Centurienbarracke | Centuria I, Cohors V

  • "Es soll Menschen geben, denen sich die Götter auf solche Weise mitteilien", sagte er in respektvollem Ton. Solche Menschen waren sehr selten und Valerian war bisher noch keinem solchen begegnet. "Es ist eine ehrenvolle Sache, den Göttern zu dienen. Er wird Deiner Familie sicher keine Schande machen. Dann hat er sich also noch nicht auf einen bestimmten Gott festgelegt? Sicher wird er bald wissen, in welchem Tempel er am richtigen Platz ist. Komisch. Ich habe nie an die Möglichkeit des Tempeldienstes gedacht. Als es mit der Verwaltung nichts war, bin ich gleich zur Legion gegangen. Mir kam der Gedanke nicht mal." Er grinste und zuckte mit den Schultern. "Vielleicht war das ja auch ein Wink der Götter."


    Er nahm sich noch einen Becher Wasser und trank erstmal einen Schluck. "Dein Vetter hat sich den besten Ort der Welt ausgesucht für seine Ausbildung: Rom. Nicht nur daß es hier praktisch für jeden römischen Gott einen Tempel gibt, hier werden auch viele ausländische Kulte gepflegt. Nirgends kann man mehr über Religion lernen als hier, wo alles zusammen kommt. Möchte er nach der Ausbildung nach Germanien zurück? Oder hat er sich da noch nicht festgelegt?"

  • Ob er zurück will, weiß ich nicht, aber ich nehme es mal stark an. Aber wer kann schon sagen, welchen Weg die Götter uns bereiten. Das einzige worüber ich mir sicher bin, ist, dass Mars und Teiwaz schützend in Borbetomagus über uns gewacht haben.


    Die Gedanken an die furchtbare Schlacht ließen Quintus einfach nicht los...

  • "Ich weiß nicht, wer Teiwatz ist, doch ich bin sicher, Mars war mit uns." Er verstummte und blickte eine Weile ins Leere. Merkwürdigerweise kam ihm als erstes die allesdurchdringendes Kälte in den Sinn. Erst danach kamen die anderen Bilder. Er schüttelte sich. "Mars hat hier in Rom einen großartigen Tempel." Vielleicht sollte er auch ihm mal wieder ein Opfer darbringen. Doch sein Geldbeutel war leer. Er hatte immerhin gerade erst der Minerva geopfert und sparte für den Fall, daß sie seine Bitte erfüllte. Denn für diesen Fall hatte er ihr ein großes Opfer versprochen.


    "Was opfert ihr euren Göttern? Und wie? Ich muß zugeben, daß ich eigentlich überhaupt nichts über germanische Götter weiß. Nur von der Wilden Jagd in den Raunächten habe ich mal erzählen hören." Genau gesagt hatten die älteren Jungen in der Straße ihm damit Angst einzujagen versucht. Und tatsächlich hatte er in den folgenden Nächten nach den Saturnalien furchtsam in den Sturm hineingehorcht. Da aber nichts geschehen war, hatte er das ganze als Ammenmärchen abgetan. Zudem waren die Stürme in Rom ja auch in keinster Weise mit einem germanischen Wintersturm zu vergleichen. Als er einen solchen zum ersten mal erlebte, hatte er sich an die Geschichte erinnert. Und gar nicht mehr für unmöglich gehalten.

  • Teiwaz ist der germanische Gott des Kampfes und Krieges, manche nennen ihn auch Tehwar oder Tyr, das hängt ganz davon ab, welchem Stamm man angehört.


    Quintus ließ sich auf seinem Bett zurückfallen.


    Ich denke, ich sollte ohnehin allen Tempeln einen Besuch abstatten und mir bei Gelegenheit einmal die Stadt anschauen. Das wird sich ohnehin über Monate ziehen. Nicht, weil wir so wenig Freizeit haben, sondern weil es hier so derart viel zu sehen gibt. Was seid ihr Römer auch so baufreudig?


    Er lachte kurz.


    Wir opfern unseren Göttern im Wesentlichen dasselbe, was ihr den römischen Göttern opfert. Manchmal weihen wir vor einer Schlacht die Feinde, die wir töten werden, den Göttern als Opfer. Und es gibt Stämme, die tatsächlich Menschenopfer durchführen, wobei die Ubier und meines Wissen auch die Ampsivarier nicht dazu gehören. Ich habe übrigens noch einen Beutel mit verschiedenen Opfergaben, die ich den Göttern als Dank für die Reise nach Rom darbringen wollte. Wir können gerne teilen.


