• Auch Valerian sah die Münzen die Besitzer wechseln. "Verflixt. Wir haben vergessen, unseren Anteil vorher klarzumachen." Er lachte trotzdem. "Wir sollten auf diesen Kampf wirklich mal einen Becher zusammen leeren. Vielleicht wenn Du mir das Haus Deiner Leute zeigst? Und ich Dir unseres?" Er klopfte sich den Staub von der Uniform. "Für heute ist es ja wohl genug, meinst Du nicht? Es wird noch eine harte Arbeit, diesen ganzen Dreck wieder loszuwerden."

  • Quintus schaute an sich herab. Valerian hatte mehr als nur Recht, beide sahen ziemlich wüst aus...


    Oje, wie sollen wir das bloß wieder sauber kriegen? Also in Confluentes wär das nicht passiert, Decurio Tubero hatte uns den Arsaz aufgerissen... Wer fegt denn hier eigentlich?


    Der Germane schüttelte den Kopf, grinste dann aber und nickte. Sie würden auf jeden Fall den einen oder anderen Becher auf das Duell heben...

  • Valerian lachte. "Lehmboden fegen? Hier in Rom ist immer Staub. Wer hier fegen muß, hat eine Vollzeitarbeit, die niemals endet. Sei froh, daß hier nicht gepflastert ist, sonst würden wir uns wohl täglich irgendwelche Knochen brechen." Immerhin ging es beim Training hier niemals zimperlich ab. "Kannst Dich ja freiwillig melden zum fegen", grinste er frech und duckte sich gleich, da er eine handfeste Erwiderung auf seinen Scherz erwartete.

  • Nee, du, lass mal. Wachdienst ist mir aufregend genug.


    Quintus zwinkerte mit dem rechten Auge, während er weiterhin lachte. Er selbst konnte es nicht sehen, aber seine Narbe zuckte auf und ab und leicht nach links, ganz so als hätte sie ein Eigenleben...

  • Valerian lachte. Ja, da wurde das Fegen ganz schnell uninteressant, wie nicht anders erwartet. "Man, Deine Narbe macht aber auch ganz schön Mätzchen. Da zwinkerst Du glatt nicht nur mit dem Auge. Das solltest Du mal bei Frauen versuchen. Ich wette, die fliegen da total drauf." Narben machten Männer bei Frauen ja ohnehin schon interessant. Aber so etwas... "Wo hast Du sie her?", fragte er dann, nun wieder ernster geworden. Hoffentlich war es keine Erinnerung an Borbetomagus.

  • Und doch war es genau so...


    Borbetomagus... sagte Quintus bedeutungsschwanger.


    Wir waren auf der Suche nach Decurio Decius, als wir einen Teil der Banditen bei einem Steinaltar im Wald stellten. Es war ein fürchterliches Gemetzel, bei dem wir mehrere Reiter und unseren Duplicarius verloren. Die Narbe stammt von einem geworfenen Dolch. Ich habe es meinem Pferd zu verdanken, dass es nur eine Narbe ist. Wäre Fuhon nicht gestiegen, hätte mich die Klinge getötet.


    Wie ein dunkler Schleier legte sich die Erinnerung an die Tage in Borbetomagus über die Gedanken des Ducciers. Sein Gesicht hatte jeden Ausdruck verloren und wirkte starr wie die Parademaske eines Vexillarius...

  • Ohnein. Schon wieder mal ins Schwarze getroffen. Auch über Valerians Miene zog ein Schatten, als das Wort fiel. "Entschuldige. Mein Mund ist oft schneller als mein Verstand." Er legte dem Kameraden die Hand auf die Schulter. "Tut mir wirklich leid." Die Ala hatte weitaus mehr Männer verloren als die Legio. Aber darüber hatten sie ja schon mal gesprochen und Valerian wollte nicht alles wieder aufwühlen.

  • Valerian drückte die Schulter des Kameraden leicht und ließ dann wieder los. "Ja, schauen wir nach vorn. Guck, die anderen gehen auch schon zurück zur Baracke. Für heute haben wir echt genug trainiert. Wollen wir es morgen mal mit zwei Schwertern oder Schwert und Dolch probieren? Ich würde mich da nicht als Experten bezeichnen, aber ich habe es bei der Legio II ein paar mal mit einem der älteren Soldaten trainiert. Normal gehörte es nicht zum Training dazu." Normal ging man ja auch davon aus, daß ein Soldat Schwert und Schild besaß. Nur jetzt bei den Praetorianern war genau das gar nicht so oft der Fall.

