, ich würde doch niemals ungebadet vor meiner Lieblingscousine erscheinen, werte Septima, und du wirst mir sicher zustimmen, dass es nach einem langen anstrengenden Tag kaum etwas entspannenderes gibt als ein Aufenthalt im Balneum, oder nicht?" entgegnete Ahala gutgelaunt, während er Septimas Umarmung erwiderte und ihr dabei kurz zuzwinkerte. Immerhin hatten sie schon einmal gemeinsam eine Weile im Bad verbracht, nachdem Septima ihren Cousin bei einer nicht allzu intellektuellen Betätigung auf dem väterlichen Schreibtisch ertappt hatte. Sie hatte Durus und auch keinem anderen Mitglied der Familie gegenüber jemals ein Wort über diesen kleinen Fehltritt verloren, und das rechnete Ahala seiner Cousine hoch an. Nach der doch recht innigen Begrüßung machte er es sich auf der Kline bequem und ließ sich von einem der Sklaven einen Kelch mit verdünntem Wein reichen, bevor er eine bedeutungsschwere Miene aufsetzte, schließlich lag ja auch der werte Herr Papa mit am Tisch. "Ja, ich war mit den Erbschaftsfällen der letzten Monate betraut und hoffe, dass ich alle zur allgemeinen Zufriedenheit erledigt habe. Darüber wie es weitergeht, bin ich mir noch ein wenig unschlüssig. Entweder setze ich meine Studien fort, bis ich zur Quästur antrete, oder aber ich schiebe ein Tribunat dazwischen. Dein Mann hat mir angeboten, nach Mantua zu kommen, musst du wissen." Ahala richtete sich ein Stück auf und wandte sich in Richtung seines Vaters. "Was meinst du, Vater? Denkst du, ich sollte lieber erstmal in Rom bleiben und weitere Kontakte knüpfen?"

  • Dem alten Tiberier gefiel es, wie sein Adoptivsohn sich machte - er schien Gefallen an der Verwaltung der Res Publica gefunden zu haben und seine Mimik wirkte auch schon weitaus magistratischer als vor ein paar Jahren. Dass er darüber hinaus Kontakte zu einflussreichen Senatoren - wie etwa Septimas Gatten - pflegte, begeisterte Durus darüber hinaus ebenso.


    "Ich könnte mir vorstellen, dass ein Tribunat nicht ungünstig wäre. Falls du eines Tages eine Legionslegatur übernehmen willst, ist so etwas gern gesehen - und eine solche bereitet außerdem auf die anspruchsvolleren Statthalterschaften vor."


    Militärischer Ruhm - den Durus nie hatte erringen können - stand bei dem Alten noch immer hoch im Kurs und die Vorstellung, dass Ahala beim Militär seine jugendliche Leichtigkeit und scheinbar gelehrte Verplantheit zugunsten eines schlichteren Pragmatismus ablegte, schien durchaus vielversprechend.

  • Lieblingscousine, so,so… Ahala bekam einen bedeutungsvollen Blick von seiner Cousine. Einem gemeinsamen Bad mit ihm wäre sie auch nicht abgeneigt. Doch dies war eine Cena im Familienkreis und Septima versuchte ihre Gedanken wieder in eine züchtigere Richtung zu lenken. Da kamen ihr Aulus politischen Ambitionen gerade recht. „Aha, jetzt, wo ich endlich wieder in Rom leben werde, jetzt bequemst du dich dazu in Erwägung zu ziehen, dass du ein Tribunat in Mantua übernehmen würdest? Ahala, ich bin schwer enttäuscht. Das hättest du dir wahrlich früher überlegen können.“ tat Septime beleidigt, meinte es aber nicht wirklich so. Es war ihrer Stimme deutlich anzuhören, dass sie die Enttäuschte nur spielte. „Selbstverständlich werde ich meinen Mann regelmäßig in Mantua besuchen, vorzugsweise im Sommer, wenn es in Rom eh kaum auszuhalten ist, und würde es begrüssen, wenn du dann ebenfalls bei der Legio I wärest, lieber Cousin. Vielleicht würdet ihr mich begleiten, Durus?“ Wenn ihr Onkel so viel von einem Tribunat seines Sohnes hielt, dann würde er Ahala gewiss gerne bei der Ausübung seiner Tätigkeit besuchen, oder nicht? Und für Flora wäre es eine nette Abwechslung. Sollte sich Durus allerdings nicht wohl fühlen, bei dem Gedanken, eine Tage lange Reise auf sich zu nehmen, würde sie ihm Flora auf jeden Fall abschwatzen, denn ihre Freundin sollte ruhig ein wenig Spaß haben.