    Als Valerian dann von der Wilden Jagd sprach, musste Quintus schmunzeln.


    Davon erzählen sie bei uns den Kindern ständig, um sie sittsam und gefügig zu halten. Die meisten haben aber mehr Angst davor, dass einer der Winterwölfe Fenrir sein könnte, der sich losgerissen hat und nun gekommen ist, um die Welt und die Götter zu verschlingen.

  • "Also entspricht er wohl in etwa Mars, nicht wahr? Ich frage mich, ob nicht tatsächlich die gleichen Götter gemeint sind, nur mit unterschiedlichen Namen. Aber das wäre ja eigentlich ungünstig. Denn für welche Seite sollten sie sich dann im Zweifelsfall entscheiden?" Nein, das war eindeutig kein Thema für einen gemütlichen Abend! "Entschuldige, manchmal denke und rede ich zuviel." Er grinste ein wenig verlegen.


    "In sehr alten Zeiten haben auch unsere Vorfahren Menschenopfer gebracht. Aber ich muß wirklich sagen, daß ich froh bin, daß so etwas heutzutage nicht mehr üblich ist. Nur sich selbst kann man opfern. So mancher Feldherr verspricht sich einem Gott, um zu siegen. Überlebt er trotzdem, ist er praktisch nicht existent für die Umwelt. Für alle anderen ist er tot. - Kennt ihr sowas auch?" Man sollte immer gut aufpassen, was man einem Gott versprach.


    "Ja, wir Römer sind bauwütig, da hast Du recht. Aber wenn Du durch die Stadt gehst, wirst Du nicht nur Prachtbauten sehen. Es gibt schon echt schmutzige und stinkende Elendsviertel. Bei einer Stadt dieser Größe ist sowas wohl nicht zu vermeiden. Doch es gibt Bauten, die sind so prachtvoll, daß es kaum von Menschenhand erschaffen sein kann. Und doch haben die Baumeister es vollbracht. Natürlich zum Ruhm des edlen Spenders, der sich damit unsterblich macht." Er war schon gespannt auf Eburnus' Gesicht, wenn er auf das Forum Romanum kam und all die prachtvollen Bauten rundherum zu sehen bekam. Hoffentlich konnte er dabei sein, wenn der Duccier all das zum ersten mal zu Gesicht bekam.


    "So, die Wilde Jagd ist also doch nur eine Schreckensgeschichte für die Kinder? Und was ist mit diesem Fenrir? Ist das auch eine Schreckensgeschichte für Kinder oder gehört er für euch zu den Göttern?"

  • Wenn ich ganz ehrlich sein soll, ist das mit den unterschiedlichen Namen für dieselben Götter ein Verdacht, den ich schon lange hege. Natürlich würde da jeder Priester widersprechen, aber die vielen Parallelen zwischen einzelnen Göttern, wie etwa bei Teiwaz und Mars, bei Wodan und Iupiter oder bei Frigg und Iuno, sind derart groß, dass sich einem der Gedanke förmlich aufdrängt.


    Quintus schmunzelte.


    Aber man will die Götter ja auch nicht verärgern, oder? Daher opfere ich immer allen Göttern. Auf diese Weise kann sich keiner von ihnen zurückgesetzt fühlen, und sollte es sich doch so verhalten, wie ich es vermute, erhalten die Götter gleich zwei Opfer.


    Prunkvolle Bauten waren für den Germanen nicht neu, auch wenn sich die Colonia Agrippina wohl kaum mit der Urbs Aeterna messen konnte.


    Ich kenne durchaus prachtvolle römische Bauten. Allein die öffentliche Schule, die ich als Kind in der Colonia Agrippina besuchte, war ein Palast.


    Wie sollte er wissen, dass es hier in Rom Privathäuser gab, in welche jene Schule zweimal hineinpasste.
    Schließlich bot sich doch noch einmal die Möglichkeit, ein wenig germanisches Brauchtum an den Römer zu bringen...