  • Quintus nickte.


    Ja, gehen wir zurück.


    Als er Valerians Vorschlag hörte, nickte er erneut und grinste breit.


    Ja, lass uns doch mal mit zwei Schwertern üben. Das wird bestimmt interessant...


    Er konnte nur hoffen, dass sich der Quintilier nicht mehr daran erinnerte, wie Quintus mit Gladius und Spatha bewaffnet hier in der Castra angekommen war...

  • Doch, Valerian erinnerte sich an die beiden Waffen. Wobei er ja wußte, daß die eine davon ein Erbstück von Eburnus' Vater war. Noch mehr aber erinnerte er sich an die Frage, ob wohl ein zusätzliches Schwert oder ein zusätzlicher Dolch erlaubt waren. Und das wußte Valerian schon so zu deuten, daß auch Eburnus gelernt hatte, mit zwei Klingen zu kämpfen. Ihn zu unterschätzen, diesen Fehler würde er gewiß nicht begehen. Zumal nicht nach dem heutigen Kampf, der Valerians Selbstbewußtsein, was seine Kampfesfertigkeit mit dem Gladius anging, doch ganz ordentlich erschüttert hatte. Er würde noch härter trainieren müssen, denn so konnte er das keinesfalls auf sich sitzenlassen.


    "Dann also morgen nach dem Dienst im Palast." Da war sowieso immer Training angesagt, wobei es ihnen meistens überlassen blieb, wie und was sie trainierten. "Wenn nicht einer der Offiziere mal wieder etwas bestimmtes vorhat."

  • Decius stand auf dem Exerzierplatz und wartete, das seine Mannen herbeigehastet kamen. Heute hatte er sich etwas abwechslung vom üblichen Nahkmapftraining ausgedacht. Und so wartete er darauf, dass sein Optio mit den Männern im Schlepptau bei ihm auftauchten.

  • Der Centurio stand schon auf dem Exerzierplatz. Na, der mußte ja früh aus dem Bett gefallen sein! Und er sah so unverschämt wach aus! Die Männer nahmen Aufstellung in der gewohnten Formation. Was hatte der Centurio wohl vor? Es mußte etwas besonderes sein, sonst hätte er sie wohl kaum so früh auf den Exerzierplatz gerufen. Noch dazu in voller Montur. Gespannt wartete Valerian darauf, daß die Katze aus dem Sack gelassen wurde.

  • Eigentlich war es ja noch viel zu früh für derlei Hektik - sie waren hier schließlich nicht auf dem Schlachtfeld... Oder standen die Parther oder sonstwer vor den Toren Roms?
    Wenigstens war Quintus wach, hatte er doch bereits Fuhon versorgt und eine Stunde lang bewegt. Nun denn, es hieß stramm stehen und abwarten, was der Centurio loswerden wollte...

  • Und der Optio kam tatsächlich, begleitet wurde er von den Meh roder weniger wacha ussehenden Milites seiner Centurie. Decius schuate sich die Gesichter an, alles andere als zufrieden mit deren Verfassung.


    "Da sind wir also allesamt wie ich sehe. Ist es gestern etwa wieder spät geworden?" fragte er barsch und schritt die angetretene Reihe ab.


    "Gut, damit ihr zunächst einmal richtig wach werdet und die Krafreserven mobilisiert die ihr im Anschluss brauchen werdet dürft ihr nun eine... nein, doch besser zwei Runden laufen. Ab mit euch!"

  • Da war er wieder, der liebevolle, väterliche Ton, mit dem der Centurio ihnen zeigte, wie gern er sie hatte. Valerian seufzte innerlich, bemühte sich aber um eine unbewegte Miene. Laufen... laufen war gar nicht so schlecht, dabei konnte man wunderbar die Gedanken schweifen lassen. Außerdem hatte der Centurio gar nicht mal so unrecht: Es brachte einen in Schwung. Und zwei Runden waren jetzt auch nicht so schrecklich viel, daß man gleich stöhnen müßte. Natürlich war Valerian klar, daß dies nur der Anfang war und noch ein dickes Ende hinterherkommen würde. Nein, laufen war für den Anfang wirklich nicht schlecht. Störend war dabei nur die volle Montur. Doch im Ernstfall mußten sie ja schließlich auch damit leben.