    Während die Vorspeisen gereicht wurden, nahm sich die Tiberia von allem ein wenig, schließlich kannte sie die gute Küche in diesem Hause und wollte sich noch Anregungen für ihren eigenen Hausstand holen, und beugte sich dabei zu Flora. „Wenn Manius es dir erlaubt, dass du ein Fest, oder eine Cena ausrichten darfst, dann kannst du mich jeder Zeit um Hilfe bitten. Ich stehe dir gerne mit Rat und Tat zur Seite…“ sprach sie leise mit ihrer ‚Stieftante’ und fügte ein noch leiseres „… bei allem." hinzu. Ein aufmunternder Blick folgte, der so viel hieß wie: ‚Wenn wir mal alleine sind, dann können wir auch gerne über andere Dinge sprechen.’ Gewiss würde sich eine Gelegenheit finden, bei der sich die beiden Frauen alleine treffen konnten. Manius war noch nie sonderlich an Frauengesprächen interessiert gewesen.

  • Stillschweigend waren sie und ihr Gemahl übereingekommen, dass sie über die desaströse Hochzeitsnacht nicht sprechen würden. Sie würde Septima oder aber Prisca vielleicht um Rat bitten, aber mit jemand anderem würde sie ganz bestimmt nicht darüber reden. Am liebsten würde sie diese Nacht vergessen. Wie gut dass das Gespräch weg von ihrer Hochzeit, hin zu den politischen Ambitionen Ahalas ging. Als Decemviri litibus iucandis ihr hatte er sich gut geschlagen. Jedenfalls hatte sie es so empfunden. Der Tod Narcissas hatte sie ja in sein Büro gebracht. Nicht gerade ein Anlass zur Freude, aber es hatte ihr eine Möglichkeit gegeben ihn ein wenig näher kennen zu lernen. Der Vorschlag Septimas fand bei ihr sofort Anklang. „Wie geht es Titus und eurem Sohn?“ fragte sie direkt, wenn das Thema schon einmal in diese Richtung ging. Sie sollte wohl Ursus schreiben. Er würde sich ganz bestimmt über eine Neuigkeiten aus Rom freuen.


    Die Gelegenheit ein Fest auszurichten würde sich ganz bestimmt ergeben. Früher oder später. „Mit deiner Hilfe dürfte es ein leichtes sein, irgendwann ein Fest auszurichten“, nahm sie dankbar die Hilfe Septimas an. Auf die leise Andeutung hin, nickte sie verstehend.

  • Legionslegatur? Statthalterschaft? Ahala gönnte sich auf diesen väterlichen Einwurf erst einmal einen ordentlichen Schluck Wein und direkt einen zweiten hinterher. Zwar hatte er sich seit seiner Ankunft in Rom vor einigen Jahren nach und nach von der reizvollen Vorstellung, sich bis zum Exitus irgendwie durchs Leben zu schlunzen, nach und nach verabschiedet, dennoch überraschte ihn immer wieder aufs neue, in welchen Dimensionen sich die väterlichen Ambitionen für seine Person bewegten. Als er sicher sein konnte, dass seine Gesichtszüge sich wieder in halbwegs geordneten Bahnen bewegten, nahm Ahala den Weinkelch wieder hinunter und nickte seinem Vater zu. "Gut, dann werde ich Ursus so bald wie möglich anschreiben. Ein wenig wird es wohl noch dauern, schließlich muss ich erst noch das Examen Primum an der Militärakademie ablegen. Du siehst also..." bei diesen Worten wandte er sich mit einem Grinsen wieder Septima zu"....es bleibt in jedem Fall noch ein wenig Zeit für familiäres Beisammensein, zumindest wenn du dich in Zukunft mal wieder häufiger hier sehen lässt. Aurelia hätte sicher auch nichts dagegen, nicht wahr?" Götter, war das eine Mühsal ,die Gattin seines Vaters in der passenden Weise und nicht allzu plump vertraulich anzusprechen, konnte der denn nicht endlich mal eine Frau heiraten, die genauso offensichtlich alt und ehrwürdig war wie er selbst? Dann wäre er, Ahala, wenigstens nicht ständig in Versuchung sie einfach mit ihrem Cognomen anzusprechen. Ob es seinem Vater wohl zu vertraulich erscheinen würde, wenn er es einfach doch tat?

  • „Und wie viel Zeit wirst du für das Examen Primun benötigen?“ erkundigte sich Septima bei Ahala, damit sie schon mal im Geiste ihre Planungen für die nächsten Wochen durchgehen konnte. Eine Reise nach Mantua wollte wohl überlegt sein, schließlich durfte sie keinen ihrer in Rom ansässigen Liebhaber vernachlässigen.