    Fenrir ist ein gewaltiger Winterwolf, der von den Göttern gefangen und festgekettet wurde. Er kämpft beständig gegen die Ketten an, und wenn er sich dereinst losreißen wird, wird er die Götter und die Welt verschlingen und damit das Ende aller Dinge einläuten.

  • Valerian seufzte und nickte. "Ja, wer kann schon sagen, wie es sich wirklich verhält mit den Göttern? Deine Vorgehensweise klingt jedenfalls ziemlich klug, das muß ich wirklich sagen. Allerdings hätte man viel zu tun, wenn man wirklich allen Göttern opfern wollte. Naja, es genügt vermutlich, sich auf die wichtigsten zu beschränken. Und verärgern sollte man sie auf keinen Fall, da hast Du recht." Vielleicht sollte er sich auch wieder mehr um die Götter bemühen. Naja, er arbeitete ja daran. Das Opfer für Minerva war da kein schlechter Anfang.


    "Colonia Agrippina habe ich nicht kennengelernt. Gibt es da solch prachtvolle Bauten wie hier in Rom? In Mogontiacum jedenfalls gab es nichts, was auch nur annähernd herangekommen wäre, obwohl es dort ja auch durchaus einige Gebäude gibt, die sehenswert sind. Schade, ich hatte gehofft, Dich mit den römischen Bauwerken ein wenig beeindrucken zu können." Er grinste breit. Ja, er war stolz auf seine Heimatstadt, auch wenn er zu ihrer Pracht wohl das wenigste beigetragen hatte.


    "Aber der Circus Maximus wird Dich ganz sicher beeindrucken! Allein die Wagenrennen! Ich sage Dir, das ist ein Anblick, den man so schnell nicht vergißt!" Er kannte keinen Römer, der vom Wagenrennenfieber nicht erfaßt war.

  • Die Colonia ist schon eine recht große Stadt, aber natürlich klein im Vergleich zu Rom. Ich bin schon gespannt auf die wirklich großen Bauten wie etwa den Circus oder das Forum... Und natürlich auf den Palast des Imperators. Stimmt es, dass dort alles aus Marmor und Gold ist?


    Quintus hatte unglaubliche Geschichten über den Kaiserpalast gehört. Er glaubte nicht einmal die Hälfte davon, aber man konnte ja nie wissen...

  • Valerian nickte ernst. "Manchmal hat man das Gefühl, die scheißen da sogar Gold und Marmor. Nein, ernsthaft, es ist einfach nur prachtvoll. Nicht nur der Bau selbst mit all seinen herrlichen Verzierungen. Auch die Statuen, Malereien, die Stoffe und Teppiche, die kunstvollen Möbel, sogar die Kerzenständer und Kohlebecken sind die reinsten Kunstwerke. Schade eigentlich, daß man sich sogar an solch einen Anblick gewöhnt. Mit der Zeit ist das alles einfach nichts besonderes mehr. Aber ein Labyrinth ist die Palastanlage. Es braucht seine Zeit, bis man sich dort wirklich auskennt. Man kann Stunden darin herumirren, ohne den Ausgang zu finden. Na, Du wirst das ja bald sehen." Er konnte sich schon denken, daß Eburnus es für Übertreibungen hielt. Doch es war tatsächlich die Wahrheit. "Weißt Du, Rom hat seine häßlichen Seiten. Vor allem ist in einigen Gegenden der Gestank schier unerträglich. Doch der Palast... Wie gesagt: Du wirst es ja sehen." Valerian lachte, er würde sich wohl selbst nicht glauben, wenn er noch nie so etwas gesehen hätte.

  • Quintus nickte. Er war schon gespannt auf den Palast und auf Rom an sich und auf den Dienst, den er hier leisten musste.
    Ihm fiel da aber noch etwas anderes ein, als er kurz daran denken musste, wie weit er jetzt von seiner Familie weg war.


    Sag mal, ist deine Schwester auch mit nach Rom gekommen? Oder ist sie allein in Mogontiacum zurückgeblieben? Oder habt ihr noch andere Verwandte dort in Germanien?