    Zusammen mit den anderen setzte er sich in Bewegung. Nein, es war ganz und gar kein gemütliches Dahintrotten, sie waren Praetorianer, so etwas gab es hier nicht. Aber zwei Runden schreckten trotzdem niemanden. Sie liefen weit mehr im täglichen Training.

  • Nachdem die Männer ihr Pensum absolviert hatten, rief Decius sie wieder zusammen. In der Zwischenzeit hatte er ein paar Milites befohlen einige Bündel mit Übungspila herbeizuschaffen, die nun am Rand des Campus lagen.


    "So, nun sollten wir alle hellwach und bereit für eine neue Herausforderung sein. Jeder von eich nimmt sich nun zwei Pila, dann wird dort vor den Übungspfählen Aufstellung genommen, in 10 Schritt Entfernung. An jedem der 10 Pfähle möchte ich eine ungefähr gleichlange Schlange sehen. Los Los!"

  • Das Pilum! Valerian seufzte innerlich. Nein, er war nicht schlecht mit dem Pilum, nicht mehr. Am Anfang seines Soldatenlebens war er sehr schlecht gewesen im Umgang mit dieser Waffe. Ständiges beharrliches Training hatte ihm das nötige Geschick verliehen. Doch noch immer war das Gladius seine beste Waffe und das Pilum die schlechteste. Und gerade zwischen seinen Kameraden hier bei den Praetorianern, die ja alle herausragende Soldaten waren, fand er sich leistungsmäßig gerade so eben im Mittelfeld wieder, wenn es um das Pilum ging.


    Nein, heute würde er kaum besonders glänzen können, das war ihm klar. Aber blamieren wollte er sich auch nicht. Er würde versuchen, das bestmögliche rauszuholen. Fest entschlossen nahm er zwei Pila und stellte sich in der geforderten Entfernung vor einem der Pfähle auf.

  • Nachdem die Soldaten alle wie gefordert vor den Pfählen Aufstellung bezogen hatten, fuhr Decius fort.


    "Zunächst werden wir das Werfen aus dem Stand üben."


    Er sah dass einige Milites ihre Scuta abgestellt hatten und anscheinend ohne dieses Gegengewicht trainieren wollten.


    "Hee, die Schilde SOFORT aufnehmen! Wir werfen natürlich mit Schilden, wo kämen wir denn sonst hin?"


    Während er wild mit der Vitis in der Luft herumfuchtelte und den Soldaten drohte, kamen die seiner Aufforderung hastig nach, denn solange ihr Hauptmann nur mit der Vitis die Luft malträtierte war die Möglichkeit um einen schmerzhaften Schlag herumzukommen recht groß.


    "Also... scuta sursum... tollite pila...mittite!"

  • Na, der Centurio hatte seine Vitis ja heute locker in der Hand. Da galt es doppelt aufpassen. Noch hatte nur die Luft den gefürchteten Stock zu spüren bekommen. Und Valerian hatte wahrhaftig keine Lust, ihn abzubekommen. Also konzentrierte er sich ganz auf die Waffe in seiner Hand. Er hob das Scutum an, balancierte das Pilum noch kurz ordentlich aus, visierte das Ziel an, dann holte er zum Wurf aus und wartete auf den Befehl zum Wurf. Der dann auch kam.


    Komm schon, Du hast das tausendmal geübt. Es muß Dir doch in Fleisch und Blut übergegangen sein. Reiß Dich zusammen!, beschwor er sich selbst. Und warf. Es war ein guter Wurf. Valerian wußte es, als er das Pilum losließ. Jetzt kam es nur noch darauf an, richtig gezielt zu haben. Gespannt folgte er dem Flug der Waffe. Es war wirklich ein guter Wurf. Kraftvoll und in der richtigen Höhe. Doch leider streifte das Pilum den Pfahl nur. Verflixt noch eins! So ein guter Wurf! Und dann nicht ordentlich getroffen!

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!