    Damit schien der politische Teil von Ahala's Karriere geklärt zu sein. Zeit für die wichtigen Dinge im Leben, ihren Sohn Titus Aurelius Durus! Mit einem warmen, weichen Lächeln - welches immer ihre Lippen umspielte, so bald sie an Titus minor dachte - wand sich Septima ihrer Freundin zu. „Titus minor geht es sehr gut. Er ist ein recht ruhiges Kind, schläft viel und wenn er mal nicht schläft, dann hat er Hunger.“ Ein kurzes Lachen, dann sprach sie weiter. „Du wirst es nicht glauben, Flora, aber ich habe das Gefühl, dass der Junge von Tag zu Tag schwerer wird. Ich kann euch morgen gerne noch einmal besuchen kommen und bringe ihn dann mit. Was hälst du davon?“ Die Frage war mehr an Flora, als an die Männer gerichtet, denn für die war der Erstgeborene von Septima gewiss nicht so interessant, wie für die Frauen. Und an sich war es auch sehr ungewöhnlich, dass Septima so an ihrem Kind hing und ihn nicht einfach nur in die treusorgenden Arme einer Amme gab. Der kurze Aufenthalt in ihrer Villa Rustica, direkt nach der Geburt von Titus minor, hatte die Bindung zwischen Mutter und Kind gefördert, so dass Septima ihren Sohn abgöttisch liebte.


    Der nächste Gang brachte erlesene Leckereien auf den Tisch und Septima langte gut, aber nicht übermässig zu. Sie wollte schließlich ihre wiedergewonnene gute Figur erhalten. „Was gibt es denn sonst Neues zu berichten?“ fragte Septima neugierig nach. „Durch Titus minor komme ich kaum aus der Villa, geschweige denn, zur Curia Iulia, um die neusten, politischen Geschehnisse mitzubekommen.“ Ein gekonnter Augenaufschlag in Richtung ihres Onkels. Auch wenn Durus nicht gerne mit 'Frauen' über Politik sprach, war es für Septima immer wieder einen Versuch wert, an Informationen zu kommen.

  • Die Aussicht, den kleinen Träger seines Namens kennenzulernen, war auch Durus sympathisch. Zwar würde er wohl nicht allzu viel Zeit für ihn haben, aber zumindest einen Blick auf ihn zu werfen war allemal möglich - außerdem waren Kinder die Zukunft und vielleicht würde Ahala ja eines Tages den Sohn seiner Nichte in das politische Rom einführen...


    Apropos - wie der alte Tiberier wusste, war Septima ja durchaus am politischen Geschehen der Stadt interessiert - vor allem, wenn es aus erster Hand kam.


    "Oh, im Senat gibt es diverse Debatten. Der Consul des letzten Jahres war aber leider ein Schwachkopf, sodass er zwar Finanzberichte der Acta und der Schola Atheniensis einholte, aber leider nur ein paar magere Zahlen präsentierte, aus denen man praktisch keine Informationen gewinnen konnte. Außer vielleicht eine - die beiden Institutionen haben jede Menge Geld. Wusstet ihr, dass die Staatskasse zu den beiden nicht einmal etwas hinzuschießen muss?"


    Zumindest Durus hatten diese Informationen durchaus überrascht...

  • Es war kaum zu überhören, wie Stolz Septima auf ihren Sohn war. „Ich würde mich freuen, wenn du morgen mit dem kleinen Titus vorbei kommst“, nahm sie das Angebot direkt an. Dann würde sich bestimmt auch die Gelegenheit ergeben, über ein paar andere Dinge zu reden. Gänzlich ungestört von den Männern.
    Flora war verblüfft wie geschickt Septima Durus um den Finger wickelte. Es würde wohl noch eine ganze Weile dauern, bis sie ihren Ehemann ebenso geschickt lenken würde. Sie würde einmal Septima danach fragen, wie sie das anstellte. Vielleicht gab es da einen Trick in den die Tiberia sie einweihen würde.


    „Wenn die Staatskasse sich nicht an der Schola Atheniensis und an der Acta beteiligt, woher beziehen sie dann ihre Einkünfte? Etwa allein durch die Spenden? Die beiden Institutionen haben dann wohl ganz besonders großzügige Gönner. Aber dadurch gewinnt man doch keinen Einfluss auf diese Institutionen, oder?“

  • "Das denke ich ebenfalls."


    bestätigte Durus und wunderte sich, dass seine neue Frau so viel politischen Verstand besaß - er war selbst nicht auf diese Idee gekommen. Andererseits war diese Möglichkeit wenig attraktiv...