  • "Mein Aufbruch aus Mogontiacum war sehr überstürzt. Der Praetorianer, der uns ausgesucht hat, verlor nicht die geringste Zeit. Und so blieb mir keine Gelegenheit, mich von ihr richtig zu verabschieden oder gar ihre Reise hierher zu organisieren. Sie ist noch in Mogontiacum, erwähnte aber in ihrem letzten Brief, daß sie überlegt, zurück nach Rom zu kommen." Daß Valentina nun so allein in dieser rauen Provinz hockte, gefiel ihm überhaupt nicht. "Sie hat schon sehr lange nicht mehr geschrieben, ich mache mir inzwischen richtig Sorgen. Allerdings hätte mich Drusus längst informiert, wenn etwas geschehen wäre. Ich bat ihn, ein Auge auf sie zu haben und darauf kann ich mich auch verlassen. Er ist ein sehr guter Freund. Iulius Drusus. Er war zum Optio befördert worden, kurz bevor ich nach Rom zurückkehrte. - Hast Du noch Geschwister?"

  • Das klingt ja recht überstürzt. Uns wurde wenigstens genügend Zeit gelassen, um unsere Angelegenheiten zu regeln, und da Mogontiacum ja auf dem Weg lag und der Praetorianer, der uns abholte, noch etwas zu erledigen hatte, konnte ich noch in der Casa Duccia vorbeigehen und ein paar Briefe hinterlassen sowie meinen Cousin aufsammeln.


    Quintus musste breit grinsen, wenn er daran dachte, wie Phelan durch die Casa gerannt war, ganz so wie ein aufgescheuchtes und verschrecktes Huhn.


    Ich habe noch einen Bruder und zwei Schwestern, allesamt jünger als ich. Mein Bruder Witjon, sein römischer Name ist Numerius Duccius Marsus, ist Scriba in der Regia in Mogontiacum. Ich glaube, er kennt deine Schwester auch und ist sogar mit ihr befreundet. Er hat auch etwas von einer gewissen Flava erzählt, die bei Valentina wohnt. Ist sie auch mit dir verwandt?
    Meine Schwestern Albit und Uthi jedenfalls leben bei meiner Mutter auf dem Hof unserer Familie. Also dem in Brogilus, nicht die Casa in Mogontiacum.

  • Duccius Marsus? Valerian blickte nachdenklich drein. Nein, von dem wußte er nichts, da mußte er doch glatt Valentina bei nächster Gelegenheit nach fragen. Eigentlich hatte doch Duccius Lando das eine oder andere Auge auf Valentina geworfen. Auch wenn daraus anscheinend nichts geworden war. Und auch Drusus war anscheinend nicht ganz uninteressiert. Es war wirklich nicht gut, daß sie allein dort war. So umschwärmt von all den Männern ohne den Schutz ihres Bruders.


    "Flava. Ja, sie ist eine entfernte Cousine von mir. Leider hat sie Mogontiacum wieder verlassen und ist wieder zu unserer alten Tante aufs Land gezogen. Das schlimme ist, daß ich für beide verantwortlich bin und die Entfernung für meinen Geschmack einfach zu weit ist. Flava weiß ich ja an einem sicheren Ort. Aber Valentina? Sie ist allein mit ihrem Sklaven und schon mit dem war ich nicht einverstanden. Ausgerechnet ein Parther! Auch wenn er einen ganz zuverlässigen und ordentlichen Eindruck macht. Sie ist immerhin eine hübsche junge Frau und ihm im Grunde hilflos ausgeliefert, wenn er es darauf anlegt." Das waren seine großen Sorgen und er wußte selbst nicht so genau, warum er Eburnus sein Herz ausschüttete. Vielleicht mußte er es einfach mal loswerden. "Wenn Du auch zwei Schwestern hast, dann verstehst Du sicher, daß ich mich sorge. Das schlimmste ist ihr entsetzlicher Dickkopf. Je mehr ich sie dränge, nach Rom zu kommen, umso weniger wird sie es tun. Doch wenn ich zuwenig dränge, dann schmollt sie, weil sie meint, ich wollte sie nicht hier haben." Frauen, ein ewiges Mysterium. Man konnte es ihnen niemals recht machen.

  • Das klingt ganz wie Uthi. Sie ist unser Wirbelwind. Kaum sechzehn Winter alt und verdreht allem den Kopf, was zumindest den ersten Bartflaum trägt. Ich bin nur froh, dass meine Mutter sie unter Kontrolle halten kann, denn eigentlich fehlt der Mann im Haus. Albit ist zwar verheiratet, aber ihr Mann ist recht verschlossen. Er kümmert sich zwar auch um Mutter und Uthi, aber mit seinen Gedanken ist er normalerweise immer in der Schmiede. Er ist sehr gut in seinem Handwerk und arbeitet an etwas, das die Möglichkeiten der Ala revolutionieren könnte... Naja, vielleicht wird er ja doch noch ein Familienmensch, wenn sich erst einmal Nachwuchs einstellt.


    Quintus überlegte einen kurzen Moment.


    Wenn du dem Sklaven deiner Schwester nicht traust und dein Freund Drusus nicht ständig nach Valentina schauen kann, dann bitte sie doch vielleicht, ebenfalls zu eurer Tante aufs Land zu ziehen. Den Sklaven kann sie ja mitnehmen, aber dann wären die beiden nicht mehr allein. Und du würdest dir nicht so viele Gedanken machen müssen.

  • Valerian lächelte. "Ja, das erinnert mich sehr an Valentina. Obwohl sie durchaus verantwortungsbewußt ist, solange man nicht ihren Sturkopf herausfordert. Deine Idee ist gut, doch das Problem ist, sie ihr zu verkaufen. Zumal sie sich mit der Tante nicht so schrecklich gut versteht. Die alte Dame kann recht anstrengend werden. Mir wäre es ja auch eigentlich am liebsten, sie würde nach Rom ziehen. Ich habe sogar schon eine erstklassige Wohnung für sie gefunden, da unser Haus ja so heruntergekommen ist. In der Villa Sergia. Dort hätte sie auch gleich Gesellschaft und vor allem eine sichere Umgebung. Ich schrieb es ihr... Aber sie hat noch nicht zurückgeschrieben. Ich hoffe immer noch, sie entscheidet sich für Rom. Zwingen kann ich sie ohnehin zu nichts." Genau das war ja das Problem. Das sie so verflixt eigensinnig war.


    "Ich glaube, unsere Schwestern würden sich gut verstehen", grinste er schließlich.

  • Quintus lachte.


    Ja, oder sich gegenseitig die Augen auskratzen.


    Er konnte seinen neuen Kameraden durchaus verstehen. Sowohl Uthi als auch Albit waren von diesem Schlag: Legionäre in Frauengestalt! Verbissene Kämpferinnen für ihre Ansichten und Ideale, ganz egal wie töricht diese auch sein mochten. Wehe dem, der es wagte, sich ihnen in den Weg zu stellen oder auch nur ihre Entscheidungen anzuzweifeln...


    Dein Haus kann aber doch nicht in derart schlechtem Zustand sein, dass es absolut unbewohnbar ist. Es lässt sich doch sicherlich auch nach und nach, im Zweifel sogar Zimmer für Zimmer, renovieren, oder nicht?

  • Valerian stimmte in das Lachen mit ein. "Ja, das kann natürlich genauso gut sein. Vor allem, wenn sie sich allzu ähnlich sein sollten. Das soll gerade bei Frauen ja das schlimmste sein. Valentina ist eigentlich total lieb und herzensgut, aber sie kann zur Furie werden, wenn sie glaubt, man wolle ihr etwas aufzwingen, dessen Zweck sie nicht einsieht." Man konnte seinem Tonfall schon anhören, daß er seine Schwester sehr liebte.


    "Nein, das Haus ist natürlich nicht völlig verfallen und gewiß auch nicht unbewohnbar. Es steht einfach schon lange leer und ist daher heruntergekommen. Sicher könnte man es Zimmer für Zimmer renovieren, wie das Geld es gerade hergibt. Doch was dann? Sollte sie dort allein mit ihrem Sklaven leben? Dann müßten die beiden auch noch das ganze Haus sauberhalten. Was wäre das denn für ein Leben? Nein, solange es nicht mehr Familienmitglieder nach Rom verschlägt, macht das keinen Sinn. Unsere Familie ist wahrhaftig klein geworden. Wir hatten eine Menge Todesfälle in den letzten Jahren. Ich beneide Dich um Deinen großen Familienclan, Eburnus." Duccier schien es wie Sand am Meer zu geben, zumindest hatte Valerian in Mogontiacum den Eindruck.