    "Allerdings sollte dies im Falle der Schola Atheniensis nicht von Bedeutung sein. Und die Acta finanzieren sich scheinbar vor allem über Anzeigen, weniger über Spenden - wenn ich mich recht erinnere..."


    Er würde aber nachforschen, denn dass irgendwer Kontrolle über die Staatszeitung gewann (zusätzlich zu Salinator, der das Organ ja bereits knebelte), war dies wirklich eine ungünstige Konstellation - solange dieser jemand nicht Tiberius hieß...

  • „Dann werde ich dich sehr gerne noch einmal besuchen kommen.“ erwiderte Septima auf die freundliche Einladung von Flora und lächelte ihrer 'Tante' freundschaftlich zu.


    Ihr Onkel war so freundlich, sie über den neuesten politischen Klatsch und Tratsch zu unterrichten und Septima hörte interessiert zu. Floras Anmerkung zu den vollen Kassen der Schola Atheniensis und der Acta Diurna war eine sehr gutes Argument. „Also ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass ein grosszügiger Spender ein gewisses Mitspracherecht sowohl bei der Schola als auch bei der Acta haben kann. Wer bitte schön ist denn nicht bestechlich?“ fragte Septima trocken zurück. Korruption begegnete man überall, da waren die Schola und Acta gewiss keine Ausnahme. Ob sie wirklich noch so viel auf das Geschriebene der Staatszeitung geben konnte? Und was war mit Ursus, er schrieb doch auch hin und wieder Berichte für die Acta und spendete Geld. Sie musste ihren Ehemann unbedingt auf diese Thema hin ansprechen. „Ich werde in meinem nächsten Brief an Ursus nach fragen, was er über die Verwaltung der Acta Diurna weiß, immerhin schreibt er für die Acta.“

  • "Ach, tut er? Das war mir gar nicht bewusst! Es wäre wirklich gut, wenn du fragen könntest."


    bemerkte Durus und nahm einen Bissen Essen. Dass Ursus bei den Acta mitarbeitete, war tatsächlich eine Neuigkeit für den Tiberier - allerdings eine Gute. Denn gerade bei seiner Verschwörung war ein gewogenen Nachrichtenorgan sicherlich sinnvoll...


    "Da kann er sicherlich einen qualifizierteren Kommentar abgeben."

  • "Nun, ich werde mich bemuehen, das Examen so schnell wie moeglich zu bestehen, schliesslich will ich Vater hier ja nicht unnoetig lange untaetig auf der Tasche liegen." antwortete Ahala nicht ganz wahrheitsgemaess aber dafuer wohlklingend auf die Frage seiner Cousine, daemmerte bei den nun folgenden Themen: Kinder, Acta Diurna und Schola Athiensis jedoch unweigerlich ein wenig weg, spontan haette er kaum sagen koennen, welches davon ihn am allerwenigsten interessierte. Sich diesen Luxus leisten zu koennen, davon war Ahala ueberzeugt, schliesslich hatte er sich ein ganzes Jahr lang mit den hoechst langweiligen Hinterlassenschaften von irgendwelchen Verblichenen beschaeftigen muessen!


    "Vielleicht koennen wir ja schon heute abend ueberlegen, welcher Termin sich fuer ein solches Fest eignen wuerde." machte er dann nach einer Weile den Versuch, das allgemeine Gespraechsthema wieder fuer ihn interessantere und vielversprechendere Bereiche zu lenken.

  • Oftmals machte es ein wenig den Anschein Flora sei ein oberflächliches und eitles Geschöpf. So als würde sie sich nur für Kosmetika, neue Kleider, irgendwelche Festivitäten und andere seichte Themen beschäftigen. Das hinter dem hübschen Äußeren sich doch auch ein kluger Kopf versteckte, schien wohl kaum jemand zu vermuten. Sie gab sich ja auch alle Mühe nicht aus ihrer Rolle zu fallen. Schließlich erwartete man ja eigentlich nicht vor ihr sich mit solchen komplizierten Dingen wie Politik zu beschäftigen. Jedenfalls hatte sie mit ihrem klugen Einwand ihren Gatten doch ein kleines bisschen überrascht. Zumal sie auch etwas zum Thema hatte bei steuern können.


    „Hast du einen bestimmen Termin im Sinn?“ fragte sie Ahala, der das Thema wechselte. Sie fühlte sich direkt als Hausherrin angesprochen, zumal sie ja mit Septima eben jenes gerade erläutert hatte.

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