  • Spräche denn etwas dagegen, einzelne Räume zu vermieten? Ich weiß ja nicht, wie dein Haus aussieht, aber ich kenne es aus der Colonia Agrippina, dass Civis Teile ihrer Stadtvillen in Wohnungen umgewandelt haben und vermieten. Einige bieten auch Zimmer im Vorderhaus als Geschäftsräume für Händler und Krämer an. Auf diese Weise wäre deine Schwester nicht alleine im Haus und hätte auch noch ein regelmäßiges Einkommen, das dann wieder ins Haus zurückfließen könnte. Für die Casa Duccia hier in Rom stelle ich mir ganz Ähnliches vor.


    Als Valerian dann vom großen Clan der Duccier sprach, musste Quintus erneut lachen.


    Oh ja, der Stammbaum ist schon beeindruckend. Du wirst ihn vielleicht auf der Feier gesehen haben, er hängt in der Eingangshalle. Und es scheinen immer neue Duccier ihren Weg nach Mogontiacum zu finden. Aber genau da ist auch das Geheimnis der vielen Mitglieder meiner Gens verborgen. Mogontiacum ist der Stammsitz der Familie, und wenn ein Verwandter seine Zugehörigkeit geltend machen will, muss er genau dort hin. Die Duccier sind erst seit kurzer Zeit Bürger des Reiches und viele der Verwandten leben noch in Germania Magna, wo sie sich seit einem Angriff der Chauken auf den ursprünglichen Stamm meiner Familie, die Amsivarier, bei dem der Stamm fast völlig ausgelöscht wurde, durchschlagen. Die Duccier sind eine Familie aus jenem Stamm. Man muss aber vielleicht dazu sagen, dass eine germanische Familie auch die Bediensteten und die Unfreien mit einschließt. Man könnte sagen, dass die römische Familia und das Klinetelwesen in der germanischen Familie zusammenfließen. Daher scheinen wir Duccier so zahlreich zu sein.


    Der Miles grinste. Es war natürlich, wie alles im Leben, wesentlich komplizierter, aber der Römer würde mittels dieser Vereinfachung zumindest eine grundlegende Vorstellung davon bekommen, wie sich ein germanischer "Clan" zusammensetzte...

  • "Vermieten? Du meinst, eine Art Pension eröffnen?" Valerian war versucht, sofort abzuwehren und nein auszurufen, doch er wollte dem Gedanken wenigstens eine Chance geben. "Wenn wenigstens ein Mann dabei wäre. Also, mal abgesehen von dem Sklaven. Ich weiß eben nicht, inwieweit Bashir zuverlässig ist. Bisher ist Valentina von seiner Treue absolut überzeugt. Doch ich... ich frage mich einfach, wie ein ehemaliger parthischer Soldat ein zuverlässiger Sklave sein kann. Ich glaube kaum, daß ich ein zuverlässiger Sklave wäre." Vermutlich war das das große Problem, daß er selbst an Bashirs Stelle ganz anders wäre.


    Doch dann erzählte Eburnus von seiner Familie und seinem Stamm. "Du meinst, Dein Stamm ist vernichtet worden? Das... das tut mir wirklich leid. Und das alles... das erklärt natürlich die Größe eurer Gens. Die Chauken... wo habe ich den Namen dieses Stammes nur schon mal gehört? Von den Amsi...Ampsi..variern? Entschuldige, das Wort ist nicht ganz einfach. Also von ihnen habe ich noch nie gehört."

  • Quintus konnte die Bedenken Valerians durchaus verstehen. Wer wusste schon, wie andere Menschen wirklich waren?
    Als das Gespräch dann weiter lief, musste er erkennen, dass es notwendig war, bei seinen Verwandtschaftsverhältnissen noch ein wenig weiter auszuholen...


    Nein nein, da hast du etwas falsch verstanden. Ich bin Ubier, zumindest zur einen Hälfte. Mein Vater war Ubier, meine Mutter Amsivarierin. Sie entstammt der Familie, die als Gens Duccia bekannt ist. Wenn man nach dem Bürgerrecht meines Vaters ginge, wäre ich eigentlich ein Flavianer. Nach meines Vaters Tod haben wir uns aber unter den Schutz der Familie meiner Mutter gestellt und wurden so zu Ducciern.
    Es war also der Stamm meiner Mutter, die Amsivarier, welcher von den Chauken überfallen und fast völlig ausgelöscht wurde.

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